[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Auslaugbeständigkeit fester
Verbrennungsrückstände aus der Verbrennung von Müll mit den Merkmalen des Oberbegriffes
des Anspruches 1.
[0002] Thermische Anlagen zur Umsetzung von Abfalstoffströmen, wie beispielsweise Müllverbrennungsanlagen,
werden mit dem Ziel betrieben, den zu beseitigenden Abfallstrom zu mineralisieren.
Dabei werden die brennbaren, meist kohlenstoffhaltigen Anteile des Abfalls in gasförmige
Reaktionsprodukte überführt, während der verbleibende Rest als fester Verbrennungsrückstand
aus dem Verbrennungsraum entfernt wird. Der feste Verbrennungsrückstand wird einer
Deponie zugeführt oder, falls der feste Verbrennungsrückstand über bestimmte Eigenschaften
verfügt, auch in einer Verwertung etwa als Baumaterial im Wegebau eingesetzt.
[0003] Für die Nutzung der festen Verbrennungsrückstände ist die Einhaltung gewisser Kriterien
erforderlich, die zum Teil durch Gesetze und Verordnungen festgelegt sind. Eines der
geforderten Kriterien betrifft die Beständigkeit der festen Verbrennungsrückstände
gegen eine Auslaugbarkeit bestimmter Inhaltsstoffe. Die Auslaugbarkeit ist von Bedeutung,
da Deponien oder Erdbauwerke von Wasser durchdrungen werden können. In dem Wasser
vorhandene saure Bestandteile, wie Kohlendioxid oder Schwefeloxide, können mit den
festen Verbrennungsrückständen chemische Reaktionen eingehen, bei denen bestimmte
Komponenten, wie beispielsweise Schwermetalle, mobilisiert werden. Diese mobilisierten
Bestandteile verlassen den Deponiekörper mit dem Sickerwasser und beeinträchtigen
damit die Umwelt, insbesondere das Grundwasser.
[0004] Zur Erkennung der Mobilisierbarkeit unerwünschter Stoffe aus den Verbrennungsrückständen
werden durch gesetzliche Vorschriften bestimmte Testverfahren definiert. Bei dem sogenannten
Eluattest wird eine definierte Menge des zu deponierenden oder bautechnisch zu verwendenden
Materials mit einer definierten Menge Wassers unter definierten Bedingungen in Kontakt
gebracht. Nach diesem Kontakt werden die wäßrige Phase und die Feststoffphase getrennt.
Die wäßrige, als Eluat bezeichnete Phase wird hinsichtlich der in den Vorschriften
genannten Substanzen einer quantitativen chemischen Analyse unterzogen.
[0005] Die festen Verbrennungsrückstände aus Müllverbrennungsprozessen sind jedoch kein
chemisch inertes Stoffgemisch und können bei der Lagerung eine Alterung erfahren.
Diese Alterung kann sich beispielsweise durch geänderte mechanische Eigenschaften
des Materials, insbesondere durch eine Zunahme der Scherfestigkeit oder eine verbesserte
Beständigkeit gegen Auslaugung bestimmter Inhaltsstoffe bemerkbar machen.
[0006] Zur Verbesserung der Aschequalitäten wurden auch thermische Verfahren wie Sinterung
und Verglasung der Rostaschen diskutiert und in der Literatur beschrieben. So soll
durch ein Sintern der festen Verbrennungsrückständen im Temperaturbereich von 850
bis 1000 °C die Eluatstabilität der Verbrennungsrückstände verbessert werden.
[0007] Weiterhin ist aus der DE-A-4 429 958 ein Verfahren und eine Vorrichtung zur thermischen
Behandlung von Rostaschen innerhalb einer der Verbrennungszone einer Müllverbrennungsanlage
anschließenden Ausbrandzone mittels eines speziell ausgebildeten Ausbrandrostes bekannt.
Dabei wird die Rostasche innerhalb einer der Verbrennungszone einer Müllverbrennungsanlage
anschließenden Ausbrandzone direkt auf einen flüssigkeitsgekühlten Ausbrandrost durch
den ascheninhärenten Energieinhalt aufgeheizt und versintert und anschließend mittels
Vorschubrost weitertransportiert.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die in einer Müllverbrennungsanlage anfallenden
festen Verbrennungsrückstände derart nachzubehandeln, daß die Eigenschaften der Verbrennungsrückstände
gegen eine Eluierbarkeit verbessert werden.
[0009] Diese Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Verfahren erfindungsgemäß durch die
kennzeichnenden Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der
Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0010] Durch die Einhaltung nichtoxidierender, vorzugsweise reduzierender Bedingungen läßt
sich bereits bei relativ niedrigen Temperaturen eine Konditionierung der festen Verbrennungsrückstände
erreichen. Diese Konditionierung senkt - gemessen nach dem Eluattest - die Konzentration
bestimmter Komponenten im Eluat der erfindungsgemäß nachbehandelten Verbrennungsrückstände
ab. Dadurch wird insbesondere die Konzentration der Schwermetallverbindungen im Eluat
soweit gesenkt, daß die gesetzlichen Vorschriften erfüllt sind.
[0011] Mehrere Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und
werden im folgenden näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Längsschnitt durch den Feuerraum einer Müllverbrennungsanlage mit einer Behandlungseinrichtung
für die Verbrennungsrückstände und
- Fig. 2
- ein Schema für eine andere Nachbehandlung der Verbrennungsrückstände.
[0012] Eine Müllverbrennungsanlage enthält einen Verbrennungsrost 1, der im dargestellten
Fall durch rotierende, entlang einer geneigten Ebene angeordnete Rostwalzen 2 gebildet
ist. Der Müll wird dem Verbrennungsrost 1 über einen Aufgabetrichter 3 und einen Aufgabestößel
4 zugeführt. Unterhalb des Verbrennungsrostes 1 befinden sich Luftkästen 5, durch
die den Rostwalzen 2 von unten primäre Verbrennungsluft zugeführt wird. Während der
Bewegung über den Verbrennungsrost 1 wird der Müll beim Durchlaufen einer Verbrennungszone
6 durch den Kontakt mit der von unten zugeführten Verbrennungsluft getrocknet, entgast
und verbrannt. Am Ende des Verbrennungsrostes 1 ist der Müll weitgehend ausgebrannt,
so daß feste Verbrennungsrückstände übrig bleiben, die maximal noch 1 bis 2% Kohlenstoff
enthalten können.
[0013] Oberhalb des Verbrennungsrostes 1 befindet sich ein Feuerraum, der durch eine gekühlte
Feuerraumdecke 8 und eine gekühlte Feuerraumrückwand 9 begrenzt ist und der in einem
Rauchgaszug 10 übergeht. Der Rauchgaszug 10 führt zu einem nicht gezeigten Abhitzekessel.
In der Feuerraumdecke 8 und in der Feuerraumrückwand 9 sind Brenner 11 angeordnet,
über die weitere Verbrennungsluft in den Feuerraum eingeblasen wird. Mit Hilfe dieser
sekundären Verbrennungsluft werden die Gase und die mitgerissenen Feststoffpartikel
nachverbrannt, die das über den Verbrennungsrost 1 bewegte Müllbett verlassen.
[0014] Noch innerhalb des Feuerraumes schließt sich an den Verbrennungsrost 1 eine Behandlungseinheit
an. Im vorliegenden Fall besteht die Behandlungseinheit aus einem Vorschubrost 13,
unter dem ein separater Luftkasten 14 angeordnet ist. Dieser Vorschubrost 13 nimmt
die festen, durch die Verbrennung des Mülls entstandenen Verbrennungsrückstände auf
und fördert sie in Form eines bewegten Bettes zum Austragende des Feuerraumes.
[0015] Auf dem die Behandlungseinheit 12 bildenden Vorschubrost 13 wird der feste Verbrennungsrückstand
unmittelbar nach der Verbrennung des Mülls bei einer Temperatur von 400 bis 600 °C
getempert. Innerhalb des über den Vorschubrost 13 bewegten Bettes wird eine nichtoxidierende
oder reduzierende Atmosphäre eingehalten. Weist der Verbrennungsrückstand noch einen
geringen Restkohlenstoffgehalt auf, so wird dem Vorschubrost 13 über den Luftkasten
14 eine im Vergleich mit der Müllverbrennung geringere Luftmenge zugeführt. Diese
Luftmenge ist gerade so groß, daß der Restkohlenstoff des festen Verbrennungsrückstandes
zum Teil verbrennt. Anstelle von Luft kann auch ein anderes Gas, z. B. Rauchgas, zugeführt
werden. Diesem Behandlungsgas können nichtoxidierend oder reduzierend wirkende Gaskomponenten,
wie CO, CO
2, oder Wasserdampf zugesetzt werden. Diese Gaskomponenten begünstigen die Verminderung
der im Eluattest bestimmten Komponenten im Eluat. In der gleichen Richtung wirkt eine
mit Chlor angereicherte Gasatmosphäre, die durch einen Zusatz von Chlorgas oder von
Chlorverbindungen zu dem Behandlungsgas hergestellt wird.
[0016] Das im Zusammenhang mit der Fig. 1 beschriebene Verfahren zur Nachbehandlung des
Verbrennungsrückstandes ist in den Verbrennungsprozeß des Mülls integriert und als
Konditionierungsstufe an den Verbrennungsrost 1 angeschlossen bzw. in die Feststoffbewegung
auf den Verbrennungsrost 1 integriert.
[0017] In der Fig. 2 ist eine andere Ausführungsform für ein Verfahren zur Nachbehandlung
des Verbrennungsrückstandes schematisch gezeigt. Eine Müllfeuerung 15 enthält, wie
in Fig. 1 dargestellt, einen Verbrennungsrost und einen Feuerraum mit einer Verbrennungszone.
Der Müllfeuerung 15 wird über eine Zuführung 16 Müll und über eine Luftleitung 17
Verbrennungsluft zugeführt. Der Müllfeuerung 15 ist ein Abhitzekessel 18 und eine
Rauchgasreinigung 19 nachgeschaltet, in denen das bei der Verbrennung des Mülls anfallende
Rauchgas gekühlt und gereinigt wird. Aus der Rauchgasreinigung 19 wird das Rauchgas
über eine Rauchgasleitung 20 einem Kamin zugeführt.
[0018] Der bei der Verbrennung des Mülls anfallende feste Verbrennungsrückstand wird aus
dem Feuerraum der Müllfeuerung 15 abgezogen und gelangt nach dem Austritt aus dem
Feuerraum über eine Leitung in einen ein Wasserbad enthaltenden Entascher 21, der
beispielsweise als ein, mit einer Kratzerkette versehener Naßentascher oder als ein
Preßkolbenentascher ausgebildet ist. Der Entascher 21 stellt gleichzeitig eine Abdichtung
dar, die verhindert, daß heiße und ungereinigte Rauchgase die Müllfeuerung 15 über
den Weg des Verbrennungsrückstandes verlassen.
[0019] Unmittelbar aus dem Entascher 21 oder nach einer Zwischenlagerung wird der Verbrennungsrückstand
einer Behandlungseinheit 12 zugeführt. Die Behandlungseinrichtung ist beispielsweise
als Drehrohr, als Vibrationsrinne, als Schwingrinne oder als Becherwerk ausgeführt
und von einem Gehäuse umgeben. Innerhalb der Behandlungseinheit 12 bildet der Verbrennungsrückstand
ein bewegtes oder wie im Falle des Becherwerkes ein ruhendes Bett. Durch Aufbringen
von Energie wird der feste Verbrennungsrückstand innerhalb der Behandlungseinheit
12 auf eine Temperatur von 400 bis 600 °C erwärmt. Die notwendige Energie kann von
außen durch eine Beheizung der Behandlungseinheit 12 aufgebracht werden. Die Behandlungseinheit
12 kann durch ein erhitztes Gas oder über Brenner 22 von innen beheizt werden.
[0020] Wie im Zusammenhang mit dem in der Anlage nach Fig. 1 durchgeführten Verfahren erläutert,
wird auch in dieser Behandlungseinheit 12 eine nichtoxidierende oder reduzierende
Gasatmosphäre eingestellt. Das Gas wird der Behandlungseinheit 12 über die Brenner
22 oder über Leitungen zugeführt. Das Abgas wird aus der Behandlungseinheit 12 über
eine Abgasleitung 23 abgeführt und einer Abgasreinigung, z. B. der zu der Müllfeuerung
15 gehörenden Rauchgasreinigung 19 gegebenenfalls nach einer Druckerhöhung zugeführt.
Nach einer vorgegebenen Behandlungszeit werden die getemperten Verbrennungsrückstände
aus der Behandlungseinheit 12 über eine Auslaßleitung 24 abgezogen.
1. Verfahren zur Erhöhung der Auslaugbeständigkeit fester Verbrennungsrückstände aus
der Verbrennung von Müll in einer Verbrennungszone eines Feuerraumes, wobei die Verbrennungsrückstände
nach der Verbrennung einer Temperaturbehandlung unterworfen werden, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbrennungsrückstände bei einer Temperatur von 400 bis 600 °C in einer nichtoxidierenden
Atmosphäre getempert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsrückstände
unmittelbar im Anschluß an die Verbrennung des Mülls innerhalb des Feuerraumes getempert
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsrückstände
im Anschluß an die Verbrennung des Mülls aus dem Feuerraum abgeführt und nach dem
Austritt aus dem Feuerraum getempert werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsrückstände
in einer reduzierenden Atmosphäre getempert werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsrückstände
in Kontakt mit einem reduzierend wirkende Gasbestandteile enthaltenden Gas getempert
werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsrückstände
in Kontakt mit einem oxidierend wirkende Gasbestandteile enthaltenden Gas getempert.
7. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsrückstände
in Kontakt mit einem Gas getempert werden, das mit Chlor oder Chlorverbindungen angereichert
ist.
8. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsrückstände
innerhalb des Feuerraums mit einer im Vergleich zu der Verbrennungszone verringerten
Luftmenge durchströmt werden, der ein nichtoxidierendes Gas zugesetzt wird.