[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entlüften von Druckgiessformen nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Ventilvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 6.
[0002] Um beim Druckgiessen Lufteinschlüsse im fertigen Gussteil zuverlässig verhindern
zu können, muss die Druckgiessform bzw. der Formhohlraum der Druckgiessform während
dem Druckgiessvorgang entlüftet werden. Dabei muss nicht nur die in den Hohlräumen
der Druckgiessmaschine und der Druckgiessform vorhandene Luft entweichen können, sondern
es muss darüber hinaus auch sichergestellt werden, dass die aus der flüssigen Giessmasse
austretenden Gase ebenfalls entweichen können.
[0003] Eine Problematik beim Entlüften von Druckgiessformen besteht darin, dass das Entlüftungsventil
so spät wie möglich geschlossen werden soll, damit der Formhohlraum möglichst bis
zu seinem vollständigen Füllen entlüftet wird, dass aber andererseits verhindert werden
soll, dass flüssiges Giessmaterial in das Entlüftungsventil eindringt. Um dieser Problematik
Rechnung zu tragen, sind Ventilvorrichtungen bekannt, deren Entlüftungsventil mit
einem Kraftaufnehmer in Wirkverbindung steht, der von dem vom Formhohlraum in den
Entlüftungskanal vordringenden Giessmaterial betätigt wird. Mit solchen Ventilvorrichtungen
lassen sich sehr schnelle und zuverlässige Ventilvorrichtungen realisieren. Um am
Kraftaufnehmer den für den Schliessvorgang notwendigen Staudruck aufbauen zu können,
weist der Entlüftungskanal Richtungs- und Querschnittsänderungen auf. Zudem muss der
Entlüftungskanal zwischen dem Kraftaufnehmer und dem eigentlichen Ventilkörper des
Entlüftungsventils eine gewisse Mindestdistanz aufweisen und abgewinkelt ausgeführt
sein, damit das Entlüftungsventil geschlossen wird, bevor das flüssige Giessmaterial
das Entlüftungsventil erreicht. Durch eine abgewinkelte Ausführung des Entlüftungskanals
zwischen dem Kraftaufnehmer und dem Entlüftungsventil wird zudem verhindert, dass
die dem eigentlichen Giesstrom vorauseilenden Spritzer der Giessmasse in das Entlüftungsventil
eindringen und dieses zusetzen. Um die Effizienz derartiger Entlüftungsventile zu
steigern, ist am Entlüftungsventil üblicherweise eine Vakuumpumpe angeschlossen.
[0004] Aus der EP 0 612 573 ist eine gattungsgemässe Ventileinrichtung zum Entlüften von
Druckgiessformen bekannt, welche mit einem Entlüftungskanal, einem im Entlüftungskanal
angeordneten Entlüftungsventil und einer Betätigungsvorrichtung zum Schliessen des
Entlüftungsventils versehen ist. Die Betätigungsvorrichtung weist einen Kraftaufnehmer
auf, welcher durch das aus dem Formhohlraum in den Entlüftungskanal vordringende Giessmaterial
beaufschlagbar ist und mit dem beweglichen Verschlussteil des Entlüftungsventils in
mechanischer Wirkverbindung steht. Dabei ist der Kraftaufnehmer als Stossorgan ausgebildet,
dessen Arbeitshub auf einen Bruchteil des vom beweglichen Verschlussteils des Entlüftungsventils
zurückzulegenden Schliessweges begrenzt ist. Im weiteren ist der Verschlussteil des
Entlüftungsventils über den Arbeitshub des Kraftaufnehmers hinaus im Freilauf bewegbar,
und die Betätigungsvorrichtung weist ein Kraftübertragungsorgan für die Übertragung
des Stossimpulses vom Kraftaufnehmer auf den beweglichen Verschlussteil des Entlüftungsventils
auf.
[0005] Obwohl derartige Entlüftungsventile in der Praxis sehr zuverlässig funktionieren,
wäre es insbesondere bei Formhohlräumen mit einem grossen Volumen wünschenswert, wenn
die Entlüftungsleistung gesteigert werden könnte. Die maximale Entlüftungsleistung
wird insbesondere durch die Richtungs- und Querschnittsänderungen im Entlüftungskanal
begrenzt, da durch diese der Strömungswiderstand für die aus dem Formhohlraum entweichenden
Gase erheblich erhöht wird.
[0006] Um der geschilderten Problematik zu begegnen, wäre es nun naheliegend, den Querschnitt
des vorhandenen Entlüftungsventils und des Entlüftungskanals zu vergrössern. Allerdings
hat sich bei diesbezüglichen Versuchen gezeigt, dass eine Vergrösserung des Ventilquerschnitts
zusammen mit dem Entlüftungskanal nicht den gewünschten Erfolg mit sich bringt, da
der Strömungswiderstand durch die verwinkelte Gestaltung des Entlüftungskanals einer
effizienten Entlüftung nach wie vor im Wege steht. Eine Vergrösserung des Entlüftungsventils
bringt zudem mit sich, dass sich die Masse der zu bewegenden Teile vergrössert, wodurch
automatisch die aufzubringenden Schliesskräfte steigen und/oder sich die Schliesszeit
des Entlüftungsventils in unerwünschter Weise erhöht. Ausserdem bewirkt eine Vergrösserung
des Ventilquerschnitts und des Entlüftungskanals, dass sich die Abmessungen der Ventilvorrichtung
erhöhen, was ebenfalls nicht erwünscht ist.
[0007] Es ist daher die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Entlüften von Druckgiessformen
vorzuschlagen, mit welchem sich bei zuverlässiger Funktionsweise höhere Entlüftungsleistungen
erzielen lassen.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angeführten Verfahrensschritte
gelöst.
[0009] Mit dem vorgeschlagenen Verfahren lässt sich die Entlüftungsleistung erheblich steigern,
da durch ein zweites Entlüftungsventil, welches vor dem vollständigen Füllen des Formhohlraums
geschlossen wird, einerseits der mittlere Querschnitt der für die Entlüftungsleistung
massgebenden Kanäle zumindest verdoppelt werden kann und zudem der zum zweiten Entlüftungsventil
führende Entlüftungskanalabschnitt in Bezug auf den Strömungswiderstand optimiert
werden kann.
[0010] In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel wird vorgeschlagen, als Kriterium zum Schliessen
des zweiten Entlüftungsventils die seit dem Beginn des Füllvorgangs verstrichene Zeit,
die Position des Giesskolbens, den vom Giesskolben zurückgelegten Weg, den Füllstand
der Druckkammer oder den Füllstand des Formhohlraums heranzuziehen. Dadurch kann sichergestellt
werden, dass das zweite Entlüftungsventil geschlossen ist, wenn das Giessmaterial
bis zu diesem vorgedrungen ist.
[0011] Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Ventilvorrichtung zu schaffen,
mit welcher sich das erfindungsgemässe Verfahren vorteilhaft durchführen lässt.
[0012] Diese Aufgabe wird durch eine Ventilvorrichtung gelöst, welche die im Kennzeichen
des Anspruchs 6 aufgeführten Merkmale aufweist.
[0013] Bevorzugte Weiterbildungen der Ventilvorrichtung sind in den abhängigen Ansprüchen
7 bis 14 umschrieben.
[0014] Nachfolgend wird das erfindungsgemässe Verfahren sowie ein Ausführungsbeispiel einer
Ventilvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens anhand von Zeichnungen näher erläutert.
In diesen Zeichnungen zeigt:
Fig. 1 eine schematisch dargestellte Druckgiessmaschine mit einer Druckgiessform und
einer daran angeordneten Ventilvorrichtung im Ausgangszustand;
Fig. 2 die Druckgiessmaschine gemäss Fig. 1 in einer ersten Phase;
Fig. 3 die Druckgiessmaschine gemäss Fig. 1 in einer zweiten Phase;
Fig. 4 die Druckgiessmaschine gemäss Fig. 1 in einer dritten Phase;
Fig. 5 die Druckgiessmaschine gemäss Fig. 1 in einer vierten Phase;
Fig. 6 die detailliert dargestellte Ventilvorrichtung in einer Draufsicht;
Fig. 7 einen ersten Querschnitt durch die detailliert dargestellte Ventilvorrichtung
entlang der Linie A-A in Fig. 6;
Fig. 8 einen zweiten Querschnitt durch die detailliert dargestellte Ventilvorrichtung
entlang der Linie B-B in Fig. 6, und
Fig. 9 die in einer Druckgiessform eingebaute Ventilvorrichtung in einem Querschnitt
gemäss der Fig. 7.
[0015] Anhand der Fig. 1 wird der prinzipielle Aufbau und die prinzipielle Funktionsweise
einer sich in der Ausgangsstellung befindlichen Druckgiessmaschine sowie der erfindungsgemässen
Ventilvorrichtung näher erläutert, wobei nur auf die im Zusammenhang mit der Erfindung
wesentlichen Merkmale und Verfahrensschritte eingegangen wird.
[0016] Als wesentliche Bestandteile der Druckgiessmaschine sind im vorliegenden Beispiel
eine Druckkammer 1 und ein darin angeordneter, hydraulisch betätigter Giesskolben
2 eingezeichnet. Zum Einfüllen des flüssigen Giessmaterials ist die Druckkammer 1
mit einer Einfüllöffnung 4 versehen. Am auslasseitigen Ende der Druckkammer 1 ist
eine Druckgiessform 5 angeordnet, welche aus zwei Formhälften 5a, 5b besteht. Von
der Druckkammer 1 führt ein Verbindungskanal 6 in den Formhohlraum 8 der Druckgiessform
5. Auf der Oberseite der Druckgiessform 5 ist die Ventilvorrichtung 10 angeordnet,
welche über einen Entlüftungskanal 9 mit dem Formhohlraum 8 verbunden ist. Die Ventilvorrichtung
10 weist zwei Entlüftungsventile 11, 12 auf, welche über zwei Verbindungsleitungen
14, 15 mit einer Vakuumpumpe 18 verbunden sind. In den beiden Verbindungsleitungen
14, 15 ist je ein Sperrventil A, B angeordnet. Das rechte Entlüftungsventil 11 steht
mit einem aus dieser Darstellung nicht ersichtlichen Kraftaufnehmer in Wirkverbindung,
der von dem vom Formhohlraum 8 in den Entlüftungskanal 9 vordringenden Giessmaterial
betätigt wird. Das linke Entlüftungsventil 12 wird fremdbetätigt, was durch eine unterbrochen
eingezeichnete Leitung 16 angedeutet ist, über welche das Entlüftungsventil 12 mit
einer Steuereinrichtung 19 verbunden ist. Um die Position des Giesskolbens 2 zu erfassen,
ist ein Sensor 17 vorgesehen, der ebenfalls mit der Steuereinrichtung 19 verbunden
ist.
[0017] Die Figuren 2 bis 5 zeigen die Druckgiessmaschine und die Ventilvorrichtung in vier
verschiedenen Phasen.
[0018] In der ersten Phase wird der Druckkammer 1 über die Einfüllöffnung 4 das flüssige
Giessmaterial G zugeführt. Danach wird der Füllvorgang gestartet, indem der Kolben
2 nach rechts in Richtung der Druckgiessform 5 verschoben wird. Nachdem sich der Kolben
2 vor die Einfüllöffnung 4 (Fig. 3) geschoben hat, wird die Vakuumpumpe 18 in Betrieb
genommen und die beiden Sperrventile A und B geöffnet. Dadurch können die sich in
der Druckkammer 1 und im Formhohlraum 8 befindlichen Gase über die beiden geöffneten
Ventile 11, 12 der Ventilvorrichtung 4 entweichen bzw. abgesaugt werden.
[0019] Aus der Fig. 4 ist die Druckgiessmaschine in einer dritten Phase ersichtlich, in
der sich der Kolben 2 so weit nach rechts verschoben hat, dass der rechts des Kolbens
2 verbleibende Teil der Druckkammer 1 vollständig mit dem Giessmaterial G gefüllt
ist, letzteres jedoch noch nicht bis in den Formhohlraum 8 vorgedrungen ist. In dieser
Phase wird nun das linke Entlüftungsventil 12 geschlossen. Die Schliessung des linken
Ventils 12 erfolgt pneumatisch über die Leitung 16.
[0020] Als Kriterium zum Schliessen des linken Entlüftungsventils 12 wird im vorliegenden
Beispiel die absolute Position des Giesskolbens 2 herangezogen, da aufgrund der Position
des Kolbens 2 der Füllstand der Druckkammer 1 bekannt ist bzw. ermittelt werden kann.
Da das Füllen des Formhohlraums 8 mit dem Giessmaterial G in der Regel innerhalb von
ca. 20 bis 80 Millisekunden vor sich geht, wird das linke Entlüftungsventil 12 geschlossen,
bevor das Giessmaterial G in den Formhohlraum 8 eingetreten ist. Natürlich muss das
linke Entlüftungsventil 12 erst unmittelbar bevor das Giessmaterial G dieses erreicht
geschlossen werden. Dies ist dann der Fall, wenn der Formhohlraum 8 vollständig gefüllt
ist und das Giessmaterial G in den Entlüftungskanal vordringt. In diesem Fall besteht
jedoch die Gefahr, dass die der eigentlichen Giessmasse G vorauseilenden Spritzer
in das linke Entlüftungsventil 12 eindringen und dieses zusetzen. Durch ein frühes
Schliessen des linken Entlüftungsventils 12 wird diesem Umstand Rechnung getragen.
Ein frühes Schliessen des linken Entlüftungsventils 12 hat zudem den Vorteil, dass
prinzipbedingte Schwankungen von bestimmten Betriebsgrössen, beispielsweise dem in
die Druckkammer eingefüllten Volumen des Giessmaterials, unkritisch in Bezug auf eine
zuverlässige Funktionsweise der Ventilvorrichtung sind und ausserdem eine verhältnismässig
einfache Steuerung eingesetzt werden kann. Allerdings kann der genaue Zeitpunkt des
Schliessens des Entlüftungsventils 12 den herrschenden Rahmenbedingungen angepasst
werden.
[0021] Anstelle der absoluten Position des Kolbens 2 kann auch die relative Position des
Kolbens als Kriterium zum Schliessen des Entlüflungsventils 12 herangezogen werden.
Weitere Varianten bestehen darin, dass die seit dem Beginn des Füllvorgangs verstrichene
Zeit, der Füllstand der Druckkammer 1 oder der Füllstand des Formhohlraums 8 herangezogen
werden, wobei diese Aufzählung keinesfalls als abschliessend zu betrachten ist.
[0022] Nachdem das linke Entlüftungsventil 12 geschlossen wurde, kann auch das Sperrventil
A der Vakuumpumpe 18 geschlossen werden. Die sich noch im Formhohlraum 8 befindlichen
Gase können nunmehr über das rechte Entlüftungsventil 11 entweichen bzw. abgesaugt
werden. Das rechte Entlüftungsventil 11 bleibt solange geöffnet, bis das in den Entlüftungskanal
9 vordringende Giessmaterial den aus dieser Darstellung nicht ersichtlichen Kraftaufnehmer
erreicht hat. Durch die kinetische Energie des Giessmaterials wird der Kraftaufnehmer
zusammen mit dem Ventilkörper des rechten Entlüftungsventils 12 verschoben und letzteres
geschlossen, wie nachfolgend noch näher erläutert wird.
[0023] Fig. 6 zeigt eine Draufsicht auf die Ventilvorrichtung 10 in detaillierter Darstellung.
Der in die Ventilvorrichtung 10 führende Entlüftungskanal ist mit dem Bezugszeichen
9 versehen, währenddem der zum ersten Entlüftungsventil 11 führende Kanalabschnitt
mit dem Bezugszeichen 9b und der zum zweiten Entlüftungsventil 12 führende Kanalabschnitt
mit dem Bezugszeichen 9a versehen ist. Der zum zweiten Entlüftungsventil 12 führende
Entlüftungskanalabschnitt 9a ist geradlinig ausgebildet, damit der Strömungswiderstand
für die entweichenden Gase möglichst klein gehalten werden kann. Der zu dem Kraftaufnehmer
20 und dem Ventilkörper 30 des ersten Entlüftungsventils 11 führende Entlüftungskanalabschnitt
9b ist verwinkelt ausgebildet. Die verwinkelte Ausführung des Entlüftungskanalabschnitts
9b dient dazu, die der eigentlichen Giessmasse G vorauseilenden Spritzer abzufangen
und den Fluss des Giessmaterials nach dem Erreichen des Kraftaufnehmers 20 derart
zu verzögern, dass der Ventilkörper 30 rechtzeitig seine Schliesstellung erreicht
hat, bevor das Giessmaterial bis zum Ventilkörper 30 vorgedrungen ist. Der Kraftaufnehmer
20 ist am Ende eines Seitenarms 9c des Kanalabschnitts 9b angeordnet. Zudem ist im
Bereich des Kraftaufnehmers 20 ein Stauraum 9d vorgesehen, in dem der für die Schliessbewegung
des Kraftaufnehmers 20 und der mit ihm in Wirkverbindung stehenden Elementen notwendige
Staudruck aufgebaut werden kann. Im weiteren sind zwei Stössel 38, 39 eingezeichnet,
die zum Spannen eines aus dieser Darstellung nicht ersichtlichen Federpakets vorgesehen
sind.
[0024] Fig. 7 zeigt einen ersten Querschnitt durch die sich in der Ausgangsstellung befindliche
Ventilvorrichtung entlang der Linie A-A in Fig. 6, wobei die beiden Stössel 38, 39
zum besseren Verständnis der Funktionsweise als in einer gemeinsamen Vertikalebene
liegend eingezeichnet sind.
[0025] Nebst dem Kraftaufnehmer 20, dem in einem Ventilkanal 34 aufgenommenen Ventilkörper
30 und den beiden Stösseln 38, 39 sind aus dieser Darstellung ein mittels einer Feder
25 belasteter Arbeitskolben 24, ein Tellerventil 27, eine Mitnehmerscheibe 23, eine
Druckplatte 35 sowie ein Federpaket 36 ersichtlich. Der Ventilkörper 30 weist einen
Bund 32 auf, der mit axialen Aussparungen 33 versehen ist, über welche die Gase aus
dem Entlüftungskanalabschnitt 9b in einen oberhalb des Ventilkörpers 30 angeordneten
Auslasskanal 41 gelangen können, der mit der Vakuumpumpe verbunden ist. Der Kraftaufnehmer
20 weist einen Bund 21 auf, der bei einer rückwärts gerichteten Bewegung kraftschlüssig
an der Mitnehmerscheibe 23 angreift. Die Mitnehmerscheibe 23 greift am oberen Ende
in den Ventilkörper 30 ein, währenddem sie am unteren Ende in den Arbeitskolben 24
eingreift. Auf der Rückseite der Mitnehmerscheibe 35 ist das Federpaket 36 angeordnet,
welches mittels der Druckplatte 35 den Kraftaufnehmer 20 sowie den Ventilkörper 30
und den Arbeitskolben 24 in der hier dargestellten Ausgangsstellung nach vorne drücken.
Über die beiden die Mitnehmerscheibe 23 frei durchsetzenden Stössel 38, 39 wird das
Federpaket 36 beim Einbauen der Ventilvorrichtung 10 zusammengedrückt, so dass der
Kraftaufnehmer 20 durch die kinetische Energie der auftreffenden Giessmasse nach hinten
bewegt werden kann, wie anschliessend noch erläutert wird. Der Schliessweg des Kraftaufnehmers
20 ist auf einen Bruchteil des Schliesswegs des Ventilkörpers 30 und des Arbeitskolbens
24 beschränkt. Dadurch kann die von der Giessmasse auf die beweglichen Teile 20, 23,
24, 30 übertragene kinetische Energie in bestimmten Grenzen gehalten werden. Um den
Ventilkörper 30 von der hier dargestellten Offen- in die Schliesstellung zu bewegen,
muss vom Kraftaufnehmer 20 lediglich einen Stossimpuls übertragen werden. Durch diesen
Stossimpuls wird die Mitnehmerscheibe 23 mitsamt dem Ventilkörper 30 und dem Arbeitskolben
24 im Freilauf bis in ihre Endstellung bewegt. Zur Unterstützung der Schliessbewegung
und/oder um den Arbeitskolben 24, die Mitnehmerscheibe 23 und den Ventilkörper 30
in der Endstellung zu halten, kann der Arbeitskolben 24 über den Kanal 28 pneumatisch
beaufschlagt werden. Sobald der Arbeitskolben 24 vom Tellerventil 27 abgehoben hat,
wird die gesamte Stirnfläche des Arbeitskolbens 24 vom Druckmedium beaufschlagt, wodurch
die Schliessbewegung unterstützt bzw. der Arbeitskolben 24 in seiner Endposition gehalten
wird.
[0026] Die Fig. 8 zeigt einen Querschnitt durch das zweite Entlüftungsventil 12 der Ventilvorrichtung.
Dieses besteht im wesentlichen aus einem Schliesskolben 45, einer Mitnehmerscheibe
48, einer Druckplatte 49, zwei Federn 50, 51 sowie dem in einem Ventilkanal 54 aufgenommenen
Ventilkörper 52. Der bewegliche Schliesskolben 45 ist wiederum mit einem Bund 46 versehen,
der in Stossrichtung kraftschlüssig an der Mitnehmerscheibe 48 angreift. Die Mitnehmerscheibe
48 steht in Wirkverbindung mit dem Ventilkörper 52, indem sie am oberen Ende in den
Ventilkörper 52 eingreift. Über die beiden Federn 50, 51 wird die Mitnehmerscheibe
48 zusammen mit dem Ventilkörper 52 und dem Schliesskolben 45 nach vorne gedrückt.
Um den Ventilkörper 52 von der hier dargestellten Offen- in die Schliesstellung zu
bewegen, wird über einen zum Schliesskolben 45 führenden Kanal 44 ein Druckmedium
zugeführt, welches die Stirnfläche des Schliesskolbens 45 beaufschlagt und diesen
zusammen mit der Mitnehmerscheibe 48 und dem Ventilkörper 52 entgegen der Federkraft
nach hinten gegen einen Endanschlag bewegt. Der in den Ventilkanal 54 eintauchende
Kopf 53 des Ventilkörpers 52 dichtet dabei den Ventilkanal 54 ab.
[0027] Dadurch, dass das zweite Entlüftungsventil 12 fremdbetätigt ist, kann der zum zweiten
Entlüftungsventil 12 führenden Entlüftungskanalabschnitt 9a geradlinig ausgestaltet
werden, was sich in einem sehr geringen Strömungswiderstand niederschlägt. Allerdings
muss sichergestellt werden, dass das zweite Entlüftungsventil 12 geschlossen wird,
bevor das Giessmaterial bis zu diesem vorgedrungen ist.
[0028] Die Fig. 9 zeigt in einem entlang der Linie A-A in Fig. 6 ausgeführten Querschnitt
die in eine aus zwei Hälften 5a, 5b bestehende Druckgiessform eingebaute Ventilvorrichtung
10. Im eingebauten Zustand wird das Federpaket 36 durch die beiden an der einen Hälfte
5b der Druckgiessform 5 anliegenden Stössel 38, 39 zusammengedrückt. Der Ventilkörper
30 befindet sich unter der Einwirkung des Schliessfeder 25 des Arbeitskolbens 24 weiterhin
in der Offenstellung, so dass die Gase aus dem Formhohlraum über den Entlüftungskanal
9 und den Ventilkanal 34 in den Auslasskanal 41 strömen können, wie dies durch Pfeile
57 angedeutet ist. Sobald die Giessmasse den Kraftaufnehmer 20 erreicht hat, wird
dieser unter der Wucht des anströmenden Giessmaterials schlagartig an seinen Endanschlag
bewegt. Der Bund 21 am Kraftaufnehmer 20 überträgt diesen Kraftimpuls auf die Mitnehmerscheibe
23, welche sich unter der Wirkung der ihr durch den Kraftaufnehmer 20 vermittelten
kinetischen Energie vom Kraftaufnehmer 20 abhebt, nachdem dieser sein Endlage erreicht
hat, und zusammen mit dem Ventilkörper 30 und dem Arbeitskolben 24 entgegen der Rückführkraft
der Schliessfeder 25 weiterbewegt wird. Dabei wird das Entlüftungsventil 11 geschlossen,
indem der Kopf 31 des Ventilkörpers 30 in den Ventilkanal 34 eintaucht. Die Schliessbewegung
des Entlüftungsventils 11 wird unterstützt durch den am Arbeitskolben 24 anliegenden
Druck eines Druckmediums, welches nach dem Abheben des Arbeitskolbens 24 vom Steuerventil
27 die gesamte Stirnfläche des Arbeitskolbens 24 beaufschlagt. Allerdings ist zu erwähnen,
dass das Entlüftungsventil 11 im Normalfall auch ohne die Unterstützung des Arbeitskolbens
24 geschlossen werden kann, da die für die Schliessbewegung des Entlüftungsventils
11 notwendige Energie von dem vom Formhohlraum 8 in den Entlüftungskanal 9 vordringenden
flüssigen Giessmaterial G aufgebracht wird.
[0029] Nach dem Aushärten der Giessmasse wird rechte Hälfte der Druckgiessform 5b entfernt.
Dabei wird der Steiger durch die beiden unter der Wirkung des Federpakets 36 stehenden
Stössel 38, 39 ausgeworfen.
[0030] Mit einer derartig ausgestalteten Ventilvorrichtung 10 lässt sich die Entlüftungsleistung
gegenüber herkömmlichen Entlüftungsventilen erheblich steigern, ohne dass die Ventilvorrichtung
wesentlich grösser ausfällt. Durch das zweistufige Entlüftungsverfahren, bei dem das
eine Entlüftungsventil 12 fremdbetätigt geschlossen wird, bevor der Formhohlraum 8
vollständig gefüllt ist und bei dem das andere Entlüftungsventil 11 durch das in den
Formhohlraum 8 vordringende Giessmaterial betätigt wird, kann zudem eine zuverlässige
Funktionsweise sichergestellt werden.
1. Verfahren zum Entlüften von Druckgiessformen (5) von Druckgiessmaschinen, die mit
einem in einer Druckkammer (1) angeordneten Giesskolben (2) zum Einspritzen des flüssigen
Giessmaterials (G) in den Formhohlraum (8) versehen sind, wobei die Druckgiessform
(5) mit zumindest einem aus dem Formhohlraum (8) führenden Entlüftungskanal (9, 9b)
versehen ist, in dem ein Entlüftungsventil (11) angeordnet ist, das mit einem Kraftaufnehmer
(20) in Wirkverbindung steht, welcher von dem vom Formhohlraum (8) in den Entlüftungskanal
(9) vordringenden Giessmaterial (G) beaufschlagt und verschoben wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Formhohlraum (8) und/oder die Druckkammer (1) während des Füllvorgangs
zusätzlich zum ersten Entlüftungsventil (11) über ein zweites Entlüftungsventil (12)
entlüftet wird/werden, wobei das zweite Entlüftungsventil (12) vor dem vollständigen
Füllen des Formhohlraums (8) geschlossen wird, und wobei das erste Entlüftungsventil
(11) danach von dem in den Entlüftungskanal (9, 9b) vordringenden und den Kraftaufnehmer
(20) beaufschlagenden Giessmaterial (G) geschlossen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Entlüftungsventil
(12) durch eine Fremdbetätigung geschlossen wird, wobei als Kriterium zum Schliessen
des zweiten Entlüftungsventils (12) die seit dem Beginn des Füllvorgangs verstrichene
Zeit, die Position des Giesskolbens (2), der vom Giesskolben (2) zurückgelegte Weg,
der Füllstand der Druckkammer (1) oder der Füllstand des Formhohlraums (8) herangezogen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Entlüftungsventil
(12) geschlossen wird, bevor der Formhohlraum (8) zu mehr als zur Hälfte mit dem Giessmaterial
(G) gefüllt ist, vorzugsweise bevor das Giessmaterial (G) von der Druckkammer (1)
in den Formhohlraum (8) eindringt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur
Unterstützung des Entlüftungsvorgangs ein Unterdruck im Entlüftungskanal (9) erzeugt
wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das
zweite Entlüftungsventil (12) hydraulisch oder pneumatisch geschlossen wird.
6. Ventilvorrichtung (10) zum Durchführen des Verfahrens nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ventilvorrichtung (10) ein erstes Entlüftungsventil
(11) aufweist, das in Wirkverbindung mit einem Kraftaufnehmer (20) steht, der von
dem vom Formhohlraum (8) in den Entlüftungskanal (9, 9b) eindringenden Giessmaterial
(G) beaufschlagbar ist, und dass die Ventilvorrichtung (10) ein zweites, fremdbetätigtes
Entlüftungsventil (12) aufweist.
7. Ventilvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Ventilvorrichtung
(10) einen im wesentlichen geradlinig verlaufenden Entlüftungskanalabschnitt (9a)
aufweist, an dessen Ende das zweite Entlüftungsventil (12) angeordnet ist.
8. Ventilvorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein weiterer,
verwinkelt ausgebildeter Entlüftungskanalabschnitt (9b) vorgesehen ist, in dem das
erste Entlüftungsventil (11) angeordnet ist.
9. Ventilvorrichtung nach Anspruch 7 und 8, dadurch gekennzeichnet, dass der weitere,
verwinkelt ausgebildete Entlüftungskanalabschnitt (9b) und der im wesentlichen geradlinig
verlaufende Entlüftungskanalabschnitt (9a) in einen gemeinsamen Entlüftungskanal (9)
münden.
10. Ventilvorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Querschnitt des
geradlinig verlaufenden Entlüftungskanalabschnitts (9a) grösser ist als der mittlere
Querschnitt des verwinkelt ausgebildeten Entlüftungskanalabschnitts (9b).
11. Ventilvorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass
der Kraftaufnehmer (20) im verwinkelt ausgebildeten Entlüftungskanalabschnitt (9b)
angeordnet ist, und dass der Kraftaufnehmer (20) in Strömungsrichtung des Giessmaterials
(G) gesehen vor dem ersten Entlüftungsventil (11) angeordnet ist.
12. Ventilvorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Kraftaufnehmer
(20) als Stossorgan ausgebildet ist, dessen Arbeitshub auf einen Bruchteil des vom
Ventilkörper (30) des ersten Entlüftungsventils (11) zurückzulegenden Wegs beschränkt
ist, und dass der Ventilkörper (30) über den Arbeitshub des Kraftaufnehmers (20) hinaus
im Freilauf bewegbar ist.
13. Ventilvorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass
die Ventilvorrichtung (10) aus zwei Vorrichtungshälften (10a, 10b) besteht, dass die
beiden Ventilkörper (30, 52) der beiden Entlüftungsventile (11, 12) mittels Federn
(25, 51) vorgespannt sind und dass die Federn (25, 51) an der einen Vorrichtungshälfte
(10a) abgestützt sind.
14. Ventilvorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass
Mittel zum Erfassen der Position des Giesskolbens (2), des vom Giesskolben (2) zurückgelegten
Wegs, der seit dem Beginn des Füllvorgangs verstrichenen Zeit, des Füllstands der
Druckkammer (1) oder des Füllstands des Formhohlraums (8) vorgesehen sind.