[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung einer Spritzschicht auf der Oberfläche
eines Substrates, wobei ein an- oder aufgeschmolzener Zusatzwerkstoff unter Einsatz
eines Gases oder Gasgemisches auf die zu beschichtende Oberfläche des Substrates geleitet
wird. Die Erfindung betrifft ferner eine Anlage zur Erzeugung einer Spritzschicht
auf der Oberfläche eines Substrates mittels eines thermischen Spritzverfahrens umfassend
Mittel zum Zuführen eines an- oder aufgeschmolzenen Zusatzwerkstoffes und eines Gases
oder Gasgemisches.
[0002] Als Verfahrensvarianten des thermischen Spritzens zum Beschichten sind grundsätzlich
das autogene Flammspritzen, das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen, das Lichtbogenspritzen,
das Plasmaspritzen, das Detonationsspritzen oder das Laserspritzen bekannt.
[0003] Thermische Spritzverfahren werden in allgemeiner Form beispielsweise in
- Übersicht und Einführung in das "Thermische Spritzen", Peter Heinrich, Linde-Berichte aus Technik und Wissenschaft, 52/1982, Seiten 29
bis 37,
oder
- Thermisches Spritzen - Fakten und Stand der Technik, Peter Heinrich, Jahrbuch Oberflächentechnik 1992, Band 48, 1991, Seiten 304 bis
327, Metall-Verlag GmbH,
beschrieben.
[0004] In jüngerer Zeit wurde darüber hinaus ein weiteres thermisches Spritzverfahren entwickelt,
welches auch als Kaltgasspritzen bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um eine Art
Weiterentwicklung des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens. Dieses Verfahren ist beispielsweise
in der europäischen Patentschrift EP 0 484 533 B1 beschrieben. Beim Kaltgasspritzen
kommt ein Zusatzwerkstoff in Pulverform zum Einsatz. Die Pulverpartikel werden beim
Kaltgasspritzen jedoch nicht im Gasstrahl geschmolzen. Vielmehr liegt die Temperatur
des Gasstrahles unterhalb des Schmelzpunktes der Zusatzwerkstoffpulverpartikel (EP
0 484 533 B1). Im Kaltgasspritzverfahren wird also ein im Vergleich zu den herkömmlichen
Spritzverfahren "kaltes" bzw. ein vergleichsweise kälteres Gas verwendet. Gleichwohl
wird das Gas aber ebenso wie in den herkömmlichen Verfahren erwärmt, aber in der Regel
lediglich auf Temperaturen unterhalb des Schmelzpunktes der Pulverpartikel des Zusatzwerkstoffes.
[0005] In allen diesen erwähnten thermischen Spritzverfahren wird die Einhaltung der je
nach Anforderung erwünschten Qualität der Spritzschicht angestrebt.
[0006] Eine zerstörungsfreie Prüfung der Spritzschichten ist mit erheblichen Einschränkungen
verbunden und mit großen Schwierigkeiten behaftet. Diese Art der Untersuchung als
Qualitätssicherung kommt daher nicht in Betracht.
[0007] Es wird daher versucht, die Reproduzierbarkeit, die Erfüllung von Qualitätsansprüchen
und die Einhaltung vorgegebener Qualitätsanforderungen durch Erfassung, Kontrolle
und/oder Überwachung der Einflußparameter beim thermischen Spritzen gewährleisten
zu können. Das bedeutet, relevante Prozeßparameter werden gemessen, geregelt und gegebenenfalls
auch dokumentiert. Derartige Parameter sind beispielsweise die Gasflüsse (Trägergas
und/oder gegebenenfalls Brenngas), die Stromstärken, der Spritzabstand, der Spritzwinkel
(Winkel zwischen Spritzstrahl und Substratoberfläche), die Relativgeschwindigkeit
des Spritzstrahls zur Substratoberfläche, die Einbringung des Zusatzwerkstoffes, die
Menge des Spritzpulvers bzw. die Drahtvorschubgeschwindigkeiten etc.
[0008] Es ist prinzipiell möglich, mittels einer Hochgeschwindigkeitskamera den thermischen
Spritzprozeß aufzunehmen und damit Informationen über die Qualität der Spritzschicht
beeinflussenden Merkmale des thermischen Spritzprozesses zu gewinnen. Allerdings ist
die Handhabung von Hochgeschwindigkeitskameras nicht unproblematisch. So treten in
der Regel Überbelichtungen auf. Der entscheidende Nachteil liegt aber darin, daß zunächst
eine Entwicklung der Aufnahmen erforderlich ist und daher keine Möglichkeit zur Qualitätsanpassung
während oder im Laufe der Erzeugung der Spritzschicht gegeben ist.
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das eingangs genannte
Verfahren und die eingangs genannte Anlage weiterzubilden, wobei eine Bewertbarkeit
der Qualität der erzeugten Spritzschichten während des Spritzprozesses gegeben sein
sollte. Wenn möglich sollte zusätzlich die Möglichkeit, regulierend in den Spritzprozeß
eingreifen zu können, gegeben sein. Außerdem sollte insgesamt das Spritzverfahren
und die zugehörige Anlage zur Erzeugung der Spritzschicht verbessert und/oder deren
Leistungsfähigkeit vergrößert werden.
[0010] Die gestellte Aufgabe wird hinsichtlich des Verfahrens dadurch gelöst, daß mittels
einer digitalen Kamera zumindest ein die Qualität der Spritzschicht beeinflussendes
Merkmal des thermischen Spritzprozesses erfaßt, kontrolliert und/oder überwacht wird.
[0011] In der Anlage ist entsprechend eine digitale Kamera zur Erfassung, Kontrolle und/oder
Überwachung zumindest eines die Qualität der Spritzschicht beeinflussenden Merkmals
des thermischen Spritzprozesses vorgesehen.
[0012] Die Qualität der Spritzschicht beeinflussende Merkmale des thermischen Spritzprozesses
sind dem Fachmann bekannt. Dies können entweder Parameter des Spritzprozesses selbst
und/oder mit einem oder mehreren Parametern korrespondierende und/oder daraus abgeleitete
Größen sein. Beispielsweise sind dies:
- Die Einbringung des Spritzzusatzwerkstoffes in die Brenngas-Sauerstoff-Flamme beim
Flammspritzen oder in das Plasma beim Plasmaspritzen,
- die Charakteristik der Aufschmelzzone (Größe, Intensität, etc.).
[0013] Die erfindungsgemäße Diagnostik durch Erfassung, Kontrolle und/oder Überwachung von
die Qualität der Spritzschicht beeinflussenden Merkmalen des thermischen Spritzprozesses
führt zu einer vom Aufwand her relativ einfachen aber außerordentlich effizienten
Qualitätssicherung für das thermische Spritzen. So kann beispielsweise in Betrieben,
welche das thermische Spritzen einsetzen, gleichzeitig aber häufig wechselnde Spritzanwendungen
auftreten, die Reproduzierbarkeit von Spritzschichten anhand einer Bewertung von qualitätsprägenden
Merkmalen bzw. von Parametern und/oder Größen des Spritzprozesses über Bildstandards
dieser Diagnostik gewährleistet und die Spritzschichten sehr schnell auf gleichbleibende
Qualität gebracht werden. Dabei ist wichtig, daß eine Beeinträchtigung des thermischen
Spritzprozesses oder eine Beschädigung der Spritzschicht durch die Erfassung, Kontrolle
und/oder Überwachung der Qualitätsmerkmale aufgrund des rein optischen Zugangs auf
jeden Fall ausgeschlossen ist. Andererseits kann beispielsweise aber auch nach längerer
Zeit gewährleistet werden, daß die gleiche Anwendung mit gleicher Spritzqualität gespritzt
wird, wenn beispielsweise die Charakteristik des Bildes in der Zone des Aufschmelzens
identisch mit der früheren ist.
[0014] Als Digitalkamera können sowohl digitale Bildkameras wie auch digitale Videokameras
eingesetzt werden. Es können also einerseits Einzelbilder und/oder als Sequenzen zu
einem Film zusammengesetzte Videobilder die geforderte Erfassung, Kontrolle und/oder
Überwachung bringen, wobei die Grenze zwischen Einzelbildern auf der einen Seite und
Film auf der anderen Seite ohnehin nicht scharf definiert ist, aber als Untergrenze
für die Bildfrequenz bei einem Film aufgrund der Trägheit des menschlichen Auges etwa
16 Bilder pro Sekunde betrachtet werden können.
[0015] Mit Vorteil kann die Erfassung, Kontrolle und/oder Überwachung mit der digitalen
Kamera zur Regelung und gegebenenfalls zur Optimierung eines oder mehrerer Parameter
verwendet werden. Die Digitaltechnik ermöglicht es problemlos, daß die erfindungsgemäß
zur Erfassung, Kontrolle und/oder Überwachung der Qualität der Spritzschicht dienenden
Aufzeichnungen unmittelbar im laufenden Spritzprozeß sichtbar gemacht und/oder ausgewertet
werden und so eine optimierende Regelung von Spritzparametern stattfinden kann. Die
Optimierung der Parameter trägt zur Wirtschaftlichkeit des thermischen Spritzprozesses
bei, da ein uneffektiv hoher Verbrauch eines oder mehrerer im thermischen Spritzverfahren
benötigter Stoffe (z.B. Gasmengen, Zusatzwerkstoffe) vermieden werden und somit eine
Ersparnis erzielt werden kann.
[0016] Im Rahmen der Erfindung kann das ganze Vielfalt der Darstellungsmöglichkeiten, welche
die Digitaltechnik eröffnet, ausgenutzt werden. Selbstverständlich können je nach
Einzelfall unterschiedliche Darstellungsvarianten - auch beispielsweise rechnerisch
überarbeitete oder verfremdete - bestimmte Vorteile mit sich bringen.
[0017] Die Darstellung der Bilder oder Videoaufzeichnungen kann dabei grundsätzlich schwarzweiß
oder farbig erfolgen, wobei auch Mischformen mit beispielsweise teilweiser farbiger
Darstellung möglich sind. Neben einer normalen Darstellung können beispielsweise auch
inverse Darstellungen und/oder Darstellungen in Gradientenstufen (z.B. gradientenbetonte
auf Bitebene reduzierte Darstellung) zum Einsatz kommen.
[0018] In Weiterbildung der Erfindung kann die mit Hilfe der digitalen Kamera angefertigte
Aufzeichnung zur Dokumentation eines oder mehrerer die Qualität der Spritzschicht
beeinflussenden Merkmale und/oder des Spritzprozesses an sich verwendet werden.
[0019] Die Erfindung hat sich in Tests und Versuchen bestens bewährt.
[0020] Im folgenden soll die Erfindung anhand eines Beispiels näher erläutert werden.
[0021] Hierbei zeigen
- Fig. 1:
- eine normale Darstellung eines Plasmaspritzprozesses mit unterschiedlichem Trägergasfluß,
- Fig. 2:
- eine inverse Darstellung desselben Plasmaspritzprozesses mit unterschiedlichem Trägergasfluß
und
- Fig. 3:
- eine gradientenbetonte auf Bitebene reduzierte Darstellung desselben Plasmaspritzprozesses
mit unterschiedlichem Trägergasfluß.
[0022] In den Figuren 1, 2 und 3 sind am Beispiel des Plasmaspritzens als thermisches Spritzverfahren
jeweils drei Bilder a), b) und c) mit unterschiedlichen Trägergasmengen bzw. Trägergasdrücken
dargestellt.
[0023] Angestrebt wird, daß das von oben eingebrachte Pulver (d.h. in diesem Fall der Zusatzwerkstoff)
im Zentrum des in den dargestellten Bildern im wesentlichen horizontal von links nach
rechts verlaufenden Plasmastrahls nach seiner Umlenkung um etwa 90° aufgeschmolzen
und auf die vorbereitete (in den Figuren 1 bis 3 nicht gezeigte) Oberfläche des zu
beschichtenden Substrates geschleudert wird. Ist die Trägergasmenge bzw. der Trägergasdruck
zu gering, wird der Zusatzwerkstoff vom Plasmastrahl abgehalten und bleibt an der
Oberkante des Plasmastrahls, ohne ausreichend in den Plasmastrahl eindringen zu können.
Ist auf der anderen Seite die Trägergasmenge bzw. der Trägergasdruck zu groß gewählt,
wird der Zusatzwerkstoff zumindest teilweise durch den Plasmastrahl hindurchgeblasen.
[0024] In den Figuren 1, 2 und 3 ist jeweils
- im Teilbild a) ein optimaler Trägergasfluß,
- im Teilbild b) ein zu geringer Trägergasfluß und
- im Teilbild c) ein zu hoher Trägergasfluß
dargestellt.
[0025] Die gezeigten Darstellungsvarianten
- mit einer normalen (unveränderten, dem Sichtbaren entsprechenden), schwarzweißen Darstellung
in Figur 1,
- mit einer inversen Darstellung mit einer gegenüber Figur 1 Vertauschung von schwarz
und weiß in Figur 2 und
- schließlich mit einer gradientenbetonten auf Bitebene reduzierten Darstellung der
Bilder aus Figur 2 in Figur 3
geben einen Eindruck von den Möglichkeiten, die in unterschiedlichen Darstellungen
liegen.
1. Verfahren zum thermischen Spritzen zur Erzeugung einer Spritzschicht auf der Oberfläche
eines Substrates, wobei ein gegebenenfalls an- oder aufgeschmolzener Zusatzwerkstoff
unter Einsatz eines Gases oder Gasgemisches auf die zu beschichtende Oberfläche des
Substrates geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, daß mittels einer digitalen Kamera zumindest ein die Qualität der Spritzschicht
beeinflussendes Merkmal des thermischen Spritzprozesses erfaßt, kontrolliert und/oder
überwacht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Kamera eine digitale Bildkamera oder eine digitale Videokamera eingesetzt
wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Erfassung, Kontrolle und/oder Überwachung mit der digitalen Kamera zur Regelung
und gegebenenfalls zur Optimierung eines oder mehrerer Parameter verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Bilder oder Videoaufzeichnungen schwarzweiß und/oder farbig dargestellt
werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Bilder oder Videoaufzeichnungen invers dargestellt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Bilder oder Videoaufzeichnungen in Gradientenstufen dargestellt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die mit Hilfe der digitalen Kamera angefertigte Aufzeichnung zur Dokumentation
eines oder mehrerer die Qualität der Spritzschicht beeinflussenden Merkmale und/oder
des Spritzprozesses an sich verwendet wird.
8. Anlage zur Erzeugung einer Spritzschicht auf der Oberfläche eines Substrates mittels
eines thermischen Spritzverfahrens umfassend Mittel zum Zuführen eines gegebenenfalls
an- oder aufgeschmolzenen Zusatzwerkstoffes und eines Gases oder Gasgemisches, dadurch gekennzeichnet, daß eine digitale Kamera zur Erfassung, Kontrolle und/oder Überwachung zumindest
eines die Qualität der Spritzschicht beeinflussenden Merkmals des thermischen Spritzprozesses
vorgesehen ist.
9. Anlage nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß eine digitale Bildkamera oder eine digitale Videokamera vorgesehen ist.
10. Anlage nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel zur Regelung und gegebenenfalls zur Optimierung eines oder mehrerer Parameter
anhand der Bilder oder Videoaufzeichnungen vorhanden sind.