[0001] Die Erfindung betrifft eine pyrotechnische Wirkmasse mit Anzünd- und Abbrandbeschleuniger
sowie Verwendung von Treibladungspulver als Anzünd- und Abbrandbeschleuniger.
[0002] Nebelstoffe, Rauchstoffe, Leuchtstoffe, Signalstoffe, Markierungsstoffe usw. faßt
man üblicherweise unter der Sammelbezeichnung "Wirkmasse" zusammen. Solche Wirkmassen
entfalten ihre Wirkung nach Zündung. Physikalisch und chemisch stabile Wirkmassensysteme,
insbesondere in Form von hochverdichteten Preßkörpern, sind in der Praxis jedoch
häufig schwer entzündbar. Besondere Schwierigkeiten bereitet es dabei, wenn größere
Preßkörperflächen angezündet werden sollen, um eine spontane Wirkmassenwirkung zu
erreichen.
[0003] Im Stand der Technik wird davon ausgegangen, daß die Abbrandgeschwindigkeit von nitrozelluloseenthaltenden
Festtreibstoffen mit zunehmendem Druck monoton ansteigt, während das Abbrandverhalten,
nämlich dieser monotone Anstieg, durch chemische Abwandlung der Nitrozellulosekomponente
modifiziert, nämlich verringert beziehungsweise unterbrochen, werden kann, wie, beispielsweise,
in DE-OS 27 37 699 beschrieben ist, ohne daß jedoch eine Steigerung der Abbrandgeschwindigkeit
oder gar der Anzündbeschleunigung, unabhängig vom Druck, beschrieben wäre.
[0004] Ferner ist der Einsatz von Nitrozellulose-Pulver auf dem Gebiet von Effektfeuerwerkskörpern
gut bekannt, insbesondere zum Bewirken einer rauchlos eingefärbten Flammenbildung,
siehe, beispielsweise, JP 2-195198 A, JP 2-195199 A und JP 0-7190696 A, oder zur Absprengung
von kleineren und größeren Stücken, siehe, beispielsweise, WO 93/14365.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine verbesserte und schnellere Anzündung
von pyrotechnischer Wirkmasse zu ermöglichen. Dabei soll insbesondere eine pyrotechnische
Wirkmasse mit Anzünd- und Abbrandbeschleuniger bereitgestellt werden.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine pyrotechnische Wirkmasse, insbesondere
in Form eines hochverdichteten Preßkörpers, mit Anzünd- und Abbrandbeschleuniger in
Form von der Rezeptur der pyrotechnischen Wirkmasse hinzugegebenem und/oder auf die
Zündfläche der pyrotechnischen Wirkmasse aufgebrachten Treibladungspulver gelöst.
[0007] Dabei kann erfindungsgemäß vorgesehen sein, daß das Treibladungspulver auf die Zündfläche
aufgepreßt und/oder mit Lösungsmittel angelöst ist, wobei es vorzugsweise mit dem
Preßkörper mitverpreßt ist.
[0008] Ferner wird mit der Erfindung vorgeschlagen, daß 0,5 bis 50 Gewichtsprozent Treibladungspulver,
bezogen auf das Gewicht der pyrotechnischen Wirkmasse an sich, hinzugegeben sind.
[0009] Das Treibladungspulver kann basisches und/oder Nitrozellulose-Pulver gemäß der Erfindung
umfassen.
[0010] Vorzugsweise handelt es sich bei dem Treibladungspulver erfindungsgemäß um aus delaborierter
Munition wiedergewonnenem Treibladungspulver.
[0011] Ferner wird die erfindungsgemäße Aufgabe auch durch die Verwendung von Treibladungspulver
als Anzünd- und Abbrandbeschleuniger für eine pyrotechnische Wirkmasse durch Hinzugeben
von Treibladungspulver zu der Rezeptur der pyrotechnischen Wirkmasse und/oder durch
Aufbringen von Treibladungspulver auf die Zündfläche der pyrotechnischen Wirkmasse
gelöst.
[0012] Dabei schlägt die Erfindung vor, daß das Treibladungspulver aufgepreßt und/oder mit
Lösungsmittel angelöst wird, wobei es vorzugsweise mit der pyrotechnischen Wirkmasse
zum Bilden eines Preßkörpers mitverpreßt wird.
[0013] Ferner kann erfindungsgemäß vorgesehen sein, daß, bezogen auf das Gewicht der pyrotechnischen
Wirkmasse, 0,5 bis 50 Gewichtsprozent an Treibladungspulver, vorzugsweise umfassend
ein basisches und/oder Nitrozellulose-Pulver, verwendet wird.
[0014] Bevorzugt ist erfindungsgemäß, daß das Treibladungspulver aus delaborierter Munition
recyclet wird.
[0015] Der Erfindung liegt somit die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß Treibladungspulver
in pyrotechnischen Wirkmassensystemen verwendet werden kann, um einerseits die Anzündwilligkeit
von pyrotechnischer wirkmasse, insbesondere in Form von Preßkörpern, zu verbessern,
wobei selbst eine spontane Anzündung der Wirkmasse durch großflächige Anzündung erreicht
werden kann. Andererseits wird durch die erfindungsgemäße Verwendung von Treibladungspulver
in pyrotechnischen Wirkmassensystemen eine Abbrandbeschleunigung durch Bildung von
Gaskanälen in der Wirkmasse des Treibladungspulvers und durch zusätzliche Energieabgabe
an die Wirkmasse beim Abbrand erreicht.
[0016] Dabei kann Treibladungspulver als Anzündhilfe beziehungsweise zur Abbrandbeschleunigung
für unterschiedliche Wirkmassensysteme eingesetzt werden, solange eine chemische Verträglichkeit
der einzelnen Komponenten untereinander gegeben ist.
[0017] Der erfindungsgemäße Anzünd- und Abbrandbeschleuniger kann insbesondere bei den folgenden
pyrotechnischen Satztypen erfolgreich zur Anwendung kommen:
- Sätze auf der Basis von rotem Phosphor mit Sauerstoffträger;
- Thermitsätze; und
- Perchlorat- und Chloratsätze.
[0018] Dabei umfaßt ein Satz auf der Basis von rotem Phosphor vorzugsweise roten Phosphor
in einem Bereich von 40 bis 80 Gewichtsprozent, Nitrate in einem Bereich von 0 bis
20 Gewichtsprozent, Mg-Pulver in einem Bereich von 0 bis 20 Gewichtsprozent, TPL-Pulver
in einem Bereich von 0 bis 20 Gewichtsprozent und einen Binder in einem Bereich von
0 bis 20 Gewichtsprozent. Ein Thermitsatz umfaßt vorzugsweise Eisen-III-Oxyd in einem
Bereich von 20 bis 60 Gewichtsprozent; Mg-Pulver in einem Bereich von 5 bis 45 Gewichtsprozent,
TPL-Pulver in einem Bereich von 10 bis 50 Gewichtsprozent und einen Binder in einem
Bereich von 0 bis 10 Gewichtsprozent. Ein Perchloratsatz umfaßt vorzugsweise Perchlorat
in einem Bereich von 10 bis 50 Gewichtsprozent, TPL-Pulver in einem Bereich von 30
bis 70 Prozent und einen Binder in einem Bereich von 10 bis 30 Gewichtsprozent.
[0019] Um hochverdichtete Preßkörper zu erhalten, wird ein Preßdruck in der Größenordnung
von 500 kg/cm
2 bis 1500 kg/cm
2 angelegt.
[0020] Treibladungspulver, insbesondere einbasische oder Nitrozellulose-Pulver, hinterlassen
keine Abbrandrückstande, da eine nahezu hunderprozentige Umsetzung in Gase und Energie
erfolgt. Somit wird zum einen die eigentlich mittels der Wirkmasse zu erzeugende Wirkung
nicht störend beeinflußt und zum anderen die Umwelt nicht ungebührend belastet.
[0021] Besonders ökonomisch und umweltbewußt ist dabei auch die Verwendung von Treibladungspulver
aus delaborierter Munition, die beispielsweise gemäß einer Verträglichkeitsuntersuchung
mittels Wärmeflußkalorimetrie noch eine gute Stabilität, d.h. eine ausreichende Gebrauchslebensdauer,
besitzen. Durch dieses Recyclen werden auch Kosten eingespart.
[0022] Die in der vorstehenden Beschreibung sowie in den Ansprüchen offenbarten Merkmale
der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
1. Pyrotechnische Wirkmasse, insbesondere in Form eines hochverdichteten Preßkörpers,
mit Anzünd- und Abbrandbeschleuniger in Form von der Rezeptur der pyrotechnischen
Wirkmasse hinzugegebenem und/oder auf die Zündfläche der pyrotechnischen Wirkmasse
aufgebrachten Treibladungspulver.
2. Pyrotechnische Wirkmasse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Treibladungspulver
auf die Zündfläche aufgepreßt und/oder mit Lösungsmittel angelöst ist, wobei es vorzugsweise
mit dem Preßkörper mitverpreßt ist.
3. Pyrotechnische Wirkmasse nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß 0,5 bis
50 Gewichtsprozent Treibladungspulver, bezogen auf das Gewicht der pyrotechnischen
Wirkmasse an sich, hinzugegeben sind.
4. Pyrotechnische Wirkmasse nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Treibladungspulver basisches und/oder Nitrozellulose-Pulver umfaßt.
5. Pyrotechnische Wirkmasse nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Treibladungspulver aus delaborierter Munition wiedergewonnen ist.
6. Verwendung von Treibladungspulver als Anzünd- und Abbrandbeschleuniger für eine pyrotechnische
Wirkmasse durch Hinzugeben von Treibladungspulver zu der Rezeptur der pyrotechnischen
Wirkmasse und/oder durch Aufbringen von Treibladungspulver auf die Zündfläche der
pyrotechnischen Wirkmasse.
7. Verwendung von Treibladungspulver nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das
Treibladungspulver aufgepreßt und/oder mit Lösungsmittel angelöst wird, wobei es vorzugsweise
mit der pyrotechnischen Wirkmasse zum Bilden eines Preßkörpers mitverpreßt wird.
8. Verwendung von Treibladungspulver nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß, bezogen auf das Gewicht der pyrotechnischen Wirkmasse, 0,5 bis 50 Gewichtsprozent
an Treibladungspulver, vorzugsweise umfassend ein basisches und/oder Nitrozellulose-Pulver,
verwendet wird.
9. Verwendung von Treibladungspulver nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß das Treibladungspulver aus delaborierter Munition recyclet wird.