(57) Beschrieben wird ein Steuerrechner für eine Druckmaschine, insbesondere Bogenoffsetdruckmaschine,
mit wenigstens einem Speicher, der neben einem Betriebssystem zusätzlich auf dem Rechner
laufende Steuerungsprogramme enthält, sowie wenigstens einer Schnittstelle. Ein derartiger
Steuerrechner soll dahingehend weitergebildet werden, daß eine Lokalisierung von Hard-
und/oder Softwarefehlern in der kompletten Steuerungsumgebung einer Druckmaschine
ermöglicht wird. Die Lokalisierbarkeit von Hard- und/oder Softwarefehlern soll dabei
insbesondere bei dezentral verteilten Steuerungsmodulen möglich sein. Erfindungsgemäß
gelingt dies dadurch, daß der Speicher einen aktivierbaren Interpreter enthält, aus
dem über die Schnittstelle ein das Zeitverhalten der laufenden Steuerungsprogramme
nicht behindernder Programmcode zuführbar ist, durch welchen vorgesehene Daten erfassbar
und in einem bestimmten Speicherbereich ablegbar sind.
[0001] Die Erfindung betrifft einen Steuerrechner für eine Druckmaschine gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1.
[0002] Steuerungen von Druckmaschinen weisen ein oder mehrere Steuerrechner auf. Bekannt
sind sogenannte Zentralsteuerungen, bei welcher ein Steuerrechner über Busse mit Aktuatoren,
Sensoren oder anderen Stellgliedern verbunden ist. Bei den dezentralen Steuerungen
sind den einzelnen Einheiten der Druckmaschine Steuerrechner zugeordnet, wobei die
in den jeweiligen Einheiten anfallenden Funktionen durch die einzelnen Rechner ausgeführt
werden. Die Steuerungselektronik von Druckmaschinen - realisiert als eine zentrale
bzw. dezentrale Steuerung - hat eine Vielzahl komplexer Aufgaben zu erfüllen. Die
Steuerrechner der Druckmaschine sind dazu mit einer Vielzahl von Sensoren bzw. manuell
betätigbaren Bedienelementen verbunden, wobei entsprechend der Betriebssituation und
in Abhängigkeit des Betätigungszustandes der Sensoren / Bedienelemente bestimmte Ausgangssignale
zum Teil in Echtzeit (Realtime) auszugeben sind.
[0003] Aufgrund der komplexen Steuerungssoftware derartiger Systeme kommt es immer wieder
vor, daß aufgrund zufällig passender Konstellationen von Gebern, Sensoren, Timerzuständen,
Variableninhalten usw., ggf. in Zusammenhang mit individuellen Gewohnheiten einer
Bedienperson, Störungen im Softwareablauf der Steuerung (Softwarebugs) aktiviert werden,
welche zu Produktionsstörungen / Produktionsunterbrechungen führen und nur durch zeit-
und kostenaufwendige Serviceeinsätze behebbar sind. Derartige Störungsursachen sind
auch durch autwendige Vorabtests (Systemtests) nicht mit Sicherheit detektierbar,
so daß um so mehr Wert darauf gelegt werden muß` bei Auftreten einer Störung die genaue
Ursache möglichst schnell und hinsichtlich der Konstellation exakt festzustellen.
[0004] Aus der EP 0 755 786 A1 ist eine Einrichtung zur Steuerung einer Druckmaschine bekannt.
Die Steuerung ist dezentral aufgebaut, d.h. den verschiedenen Einheiten der Druckmaschine
sind Stationsrechner zugeordnet, welche über einen gemeinsamen Bus miteinander verbunden
sind. Dem Bus ist wenigstens eine Schnittstelle zugeordnet, über welche ein Service-
bzw. Programmiergerät in Form eines Laptops anschließbar ist. Mit der Schnittstelle
und dem anschließbaren Laptop lassen sich in einfacher Weise sogenannte Programm-Updates
vornehmen bzw. die auf einem bestimmten Steuerrechner laufenden Programme gegen andere
ersetzen. Eine Störungsanalyse ist hier beispielsweise in der Form möglich, daß nach
einem Programmabsturz mittels entsprechender Analysesoftware nach der auslösenden
Ursache geforscht wird. Auch ist es möglich, das als fehlerhaft vermutete Programm
bzw. den entsprechenden Programmteil herunterzuladen und auf einem speziellen Servicerechner,
der der Steuerung des entsprechenden Maschinenrechners nachempfunden ist, zu testen.
Dies bedingt jedoch den Nachteil, daß die im konkreten Fall zum Programmabsturz führende
Situation nicht exakt nachgebildet werden kann.
[0005] Aus der EP 0 728 581 A2 ist ein Bussystem für eine Druckmaschine bekannt, bei welchem
wenigstens eine der über das Bussystem miteinander verbundenen Stationen einen Sendeteil
im Buskoppler aufweist, vermittels dem Signale zum Aufbau einer Verbindung mit anderen
Stationen abgebbar sind, wobei der Wert wenigstens einer physikalischen Größe von
demjenigen Wert der im Leitungsprotokoll vorgesehenen Größe abweicht. Durch diese
Einrichtung sind Tests des Bussystems möglich, dahingehend, daR Störungen des Bussystems
bzw. die sogenannte Übertragungsreserve des Busses feststellbar ist. Sich in der Software
durch bestimmte Input-Bedingungen ergebende Fehlersituationen sind mit dieser Einrichtung
aber nicht feststellbar.
[0006] Aus der EP 0 270 871 A2 ist ein System zur Ein- oder Ausgabe von Signalen eines digitalen
Steuersystems bekannt, bei der der Inhalt der Ausgangsregister und die Ausgangsignale
der Endstufen getrennt abfragbar sind. Dadurch ist es möglich, den Bereich der Ausgangsschaltung
zu überwachen und insbesondere auch Fehler im Bereich der Peripherie-Einheiten zu
erkennen. Ferner können Störungsmeldungen abgegeben werden, wenn im Bereich der Verkabelung
Fehler auftreten. Nicht jedoch sind mit dieser Einrichtung durch bestimmte Input-Konstellationen,
Laufzeitfehler oder andere unvorhersehbar auftretende Ereignisse verursachte Softwarebugs
feststellbar.
[0007] Eine weitere Diagnosemöglichkeit ergibt sich durch die Überwachung sämtlicher Schnittstellen
der Maschinensteuerung, indem sowohl die Eingangssignale als auch die Ausgangssignale
der Schnittstellen simultan mitprotokolliert werden. Wegen der hohen Zahl von Schnittstellen
gerade bei einer dezentralen Steuerung wird ein derartiges Vorgehen dabei erheblich
erschwert, ferner ist dazu ein nicht unerheblicher Hardwareaufwand nötig.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Steuerrechner gemäß Anspruch
1 derartig weiterzubilden, so daß unter Vermeidung der zuvorstehend genannten Nachteile
eine Lokalisierung von Hard- und/oder Softwarefehlern in der kompletten Steuerungsumgebung
einer Druckmaschine ermöglicht wird. Die Lokalisierbarkeit von Hard- und/oder Softwarefehlern
soll dabei insbesondere bei dezentral verteilten Steuerungsmodulen möglich sein.
[0009] Gelöst wird diese Aufgabe durch kennzeichnenden Merkmale von Anspruch 1. Weiterbildungen
der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0010] Gemäß der Erfindung ist vorgesehen, daR der mit einem echtreitfähigen Betriebssystem
versehene Steuerrechner neben dem Betriebssystem und den Steuerungsprogrammen einen
Interpreter enthält, der ohne existierenden Anweisungscode im passiven Betriebszustand
latent im Speicher der Steuerung ruht.
[0011] Über eine vorgesehene Schnittstelle ist der im Speicher des Steuerrechners ruhende
Interpreter mit einem Code versorgbar, so daß bestimmte Diagnoseaufgaben durch das
so entstandene Interpreterprogramm ausführbar sind. Dabei sorgen softwaretechnische
Schutzmechanismen (Kapselung) innerhalb der Laufzeitumgebung für streng kontrollierte
Zugriffrechte, die eine Beeinflussung des eigentlichen Steuerungsprozesse incl. einer
Änderung des zeitlichen Verhaltens des Steuerungsprogramms sicher ausschließen.
[0012] Dies bedeutet, daß das durch eine Schnittstelle induzierte Interpreterprogramm die
übrigen von dem Steuerrechner auszuführenden Aufgaben nicht behindert und ebenfalls
die Echtzeitfähigkeit der entsprechenden Programmtasks nicht gefährdet.
[0013] Dadurch wird erreicht, daß in einem Steuerrechner eine beliebige Diagnosefunktion
erzeugbar ist, um beispielsweise den Zustand bestimmter Schnittstellen oder unterschiedliche
Triggerbedingungen für das Auslösen bestimmter Ereignisse zu überwachen. Wird der
über die Schnittstelle dem Interpreter zuführbare Code dazu benutzt, über entsprechende
Interpreterbefehle eine Schnittstelle zu analysieren, so kann dies in der Form erfolgen,
daß fortlaufend ein Abbild dieser Schnittstelle (der Signalzustände) in einem speziell
reservierten Speicherbereich des Speichers des Steuerrechners abgelegt wird. Durch
Auslesen dieses Speicherbereichs ist dann der Zustand der Schnittstelle mit einem
entsprechenden Programmierwerkzeug analysierbar.
[0014] Ferner können Grenzbereiche für Positionierantriebe, Variableninhalte, Geberzustände
etc. unabhängig vom Steuerungsprogramm plausibilisiert werden um gegebenenfalls alle
relevanten Daten in dem entsprechenden Diagnosespeicher (reservierter Speicherbereich
des Steuerrechners) zu sichern.
[0015] Gemäß der Erfindung ist vorgesehen, daß die durch den Interpreter handhabbaren Zugriffsrechte
durch softwaretechnische Schutzmechanismen (Kapselung) kontrolliert erfolgen, so daß
die jeweils ablaufenden Diagnoseprogramme zur Fehlerverfolgung auch gefahrlos während
der Produktion, d.h. während des Betriebes des Steuerrechners ausgeführt werden können.
So ist beispielsweise aufzeichenbar, bei welchen Winkelstellungswerten bestimmte Schaltvorgänge
durch den Steuerrechner ausgelöst werden, ohne daß die Echtzeitanforderung für die
Abgabe der entsprechenden Schalltsignale negativ beeinflußt wird.
[0016] Durch den latent im Speicher des Steuerrechners ruhenden Interpreter sind zusätzliche
Servicegeräte wie Schnittstellenanalyser und dgl. nicht nötig. Ferner kann es durch
Auslesevorgänge derartiger über eine Schnittstelle mit dem jeweiligen Steuerrechner
zusammenwirkenden Geräten nicht mehr zu störenden Kollisionen kommen, die dann insbesondere
das Laufzeitverhalten der jeweiligen Steuerungsprogramme negativ beeinflussen.
1. Steuerrechner für eine Druckmaschine, insbesondere Bogenoffsetdruckmaschine, mit wenigstens
einem Speicher, der neben einem Betriebssystem zusätzlich auf dem Rechner laufende
Steuerungsprogramme enthält, sowie wenigstens einer Schnittstelle,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Speicher einen aktivierbaren Interpreter enthält, dem über die Schnittstelle
ein das Zeitverhalten der laufenden Steuerungsprogramme nicht behindernder Programmcode
zuführbar ist, durch welchen vorgesehene Daten erfassbar und in einem bestimmten Speicherbereich
ablegbar sind.
2. Steuerrechner nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Betriebssystem des Rechners sowie die auf dem Rechner laufenden Steuerprogramme
echtzeitfähig sind und das Interpreterprogramm eine Kapselung gegenüber den übrigen
Steuerprogrammen aufweist.
3. Steuerrechner nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zur Programmierung des Interpreters vorgesehenen Signale über eine für Serviceeinsätze
vorgesehene Schnittstelle zuführbar sind.
4. Steuerrechner nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zur Programmierung des Interpreters vorgesehenen Signale über einen den Steuerrechner
mit weiteren Einheiten verbindenen Bus zuführbar sind.