[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Erzeugung eines Strahls von
Atomen oder Radikalen durch thermische Dissoziation eines Gases, mit einem Rohr, das
an seinem einen Ende an eine Gasquelle anschließbar ist und an seinem anderen Ende
eine Gasaustrittsöffnung aufweist, und einer Heizvorrichtung, um das Rohr zu erwärmen.
[0002] Vorrichtungen zur Erzeugung eines Strahls Von Atomen durch thermische Dissoziation
eines Gases in einem heißen, axial durchströmten Rohr sind bekannt und beispielsweise
in dem Artikel

Some properties of hydrogenated amorphous silicon produced by direct reaction of silicon
and hydrogen atoms" von R.E. Viturro und K. Weiser, erschienen im Philosophical Magazine
B, 1986, Vol. 53, Nr. 2, 93-103 beschrieben.
[0003] Fur die thermische Dissoziation von Gasen sind sehr hohe Temperaturen erforderlich,
die beispielsweise bei Wasserstoff- oder Sauerstoffgasen im Bereich von 1500 K bis
2500 K liegen. Um das gasdurchströmte Rohr auf diese extrem hohe Temperaturen zu erwärmen,
werden bei den bekannten Vorrichtungen sogenannte Elektroden-Bombardement-Heizungen
verwendet. Dabei wird ein außerhalb des Rohres befindlicher Glühfaden durch direkten
Stromdurchgang so hoch erhitzt, daß er Elektronen emittiert, die aufgrund einer zwischen
dem Glühfaden und dem Rohr anliegenden Spannung in der Größenordnung Von etwa 1000
V auf das Rohr hin beschleunigt werden.
[0004] Diese Art der Heizung durch Elektronen-Bombardement hat zwar den Vorteil, daß eine
vergleichsweise große Heizleistung auf das Rohr aufgebracht werden kann. Sie ist jedoch
mit dem Nachteil verbunden, daß zur Erzeugung der zwischen Glühfaden und Rohr anliegenden
Spannung der Glühfaden nahe Erdpotential und das Rohr auf positiver Hochspannung liegen
muß. Die zum Rohr hin beschleunigten Elektronen haben daher in der Rohrnähe ausreichend
Energie für eine Stoßionisation des aus der Gasaustrittsöffnung des Rohres austretenden
Gases sowie des Restgases. Die dabei entstehenden positiven Ionen werden vom Rohr
weg beschleunigt, wobei sie den Atomstrahl kreuzen können und dann wegen ihrer hohen
Energie eine unerwünschte Verunreinigung des Atomstrahls darstellen.
[0005] Man kann die Verunreinigung durch Ionen dadurch vermeiden, daß man das Rohr auf Erdpotential
und den Glühfaden auf Hochspannung legt. Dies hat aber den Nachteil, daß ein ebenfalls
auf Hochspannung liegender

Elektronen-Reflektor" so angebracht werden muß, daß die Elektronen nur auf das Rohr
und nicht auf weitere auf Erdpotential liegende Bauteile hin beschleunigt werden.
Ferner ist es erforderlich, die auf Hochspannung liegenden Bauteile zu isolieren und
entweichende Elektronen zu unterdrücken, was mit zum Teil erheblichem technischem
Aufwand verbunden ist. Generell erfordert die Isolation der auf Hochspannung liegenden
Bauteile besondere konstruktive Beachtung, da diese Bauteile zum Teil auf sehr hohen
Temperaturen liegen. Eine besondere Gefahr bildet das Bedampfen der Isolatoren, das
zum Versagen der Heizung führt.
[0006] Weiterhin wird häufig als nachteilig angesehen, daß man für die elektrische Versorgung
einer Elektronen-Bombardement-Heizung ein Hochspannungsgerät, welches einen Elektronen-Emissionsstrom
von etwa 60 mA bis 0,7 Ampère zuläßt, sowie eine Elektronen-Emissionsstrom-Regelung,
ohne die der Emissionsstrom wegen der positiven Rückkoppelung zwischen Rohr- und Glühfadentemperatur
instabil wäre, benötigt, da hierdurch die Vorrichtung teuer wird.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung zur Erzeugung eines Strahls
von Atomen oder Radikalen durch thermische Dissoziation eines Gases der eingangs genannten
Art so auszubilden, daß Verunreinigungen des Atomstrahls weitgehend vermieden werden
und gleichzeitig der Aufwand für die elektrische Versorgung und elektrische Isolation
gering ist.
[0008] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Heizvorrichtung wenigstens
einen Heizdraht zur Erwärmung des Rohres durch Wärmestrahlung aufweist und der Heizdraht
das Rohr im Bereich der Gasaustrittsöffnung unter Herstellung eines elektrischen Kontakts
berührt, im übrigen aber mit Abstand umgibt. Erfindungsgemäß erfolgt die Erwärmung
des Rohrs auf die für die thermische Dissoziation eines Gases erforderliche Temperatur
nicht wie im Stand der Technik durch Elektronen-Bombardement, sondern durch Wärmestrahlung.
Hierdurch können die mit der Verwendung einer Elektronen-Bombardement verbundenen
Nachteile einer Stoßionisation des aus der Mündung austretenden Gases durch die beschleunigten
Elektronen beziehungsweise des Erfordernisses eines Elektronen-Reflektors vermieden
werden.
[0009] Da für eine Widerstandsheizung keine Hochspannung verwendet zu werden braucht, sind
auch das Vorhandensein eines Hochspannungsgeräts und der damit verbundenen aufwendigen
Isolation sowie einer Elektronen-Emissionsstrom-Regelung nicht erforderlich. Im Ergebnis
ist damit die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Erzeugung eines Atomstrahls vergleichsweise
einfach im Aufbau und daher preiswert.
[0010] Durch die Kontaktierung des Heizdrahtes am Rohr wird des weiteren erreicht, daß der
den Heizdraht durchfließende Heizstrom über das Rohr zur Erde abfließen kann.
[0011] In Ausbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß der Heizdraht, der beispielsweise
wendelförmig ausgebildet sein kann, im Bereich der Gasaustrittsöffnung in wenigstens
einer Windung ausläuft, wobei die enge Windung das Rohr umgibt und an diesem anliegt,
um einen elektrischen Kontakt mit diesem zu bilden. Bei dieser Ausgestaltung dient
das Rohr als Stütze des Heizdrahtes im Bereich der Gasaustrittsöffnung, wodurch verhindert
werden kann, daß sich der Heizdraht in heißem Zustand derart verformt, daß in dem
Bereich, in dem er das Rohr mit Abstand umgeben soll, ein Kurzschluß zum Rohr stattfindet,
durch den dann Teile des Heizdrahtes nicht mehr vom Strom durchflossen würden. Desweiteren
wird auch effektiv verhindert, daß sich ein Kurzschluß zu Wärmereflektoren wie beispielsweise
Strahlungsblechen bildet, die das Rohr und den Heizdraht bereichsweise umgeben können,
um die vom Heizdraht entwickelte Ohmsche Wärme effektiv zu nutzen. Die Gefahr eines
solchen Kurzschlusses wurde insbesondere dann bestehen, wenn in Abweichung von der
beschriebenen Ausgestaltung der Heizdraht das Rohr an keiner Stelle berühren würde
und gegenüber diesem vollständig isoliert aufgebaut wäre.
[0012] Hinsichtlich weiterer vorteilhafter Ausgestaltungen der Erfindung wird auf die Unteransprüche
sowie die nachfolgende Beschreibung eines Ausführungsbeispieles unter Bezugnahme auf
die beiliegende Zeichnung verwiesen. In der Zeichnung zeigt
- Figur 1
- eine Ausführungsform einer Vorrichtung zur Erzeugung eines Strahls von Atomen oder
Radikalen gemäß der vorliegenden Erfindung im Längsschnitt und
- Figur 2
- die erfindungswesentlichen Teile der in Figur 1 gezeigten Vorrichtungen in vergrößerter
Darstellung.
[0013] In den Figuren ist eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Erzeugung
eines Strahls von Atomen oder Radikalen durch thermische Dissoziation eines Gases
dargestellt. Beispielsweise kann diese Vorrichtung verwendet werden, um Wasserstoffgas
durch Wärmeeinwirkung zu zersetzen und so einen Strom von Wasserstoffatomen zu bilden.
Die thermische Dissoziation wird erreicht, indem das zu dissoziierende Gas durch ein
Rohr 1 geführt und dabei auf eine zur Zersetzung des Gases führende Temperatur, die
etwa im Bereich von 1500 bis 2500 K liegen kann, erhitzt wird Hierzu weist die Vorrichtung
ein Rohr 1 auf, das an seinem einen Ende an eine Gasleitung 2 angeschlossen ist und
an seinem anderen Ende eine Gasaustrittsöffnung 3 aufweist. Das Rohr 1 hat in der
dargestellten Ausführungsform eine Länge von 64 mm und einen Innendurchmesser von
etwa einem mm.
[0014] Zur Erwärmung des Rohres 1 ist eine als Widerstandsheizung ausgebildete Heizvorrichtung
4 vorgesehen. Zu dieser Heizvorrichtung 4 gehört ein wendelförmiger Heizdraht 5 aus
einem Wolframmaterial, der das Rohr 1 umgibt und etwa koaxial zu diesem angeordnet
ist. Der Heizdraht 5 hat im Vergleich zum Rohr 1 eine große gestreckte Länge von etwa
300 mm und hat einen Durchmesser von 0,5 mm. An seinem einen, zur Gasaustrittsöffnung
3 weisenden Ende läuft der Heizdraht 5 in zwei enge Windungen 5a aus, die am Rohr
1 anliegen und einen elektrischen Kontakt mit diesem bilden, und an seinem anderen
Ende ist der Heizdraht 5 isoliert in einer Halterung 7 befestigt und über eine elektrische
Leitung 8 mit einer Spannungsquelle verbunden. Durch die Kontaktierung des Heizdrahtes
5 am Rohr 1 wird erreicht, daß im Betrieb der durch den Heizdraht 5 fließende Heizstrom
über das Rohr 1 zur Erde abfließt. Des weiteren stützt das Rohr 1 den Heizdraht 5
und verhindert, daß sich dieser in heißem Zustand so weit verformt, daß sich einerseits
zwischen den beiden engen Windungen 5a und der Halterung 7 ein Kurzschluß vom Heizdraht
5 zum Rohr 1 bildet, der zur Folge hätte, daß der Heizstrom direkt über das Rohr 1
abfließen und nicht weiter durch den Heizdraht 5 bis zu den engen Windungen 5a strömen
würde, oder daß sich andererseits ein Kurzschluß zwischen dem Heizdraht 5 und anderen
Bauteilen bildet. Diese Gefahr würde insbesondere dann bestehen, wenn beide Enden
des Heizdrahtes isoliert aus dem mit Strahlungsblechen 6 umgebenen Raum herausgeführt
würden.
[0015] Im Heizbereich, in dem das Rohr 1 durch die Heizvorrichtung 4 erwärmt wird, sind
das Rohr 1 und der Heizdraht 5 von Wärmereflektoren in der Form von einem Paket von
Strahlungsblechen 6 umgeben, die die vom Heizdraht 5 nach außen abgegebene Wärmestrahlung
zurück zum Rohr 1 reflektieren, um die von der Heizwendel 5 entwickelte Wärme effektiv
zu nutzen.
[0016] Außerhalb der Strahlungsbleche 6 befindet sich ein Gehäuse 9, das als zylindrischer
Kupfermantel ausgebildet und mit einer nur schematisch angedeuteten Wasserkühlung
10 verbunden ist. In dem Gehäuse 9 sind die Strahlungbleche 6 durch ein Bauteil 11,
das aus einem Material höher Temperaturbeständigkeit besteht, gehalten. Des weiteren
ist in dem Gehäuse 9 eine Halterung 12 vorgesehen, die das gasleitungsseitige Ende
des Rohres 1 trägt und mit nicht dargestellten Schrauben gegen den wassergekühlten
Körper angezogen und gedichtet ist.
[0017] Im Betrieb wird die Heizwendel 5 mit einer Heizleistung von 150 Watt, die durch eine
Heizspannung von 13 Volt und einem Heizstrom von 11,5 Ampère erreicht wird, erwärmt.
Versuche haben gezeigt, daß hierdurch in der Nähe der Gasaustrittsöffnung 3 eine Rohrtemperatur
von annähernd 2200 K erreicht werden kann, die ausreichend ist, um Wasserstoff zu
dissoziieren. Aus der Widerstandserhöhung der Wendel des Heizdrahtes 5 kann abgeschätzt
werden, daß die Wendeltemperatur bei 2350 K und damit nur 150 K über der Rohrtemperatur
liegt. Eine geringe Übertemperatur des Heizdrahtes gegenüber der Temperatur des Rohres
ist günstig für eine geringe Abdampfrate von Wolfram von dem Heizdraht 5 und eine
lange Lebensdauer des Heizdrahtes.
[0018] Bei der Durchführung des Versuchs hat sich gezeigt, daß sich die Winkelverteilung
des aus der Gasaustrittsöffnung 3 austretenden Strahls von atomarem Wasserstoff sowie
dessen Dissoziationsgrad qualitativ wie bei einer zuvor betriebenen Quelle mit Elektronen-Bombardement-Heizung
verhält, daß aber die eingangs genannten Nachteile einer Elektronen-Bombardement-Heizung
vermieden werden können.
1. Vorrichtung zur Erzeugung eines Strahls von Atomen oder Radikalen durch thermische
Dissoziation eines Gases, mit einem Rohr (1), das an seinem einen Ende an eine Gasquelle
(2) anschließbar ist und an seinem anderen Ende eine Gasaustrittsöffnung (3) aufweist,
und einer Heizvorrichtung (4), um das Rohr (1) zu erwärmen, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizvorrichtung (4) wenigstens einen Heizdraht (5) zur Erwärmung des Rohrs
(1) durch Wärmestrahlung aufweist und der Heizdraht (5) das Rohr (1) im Bereich der
Gasaustrittsöffnung (3) unter Herstellung eines elektrischen Kontakts berührt, im
übrigen aber mit Abstand umgibt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der wenigstens eine Heizdraht (5) wendelförmig ausgebildet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Heizdraht (5) im Bereich der Gasaustrittsöffnung (3) in wenigstens einer
engen Windung (5a) ausläuft, die am Rohr (1) anliegt und einen elektrischen Kontakt
mit diesem bildet.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizvorrichtung (4) mehrere Heizdrähte zur Erwärmung des Rohrs (1) durch
Wärmestrahlung aufweist.
5. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Rohr (1) und der Heizdraht (5) zumindest in dem Bereich, in dem das Rohr
(1) durch den Heizdraht (5) erwärmt wird, von Wärmereflektoren, insbesondere von Strahlungsblechen
(6), umgeben sind.
6. Vorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Rohr (1) sowie die Heizvorrichtung (4) in einem wassergekühlten Gehäuse
(9) angeordnet sind.