[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Steuern eines Spulenrahmens einer Textilmaschine,
der eine mittels Friktion von einer Antriebswalze angetriebene Spule aufnimmt und
der mittels einer Schwenkachse schwenkbar gelagert ist und mit Mitteln zum Erzeugen
von Drehmomenten verbunden ist.
[0002] Mittels einer Vorrichtung der eingangs genannten Art soll der Kontaktdruck zwischen
einer von dem Spulenrahmen gehaltenen Spule und einer die Spule mittels Reibungskraft
antreibenden Walze derart gesteuert werden, daß er einen auf den Spulenaufbau abgestimmten
Verlauf hat.
[0003] Eine solche Vorrichtung ist beispielsweise aus der DE 39 27 142 A1 oder aus der DE
195 27 214 A1 bekannt. Bei der Vorrichtung nach der DE 39 27 142 A1 umfassen die Mittel
zum Erzeugen von Drehmomenten einen Elektromotor, dessen Antriebskraft mittels eines
Zahnriemenantriebs und eines Gestänges als Drehmoment auf den Spulenrahmen übertragen
wird.
[0004] Bei einer aus der DE 195 27 214 A1 bekannten Vorrichtung erzeugt ein Elektromotor
ein Drehmoment, das mittels eines Bandgetriebes auf die Schwenkachse und damit den
Spulenrahmen übertragen wird. Das Bandgetriebe enthält ein oder zwei um die Antriebswelle
des Elektromotors gewickelte Bänder, die an der Antriebswelle und an zwei Befestigungspunkten
eines mit der Schwenkachse des Spulenrahmens drehfest verbundenen Übertragungshebels
befestigt sind. Ein derartiges Bandgetriebe überträgt Drehmomente nahezu spiel- und
hysteresefrei. Beide bekannte Vorrichtungen erfordern einen Elektromotor, dessen Kraft
oder Drehmoment der angelegten Stromstärke proportional ist.
[0005] Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung einer Vorrichtung
der eingangs genannten Art zugrunde, die kostengünstig herstellbar ist.
[0006] Dieses Problem wird dadurch gelöst, daß zwischen dem Spulenrahmen und einem um vorgebbare
Schritte verstellbaren Antriebselement ein Drehmomentgeber angeordnet ist, der die
Verstellung des Antriebselements in definierte, auf den Spulenrahmen wirkende Drehmomente
umwandelt.
[0007] Eine derartige Vorrichtung kann einfach aufgebaut sein, weil in ihr, um den schwenkbaren
Spulenrahmen mit einem definierten Drehmoment zu beaufschlagen, lediglich die Stellung
eines um vorgebbare Schritte verstellbaren Antriebselements zu steuern ist. Das Antriebselement
muß keine exakt definierte Kraft aufbringen, sondern lediglich die Eigenschaft haben,
daß es in vorbestimmbare Positionen verfahrbar ist.
[0008] In Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß das um vorgebbare Schritte verstellbare
Antriebselement durch ein um vorgebbare Winkelschritte verstellbares Antriebselement
gebildet wird. Auf diese Weise kann die einfache Übertragbarkeit von Drehbewegungen
ausgenützt werden.
[0009] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß das um vorgebbare Winkelschritte
verstellbare Antriebselement als Schrittmotor ausgebildet ist. Auf diese Weise wird
eine präzise und kostengünstige elektrische Verstellvorrichtung für den Drehmomentgeber
geschaffen, denn Schrittmotoren werden in großen Stückzahlen hergestellt und führen
Drehungen mit vorgebbaren Winkelschritten aus.
[0010] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß der Drehmomentgeber
ein erstes Element, das drehfest mit der Schwenkachse verbunden ist, und ein zweites
relativ dazu verdrehbares Element enthält, das mittels des Antriebselementes angetrieben
ist, und daß elastische Übertragungselemente zwischen dem ersten Element und dem zweiten
Element angebracht sind. Auf diese Weise wird ein weitgehend spiel- und hysteresefreies
Übertragen eines definierten Drehmoments auf den Spulenrahmen ermöglicht.
[0011] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
des in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels:
- Fig. 1
- zeigt eine perspektivische Teilansicht einer Spulstelle mit einem Spulenrahmen und
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- Fig. 2
- eine Teilansicht der Fig. 1 in Richtung des Pfeiles II,
- Fig. 3
- eine Teilansicht der Fig. 1 in Richtung des Pfeiles III.
[0012] In einem Maschinengehäuse 6, beispielsweise dem Gehäuse einer Spulstelle einer Spulmaschine,
ist eine Fadenführungstrommel 13 gelagert, die von einem nicht dargestellten elektrischen
Antriebsmotor angetrieben wird. Die Fadenführungstrommel 13 treibt eine Kreuzspule
14 über Friktion an, die an ihr anliegt und mittels eines Spulenrahmens 10 gehalten
ist. Der Spulenrahmen 10 ist mit einer parallel zur Achse der Fadenführungstrommel
13 angeordneten Schwenkachse 9 verschwenkbar an dem Maschinengehäuse 6 gelagert und
drehfest mit dieser Schwenkachse 9 verbunden. Das von der Fadenführungstrommel 13
erzeugte Antriebsdrehmoment für die Kreuzspule 14 ist von der Friktionswirkung und
damit vom Kontaktdruck abhängig, mit welchem die Kreuzspule 14 auf der Fadenführungstrommel
13 aufliegt. Mittels Anlegen eines Drehmomentes an den Spulenrahmen 10 läßt sich dieser
Kontaktdruck erhöhen oder verringern.
[0013] Der Spulenrahmen 10 besitzt zwei Spulenarme 15, 16, die mit drehbar gelagerten Spulentellern
17 versehen sind. Die Spulenteller 17 der Spulenarme 15, 16 spannen eine Hülse zwischen
sich ein, auf die ein Faden zur Bildung der Kreuzspule 14 aufgespult wird. Der Spulenarm
16 ist in nicht näher dargestellter Weise mitsamt dem Spulenteller 17 zur Seite hin
von der Kreuzspule 14 wegschwenkbar, so daß eine volle Kreuzspule 14 dem Spulenrahmen
10 entnommen und eine leere Hülse eingesetzt werden kann.
[0014] An der Schwenkachse 9 des Spulenrahmens 10 ist ein Drehmomentgeber angebracht. Dieser
Drehmomentgeber enthält eine drehfest mit der Schwenkachse 9 verbundene Anschlußscheibe
11 und ein koaxial zur Schwenkachse 9 drehbar gelagertes Zahnrad 5. Die Anschlußscheibe
11 ist mit drei Anschlußbolzen 12 versehen, die ein gleichseitiges Dreieck aufspannen,
dessen Schwerpunkt in der Schwenkachse 9 liegt. Die Anschlußbolzen 12 weisen zum Zahnrad
5 hin. Am Zahnrad 5 sind ebenfalls Anschlußbolzen 7 vorgesehen, die wiederum ein gleichseitiges
Dreieck aufspannen, dessen Schwerpunkt im Zentrum der Schwenkachse 9 liegt und dessen
Seitenlängen den Seitenlängen des gleichseitigen Dreiecks entsprechen, das die drei
Anschlußbolzen 12 auf der Anschlußscheibe 11 bilden. Zwischen den abwechselnd aufeinanderfolgenden
Anschlußbolzen 12 der Anschlußscheibe 11 und den Anschlußbolzen 7 des Zahnrades 5
sind als Übertragungselemente identische Federelemente 8 in Form von Schraubenfedern
angebracht, die bei relativer Verdrehung von Zahnrad und Anschlußscheibe 11 gegensinnig
verformt werden. Diese Federelemente 8 sind vorteilhafterweise vorgespannt.
[0015] Das Zahnrad 5 kämmt mit einem Ritzel 4 eines Untersetzungsgetriebes, dessen Außenkranz
3 über ein Antriebsritzel 2 mittels eines Schrittmotors 1 angetrieben wird. Dieses
Untersetzungsgetriebe untersetzt eine Umdrehung des Schrittmotors 1 beispielsweise
im Verhältnis 1 zu 25 auf das Zahnrad 5. Antriebsritzel 2, Außenkranz 3 und Ritzel
4 sind am Spulstellengehäuse 6 drehbar gelagert. An eben diesem Spulstellengehäuse
6 ist auch der Schrittmotor 1 festgelegt. Dieser Schrittmotor 1 ist für Einzelschritte
von ca. 1,8° ausgelegt. Er wird von einem in den Figuren nicht dargestellten Computer
mittels einer ebenfalls nicht dargestellten Elektronikeinheit gesteuert und vermag
so eine bestimmte Anzahl von Umdrehungen, eine bestimmte Drehzahl, oder eine bestimmte
Anzahl von Einzelschritten auszuführen.
[0016] Durch Verdrehen des Zahnrades 5 werden die zwischen den Anschlußbolzen 7, 12 eingespannten,
aufeinanderfolgenden Federelemente 8 entsprechend dem Drehsinn be- oder entlastet,
was zu in Drehrichtung des Zahnrads 5 an den Anschlußbolzen 12 der Anschlußscheibe
11 angreifenden und dabei in der Ebene der Anschlußscheibe 11 liegenden Kräften führt.
Die tangential zur Schwenkachse 9 orientierten Komponenten dieser Kräfte beaufschlagen
so die Anschlußscheibe 11 und damit den Spulenrahmen 10 mit einem Drehmoment um die
Schwenkachse 9. Durch das Vorspannen der Federelemente 8 erreicht man, daß ein Verdrehen
des Zahnrads 5 möglichst spielfrei in ein Drehmoment gewandelt wird.
[0017] Weil dieses Drehmoment bewirkt, daß sich der Kontaktdruck zwischen Kreuzspule 14
und Fadenführungstrommel 13 erhöht oder verringert, kann durch eine definierte relative
Verdrehung um eine bestimmte Anzahl von Winkelschritten des Zahnrades 5 bezüglich
der Anschlußscheibe 11 mittels dem Schrittmotor 1 dieser Kontaktdruck eingestellt
werden, ohne daß die Kraft, mit der das Zahnrad 5 gedreht wird, von Einfluß ist.
[0018] Mittels eines definierten Einstellen des Kontaktdrucks zwischen Kreuzspule 14 und
Fadenführungstrommel 13, wie es in der DE 39 27 142 A1 ausführlich beschrieben ist,
ist es möglich, das Auftreten von Bildwickeln auf der Kreuzspule 14 zu vermeiden,
indem die Drehzahl der Kreuzspule 14 relativ zu der Drehzahl der Fadenführungstrommel
13 verändert wird.
[0019] Bildwickel entstehen, wenn bei einem schlupffreien Antrieb die Drehzahl der Fadenführungstrommel
13 in etwa ein ganzzahliges Vielfaches der Drehzahl der Kreuzspule 14 beträgt. Diese
Bildwickel können dadurch unterdrückt werden, daß kurzzeitig ein definierter Schlupf
zwischen der Kreuzspule 14 und der Fadenführungstrommel 13 eingestellt wird. Durch
Verringern des Kontaktdrucks wird das von der Fadenführungstrommel 13 auf die Kreuzspule
14 reibschlüssig übertragene Antriebsdrehmoment reduziert, und somit aufgrund von
Luftreibung, Lagerreibung und Fadenmoment die Drehzahl der Kreuzspule 14 verringert.
Unterstützend kann dabei gegebenenfalls zusätzlich die Kreuzspule 14 mit einer pneumatischen
Spulenbremse leicht abgebremst werden. Eine dafür geeignete Spulenbremse ist beispielsweise
in der DE 196 50 932.7 oder im Handbuch

Autoconer" auf Seite 1.3.8 beschrieben.
[0020] Bildwickel beim Spulvorgang werden mittels der erfindungsgemäßen Vorrichtung dadurch
vermieden, daß mittels des Schrittmotors 1 das Zahnrad 5 in eine Stellung verdreht
wird, die dem gewünschten Kontaktdruck der Kreuzspule 14 auf der Fadenführungstrommel
13 entspricht. Die Steuerung des Kontaktdrucks als Funktion der Spulenreise durch
Verstellen des Schrittmotors 1 erfolgt über den Computer unter Verwendung eines Steuerprogramms.
Ein solches Steuerprogramm berechnet die erforderliche Stellung des Schrittmotors
1 ausgedrückt in positiven oder negativen Schritten beispielsweise aufgrund von Sensordaten,
die ihm während der ganzen Spulenreise zugeführt werden. Das Steuerprogramm veranlaßt
davon abhängig ein Verdrehen des Schrittmotors 1.
[0021] Die Sensordaten können beispielsweise Daten sein, die von Drehzahlsensoren herrühren,
die zur Drehzahlmessung der Fadenführungstrommel 13 und der Kreuzspule 14 zugeordnet
sind. Sie können außerdem durch Daten dargestellt werden, die von einer Erfassung
der Spulreise mittels geeigneter Sensoren stammen oder von einer Bestimmung der Dicke
der Kreuzspule 14, etwa mit einem in der DE 196 25 512 A1 offenbarten Verfahren.
[0022] Am Ende der Spulreise wird die volle Kreuzspule 14 durch Verdrehen des Schrittmotors
1 von der Fadenführungstrommel 13 in eine Position weggeschwenkt, in der es möglich
ist, gegebenenfalls unter Verwendung einer automatischen Vorrichtung eine volle Kreuzspule
14 dem Spulenrahmen 10 zu entnehmen und eine leere Hülse einzusetzen.
[0023] Es ist aber auch denkbar, am Ende einer Spulreise die volle Kreuzspule 14 durch hydraulische
oder pneumatische Mittel von der Fadenführungstrommel 13 zum Auswechseln wegzuschwenken.
Bei einer solchen Ausführung ist gegebenenfalls dann in der Schwenkachse 9 eine schaltbare
Kupplung vorgesehen. Über diese Kupplung ist während der Spulreise der Drehmomentgeber
fest an den Spulenrahmen 10 gekuppelt. Am Ende der Spulreise wird diese Verbindung
gelöst, so daß der Spulenrahmen an der Schwenkachse frei drehbar ist und dann hydraulisch
oder pneumatisch weggeschwenkt werden kann.
[0024] Um außerdem Schwingungen des Spulenrahmens 10 während der gesamten Spulreise zu unterdrücken,
können an den Spulenarmen 15 und 16 angreifende Dämpfungszylinder vorgesehen werden.
1. Vorrichtung zum Steuern eines Spulenrahmens (10) einer Textilmaschine, der eine mittels
Friktion von einer Antriebswalze angetriebene Spule aufnimmt und der mittels einer
Schwenkachse (9) schwenkbar gelagert und mit Mitteln zum Erzeugen von Drehmomenten
verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Spulenrahmen (10) und einem
um vorgebbare Schritte verstellbaren Antriebselement (1) ein Drehmomentgeber angeordnet
ist, der die Verstellung des Antriebselements (1) in definierte, auf den Spulenrahmen
(10) wirkende Drehmomente umwandelt.
2. Vorrichtung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das um vorgebbare Schritte
verstellbare Antriebselement als ein um vorgebbare Winkelschritte verstellbares Antriebselement
(1) ausgebildet ist.
3. Vorrichtung gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das um vorgebbare Winkelschritte
verstellbare Antriebselement als Schrittmotor (1) ausgebildet ist.
4. Vorrichtung gemäß Anspruch 2 oder Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Drehmomentgeber
ein erstes Element (11), das drehfest mit der Schwenkachse (9) verbunden ist und ein
zweites relativ dazu verdrehbares Element (5) enthält, das mittels des Antriebselementes
(1) angetrieben ist, und daß elastische Übertragungselemente (8) zwischen dem ersten
Element (11) und dem zweiten Element (5) angebracht sind.
5. Vorrichtung gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem zweiten Element
(5) und dem Antriebselement (1) ein Untersetzungsgetriebe (2, 3, 4) angeordnet ist.
6. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß das erste
Element (11) und das zweite Element (5) koaxial zueinander angeordnet und relativ
zueinander verdrehbar sind.
7. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die elastischen
Übertragungselemente (8) Schraubenfedern sind.
8. Vorrichtung gemäß Anspruch 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Schraubenfedern
im wesentlichen tangential zu einer gemeinsamen Drehachse (9) des ersten Elementes
(11) und des zweiten Elementes (5) ausgerichtet sind.
9. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die elastischen
Übertragungselemente (8) im wesentlichen in gleichem Abstand zu einer gemeinsamen
Drehachse (9) angeordnet sind.
10. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die elastischen
Übertragungselemente (8) zwischen dem ersten Element (11) und dem zweiten Element
(5) derart aufeinander folgend angeordnet sind, daß sie beim Verdrehen des zweiten
Elements (5) gegenüber dem ersten Element (11) gegensinnig belastet sind.
11. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die elastischen
Übertragungselemente (8) vorgespannt sind.