[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufkohlung metallischer Werkstücke in einem
Ofen unter hohen Temperaturen und in einer CO und H
2 enthaltenden Atmosphäre, bei dem die Atmosphäre durch Umsetzung eines sauerstoffhaltigen
Kohlenwasserstoffmediums, insbesondere eines Alkohols, mit Kohlendioxid gebildet wird.
[0002] Es ist aus der DE-PS 43 40 060 ein Verfahren zur Aufkohlung metallischer Werkstücke
in einem Ofen unter hohen Temperaturen und in einer CO und H
2 enthaltenden Atmosphäre bekannt, bei dem die Atmosphäre zumindest zu Beginn der Aufkohlung
auf der Basis eines dem Ofen zugeführten Alkohols und Kohlendioxid gebildet wird,
wobei zusätzlich auch ein Anreicherungsmittel zur Einstellung eines bestimmten Kohlenstoffpegels
und teilweise auch zur Atmosphärenbildung einzubringen ist. Mit diesem Verfahren kann
eine stickstofffreie Aufkohlungsatmosphäre mit einem CO-zu-H
2-Verhältnisses von etwa 1:1 und damit sehr guten Aufkohlungseigenschaften erzielt
werden. Nachteilig bei diesem Verfahren sind die relativ komplizierten Regel- oder
Steuerprozesse für die drei zugehörigen Medien, worin auch die Problemstellung der
vorliegenden Erfindung bestand.
[0003] Zur Lösung dieses Problems wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die Atmosphäre
auf der Basis speziell von Äthanol und Kohlendioxid gebildet wird und die An- oder
Abreichetung der Atmosphäre, also die Einstellung eines bestimmten Kohlenstoffpegels,
durch entsprechende Verstellung des stöchiometrischen Verhältnisses von Äthanol und
Kohlendioxid erzielt wird.
[0004] Erfindungsgemäß ergibt sich somit in erster Linie eine Atmosphärenbildungsreaktion
gemäß
C
2H
5OH + CO
2 ---> 3 CO + 3 H
2.
[0005] Es wird also eine Atmosphäre mit einem CO-zu-H
2-Verhältnis von 1:1 erzielt, also dem für Aufkohlungen optimalen Verhältnis, das eine
maximale Kohlenstoffübergangszahl ß zur Folge hat.
[0006] Die üblicherweise durch CH
4 oder C
3H
8 erreichte Anreicherung bzw. Abreaktion des beim Aufkohlungsprozeß entstehenden Wassers
und Kohlendioxids wird erfindungsgemäß durch Verstellung des stöchiometrischen Verhältnisses
von Äthanol und Kohlendioxid erreicht, denn bei einem Überangebot von Äthanol entsteht
gemäß
2 C
2H
5OH + 1 CO
2 ---> CH
4 + 2 CO + 2 CO + 4 H
2
auch ein Methananteil im Produktgas, der die Aufgabe des sonst eigenständig zugeführten
Anreicherungsgases übernimmt. Die Bereitstellung eines Anreichetungsgases entfällt
daher beim erfindungsgemäßen Verfahren. Im übrigen entsteht selbst bei unabgestimmtem
stöchiometrischem Verhältnis ein Atmosphärengas mit einem CO-zu-H
2-Verhältnis von exakt 1:1, das vor allem einer beschleunigten Aufkohlung dient.
[0007] Hinzu kommt, daß das Äthanol-Kohlendioxid-System hinsichtlich seiner Reaktionseigenschaften
günstige Verhältnisse bietet. Es reagiert nämlich bereits bei etwa 800°C in gewünschter
Weise und Äthanol und Kohlendioxid können daher - gemäß einer bevorzugten Verfahrensvariante
- zur Atmosphärenbildung ohne weitere Maßnahmen direkt in einen Aufkohlungsofen eingebracht
werden. Eine Verfahrensweise mit einem eigenständigen Atmosphären-Generator kann jedoch
dennoch in einigen Einsatzfällen erforderlich sein.
[0008] Mit dem System "Äthanol und Kohlendioxid" ergibt sich ferner ein Zweikomponentensystem,
das vergleichsweise einfach regelbar ist. In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird
derart verfahren, daß der Kohlenstoffpegel im Aufkohlungsofen fortlaufend gemessen
wird und die Verstellung des stöchiometrischen Verhältnisses von Äthanol und Kohlendioxid
entsprechend dem gewünschten Kohlenstoffpegel verändert wird. Insbesondere ist es
vorteilhaft, wenn bei der Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Atmosphärenbildung immer
eine Komponente konstant in die Anlage gespeist wird, und die andere, abhängig von
einer Kohlenstoffpegelmessung, geregelt zugeleitet wird.
[0009] Eine Aufkohlungsanlage gemäß der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß der zugehörige
Aufkohlungsofen zum Zweck der Atmosphärenbildung sich ausschließlich einer Äthanolquelle
(A) und einer Kohlendioxidquelle (C) bedient und demzufolge mit diesen verbunden ist,
und daß ein Meßgerät (M) zur Messung des Kohlenstoffpegels im Ofen vorhanden ist,
das seinerseits mit einer Mengensteuereinheit in der Äthanolzuleitung und/oder der
Kohlendioxidzuleitung verbunden ist.
[0010] Im folgenden wird die Erfindung in Verbindung mit der anliegenden Figur anhand eines
Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die Figur zeigt eine Anlagengestaltung gemäß
der Erfindung mit geregelter CO
2-Zuführung.
[0011] Ein Aufkohlungsofen O ist zunächst mit einer Äthanolquelle A und mit einer Kohlendioxidquelle
C über geeignete Leitungen und Stellglieder zu koppeln. Im gezeigten Fall besteht
die Äthanolversorgung aus einer Äthanolpumpe P und einer Leitung 1, die vor Erreichen
des Aufkohlungsofens in eine Verdüsungseinheit V einmündet. Ebenso in die Verdüsungseinheit
mündet eine Kohlendioxidzuleitung 2d. Die Kohlendioxidzuleitung 2d teilt sich stromaufwärts
der Verdüsungseinheit V in einen Parallelschaltungsabschnitt mit zwei Leitungen 2b
und 2c auf, in denen jeweils ein Stellglied - S1 und S2 - zur Mengenregelung vorhanden
ist. Schließlich ist die Parallelschaltung über einen Leitungsabschnitt 2a und ein
Hauptventil H mit der CO
2-Quelle C verbunden. Ferner ist ein Flußmengenmesser FIC im Leitungsabschnitt 2a vorhanden.
Darüber hinaus ist der Aufkohlungsofen O mit einem Meßgerät M zur Messung des Kohlenstoffpegels
in seinem Innenraum ausgestattet. Das Meßgerät M wiederum ist mit einem Steuergerät
S verbunden, das seinerseits auf das Stellglied S2 in der Bypassleitung 2c der Parallelschaltung
einwirkt.
[0012] Eine erfindungsgemäße Verfahrensweise dieser Anlage besteht darin, daß in den auf
Temperatur befindlichen Ofen O die Ausgangsmedien Äthanol und Kohlendioxid in bestimmten
Basisquantitäten eingeleitet werden, die durch geeignete Einstellung der Pumpleistung
der Äthanolpumpe P sowie des Stellglieds S1 festgelegt werden. Grundsätzlich sind
die Zuleitungsmengen etwa so einzustellen, daß ein Mol Äthanol auf ein Mol CO
2 kommt, wobei in der gezeigten Variante grundsätzlich ein Äthanolüberschuß vorzusehen
ist. Im Ofen bei über 800°C entsteht aus diesen Ausgangsmedien eine, im wesentlichen
im Verhältnis 1:1 CO und H
2 enthaltende, Atmosphäre, deren Kohlenstoffpegel durch das Meßgerät M, beispielsweise
eine Sauerstoffsonde oder eine C-Strom-Sonde, ermittelt wird. Da im beschriebenen
Fall im Grundsatz mit einem Äthanolüberschuß gefahren wird, entsteht ein relativ hoher
C-Pegel in der Grundeinstellung der Anlage. Wird daher vom Meßgerät ein den gewünschten
C-Pegel übersteigender Wert ermittelt, so wird durch das entsprechend programmierte
Steuergerät S das Öffnen des Stellglieds S2 ausgelöst, und damit die CO
2-Zufuhr erhöht. In der Folge sinkt der C-Pegel bis, bei Erreichen einer festzulegenden
Untergrenze, das Stellglied S2 wieder geschlossen wird. Auf diese Weise wird eine
relativ einfache, extrem effiziente, C-Pegel-geregelte Aufkohlungsatmosphäre erhalten.
1. Verfahren zur Aufkohlung metallischer Werkstücke in einem Ofen unter hohen Temperaturen
und in einer CO und H2 enthaltenden Atmosphäre,
bei dem die Atmosphäre durch Reaktion eines sauerstoffhaltigen Kohlenwasserstoffmediums,
insbesondere eines Alkohols, mit Kohlendioxid gebildet wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Atmosphäre speziell auf der Basis von Äthanol und Kohlendioxid gebildet
wird und die An- bzw. Abreicherung der Atmosphäre, also die Einstellung eines bestimmten
Kohlenstoffpegels, durch entsprechende Verstellung des stöchiometrischen Verhältnisses
von Äthanol und Kohlendioxid erzielt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Atmosphärenbildung Äthanol
und Kohlendioxid unmittelbar in einen Aufkohlungsofen auf Arbeitstemperatur eingeleitet
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kohlenstoffpegel
im Aufkohlungsofen fortlaufend gemessen wird und die Verstellung des stöchiometrischen
Verhältnisses von Äthanol und Kohlendioxid entsprechend dem gewünschten Kohlenstoffpegel
verändert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine Komponente der Atmosphärenbildung
konstant zugeführt wird, und die andere, abhängig von der Kohlenstoffpegelmessung
im Aufkohlungsofen, geregelt zugeleitet wird.
5. Aufkohlungsanlage, dadurch gekennzeichnet, daß der zugehörige Aufkohlungsofen zum
Zweck der Atmosphärenbildung sich ausschließlich einer Äthanolquelle (A) und einer
Kohlendioxidquelle (C) bedient und demzufolge mit diesen verbunden ist, und
daß ein Meßgerät (M) zur Messung des Kohlenstoffpegels im Ofen vorhanden ist, das
seinerseits mit einer Mengensteuereinheit in der Äthanolzuleitung und/oder der Kohlendioxidzuleitung
verbunden ist.