[0001] Die Erfindung betrifft eine Walze für ein Walzgerüst, umfassend eine Walzenachse
mit mindestens einem darauf angeordneten Walzenring, wobei die Walzenachse axial verschiebbar
ist. Das Walzgerüst zum Walzen eines Metallbandes kann dabei z.B. als Duo-, Quarto-
oder Sexto-Gerüst ausgebildet sein.
[0002] Bei der Fertigung eines Metallbandes werden Dicke und Querschnitt durch den Walzspalt
bestimmt. Die genaue Kontur des sich unter Last einstellenden Walzspaltes ist von
verschiedenen Einflußgrößen abhängig. Diese sind der Verschleiß der Arbeitswalzen,
die elastische Verformung des Walzensystems, der Walzenschliff (Bombierung) sowie
die thermische Balligkeit in Folge ungleichmäßiger Erwärmung der Walzenballen zwischen
der Ballenmitte und dem Ballenrand. Ohne die Korrektur durch Stellglieder nimmt die
Balligkeit der Arbeitswalzen mit zunehmendem Walzmaterial-Durchsatz ständig zu, und
durch die sich so ändernde thermische Bombierung weicht die Walzenkontur zunehmend
von der Sollkontur, z.B. eine Parabel, ab.
[0003] Um die Abweichung der Ist-Profilform von der Soll-Profilform des Walzbandes während
des Walzvorganges zu beeinflussen, ist es bekannt, einteilige Arbeits- oder Zwischenwalzenpaare
so zu gestalten, daß der Walzenballen eine von der achsparallelen Geraden abweichende
gekrümmte Kontur aufweist, die sich über die gesamte Länge des Walzenballens erstreckt,
wobei die Walzen gegensinnig axial verschiebbar sind (vgl. DE 30 38 865 C1). Die Änderung
des thermischen Crowns und des Arbeitswalzenverschleißes wird somit im Sinne einer
Angleichung der Istkontur kompensiert. Der Walzspalt wird hierbei durch die gekrümmte
Kontur der Walzenballen im Zusammenspiel mit einer Relativverschiebung der zusammenarbeitenden
Walzen beeinflußt.
[0004] Bei einer durch die US-A 4 407 151 bekanntgewordenen Walze der eingangs genannten
Art wird die Traglast durch axiales Verschieben der Walzen- bzw. Tragachse beeinflußt.
[0005] Es sind darüber hinaus verschiedene Systeme bekannt, bei denen die Balligkeit einer
Walze und im Falle des Einsatzes als Stützwalze im Einzelfall auch die Abstützbreite
mit Hilfe von hydraulischen Maßnahmen verändert werden kann. Bei diesen Systemen (Nipco-Walze,
VC-Walze, Sumitomo-Walze, aufblasbare Walze, usw.) wird die äußere Form bzw. Balligkeit
der Walzen und gegebenenfalls auch die Nachgiebigkeit der Walze auf äußere Lasten
längs des Walzenballens mit Hilfe von Öldruckpolstern und/oder hydraulisch betätigten
Stützschuhen verändert und damit an die Walzbedingungen angepaßt.
[0006] Nachteilig bei diesen Ausführungen sind die aufwendige und entsprechend wenig betriebssichere
Hydraulik. Außerdem läßt sich bei einer in der Regel nicht ausreichenden Dichtigkeit
eine Verschmutzung von Walzöl oder Walzemulsion durch das Hydrauliköl nicht vermeiden.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Walze zu schaffen,
mit der sich die Einstellung des Walzspaltes während des Walzvorgangs gegenüber den
bekannten Maßnahmen vereinfachen und genauer vornehmen läßt und die die Einstellmöglichkeiten
der einzelnen Walzenpaare vervielfältigt.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Oberflächen von mindestens
zwei der innenliegenden, von einem äußeren Walzenring eingeschlossenen Walzenbauteile
in axialer Richtung gekrümmte Konturen aufweisen, die zueinander um 180° gedreht sind.
Abgesehen davon sind die die Oberflächenkonturen dieser Paarung in axialer Richtung
beschreibenden mathematischen Funktionen gleich. Wenngleich es sich empfiehlt, einander
zugewandte Oberflächen derart konturiert auszubilden, so brauchen die gepaarten Konturen
doch nicht in unmittelbarem Kontakt zu stehen, sondern können auch durch einen oder
mehrere Walzenringe bzw. Schalen voneinander getrennt sein, selbst wenn diese auch
wieder konturiert sind; die Funktion der betrachteten Paarung wird hierdurch nur geringfügig
beeinträchtigt.
[0009] Die Ist-Form läßt sich sehr viel genauer einstellen, da der mehrteilige Auf- bzw.
Zusammenbau der erfindungsgemäßen Walze bereits innerhalb einer einzelnen Walze ein
Vielzahl an Möglichkeiten bietet, die äußere Kontur der Walze zu verändern, um den
gewünschten Walzspalt einzustellen. Dies umso mehr, wenn nach einem Vorschlag der
Erfindung nicht nur die Walzenachse, sondern auch der bzw. die Walzenringe axial verschiebbar
sind. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Walze besteht darin, daß ihre äußere
Oberfläche, d.h. die Fläche, die dem größten Verschleiß unterliegt, eine achsparallele
bzw. zylindrische Form aufweist. Beim Nachschleifen dieser Oberfläche braucht daher
keine Rücksicht auf eine etwaige Konturierung genommen zu werden, wie das bei einteiligen,
gekrümmt konturierten Walzen der Fall ist, bei denen beim Überarbeiten der jeweiligen
Walzenpaare die gegensinnige Oberflächenkontur genau berücksichtigt werden muß. Bei
der eine Innenkrümmung aufweisenden erfindungsgemäßen Walze reicht hingegen ein einfacher,
zylinderförmiger Schliff aus.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sehen daher vor, daß die Walzenachse und
der innere Walzenring oder die äußere Oberfläche eines inneren und die innere Oberfläche
eines äußeren Walzenringes eine gekrümmte Kontur aufweisen, wobei sich die Walzenringe
ein- oder mehrteilig ausführen lassen. Stets besitzt hierbei ein auf dem innenkonturierten
inneren Walzenring angeordneter äußerer Walzenring außen eine zylindrische Form seiner
Mantelfläche.
[0011] Nach einem Vorschlag der Erfindung sind die einander zugewandten, gekrümmt konturierten
Oberflächen formschlüssig ineinandergreifend ausgebildet, wobei sie mit einem Gewinde
versehen sein können. Hiermit läßt sich berücksichtigen, daß es unter Umständen notwendig
sein kann, zwischen den einzelnen Bauteilen der Walze Momente zu übertragen, die über
das allein durch Reibschluß übertragbare maximale Moment hinausgehen.
[0012] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen
und der nachfolgenden Beschreibung, in der Ausführungsbeispiele des Gegenstandes der
Erfindung näher erläutert sind. Es zeigen:
- Fig. 1
- in der Längsansicht eine mehrteilige bzw. -schalige Walze mit Innen-Krümmung, d.h.
in axialer Richtung gepaarter gekrümmter Kontur von Walzenachse und innerem Walzenring;
- Fig. 2
- die Walze nach Fig. 1 mit axial nach links verschobenem inneren Walzenring;
- Fig. 3
- eine Quarto-Walzenanordnung mit eine Innenkrümmung gemäß Fig. 1 aufweisenden Stützwalzen;
- Fig. 4
- die Walzen-Anordnung nach Fig. 3 mit sowohl axial verschobenen Walzenachsen als auch
axial verschobenen inneren Walzenringen;
- Fig. 5
- im Querschnitt eine formschlüssig in einen Walzenring eingreifende Tragachse; und
- Fig. 6
- im Längsschnitt eine Walze bei der die konturierten Innen- bzw. Außenseiten, d.h.
die einander zugewandten Oberflächen von Walzenachse und innerem Walzenring über ein
Gewinde ineinandergreifend verbunden sind.
[0013] Eine in Fig. 1 gezeigte, als Arbeits- oder Zwischenwalze einzusetzende Walze 1 besteht
aus einer Walzenachse 2 mit einem darauf angeordneten inneren Walzenring 3 und einem
diesen konzentrisch umschließenden äußeren Walzenring 4. Die Oberfläche 5 der Walzenachse
2 besitzt ebenso wie die - innere - Oberfläche 6 des inneren Walzenringes 3 eine in
axialer Richtung gekrümmte Kontur, wobei die Oberflächenkonturen dieser Paarung zueinander
um 180° gedreht sind. Der äußere Walzenring 4 weist hingegen eine zylindrische, d.h.
nicht konturierte Form auf. Zur variablen Einstellung des Walzspaltes ist neben der
Walzenachse 2 auch der innere Walzenring 3 axial verschiebbar; eine Betriebsposition
mit nach links verstelltem inneren Walzenring 3 und nach rechts verschobener Walzenachse
2 ist in Fig. 2 dargestellt. Durch die um den gleichen Betrag gegensinnig verschobenen,
durch die gleiche Bildungsfunktion beschriebenen, aber um 180° versetzten Konturen
entsteht ein innerer Zwang, der in diesem Beispiel zu einer symmetrischen tonnenförmigen
Aufweitung des äußeren Walzenringes (bzw. Schale) 4 und somit der ganzen Walze verbunden
mit gegenüber dem Ausgangszustand symmetrisch veränderten Pressungsverteilungen zwischen
den Bauteilen der Walze, führt.
[0014] Neben der Veränderung der äußeren Form, was einer Veränderung der Balligkeit der
Walze 1 entspricht, ist es bei geeigneter Konturierung auch möglich, symmetrische
Ablösungen der Walzenringe 3 bzw. 4 untereinander in bestimmten Bereichen längs des
Ballens zu erreichen. In diesen Bereichen "klaffender" Walzenringe sinkt die Walzensteifigkeit
deutlich. Insbesondere bei der Walzung von Bändern, die deutlich schmaler als die
Ballenlänge sind, ergibt sich dadurch ein wesentlicher Vorteil, denn die Anpassung
der Stützbreite an die Lastbreite (gleich Bandbreite) verringert die Gesamtdurchbiegung
der Arbeitswalzen in dem für die Planheit entscheidenden Bandbereich erheblich.
[0015] Die Fig. 3 und 4 zeigen Beispiele für den Einsatz der Walze 1 als Stützwalzen für
einteilige Arbeitswalzen 7, 8 bei verschiedenen Breiten des zu walzenden Walzbandes
9 (Fig. 3) bzw. 10 (Fig. 4). Im Falle von Fig. 3 entspricht die Last- bzw. Bandbreite
der Stützbreite mittels der Walzen 1; weder die inneren Walzenringe 3 noch die Walzenachsen
2 sind axial verschoben. In dieser Situation findet über den gesamten axialen Verlauf
der gekrümmten Kontur eine Berührung - entsprechend der Länge der inneren Walzenringe
- der gekrümmten Oberflächen 5 bzw. 6 von Walzenachse 2 und innerem Walzenring 3 statt.
Hingegen befindet sich am Beispiel der Fig. 4, die einen in der Praxis häufig vorkommenden
Walzfall darstellt, eine mehrteilige, innen komplementär gekrümmte Oberflächen aufweisende
Stützwalze 1 beim Walzen eines weniger breiten Walzbandes 10 auch jenseits der Bandkante
noch im Kontakt mit der zu stützenden Arbeitswalze 7 bzw. 8. Die Konturierung der
Oberflächen 5 bzw. 6 ist hier so gewählt, daß es aufgrund der durch die nach links
und rechts weisenden Pfeile axialen gegensinnigen Verschiebung von jeweils innerem
Walzenring 3 und Walzenachse 2 bei dieser Einstellung zu einer schon zuvor erwähnten
partiellen Ablösung 11 im Inneren der Walze 1 und damit zu einer erhöhten Walzennachgiebigkeit
an diesen Stellen kommt, mit der Folge, daß die Last aufgrund der Wechselwirkung mit
der anderen Walze entsprechend gering ist und somit praktisch keinen Beitrag zur Stützung
liefert. Die relevante Stützbreite beschränkt sich damit auf den weitgehend fugenlosen
Bereich, der der Breite des Walzbandes 10 entspricht. Die erhöhte Walzennachgiebigkeit
im Bereich neben dem Walzband 10 führt zu einer Reduzierung der Bandkantenanschärfung.
[0016] Eine Ausgestaltung, um gegebenenfalls zwischen den einzelnen Elementen der Walze
solche Momente zu übertragen, die über das allein durch Reibschluß übertragbare maximale
Moment hinausgehen, ist in den Fig. 5 und 6 gezeigt, wobei dort die Walzenachse 102
und der diese konzentrisch umschließende Walzenring 103 formschlüssig miteinander
verbunden sind. Bei einer Arbeits- oder Stützwalze 100 mit auf dem inneren Walzenring
103 außerdem angeordneten zylindrischen äußeren Walzenring 104 wird dort die axiale
Verschiebbarkeit bei nicht zylindrisch konturierten Oberflächen durch ein Walzenachsen-Gewinde
12 (vgl. Fig. 6) gewährleistet.
1. Walze für ein Walzgerüst, umfassend eine Walzenachse mit mindestens einem darauf angeordneten
Walzring, wobei die Walzenachse axial verschiebbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberflächen (5, 6; 105, 106) von mindestens zwei der innenliegenden, von einem
äußeren Walzenring (4; 104) eingeschlossenen Walzenbauteile (2, 3; 102, 103) in axialer
Richtung gekrümmte Konturen aufweisen, die zueinander um 180° gedreht sind.
2. Walze nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzenachsen (2; 102) und/oder der bzw. die Walzenringe (3, 4) axial verschiebbar
sind.
3. Walze nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzenachse (2) und der innere Walzenring (3) oder die äußere Oberfläche eines
inneren und die innere Oberfläche eines äußeren Walzenringes (3, 4) eine gekrümmte
Kontur aufweisen.
4. Walze nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzenringe (3, 4) ein- oder mehrteilig sind.
5. Walze nach einem der Amsprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein auf dem innenkonturierten inneren Walzenring (3) angeordneter äußerer Walzenring
(4) eine zylindrische Form besitzt.
6. Walze nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die einander zugewandten gekrümmt konturierten Oberflächen (105, 106) formschlüssig
ineinandergreifend ausgebildet sind.
7. Walze nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die gekrümmt konturierten Oberflächen (105, 106) mit einem Gewinde (12) versehen
sind.