(19)
(11) EP 0 947 356 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.10.1999  Patentblatt  1999/40

(21) Anmeldenummer: 99810262.8

(22) Anmeldetag:  26.03.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B44C 3/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 02.04.1998 CH 79898

(71) Anmelder: Wanger Holding Anstalt
9490 Vaduz (LI)

(72) Erfinder:
  • Wanger, Markus, Dr.
    9490 Vaduz (LI)

(74) Vertreter: Wanger, Markus 
Rechtsanwalt, Dr. Markus Wanger, Landstrasse 36
9490 Vaduz
9490 Vaduz (LI)

   


(54) Verfahren zur Herstellung von 3-D-Strukturbildern


(57) Verfahren zur Herstellung von 3-D-Strukturbildern, indem auf einem unbehandelten oder behandelten Bildträger zuerst gezielt Strukturmasse aufgebracht wird, wobei ein reliefartiger Charakter entsteht und dann, z.B. durch Schütt-, Abschwenk- oder Abschöpftechnik, Farbe und gegebenenfalls weitere Farben, Lösungsmittel, Pigmente, Wasser oder Verdünnungsmittel aufgetragen werden, wobei ein gegenständliches bis abstraktes dreidimensional realistisch wirkendes Kunstwerk (3-D-Strukturbild) entsteht, welches insbesondere sowohl expressionistische als auch impressionistische Wirkung gleichzeitig aufweist.










Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von strukturierten, farbigen Motiven und kann als 3-D-Strukturmalerei bezeichnet werden.

[0002] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln, bei dem durch eine besondere Technik verschiedene Stilrichtungen, z.B. des Impressionismus und des Expressionismus miteinander verbunden werden können, und was dann im Effekt als 3-D-Strukturalismus (3-D-Strukturbild) bezeichnet werden kann. Die Neuheit dieser Technik liegt somit im Resultat (3-D-Strukturalsimus) der Kombination verschiedener Techniken zu einer neuen Einheit bzw. Darstellungsweise der Ausdrucksform.

[0003] Die Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur Herstellung von 3-D-Strukturbildern, dadurch gekennzeichnet, dass auf einem unbehandelten oder behandelten Bildträger gezielt eine Strukturmasse aufgebracht wird und darauf Farbe z.B. in Flüssigform (gelöst z.B. in Terpentin) oder in Pulver- oder Granulatform durch Schütt-, Abschwenk- und/oder Abschöpftechnik aufgetragen wird, wobei das Gestalten des Auftrages der Farbe unter Verwendung mechanischer/technischer Hilfsmittel erfolgt und der entsprechende Farbauftrag unter Verwendung verschiedener Farben aufgebracht wird, um durch diese Technik ein beabsichtigtes Motiv durch die vorgegebene Struktur zu gestalten, welche durch das Aufbringen von Farbe dergestalt behandelt wird, dass der gewünschte 3-D-Struktureffekt entsteht.

[0004] Im einzelnen wird gemäss der vorliegenden Erfindung ein Bildträger a) vorzugsweise mit einem Grundiermittel nach bekannter Art und Weise vorbereitet.

[0005] Geeignete Bildträger sind beispielsweise Gewebe, wie ein Maltuch, Leinen oder Baumwolle, dann Stoffe oder auch Holz, Papier, Karton, Stein, Ton (roh oder gebrannt), Metall, Porzellan etc.

[0006] Man erhält dadurch einen grundierten Bildträger b) welcher die Aufnahme von Farbe auf den Bildträger a) verhindert. Es ist aber auch möglich von Anfang an einen grundierten Bildträger b) zu verwenden.

[0007] Der unbehandelte oder so vorbehandelte, vorzugsweise weiss grundierte, Bildträger b) kann anschliessend mit einem gänzlich oder teilweise gegenständlichen Bild, oder mit einem ungegenständlich abstrakten Motiv versehen werden. Dies geschieht z.B. mittels Kreide, Kohle, Bleistift etc. Dieses Bild kann zum Beispiel eine architektonische Darstellung, aber auch jede andere gänzliche oder teilweise, gegenständliche oder abstrakte Darstellung sein. Erhalten wird eine gegenständliche Vorzeichnung c) auf einem unbehandelten oder grundierten Bildträger (Untermalung).

[0008] Auf diese gegenständliche Vorzeichnung c) wird eine Strukturmasse ganz- oder teildeckend aufgetragen und zwar so, dass unter Verwendung der gegenständlichen Vorzeichnung c) die Grundstrukturen des Bildes aufgetragen oder aufgespachtelt werden.

[0009] Bei der Strukturmasse handelt es sich z.B. um eine Spachtelmasse, wie eine Strukturpaste oder um Acrylharz oder Gips oder Ton, oder im Fall von Metall als Bildträger um Lötblei oder ähnliches etc. Der Auftrag geschieht entweder eigenhändig oder mittels eines Werkzeuges, z.B. Schaber, Spachtel, Messer, Pinsel etc. oder direkt mit der Tube.

[0010] Dadurch entsteht eine dreidimensionale Struktur mit Vertiefungen und vor allem entsprechende Kantenerhebungen. Während des Vorganges können aber auch, über die Vorzeichnung hinaus, in freier Wahl neue Motive verwendet werden. Die auf den unbehandelten oder behandelten Bildträger angebrachten Motive und die Strukturen der Strukturmasse können auch Retuschierungen, z.B. Nachzeichnungen oder Nachspachtelungen, erlauben und ergänzend damit bearbeitet werden.

[0011] Es wird so eine halbgegenständliche Malerei d) erhalten, die nicht nur eine plastische, reliefartige, 3-D-strukturelle Wirkung aufweist, sondern auch dazu führt, dass das Bild verfremdet wird und abstrakt wirkt.

[0012] Grundsätzlich wichtig ist es, immer Kantenlinien des Motives mittels der Strukturmasse nachzubilden, sodass sich Formen, Erhebungen und Vertiefungen ergeben.

[0013] Durch die gewählten Strukturen wird die räumliche, dreidimensionale Wirkung hervorgerufen.

[0014] Die, die einzelnen Teile des Motives begrenzenden Ränder bilden Höhen und Tiefen und sind so für die weitere Behandlung des Bildes wichtig.

[0015] Durch die Abstrahierung der gegenständlichen Abbildung ergibt sich eine impressive Wirkung des Bildes.

[0016] In der Folge wird in einem weiteren Schritt Farbe, allenfalls in Verbindung mit Pigmenten auf das Bild aufgebracht. Wichtig ist dabei, dass diese Farbe bzw. Pigment sowohl auf dem unbehandeltem oder grundierten/behandelten Bildträger als auch auf der Strukturmasse gut haften und, dass sich die verschiedenen Farben und Pigmente, welche aufgetragen werden, mindestens teilweise miteinander vermischen.

[0017] Die verwendeten Farben werden meist mit entsprechendem Verdünnungsmittel/Lösungsmittel geschüttet, abgeschwenkt, abgeschöpft damit sie gut durchmischt werden können.

[0018] Die Farbe(n) bzw. Pigmente werden durch Schütt-, Abschwenk- oder Abschöpftechnik aufgebracht.

[0019] Bei der aufgebrachten Farbe handelt es sich z.B. um eine Ölfarbe, um einen Kunstharzlack, um eine Acrylfarbe oder um eine Dispersionsfarbe.

[0020] Durch die Wahl verschiedener Farben, die ineinander fliessen und ineinander übergehen, ergeben sich expressive Bilder, die allein schon Wirkung zeigen.

[0021] Durch das Auftragen von weiteren Farb- oder Lösungsmitteln, Pigmenten oder Wasser oder Verdünnungsmitteln können weitere Strukturen und Verfremdungen erzielt werden.

[0022] Die Farbe bzw. das Farbgemisch sammelt sich dabei in den vertieften Teilen der angebrachten Struktur zu einem dickeren, konzentrieren, dadurch dunkleren und leuchtenderen Farbauftrag und bildet auf den erhabenen Strukturstellen, von denen die Farbe entsprechend abfliesst, einen dünneren Farbauftrag.

[0023] In Verbindung mit der auf dem Bildträger aufgebrachten Struktur ergeben sich 3-D-Strukturbilder.

[0024] Die oberste Malschicht wird vorzugsweise in der Art des abstrakten Expressionismus angebracht. Andere Stilrichtungen sind ebenfalls möglich. Unter dieser obersten Malschicht liegt die Struktur, welche als eigenständiges Motiv wahrgenommen wird. Diese wurde vorher auf der Untermalung oder direkt und vorzugsweise auf der Grundierung angebracht.

[0025] Durch die wahlweise Verwendung weiterer Techniken oder Wiederholung derselben Technik, das Anbringen von Farbspritzern, die Verwendung von verschiedenen Lösungsmitteln, direktes Aufstreuen oder Vermischen von Pigmenten, lassen sich weitere Wirkungen erzielen.

[0026] Als Schlussbehandlung kann eine durchsichtige oder schwach gefärbte Firnisschicht angebracht werden, welche einerseits als UV-Schutz dienen kann, aber auch zu einem matteren oder glänzenderem Bild führen kann.

[0027] Erhalten wird ein expressives, impressionistisch wirkendes teilweise abstraktes dreidimensionales, realistisch wirkendes Kunstwerk, welches als 3-D-Strukturbild e) bezeichnet werden kann.

[0028] Es war nicht vorhersehbar, dass durch diese neuartige Technik des Auftrages der Strukturmasse in Verbindung mit dem darüber applizierten Farbauftrag ein Effekt erzielt wird der das abgebildete Bild dreidimensional mit Tiefenwirkung erscheinen lässt, die dem Betrachter einerseits prächtige Farbkompositionen bieten, andererseits aber auch gegenständliche bis abstrakte Strukturen. Die Komposition der Farbe vermag beim Betrachtern variierende Stimmungen hervorzurufen. Während z.B. Gelb, Blau und Rot eindeutige Zustände signalisieren, lassen Mischfarben Spielraum auf beide Seiten. Farbe und Form besitzen eine Eigendynamik. Durch die Farbe hindurch kann die Struktur erlebt werden oder die Farbe als Bildkomposition allein betrachtet werden. Erst durch das Verschmelzen von Farbe und Struktur durch den Betrachter wird das Gesamtwerk zum dreidimensionalen Erlebnis.

[0029] In der schematischen Darstellung, welche die Erfindung als ein Aufbauverfahren unter Verwendung eines grundierten Bildträgers veranschaulicht, bedeuten:

1) einen unbehandelten Bildträger, welcher

2) mit einem Grundiermittel behandelt wird;

3) ist die Schicht der Untermalung, und

4) veranschaulicht das Motiv (Vorzeichnung oder Skizze).

5) Die Strukturmasse liegt direkt auf dem Motiv (4).

6) Veranschaulicht die Farbschicht, und

7) gegebenenfalls die durchsichtige oder schwach gefärbte Schluss-Firnisschicht.



[0030] Die Schichten 1 - 4 entsprechen dem behandelten Bildträger und die Schichten 1 - 7 ergeben das 3-D-Strukturbild.
Figur A
veranschaulicht ein Bild, auf welchem ein unbehandelter Bildträger mit einem Grundiermittel behandelt wurde mit anschliessender Untermalung und Vorzeichnung (Schritt 1 bis 4 der schematischen Darstellung)
Figur B
veranschaulicht ein Bild auf welchem zusätzlich zum Bild der Figur A die Strukturmasse aufgetragen wurde (Schritte 1 bis 5 der schematischen Darstellung)



Ansprüche

1. Verfahren zur Herstellung von 3-D-Strukturbildern, dadurch gekennzeichnet, dass auf einem unbehandelten oder behandelten Bildträger gezielt eine Strukturmasse aufgebracht wird und darauf Farbe durch Schütt-, Abschwenk- und/oder Abschöpftechnik aufgetragen wird, wobei das Gestalten des Auftrages, der Farbe unter Verwendung mechanischer/technischer Hilfmittel erfolgt und der entsprechende Farbauftrag unter Verwendung verschiedener Farben aufgebracht wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein 3-D-Strukturbild angefertigt wird, um eine realistische, dreidimensionale Wirkung zu erzielen.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem unbehandelten oder behandelten Bildträger eine Vorzeichnung oder Skizze angefertigt und auf dieser Strukturmasse aufgetragen wird, wodurch das Motiv eine dreidimensionale Struktur erhält.
 
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass auf dieser Struktur der Strukturmasse verschiedene Farben und/oder Pigmente aufgetragen werden, die sich mindestens teilweise vermischen.
 
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sich die aufgetragene Farbe bzw. die aufgetragenen verschiedenen Farben mischen und die Farbe bzw. das Farbgemisch sich in den vertieften Teilen der angebrachten Struktur zu einem dickeren, konzentrierten, dadurch dunkleren und leuchtenderen Farbauftrag sammelt, hingegen auf den erhabenen Strukturstellen, von denen die Farbe entsprechend abfliesst, einen dünneren Farbauftrag bildet.
 
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass durch das Auftragen von weiteren Farb- oder Lösungsmitteln, Pigmenten oder Wasser oder Verdünnungsmitteln, weitere Strukturen und Verfremdungen erzielt werden.
 
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die auf dem unbehandelten oder behandelten Bildträger angebrachten Motive und die Strukturen der Strukturmasse auch Retuschierungen, z.B. Nachzeichnungen oder Nachspachtelungen, erlauben und ergänzend damit bearbeitet werden können.
 
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Schlussbehandlung eine durchsichtige oder schwach gefärbte Firnisschicht angebracht wird, welche einerseits als UV-Schutz dienen kann, aber auch zu einem matteren oder glänzenderen Bild führen kann.
 
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem unbehandelten oder behandelten Bildträger zusätzlich eine ein- oder mehrfarbige Untermalung angebracht wird, auf der dann die Vorzeichnung oder Skizze gemacht wird.
 
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein behandelter oder unbehandelter Bildträger verwendet wird.
 
11. 3-D-Strukturbild, hergestellt nach dem Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Untermalung, Strukturmasse und den oberen Farbauftrag sowohl eine expressionistische als auch impressionistische Wirkung gleichzeitig erzielbar ist.
 




Zeichnung