[0001] Die Erfindung betrifft einen schallabsorbierenden Schaumstoff-Formkörper mit einem
Schallabsorptionsgrad im Frequenzbereich von 0,5 bis 4 kHz von 50 bis 95 %.
[0002] Offenzellige Schaumkunststoffe auf Basis von Polyurethanen und Melamin/Formaldehyd-Kondensationsharzen
eignen sich hervorragend als Schallabsorptionsmaterialien, sie werden in zunehmenden
Maße in vielen technischen Anwendungen eingesetzt. Naturgemäß sind jedoch auch diese
Schaumstoffe mit einigen Nachteilen behaftet, etwa in Feuchträumen, im Hygienebereich
und in staubempfindlichen Anlagen. Es bestand daher das Bedürfnis nach einem weiteren
Schaumkunststoff mit schallabsorbierenden Eigenschaften.
[0003] Es wurde nun gefunden, daß nicht vollständig verschweißte Polyolefin- und Polystyrol-Partikelschaumstoffe
mit einem Zwickelvolumen zwischen 10 und 40 % einen Schallabsorptionsgrad nach DIN
52215 im Frequenzbereich von 0,5 bis 4 kHz, vorzugsweise von 1,25 bis 2 kHz von 30
- 95 %, vorzugsweise von 50 bis 95 % aufweisen.
[0004] Polyolefine im Sinne der vorliegenden Erfindung sind
a) Homopolypropylen,
b) Randomcopolymere des Propylens mit 0,1 bis 15, vorzugsweise 0,5 bis 12 Gew.-% Ethylen
und/oder einem C4-C10-α-Olefin, vorzugsweise ein Copolymer von Propylen mit 0,5 bis 6 Gew.-% Ethylen oder
mit 0,5 bis 15 Gew.-% Buten-1 oder ein Terpolymer aus Propylen, 0,5 bis 6 Gew.-% Ethylen
und 0,5 bis 6 Gew.-% Buten-1, oder
c) Mischungen von a) oder b) mit 0,1 bis 75, vorzugsweise 3 bis 50 Gew.-% eines Polyolefin-Elastomeren,
z.B. eines Ethylen/Propylen-Blockcopolymeren mit 30 bis 70 Gew.-% Propylen.
d) Polyethylen (PE-LLD, -LD, -MD, -HD) und
e) Mischungen aus den unter a bis d genannten Polyolefinen (gegebenenfalls nach Zugabe
von Phasenvermittlern).
[0005] Der Kristallitschmelzpunkt (DSC-Maximum) der unter a. bis e. aufgelisteten Polyolefine
liegt im allgemeinen zwischen 90 und 170°C. Ihre Schmelzwärme, bestimmt nach der DSC-Methode,
liegt vorzugsweise zwischen 20 und 300 J/g, der Schmelzindex MFI (230°C, 2,16 kp für
Propylenpolymerisate und 190°C, 2,16 kp für Ethylenpolymerisate) nach DIN 53 735 zwischen
0,1 und 100 g/10 min.
[0006] Bei einem bevorzugten Verfahren zur Herstellung der EPO-Partikel geht man von Polyolefingranulat
aus, welches vorzugsweise mittlere Durchmesser von 0,5 bis 5 mm aufweist. In einem
Rührreaktor werden 100 Gew.-Teile dieses Granulats in 100 bis 500 Gew.-Teilen Wasser,
mit Hilfe eines Suspendierhilfsmittels dispergiert. Dann wird ein Treibmittel in Mengen
von vorzugsweise 2 bis 50 Gew.-Teilen bezogen auf 100 Gew.-Teile Polymer, eingepreßt
und der Reaktorinhalt aufgeheizt. Geeignete Treibmittel sind Kohlenwasserstoffe, wie
Butan, Halogenkohlenwasserstoffe, Alkohole sowie CO
2, N
2 und NH
3. Die Treibmittelzugabe kann dabei vor oder während des Aufheizens (dazu gehören auch
Haltezeiten) des Reaktorinhalts auf die Entspannungstemperatur erfolgen. Diese sollte
5°C unter bis 20°C über, vorzugsweise 2 bis 10°C über dem Kristallitschmelzpunkt des
Polyolefins liegen. Bei den bevorzugten Propylenpolymerisaten arbeitet man bei 110°C
bis 180°C. Je nach Menge und Art des Treibmittels sowie nach der Höhe der Temperatur
stellt sich im Reaktor ein Druck ein, der im allgemeinen höher als 2 bar ist und 100
bar nicht übersteigt. Durch die Wahl der Imprägniertemperatur und des Treibmittels
kann die Schüttdichte der entstandenen EPO-Partikel gesteuert werden. Nach Erreichen
der Entspannungstemperatur wird der Reaktor entspannt, wobei die Entspannung zweckmäßigerweise
in einen Zwischenbehälter erfolgt, in dem ein Druck von vorzugsweise 0,5 bis 5 bar
herrscht. Beim Entspannen des Reaktors erfolgt eine Expansion des treibmittelhaltigen
Polyolefin-Granulats und es entstehend EPO-Partikel mit einem mittleren Durchmesser
von 1 bis 20 mm.
[0007] Die Schüttdichte der EPO-Partikel ist in weiten Grenzen zwischen 10 und 200 g/l,
einstellbar. Besonders geeignet sind EPO-Partikeln mit verhältnismäßig niedrigen Schüttdichten
zwischen 15 und 40 g/l. Die EPO-Partikel sind überwiegend geschlossenzellig und besitzen
eine Zellzahl von 1 bis 5000 Zellen/mm
2, insbesondere 10 bis 1500 Zellen/mm
2.
[0008] Diese Schaumstoffpartikel werden nun in üblichen Formteilautomaten mit Hilfe von
Wasserdampf in perforierten Werkzeugen miteinander verschweißt. Wesentlich ist, daß
im Gegensatz zur üblichen Formteilherstellung kein oder höchstens ein geringer Gegendruck
während des Füllvorgangs herrscht. Auf diese Weise wird die erfindungsgemäß unvollständige
Verschweißung erreicht. Der Anteil an Hohlstellen, d.h., das Zwickelvolumen liegt
zwischen 10 und 40 %, vorzugsweise zwischen 20 und 38 %. Eine geringe, wenigstens
punktuelle Verschweißung ist aber notwendig, damit ein zusammenhängender Formkörper
entsteht.
[0009] Bei einem anderen Hersteilverfahren wird in einem Extruder das Polyolefin aufgeschmolzen
und ein flüchtiges Treibmittel, vorzugsweise wieder ein Kohlenwasserstoff, wird eingepreßt.
Danach wird die treibmittelhaltige Schmelze an die Atmosphäre ausgepreßt, wo sie aufschäumt.
Der entstandene Schaumstoffstrang wird dann zu Schaumstoffpartikeln zerkleinert, die
im Falle des Polyethylens zweckmäßigerweise einer Elektronenstrahlvernetzung unterworfen
werden. Dabei sind verhältnismäßig niedrige Schüttdichten im Bereich von 10 bis 20
g/l erreichbar. Im Falle der Polyethylen-Schaumstoffpartikel kann die Halbzeugherstellung
auch auf einem luftdurchlässigen Transportband erfolgen, das einen Heißluftkanal durchläuft.
[0010] Polystyrol-Schaumstoffpartikel werden nach einem anderen, ebenfalls an sich üblichen
und bekannten Verfahren hergestellt. Dazu wird das monomere Styrol, gegebenenfalls
im Gemisch mit anderen olefinisch ungesättigten Comonomeren, Initiatoren, Hilfs- und
Zusatzstoffen in Wasser suspendiert und in Gegenwart von Suspensionsstabilisatoren
polymerisiert. Die entstehenden Polystyrolperlen werden abgetrennt, gewaschen und
getrocknet. Die Zugabe des Treibmittels kann dabei bereits während der Polymerisation
erfolgen, es ist jedoch auch möglich, das Treibmittel in einem nachfolgenden Verfahrensschritt
in die Polystyrolperlen einzubringen. Geeignete Treibmittel sind C
4-C
8-Kohlenwasserstoffe, vorzugsweise Pentan.
[0011] Die Verschäumung der Treibmittel enthaltenden Polystyrol-Partikel erfolgt üblicherweise
ebenfalls nach den im Stand der Technik bekannten Verfahren, indem sie zunächst mit
Wasserdampf in offenen oder geschlossenen Vorschäumern in mehreren Stufen weitgehend
ausgeschäumt werden. Die vorgeschäumten Polystyrolpartikel weisen im allgemeinen eine
mittlere Partikelgröße von 1 bis 10 mm, insbesondere von 2 bis 8 mm auf. Die bevorzugte
Schüttdichte beträgt 10 bis 20 g/l. Die Herstellung von Formkörpern erfolgt in Blockpressen,
wobei vorher in einem Mischer auf die Schaumstoffpartikeloberfläche ein Haftvermittler
(z.B. Bitumen) aufgebracht wird. In der Blockpresse werden die Schaumstoffpartikel
unter leichtem Gegendruck zu einem lockeren Verbund verschweißt.
[0012] Ein großer Vorteil der schallabsorbierenden Schaumstoff-Formkörper auf Basis von
Polyolefinen und Polystyrol ist, daß diese thermoplastischen Kunststoffe schmelzbar
und somit recycelbar sind.
Beispiel 1
[0013] Zur Herstellung von Akustikplatten mit den Abmessungen 900
x400
x140 mm wurden PP-Schaumstoffpartikeln mit einer mittleren Schüttdichte von 28 g/l
(Neopolen 2 9230 der BASF AG) unter Verwendung eines konventionellen Formteilautomaten
druckpneumatisch von einem unter 0,5 bar stehenden Behälter in ein perforiertes Formnest,
das unter Atmosphärendruck stand, transportiert. Die in loser Schüttung im Formnest
befindlichen Schaumstoffpartikeln wurden mit 2,8 bar Heißdampf von beiden Seiten je
3 sec querbedampft, wobei die Absperrventile in der Kondensatleitung geöffnet waren,
und dabei punktförmig verschweißt. Nach dem Abkühlen im Formnest konnte nach Öffnen
der Formteilmaschine ein quaderförmiges Formteil mit einer Dichte von 33 kg/m
3 entnommen werden, das eine relativ hohe Anzahl von Zwickeln (Fehlstellen zwischen
den punktförmig verschweißten Schaumstoffpartikeln) aufwies. Der Zwickelanteil lag
bei 35 %. Der Schallabsorptionsgrad nach DIN 52215 im Frequenzbereich 1,25-2 KHz lag
zwischen 75 und 90 %.
Beispiel 2
[0014] Es wurde analog Beispiel 1 verfahren, jedoch mit den Unterschieden, daß zur Befüllung
der unter Atmosphärendruck stehenden Formkavität ein Differenzdruck zwischen Füllbehälter
und Formnest angewandt wurde und die Querbedampfung mit 3,2 bar und einer Bedampfungszeit
von 4 sec erfolgte.
[0015] Das resultierende quaderförmige Formteil wies einen Zwickelanteil von 25 % auf. Der
Schallabsorptionsgrad im Frequenzbereich 1,25-2 kHz lag zwischen 55 und 70 %.
Beispiel 3
[0016] Aus PP-Schaumstoffpartikeln mit einer mittleren Schüttdichte von 17 g/l (Neopolen
2 9220) wurden Akustikplatten mit den Abmessungen 300
x200
x60 mm auf einem konventionellen Formteilautomaten hergestellt. Die Schaumstoffpartikel
wurden pneumatisch in eine unter Atmosphärendruck stehende perforierte Formkavität
transportiert. Die in loser Schüttung im Formnest befindlichen Schaumstoffpartikeln
wurden mit Heißdampf von 2,4 bar von beiden Seiten je 3 sec querbedampft (bei geöffneten
Absperrventilen in der Kondensatleitung der Maschine). Dabei wurden die Schaumstoffpartikel
punktförmig verschweißt. Nach dem Abkühlen im Formnest konnte nach Öffnen der Formteilmaschine
ein quaderförmiges Formteil mit einer Dichte von 24 kg/m
3 entnommen werden. Der Zwickelanteil im Innern des Formteiles betrug 30 %. Der Schallabsorptionsgrad
lag im Frequenzbereich zwischen 1,25 und 2 kHz bei 80 %.
Beispiel 4
[0017] PE-Schaumstoffpartikel (Neopolen E 1710 der BASF AG) mit einer Schüttdichte von 13
g/l, die vorher physikalisch durch Elektronenbestrahlung vernetzt worden waren, wurden
auf ein luftdurchlässiges, umlaufendes Transportband (Bandbreite 1100 mm) ca. 200
mm hoch aufgeschüttet und durch einen Heißluftkanal transport. Die Transportgeschwindigkeit
betrug 1,6 m/min. und die Umwälzluft im Heizkanal 160°C. Nach Verlassen des 6 m langen
Kanals wurde ein punktförmig verschweißter zusammenhängender Schaumstoffpartikelverbund
erhalten, der ca. 40 % Hohlstellen aufwies. Der Schallabsorptionsgrad im Frequenzbereich
1,25 bis 2 kHz dieses Formteils (Dichte: 14 kg/m
3) lag bei 85 bis 90 %.