[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Kontur gewalzten Materials
und zur Erhöhung der gewalzten Materiallänge bei einem Walzprogramm bzw. zur freieren
Gestaltung desselben hinsichtlich der Breitenabfolge der Bänder mittels axialer Verschiebung
von Arbeitswalzen von zumindest einem Walzgerüst in Warmoder Kaltwalzanlagen in Abhängigkeit
eines Qualitätskriteriums in Form einer mathematischen Funktion, weiches optimiert
wird.
[0002] Beim Walzen, insbesondere beim Warmwalzen, ist die Kontur der Arbeitswalzen innerhalb
eines Walzprogramms, welches die Walzvorgänge zwischen zwei Arbeitswalzenwechsel umfasst,
ständigen Änderungen unterworfen. So verschleißen die Arbeitswalzen am Rand des Walzgutes
besonders stark. Diesen Änderungen in der Kontur wird durch axiale Verschiebung der
Arbeitswalzen Rechnung getragen.
[0003] Zum Stand der Technik gehört die sogenannte zyklische Verschiebung (cyclical shift),
siehe beispielsweise EP 0 276 743 B1, bei der a priori ein bestimmter Verschiebeweg
der Arbeitswalzen festgesetzt wird, sodass die Abnützung der Walzen und die thermische
Walzenballigkeit gleichmäßiger in Axialrichtung verteilt werden. Dieses Verfahren
reicht jedoch nicht aus, um eine hinreichend glatte Walzenkontur zu erreichen.
[0004] Aus der EP 0 219 844 B1 ist ein Verfahren zum Einstellen des Profils von Walzgut
durch axiales Verstellen der Lagen einer oberen und unteren Arbeitswalze in entgegengesetzten
Richtungen bekannt. Dabei erfolgt während des Walzens eine Bestimmung des Profils
jeder Arbeitswalze und daraus des Spalts zwischen den Arbeitswalzen als Funktion der
Größe einer relativen Verstellung der Walzenlagen, um anschließend jene Größe der
Verstellung der Walzenlagen zu ermitteln, die für den Spalt innerhalb des Kontaktbereichs
zwischen Werkstück und Arbeitswalzen eine möglichst glatte Konfiguration in axialer
Richtung hervorruft. Bei diesem Dokument wird jeweils nur die folgende Verschiebeposition
berechnet.
[0005] Aus dem Artikel "Schedule-Free Rolling Strategies Based on Contour Control for Flexible
Hot Strip Mill Concepts", K. Eckelsbach, G. Kneppe, D. Rosenthal, H. Wolters, SMS
Schloemann-Siemag AG, Düsseldorf and Hilchenbach/Germany, ISIDM '97 Conference Proceedings,
Seiten 163-171, geht hervor, dass bei der Konturüberwachung in Warmbandwalzwerken
ein Prozessmodell herangezogen wird, aus dem geeignete Verschiebepositionen der Arbeitswalzen
abgeleitet werden. Die dabei auftretenden Anomalien der Konturen, allerdings des Warmbandes,
werden durch ein Qualitätskriterium beschrieben, welches mathematisch behandelt werden
kann, wobei eine Bestimmung der Verschiebeposition jeweils von einem Band zum nächsten
erfolgt (Seite 168).
[0006] Die EP 0 618 020 A1 zeigt ein Verfahren zum Erreichen einer vorgegebenen Zielkontur
eines Walzbandes, wobei zur Erreichung dieser Zielkontur bei mindestens zwei Walzgerüsten
einer Warmbandstraße bzw. bei mindestens zwei Stichen in einem Reversiergerüst verschiedene
Stellglieder eingesetzt werden können. Bei einer von der Zielkontur abweichenden Bandprofilform
werden die mechanischen Stellglieder so zum Einsatz gebracht, dass sich eine minimale
Abweichung der errechneten Bandform von der Zielkontur ergibt. Die Optimierung der
Bandkontur ist hierbei jeweils für ein Band geoffenbart.
[0007] Die DE 37 12 043 A1 zeigt eine Regelvorrichtung, bei der aufgrund einer Analyse des
aktuellen Bandprofils u. a. eine optimale axiale Verschiebung axial verschiebbarer
Walzen zur Erzielung eines spannungsfreien Warmbandes nachgeführt wird. Die DE 40
40 360 A1 zeigt ein Regelkonzept für jenes Band, das aktuell bearbeitet wird, wobei
aufgrund von Messgrößen gewisse Modellgleichungen und Stellglieder adaptiert werden.
[0008] Auch bei den beiden letztgenannten Veröffentlichungen werden nie mehrere Bänder im
Voraus berücksichtigt.
[0009] Die DE 44 21 005 A1 beschreibt eine Stichplanoptimierung mittels Prozessmodellen,
die als Ergebnis die Anzahl der Stiche, die Walzkräfte bei den einzelnen Stichen usw.
liefert. Die Bestimmung von axialen Verschiebepositionen der Arbeitswalzen ist jedoch
nicht Gegenstand der Stichplanoptimierung.
[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Entwicklung eines Verfahrens,
das die Erhöhung der gewalzten Materiallänge bei einem Walzprogramm, also zwischen
zwei Arbeitswalzenwechsel, sowie die freiere Gestaltung von Walzplänen (SFR-"Schedule
Free Rolling"), insbesondere ein alternierendes Zu- und Abnehmen der Breite der Walzgutstücke,
erlaubt und eine entsprechende Kontur des Walzgutes dadurch erzielt wird, dass für
jedes Walzgutstück des Walzprogramms über die ganze Breite des Walzgutstücks eine
möglichst glatte Kontur der Arbeitswalzen bzw. des dadurch gebildeten Walzspalts erreicht
wird. Insbesondere sollen im Verlauf des gesamten Walzprogramms für Bänder möglichst
geringe Konturdefekte (z.B. "High Spots" - örtliche Erhöhungen des Bandes - aufgrund
lokal übermäßig verschlissener Arbeitswalzen) auftreten.
[0011] Die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass für mindestens ein Walzgerüst je ein
Qualitätskriterium erstellt wird, das zumindest auf einen Teilabschnitt des Walzprogramms,
der mehrere Walzvorgänge umfasst, angewendet wird, und dass aufgrund der Optimierung
des Qualitätskriteriums die jeweiligen Walzenverschiebungen für alle Walzvorgänge
des betrachteten Teilabschnitts vorherbestimmt werden.
[0012] Dies hat den Vorteil, dass für jedes Walzgerüst nicht nur eine möglichst günstige
Verschiebeposition der Arbeitswalzen, im folgenden kurz Walzen, für den nächsten Walzvorgang
ermittelt wird, sondern dass mehrere oder alle nachfolgenden Walzvorgänge berücksichtigt
werden, sodass durch die Walzenverschiebungen für die ersten Walzvorgänge und den
damit verbundenen Folgen, wie z.B. Abnützung der Walzen, die Möglichkeiten der Walzenverschiebung
für die folgenden Walzvorgänge nicht eingeschränkt werden. Erst durch die vorliegende
Erfindung ist es möglich, durch gleichzeitige Berücksichtigung mehrerer bzw. aller
Walzgutstücke bzw. Walzvorgänge eines Walzprogramms die Möglichkeiten der Walzenverschiebung
in bezug auf die Verbesserung der Kontur der Walzen und damit des Walzgutes bestmöglich
zu nutzen. Schließlich ermöglicht die Erfindung durch die Vorherbestimmung der Verschiebepositionen
der Walzen eine Optimierung der Abnützung der Walzen, sodass deren Lebensdauer verlängert
wird, was gleichbedeutend mit einer Erhöhung der gewalzten Materiallänge für ein Walzprogramm
ist.
[0013] Unter einem Walzvorgang versteht man hier jenen Vorgang, bei dem ein Walzgutstück
in einem Walzgerüst zwischen den Walzen bearbeitet wird.
[0014] Eine Ausführung der Erfindung besteht darin, dass das Qualitätskriterium eine Gesamt-Zielfunktion
ist, die durch Summierung von einzelnen Zielfunktionen gebildet wird, wobei für jeden
Walzvorgang eines Walzgutstücks des betrachteten Teilabschnitts des Walzprogramms
zumindest je eine Zielfunktion erstellt wird.
Durch die Gesamt-Zielfunktion können für das Qualitätskriterium mehrere bzw. alle
Walzgutstücke berücksichtigt werden. Es wird also nicht sequentiell die Güte einzelner
Walzgutstücke, wie Bänder, bewertet und optimiert, sondern immer die Güte des gesamten
Walzprogramms oder eines Teilabschnitts des Walzprogramms. Dabei ist es zumeist ausreichend,
für jeden Walzvorgang je eine Zielfunktion zu erstellen, die die Eigenschaften der
Walzen entweder vor, während oder nach dem Walzvorgang bewertet. Es kann jedoch von
Vorteil sein, besonders bei langen Walzgutstücken, die Eigenschaften der Walzen für
ein Walzgutstück bei einem Walzvorgang mehrmals zu bewerten, also beispielsweise einmal
vor dem Walzvorgang, einmal während des Walzvorgangs und einmal nach dem Walzvorgang,
da sich die Eigenschaften der Walzen, wie die thermische Walzenballigkeit, während
eines längeren Walzvorganges ändern.
[0015] Von Vorteil ist, dass die Zielfunktion aus den jeweiligen Walzenkonturen oder aus
der dadurch gebildeten Walzspaltkontur erstellt wird.
Dadurch ist sichergestellt, dass die Zielfunktion aufgrund der ursächlich auf die
Kontur des Walzgutes einwirkenden Eigenschaft der Walzen, nämlich der Walzenkonturen
erstellt wird. Die Zielfunktion wird beispielsweise nach jedem ein Walzgutstück betreffenden
Walzvorgang - unter Berücksichtigung der Walzenverschiebung - aufgrund der aktuellen
Walzenkonturen zumindest über die Breite des Walzgutstücks erstellt und enthält beispielsweise
Summen bzw. Integrale über quadrierte Ableitungen bzw. Differenzenquotienten oder
über quadratische Abweichungen der Walzenkonturen von einer Zielkontur, einem Mittelwert
oder einer regressierten Kontur.
[0016] Dabei können die Walzenkonturen aus Modellen bestimmt werden.
Im Modell kann festgelegt werden, welche Einflüsse auf die Walzen berücksichtigt werden.
Unter Walzenkontur ist hierbei jene Kontur zu verstehen, die sich unter Berücksichtigung
von allen unten angeführten Einflüssen oder Teilmengen davon ergibt. Wird z.B. lediglich
der Walzenverschleiß berücksichtigt, so betrachtet man nur die Verschleißkonturen
der beiden Walzen ohne Durchbiegung, Abplattung und thermische Walzenballigkeit. Die
Güte dieser Walzenkonturen über die Breite des Walzgutstücks und somit die Güte der
Verschiebestrategie wird durch die Zielfunktion beschrieben, welche dann unter Einhaltung
gewisser Restriktionen maximiert bzw. bei Bewertung der Anomalien der Walzen minimiert
wird.
Als Modell kann auch ein Prozessmodell dienen, bei dem die Eigenschaften des Walzgutes,
wie Spannungsverteilung oder Materialfluss, einbezogen werden.
[0017] Ein weiteres Merkmal der Erfindung besteht darin, dass bei den Walzenkonturen oder
der Walzspaltkontur zumindest einer der folgenden Einflüsse berücksichtigt wird: der
Walzenverschleiß, der jeweilige Walzenschliff, die thermische Walzenballigkeit, die
Walzenverformung aufgrund von Walzkraft und Walzenbiegung, die variablen Walzenverschiebungen,
die basierend auf speziellen Verfahren zur Profil- und Planheitsregelung (z.B. mittels
CVC-Verfahren) ermittelt werden.
[0018] Dadurch ist sichergestellt, dass in der Zielfunktion die realen Bedingungen am Walzgerüst
entsprechend berücksichtigt werden.
[0019] Weiters kann vorgesehen werden, dass die Zielfunktion über die gesamte Breite der
Arbeitswalzen bestimmt wird.
Dies ist besonders bei der Betrachtung eines Teilabschnitts des Walzprogrammes wichtig,
da der weitere Verlauf des Walzprogrammes unberücksichtigt bleibt und auch für den
Fall schmälerer oder breiterer folgender Walzgutstücke eine entsprechend glatte Kontur
der Walzen gegeben sein muss. Wird also die Optimierung sequentiell über Teilabschnitte
des Walzprogramms durchgeführt, so kann die Bewertung der Walzenkonturen oder der
Walzspaltkontur beispielsweise nach jedem Walzvorgang über die gesamte Breite der
Walzen bzw. des Walzspalts erfolgen (nicht nur über den Walzgutbereich), da der weitere
Verlauf des Walzprogramms nach dem gerade betrachteten Teilabschnitt bei der aktuellen
Optimierung nicht berücksichtigt wird.
[0020] Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Zielfunktion über die Kontaktbreite
der Arbeitswalzen mit dem jeweiligen Walzgutstück gebildet wird.
Die Walzenkonturen bzw. die Walzspaltkontur wird deshalb nur über die Bandbreite bewertet,
weil nur dieser Teil für die Güte des aktuellen Walzgutstücks relevant ist und beispielsweise
bei Optimierung des gesamten Walzprogramms alle Walzgutstükke berücksichtigt werden.
[0021] Die Erfindung sieht vor, dass die Zielfunktion aufgrund von numerisch bezüglich Walzengitterpunkten
dargestellten Walzenkonturen oder der daraus resultierenden Walzspaltkontur erstellt
wird.
Dies stellt eine im allgemeinen im Vergleich zu analytischen Darstellungen einfachere,
für die Optimierung weniger zeitaufwendige Grundlage für Erstellung der Zielfunktion
dar. Einige Einflüsse werden vorzugsweise numerisch berücksichtigt, wie die thermischen
Walzenballigkeit, für die durch numerische Lösung der Wärmeleitungsgleichung die Temperaturverteilung
in der Walze bestimmt wird.
[0022] Es sind folgende Möglichkeiten, sowohl einzeln als auch in Form von vorzugsweise
gewichteten Kombinationen (je zwei oder drei Möglichkeiten) davon, vorgesehen:
- dass die Zielfunktion die Summe über die vorzugsweise gewichteten Quadrate der ersten
und zweiten Differenzenquotienten in den Walzengitterpunkten der Walzenkonturen oder
der Walzspaltkontur enthält.
Durch diese Klasse von Zielfunktionen, die im folgenden Z1 genannt werden, sollen
möglichst flache Walzenkonturen ohne starke Steigungen und spitze Kerben erreicht
werden.
- dass die Zielfunktion die Summe der quadratischen Abweichungen der Walzenkonturen
oder der Walzspaltkontur in den Walzengitterpunkten vom Mittelwert oder der Regressionkurve
enthält.
Diese Klasse der Zielfunktionen wird im folgenden Z2 genannt.
- dass die Zielfunktion die Summe der quadratischen Abweichungen der Walzenkonturen
oder der Walzspaltkontur in den Walzengitterpunkten von einer vorgegebenen Zielkontur
enthält.
Diese Klasse der Zielfunktionen wird im folgenden Z3 genannt.
[0023] Weiters kann vorgesehen werden, dass die Zielfunktion aufgrund von analytisch dargestellten
Walzenkonturen oder der daraus resultierenden Walzspaltkontur erstellt wird.
Dies hat den Vorteil einer besonders exakten Darstellung der Walzenkonturen, wobei
folgende Möglichkeiten, sowohl einzeln als auch in Form von vorzugsweise gewichteten
Kombinationen (je zwei oder drei Möglichkeiten) davon, vorgesehen sind:
- dass die Zielfunktion das Integral über die vorzugsweise gewichteten quadrierten ersten
und zweiten Ableitungen der Walzenkonturen oder der Walzspaltkontur enthält.
Durch diese Klasse der Zielfunktionen, im folgenden Z1 genannt, sollen möglichst flache
Walzenkonturen ohne starke Steigungen und spitze Kerben erreicht werden.
- dass die Zielfunktion das Integral über die quadratischen Abweichungen der Walzenkonturen
oder der Walzspaltkontur vom Mittelwert oder der Regressionskurve enthält. Diese Zielfunktion
gehört der Klasse Z2 an.
- dass die Zielfunktion das Integral über die quadratischen Abweichungen der Walzenkonturen
oder der Walzspaltkontur von einer vorgegebenen Zielkontur enthält.
Diese Zielfunktion gehört der Klasse Z3 an.
[0024] Ein weiteres Merkmal der Erfindung besteht darin, dass die Gesamt-Zielfunktion einer
mathematischen Optimierung unterworfen wird.
Auf diese Weise können die geeigneten Verschiebungen der Walzen für die Walzvorgänge
des betrachteten Teilabschnitts des Walzprogramms bzw. für das gesamte Walzprogramm
einfach und rechnergestützt berechnet werden.
[0025] Vorteilhafterweise erfolgt die mathematische Optimierung nach einem Verfahren aus
der nichtlinearen Optimierung, z.B. nach einem SQP-Verfahren (Sequential Ouadratic
Programming), oder einem genetischen Algorithmus (Genetic Programming) oder einer
Kombination davon.
Ein SQP-Verfahren ist besonders geeignet für die Lösung von Problemen mit Nebenbedingungen.
[0026] Dabei wird vorzugsweise der genetische Algorithmus zur Ermittlung von Anfangswerten
der Walzenverschiebung verwendet.
[0027] Vorgesehen ist weiters, dass bei der mathematischen Optimierung vom Walzprogramm
oder der Walzanlage abhängige Restriktionen, z.B. Grenzwerte für die Verschiebung
der Walzen, berücksichtigt werden.
Bei der Bestimmung der Verschiebepositionen sind nun für jedes Walzgutstück bzw. jeden
Walzvorgang, z.B. für jedes Band, gewisse Restriktionen zu betrachten wie z. B.
- maximale und minimale physikalisch mögliche oder gewünschte Verschiebeposition der
Walzen,
- maximaler Verschiebeweg zwischen zwei aufeinanderfolgenden Walzgutstücken bzw. Walzvorgängen
(Stichen),
- maximale Abweichung der Verschiebeposition von einem vorgegebenen Positionssollwert
für jedes Walzgutstück bzw. jeden Walzvorgang (Stich), falls dies z.B. aus Gründen
der Profil- und Planheitsregelung erforderlich ist.
[0028] Die Restriktionen können in Abhängigkeit vom Walzprogramm und vom Walzenschliff auch
für jedes Walzgutstück individuell festgelegt werden (z. B. kann der maximale Verschiebeweg
zwischen zwei Bändern entsprechend der Walzpause zwischen diesen oder der Walzgutdicke
oder der Stichdauer gewählt werden).
Man erhält somit ein nichtlineares, restringiertes Optimierungsproblem, welches vorteilhaft
mittels SQP-Verfahren gelöst werden kann.
[0029] Das Merkmal, dass für die mathematische Optimierung die Verschiebepositionen der
Walzen für alle Walzvorgänge des betrachtenten Teilabschnitts des Walzprogramms als
Optimierungsvariablen verwendet werden, ermöglicht eine sehr flexible Gestaltung der
Verschiebepositionen.
[0030] Eine andere Ausführung besteht darin, dass der mathematischen Optimierung eine Verschiebefunktion
zugrunde gelegt wird, deren freie Variablen bei der mathematischen Optimierung bestimmt
werden.
Durch diese Parametrisierung kann die Anzahl an zu optimierenden Variablen und damit
die Dimension des Optimierungsproblems verringert und die mathematische Optimierung
dadurch weiter vereinfacht und beschleunigt werden. Beispiele für geeignete festgelegte
Verschiebefunktionen, deren freie Parameter durch Optimierung bestimmt werden, sind:
- Verschiebung nach einem Fourierpolynom, wobei die Fourierkoeffizienten durch Optimierung
bestimmt werden,
- Verschiebung nach einer kubischen Splinefunktion, wobei die Funktionswerte an den
Stützstellen die Optimierungsvariablen darstellen.
[0031] Für ein beliebig vorgegebenes Walzprogramm wird somit durch Optimierung der Verschiebepositionen
bzw. der Verschiebefunktion unter Berücksichtigung von Walzenverschleiß, thermischer
Walzenballigkeit und Walzenverformung durch Walzkraft und Walzenbiegung eine optimale
Verschiebestrategie der Walzen bestimmt, sodass im Verlauf des gesamten Walzprogramms
möglichst geringe Konturdefekte auftreten.
[0032] Bei sehr langen Walzgutstücken besteht die Möglichkeit, für einen Walzvorgang für
jede Arbeitswalze mehrere Verschiebepositionen der Walzen zu ermitteln. Die entsprechende
Verschiebung der Walzen erfolgt dann während des Walzvorgangs von einer für die jeweilige
Walze durch Optimierung der Verschiebepositionen bzw. der Verschiebefunktion ermittelten
Position zur nächsten.
[0033] Durch das Merkmal, dass die Verschiebung der beiden Walzen eines Walzgerüstes in
Abhängigkeit voneinander wie z.B. jeweils um den gleichen Betrag, aber in unterschiedlicher
Richtung erfolgt, wird eine weitere Vereinfachung in der mathematischen Optimierung
bedingt.
[0034] Wenn andererseits die Verschiebung der beiden Walzen eines Walzgerüstes unabhängig
voneinander erfolgt, wird eine größere Flexibilität in der Verschiebung der Arbeitswalzen
ermöglicht.
[0035] Wird das Oualitätskriterium auf das ganze Walzprogramm angewendet, kann eine besonders
wirkungsvolle Optimierung der Verschiebepositionen unter Einbeziehung aller Walzgutstücke
erreicht werden.
[0036] Erfolgt die Optimierung off-line vor Beginn des Walzprogramms, müssen im allgemeinen
keine stark restriktiven Rechenzeitvorgaben berücksichtigt werden.
[0037] Wird die Optimierung on-line während des Walzprogramms durchgeführt, können auf diese
Weise die aktuellen Walzenkonturen berücksichtigt werden, was die Güte der berechneten
Verschiebepositionen erhöht.
[0038] Dies geschieht vorteilhafterweise dadurch, dass die Optimierung on-line während des
Walzprogramms wiederholt nach einem oder mehreren Walzgutstücken durchgeführt wird,
indem das Oualitätskriterium on-line während des Walzprogramms wiederholt nach einem
oder mehreren Walzgutstücken erstellt und optimiert wird.
[0039] Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand der Figuren noch näher erläutert. Es werden
drei Walzprogramme herangezogen, die jeweils eine typische Breitenverteilung aufweisen.
Fig. 1, a bis d, zeigt Ergebnisse eines Walzprogramms für Bänder mit sogenanntem Sargprofil
("coffin shape").
Fig. 2, a bis d, zeigt Ergebnisse eines Free-Schedule-Walzprogramms, bei dem die Breitenverteilung
der Bänder stark variiert wird.
Fig. 3, a bis d, zeigt Ergebnisse eines Walzprogramms für Bänder mit gleicher Breite
("equal width").
[0040] Die jeweilige Fig. a zeigt ein Diagramm der Differenz aus maximalem und minimalem
Summenverschleiß der oberen und unteren Arbeitswalze über die jeweilige Bandbreite.
Dabei ist auf der senkrechten Achse jeweils die Differenz aus maximalem und minimalem
Summenverschleiß beider Walzen in Mikrometer über die jeweilige Bandbreite dargestellt,
auf der horizontalen Achse ist die jeweilige Bandnummer für alle Bänder des Walzprogramms
angegeben. Der Verschleiß wird radial zur Walze ausgehend von der Kontur der neu geschliffenen
Walze gemessen und bezieht sich auf den Radius. Eine geringe Differenz ist ein Zeichen
für eine glatte Kontur der Walze.
[0041] Die jeweilige Fig. b zeigt ein Diagramm der Leerwalzspaltkontur des Walzspalts, der
von den beiden Arbeitswalzen gebildet wird, nach Beendigung des Walzprogramms. Dabei
ist auf der senkrechten Achse die Abweichung der Walzspaltkontur von derjenigen der
neuen Walzen in Mikrometer dargestellt, die horizontale Achse entspricht der Walzenlängsachse.
Der Verschleiß wird radial zu den Walzen ausgehend von der Kontur der neu geschliffenen
Walzen gemessen.
[0042] Die jeweilige Fig. c zeigt ein Diagramm der Verschiebepositionen einer Walze. Dabei
sind auf der senkrechten Achse die Verschiebepositionen im Millimeter der unteren
Walze für jedes Band des Walzprogramms dargestellt, auf der horizontalen Achse ist
die jeweilige Bandnummer für alle Bänder des Walzprogramms angegeben. Die Ausgangsstellung
der Walze entspricht der Verschiebeposition 0 mm.
[0043] Die jeweilige Fig. d zeigt die Breitenverteilung der Bänder. Auf der senkrechten
Achse ist die jeweilige Bandbreite in Millimeter für die auf der horizontalen Achse
aufgetragenen Bänder angegeben.
[0044] Jedes Walzprogramm umfasst jeweils 105 Bänder als Walzgutstücke. Die Verschiebeposition
der oberen Walze ist aus Symmetriegründen stets spiegelbildlich zu jener der unteren
Walze bezüglich der Gerüstmitte, d.h. der Betrag der Verschiebung der Walzen gegenüber
ihrer unverschobenen Ausgangsposition ist identisch, das Vorzeichen jedoch unterschiedlich.
[0045] Es wurden bei jedem Walzprogramm zwei verschiedene Verfahren zur Verschiebung der
Walzen verwendet. Zum Vergleich wurden die Ergebnisse des Verfahrens ohne Walzenverschiebung
strichliert dargestellt.
[0046] Bei einem Verfahren, dessen Ergebnis als dicke durchgezogene Kurve dargestellt ist,
wurden die Walzen entsprechend dem Stand der Technik einer zyklischen Verschiebung
unterworfen. Beim anderen Verfahren, dessen Ergebnis als dünne durchgezogene Kurve
dargestellt ist, wurden die Walzen erfindungsgemäß entsprechend dem Ergebnis der Optimierung
der aus Zielfunktionen Z2 durch Addition gebildeten Gesamt-Zielfunktion verschoben,
wobei Z2 hier durch die Summe der quadratischen Abweichungen der Walzspaltkontur von
der Regressionsgeraden über die Walzspaltkontur gebildet wurde.
[0047] Für die Optimierung der Walzspaltkontur wurde hier nur der Walzenverschleiß als Einfluss
auf die Walzspaltkontur berücksichtigt. Außerdem wurde für jedes Band die Walzspaltkontur
für jeden Walzvorgang nur einmal bewertet, nämlich nach dem Walzvorgang. Die Bewertung
der Walzspaltkontur oder der Walzenkonturen kann auch vor oder während des jeweiligen
Walzvorgangs erfolgen. Weiters kann es von Vorteil sein, besonders bei langen Bändern,
die Walzspaltkontur oder die Walzenkonturen für ein Band bei einem Walzvorgang mehrmals
zu bewerten, also beispielsweise einmal vor dem Walzvorgang, einmal während des Walzvorgangs
und einmal nach dem Walzvorgang, da sich die Eigenschaften der Walzen, wie die thermische
Walzenballigkeit, während eines längeren Walzvorganges und somit die Walzenkonturen
ändern.
[0048] Bei sehr langen Walzgutstücken besteht darüber hinaus die Möglichkeit, für einen
Walzvorgang mehrere Verschiebepositionen der Walzen zu ermitteln. Die entsprechende
Verschiebung der Walzen erfolgt dann während des Walzvorgangs.
[0049] Aus den Fig. 1a, 2a, und 3a ist ersichtlich, dass durch das erfindungsgemäße Verfahren
(dünne durchgezogene Kurve) eine durchwegs geringere Verschleißdifferenz und somit
glattere Walzspaltkontur über die Breite des jeweiligen Bandes vorliegt als beim Verfahren
mit zyklischer Verschiebung oder beim Verfahren ohne Verschiebung. Vor allem kann
auch gegen Ende des Walzprogramms, siehe Fig. 1a und 3a, über die jeweilige Bandbreite
noch eine glatte Walzspaltkontur und somit eine glatte Bandkontur sichergestellt werden,
was eine Erhöhung der zu walzenden Walzgutstücke erlaubt und damit eine Erhöhung der
gewalzten Materialmenge bedingt.
[0050] Die in den Fig. 1b, 2b, und 3b dargestellte Leerwalzspaltkontur nach 105 gewalzten
Bändern zeigt, dass das erfindungsgemäße Verfahren einen mit dem Verfahren mit zyklischer
Verschiebung vergleichbaren Verschleiß der Walzen aufweist, jedoch durch die optimierte
Verschiebung, wie in den jeweiligen Fig. a ersichtlich, bessere Ergebnisse liefert.
[0051] In den Fig. 1c, 2c und 3c entspricht dem Verfahren ohne Verschiebung der Walzen eine
waagrechte Linie durch den Ursprung. Das Verfahren mit zyklischer Verschiebung ist
auf sich periodisch wiederholende Verschiebungen beschränkt. Das erfindungsgemäße
Verfahren weicht als Folge der erfindungsgemäßen Optimierung deutlich vom Verfahren
mit zyklischer Verschiebung ab.
[0052] Die Erfindung kann sowohl im Conti- als auch Reversierbetrieb und für ein- und mehrgerüstige
Straßen eingesetzt werden. Die Arbeitswalzen können dabei einen beliebigen Schliff
aufweisen, das Verfahren gilt also insbesondere auch für zylindrische oder konventionell
parabolisch geschliffene Walzen oder Walzen mit CVC-Schliff.
1. Verfahren zur Verbesserung der Kontur gewalzten Materials und zur Erhöhung der gewalzten
Materiallänge bei einem Walzprogramm bzw. zur freieren Gestaltung desselben hinsichtlich
der Breitenabfolge der Bänder mittels axialer Verschiebung von Arbeitswalzen von zumindest
einem Walzgerüst in Warm- oder Kaltwalzanlagen in Abhängigkeit eines Oualitätskriteriums
in Form einer mathematischen Funktion, welches optimiert wird, dadurch gekennzeichnet, dass für mindestens ein Walzgerüst je ein Qualitätskriterium erstellt wird, welches zumindest
auf einen Teilabschnitt des Walzprogramms, der mehrere Walzvorgänge umfasst, angewendet
wird, und dass aufgrund der Optimierung des Oualitätskriteriums die jeweiligen Walzenverschiebungen
für alle Walzvorgänge des betrachteten Teilabschnitts vorherbestimmt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Oualitätskriterium eine Gesamt-Zielfunktion ist, die durch Summierung von einzelnen
Zielfunktionen gebildet wird, wobei für jeden Walzvorgang eines Walzgutstückes des
betrachteten Teilabschnitts des Walzprogramms zumindest je eine Zielfunktion erstellt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Zielfunktion aus den jeweiligen Walzenkonturen oder aus der dadurch gebildeten
Walzspaltkontur erstellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Walzenkonturen aus Modellen bestimmt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass bei den Walzenkonturen oder der Walzspaltkontur zumindest einer der folgenden Einflüsse
berücksichtigt wird: der Walzenverschleiß, der jeweilige Walzenschliff, die thermische
Walzenballigkeit, die Walzenverformung aufgrund von Walzkraft und Walzenbiegung, die
variablen Walzenverschiebungen, die basierend auf speziellen Verfahren zur Profil-
und Planheitsregelung (z.B. mittels CVC-Verfahren) ermittelt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Zielfunktion über die gesamte Breite der Arbeitswalzen gebildet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Zielfunktion über die Kontaktbreite der Arbeitswalzen mit dem jeweiligen Walzgutstück
gebildet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Zielfunktion aufgrund von numerisch bezüglich Walzengitterpunkten dargestellten
Walzenkonturen oder der daraus resultierenden Walzspaltkontur erstellt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Zielfunktion aufgrund von analytisch dargestellten Walzenkonturen oder der daraus
resultierenden Walzspaltkontur erstellt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gesamt-Zielfunktion einer mathematischen Optimierung unterworfen wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die mathematische Optimierung nach einem Verfahren aus der nichtlinearen Optimierung,
z.B. einem SQP-Verfahren, oder einem genetischen Algorithmus oder einer Kombination
davon erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass bei der mathematischen Optimierung vom Walzprogramm oder der Walzanlage abhängige
Restriktionen, z.B. Grenzwerte für die Verschiebung der Walzen, berücksichtigt werden.
13. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass für die mathematische Optimierung die Verschiebepositionen der Walzen für alle Walzvorgänge
des betrachteten Teilabschnitts des Walzprogramms als Optimierungsvariablen verwendet
werden.
14. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der mathematischen Optimierung eine Verschiebefunktion zugrunde gelegt wird, deren
freie Variablen bei der mathematischen Optimierung bestimmt werden.
15. Verfahren nach Anspruch 2 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass vorzugsweise für lange Walzgutstücke für einen Walzvorgang für jede Arbeitwalze mehrere
Verschiebepositionen ermittelt werden, wobei die entsprechende Verschiebung während
des Walzvorgangs von einer ermittelten Position zur nächsten erfolgt.
16. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Oualitätskriterium auf das ganze Walzprogramm angewendet wird.