[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren der dem Oberbegriff des Anspruchs 1
entsprechenden Art sowie eine Anlage gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 6.
[0002] Ein gattungsgemäßes Verfahren und eine solche Anlage gehen aus der DE 195 27 110
C1 hervor. Die Anlage umfaßt einen Jigger mit zwei Wickelwalzen zwischen die zwei
Tauchbecken geringen Inhalts eingeschaltet sind, durch die die Warenbahn beim Umwickeln
oder beim Auskaulen hindurchläuft. Beim Auskaulen passiert die Warenbahn einen Saugschlitz,
der am Wickelarm kurz vor der Andrückrolle angeordnet ist, die gegen die auf einem
Kaulenwagen außerhalb des Jiggers sich bildende Kaule anliegt. Derartige Jigger dienen
meist zum Färben von textilen Warenbahnen. Die Auftragsmenge an Flotte ist durch das
Flottentragevermögen der Warenbahn begrenzt. Manchmal ergibt sich das Problem, daß
diese Grenze zumindest teilweise überschritten ist und sich Flotte innerhalb der Kaule
im Bereich des unteren Scheitels ansammelt, um dort abzutropfen. Dies führt zu einer
ungleichmäßigen Flottenverteilung in der Kaule mit entsprechendem Einfluß auf die
Gleichmäßigkeit der Behandlung. Es versteht sich, daß derartige einen "Wassersack"
aufweisende Kaulen beim Abwickeln Probleme machen, denen man in manchen Fällen auf
aufwendige Weise durch ständiges Drehen der Kaule während der Verweilzeit zu begegnen
versucht hat.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der dem Oberbegriff des Anspruchs
1 zugrundeliegenden Art und eine entsprechende Anlage dahingehend weiterzuentwickeln,
daß die Penetration der Warenbahn durch die Flotte verbessert und die Bildung von
Wassersäcken vermieden ist.
[0004] Diese Aufgabe wird verfahrensmäßig durch die in Anspruch 1 wiedergegebene Erfindung
gelöst.
[0005] Die erfindungsgemäße Verfahrensweise unterscheidet sich in zwei Punkten von der gattungsgemäßen
Verfahrensweise. Zum einen wird zu Beginn nach der ersten Naßbehandlung die Warenbahn
gleichmäßig entfeuchtet, z.B. durch Hindurchleiten durch ein Quetschwerk. Die Warenbahn
wird hierdurch auf einer Restfeuchte von beispielsweise 60% bis 80% gebracht und ist
danach aufnahmebereit für das Antragen weiterer Flotte, welches in einer hohen Auftragsmenge
durch Tränken in einem Behälter mit verhältnismäßig geringem Flottenvolumen geschieht,
so daß eine reine Addition ohne wesentlichen Flottenaustausch gegeben ist.
[0006] Die stark mit Flotte, insbesondere mit außen anhaftender Flotte beladene Warenbahn
wird nun in einem separaten Schritt, also nicht nur durch bloßes Einwirkenlassen auf
einer gewissen Laufstrecke der Warenbahn, einer Penetrierung unterzogen, indem die
Flotte von den Außenbereichen der Warenbahn in deren Inneres hineingedrückt oder hineingezogen
wird.
[0007] Der weitere gegenüber dem Stand der Technik unterschiedliche Schritt besteht in der
Verweilphase vor dem Aufkaulen. Hierbei findet die Flotte Gelegenheit, sich in der
Warenbahn weiter zu verteilen, so daß beim anschließenden Aufkaulen die Neigung, von
der Oberfläche der Warenbahn abzulaufen und sich im unteren Bereich der Kaule anzusammeln,
wesentlichen verringert ist.
[0008] In der WO 96/05349 ist eine Kleinveredlungsanlage in der Art eines erweiterten Jiggers
wiedergegeben, bei dem alle Aggregate in einem dampfdichten Gehäuse angeordnet sind.
Auch hier erfolgen ein Abquetschen nach einer ersten Naßbehandlung, eine weitere Naßbehandlung
mit einer hohen Auftragsmenge und ein Verweilen vor dem Aufkaulen. Allerdings steht
die Kleinveredlungsanlage unter dem Aspekt der Dampfatmosphäre und fehlt es insbesondere
an dem wichtigen Schritt der Penetrierung vor dem Verweilen.
[0009] Bei der bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens soll bei der zweiten Naßbehandlung
eine Flottenmenge von mehr als 100%, bezogen auf das Flächengewicht der trockenen
Warenbahn, aufgetragen werden (Anspruch 2), so daß insgesamt eine Flottenmenge von
mehr als 160% oder 180% auf die Warenbahn aufgetragen worden sind und trotz der beim
Penetrieren auftretenden Flottenverluste die Chemikalien einer hohen Flottenmenge
auf der Warenbahn zur Wirkung kommen.
[0010] Wie bereits erwähnt, soll der Auftrag bei der zweiten Naßbehandlung im Additionsverfahren
ohne wesentlichen Flottenaustausch erfolgen (Anspruch 3).
[0011] Die Penetrierung soll bei der bevorzugten Ausführungsform durch Saugen vorgenommen
werden (Anspruch 4).
[0012] Ein wichtiges Merkmal ist die besondere Verweilbehandlung nach Anspruch 5, durch
die die Flotte in der Warenbahn senkrecht zu ihrer Fläche hin- und hergetrieben wird
und die Fasern der Warenbahn gut und gleichmäßig erreicht.
[0013] Bein besonderes Anwendungsfeld des erfindungsgemäß Verfahrens ist die KKV-Bleiche,
bei welcher Baumwolle enthaltende oder aus Baumwolle bestehende Warenbahnen mit der
Bleichflotte versehen und dann auf der Kaule viele Stunden verweilen gelassen werden,
was die besondere Notwendigkeit der Vermeidung von Wassersäcken auf der Kaule sinnfällig
werden läßt. Bei der ersten Naßbehandlung wird die Warenbahn mit Bleichflotte oder
verdünnter Bleichflotte versehen, worauf bei der zweiten Naßbehandlung die Addition
weiterer Bleichflotte erfolgt.
[0014] In den Ansprüche 7 und 8 sind die vorrichtungsmäßigen Aspekte der Erfindung wiedergegeben.
[0015] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung schematisch dargestellt.
[0016] Die Rollenanordnung in der turmartigen Verweilzone nach Anspruch 10 ist für sich
genommen aus der EP 517 713 B1 bekannt, wo sie allerdings in einer anderen Funktion,
nämlich im Eingangsbereich eines Dämpfers vorgesehen ist.
Fig. 1 zeigt eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen Anlage;
Fig. 2 zeigt eine Teilansicht der Verweilstrecke in leicht vergrößertem Maßstab.
[0017] Die in Fig. 1 als Ganzes mit 100 bezeichnete Anlage dient zur Ausführung einer KKV-Bleiche
und wird von einer Baumwolle enthaltenden oder aus Baumwolle bestehenden Warenbahn
10 im Pfeilsinne von rechts nach links durchlaufen. Rechts außerhalb der Darstellung
der Fig. 1 erfährt die Warenbahn 10 eine erste Naßbehandlung mit einer Bleichflotte.
Die Warenbahn 10 wird sodann in einem Quetschwerk 1 gleichmäßig auf eine Restfeuchte
von etwa 60% bis 80% entfeuchtet. Nach dem passieren eines Kompensators 2 gelangt
die Warenbahn 10 in ein Aggregat 3, in welchem eine zweite Naßbehandlung mit Bleichflotte
stattfindet. Das Aggregat 3 umfaßt einen Trog 4 für die Bleichflotte 5, in welchem
eine horizontale Umlenkrolle 6 angeordnet ist. Die Warenbahn 10 passiert nach dem
Kompensator 2 eine mit Abstand oberhalb des Troges 4 angeordnete Umlenkrolle 7, läuft
von dieser etwa vertikal nach unten über die Umlenkrolle 6 und dann wieder vertikal
nach oben über eine in gleicher Höhe neben der Umlenkrolle 7 angeordnete Umlenkrolle
8.
[0018] Das Volumen des Troges 4 ist bewußt kleingehalten. Der Trog 4 umschließt die Warenbahn
10 und die Umlenkrolle 6 so dicht, wie es konstruktiv durchführbar ist. Auch ist die
Füllstandshöhe der Bleichflotte 5 gering, so daß ihr Spiegel nur etwa um den Durchmesser
der Umlenkrolle 6 über deren oberen Scheitel steht. Die Warenbahn 10 soll in dem Trog
4 lediglich an der Oberfläche eine Flottenaddition erfahren, ohne daß in dem Trog
4 nennenswerte Austauschreaktionen zwischen der Warenbahn 10 und der Bleichflotte
5 stattfinden.
[0019] Nach dem passieren der Umlenkrolle 8 legt die Warenbahn 10 zwischen den Umlenkrollen
8 und 8' einen etwa horizontalen Abschnitt 10' zurück und läuft dabei über eine Sauge
9 mit einem Saugschlitz 11, der sich über die Breite der Warenbahn 10 erstreckt und
an welchem die oberflächlich vorhandene Bleichflotte aus den Trog 4 in das Innere
der Warenbahn 10 hineingesaugt wird.
[0020] Das von der Sauge 9 abgesaugte Gemisch aus Bleichflotte und Luft gelangt über die
Leitung 12 in einen Separator 13, an den über eine Leitung 14 eine Vakuumpumpe 15
angeschlossen ist, die die Saugwirkung erzeugt. Die in dem Separator 13 abgetrennte
Bleichflotte wird von einer Pumpe 16 über eine Leitung 17 wieder in den Trog 4 zurückgeführt.
Die Zuleitung 18 mit dem steuerbaren Ventil 19 dient dem Nachsetzen von Bleichflotte,
um in den Trog 4 ein konstantes Niveau aufrechtzuerhalten.
[0021] Nach dem Verlassen der horizontalen Strecke 10' passiert die Warenbahn 10 eine turmartige
Verweilstrecke 20, in die die Warenbahn 10 von unten einläuft. Die Verweilstrecke
umfaßt zwei Gruppen 27,28 von untereinander gleichen, einander parallelen, horizontalen,
vertikal übereinander angeordneten Umlenkrollen 29, über die die Warenbahn 10 im Zickzack
in im wesentlichen horizontalen Schleifen 40 von unten nach oben geführt ist. Unmittelbar
übereinander gelegene Umlenkrollen 29 bilden keinen Quetschspalt, sondern lassen die
Warenbahn 10 quetschfrei hindurch. Der vertikale Abstand d (Fig. 2) zweier vertikal
übereinander angeordneter Umlenkrollen 29 ist kleiner als der Durchmesser D einer
umlenkrolle. Außerdem sind die Achsen der Umlenkrollen 29 in einer Gruppe, z.B. 28,
in der Höhe mittig zu den Achsen der Umlenkrollen 29 der jeweils anderen Gruppe, z.B.
27, angeordnet. Dadurch ergibt sich die in Fig. 2 dargestellte Warenbahnführung bei
der die geraden Warenbahnabschnitte 10" zwischen den Umlenkrollen 29 ein leichtes
Gefälle aufweisen, welches in Fig. 2 durch den Winkel 31 angedeutet ist, der in dem
dargestellten Ausführungsbeispiel 7° beträgt und etwa 5° bis 10° betragen kann. Vor
den Umlenkrollen 29, auf die die Warenbahnabschnitte 10" zulaufen, bilden sich kleine
Wülste 32 an Behandlungsflotte (Fig. 2), die beim Umlauf um die dortige Umlenkrolle
29 in die Warenbahn 10 hineingedrückt werden, wodurch eine Penetrierung der ganzen
Warenbahn 10 mit der in dem Aggregat 3 außen angetragenen Behandlungsflotte 5 stattfindet.
Diese Penetrierung wird dadurch gefördert, daß die Zentrifugalkraft an den Umlenkrollen
29 die Bleichflotte bei der Gruppe 27 in der entgegengesetzten Richtung, senkrecht
zur Fläche der Warenbahn 10 gesehen, durch diese zu treiben sucht wie bei der Gruppe
28, so daß also die Bleichflotte beim Passieren der turmartigen Verweilzone 20 in
der Warenbahn 10 hin- und herverlagert wird, so daß es zu einer wirkungsvollen Umströmung
der Fasern der Warenbahn 10 mit Bleichflotte kommt.
[0022] Durch die im wesentlichen horizontale Warenbahnführung in der Verweilzone 20 werden
ein Herablaufen der Flotte an der Warenbahn 10 und Tropferscheinungen vermieden, die
sonst zu Ungleichmäßigkeiten des Behandlungsausfalls führen könnte.
[0023] Nach dem Verlassen der Verweilzone 20 bzw. der obersten Umlenkrolle 29' der Gruppe
27 passiert die Warenbahn 10 die tiefer gelegene Umlenkrolle 21 einer als Ganzes mit
30 bezeichneten Wickeleinrichtung. Die Wickeleinrichtung 30 besitzt zu beiden Seiten
der Warenbahn Wickelarme 22, zwischen denen die Umlenkrolle 21 an einem Ende der Wikkelarme
22 in der Nähe der dortigen Schwenkachse 23 derselben gelagert ist. Die Warenbahn
10 verläuft entlang der Wickelarme 22 bis zu einer am freien Ende der Wickelarme 22
angeordneten angetriebenen Andrückwalze 24, von der die Warenbahn 10 auf eine Kaule
25 übergeht, die auf einem Kaulenwagen 26 am Ende der Anlage aufgewickelt wird.
[0024] Durch das Absaugen der Warenbahn 10 nach dem Passieren des Troges 4 und das Verweilen
in der Verweilzone 20 dringt die Bleichflotte derart in die Warenbahn 10 ein, daß
kein Ablaufen oberflächlich anhaftender Bleichflotte und keine Wassersackbildung an
der Kaule 25 stattfindet.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Naßbehandlung einer textilen Warenbahn (10),
bei welchem die Warenbahn (10) naßbehandelt wird,
bei welchem die Warenbahn (10) ein zweites Mal in einen geringen, ständig nachgefüllten
Flottenvolumen mit hoher Auftragsmenge naßbehandelt wird,
bei welchem danach in einem separaten Schritt die Flotte in die Warenbahn (10) penetriert
wird,
und bei welchem die Warenbahn (10) anschließend aufgekault wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Warenbahn (10) nach der ersten Naßbehandlung gleichmäßig entfeuchtet wird,
daß die Auftragsmenge der zweiten Naßbehandlung in die Warenbahn (10) penetriert wird
und
daß die Warenbahn (10) nach dem Penetrieren und vor dem Aufkaulen verweilen gelassen
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei der zweiten Naßbehandlung eine Flottenmenge von mehr als 100%, bezogen auf
das Flächengewicht der trockenen Warenbahn (10) aufgetragen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Auftrag im Additionsverfahren ohne wesentlichen Flottenaustausch erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die separate Penetrierung durch Saugen geschieht.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß beim Verweilen die Warenbahn (10) über eine Verweilzone (20) mit einer Rollenanordnung
(27,28,29) geführt wird, und zwar derart, daß die beim Umrunden der Rollen (29) ausgeübte
Fliehkraft die in oder auf der Warenbahn (10) vorhandene Flotte das eine Mal in Richtung
der einen Warenbahnoberfläche, das andere Mal in Richtung der anderen Warenbahnoberfläche
treibt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5 für die KKV-Bleiche.
7. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6
mit einem ersten Aggregat zur Naßbehandlung der Warenbahn,
mit einem zweiten, ein geringes Flottenvolumen aufweisenden Aggregat (3) zum Tränken
der Warenbahn (10) mit Behandlungsflotte (5),
mit einem Aggregat (9) zum Penetrieren der Warenbahn (10) mit der durch das Tränken
aufgebrachten Flotte (5)
und mit einer Vorrichtung (30) zum Aufkaulen der Warenbahn (10),
dadurch gekennzeichnet,
daß dem ersten Aggregat zur Naßbehandlung der Warenbahn (10) eine Vorrichtung (1)
zur gleichmäßigen Entfeuchtung der naßbehandelten Warenbahn (10) nachgeschaltet ist,
daß dem zweiten Aggregat (3) zur Naßbehandlung der Warenbahn (10) ein Penetrierungsaggregat
nachgeschaltet ist und
daß zwischen dem Penetrierungsaggregat und der Vorrichtung (30) zum Aufkaulen der
Warenbahn (10) eine Verweilzone (20) vorgesehen ist.
8. Anlage nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Penetrieraggregat eine Saugvorrichtung (9) zum Hindurchsaugen von Luft durch
die getränkte Warenbahn (10) umfaßt.
9. Anlage nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verweilen in einer turmartigen Verweilzone (20) erfolgt, in der zwei Gruppen
(27,28) von vertikal übereinander angeordneten Umlenkrollen (29) vorgesehen sind,
daß der vertikale Abstand (d) zweier Umlenkrollen (29,29) einer Gruppe (27,28) voneinander
kleiner als der Durchmesser (D) der Umlenkrollen (29) ist und die Achse einer Umlenkrolle
(29) einer Gruppe in der Höhe etwa in der Mitte zwischen den Achsen der nächst benachbarten
Umlenkrollen (29,29) der anderen Gruppe angeordnet ist,
und daß die Warenbahn (10) zwischen den Umlenkrollen (29) zickzackförmig in im wesentlichen
horizontalen Schleifen (40) geführt ist, deren gerade Schleifenabschnitte (10") eine
leichtes Gefälle in Laufrichtung der Warenbahn (10) aufweisen.