[0001] Die Erfindung betrifft ein Einschraubventil gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1
bzw. eine Einschraubventil-Anordnung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 6.
[0002] Einschraubventile bzw. Einschraubventil-Anordnungen sind in der Hochdruckhydraulik
zur platzsparenden Umsetzung verschiedener Ventilfunktionsvarianten, z.B. bei Blockkonstruktionen,
vorteilhaft. Typische Anwendungsfälle aus der Praxis sind beispielsweise beschrieben
in der Produktinformation P 7710-1 "Einschraubventile Typ C", der Firma Heilmeier
& Weinlein Fabrik für Oel-Hydraulik GmbH & Co. KG, Ausgabe 03/95 oder der Druckschrift
D 7490-1 "2/2-Wege-Einschraubventile EM" der Firma Heilmeier & Weinlein Fabrik für
Oel-Hydraulik GmbH & Co. KG, März 1996. Die Gewindebohrung, in welche das Einschraubventil
eingeschraubt wird, steht mit Druckmittelkanälen in Verbindung, bei denen die jeweils
erforderliche Ventilfunktion benötigt wird. Die Gewindebohrung kann sich dabei sowohl
in einem Block als auch direkt in einer Hydraulikkomponente, wie einem Hydraulikzylinder
oder Hydraulikmotor, befinden, und ist im Regelfall zu einer unter Umgebungsdruck
stehenden Außenseite offen. Die Abdichtung zur Außenseite erfolgt entweder durch eine
auf die Außenseite gepreßte Dichtung oder eine nahe der Mündung der Gewindebohrung
in der Gewindebohrung angeordnete Dichtung. Die Dichtung wird jeweils aktiviert durch
die Gewindeanzugsspannung des eingeschraubten Ventilgehäuses des Einschraubventils.
[0003] Da im Regelfall der höhere Druck das Ventilgehäuse entgegengesetzt zur Einschraubrichtung
beaufschlagt und im Betrieb Druckstöße auftreten, ergibt sich ein Lockerungsmoment
für die Gewindeverbindung, das, z.B. nach 50.000 Lastwechseln, das Ventilgehäuse in
der Gewindebohrung lösen kann und die Ventilfunktion stört bzw. zunichte macht. Da
nicht bei allen Einsatzfällen bei Montage des Einschraubventils ein Drehmomentschlüssel
benutzt wird, ferner ohnedies nur bei kleinen Durchmessern unter 16 mm ein ausreichend
festes Anzugsmoment möglich ist, u.a. auch abhängig von der Materialpaarung zwischen
dem Ventilgehäuse und dem Grundkörper (Stahl, Guß, Aluminium, u.dgl.), ist dies ein
bedeutsamer Nachteil von Einschraubventilen bzw. Einschraubventil-Anordnungen.
[0004] Weiterer Stand der Technik ist zu findenin DE-196 25 349 A, US 5 217 260 A, EP 0
676 548 A, US 5 617 890 A, US 5 718 264 A und US 5 584 323 A, wo aber in keinem Fall
ein Druckausgleich über ein Einschraubgewinde angesprochen wird.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Einschraubventil bzw. eine Einschraubventil-Anordnung
anzugeben, bei denen die Gefahr des selbsttätigen Lockern im Betrieb vermieden ist
und die Anforderungen für die Montage des Einschraubventils verringerbar sind.
[0006] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemaß mit den Merkmalen des Anspruchs 1 oder
des nebengeordneten Anspruchs 6 gelöst.
[0007] Über den Druckausgleichsweg kommt der hohe Druck auch am anderen Ende des Außengewindeabschnittes
zur Wirkung, so daß unter Druckstößen das Entstehen eines Lockerungsmoments vermieden
ist. Die Anforderungen an die Beachtung sehr exakter Anziehdrehmomente können wegen
Wegfalls der Gefahr der selbsttätigen Lockerung gemildert werden. Insbesondere bei
größeren Gewindedurchmessern, beispielsweise von 16 mm oder mehr, lassen sich Materialpaarungen
realisieren, die bisher aufgrund der akuten Lockerungsgefahr nicht zulässig waren,
denn das erforderliche Anzugsdrehmoment läßt sich so festlegen, daß nur die Dichtigkeit
gewährleistet wird, ohne auf die Gefahr der selbsttätigen Lockerung Rücksicht nehmen
zu müssen.
[0008] In der Einschraubventil-Anordnung pflanzt sich der im Hochdruckbereich wirksame Druck
bis zu der unter der Anzugsspannung der gewindeaktivierten Dichtung fort, so daß Druckstöße
keine Lockerungskraft in der Gewindeverbindung erzeugen können. Selbst bei moteratem
Anzugsdrehmoment, gerade ausreichend für die erforderliche Dichtwirkung, wird ein
Lockern des Einschraubventils vermieden.
[0009] Gemäß Anspruch 2 ist das Ventilgehäuse selbst mit dem Druckausgleichsweg ausgestattet.
Unabhängig davon, in welche Gewindebohrung oder welchen Grundkörper das Einschraubventil
eingeschraubt wird, ist stets die Gefahr einer selbsttätigen Lockerung ausgeschlossen.
[0010] Gemäß Anspruch 3 wird der Druckausgleichsweg auf herstellungstechnisch einfachem
Weg durch lokale Abtragungen im Gewindebereich am Ventilgehäuse vorbestimmt.
[0011] Alternativ wird gemäß Anspruch 4 im Außengewinde eine Schlitzung von Gewindegängen
vorgesehen, so daß sich der Druck über die Schlitze ausgleicht.
[0012] Zu Anspruch 5 ist eine baulich einfache und wirkungsvolle Lösung des Druckausgleichswegs
angegeben.
[0013] Dabei ist hervorzuheben, daß idealerweise der Druckausgleichsweg beide Enden des
Außengewindeabschnittes miteinander verbinden sollte. Eine weitgehende Beseitigung
der Lockerungsgefahr läßt sich jedoch auch erreichen, wenn der Druckausgleichsweg
nur im niederdruckseitigen Endbereich des Außengewindes mündet, ohne vollständig in
den Niederdruckbereich zu führen.
[0014] Gemäß Anspruch 7 ist der Druckausgleichsweg herstellungstechnisch bequem im Ventilgehäuse
vorgesehen.
[0015] Gemäß Anspruch 8 ist hingegen alternativ der Druckausgleichsweg im Grundkörper in
Form eines Kanals gebildet.
[0016] Gemäß Anspruch 9 wird der Druckausgleichsweg in der Gewindeverbindung gebildet, und
zwar gemäß Anspruch 10 durch lokale Abtragungen, wie Abschleifen oder Schlitzen, oder
gemäß Anspruch 11 durch bewußte Auswahl einer an sich unüblich losen Gewindepassung.
[0017] Gemäß Anspruch 12 läßt sich das Einschraubventil bzw. die Einschraubventil-Anordnung
für unterschiedliche Ventilfunktionen verwenden, bei denen die Gefahr von Druckstößen
an der Hochdruckseite existiert.
[0018] Gemäß Anspruch 13 werden zweckmäßigerweise Einschraubventil-Anordnungen gegen Lockern
geschützt, deren Gewindekerndurchmesser ≥ 16 mm, vorzugsweise ≥ 20 mm, ist.
[0019] Anhang der Zeichnung wird eine Ausführungsform eines Einschraubventils erläutert.
In Fig. 1 ist, teilweise in einem Achsschnitt, ein Einschraubventil in einer Einschraubventil-Anordnung
gezeigt.
[0020] Ein Einschraubventil V, z.B. ein magnetbetätigtes Wege-Sitzventil, weist ein hülsenförmig
auslaufendes Ventilgehäuse S auf, in dem für die Ventilfunktion benötigte Ventilkomponenten
9 untergebracht sind, die bei der gezeigten Ausführungsform nach unten über das Ventilgehäuse
S überstehen. Das Einschraubventil V ist eine handelsübliche Baueinheit, die in eine
den Anforderungen des Herstellers entsprechend gebildete Gewindebohrung B eines Grundkörpers
G einzuschrauben bzw. eingeschraubt ist. In der in Fig. 1 gezeigten Einschraubventil-Anordnung
E ist das Ventilgehäuse S mit einem axialen Außengewindeabschnitt F in einen Innengewindeabschnitt
K der Gewindebohrung B derart eingeschraubt, daß eine in einer Umfangsnut 1 des Ventilgehäuses
S positionierte Dichtung C für eine geforderte Abdichtwirkung nach außen komprimiert
wird. Eine Flanke 2 der Ringnut 1 definiert einen Endbereich des Außengewindeabschnittes
F, während eine Schulter 3 den anderen Endbereich des Außengewindeabschnittes F definiert.
Im Abstand unterhalb der freien Außenseite A des Grundkörpers G münden Bohrungen 4,
5 in die Gewindebohrung B. Die Bohrungen 4, 5 bilden Druckmittel-Kanäle, die durch
eine von einer Schulter 6 an der Ventilkomponente 9 an einer Bohrungsschulter 8 komprimierte
Dichtung 7 voneinander getrennt sind. Am innenliegenden Endbereich 3 des Außengewindeabschnittes
F liegt ein Hochdruckbereich H vor, während am oberen Endbereich 2 des Außengewindeabschnittes
F ein Niederdruck- oder Umgebungsdruckbereich L vorliegt.
[0021] Erfindungsgemäß wird der im Hochdruckbereich H vorliegende Druck mittels eines Druckausgleichsweges
D in den Niederdruck- oder Umgebungsdruckbereich L übertragen, d.h. gegebenenfalls
bis an die Dichtung C, damit die Gewindeverbindung in axialer Richtung zumindest weitestgehend
druckausgeglichen ist und Druckstöße im Hochdruckbereich H kein Lockerungsdrehmoment
für den Außengewindeabschnitt F des Ventilgehäuses S erzeugen.
[0022] Der Druckausgleichsweg D kann konstruktiv unterschiedlich ausgebildet sein. Es ist
in Fig. 1 nur ein Druckausgleichsweg D angedeutet, obwohl in der Praxis über den Umfang
der Gewindeverbindung verteilt mehrere Druckausgleichswege vorgesehen sein könnten.
[0023] In ausgezogenen Linien ist eine im Ventilgehäuse S gebohrte Längsbohrung 10 vorgesehen,
die innerhalb des Außengewindeabschnittes F und knapp unterhalb deren Gewindegängen
zwischen den Schultern 2, 3 verläuft. Strichpunktiert ist ein alternativer Druckausgleichsweg
D' angedeutet, der als Kanal 11 im Grundkörper G die Hochdruckseite mit der Niederdruckseite
H, L verbindet. Als weitere Alternative ist der Druckausgleichsweg D'' in der Gewindeverbindung
angedeutet. In diesem Fall könnten die Gewindekämme des Außengewindeabschnittes F
und/oder die Gewindekämme des Innengewindeabschnittes K lokal, z.B. durch Abschleifen
oder Abfräsen oder Abflachen, bearbeitet sein. Denkbar ist es ferner, axiale Schlitze
durch die Gewindegänge zu formen, z.B. durch Schleifen oder Fräsen, und zwar in den
Gewindegängen des Außengewindeabschnittes F und/oder des Innengewindeabschnittes K.
Schließlich könnte der Druckausgleichsweg D'' auch dadurch gebildet werden, daß eine
relativ lose Passung zwischen dem Innengewindeabschnitt K und dem Außengewindeabschnitt
F gewählt wird, um zwischen den Gewindegängen den Druck von der Hochdruckseite zur
Niederdruckseite L zu übertragen.
1. Einschraubventil (V), insbesondere für die Hochdruckhydraulik, mit einem Ventilgehäuse
(S), an dem zwischen einer Niederdruck- oder Umgebungsdruckseite (L) und einer Hochdruckseite
(H) wenigstens ein Einschraub-Außengewindeabschnitt (F) verläuft, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventilgehäuse (S) wenigstens einen die Niederdruck- oder Umgebungsdruckseite
(L) des Außengewindeabschnitts (F) mit der Hochdruckseite (H) desselben Außengewindeabschnittes
(F) verbindenden Druckausgleichsweg (D, D'') aufweist.
2. Einschraubventil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckausgleichsweg (D) eine den Gewindeabschnitts-Anfangsbereich (3) mit
dem Gewindeabschnittsendbereich (2) verbindende Axialbohrung (10) im Ventilgehäuse
(S) ist.
3. Einschraubventil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckausgleichsweg (D'') durch lokale Abtragungen von Gewindekämmen des
Außengewindeabschnittes (F), z.B. durch Abschleifen bzw. Abflachen, gebildet ist.
4. Einschraubventil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckausgleichsweg (D'') durch Schlitze (12) in Gewindegängen des Außengewindeabschnittes
(F) gebildet ist.
5. Einschraubventil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventilgehäuse (S) am dem Hochdruckbereich (H) abgewandten Endbereich des
Außengewindeabschnittes (F) eine Umfangsnut (1) zur Aufnahme eines Dichtringes (C)
aufweist, und daß der Druckausgleichsweg (D) als Bohrung (10) unterhalb der Gewindegänge
und annähernd parallel zur Achse des Außengewindeabschnittes (F) vom Hochdruckbereich-Endbereich
(3) des Außengewindeabschnittes (F) bis zu einer den Niederdruck-Endbereich definierenden
Flanke (2) der Umfangsnut (1) ausgebildet ist.
6. Einschraubventil-Anordnung (E), insbesondere für die Hochdruckhydraulik, mit einem
in einer Gewindebohrung (B) eines Grundkörpers (G) angeordneten Ventilgehäuse (S),
das einen sich zwischen einem Niederdruck- bzw. Umgebungsdruckbereich (L) und einem
Hochdruckbereich (H) erstreckenden, in einen Innengewindeabschnitt (K) der Gewindebohrung
(B) eingeschraubten Außengewindeabschnitt (F) aufweist, wobei im Niederdruck- oder
Umgebungsdruckbereich (L) eine unter der Gewindeanzugsspannung aktivierte Abdichtung
(C) vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Hochdruckbereich (H) und dem Niederdruck- bzw. Umgebungsdruckbereich
(L) wenigstens ein sich vom Hochdruckbereich (H) bis zumindest nahe an die dem Hochdruckbereich
(H) zugewandte Seite der Abdichtung (C) erstreckender Druckausgleichsweg (D, D', D'')
angeordnet ist, mit dem der im Hochdruckbereich (H) auf den Außengewindeabschnitt
(F) wirkende Druck in den Niederdruck- bzw. Umgebungsdruckbereich (L) des Außengewindeabschnittes
(F) übertragbar ist.
7. Einschraubventil-Anordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckausgleichsweg (D) eine die Endbereiche (2, 3) des Außengewindeabschnittes
(F) verbindende Bohrung (10) im Ventilgehäuse (S) ist.
8. Einschraubventil-Anordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckausgleichsweg (D') ein vom Hochdruckbereich (H) zur Abdichtung (C)
verlaufender Kanal (11) im Grundkörper (G) ist.
9. Einschraubventil-Anordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckausgleichsweg (D'') zwischen den ineinandergreifenden Gewindegängen
des Innengewinde- und des Außengewindeabschnittes (F, K) ausgebildet ist.
10. Einschraubventil-Anordnung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß Gewindegänge des Innen- und/oder Außengewindeabschnittes (F, K) lokal abgetragen
sind, z.B. durch Abschleifen, Abflachen oder Schlitzen.
11. Einschraubventil-Anordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Passung zwischen den Innen- und Außengewindeabschnitten (F, K) gegenüber
der Norm bewußt vergrößert ist, z.B. mit einem den Druckausgleichsweg (D'') bildenden
Passungsspiel.
12. Einschraubventil-Anordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventilgehäuse (S) Komponentengruppen (9) enthält, die zwischen in die Gewindebohrung
(B) mündenden Druckmittelkanälen (4, 5) die Funktion zumindest eines der folgenden
Ventiltypen erzeugen: Druckventil, Sitz-Wegeventil, Druckgefälleventil, Abschaltventil,
Drossel- und/oder Absperrventil, Rückschlagventil, Rückschlagventil entsperrbar, Druckminderventil,
Druckbegrenzungsventil, Stromventil, Schlitzdrosselventil und Druckregelventil.
13. Einschraubventil-Anordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Gewindekerndurchmesser der Außen- bzw. Innengewindeabschnitte (F, K) ≥ 16
mm, vorzugsweise ≥ 20 mm ist.