[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektrolytischen Herstellung
von Amalgam aus Metallsalz.
[0002] Amalgame sind Legierungen des Quecksilbers mit Alkali-, Erdalkali- oder Übergangsmetallen.
Sie finden in der Industrie eine weite Verwendung. Hervorzuheben ist die Verwendung
von Alkali-Amalgamen als Reduktionsmittel in der chemischen Industrie, z. B. für die
Herstellung von Alkalialkoholaten. Natrium-Amalgam ist ein wichtiges Zwischenprodukt
bei der Chloralkali-Elektrolyse Die großtechnisch für die Bildung von Alkoholaten
eingesetzten Mengen an Amalgam werden üblicherweise aus diesem Verfahren gewonnen.
[0003] Hierbei wird wäßrige Natriumchloridlösung durch elektrische Energie unter Bildung
von Natriumamalgam und Chlor zersetzt.

[0004] Das Anodenprodukt Chlor wird von dem Kathodenprodukt Amalgam getrennt. Das Amalgam
fließt im Kreislauf über einen nachgeschalteten sogenannten Zersetzer und wird dort
in wäßriger Lösung elektrolytisch weiter zu Natronlauge bei gleichzeitiger Wasserstoffentwicklung
zersetzt.

[0005] Als Kathode wird also Quecksilber benutzt und als Anode gewöhnlich eine aktivierte
Titan-Anode.
[0006] Die Verwendung von Chlor in der Industrie wird aufgrund eines potentiellen Sicherheits-
und Gesundheitsrisikos des Chlorgases als auch der chlorierten Reaktionsprodukte,
wie z.B. Vinylchlorid und Tetrachlormethan, eingeschränkt. Es ist daher wirtschaftlich
wenig sinnvoll, große Mengen an Chlor als Nebenprodukt der Elektrolyse herzustellen,
wenn Alkalialkoholat das Zielprodukt ist, z. B. nach

[0007] Bereits aus den 40er Jahren ist ein Verfahren bekannt, welches in (Reichsamt für
Wirtschaftsausbau, chem. Ber. Prüf. Nr 93 {PB 52008}[1940]) beschrieben ist, bei dem
das Alkalisulfat der Elektrolyse ausgesetzt wird, um somit Alkali-Amalgam ohne die
Bildung von Chlor herzustellen. Die Elektrolyse des Alkalisulfats erfolgt zwischen
Quecksilber und Blei mit Silberzusatz in einer Elektrolysezelle, die von einer porösen
Gummimembran geteilt ist. Kathodisch entsteht das Amalgam und anodisch wird Sauerstoff
und Schwefelsäure erzeugt. Die Sulfatlösung wird in den Kathodenraum eingespeist und
durch das Diaphragma gedrückt. Die anodenseitig entstehende Schwefelsäure ist daher
mit Natriumsulfat verunreinigt. Dies stellt einen erheblichen Nachteil dar.
[0008] Ausgehend vom oben genannten Nachteil, ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
ein Verfahren zur chlorfreien, elektrolytischen Herstellung von Amalgam aus Metallsalz
zur Verfügung zu stellen. Das Verfahren soll einen hohen Reinheitsgrad der Endprodukte
und hohe Stromausbeuten gewährleisten.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemaß durch ein Verfahren gelöst, bei dem bei der elektrolytischen
Herstellung des Amalgams eine Anionenaustauschermembran eingesetzt wird.
[0010] Überraschend wurde gefunden, daß das erfindungsgemäße Verfahren die oben geforderten
Eigenschaften besitzt und damit eine Verbesserung der bisherigen Herstellungsverfahren
darstellt.
[0011] Die Elektrodenreaktion ist ähnlich dem oben genannten Verfahren. Wird als Metallsalz
Natriumsulfat verwendet, kann sie durch folgende Gleichung beschrieben werden:

[0012] Es entsteht folglich an der Kathode das Amalgam und anodenseitig reine Schwefelsäure
und Sauerstoff.
[0013] Allgemein wird die Elektrolyse wie folgt durchgeführt:
[0014] Die Anionenaustauschermembran teilt die Elektrolysezellen in einen Kathoden- und
Anodenraum. Im Anodenraum befindet sich anfanglich eine verdünnte Säurelösung. Es
kann vorteilhaft sein, wenn diese Säurelösung eine Konzentration von 0,01 bis 0,2
M aufweist. Die wäßrige konzentrierte Metallsalzlösung wird in den Kathodenraum gepumpt.
Vorzugsweise weist die konzentrierte Metallsalzlosung eine Konzentration von 0,5 M
bis 5,0 M, besonders bevorzugt von 0,5 M bis 2 M auf. Bei Stromdurchgang durch diese
Elektrolytlosung kommt es zur Zersetzung des Metallsalzes.
[0015] Dabei wandern die Metallionen zur Quecksilberkathode, und es kommt bei der Elektrodenreaktion
zur Bildung des gewünschten Amalgams Die Anionen (SO
42-) passieren die Anionenaustauschermembran und gelangen so in den Anodenraum An der
Anode kommt es zur Spaltung des Wassers und somit zur Protonierung der Säure-Anionen
bei gleichzeitiger Sauerstoffentwicklung. Das Metallsalz in wäßriger Lösung, auch
Katholyt genannt, und der Anolyt werden im Kreis geführt und der Elektrolysezelle
wieder zugeführt.
[0016] Amalgame können mit Alkali-, Erdalkali- und Edelmetallen, Zink, Cadmium, Zinn, Blei
und Kupfer hergestellt werden. Bevorzugt werden für das erfindungsgemäße Verfahren
Alkalimetalle zur Amalgamierung verwendet. Besonders bevorzugt wird als Alkalimetall
Natrium oder Kalium zur Amalgamherstellung verwendet. Als anionischer Bestandteil
(Säurerest-Ionen) können sämtliche üblichen Anionen benutzt werden. Vorzugsweise können
Nitrat-, Sulfat-, Phosphat-, Phosphit- und Carbonationen eingesetzt werden. Besonders
bevorzugt sind Sulfate als anionischer Bestandteil.
[0017] Als Kathode, die für das erfindungsgemäße Verfahren verwendet wird, dient anfänglich
reines Quecksilber Als Anode wird bevorzugt mit Edelmetall bzw. Edelmetalloxid (z.
B Platin) aktiviertes Titan verwendet Die auf diese Weise erhaltene Anode zeichnet
sich durch eine geringe Überspannung für die Sauerstoffabscheidung aus. Die Verwendung
von Titan hat sich aufgrund seiner guten chemischen Beständigkeit als Anodenmaterial
bewährt. Das Anodenmaterial ist jedoch nicht auf diese Ausführung begrenzt, und andere
Materialien mit ausreichender chemischer Stabilität können verwendet werden, wenn
sie ausreichend geringe Überspannungen zeigen.
[0018] Zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens konnen Anionenaustauschermembranen
benutzt werden.
[0019] Die für das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzte Anionenaustauschermembran enthält
ein Polymer, welches bevorzugt Aminogruppen als für den selektiven Anionentransport
verantwortlichen Bestandteile aufweist. Die im Polymer enthaltenen Aminogruppen sind
vorzugsweise terminale, positiv geladene Ammoniumgruppen. Die im Polymer enthaltenen,
frei beweglichen Gegenionen können gegen andere Anionen ausgetauscht werden und sind
damit für den selektiven Ladungstransport verantwortlich.
[0020] Als Membran werden bevorzugt Anionenaustauschermembranen des Typs Neosepta® verwendet.
Diese sind kommerziell erhältlich. Besonders bevorzugt werden Membrane der Neosepta®-Typen
AMX, AHA-2 und ACLE-5 P eingesetzt.
[0021] Die Anionenaustauschermembran ist bevorzugt ein dünner Film mit ausreichender Festigkeit
und chemischer Beständigkeit. Auch unter dem Einfluß einer Potentialdifferenz ist
sie nur für Anionen durchlässig.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren zur elektrolytischen Herstellung von Amalgam mit Hilfe
einer Anionenaustauschermembran wird im allgemeinen wie folgt durchgeführt:
[0023] Die Stromdichte an der Kathode wird auf 1,5 bis 3,5 kA m
2 eingestellt. Bevorzugt ist eine Stromdichte von 2,0 bis 3,0 kA m
2. Die Temperatur während der Elektrolyse beträgt 30 bis 90 °C. Bevorzugt ist eine
Temperatur von 50 bis 70 °C. Die Elektrolysezeit beträgt je nach System 5 bis 8 Stunden.
[0024] Man erhält Amalgam mit einer Stromausbeute von über 95 % und bis zu 99 %. Das Verfahren
kann kontinuierlich oder diskontinuierlich, vorzugsweise kontinuierlich, ablaufen.
[0025] Das nachstehende Beispiel erläutert die Erfindung.
Beispiel 1:
[0026] In einer durch eine Anionenaustauschermembran (Neosepta® ACLE 5 P) geteilten Elektroylsezelle
wird bei 60 °C eine Elektrolyse von Natriumsulfat durchgeführt. Als Kathode dient
anfänglich reines Quecksilber. Die Stromdichte an der Kathode wird auf 2,6 kA m
-2 eingestellt. Katholyt (1,3 M Na
2SO
4) und Anolyt (0,12 M H
2SO
4) werden im Kreis geführt. Nach 5,5 Stunden ist kathodisch Natrium-Amalgam mit einer
Stromausbeute von 98 % entstanden. Anodisch entstehen korrespondierende Mengen an
Schwefelsäure und Sauerstoff.
1. Verfahren zur elektrolytischen Herstellung von Amalgam aus Metallsalz,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Anionenaustauschermembran verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Metallsalz ein Metallnitrat, -sulfat, -phosphat, -phosphit oder -carbonat
ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Metallsalz Natrium- und/oder Kaliumsulfat ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anode aus edelmetallaktiviertem oder edelmetalloxidaktiviertem Titan besteht.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anionenaustauschermembran ein Polymer mit Aminogruppen enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anionenaustauschermembran ein Polymer mit Ammoniumgruppen enthält.