(19)
(11) EP 0 947 320 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.10.1999  Patentblatt  1999/40

(21) Anmeldenummer: 99105360.4

(22) Anmeldetag:  16.03.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B41F 21/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 31.03.1998 DE 19814320

(71) Anmelder: MAN Roland Druckmaschinen AG
63075 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Kammerer, Klemens
    63500 Seligenstadt/Main (DE)
  • Bayer, Harald
    63110 Rodgau (DE)

(74) Vertreter: Stahl, Dietmar 
MAN Roland Druckmaschinen AG, Abteilung RTB,Werk S Postfach 101264
63012 Offenbach
63012 Offenbach (DE)

   


(54) Verfahren und Vorrichtung zum Wenden eines Bognes in einer Druckmaschine


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Wenden eines Bogens.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Bogenwendung mit geringem Aufwand zu schaffen, die einen abschmierfreien Bogentransport erlaubt. Gelöst wird das dadurch, daß ein zweiter Bogenführungszylinder 2 sekantenförmige Abflachungen aufweist und daß ein zwischen dem zweiten Bogenführungszylinder 2 und einem vorgeordneten, ersten Bogenführungszylinder 1 angeordnetes Schwingsystem 7 in den durch die Abflachungen gebildeten Freiraum bewegbar ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Vorrichtung zum Wenden eines Bogens in einer Druckmaschine nach den Oberbegriffen von Haupt- und Nebenanspruch.

[0002] Ein Verfahren und eine Vorrichtung dieser Art ist aus DE 27 56 507 A1 für eine Rotationsdruckmaschine in Reihenbauweise für den Schön- sowie Schön- und Widerdruck bekannt. Ein auf einer Zwischentrommel befindlicher Bogen wird von einem Schwingsystem, hier Schwenkgreifer genannt, an seiner Hinterkante erfaßt und mit dieser Kante als gewendete Vorderkante an eine zweite Zwischentrommel weiter transportiert. Die Zwischentrommeln sind Bogenführungszylinder mit voller Zylindermantelfläche. Der Schwenkgreifer besitzt mechanische Greifer zum Abnehmen und Transportieren des Bogens. Diese Lösung ist für eine Druckmaschine geeignet, deren Druckwerke jeweils mit mehreren Zwischentrommeln verbunden sind. Dabei ist der Schwenkgreifer insbesondere zwischen zwei Zwischentrommeln angeordnet. Um bei der Schwingbewegung des Schwenkgreifers bzw. beim Durchlaufen der Greifersysteme einer Zwischentrommel Kollisionen mit einer benachbarten Zwischentrommel zu vermeiden ist der Umfang der Zwischentrommel während der Schwingbewegung zeitweise verkleinerbar. Bevorzugt weist dabei diese Trommel verschiedene Mantelsegmente auf, von denen mindestens eines mit Greifern versehen beweglich ist. Die Achswelle des Schwenkgreifers ist exzentrisch bewegbar und mit der Rotationsbewegung der Zwischentrommel synchronisiert. Bei abgestelltem Schwenkgreifer ist die Druckmaschine im Schöndruck betreibbar.

[0003] Von Nachteil ist hierbei, daß durch die Vielzahl von zwischen den Druckwerken angeordneten Trommeln sowie die beweglichen Mantelsegmente auf einer Trommel diese Druckmaschine sehr aufwendig ist. Weiterhin ist zwischen den Trommeln und dem Schwenkgreifer eine Bogenführung erforderlich, da der Bogen auf einer stark gekrümmten Bewegungsbahn geführt ist. Insbesondere beim Rücklaufen des Schwenkgreifers besteht die Gefahr des Abschmierens, wenn der Schwenkgreifer mit dem hinteren Bereich des Bogens in Kontakt kommt.

[0004] Eine Wendevorrichtung dieser Art ist auch aus der DE 26 33 183 C2 für eine Bogenrotationsdruckmaschine bekannt. Diese Druckmaschine weist u.a. eine mit einer Wendetrommel zusammenwirkende Übergabetrommel auf, wobei zwischen Übergabetrommel und Wendetrommel eine Abnahmeeinrichtung angeordnet ist. Die Abnahmeeinrichtung umfaßt in einer Ausbildung eine Greifervorrichtung, welche den auf der Wendetrommel gewendeten Bogen mit seiner ursprünglichen Hinterkante als Vorderkante an dieselbe Übergabetrommel zurückführt, von welcher der Bogen der Wendetrommel zugeführt wurde.

[0005] Von Nachteil ist hierbei, daß neben den erforderlichen Bogenführungszylindern, wie Druckzylinder und Übergabetrommel, zusätzlich eine Wendetrommel mit zugeordneter Abnahmeeinrichtung erforderlich ist.

[0006] Gemäß DE 36 02 084 C2 ist eine Bogenüberführtrommel zwischen Druckwerken von Rotationsdruckmaschinen bekannt, die zwischen mindestens zwei Greiferbrücken innerhalb des Trommelumfanges im wesentlichen als Sekante ausgebildete Leitflächen (Abflachungen) aufweist. Die Leitflächen sollen als Leitschaufeln dienen, welche im Druckbetrieb einen Luftstau erzeugen, der den jeweiligen Bogen mit der bedruckten Fläche von den Leitflächen fernhält, um eine schmier- und doublierfreie Bogenführung zu schaffen.

[0007] Aus DE-AS 12 62 294 ist eine Bogenwendeeinrichtung mit einem zwischen den Druckzylindern zweier Druckwerke einer Mehrfarbenbogenrotationsdruckmaschine angeordneten Überführungszylinder bekannt. Beim Wendevorgang wird der Bogen an der Hinterkante von Sauggreifern als erstes Greifersystem des Überführungszylinders angesaugt. Das erste Greifersystem schwingt auf dem Überführungszylinder in einen Freiraum ein und übergibt den Bogen an einen ebenfalls auf dem Überführungszylinder angeordneten zweiten Greifersystem. Das zweite Greifersystem führt den derart gewendeten Bogen im Greiferschluß bis zur Übergabe an einen nachgeordneten Druckzylinder. Von Nachteil ist hierbei, daß für den Überführungszylinder ein erheblicher Teileaufwand sowie eine aufwendige Steuerung der Greifersysteme erforderlich ist.

[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung der eingangs beschriebenen Art zu schaffen, die die genannten Nachteile vermeiden, die insbesondere eine Bogenwendung mit geringem Aufwand gestattet und einen abschmierfreien Bogentransport erlaubt.

[0009] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Ausbildungsmerkmale von Anspruch 1 und 7 gelöst. Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0010] Die erfindungsgemäße Lösung ist vorteilhaft für Rotationsdruckmaschinen in Reihenbauweise geeignet, welche zwischen den Druckwerken einen oder drei Transferzylinder (Überführtrommeln) als Bogenführungszylinder aufweisen, wobei zumindest ein Transferzylinder innerhalb des Zylinderumfanges im wesentlichen durch Sekanten begrenzt ist. Durch einen Transferzylinder dieser Art ist innerhalb des Zylinderumfanges ein Freiraum, vorzugsweise als Kreissegment geschaffen, in den ein bogenführendes Schwingsystem bewegbar ist. Durch eine derartige Bewegung des Schwingsystems ist ein abschmierfreier Bogentransport realisierbar, da der Bogen spürbar weniger stark gekrümmt ist und im wesentlichen tangential vom vorgeordneten Bogenführungszylinder, vorzugsweise dem Druckzylinder, abziehbar ist. Es ist somit ein schlanker Bogenlauf erzielbar, da der Bogen ohne wesentliche Krümmung vom vorgeordneten Bogenführungszylinder an den nachfolgenden Bogenführungszylinder übergeben werden kann. Dabei ist in bevorzugter Ausbildung das Schwingsystem als Bogenführung, insbesondere mit Blasluftunterstützung, nutzbar.

[0011] Vorteilhaft ist weiterhin, daß lediglich eine geringe Anzahl von Transferzylindern zwischen den Druckwerken erforderlich ist und somit die Anzahl der Übergabestationen von Druckwerk zu Druckwerk gering ist. Bevorzugt ist dabei die erfindungsgemaße Lösung in Rotationsdruckmaschinen einsetzbar, welche zwischen zwei Druckwerken, wobei der Begriff auch ein Lackwerk oder eine Verarbeitungsstation einschließt, lediglich einen Transferzylinder jeweils aufweisen. Zumindest der dem Schwingsystem zugeordnete Transferzylinder ist innerhalb des Zylinderumfangs zwischen Greifersystemen mittels Sekanten begrenzt.

[0012] Schließlich ist ein weiterer Vorteil darin begründet, daß ein durch Sekanten begrenzter Transferzylinder als Bogenführungszylinder für den Schöndruck (einseitiger Druck) als auch für den Schön- und Widerdruck (beidseitiger Druck) einsetzbar ist. Damit sind keine separaten Wendezylinder erforderlich und bei bestehenden Rotationsdruckmaschinen mit entsprechenden Transferzylindern für den Schöndruck ist mit geringem Aufwand eine Nachrüstung des Schwingsystems und somit eine Einsatzerweiterung der Rotationsdruckmaschine auf Schön- und Widerdruck durchführbar.
Letztlich sind - unabhängig von der gewünschten Betriebsart - die bogenführenden Zylinder (als Druckzylinder im Druckwerk und als Transferzylinder im Überführbereich) zwischen den Druckwerken jeweils einheitlich ausführbar, so daß der Einsatz einer oder mehrerer Wendetrommeln nicht mehr erforderlich ist. Damit ist auch eine Trennung des Antriebsräderzuges (bei Formatverstellung bzw. Betriebsartwechsel) hinfällig. Das Schwingsystem ist separat antreibbar oder ist mittels Kupplung in den vorhandenen Antriebsräderzug schaltbar.

[0013] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Dabei zeigen schematisch:
Fig. 1
eine Bogenrotationsdruckmaschine,
Fig. 2
eine Wendeeinrichtung mit Schwingsystem,
Fig. 3
ein Detail eines Schwingsystems.


[0014] In Figur 1 ist eine Variante einer Bogenrotationsdruckmaschine in Reihenbauweise dargestellt.
Jedes dargestellte Druckwerk ist dabei aus einem ersten, symmetrisch am Umfang verteilte Greifersysteme 4 aufweisenden Bogenführungszylinder 1, hier einem Druckzylinder, und einem Gummituchzylinder 22 gebildet. Auf den Plattenzylinder sowie das Farbwerk und ggf. das Feuchtwerk soll hier nicht weiter eingegangen werden.
Anstelle des Gummituchzylinders 22 ist in einer weiteren Ausbildung ein Formzylinder, z.B. als Träger einer flexiblen Hochdruckform in einem Lackwerk, einsetzbar. Zwischen den Druckwerken ist für den Bogentransport jeweils ein Bogenführungszylinder 2 als Transferzylinder angeordnet, welcher symmetrisch am Umfang angeordnete Greifersysteme 4 aufweist und innerhalb eines Flugkreises 3 der Greifersysteme 4 Abflachungen 21 aufweist, die im wesentlichen jeweils einer Sekante 15 entsprechen. Dabei können die Abflachungen 21 auch leicht gekrümmt (konkav oder konvex) ausgebildet sein. Zwischen den Abflachungen 21 und dem Flugkreis 3 ist somit jeweils ein Freiraum, vorzugsweise ein Kreissegment 16, vorhanden. Die Bogenführungszylinder 1, 2 sind - bezogen auf den mit einfach großem Durchmesser ausgeführten Gummituchzylinder 22 - doppelt groß ausgebildet. Jeder Bogenführungszylinder 1, 2 weist somit im vorliegenden Beispiel zwei symmetrisch am Umfang verteilt angeordnete Greifersysteme 4 auf. Im Bereich zwischen den beiden Bogenführungszylindern 1, 2 ist ein Schwingsystem 7 unterhalb dieser Bogenführungszylinder 1, 2 angeordnet.

[0015] Das Schwingsystem 7 ist in einer Lagerung 19 drehbar aufgenommen und mit einem Antrieb 8 in Funktionsverbindung. Die Lagerung 19 ist beispielsweise ein Exzenter, ein Kurvengetriebe oder eine

elektronische Kurvenscheibe" (programmierbarer Servoantrieb). In Verbindung mit dem Antrieb 8 wird über die Lagerung 19 die Bewegung des Schwingsystems 7 mechanisch (Exzenter, Kurvengetriebe) oder elektrisch (elektronische Kurvenscheibe) erzeugt. Das Kurvengesetz ist derart ausgebildet ist, daß das Schwingsystem 7 in den Freiraum des zweiten Bogenführungszylinders 2 bewegbar ist. Dabei ist die Lagerung 19 bevorzugt innerhalb des Schwingsystems 7 oder achsparallel zum Antrieb 8 angeordnet. Der Antrieb 8 ist separat steuerbar oder mit dem Antriebsräderzug über eine Kupplung koppelbar. Abhängig von den zu verarbeitenden Bogen 20 ist über die Lagerung 19 die Formatverstellung des Schwingsystems 7 mechanisch oder elektrisch stufenlos durchführbar.

[0016] Weiterhin ist das Schwingsystem 7 auf einer Führungsbahn 9 bewegbar, welche durch eine Vorlaufbahn 18 und eine Rücklaufbahn 17 gebildet ist. Das Schwingsystem 7 weist einen Schwingarm 11 auf, welcher mit der Lagerung 19 verbunden ist. Am Schwingarm 11 ist endseitig eine Saugleiste 10 angeordnet, welche leitungsseitig mit einem Saugluft erzeugenden, vorzugsweise umschaltbaren Pneumatiksystem in Funktionsverbindung steht.
In bevorzugter Weiterbildung weist der Schwingarm 11 zur Unterstützung der Bogenführung eine Mehrzahl von Öffnungen 12, welche mit einem Blasluft erzeugenden, vorzugsweise umschaltbaren Pneumatiksystem leitungsseitig verbunden sind, auf. Die Blasluftversorgung sowie die Öffnungen 12 sind bevorzugt in den Schwingarm 11 integriert oder auf diesem Schwingarm 11 angeordnet. Saugleiste 10 und Öffnungen 12 sind am Schwingarm 11 dem Bogenführungszylinder 1 benachbart zugeordnet, wobei die Saugleiste 10 vorzugsweise, abhängig von der Formatlänge der zu verarbeitenden Bedruckstoffe, formatverstellbar ist. Die pneumatisch beaufschlagbaren Öffnungen 12 sind zur Unterstützung der Bogenführung einsetzbar.

[0017] In einer weiteren Ausbildung ist endseitig am Schwingarm 11 im Bereich der Saugleiste 10 ein Greifersystem 4 mit Greifern 13 angeordnet, wobei die Saugleiste 10 als Aufschlagleiste dient. Die Saugleiste 10 dient dem Ansaugen eines Bogens 20 und das Greifersystem 4 mit Greifern 13 dient der zusätzlichen Lagefixierung des Bogens 20 während der Schwingbewegung. Diese zusätzliche Ausbildung ist bevorzugt für bogenförmige Bedruckstoffe mit höheren Flächengewichten, insbesondere Karton, Pappe oder Blech, einsetzbar. Für den Zeitraum des Ansaugens des jeweiligen Bogens 20 im Übernahmebereich 5 ist die Saugleiste 10 frei, d.h. die Greifer 13 sind abgeschwenkt. Die Bewegung der Greifer 13 erfolgt vorzugsweise über eine oder mehrere Steuerkurven mit einem entsprechenden Bewegungsgesetz.

[0018] Bevorzugt ist in Förderrichtung 14 nach dem Übergabebereich 6 dem zweiten Bogenführungszylinder 2 eine Bogenleiteinrichtung (nicht gezeigt) zugeordnet. Diese Bogenleiteinrichtung ist außerhalb des Flugkreises 3 mit geringem Abstand zum Bogenführungszylinder 2 angeordnet und erstreckt sich etwa bis zum Übernahmebereich des nachgeordneten (dritten) Bogenführungszylinders 1. Dabei ist die Bogenführungseinrichtung bevorzugt als durchgehende Führungsfläche mit Öffnungen als Luftdüsen in einem Strömungskanal ausgebildet, wobei diese Öffnungen mit Blasluft und/oder Saugluft beaufschlagbar sind.

[0019] Für die Betriebsart

Schöndruck" ist das Schwingsystem 7, speziell der Schwingarm 11, im Übergabebereich 6 fixierbar und bildet mit der nachgeordneten Bogenleiteinrichtung ein Bogenführungssystem, welches der Bogenführung am zweiten Bogenführungszylinder 2 dient. Dabei sind die Saugleiste 10 sowie die Blasöffnungen 12 am Schwingarm 11 mit Blasluft oder Saugluft über ein gemeinsames oder getrennte, umschaltbare Pneumatiksysteme versorgbar.

[0020] Für die Betriebsart

Schön- und Widerdruck" sind die Öffnungen 12 des Schwingarmes 11 zumindest in Förderrichtung 14, bevorzugt auf der Strecke der Führungskurve 9 vom Übernahmebereich 5 bis zum Übergabebereich 6, mit Blasluft beaufschlagbar, um die Bogenführung zu unterstützen.

[0021] Neben der beschriebenen Anordnung eines Schwingsystems 7 (zwischen zwei Druckwerken) ist auch eine Mehrfachanordnung von Schwingsystemen 7 zwischen den aneinandergereihten Druckwerken realisierbar. Die Bogenführungszylinder 1, 2 sind als Druckzylinder und Transferzylinder oder Speichertrommel und Überführtrommel innerhalb der Druckmaschine ausführbar.

[0022] Die Wirkungsweise ist wie folgt: Ein Bogen 20 wird auf der geschlossenen Mantelfläche des ersten Bogenführungszylinders 1 im Greiferschluß in Förderrichtung 14 geführt. Die Vorderkante des Bogens 20 ist dabei im Greifersystem 4 mittels Greifern 13 lagefixiert.

[0023] Im Schöndruck wird im Tangentenpunkt 23 der Bogen 20 mit der Vorderkante vom Greifersystem 4 des ersten Bogenführungszylinders 1 in Förderrichtung 14 an die Greifersysteme 4 des zweiten Bogenführungszylinders 2 übergeben. Das entsprechende Greifersystem 4 des zweiten Bogenführungszylinders 2 führt nun den Bogen 20 und übergibt diesen in Förderrichtung 14 an den (dritten) Bogenführungszylinder 1 des nachfolgenden Druckwerkes. Das Schwingsystem 7 ist im Übergabebereich 6 lagefixiert (in geringem Abstand zum zweiten Bogenführungszylinder 2) und dient der vorzugsweise pneumatisch unterstützten Bogenführung des vom zweiten Bogenführungszylinder 2 in Förderrichtung 14 transportierten Bogens 20.

[0024] Im Schön- und Widerdruck wird bei Maschinengeschwindigkeit der auf dem ersten Bogenführungszylinder 1 liegende, bedruckte Bogen 20 über den Tangentenpunkt 23 hinausgeführt. Nach/dem die Hinterkante des Bogens 20 den Tangentenpunkt 23 passiert hat, wird das Ende des Bogens 20 im Übernahmebereich 5 von dem Schwingsystem 7 mittels Saugleiste 10 durch Ansaugen über deren Öffnungen erfaßt, wobei das Schwingsystem 7 auf einem Kreisbogen in Drehrichtung des ersten Bogenführungszylinders 1 bewegt wird. Danach wird die Geschwindigkeit des Schwingsystems 7 gegen Null verzögert, anschließend erhält das Schwingsystem 7 eine Bewegungsumkehr und der Bogen 20 wird auf der Führungsbahn 9 vom Schwingsystem 7 in Richtung auf den zweiten Bogenführungszylinder 2 geführt und mit seiner Kante - die nun als gewendete Vorderkante vorliegt - im Übergabebereich 6 an den nachgeordneten zweiten Bogenführungszylinder 2 weitergegeben. Das Greifersystem 4 im zweiten Bogenführungszylinder 2 erfaßt den Bogen 20 mittels Greifer 13 und übergibt diesen in Förderrichtung 14 an das Greifersystem 4 des (dritten) Bogenführungszylinders 1 im nachfolgenden Druckwerk. Daraufhin entfernt sich das Schwingsystem 7 vom zweiten Bogenführungszylinder 2, wird beschleunigt (in Richtung auf den vorgeordneten Bogenführungszylinder 1) und der nächste auf dem ersten Bogenführungszylinder 1 herangeführte Bogen wird angesaugt.

[0025] Das aktivierte Schwingsystem 7 ist vom Antrieb 8 separat oder über den Antriebsräderzug des Maschinenantriebs antreibbar. Dabei ist die Führungsbahn 9 für das Schwingsystem 7 derart ausgebildet, daß dieses Schwingsystem 7 den Flugkreis 3 des zweiten Bogenführungszylinders 2 schneidet.
Bevorzugt ist dabei das Schwingsystem 7 auf einer den Flugkreis 3 des zweiten Bogenführungszylinders 2 schneidenden Vorlaufbahn 18 und einer außerhalb des Flugkreises 3 verlaufenden Rücklaufbahn 17 beweglich (Fig. 2). Diese Ausbildung der Vorlaufbahn 18 hat den Vorteil, daß der Bogen 20 im wesentlichen tangential gestreckt (ohne zu stauchen) vom vorgeordneten Bogenführungszylinder 1 abziehbar ist und der Schwingarm 11 abschmierfrei unterhalb des hinteren Bereiches des Bogens 20 auf der Rücklaufbahn 17 zum Übernahmebereich 5 zurück bewegbar ist.

[0026] Der Schwingarm 11 (mit Bogen 20) taucht dabei in Förderrichtung 14 vor dem Greifersystem 4 des zweiten Bogenführungszylinders 2 - den Flugkreis 3 schneidend - in den vorzugsweise als Kreissegment 16 gebildeten Freiraum ein, taucht aus dem Freiraum den Flugkreis 3 schneidend aus und geht im Übergabebereich 6 in Warteposition bis das nacheilende Greifersystem 4 des (zweiten) Bogenführungszylinders 2 im Übergabebereich 6 ist. Der Bogen 20 wird übergeben und der Schwingarm 11 rückt mit Abstand zum Flugkreis 3 vom zweiten Bogenführungszylinder 2 ab, verharrt kurzzeitig und schwingt danach unterhalb des hinteren Bogenbereiches auf der Rücklaufbahn 17 an den Übernahmebereich 5 zurück. Bevorzugt schneidet dabei der Schwingarm 11 die Vorlaufbahn 18 und geht im Übernahmebereich 5 in Warteposition. Der erste Bogenführungszylinder 1 fördert den nachfolgenden Bogen 20 über den Tangentenpunkt 23 am Schwingarm 11 vorbei, der Schwingarm 11 wird in Förderrichtung 14 zum Bogenführungszylinder 1 gleichlaufend bewegt bis die Hinterkante bzw. der hintere Bereich des Bogens 20 von der Saugleiste 10 am Schwingarm 11 angesaugt und auf die Vorlaufbahn 18 gebracht wird.

[0027] Alternativ ist das Schwingsystem 7 auf der den Flugkreis 3 des zweiten Bogenführungszylinders 2 schneidenden Rücklaufbahn 17 und der außerhalb des Flugkreises 3 verlaufenden Vorlaufbahn 18 beweglich.

[0028] Ebenso ist das Schwingsystem 7 auf der den Flugkreis 3 des zweiten Bogenführungszylinders 2 schneidenden Vorlaufbahn 18 und der den Flugkreis 3 schneidenden Rücklaufbahn 17 beweglich.

[0029] Die Ausbildung der Bogenführungszylinder 1,2 ist nicht auf die beschriebene Ausführung mit doppelt großen Zylindern beschränkt. Vielmehr eignen sich auch Bogenführungszylinder mit mehrfach großen Durchmessern, wie z.B. dreifach oder vierfach großen Durchmessern. Dabei ist auch eine Kombination von mehrfach gleich großen Bogenführungszylindern 1 und 2 eingeschlossen. Ebenso sind Kombinationen von einem zweifach großen Bogenführungszylinder 1 oder 2 und einem dreifach großen Bogenführungszylinder 1 oder 2 sowie von einem dreifach großen Bogenführungszylinder 1 oder 2 und einem vierfach großen Bogenführungszylinder 1 oder 2 realisierbar.

Bezugszeichenaufstellung



[0030] 
1
Bogenführungszylinder
2
Bogenführungszylinder
3
Flugkreis
4
Greifersystem
5
Übernahmebereich
6
Übergabebereich
7
Schwingsystem
8
Antrieb
9
Führungsbahn
10
Saugleiste
11
Schwingarm
12
Blasöffnung
13
Greifer
14
Förderrichtung
15
Sekante
16
Kreissegment
17
Rücklaufbahn
18
Vorlaufbahn
19
Lagerung
20
Bogen
21
Abflachung
22
Gummituchzylinder/Formzylinder
23
Tangentenpunkt



Ansprüche

1. Verfahren zum Wenden eines Bogens in einer Druckmaschine, wobei der auf einem mit wenigstens einem Greifersystem ausgebildete erste Bogenführungszylinder geführte Bogen von einem drehbar gelagerten Schwingsystem an seiner Hinterkante übernommen und mit dieser Kante als Vorderkante an einen nachgeordneten zweiten Bogenführungszylinder übergeben wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwingsystem auf einer den Flugkreis des zweiten Bogenführungszylinder schneidenden Führungsbahn bewegt wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwingsystem auf einer den Flugkreis des zweiten Bogenführungszylinders schneidenden Vorlaufbahn der Führungsbahn und auf einer außerhalb des Flugkreises verlaufenden Rücklaufbahn der Führungsbahn bewegt wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwingsystem auf einer den Flugkreis des zweiten Bogenführungszylinders schneidenden Rücklaufbahn der Führungsbahn und auf einer außerhalb des Flugkreises verlaufenden Vorlaufbahn der Führungsbahn bewegt wird.
 
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwingsystem auf einer den Flugkreis des zweiten Bogenführungszylinders schneidenden Vorlaufbahn und einer Rücklaufbahn der Führungsbahn bewegt wird.
 
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit dem Schwingsystem bei Maschinengeschwindigkeit das Ende eines auf dem ersten Bogenführungszylinders geführten Bogens angesaugt wird, daß das Schwingsystem auf einem Kreisbogen in Drehrichtung des ersten Bogenführungszylinders bewegt wird, danach die Geschwindigkeit des Schwingsystems gegen Null verzögert wird und anschließend das Schwingsystem eine Bewegungsumkehr erhält und auf Maschinengeschwindigkeit beschleunigt wird und der Bogen an den zweiten Bogenführungszylinder übergeben wird und daß daraufhin das Schwingsystem sich vom zweiten Bogenführungszylinders entfernt, beschleunigt wird und der nächste auf dem ersten Bogenführungszylinder herangeführte Bogen angesaugt wird.
 
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Bogen auf dem Schwingsystem an der Vorderkante beidseitig lagefixiert wird.
 
7. Vorrichtung zum Wenden eines Bogens in einer Druckmaschine, wobei der auf einem ersten Bogenführungszylinder mit wenigstens einer Greiferbrücke geführte Bogen, von einem drehbar gelagerten Schwingsystem an seiner Hinterkante übernehmbar und mit dieser Kante als Vorderkante an einen nachgeordneten zweiten Bogenführungszylinder übergebbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der zweite Bogenführungszylinder (2) symmetrisch am Umfang angeordnete Greiferbrücken (4) und innerhalb des Umfanges zwischen den Greiferbrücken (4) im wesentlichen sekantenförmige Abflachungen (21) aufweist und daß zwischen dem ersten Bogenführungszylinder (1) und dem zweiten Bogenführungszylinder (2) das in einen durch die Abflachungen (21) gebildeten Freiraum bewegbare Schwingsystem (7) in einer Lagerung (19) angeordnet ist.
 
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lagerung (19) eine Exzenterlagerung ist.
 
9. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lagerung (19) eine mittels Kurvengetriebe gesteuerte Lagerung ist.
 
10. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lagerung (19) eine mittels

elektronischer Kurvenscheibe" gesteuerte Lagerung ist.
 
11. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Bogenführungszylinder (1) ein Druckzylinder und der zweite Bogenführungszylinder (2) ein Transferzylinder ist.
 
12. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Bogenführungszylinder (1) eine Speichertrommel ist und der zweite Bogenführungszylinder (2) ein Transferzylinder ist.
 
13. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß bezogen auf einen einfach großen Gummituchzylinder (22) die Bogenführungszylinder (1, 2) zumindest doppelt groß sind.
 
14. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwingsystem (7) eine Saugleiste (10) aufweist, welche mit einem Pneumatiksystem in Funktionsverbindung ist.
 
15. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Saugleiste (10) formatabhängig verstellbar ist.
 
16. Vorrichtung nach Anspruch 7 und 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwingsystem (7) Blasöffnungen (12) für die Bogenführung aufweist.
 
17. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß außerhalb, in geringem Abstand zum zweiten Bogenführungszylinder (2) eine Bogenleiteinrichtung in Förderrichtung (14) nach dem Übergabebereich (6) angeordnet ist.
 
18. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwingsystem (7) in der Betriebsart

Schöndruck" im Übergabebereich (6) des Bogenführungszylinders (2) lagefixierbar ist und eine Bogenleiteinrichtung ist.
 
19. Vorrichtung nach Anspruch 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwingsystem (7) eine pneumatisch beaufschlagbare Bogenleiteinrichtung ist.
 




Zeichnung













Recherchenbericht