[0001] Die Erfindung betrifft eine Strömungsmaschine mit Rotor und Stator in strömungstechnisch
ein- oder mehrstufiger Ausführung, gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Eine derartige Strömungsmaschine ist beispielsweise aus der DE-PS 27 45 130 bekannt,
wobei diese Schrift sich speziell auf Axialturbinen mit Labyrinthdichtungen bezieht.
Der Strömungskanal des Arbeitsmediums führt abwechselnd durch Leit- und Laufschaufelkränze
wobei die statischen Bauteile radial von außen, die rotierenden radial von innen in
diesen hineinragen. Wie Figur 1 dieser Schrift deutlich zeigt, gibt es sowohl radial
innen angeordnete Dichtungen zwischen dem Rotor und den Leitschaufelkränzen (

Inner Airseal") als auch radial außen angeordnete Dichtungen zwischen den Laufschaufeln
und dem Stator (

Outer Airseal").
[0003] Bei der Axialturbine gemäß der DE-PS sind die Dichtfins (Pos.8) der

Inner Airseal" am Rotor (Pos.4) befestigt, so daß deren Maße bzw. Maßabweichungen
von den Verhältnissen am Rotor (Temperatur, Drehzahl) abhängen. Der zugehörige Dichtungsbelag
(Pos.7) ist demgegenüber am inneren Deckband (Pos. 20) der Leitschaufelsegmente (Pos.
1,5) befestigt. Die Leitschaufelsegmente sind am Gehäuse (Pos. 13,14) gelagert, so
daß die Maße bzw. Maßabweichungen des Dichtungsbelages letztlich von den Verhältnissen
außen am Gehäuse wesentlich mitbestimmt werden. Die Verhältnisse am Rotor einerseits
und am Gehäuse andererseits ändern sich oft weder konform nach zeitgleich, so daß
sich spaltverändernde Relativbewegungen zwischen den Dichtungselementen (Pos.7,8)
ergeben. Das Gleiche gilt für die

Outer Airseal" (Pos. 11,12). Die spezielle Art der Leitschaufelbefestigung am Gehäuse
wird so bzw. in vergleichbarer Ausführung bei größeren Triebwerken häufig verwendet.
Jedes Segment eines Leitschaufelkranzes ist als mechanische Einheit an - im Längsschnitt-
hakenförmigen Gehäuseelementen (Pos.14) gelagert, welche in Umfangsrichtung ringförmig
geschlossen sind. Am stromaufwärtigen Ende des äußeren Deckbandes weist jedes Leitschaufelsegment
einen Randwulst mit Nut auf, welcher das hakenförmige Gehäuseelement (Pos. 14,22)
klauenartig umgreift (siehe Fig. 3).
[0004] Am stromabwärtigen Ende des äußeren Deckbandes jedes Leitschaufelsegmentes ist eine
-im Längsschnitt- abgewinkelteAnlagestufe mit einer radial nach außen weisenden Anlagefläche
vorhanden, welche im Betrieb infolge eines strömungsinduzierten Kippmomentes um das
stromaufwärtige

Klauenlager" gegen das korrespondierende hakenförmige Gehäuseelement gedrückt wird
(siehe Fig. 1). Durch die hakenförmigen Gehäuseelemente - auch als

Hakenringe" bezeichenbar -fließen Wärmeströme hoher Dichte zum kälteren Gehäuse, wobei
die

,Hakenringe" speziell im Bereich der

Klauenlager" durch Kriechen zunehmend plastisch verformt werden können. Abhilfe schafft
hier meist nur eine permanente Kühlung der

Hakenringe". Falls vorhanden, kann hierzu ein aktives Spaltkontrollsystem (
Aktive
Clearence
Control"= ACC) mit herangezogen werden, welches dann allerdings permanent in Betrieb
sein muß.
[0005] Die DE-PS 35 40 943 beschreibt ein solches Spaltkontrollsystem speziell für ein Zweistromtriebwerk.
Bei diesem erstreckt sich der Sekundärluftkanal zumindest bis zum Ende des Turbinenbereiches
und weist Öffnungen (Pos. 11) in seiner Innenwand auf, durch die Sekundärluft von
außen gezielt auf Bereiche des Turbinengehäuses geblasen werden kann. Bei diesem vereinfachten
ACC-System besteht ggf. das Problem, daß der geringe Überdruck des Sekundärluftstromes
nicht ausreicht, um in örtlich eng begrenzten Gehäusezonen durch entsprechend kleine
Strömungsquerschnitte Kühlluftströme mit ausreichendem Massendurchsatz zu erzeugen.
Üblicherweise wird bei einem ACC Verdichterluft aus dem Booster bzw. Niederdruckverdichter
als Kühlmittel abgezweigt, in separaten Kanälen geführt und über Ventile gezielt ausgeblasen.
[0006] Bei kleineren Gasturbinentriebwerken ist es bekannt, Leitschaufelkränze als selbsttragende,
integrale Bauelemente mit geschlossenen Deckbändern auszuführen und im Gehäuse zu
zentrieren.Aus fertigungstechnischen sowie festigkeitstechnischen Gründen (Thermospannungen)
ist diese

monolithische" Lösung auf Schaufelkränze mit relativ kleinen Abmessungen beschränkt.
[0007] Die DE-OS 33 36 420 beschreibt einen Mechanismus zum Schutz gegen ein Überdrehen
eines Gasturbinenrotors bei Wellenbruch. Der Mechanismus wirkt in der Weise daß die
Leitschaufelsegmente mindestens eines Leitschaufelkranzes axial verschwenkt und in
Berührung/Eingriff mit benachbarten Laufschaufeln gebracht werden. Die wechselseitige
mechanische Schaufelreibung und -zerstörung bremst den Rotor schnell und effektiv
ab. Die zu dem Mechanismus gehörenden Leitschaufelsegmente weisen je ein Schwenklager
am äußeren Deckbandsegment auf und sind an ihrem Innenumfang mittels eines formschlüssigen,
ringartigen Verstärkungs-elementes verbunden, so daß die Segmente zusammen einen steifen,
selbsttragenden Leitschaufelkranz bilden. Bei der Ausführung gemäß Figur 2 und 3 bilden
die Schwenklager (Positionen 36,56,58 und 64) eine Speichenzentrierung für den eigenstabilen
Leitschaufelkranz, was eine genaue Positionierung/Zentrierung bei reduzierten Thermospannungen
ermöglicht. Nachteilig ist der Wärmeübergang vom Heißgasbereich zum Gehäuse (Pos.
34), von dem auch die Lagerelemente betroffen sind. Die resultierenden hohen Temperaturen
und Temperaturgradienten in den Bauteilen dieses Bereiches können die Standzeit/Lebensdauer
erheblich reduzieren.
[0008] Die US-PS 3,588,267 schützt eine Leitschaufelkranzkonstruktion in Kunststoffbauweise,
bei welcher die Schaufeln an einem geschlossenen, inneren Torus befestigt sind und
mit diesem einen selbsttragenden Kranz bilden. Die äußeren Schaufelspitzen sind deckbandlos
ausgeführt und direkt in Aussparungen eines metallischen Gehäuses eingeklebt, wobei
die Elastizität der Klebung kleine Relativverschiebungen ausgleicht/aufnimmt. Es ist
offensichtlich, daß diese Konstruktion für höhere Temperaturen völlig unbrauchbar
ist und bestenfalls im Fan- bzw. Niederdruckverdichterbereich Verwendung finden kann.
[0009] Angesichts dieser bekannten Lösungen und ihrer Nachteile besteht die Aufgabe der
Erfindung darin, eine Strömungsmaschine mit Rotor und Stator sowie mit mindestens
einem, je ein äußeres und ein inneres Deckband aufweisenden Leitschaufelkranz zu schaffen,
welche sich in allen Betriebszuständen durch eine optimale Spalthaltung, d.h. durch
besonders niedrige, wenig variierende und rechnerisch gut erfaßbare Leckageverluste,
somit einen hohen Wirkungsgrad, sowie durch eine relativ einfache, kosten- und gewichtsgünstige,
langlebige und wartungsfreundliche Konstruktion ohne die Erfordernis eines aktiven
Spaltkontrollsystems (ACC's) auszeichnet und auch mit großen Leistungen und Abmessungen
ausführbar sowie funktionstüchtig ist.
[0010] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 gekennzeichnete Kombination der Merkmale
A bis D gelöst, in Verbindung mit den gattungsbildenden Merkmalen in dessen Oberbegriff.
[0011] Die Erfindung liegt somit in der thermischen Entkoppelung von Gehäuse und Leitschaufeln
mittels einer speziellen Ausführung und Lagerung/Zentrierung mindestens eines Leitschaufelkranzes
sowie mittels Luftkühlung des Gehäuses. Der - mindestens eine - Leitschaufelkranz
ist als selbsttragendes Bauteil mit einer Verstärkung am inneren Deckband ausgeführt,
welche ihn gegen stülpende Axialverformung versteift. Ausgehend von einer etwa ebenen,
radialen Ausrichtung der Schaufelachsen im unbelasteten Zustand werden diese durch
die statische Druckdifferenz vor/hinter dem Leitschaufelkranz bei Auslenkung

Null" am Gehäuse zur Kranzmitte hinzunehmend axial ausgelenkt und dabei u.U. auch
gekrümmt. Somit ist der Leitschaufelkranz mechanisch mit einer Tellerfeder vergleichbar,
deren inneren Rand (Lochrand) das innere Deckband, und deren äußeren Rand das äußere
Deckband bildet. Das innere Deckband wird dabei sowohl axial verschoben als auch durch
die schaufelinduzierten Momente in sich verdreht/verstülpt. Das heißt, die in Radial-Axialschnitten
sichtbaren Materialquerschnitte des Deckbandes werden um gedachte, zur Schnittfläche
jeweils senkrechte Achsen je nach Steifigkeit/Verstärkung mehr oder weniger verdreht.
[0012] Die erfindungsgemäße Verstärkung des inneren Deckbandes gegen besagte Verstülpung
reduziert auch die axiale Auslenkung der Schaufelachsen und somit die gesamte Verformung
des Leitschaufelkranzes unter Last. Dies verbessert die Maßhaltigkeit der statischen
Komponente der

Inner Airseal".
[0013] Durch die wenigen, kleinen Wärmebrücken/Lagereinheiten zwischen äußerem Deckband
und Gehäuse sowie durch die Kühlluftführung in diesem Bereich wird ein Wärmetransport
vom Gaskanal in das Gehäuse weitestgehend vermieden, wodurch sich u. a. geringe Temperaturgradienten
im äußeren Deckband einstellen, was in Kombination mit der Segmentierung des äußeren
Deckbandes die Thermospannungen im Leitkranz verringert. Das luftgekühlte Gehäuse
bleibt auf einem niedrigen Temperaturniveau, wogegen der Leitkranz insgesamt etwa
die Heißgastemperatur annimmt.
[0014] Die mindestens dreifache, jeweils radiale Bewegungen zulassende Lagerung (

Speichenzentrierung") der Deckbandsegmente behindert die thermische Dehnung/Kontraktion
praktisch nicht und trägt somit auch zu einer Spannungsminimierung bei. Außerdem wird
eine exakte Zentrierung im Gehäuse erreicht.
[0015] Die erfindungsgemäße Kombination aus Leitschaufelkranzkonstruktion und -lagerung
sowie Kühlluftführung hat zur Folge, daß das Verformungsverhalten des Kranzes überwiegend
durch die Verhältnisse/Temperaturen im Heißgas, welche auch für das Rotorverhalten
maßgeblich sind, bestimmt wird. Da die statischen Komponenten der

Inner"- und

Outer Airseal" von den Leitschaufelkränzen getragen werden und sich zu diesen konform
verhalten, wird eine bestmögliche Angleichung der Verformungen der statischen und
rotatorischen Dichtungskomponenten hinsichtlich Zeitverlauf, Größe und Richtung bei
wechselnden Betriebsverhältnissen (instationärer Betrieb) erreicht. Somit kann die
Maschine durchgehend mit etwa gleichbleibenden, minimalen Spalten bzw. Leckageverlusten
und damit hohem Wirkungsgrad gefahren werden, wobei speziell im Leitschaufelbereich
keine vorzeitige Bauteilermüdung zu befürchten ist. Die Anwendung von Bürstendichtungen
wird durch das konforme Verhalten der Dichtungsträger (geringe Spaltänderung, geringe
Exzentrizität etc.) begünstigt bzw. sogar erst ermöglicht.
[0016] In den Unteransprüchen sind bevorzugte Ausgestaltungen der Strömungsmaschine nach
dem Hauptanspruch gekennzeichnet.
[0017] Die Erfindung wird anschließend anhand der Figur noch näher erläutert. Diese zeigt
einen Teillängsschnitt durch die Niederdruckturbine eines Turboluftstrahltriebwerkes.
[0018] Die vorliegende Erfindung ist generell für Strömungsmaschinen mit Rotor und Stator,
d.h. für Verdichter und Turbinen, geeignet, welche zumindest abschnittsweise in Axialbauart,
d.h. mit vorwiegend axialer Durchströmung, ausgeführt sind. Thermodynamisch und abmessungsbedingt
dürften Niederdruckturbinen mittlerer bis großer Gasturbinentriebwerke bevorzugte
Anwendungsfälle darstellen, weshalb die Figur ein Beispiel aus diesem Bereich zeigt.
[0019] Von der Niederdruckturbine 1 sind die ersten beiden Stufen und hiervon wiederum die
relevanten Elemente der oberen Hälfte dargestellt, wobei die Turbinen/Triebwerksachse
horizontal unterhalb der Darstellung verlaufen würde. Die Strömungsrichtung des Arbeitsgases
verläuft von links nach rechts, d.h. zunächst durch den Leitschaufelkranz 14, dann
durch den Bereich der Laufschaufeln 3, anschließend durch den Leitschaufelkranz 15
und durch den Bereich der Laufschaufeln 4, wobei noch weitere Stufen (Leit-, Lauf-)
folgen können. Die äußere Triebwerkshülle bildet das Gehäuse 13, in welchem die Leitschaufelkränze
14,15 radial zentriert und axial fixiert gelagert sind. Sowohl die Laufschaufeln 3,4
als auch die Leitschaufelkränze 14,15 sind mit inneren und äußeren Deckbändern 5 bis
8 und 16 bis 19 ausgeführt, wobei die inneren und äußeren Laufschaufeldeckbänder jeweils
zwischen den Schaufeln Trennfugen aufweisen, u.a. damit beschädigte Schaufeln einzeln
auswechselbar sind.
[0020] Die Leitschaufelkränze 14,15 sind als selbsttragende Bauelemente ausgeführt, wobei
ihre mechanische Stabilität überwiegend im Bereich der inneren Deckbänder 16,17 erzielt
wird. Dort sind in Umfangsrichtung geschlossene, d.h.

umlaufende", Verstärkungen 20,21 angeordnet, welche auch das thermische Verhalten
(Maß- und Formänderungen) der Leitschaufelkränze 14,15 entscheidend beeinflussen.
Die Gaskräfte im Betrieb bewirken u.a. eine stülpende Axialverformung der Leitschaufelkränze,
d.h. eine vom äußeren zum inneren Deckband zunehmende axiale Auslenkung mit einer
gewissen Verdrehung der Deckbänder in sich. Diese

tellerfederartige" Verformung läßt sich über die Verstärkungen an den inneren Deckbändern
erheblich reduzieren. Als Verstärkungen sind beispielsweise die dargestellten, torusartigen
Hohlkörper, axial beabstandete Ringe, Kombinationen von Hohl- und Vollprofilen usw.
geeignet, wobei auch die Platzverhältnisse eine Rolle spielen. Die Verstärkungen sollten
jedenfalls - im Axial-/Radialschnitt - ein möglichst großes Flächenträgheitsmoment
um eine radiale Achse z.B. durch den Flächenschwerpunkt aufweisen, was durch ausreichende,
axial beabstandete Flächenanteile erreichbar ist. Die Flächenanteile des Deckbandes
sind hier mit zu berücksichtigen. Vorteilhaft ist ein Verstärkungswerkstoff mit hohem
E-Modul. Insgesamt sollte bei möglichst kleiner Massenerhöhung ein Optimum an Steifigkeitserhöhung
erzielt werden. Die Ermittlung der Spannungen und Verformungen beim

Stülpen" ist über einschlägige Berechnungsverfahren möglich.
[0021] Die Verstärkung 20 ist mit dem Deckband 16 formschlüssig verbunden, wobei der Leitschaufelkranz
14 aus mehreren Segmenten bestehen kann, welche über die Verstärkung zusammengehalten
werden. Die Verstärkung 21 ist hingegen in das Deckband 17 integriert, d.h. stoffschlüssig
mit diesem zusammengefügt. Auch hier können Leitschaufelsegmente die Ausgangsteile
sein, welche durch Schweißen oder Löten im Bereich des inneren Deckbandes/ der Verstärkung
verbunden werden.
[0022] Die äußeren Deckbänder 18,19 sollen jedoch im Einbauzustand noch segmentiert sein,
d.h. mehrere Trennfugen am Umfang aufweisen, um Thermospannungen zu minimieren.
[0023] Die Zentrierung und Fixierung der Leitschaufelkränze 14,15 im Gehäuse 13 erfolgt
über
jeweils mindestens drei Lagereinheiten mit je einem gehäusefesten Lagerzapfen
26,27 und
je einer deckbandfesten Lagerbuchse 24,25. Die Kontaktflächen der Zapfen sind
ballig, die
der Buchsen zylindrisch ausgeführt, so daß über eine freie radiale Beweglichkeit hin
aus
auch kleine allseitige Schwenkbewegungen nach Art eines Kugelgelenkes möglich
sind. All
dies minimiert Zwangskräfte und somit Bauteilspannungen, was wiederum die Lebensdauer
erhöht.
[0024] Die

Inner Airseal" ist hier - zumindest überwiegend - mit Bürstendichtungen ausgeführt,
wobei im Bereich der Leitschaufelkranzverstärkungen befestigte Bürsten 22,23 gegen
mit dem Rotor 2 verbundene Ringe 11,12 laufen, welche axiale Anschläge für die Laufschaufeln
3,4 bilden.
[0025] Die

Outer Airseal" ist hier mit Labyrinthdichtungen verwirklicht, wobei ringschneidenartige
Dichtspitzen 9,10 gegen Wabenstrukturen laufen, welche auf Wabenträger 28,29 aufgebracht
sind. Die Wabenträger 28,29 sind ihrerseits an den Leitschaufelkränzen 14,15 gelagert
und dadurch im Verformungsverhalten an diese angeglichen.
[0026] Im Sinne der Erfindung ist eine Luftkühlung für das Gehäuse und die Lagereinheiten
der Leitschaufelkränze vorgesehen, welche konstruktiv jedoch bei weitem nicht so aufwendig
ist, wie ein ACC-System. Zu diesem Zweck ist auf der Innenseite des Gehäuses 13 in
radialem Abstand eine Luftleitschale 30 angeordnet, so daß zwischen dieser und dem
Gehäuse Kühlluft in Triebwerkslängsrichtung strömen kann. Der Zutritt der in der Regel
vom Verdichter abgezweigten Kühlluft erfolgt über Bohrungen 35 in eine erste Kammer
33. Im Bereich der Lagerzapfen 26 und 27 besitzt die Luftleitschale 30 bewußt gasdurchlässige
Öffnungen 31,32, so daß ein Teil der Kühlluft längs der Lagerzapfen 26,27 in den Bereich
der äußeren Deckbänder 18,19 der Leitschaufelkränze 14,15 strömen kann, ein entsprechendes
Druckgefälle (Kühlluftüberdruck) vorausgesetzt. Dadurch werden die Lagerstellen gekühlt
und Wärmeströme von den Leitschaufelkränzen zum Gehäuse minimiert. Das Wandelement
37 weist - nicht dargestellte - Restriktoren auf oder bildet selbst mit entsprechenden
Drosselspalten einen Restriktor für die Kühlluft, so daß diese in die nachfolgende
Kammer 34 mit reduziertem Druck eintritt. Es reicht aus, wenn die Kühlluft jeweils
nur einen mäßigen Überdruck gegenüber dem Arbeitsgas im angrenzenden Strömungskanal
aufweist. Da der Druck des Arbeitsgases axial abnimmt, ist es sinnvoll, auch den Kühlluftdruck
zumindest in wenigen Stufen zu reduzieren, was hier durch die genannte Kammerbauweise
mit Restriktoren erreicht wird. Hohe Überdrücke der Kühlluft würden auch eine hohe
Druckfestigkeit der Luftleitschale 30 erfordern, d.h. größere Wanddicken und mehr
Gewicht.
[0027] Zwischen dem Strömungskanal des Arbeitsgases und dem Kühlluftkanal sind weitere Wandelemente
36, 38 angeordnet, welche Arbeitsgasnebenströme, d.h. -verluste, durch diese Passagen
verhindern sollen. Aus Kühlungsgründen sind auch diese Wandelemente 36,38 bewußt etwas
gasdurchlässig ausgeführt bzw. befestigt.
1. Strömungsmaschine mit Rotor und Stator in strömungstechnisch zumindest abschnittsweise
axialer Bauart, deren Rotor Laufschaufeln, und deren Stator ein Gehäuse mit Leitschaufeln
aufweist, wobei die Leitschaufeln als mindestens ein Leitschaufelkranz mit einem radial
inneren und einem radial äußeren Deckband angeordnet, sind, insbesondere axiale Niederdruckturbine,
gekennzeichnet durch die Kombination folgender Merkmale:
(A) Mindestens ein Leitschaufelkranz (14,15) ist als selbsttragendes Bauteil mit einer
in Umfangsrichtung geschlossenen, zumindest weitgehend rotationssymmetrischen, das
Bauteil gegen stülpende Axialverformung versteifenden Verstärkung (20,21) am inneren
Deckband (16,17) ausgeführt,
(B) der mindestens eine Leitschaufelkranz (14,15) weist ein segmentiertes äußeres
Deckband (18,19) mit mehreren über seinen Umfang verteilten Trennfugen auf und
(C) er ist über mindestens drei Segmente des äußeren Deckbandes (18,19) mittels jeweils
einer örtlich radiale Relativbewegungen zulassenden Lagereinheit (24,25,26,27), d.h.
insgesamt über eine sog. Speichenzentrierung mit mindestens drei Speichen, im Gehäuse
(13) positioniert, und
(D) zwischen dem Gehäuse (13) und dem äußeren Deckband (18,19) des mindestens einen
Leitschaufelkranzes (14,15) ist eine Luftleitschale (30) angeordnet, welche einen
Kühlluftstrom längs der Gehäuseinnenseite führt und mit Öffnungen (31,32) für die
gehäusefesten Lagerelemente (26,27) des mindestens eine Leitschaufelkranzes (14,15)
versehen ist, wobei die Öffnungen (31,32) einen Teil des Kühlluftstromes zum Deckband
(18,19) hin durchtreten lassen.
2. Strömungsmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkung (20,21)
des mindestens einen Leitschaufelkranzes (14,15) als torusförmiger Hohlkörper oder
in Form mindestens zweier axial beabstandeter Ringe ausgeführt und stoffschlüssig
in das innere Deckband (17) integriert oder formschlüssig mit diesem (16) verbunden
ist.
3. Strömungsmaschine nach Anspruch 2 mit formschlüssiger Verbindung zwischen der Verstärkung
und dem inneren Deckband des mindestens einen Leitschaufelkranzes, dadurch gekennzeichnet,
daß der mindestens eine Leitschaufelkranz (14) aus mehreren Leitschaufelsegmenten
besteht, welche mittels der Verstärkung (20) zu einem selbsttragenden Bauteil zusammengefügt
sind.
4. Strömungsmaschine nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verstärkung (20,21) des mindestens einen Leitschaufelkranzes (14,15) das statische
Element einer Wellendichtung trägt, insbesondere die Bürste (22,23) einer Bürstendichtung
oder den Einlaufbelag bzw. die Wabenstruktur einer Labyrinthdichtung.
5. Strömungsmaschine nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß jede Lagereinheit des mindestens einen Leitschaufelkranzes (14,15) aus einem gehäusefesten
Lagerzapfen (26,27) mit balliger Kontaktfläche und einer deckbandfesten Lagerbuchse
(24,25) mit zylindrischer Kontaktfläche besteht.
6. Strömungsmaschine nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Strömungskanal des Kühlluftstromes zwischen Gehäuse (13) und Luftleitschale
(30) in mehrere, nacheinander durchströmte Kammern (33,34) mit von Kammer zu Kammer
abnehmendem Innendruck aufgeteilt ist, wobei jede Kammer (33,34) für einen Betriebsdruck
ausgelegt ist, welcher zumindest geringfügig höher ist als der Druck im jeweils benachbarten
Strömungskanalbereich des Arbeitsmediums.