(19)
(11) EP 0 952 107 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.10.1999  Patentblatt  1999/43

(21) Anmeldenummer: 99107686.0

(22) Anmeldetag:  16.04.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B66F 9/075
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 20.04.1998 DE 19817562

(71) Anmelder: Still Wagner GmbH & Co. KG
72760 Reutlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Schadenberger, Martin
    72555 Metzingen (DE)
  • Kurzweil, Robert
    72147 Nehren (DE)

(74) Vertreter: Kasseckert, Rainer 
Linde Aktiengesellschaft, Zentrale Patentabteilung
82049 Höllriegelskreuth
82049 Höllriegelskreuth (DE)

   


(54) Kommissionierer mit Fahrwerk


(57) Die Erfindung betrifft einen Kommissionierer mit einem modularen Aufbau, bei dem die Räder einer oder beider Achsen flexibel gegenüber dem Fahrzeugrahmen (R) aufgehängt sind.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Kommissionierer mit einem Fahrwerk. Kommissionierer sind Flurförderzeuge, bei denen die Fahrerkabine und die Lastaufnahmevorrichtung an einem Mast höhenverstellbar sind. Solche Geräte werden in der Regel in Hochregallagern eingesetzt und ermöglichen es dem Fahrer, auch aus großen Höhen Waren aus dem Regal herauszunehmen und auf den Lastträger zu legen oder mit der verschwenkbaren und seitlich verschiebbaren Lastaufnahmevorrichtung herauszuheben. Die Fahrzeuge haben meistens ein Drei- bzw. Vierradfahrwerk und sind ungefedert, damit bei seitlicher Lastverschiebung über den langen Hebel des ausgefahrenen hohen Mastes kein Verkippen des Fahrzeugs erfolgt. Nachteilig dabei ist, daß beim Fahren Bodenunebenheiten nicht ausgeglichen werden und zu relativ harten Stößen führen. Dies reduziert die mögliche Fahrgeschwindigkeit dieses Fahrzeugtyps.

[0002] Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen Kommissionierer vorzuschlagen, welcher eine höhere Fahrgeschwindigkeit erlaubt.

[0003] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst von einem Kommissionierer mit einem modularen Aufbau, bei dem die Räder flexibel gegenüber dem Fahrzeugrahmen aufgehängt sind.

[0004] Durch die erfindungsgemäße nicht starre Verbindung der Räder mit dem Fahrzeug gelingt es erstmals, ein gewisses Federverhalten zum Ausgleich von Bodenunebenheiten zu erreichen.

[0005] Diese Federung kann entweder passiv erfolgen, z.B. durch zwei seitlich am Fahrzeug angeordnete Träger, die die Räder der jeweiligen Spur halten und die durch ihre Länge ein gewisses Einfedern der Räder oder eine Vertikalbewegung der Räder einzeln oder gemeinsam gegenüber dem Fahrzeugrahmen erlauben. Der Träger ist dabei etwa in der Mitte des Fahrzeugrahmens am Fahrzeugrahmen gelagert und enthält an seinen Enden das Vorderrad und das Hinterrad der entsprechenden Spur.

[0006] In einer weiteren Ausführungsform sind am Träger mehrere Befestigungsmöglichkeiten für die Räder vorgesehen, so daß der Radstand des Fahrzeugs verändert werden kann. Dies hat die Vorteile, daß das Fahrzeug in einer Art Baukastenprinzip hergestellt werden kann. Das Fahrzeug kann auf kleinere oder größere Tragkräfte angepaßt werden. Das führt auch zu einer kürzeren Bauweise des Fahrzeugs.

[0007] Die Problematik des Neigens bei hoch ausgefahrenem Mast und hoher Last ist allerdings durch die obengenannte passive Federung nach wie vor nicht vollständig behoben. In einer besonderen Ausführungsform ist daher vorgesehen, daß das Fahrzeug ein aktives Fahrwerk hat, bei welchem achsweise oder einzeln eine Veränderung der Abstände zwischen Rahmen und Rad einstellbar ist. Das Fahrzeug kann also im Fahrbetrieb, der normalerweise mit abgesenkter Last durchgeführt wird, auf Federung eingestellt werden, so daß Bodenunebenheiten nicht mehr den gesamten Fahrzeugaufbau zum Schwanken bringen. Beim Ein- und Auslagern kann die aktive Federung blockiert werden, so daß ein Verschwenken des Fahrzeugs nicht erfolgt. Weiterhin kann durch aktives Entgegenkippen des Fahrzeugs auch eine Erhöhung der Tragkraft erfolgen. Z.B. können, wenn sich das Fahrzeug aufgrund der links befindlichen Last nach links neigen würde, den linken Rädern ein größerer Abstand gegenüber dem Fahrzeugrahmen aufgezwungen werden, so daß die Linksneigung durch eine Rechtsneigung kompensiert wird. Dies führt zu einer erhöhten Tragkraft des Gesamtfahrzeugs. Das Entgegenneigen kann auf Betätigung durch den Fahrer hin erfolgen oder automatisch z.B. mittels eines Neigungssensors, der den Rollwinkel mißt.

[0008] Im Fahrbetrieb sind höhere Fahrgeschwindigkeiten möglich, was zu einem höheren Palettenumschlag führt. Außerdem führt die Federung zu einem angenehmeren, ruhigeren und schwingungsfreieren Fahren für ermüdungsarmes Arbeiten, weil die Kabine und der Mast nicht so schwanken.

[0009] Weitere Merkmale, Vorteile und Ausführungen der Erfindung werden anhand zweier Figuren näher erläutert.

[0010] Die Figur 1 zeigt ein erfindungsgemäßes Kommissionierfahrzeug von schräg hinten, wobei die Lastaufnahmevorrichtung L und die Kabine K am Hubmast H abgesenkt sind. Die Hinterachse RA ist über zwei Teleskopelemente T mit dem Fahrzeugrahmen verbunden. Die Teleskopelemente T können aktiv entweder so geschaltet werden, daß sie eine gewisse Einfederwirkung der Hinterachse RA gegenüber dem Rahmen erlauben, oder, wenn das Fahrzeug steht und beim Kommissionieren die Lastaufnahmevorrichtung L am Hubmast H angehoben ist, eine starre Verbindung zwischen Hinterachse RA und Rahmen vorliegt. Eine solche aktive Federung kann nur für die Hinterachse RA oder für beide Achsen vorgesehen sein. Über die Teleskopzylinder T kann auch ein aktives Neigen des Fahrzeugs erfolgen.

[0011] Figur 2 zeigt eine Ausführung mit passiver Federung. Der Fahrzeugrahmen R, der hier den Hubmast H, die Kabine K und die Lastaufnahmevorrichtung L trägt, ist über zwei Träger T mit den Rädern verbunden. Der Rahmen R ist in der Mitte der Träger T angelenkt, so daß die Räder an relativ langen Stahlarmen, die etwas einfedern können, gelagert sind. An den Trägern T sind weitere Befestigungspunkte für die Räder vorgesehen, wodurch der Radstand - und die Federeigenschaften - veränderbar sind.


Ansprüche

1. Kommissionierer, gekennzeichnet durch einen modularen Aufbau, bei dem die Räder einer oder beider Achsen flexibel gegenüber dem Fahrzeugrahmen (R) aufgehängt sind.
 
2. Kommissionierer nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch zwei seitlich am Fahrzeugrahmen angeordnete längs verlaufende Träger (T), an denen die Räder dieser Spur befestigt sind.
 
3. Kommissionierer nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß am Träger (T) mehrere Möglichkeiten zur Befestigung der Räder vorgesehen sind.
 
4. Kommissionierer nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, gekennzeichnet durch ein aktives Fahrwerk, mit dem achsweise oder einzeln Veränderungen der Abstände vom Rahmen zum Rad erreichbar sind.
 




Zeichnung