[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zum Herstellen eines Hohlkörpers aus einem
rohrförmigen Rohling durch Innenhochdruckumformung (IHU) nach dem Oberbegriff von
Anspruch 1.
[0002] Bisher werden - runde oder rechteckige - Rohrstücke als Rohling für einen IHU-Prozeß
erforderlichenfalls gezielt in Abhängigkeit vom Werkstück vorgeformt, wobei das Vorformen
in einem separaten Vorformwerkzeug oder in dem IHU-Werkzeug erfolgen kann. Hierbei
sind jedoch lediglich Lösungen bekannt, bei denen der kleinste Fertigteilumfang dem
Umfang des einzulegenden Rohlings entspricht, d.h. daß die Dimensionierung des Rohlings
nach dem kleinsten Umfang des Fertigteiles erfolgt.
[0003] Eine Ausnahme bildet das Abquetschen von Rohrbereichen beim Schließen des IHU-Werkzeuges.
Dabei bildet sich an der Außenseite des Rohres eine Schlinge mit doppelter Wandungsdicke
des Rohmaterials. Als problematisch erweist sich hierbei der Platzbedarf der Schlinge.
Das Abtrennen der Schlinge würde einen zusätzlichen Arbeitsgang bedeuten; außerdem
würde dadurch die Torsionssteifigkeit des Fertigbauteils beeinträchtigt.
[0004] Da der Rohrumfang des einzulegenden Rohres in der Regel dem kleinsten Fertigteilumfang
entspricht, können die möglichen Bauteilquerschnitte nur in engen Grenzen variiert
werden. Soll z.B. ein Bauteil gefertigt werden, dessen Umfang an der kleinsten Stelle
100 mm und an der größten Stelle 150 mm im Fertigzustand beträgt, so wird üblicherweise
ein Rohling mit einem Umfang von 100 mm eingesetzt. Dies bedeutet aber, daß die Bereiche
mit dem großem Umfang in Umfangsrichtung beispielsweise um etwa 50 % aufgeweitet werden
müssen. Dies ist mit üblichen metallischen Werkstoffen nicht ohne weiteres möglich.
Stand man bisher vor der Notwendigkeit, IHU-Teile mit größeren Durchmesserunterschieden
herstellen zu müssen, so gab es zum einen nur die Möglichkeit, in mehreren Umformstufen
umzuformen und den Werkstoff durch Zwischenglühen in seinem Umformvermögen zu regenerieren,
was vom Investitionsvolumen, vom Platzbedarf und von den Betriebskosten her sehr aufwendig
ist. Eine Alternative dazu wäre die Verwendung von mehrteilig zusammengesetzten Rohlingen
(sog. taylored tubes), die aus größenunterschiedlichen Rohrabschnitten und Übergangskonen
zusammengeschweiß sind, was eine aufwendige und kostspielige Fertigung der Rohlinge
voraussetzt.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, das gattungsgemäß zugrundegelegte Verfahren dahingehend
zu verbessern, daß Fertigteile mit größeren (z.B. mit mehr als 15 %) Durchmesser-
oder Umfangsunterschieden zwischen Größt- und Kleinstdurchmesser mit den heute üblichen
metallischen Werkstoffen ohne weiteres durch Innenhochdruckumformung hergestellt werden
können.
[0006] Diese Aufgabe wird - ausgehend von dem gattungsgemäß zugrundegelegten Verfahren -
erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale von Anspruch 1 gelöst. Danach wird
beim Vorformen des Rohlings in diesen eine über seine Länge hinweg unterschiedlich
tiefe Beule eingeformt, aus der beim eigentlichen IHU-Prozeß eine in das innere des
Hohlkörpers hinneinragende, U-förmige Falte gebildet wird, deren Wandungen unmittelbar
aufeinander liegen und an der Peripherie in die Umfangswandung des Hohlkörpers übergehen.
Es kann dadurch ein im Umfang größer als der Kleinstumfang oder Kleinstdurchmesser
des Fertigteiles bemessener Rohling eingesetzt werden. Aufgrund der nach innen gerichteten
und somit nicht störenden Falte kann Umfangsmaterial "verbraucht" und somit der Durchmesser
bzw. der Umfang des Rohling örtlich gezielt reduziert werden. Aufgrund dessen kann
mit größeren Rohlingen gearbeitet werden, deren Umfangslänge oder Durchmesser zwischen
dem Größt- und dem Kleinstdurchmesser des Fertigteiles liegt. Dadurch kann die in
Bereichen eines großen Fertigteil-Umfanges erforderliche Umfangsdehnung des Werkstoffes
in erträglichen Grenzen gehalten werden. Das mit üblichen, einfachen Rohlingen herstellbare
Bauteilspektrum wird dank der Erfindung beträchtlich erweitert.
[0007] Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung können den Unteransprüchen entnommen werden;
im übrigen ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
nachfolgend noch erläutert; dabei zeigen:
- Fig. 1
- den Querschnitt eines geöffnetes Innenhochdruckumform-Werkzeugs mit einem darin eingelegten
Rohling aus einem Rondrohr,
- Fig. 2
- das Werkzeug nach Figur 1 in teil-geschlossenen Zustand, wobei der Rohling gezielt
teilverformt ist,
- Fig. 3
- das Werkzeug nach Figur 1 in ganz geschlossenen Zustand, wobei der Rohling gezielt
mit Längsbeulen versehen ist,
- Fig. 4
- das Werkzeug nach Figur 3 im hochdruck-beaufschlagten Zustand, wobei der Rohling konturtreu
in die Gravur des Formgebungswerkzeuges eingeformt und eine U-förmige Falte im Innern
des Werkstückes ausgebildet ist und
- Fig. 5a, 5b und 5c
- eine Folge von Querschnitten durch die Wandung des fertigen IHU-Teiles durch die Wandung
mit der Falte an unterschiedlichen Längspositionen.
[0008] Durch das in den Figuren dargestellte, in Ober- und Unterwerkzeug 1 bzw. 2 geteilte,
schließbare IHU-Werkzeug soll ein runder Rohling 3 zu einem kastenförmigen Fertigteil
4 umgeformt werden, dessen Querschnitt im Fertigzustand an unterschiedlichen Längspositionen
unterschiedliche Umfangslängen aufweist.
[0009] Zu diesem Zweck wird in den Querschnitt des Rohlings erfindungsgemäß zunächst eine
über seine Länge hinweg unterschiedlich tiefe Beule 5 eingeformt. Beim Innenhochdruckumformen
des vorgeformten Rohlings zu einem Hohlkörper 4 wird aus der Beule eine in das Innere
des Hohlkörpers hinneinragende, U-förmige Falte 5 gebildet wird, deren Wandungen 7
unmittelbar aufeinander liegen und an der Peripherie in die Umfangswandung 8 des Hohlkörpers
übergehen.
[0010] Beim dargestellten Ausführungsbeispiel wird das Vorformen des Rohlings durch Einbeulen
oder Einknicken der Rohlingwandung selbsttätig durch das IHU-Formwerkzeug bei dessen
Schließbewegung durchgeführt wird, wie die Folge der Figuren 1 bis 3 zeigt. Bedarfsweise
kann das Vorformen des Rohlings durch Einbeulen oder Einknicken der Rohlingwandung
an mehreren Umfangsstellen des Rohlings durchgeführt werden.
[0011] In manchen Anwendungsfällen mag das bloße Aneinaderliegen der Falten-Wandungen 7
hinsichtlich der Bauteilstabilität ausreichend sein, insbesondere dann, wenn diese
bei der Bauteilbeanspruchung nicht gespreizt werden oder sich nicht zueinander verschieben.
Sollte dies jedoch bei der Bauteilbeanspruch doch der Fall sein, so können die beiden
Wandungen 7 der Falte miteinander dauerhaft verbunden werden, beispielsweise können
diese vollflächig miteinander verklebt werden. Der Kleber könnte bereits im Rohlingzustand
aufgetragen werden. Eine zweckmäßige Art, die Falte außenseitig zu stabilisieren besteht
darin, die beiden Wandungen der Falte im Bereich des Hohlkörperumfangs dauerhaft miteinander
zu verschweißen (Schweißung 9 in Figur 5a).
[0012] Die Figurenfolge 5a, 5b und 5c soll gemeinsam mit dem in Figur 4 innerhalb des IHU-Werkzeuges
befindlichen Fertigteiles veranschaulichen, wie die Falte 6 mit zunehmender Breite
B des Fertigteiles 4 bezüglich ihrer in das Bauteilinnere hineinragenden Länge L kürzer
wird.
1. Verfahren zum Formen eines Hohlkörpers aus einem rohrförmigen, in ein öffen- und schließbares
Formgebungswerkzeug eingelegten Rohling durch in das Innere des Rohlings eingeleiteten
Innenhochdruck, wobei der Rohling vor der Innenhochdruckumformung aus einer standardisierten
Anlieferungs-Querschnittsform werkstückentsprechend im Querschnitt verändert und vorgeformt
wird,
dadurch gekennzeichnet, daß zum Vorformen des Rohlings (3) in diesen eine über seine Länge hinweg unterschiedlich
tiefe Beule (5) eingeformt wird, aus der beim Innenhochdruckumformen des vorgeformten
Rohlings (3) zu einem Hohlkörper (4) mit über die Länge hinweg stark unterschiedlichen
Umfang eine in das innere des Hohlkörpers hinneinragende, U-förmige Falte (6) gebildet
wird, deren Wandungen (7) unmittelbar aufeinander liegen und an der Peripherie in
die Umfangswandung (8) des Hohlkörpers (3) übergehen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Wandungen (7) der Falte (6) miteinander dauerhaft verbunden werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Wandungen (7) der Falte (6) im Bereich des Hohlkörperumfangs dauerhaft
miteinander verschweißt werden (Schweißung 9).
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Vorformen des Rohlings (3) durch Einbeulen (5) oder Einknicken der Rohlingwandung
selbsttätig durch das IHU-Formwerkzeug (1, 2) bei dessen Schließbewegung durchgeführt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Vorformen des Rohlings (3) durch Einbeulen (5) oder Einknicken der Rohlingwandung
an mehreren Umfangsstellen des Rohlings (3) durchgeführt wird.