[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung bzw. ein Verfahren zum Herstellen eines eine
Mehrzahl von elektrischen und/oder optischen Adern aufweisenden Kabels oder Bündels
mit einer SZ-Verseileinrichtung zum Verseilen der Adern mit wechselnder Schlagrichtung
zu einem Verseilverband, einer Führungseinrichtung für den Verseilverband sowie einem
Extruderkopf eines Extruders zum Aufbringen einer Kunststoffschicht.
[0002] Bei der Herstellung von Kabeln werden heute die elektrischen und/oder optischen Adern
in vielen Fällen mit wechselnder Schlagrichtung, der sogenannten SZ-Verseilung, zu
einem Verseilverband verseilt. Moderne SZ-Verseileinrichtungen ermöglichen aufgrund
von Fortschritten in der Antriebstechnik und der elektronischen Steuerung bzw. Regelung
sehr kurze Umsteuerzeiten der Verseilantriebe, so daß auch bei hohen Fertigungsgeschwindigkeiten
Verseilverbände guter Qualität mit kurzen Parallelstellen herstellbar sind. Bei Verseilverbänden
aus z. B. drei, vier oder sieben Adern läßt sich bei einem unmittelbaren Einlauf des
Verseilverbandes in den Extruderkopf eines nachfolgenden Extruders zuverlässig ein
Kabel hoher Qualität herstellen. Bei z. B. fünf miteinander zu verseilenden Adern
wird dagegen zur Sicherstellung einer gleichmäßigen Anordnung der fünf Adern im Verseilverband
um einen sogenannten Mittenbeilauf herum verseilt. Dieser Mittenbeilauf dient lediglich
als Hilfselement zur Herstellung eines solchen gleich- oder regelmäßigen Verseilverbandes
und wird an sich nicht gefordert. Aus diesem Grund wird nach Wegen gesucht, auf einen
Mittenbeilauf zu verzichten.
[0003] Es ist daher vorgeschlagen worden, zwischen der Abzugseinrichtung der SZ-Verseileinrichtung
und dem Extruderkopf eine sogenannte Aufseilscheibe vorzusehen. Diese Aufseilscheibe
soll dazu dienen, den Verseilverband unmittelbar vor der Extrusion einer den Verseilverband
umschließenden Hülle nochmals zu ordnen und das Einfallen einer Ader in das nicht
durch einen Mittenbeilauf besetzte Zentrum des Verseilverbandes zu verhindern. Die
Verwendung einer-solchen Aufseilscheibe hat allerdings den Nachteil, daß aufgrund
ihrer Massenträgheit sowie der beim Durchlauf der Adern durch die Führungsbohrungen
der Aufseilscheibe durch Reibung entstehenden Erwärmung die mögliche Abzugsgeschwindigkeit
der Herstellvorrichtung begrenzt ist. Durch die Trägheit der Aufseilscheibe werden
zudem die kurzen Parallelabschnitte beim Wechsel der Schlagrichtung, die mit modernen
SZ-Verseileinrichtungen an sich möglich sind, verlängert. Darüber hinaus muß die Lagerung
der Aufseilscheibe regelmäßig überprüft und erneuert werden.
[0004] Der Erfindung liegt daher das Problem zugrunde, eine Vorrichtung und ein Verfahren
zum Herstellen eines eine Mehrzahl von elektrischen und/oder optischen Adem aufweisenden
Kabels oder Bündels anzugeben, die mit geringem Fertigungsaufwand die Herstellung
eines Verseilverbandes beliebiger Aderzahl mit einer gleichmäßigen Anordnung der Adern
im Verseilverband auch bei hohen Fertigungsgeschwindigkeiten ermöglichen, ohne daß
ein zusätzlicher Mittenbeilauf vorgesehen werden muß.
[0005] Dieses Problem wird erfindungsgemäß gelöst, indem die Führungseinrichtung unmittelbar
vor dem Extruderkopf angeordnet ist und zumindest einen eine Längsbohrung aufweisenden
Führungsnippel hat bzw. der Verseilverband unmittelbar vor der Extrusion durch eine
Längsbohrung zumindest eines Führungsnippels einer Führungseinrichtung hindurchgeführt
wird.
[0006] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, daß der Führungsnippel
mit einer an den Verseilverband angepaßten Geometrie unmittelbar vor dem Extruderkopf
die auch als Verseilelemente bezeichneten Adern des Verseilverbandes zuverlässig in
der gewünschten, gleich- oder regelmäßigen Weise anordnet, ohne daß es zu einem temporären
oder dauerhaften Einfall einer der Adern in die Mitte des Verseilverbandes kommen
kann. Durch die Verwendung eines fest angeordneten Führungsnippels wird eine Verlängerung
der Parallelabschnitte beim Wechsel der Schlagrichtung vermieden, so daß sehr kurze
Wendestellen möglich sind. Zudem werden die auf die Adern wirkenden Kräfte reduziert,
da keine zusätzliche Umlenkung erforderlich ist. Die erfindungsgemäße Führung des
Verseilverbandes durch einen Führungsnippel hat darüber hinaus den Vorteil, daß durch
die Führungseinrichtung die Fertigungsgeschwindigkeit nicht begrenzt wird, so daß
sich unvermindert hohe Abzugsgeschwindigkeiten realisieren lassen.
[0007] Durch die in den Unteransprüchen aufgeführten Maßnahmen sind vorteilhafte Weiterbildungen
und Verbesserungen der Erfindung möglich.
[0008] Für eine besonders gute Führung des Verseilverbandes in den Extruderkopf ist es von
Vorteil, wenn die Längsbohrung des Führungsnippels gestuft ausgebildet ist.
[0009] Ebenfalls aus diesem Grund ist es von Vorteil, wenn die Längsbohrung des Führungsnippels
einen sich in Durchlaufrichtung des Verseilverbandes kegelstumpfförmig verjüngenden
Einlaufabschnitt und einen sich in Durchlaufrichtung an diesen anschließenden engen
zylindrischen Abschnitt aufweist. Durch diese Gestaltung der Längsbohrung des Führungsnippels
wird ein Aufkorben des Verseilverbandes beim Wechsel der Schlagrichtung zuverlässig
vermieden. Die Adern werden an der Wandung der Längsbohrung geführt, so daß kein Auswandern
der Adern nach außen möglich ist. Ebenso wird zuverlässig verhindert, daß eine Ader
nach innen in die Mitte des Verseilverbandes fällt, da die Adern sich beim Durchlauf
durch den engen zylindrischen Abschnitt des Führungsnippels fest aneinander abstützen.
[0010] Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn der Einlaufwinkel a des Einlaufabschnitts
zwischen 8 und 20° beträgt, so daß ein Aufkorben des Verseilverbandes vor dem Extruderkopf
sicher verhindert wird.
[0011] Vorteilhaft ist es, wenn die Länge des zylindrischen Abschnitts zumindest das 1,2-fache
des Durchmessers des Verseilverbandes beträgt, so daß das Wandern einer der Adern
des Verseilverbandes nach außen oder nach innen in die Mitte des Verseilverbandes
zuverlässig verhindert wird.
[0012] Für eine besonders gute Führung des Verseilverbandes vor dem Eintritt in den Extruderkopf
ist es von Vorteil, wenn die Führungseinrichtung zwei in Durchlaufrichtung des Verseilverbandes
hintereinander angeordnete Führungsnippel aufweist.
[0013] Von Vorteil ist es, wenn die Führungseinrichtung eine Kühleinrichtung aufweist. Eine
solche Kühleinrichtung erlaubt es, die beim Durchlauf des Verseilverbandes durch den
zumindest einen Führungsnippel entstehende Wärme direkt abzuführen. Aus dem gleichen
Grund ist es von Vorteil, wenn die Führungseinrichtung ein Gehäuse zur Aufnahme des
zumindest einen Führungsnippels aufweist und dieses Gehäuse flüssigkeitsgekühlt ist.
[0014] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung vereinfacht dargestellt
und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen Fig. 1 eine teilweise
Ansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung und Fig. 2 einen entsprechenden Führungsnippel.
[0015] In der Fig. 1 ist beispielhaft ein Teil einer erfindungsgemäß ausgebildeten Vorrichtung
zum Herstellen eines eine Mehrzahl von elektrischen und/oder optischen Adern aufweisenden
Kabels 1 dargestellt. Die Fig. 1 zeigt eine z. B. als Bandabzug ausgebildete Abzugseinrichtung
3, die in der durch einen Pfeil angedeuteten Durchlaufrichtung eines Verseilverbandes
5 hinter einer nicht dargestellten SZ-Verseileinrichtung angeordnet und dieser funktionell
zugeordnet ist. An die Abzugseinrichtung 3 schließt sich in Durchlaufrichtung des
Verseilverbandes 5 durch die Vorrichtung mit Abstand ein Extruderkopf 7 eines nicht
näher dargestellten Extruders an, in dem eine Kunststoffschicht auf den Verseilverband
5 aufextrudiert wird.
[0016] In Durchlaufrichtung des Verseilverbandes 5 unmittelbar vor dem Extruderkopf 7 ist
eine Führungseinrichtung 9 angeordnet, die ein Gehäuse 11 zur Aufnahme zumindest eines
Führungsnippels aufweist. Die Führungseinrichtung 9 ist mit einer Kühleinrichtung
versehen, die dazu dient, die durch Reibung entstandene Wärme aus der Führungseinrichtung
9 abzuführen und auf diese Weise eine hohe Durchlaufgeschwindigkeit des Verseilverbandes
5 durch die Führungseinrichtung 9 und eine hohe Fertigungsgeschwindigkeit zu ermöglichen.
Zu diesem Zweck hat das Gehäuse 11 der Führungseinrichtung 9 bei dem dargestellten
Ausführungsbeispiel einen Kühlflüssigkeitszulauf 15 sowie einen Kühlflüssigkeitsablauf
17, durch die die Kühlflüssigkeit, beispielsweise Wasser, in die Führungseinrichtung
9 zugeführt bzw. aus dieser abgeführt wird. In der Führungseinrichtung 9 sind bei
diesem Ausführungsbeispiel in Durchlaufrichtung des Verseilverbandes 5 durch die Vorrichtung
zwei Führungsnippel 19 und 21 hintereinander angeordnet.
[0017] Die Fig. 2 zeigt beispielhaft den in Durchlaufrichtung des Verseilverbandes 5 ersten
Führungsnippel 19 der Führungseinrichtung 9 in einer Detaildarstellung. Der Führungsnippel
19 hat eine durchgehende, gestuft ausgebildete Längsbohrung 23 mit einem sich in der
durch einen Pfeil angedeuteten Durchlaufrichtung des Verseilverbandes 5 kegelstumpfförmig
verjüngenden Einlaufabschnitt 25 und einem sich in Durchlaufrichtung z. B. unmittelbar
an diesen anschließenden engen zylindrischen Abschnitt 27. Der in der Fig. 2 mit a
bezeichnete Einlaufwinkel des sich kegelstumpfförmig verjüngenden Einlaufabschnitts
25 beträgt zwischen 8 und 20°, vorteilhafterweise zwischen 10 und 15°, und verhindert
zuverlässig ein Aufkorben des Verseilverbandes 5 in der Führungseinrichtung 9. Der
freie Durchmesser oder die lichte Weite des zylindrischen Abschnitts 27 ist nur geringfügig
größer als der äußere Durchmesser des Verseilverbandes 5, um so eine exakte Führung
des Verseilverbandes zu gewährleisten und ein Hineinwandern einer Ader in das Innere
des Verseilverbandes 5 bzw. ein Auswandern einer der Adern aus dem Verseilverband
5 zuverlässig zu verhindern und eine gleichmäßige Anordnung der Adern im Verseilverband
5 zu gewährleisten. Aus dem gleichen Grund beträgt die Länge des zylindrischen Abschnitts
27 der Längsbohrung 23 zumindest das 1,2-fache des Durchmessers des Verseilverbandes
5.
[0018] Der zweite Führungsnippel 21 kann genauso oder ähnlich wie der erste Führungsnippel
19 ausgebildet sein. Anstelle einer gestuften Längsbohrung 23 wie bei dem ersten Führungsnippel
19 kann der zweite Führungsnippel 21 aber auch eine durchgehende zylindrische Längsbohrung
aufweisen.
1. Vorrichtung zum Herstellen eines eine Mehrzahl von elektrischen und/oder optischen
Adern aufweisenden Kabels oder Bündels (1) mit einer SZ-Verseileinrichtung zum Verseilen
der Adern mit wechselnder Schlagrichtung zu einem Verseilverband (5), einer Führungseinrichtung
(9) für den Verseilverband (5) sowie einem Extruderkopf (7) eines Extruders, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungseinrichtung (9) unmittelbar vor dem Extruderkopf (7) angeordnet
ist und zumindest einen eine Längsbohrung (23) aufweisenden Führungsnippel (19, 21)
hat.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Längsbohrung (23) des Führungsnippels (19) gestuft ausgebildet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Längsbohrung (23) des Führungsnippels (19) einen sich in Durchlaufrichtung
des Verseilverbandes (5) kegelstumpfförmig verjüngenden Einlaufabschnitt (25) und
einen sich in Durchlaufrichtung an diesen anschließenden engen zylindrischen Abschnitt
(27) aufweist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Einlaufwinkel α des Einlaufabschnitts (25) zwischen 8 und 20° beträgt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge des zylindrischen Abschnitts (27) zumindest das 1,2-fache des Durchmessers
des Verseilverbandes (5) beträgt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungseinrichtung (9) zwei in Durchlaufrichtung des Verseilverbandes (5)
hintereinander angeordnete Führungsnippel (19, 21) aufweist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungseinrichtung (9) eine Kühleinrichtung (15, 17) aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungseinrichtung (9) ein Gehäuse (11) zur Aufnahme des zumindest einen
Führungsnippels (19, 21) aufweist und daß dieses Gehäuse (11) flüssigkeitsgekühlt
ist.
9. Verfahren zum Herstellen eines eine Mehrzahl von elektrischen und/oder optischen Adern
aufweisenden Kabels oder Bündels (1), bei dem die Adern mit wechselnder Schlagrichtung
miteinander zu einem Verseilverband (5) verseilt werden und darüber eine Kunststoffschicht
aufextrudiert wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Verseilverband (5) unmittelbar vor der Extrusion durch eine Längsbohrung
(23) zumindest eines Führungsnippels (19, 21) einer Führungseinrichtung (9) hindurchgeführt
wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Verseilverband (5) beim Durchlauf durch die Führungseinrichtung (9) gekühlt
wird.