[0001] Die Erfindung betrifft wäßrige, mit Pyrazol-Ringverbindungen blockierte Polyisocyanat-Vernetzer,
deren Herstellung und Verwendung als Klarlack- oder Füllerkomponente in der Automobillackierung.
[0002] Pyrazole, z.B. 3,5-Dimethylpyrazol, gehören zu den wenigen Isocyanatblockierungsmitteln,
die in wäßriger Phase einerseits stabile, andererseits reaktive Vernetzer zu bilden
vermögen Beispielsweise vernetzt ein mit 3,5-Dimethylpyrazol blockiertes aliphatisches
Polyisocyanat bereits bei Einbrennbedingungen von 30 Minuten /120 bis 130°C, wohingegen
ein mit Butanonoxim blockiertes Polyisocyanat 30 Minuten /140°C benötigt.
[0003] Mit Pyrazolen blockierte, wäßrige Polyisocyanat-Vernetzer werden z.B. in der WO 97/12924
beschreiben, wobei die Hydrophilierung dieser Vernetzer auf Polyhydroxycarbonsäuren
beschränkt ist. Die Hydrophilierung durch den einfacheren Einbau von Monohydrorycarbonsäuren
wird nicht genannt.
[0004] Aus der EP-A 576 952 und EP-A 566 953 ist bekannt, Hydroxypivalinsäure und mit ε-Caprolactam,
Malonsäurediethylester, Acetessigsäureethylester, Oximen blockierte Polyisocyanate
zur Herstellung wasserdispergierbarer Polyisocyanatgemische einzusetzen.
[0005] In der EP-A 802 210 werden ebenfalls wäßrige Polyisocyanat-Vernetzer mit einer 3,5-Dimethylpyrazol-Blockierung
beschrieben. Die Hydrophilierung dieser Vernetzer erfolgt aber über nichtionische
Polyethylenoxidketten. Es hat sich aber gezeigt, daß Lacke auf Basis dieser Vernetzer
mit Polyethylenoxidketten eine bleibende Hydrophilierung besitzen und dadurch beispielsweise
den Salzsprühtest nicht bestehen. Damit besitzen derartige Lacke für die Automobilindustrie
eine ungenügende Korrosionsbeständigkeit.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, die genannten Nachteile zu vermeiden und einen wäßrigen
Polyisocyanatvernetzer mit guter Reaktivität, einfachem Aufbau und guter Korrosionsbeständigkeit
zur Verfügung zu stellen.
[0007] Diese Aufgabe konnte mit den erfindungsgemäßen Polyisocyanat-Vernetzern gelöst werden.
[0008] Gegenstand der Erfindung sind wäßrige bzw. wasserverdünnbare blockierte Polyisocyanate
aus
a) 100 Äquivalent-% einer Polyisocyanatkomponente,
b) 60 bis 85 Äquivalent-% einer Pyrazolringverbindung als Blockierungsmittel,
c) 15 bis 40 Äquivalent-% einer Monohydroxycarbonsäure als Hydrophilierungsmittel
und gegebenenfalls
d) 0 bis 15 Äquivalent-% einer difunktionellen, HO- und/oder NH2-Gruppen tragenden Kettenverlängerungskomponente,
wobei die Mengenverhältnisse der Reaktionspartner so gewählt werden, daß das Äquivalent-Verhältnis
von NCO-Gruppen der Komponente a) zu gegenüber Isocyanaten reaktionsfähigen Gruppen
der Komponente b), c) und d) bei 1:0,8 bis 1:1,2 liegt.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung der Polyisocyanatvernetzer.
[0010] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Polyisocyanat-Vernetzer erfolgt stufenweise,
wobei die Polyisocyanatkomponente a) und gegebenenfalls 5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf
den Festkörper, eines wassermischbaren Lösungsmittels, z.B. N-Methylpyrrolidon, vorgelegt
werden und in einer ersten Reaktionsstufe bei ca. 80°C ca. 50 Gew.-% der vorhandenen
NCO-Gruppen mit dem Pyrazol-Blockierungsmittel umgesetzt wird und in einer weiteren
Reaktionsstufe die Hydroxypivalinsäure eingebaut wird und schließlich der Rest der
noch vorhandenen NCO-Gruppen mit weiterem, PyrazolBlockierungsmittel abreagiert wird,
wobei auf 100 Äquivalent-% an NCO-Gruppen der Komponente a) etwa 100 Äquivalent-%
an reaktiven Gruppen der Komponenten b) und c) eingesetzt werden und anschließend
mit einer Menge an Neutralisationsmittel, die ausreicht, um eine stabile Dispersion
zu erhalten, die Carboxylgruppen ganz oder teilweise in Carboxylatgruppen überführt
werden.
[0011] Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung der wäßrigen oder wasserverdünnbaren
blockierten Polyisocyanaate in Kombination mit in Wasser löslichen und/oder dispergierbaren
Polyhydroxylverbindungen zur Herstellung von, gegebenenfalls die üblichen Hilfs- und
Zusatzmittel der Beschichtungstechnologie enthaltenden, wäßrigen Einbrennlacken.
[0012] Bei den, den erfindungsgemäß blockierten Polyisocyanaten zugrundeliegenden Polyisocyanaten
a), handelt es sich um an sich bekannte Lackpolyisocyanatae mit aliphatisch und/oder
cycloaliphatisch gebundenen Isocyanatgruppen und einem Isocyanatgehalt von 7 bis 30,
vorzugsweise 12 bis 25 Gew.-%. In Betracht kommen insbesondere die an sich bekannten
Biuret-, Isocyanurat- und/oder Uretdiongruppen aufweisenden Lackpolyisocyanate auf
Basis von 1,6-Diisocyanatohexan (HDI), 1 - Isocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethyl-cyclohexan
(IPDI) und/oder Bis-(4-isocyanatocyclohexyl)-methan (H
12MDI).
[0013] Weiterhin können auch Polyisocyanate oder kurzkettige NCO-Prepolymere auf Basis von
aromatischen Diisocyanaten, wie beispielsweise Diisocyanatotoluol (TDI) oder 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan
(MDI) eingesetzt werden.
[0014] Besonders bevorzugt als Komponente a) sind jedoch Isocyanuratgruppen aufweisende
Polyisocyanate auf Basis von HDI oder H
12MDI.
[0015] Als Blockierungskomponente kommen 1H-Pyrazole, wie z.B. Pyrazol, 3-Methylpyrazol
oder 3,5-Dimethylpyrazol in Betracht. Bevorzugt ist 3,5-Dimethylpyrazol, das z.B.
gut durch Kondensation von Hydrazinhydrat mit Acetylaceton zugänglich ist.
[0016] Als Hydrophilierungskomponente c) kommen vorzugsweise Monohydroxycarbonsäuren in
Betracht, die eine oder zwei α-ständigen Methylgruppen tragen.
[0017] Besonders bevorzugt ist Hydroxyivalinsäure bzw. Hydroxymethyldimethylessigsäure (2-Hydroxymethyl-2-methylpropionsäure),
gegebenenfalls in Gegenwart geringer Mengen anderer Hydrophilierungsreagenzien, wie
z.B. 0,001 bis 0,1 Gew.-% OH-funktioneller hydrophiler Polyether oder Polyhydroxycarbonsäuren.
[0018] Als difunktionelle Kettenverlängerungskomponente c) kommen Diamine, Diole und auch
Hydroxyamine im Molekulargewichtsbereich von 32 bis 300 in Betracht. Beispiele sind
Hydrazin, Ethylendiamin, Isophorondiamin, das Bisketimin aus Isophorondiamin und Methylisobutylketon,
1,4-Dihydroxybutan, Ethanolamin, N-Methylethanolamin, Hydroxyethylethylendiamin, das
Addukt von 2 mol Propylencarbonat und 1 mol Hydrazin der Formel

[0019] Geeignete Neutralisationsmittel sind z.B. Dimethylethanolamin, Methyldiethanolamin,
Triethylamin, N-Methylmorpholin oder 2-Amino-2-Methylpropanol.
[0020] Um eine wäßrige Lösung bzw. Dispersion herzustellen, wird die obige warme Lösung
der blockierten und hydrophilierten Komponente a) mit warmem, destilliertem Wasser
versetzt und gerührt. Um einen bei Raumtemperatur lagerstabilen, wasserverdünnbaren,
organisch gelösten Vernetzer herzustellen, muß der obige Ansatz mit weiterem Lösemittel
verdünnt werden, um seine Viskosität zu senken.
[0021] Die erfindungsgemäßen Polyisocyanat-Vernetzer haben folgende Vorteile:
- Die Herstellbarkeit auch mit hochfunktionellen (Funktionalität 3-4) Polyisocyanatkomponenten
a) ist relativ problemlos.
- Die Einbrennbedingungen liegen schon bei 30 Minuten 120 bis 130°C.
- Die Thermovergilbung ist deutlich niedriger als bei Polyisocyanat-Vernetzern, die
mit Butanonoxim blockiert sind.
[0022] Der einfache Aufbau und die verbesserte Korrosionsschutzwirkung (Salzsprühtest) werden
anhand der folgenden Beispiele demonstriert.
Beispiele
Beispiel 1
[0023] In diesem erfindungsgemäßen Beispiel sind 75 Äquivalent-% der vorhandenen NCO-Gruppen
mit Dimethylpyrazol blockiert und 25 Äquivalent-% mit Hydroxypivalinsäure hydrophiliert.
Ansatz
[0024]
200,0 g (1,0 Val) |
eines isocyanurathaltigen Lackpolyisocyanates auf Basis von 1,6-Diisocyanatohexan
(HDI) mit einem NCO-Gehalt von ca. 21 %, einer Viskosität bei 23°C von ca. 3 000 mPas
und einer Funktionalität von ca. 3,5 |
72,0 g (0,75 Val) |
3,5-Dimethylpyrazol |
29,5 g (0,25 Val) |
Hydroxypivalinsäure |
22,2 g (0,25 mol) |
Dimethylethanolamin |
30,0 g |
N-Methylpyrrolidon |
422,3 g |
Wasser |
776,0 g (0,75 Val) |
blockierte NCO-Gruppen |
- Festkörpergehalt:
- (301,5 g) 38,9 %
- Viskosität:
- ca. 2 000 mPas
- blockierter NCO-Gehalt:
- 4,0 %
- 1 Val block. NCO-Gruppen:
- 1 050 g
Durchführung:
[0025] Polyisocyanat, N-Methylpyrrolidin und eine Teilmenge von 48 g (0,5 mol) Dimethylpyrazol
werden ca. 5 h bei 85°C umgesetzt, bis ein NCO-Gehalt im Bereich von 7,5 bis 7,7%
gemessen wird. Danach fügt man kristalline Hydroxypivalinsäure hinzu und rührt ca.
2 h 30 min bei ca 65°C nach, bis ein NCO-Gehalt von 3,4% gefunden wird.
[0026] Anschließend gibt man die Restmenge von festem Dimethylpyrazol (24 g/0,25 mol) hinzu,
rührt ca. 30 min bei 65°C nach und ermittelt IR-spektroskopisch keine freien NCO-Gruppen
mehr. Unter Rühren neutralisiert man jetzt den Ansatz durch Zugabe von Dimethylethanolamin,
tropft 70°C-warmes Wasser (entmineralisiert) hinzu und erhält eine blauschimmernde
Dispersion (fast Lösung) eines blockierten Polyisocyanatvernetzers. Der blockierte
NCO-Gehalt beträgt 4,0 %, sein blockiertes NCO-Äquivalent 1 050 g.
Beispiel 2 (Vergleichsbeispiel)
[0027] Dieses Beispiel soll zeigen, daß es schwierig ist, mit einer Dihydroxycarbonsäure
wie Dimethylolpropionsäure und einem hochfunktionellen Polyisocyanat (F mindestens
3,5) gemäß Beispiel 1 einen lagerstabilen, wasserdispergierten Polyisocyanatvernetzer
herzustellen.
[0028] Anstelle von Hydrorypivalinsäure in Beispiel 1 werden 0,25 Val, entsprechend 16,75
g, Dimethylolpropionsäure eingesetzt und gemäß Beispiel 1 verarbeitet. Man erhält
nach der letzten NCO-Messung eine hochviskose, fädenziehende Schmelze, fast Qualle,
die sich nicht mehr dispergieren läßt.
Beispiel 3 (Anwendungsbeispiel)
[0029] Dieses Beispiel demonstriert die Eigenschaften des erfindungsgemäßen Vernetzers gemäß
Beispiel 1 im Vergleich zu einem handelsüblichen, mit Butanonoxim blockierten Polyisocyanatvernetzer
in Klarlacken.
Klarlackrezeptur |
1 |
2 |
Bayhydrol VP LS 2017®, |
|
|
Bayer AG, 42 %ige Lff. |
65,06 |
57,27 |
Hydroxylpolyester-Dispersion |
|
|
1 Val OH = 1 889 g |
|
|
Bayhydur BL 5140® |
|
|
Bayer AG, 39,5 %ig L |
32,89 |
- |
Butanonoxim-blockiertes Polyisocyanat |
|
|
1 Val block. NCO = 955 g |
|
|
Vernetzer gemäß Beispiel 1 |
- |
31,35 |
Additol XW 395®, |
|
|
Vianova Resin, Verlaufsmittel |
0,72 |
0,69 |
Surfinol 104 E®, |
|
|
Air Product/Biesterfeld, |
0,72 |
0,69 |
Antikratermittel |
|
|
dest. Wasser |
0,61 |
10,00 |
Gew.-Teile |
100,00 |
100,00 |
Vernetzung |
|
|
block. NCO:OH=1:1 |
|
|
Die Bindemittel und Additive werden mittels Rührer homogen vermischt und nach 2 Stunden
verarbeitet |
|
|
Festkörpergehalt |
ca. 40 % |
ca. 38 % |
Auslaufzeit ISO-Becher 5 mm/23°C |
ca. 40 s |
ca. 38 s |
Auslaufzeit nach 7 d 40°C Lacklagerung |
ca. 34 s |
ca. 31 s |
Mit einer handelsüblichen Lackhantel wird auf Glasplatten ein Naßfilm von ca. 120
µm aufgetragen und nach einer Ablüftung von 10 min/23°C in einem Umluftofen 30 Minuten
bei 120°C eingebrannt. |
|
|
Pendelhärte n. König |
ca. 7 s |
ca. 19 s |
1 Minute Anlösbarkeit gegen Toluol, Methoxypropylacetat, Ethylacetat, Aceton (0 -
5, keine Markierung - zerstörter Film |
5 555 |
4 355 |
Einbrennvorgang 30 min 140°C |
ca. 32 s |
ca. 38 s |
Pendelhärte n. König |
|
|
1 Minute Anlösbarkeit, s.o. |
4 344 |
4 244 |
Fur den Salzsprühtest werden die Lacke mittels Fließbecherpistole auf Stahlbleche
gespritzt und 30 min bei 140°C eingebrannt |
|
|
144 h Salzsprühtest Din 53 167 [Wd* = Unterwanderung] |
WD* 26 mm |
Wd* 10 mm |
[0030] Man erkennt aus obiger Übersicht, daß der Lack 2 mit dem erfindungsgemäßen Vernetzer
reaktiver als Lack 1 ist. Deutlich wird dies an der größeren Filmhärte und der besseren
Resistenz gegen Anlösung bei der niedrigen Einbrenntemperatur von 120°C. Bei der Einbrenntemperatur
von 140°C haben sich diese Verhältnisse angeglichen. Allerdings schneidet Lack 2 im
Salzsprühtest mit einer Unterwanderung von nur 10 mm viel besser ab als Lack 1.
1. Wäßrige bzw. wasserverdünnbare blockierte Polyisocyanate aus
a) 100 Äquivalent-% einer Polyisocyanatkomponente,
b) 60 bis 85 Äquivalent-% einer Pyrazolringverbindung als Blockierungsmittel,
c) 15 bis 40 Äquivalent-% einer Monohydroxycarbonsäure als Hydrophilierungsmittel
und gegebenenfalls
d) 0 bis 15 Äquivalent-% einer difunktionellen, HO- und/oder NH2-Gruppen tragenden Kettenverlängerungskomponente,
wobei die Mengenverhältnisse der Reaktionspartner so gewählt werden, daß das Äquivalent-Verhältnis
von NCO-Gruppen der Komponente a) zu gegenüber Isocyanaten reaktionsfähigen Gruppen
der Komponente b), c) und d) bei 1:0,8 bis 1:1,2 liegt.
2. Verfahren Herstellung der Polyisocyanat-Vernetzer nach Anspruch 1, wobei stufenweise
die Polyisocyanatkomponente a) und gegebenenfalls 5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf den
Festkörper, eines wassermischbaren Lösungsmittels, z.B. N-Methylpyrrolidon, vorgelegt
werden und in einer ersten Reaktionsstufe bei ca. 80°C ca. 50 Gew.-% der vorhandenen
NCO-Gruppen mit dem Pyrazol-Blockierungsmittel umgesetzt wird und in einer weiteren
Reaktionsstufe die Hydroxypivalinsäure eingebaut wird und schließlich der Rest der
noch vorhandenen NCO-Gruppen mit weiterem Pyrazol-Blockierungsmittel abreagiert wird,
wobei auf 100 Äquivalent-% an NCO-Gruppen der Komponente a) etwa 100 Äquivalent-%
an reaktiven Gruppen der Komponenten b) und c) eingesetzt werden und anschließend
mit einer Menge an Neutralisationsmittel, die ausreicht, um eine stabile Dispersion
zu erhalten, die Carboxylgruppen ganz oder teilweise in Carboxylatgruppen überführt
werden.
3. Verwendung der wäßrigen oder wasserverdünnbaren blockierten Polyisocyanate in Kombination
mit in Wasser löslichen und/oder dispergierbaren Polyhydroxylverbindungen zur Herstellung
von, gegebenenfalls die üblichen Hilfs- und Zusatzmittel der Beschichtungstechnologie
enthaltenden, wäßrigen Einbrennlacken.