[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Überleiten einer Materialbahn von
einer Wickelrolle zu einer Wickelhülse, bei dem die Bahn in Querrichtung völlig durchgeschnitten
und mit doppelseitigem Klebeband versehen wird sowie in einem Übergabebereich das
Bahnende an die Wickelrolle und der Bahnanfang an die Wickelhülse angeklebt wird,
und auf eine Wickelvorrichtung für eine Materialbahn mit einer Schneidvorrichtung
zum völligen Durchschneiden der Materialbahn in Querrichtung, einer Auftragsvorrichtung
für doppelseitiges Klebeband und einem Übergabebereich, in welchem das Bahnende an
eine Wickelrolle und der Bahnanfang an eine Wickelhülse angeklebt wird.
[0002] Ein solcher Stand der Technik ist aus EP 0 512 196 B1 bekannt. Die Schneidvorrichtung
und die Klebeband-Auftragsvorrichtung befinden sich im Übergabebereich, also an derjenigen
Stelle, wo durch Zertrennen der Materialbahn ein vorlaufendes Bahnende und nachlaufender
Bahnanfang entstanden sind, die unterschiedlich behandelt werden müssen, um an der
Wickelrolle bzw. an der Wickelhülse angeklebt zu werden. Allerdings bringt diese Anordnung
der Schneidvorrichtung und der Auftragsvorrichtung Platzprobleme mit sich und engt
die konstruktive Freiheit ein.
[0003] Aus EP 0 442 038 B1 ist es bekannt, die Materialbahn mit Abstand vor dem Übergabebereich
durch eine Perforierung zu schwächen und beidseitig der Perforierung mit doppelseitigem
Klebeband zu versehen. Die Bahn wird dann weiter transportiert bis sich die Perforierung
im Übergabebereich befindet. Dort soll durch Erhöhung der Bahnspannung die Bahn längs
der Perforierung zerrissen werden. Hierbei muß die Perforiervorrichtung dem jeweils
zu wickelnden Material angepaßt werden, damit die Schwächung einerseits nicht zu groß
ist und die Bahn schon bei der normalen Transportspannung reißt und andererseits groß
genug ist, damit die Bahn im Übergabebereich auch tatsächlich zertrennt wird.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Übergabebereich von der Schneidvorrichtung
und der Klebeband-Auftragsvorrichtung frei zu halten, ohne daß die mit der Schwächung
der Materialbahn verbundenen Schwierigkeiten auftreten.
[0005] Diese Aufgabe wird verfahrensmäßig dadurch gelöst, daß die Bahn mit Abstand vor dem
Übergabebereich durchgeschnitten und die Schnittlinie mit dem Klebeband überklebt
wird, daß die Bahn weiter transportiert wird, bis sich die Schnittlinie im Übergabebereich
befindet, und daß dort durch Erhöhung der Bahnspannung das Klebeband zerrissen wird.
[0006] Bei diesem Vorgehen wird die Bahn schon vor Erreichen des Übergabebereichs vollständig
durchgeschnitten. Man erhält daher bei der endgültigen Trennung saubere Kanten. Das
Klebeband übernimmt als zweite Funktion die für den Weitertransport der Materialbahn
erforderliche Verbindung zwischen dem vorlaufenden Bahnende und dem nachlaufenden
Bahnanfang. Die zum endgültigen Trennen von Bahnende und Bahnanfang erforderliche
Zerreißkraft, also die erforderliche Erhöhung der Bahnspannung, ist durch die Reißfestigkeit
des Klebebandes vorgegeben. Anpassungen an das Bahnmaterial sind nicht oder nur in
seltenen Fällen erforderlich. Da die Reißfestigkeit des Klebebandes bekannt ist, kann
man es von vornherein so wählen, daß optimale Betriebsverhältnisse entstehen.
[0007] Mit Vorteil umfaßt der Übergabebereich das Wickelbett eines Tragwalzenwicklers. Bei
dieser Anwendung ist es besonders wichtig, den Übergabebereich von Schneidvorrichtung
und Auftragsvorrichtung frei zu halten.
[0008] Empfehlenswert ist es, daß die Schnittlinie noch während des Schneidens mit dem Klebeband
überklebt wird. Bahnende und Bahnanfang werden daher trotz des vollständigen Durchschneidens
ständig aneinander gehalten. Da Schneiden und Kleben in einem Arbeitsgang erfolgen,
wird der Überleitungsvorgang verkürzt.
[0009] Vorzugsweise erfolgt das Zerreißen des Klebebandes beim Ausstoßen der Wickelrolle.
Hierbei tritt die erhöhte Bahnspannung auf, wenn jenseits der Schnittlinie die Bahn
festgehalten oder gebremst wird. Da für das Zerreißen kein gesonderter Arbeitsgang
benötigt wird, ergibt sich ein rascher Überleitvorgang.
[0010] Günstig ist es auch, daß die Wickelrolle nach dem Zerreißen des Klebebandes allein
durch den Ausstoßvorgang bewegt und hierbei das Bahnende an den Wickelrollenumfang
längs einer Linie gedrückt wird, die in Umfangsrichtung wandert, bis das Bahnende
angeklebt ist. Bei dieser Maßnahme ist es unnötig, den Rotationsantrieb der Wickelrolle
nochmals zu betätigen, um das Bahnende anzukleben.
[0011] Eine konstruktive Lösung der gestellten Aufgabe besteht darin, daß die Schneidvorrichtung
und die Auftragsvorrichtung mit Abstand vor dem Übergabebereich angeordnet sind und
daß die Auftragsvorrichtung der Schneidvorrichtung folgt und die zuvor erzeugte Schnittlinie
mit dem Klebeband überklebt. Es ergeben sich die gleichen Vorteile, wie sie in Verbindung
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren beschrieben worden sind.
[0012] Empfehlenswert ist es, daß zwei Tragwalzen für die Wickelrolle vorgesehen sind und
der Übergabebereich das Wickelbett der Tragwalzen umfaßt.
[0013] Vorzugsweise sind Schneidvorrichtung und Auftragsvorrichtung an einem gemeinsamen
quer zur Materialbahn verlagerbaren Träger angebracht. So lassen sich Schneidvorrichtung
und Auftragsvorrichtung in geringem Abstand voneinander halten, so daß der nicht vom
Klebeband überklebte Abschnitt der Schnittlinie kurz ist.
[0014] Insbesondere kann dem Wickelbett ein Ausstoßer benachbart sein, bei dessen Betätigung
das Klebeband zerreißt. Es bedarf dann keiner weiteren Hilfsmittel zum Aufbringen
der Zerreißkraft.
[0015] Günstig ist ferner ein an den Umfang einer Wickelrolle anlegbares Andruckelement,
das sich bei der Ausstoßbewegung der Wickelrolle in Umfangsrichtung relativ zu ihr
bewegt. Auf diese Weise ist ein Rotationsantrieb der Wickelrolle nach dem Zerreißen
des Klebebandes unnötig.
[0016] Konstruktiv empfiehlt es sich hierbei, daß der Ausstoßer ein Ausstoßerrohr aufweist,
das an Ausstoßer-Hebeln gelagert ist, die um eine Achse unterhalb der Wickelrolle
schwenkbar sind, und daß an den Ausstoßer-Hebeln Andruckhebel gelagert sind, die durch
einen Hydrozylinder betätigbar sind und das Andruckelement tragen. Dies ergibt eine
besonders einfache Ausführungsform.
[0017] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten bevorzugten
Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Teils einer erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung,
- Fig. 2
- einen Schnitt durch die kombinierte Schneid- und Klebeband-Auftragsvorrichtung und
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf eine Materialbahn.
[0018] Bei der Tragwalzen-Wickelvorrichtung der Fig. 1 wird eine Bahn 1 aus Papier oder
Karton, die in Pfeilrichtung 2 zuläuft, zu einer Wickelrolle 3 gewickelt. Diese ruht
auf zwei Tragwalzen 4 und 5, von denen wenigstens eine angetrieben ist und damit auch
die Wickelrolle 3 antreibt. Sobald die Wickelrolle 3 ihren maximalen Durchmesser erreicht
hat, muß die Bahn 1 in Querrichtung durchtrennt werden, wenn sich die Trennstelle
in einem Übergabebereich 6, der das Wickelbett 7 umfaßt, befindet, so daß das vorlaufende
Bahnende an der Wickelrolle und der nachlaufende Bahnanfang an einer neuen Wickelhülse
8 festgeklebt werden kann. Dies wird nachstehend erläutert.
[0019] Mit Abstand vor dem Übergabebereich 6 befindet sich eine Baueinheit 9, die im wesentlichen
eine Schneidvorrichtung 10 und eine Klebeband-Auftragsvorrichtung 11 umfaßt. Beide
Vorrichtungen werden von einem gemeinsamen Träger 12, beispielsweise einem Schlitten
getragen, der längs einer Schiene 13 in Richtung des Pfeiles 14 quer zur Materialbahn
und wieder zurück verfahren werden kann. Auf der gegenüberliegenden Seite der Materialbahn
befindet sich eine an die Bahn 1 heranschwenkbare Gegenplatte 15 mit einer Nut 16,
in die ein Messer 17 der Schneidvorrichtung 10 eingreifen kann. Die Auftragsvorrichtung
11 weist kurz hinter dem Messer 17 einen Auftragsbereich 18 auf, an welchem ein doppelseitig
wirkendes Klebeband 19, das von einer Vorratsrolle 20 abgezogen wird, auf die Bahn
1 aufgetragen wird, worauf ein Trägerband auf einer Abfallrolle 21 aufgewickelt wird.
[0020] In Fig. 3 ist die Wirkung dieser Einheit 9 zu ersehen. Die Schneidvorrichtung 10
erzeugt mit dem kontinuierlich arbeitenden Schneidmesser 17 eine das Bahnmaterial
vollständig durchschneidende Schnittlinie 22. Diese Schnittlinie ist aber durch das
Klebeband 19 vollständig überklebt. Demzufolge ist zwar ein vorlaufendes Bahnende
23 und ein nachlaufender Bahnanfang 24 geschaffen; beide werden aber durch das Klebeband
19 zusammengehalten. Diese Maßnahme erfolgt bei stillstehender Bahn 1.
[0021] Die Bahn 1, die über zwei Leitwalzen 25 und 26 sowie eine Breitstreckwalze 27 zugeführt
wird, wird hierbei mittels eines ersten Klemmelements 28 an der Leitwalze 26 und mittels
eines zweiten Klemmelements 29 an der Tragwalze 4 festgeklemmt, so daß die Schnittlinie
22 nicht unter Spannung steht.
[0022] Anschließend wird die Bahn 1 wieder angetrieben, bis sich die Schnittlinie 22 im
Übergabebereich 6 befindet. Dann wird mit dem Klemmelement 29 die Bahn 1 erneut an
der Tragwalze 4 festgeklemmt und ein Ausstoßer 30 betätigt, der die Wickelrolle 3
nach rechts ausstößt. Hierdurch wird die Bahnspannung erhöht und das Klebeband 19
zerreißt längs der Schnittlinie 22. Nunmehr sind Bahnende 23 und Bahnanfang 24 frei
und können an der Wickelrolle 3 bzw. einer neuen Wickelhülse 8 festgeklebt werden.
[0023] Der Ausstoßer 30 ist mit einem Ausstoßerrohr 31 versehen, das am Umfang der Wickelrolle
3 angreift und an Ausstoßer-Hebeln 32 gelagert ist, die um den Drehpunkt 33 der Tragwalze
4 mit Hilfe eines nicht veranschaulichten, am Ausleger 34 angreifenden Hydrozylinders
schwenkbar sind. An den Ausstoßer-Hebeln 32 ist auch eine Aufnahme 35 für eine neue
Wickelhülse 8' vorgesehen, die beim Ausstoßen automatisch in das Wickelbett 7 fällt.
Ferner wird die Gegenplatte 15 von den Ausstoßer-Hebeln 32 getragen.
[0024] Des weiteren sind an den Ausstoßer-Hebeln 32 Andruckhebel 36 gelagert, die durch
Hydrozylinder 37 verschwenkt werden können und am freien Ende ein Andruckelement 38
in der Form einer geteilten Andruckrolle tragen. Dieses Andruckelement 38 wird beim
Ausstoßen gegen den Umfang der Wickelrolle 3 gedrückt und sorgt durch weites Hineinfahren
in den Spalt zwischen Wickelrolle 3 und Tragwalze 4 für ein Andrücken des Bahnendes
23 an die Wickelrolle 3, ohne daß der Tragwalzenantrieb nochmals eingeschaltet werden
müßte. Wenn die neue Wickelhülse 8' in das Wickelbett 7 eintritt, klebt ihr Umfang
am Bahnanfang 24 fest. Sobald die Wickelvorrichtung wieder in Lauf gesetzt wird, wird
eine neue Wickelrolle auf die Wickelhülse gewickelt.
[0025] Weitere Hilfsmittel sind schematisch angedeutet. Eine Führungsvorrichtung 38 wird
gegen die Tragwalze in die gestrichelte Lage geschwenkt und sichert so den neuen Bahnanfang
23 gegen ein Ablösen von der Tragwalze 4. Eine ähnliche Funktion hat eine Federlasche
39, die durch den Spalt zwischen den Tragwalzen 4 und 5 geschoben und in die gestrichelte
Lage gebracht werden kann.
[0026] Von dem dargestellten Ausführungsbeispiel kann in vielfacher Hinsicht abgewichen
werden, ohne den Grundgedanken der Erfindung zu verlassen. Beispielsweise kann anstelle
des Klemmelements 29 eine Tragwalze mit Saugvorrichtung verwendet werden. Das Erfindungsprinzip
eignet sich nicht nur für Tragwalzenwickler, sondern auch für Wickler mit einer Stützwalze.
1. Verfahren zum Überleiten einer Materialbahn von einer Wickelrolle zu einer Wickelhülse,
bei dem die Bahn in Querrichtung völlig durchgeschnitten und mit doppelseitigem Klebeband
versehen wird sowie in einem Übergabebereich das Bahnende an die Wickelrolle und der
Bahnanfang an die Wickelhülse angeklebt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Bahn
mit Abstand vor dem Übergabebereich durchgeschnitten und die Schnittlinie mit dem
Klebeband überklebt wird, daß die Bahn weiter transportiert wird, bis sich die Schnittlinie
im Übergabebereich befindet, und daß dort durch Erhöhung der Bahnspannung das Klebeband
zerrissen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Übergabebereich das Wickelbett
eines Tragwalzenwicklers umfaßt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schnittlinie noch
während des Schneidens mit dem Klebeband überklebt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Zerreißen
des Klebebandes beim Ausstoßen der Wickelrolle erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelrolle
nach dem Zerreißen des Klebebandes allein durch den Ausstoßvorgang bewegt und hierbei
das Bahnende an den Wickelrollenumfang längs einer Linie gedrückt wird, die in Umfangsrichtung
wandert, bis das Bahnende angeklebt ist.
6. Wickelvorrichtung für eine Materialbahn mit einer Schneidvorrichtung zum völligen
Durchschneiden der Materialbahn in Querrichtung, einer Auftragsvorrichtung für doppelseitiges
Klebeband und einem Übergabebereich, in welchem das Bahnende an eine Wickelrolle und
der Bahnanfang an eine Wickelhülse angeklebt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schneidvorrichtung (10) und die Auftragsvorrichtung (11) mit Abstand vor dem Übergabebereich
(6) angeordnet sind und daß die Auftragsvorrichtung (11) der Schneidvorrichtung (10)
folgt und die zuvor erzeugte Schnittlinie (22) mit dem Klebeband (19) überklebt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß zwei Tragwalzen (4, 5) für
die Wickelrolle (3) vorgesehen sind und der Übergabebereich (6) das Wickelbett (7)
der Tragwalzen umfaßt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß Schneidvorrichtung
(10) und Auftragsvorrichtung (11) an einem gemeinsamen quer zur Materialbahn (1) verlagerbaren
Träger (12) angebracht sind.
9. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß dem Wickelbett (7)
ein Ausstoßer (30) benachbart ist, bei dessen Betätigung das Klebeband (19) zerreißt.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9, gekennzeichnet durch ein an den Umfang
einer Wickelrolle (3) anlegbares Andruckelement (38), das sich bei der Ausstoßbewegung
der Wickelrolle (3) in Umfangsrichtung relativ zu ihr bewegt.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Ausstoßer (30) ein Ausstoßerrohr
(31) aufweist, das an Ausstoßer-Hebeln (32) gelagert ist, die um eine Achse unterhalb
der Wickelrolle (3) schwenkbar sind, und daß an den Ausstoßer-Hebeln (32) Andruckhebel
(36) gelagert sind, die durch einen Hydrozylinder (37) betätigbar sind und das Andruckelement
(38) tragen.