[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wärmebehandlung, insbesondere Aufkohlung,
metallischer Werkstücke in einem Ofen unter hohen Temperaturen und in einer zu mehr
als 90 % zu etwa gleichen Teilen Wasserstoff und Kohlenmonoxid enthaltenden Gasatmosphäre,
die dem Ofen in geeigneter Menge zugeführt wird.
[0002] Aus dem Aufkohlungsbereich und dort insbesondere dem Bereich der klassischen Generator-Endogasverfahren
zum Aufkohlen, entkohlenden und kohlungsneutralen Wärmebehandeln von Gut ist es bekannt,
daß eine, für die genannten Behandlungen geeignete Gasatmosphäre durch unterstöchiometrische,
energieverzehrende Verbrennung von z.B. Erdgas oder Propan mit Luft erzeugbar ist.
Bei anderen gängigen Verfahren auf der Basis der gleichen Ausgangsstoffe wird das
Behandlungsgas durch eine oder mehrere; im Wärmebehandlungsofen angeordnete Katalysatorretorten
und dortige Umsetzung der besagten Ausgangsstoffe hergestellt (siehe hierzu z.B. Fachartikel
"Grundsätzliche Voraussetzungen für die Verringerung des Gasverbrauchs bei der geregelten
Gasaufkohlung" aus HTM 35/1980 Nr.5, Seiten 230 bis 237, insbesondere Kap.1.1 sowie
z.B. DE-OS 23 63 700 oder EP-PS 0 261 461).
[0003] Ferner ist es grundsätzlich und beispielsweise aus dem Fachartikel "Verfahrens- und
Anlagentechnik der Gasaufkohlung" aus HTM 45/1990, Nr.2, Seiten 119 bis 128 bekannt,
daß eine Gasaufkohlung durch eine zusätzliche Zugabe von Methan oder dergleichen in
weitergehendem Ausmaß und auch geregelt ausgeführt werden kann (= Anreicherung). Dabei
wird mittels der CH
4-Zugabe durch die Aufkohlungsreaktion gebildetes Kohlendioxid bei den herrschenden
Temperaturen gemäß

zu Kohlenmonoxid zurückgebildet.
[0004] Betrachtet man die oben beschriebenen Verfahren anhand der die Atmosphäre liefernden
Umsetzungsreaktionen näher, also z.B anhand von

und

so kann festgestellt werden, daß die gebildeten Atmosphären ein CO-zu-H
2-Verhältnis von 1 bzw.1,5 zu 2 und einen Stickstoffanteil von 40 bzw. ca. 46 % aufweisen.
Dabei ist anzumerken, daß speziell für Aufkohlungsprozesse insbesondere Atmosphären,
bei denen das Produkt PCO x PH
2 ein Maximum annimmt, also das CO-zu-H
2-Verhältnis 1 zu 1 ist, und bei denen der Stickstoffanteil niedrig liegt besonders
vorteilhaft sind (siehe oben zitierten Fachartikel "Grundsätzliche Voraussetzungen...",
S.231).
[0005] Stickstoffarme Atmosphären mit dem optimalen CO-zu-H
2-Verhältnis von 1 zu 1 auf einfache und auf der Basis bekannter, insbesondere auf
einer Umsetzung von Luft und einem Kohlenwasserstoffgas (KW-Gas) beruhender Verfahren
auszubilden, ist jedoch eine bislang nicht befriedigend gelöste Aufgabe. Eine bekannte
Verfahrensweise hierzu ist z.B. der DE 41 10 361 A1 zu entnehmen, gemäß der aus abfließender
Aufkohlungsatmosphäre mittels Gastrennung eine CO-reiche Gasfraktion gewonnen wird,
durch deren Rückführung in die Aufkohlung eine in diesem Sinne verbesserte Behandlungsatmosphäre
entsteht.
[0006] Eine weitere, bekannte Verfahrensweise diesbezüglich - siehe DE-PS 43 43 927 oder
DE-OS 20 000 60 - besteht darin, daß bei einem, auf der Basis von Erdgas, Propan oder
dergleichen arbeitenden Verfahren zur Wärmebehandlung bzw. Aufkohlung Kohlendioxid
(CO
2) zur Atmosphärenbildung herangezogen wird, wobei das Kohlendioxid in einer zur Umsetzung
der gegebenen Kohlenwasserstoffgasquantität geeigneten Menge anstelle des entsprechend
vermindert zugeführten, Sauerstoff enthaltenden Mediums (üblicherweise Luft) zum jeweiligen
Umsetzungsaggregat zugeleitet wird. Hier gilt die Umsetzungsgleichung

[0007] Die bekannten Verfahren zur Gewinnung einer 1 zu 1 CO/H
2-Atmosphäre erfordern also entweder Gasumsetzungs- oder Gastrenneinrichtungen.
[0008] Die Aufgabe, eine stickstoffarme Atmosphäre mit dem optimalen CO-zu-H
2-Verhältnis von etwa 1 zu 1 auf einfache Weise anzubieten, wird erfindungsgemäß nunmehr
dadurch gelöst, daß eben eine solche Gasatmosphäre als vorproduziertes, jedoch nicht
aus seinen Einzelkomponenten vorgemischtes Liefergas zur Verfügung gestellt wird.
[0009] Dieser Vorschlag läuft zunächst den üblichen Erwägungen des Fachmanns in diesem Zusammenhang
entgegen. Legt man nämlich bei der Bereitstellung eines vorgemischten Wasserstoff-Kohlenmonoxid-Gases
zugrunde, daß dieses aus seinen Reinkomponenten CO und H
2 hergestellt wird, so ergibt sich ein vergleichsweise teures Liefergas, das gegenüber
den vorbekannten Bereitstellungen durch Erzeugung vor Ort nicht konkurrenzfähig ist.
[0010] Die Situation ändert sich, wenn das etwa zu gleichen Teilen H
2 und CO enthaltende Gas aus anderen Quellen gewonnen wird, nämlich entweder aus einer
entsprechenden Groß-Produktionsanlage oder -besonders vorteilhaft- aus Quellen, die
in industriellen Prozessen ohnehin vorhanden sind und bei denen eine der gewünschten
Zusammensetzung zumindest ähnliche Zusammensetzung auftritt. Wie sich bei Ermittlungen,
die die Anmelderin durchgeführt hat, ergab, sind derartige Prozesse in einer Reihe
industrieller Verfahren vorhanden, beispielsweise bei der industriellen Erzeugung
von Wasserstoff in Steam-Reforming-Prozessen, bei der partiellen Oxidation von Kohlenwasserstoffen
in Raffinerien oder bei der CO-Bereitstellung für chemische Synthesen, etwa der Methanol-,
der Ameisen- und Essigsäure-Synthese.
[0011] Aus den dort ohnehin verfügbaren Gasgemischen kann häufig ohne großen Aufwand ein
-wie gewünscht- vorteilhaftes Gasgemisch bestehend aus 45 bis 55 % CO, 45 bis 55 %
H
2 und weiteren unschädlichen Restbestandteilen, etwa geringen Anteilen CH
4 und/oder CO
2, gewonnen werden.
[0012] Beispielsweise kann aus Synthesegas aus der partiellen Oxidation von Kohlenwasserstoffen
in Raffinerien, das aus ca. 49 % CO, 45 % H
2 und 6 % CO
2 mittels einer kostengünstigen MDEA-Nachreinigung ein 50 bis 53 % CO, 47 bis 49 %
H
2 und 0 bis 1 % CO
2 enthaltendes Gasgemisch erhalten werden.
[0013] Ebenso ist es möglich aus Reformerprozessen, in denen Wasser und ein Kohlenwasserstoffeinsatz
in Wasserstoff und Kohlenmonoxid übergeführt werden, entsprechende Gase abzuzweigen.
Unter Umständen besteht auch die Möglichkeit, das gewünschte Gasgemisch durch Verschnitt
zweier Basismischungen zu erzeugen. Erfindungsgemäß entscheidend ist jedoch in jedem
Falle, ohnehin vorhandene Produktgase aus anderen Prozessen abzuzweigen.
[0014] Das letztlich gewonnene Gasgemisch ist ähnlich wie Wasserstoff speicherbar und kann
beispielsweise in Drucktanks mit ca. 200 bar transportiert und in 50-bar-Vorratsbehältern
bei den Verbrauchern bevorratet werden. Dort steht es dann für die erfindungsgemäß
relevanten Wärmebehandlungen in optimal handhabbarer Weise und in konstanter Qualität
zur Verfügung. Neben den Hauptbestandteilen CO und H
2 kann das erfindungsgemäße Liefergas bis zu 5 % CH
4 und/oder bis zu 2 % CO
2 aufweisen, wodurch bei den vorgesehenen thermochemischen Prozessen unter Umständen
ablauf- oder regeltechnische Vorteile erzielt werden.
[0015] Aufkohlungen und andere Wärmebehandlungen werden im übrigen gemäß der Erfindung in
üblicher Weise durchgeführt. Da hierbei zur Atmosphärenausbildung im wesentlichen
lediglich die Zufuhr des Liefergases geeignet einzustellen ist, ergibt sich mit der
Erfindung eine besonders einfache Verfahrensweise.
[0016] Aufgrund der für Aufkohlungen idealen Gaszusammensetzung werden außerdem im Vergleich
zu klassischen Endogasprozessen verkürzte Behandlungszeiten erzielt, die neben der
einfacheren Anlagengestaltung einen zusätzlichen Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
darstellen.
1. Verfahren zur Wärmebehandlung, insbesondere Aufkohlung, metallischer Werkstücke in
einem Ofen unter hohen Temperaturen und in einer zu mehr als 90 % zu etwa gleichen
Teilen Wasserstoff und Kohlenmonoxid enthaltenden Gasatmosphäre, die dem Ofen in geeigneter
Menge zugeführt wird
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gasatmosphäre als vorproduziertes, nicht jedoch aus den Einzelgaskomponenten
erzeugtes Liefergas zur Verfügung gestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das, der Atmosphärenbildung
dienende Liefergas zwischen 45 und 55 % Wasserstoff, zwischen 45 und 55 % Kohlenmonoxid
sowie gegebenenfalls bis zu 5 % weitere, für die jeweilige Wärmebehandlung unschädliche
Bestandteile aufweist.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Liefergas
bis zu 5 % CH4 und/oder bis zu 2 % CO2 aufweist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Basis
für das Liefergas Synthesegas aus der in Raffinerien stattfindenden, partiellen Oxidation
von Kohlenwasserstoffen herangezogen wird.