[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren zur Erzeugung einer die Kupferlöslichkeit in Wasser
begrenzenden Schutzschicht auf der inneren Oberfläche von Kupferrohren.
[0002] Für Installationsrohre, insbesondere zum Einsatz bei der Trinkwasserversorgung, werden
nahtlos gezogene Kupferrohre eingesetzt. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Kupferrohre
aus sauerstofffreien Kupfersorten, sogenannten SF-Cu-Rohren. Zur Gewährleistung einer
für den menschlichen Verbrauch geeigneten Wasserqualität gemäß der Trinkwasserverordnung
ist man bestrebt, die Kupfer-lonenabgabe an das Wasser zu minimieren. Der gesetzlich
geforderte Richtwert liegt derzeit für Installationen, die älter als zwei Jahre sind,
bei 3 mg/l nach zwölf Stunden Stagnation in der Rohrleitung. Im Rahmen der Revision
der europäischen Trinkwasserdirektive ist beabsichtigt, diesen Richtwert in einen
Grenzwert von 2 mg/l umzuwandeln, der dann auch für Installationen gilt, die jünger
als zwei Jahre sind. Man versucht daher, generell den unmittelbaren Kontakt zwischen
Kupfer und Wasser durch eine Innenbeschichtung zu vermeiden.
[0003] Aus der EP 0 299 408 B1 ist es bekannt, die Rohrinnenoberfläche mit Kunstharz zu
beschichten. Solche Beschichtungen sind jedoch meist nicht diffusionsdicht. Auch können
sie durch die Temperaturbelastung bei Lötvorgängen beschädigt bzw. zerstört werden.
[0004] Ein anderer gebräuchlicher Weg ist die Innenverzinnung von Kupferrohren, wie sie
beispielsweise aus der DE 43 21 244 A1 hervorgeht. Zur Erzeugung einer Innenbeschichtung
aus Zinnoxid wird die innere Oberfläche eines Kupferrohrs zunächst chemisch verzinnt,
anschließend unter inerter Atmosphäre diffusionsgeglüht, woran sich eine oxidierende
thermische Innenoberflächenbehandlung mit einem Gasgemisch anschließt.
[0005] Zum Stand der Technik gehört durch die DE 195 33 410 A1 ferner ein Verfahren zur
Erzeugung einer die Kupferlöslichkeit in Wasser begrenzenden Schutzschicht aus Malachit
(CuCO
3Cu[OH]
2) oder Atakamit (CuCl
23Cu[OH]
2). Hierzu wird beim Ziehen eines Kupferrohrs ein mit CO
2 bzw. mit CO
2 und O
2 bildenden Stoffen modifiziertes synthetisches Ziehmittel eingesetzt, dem halogenorganische
oder andere chlor-/halogenhaltige Verbindungen zugesetzt sind.
[0006] Das Verfahren hat sich grundsätzlich bewährt und begrenzt die Kupferlöslichkeit auf
ein sehr niedriges unbedenkliches Niveau von ca. 1 mg/l nach zwölf Stunden Stagnation.
Jedoch ist die Einbindung der Schutzschichtherstellung in den Ziehvorgang des Kupferrohrs
nicht immer möglich.
[0007] Der Erfindung liegt daher ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zugrunde, eine
verfahrenstechnisch effiziente werksseitige Herstellung einer Schutzschicht auf der
inneren Oberfläche von Kupferrohren zu ermöglichen.
[0008] Eine erste Lösung dieser Aufgabe besteht in den Maßnahmen des Anspruchs 1, womit
eine Schutzschicht aus basischen Kupfercarbonaten auf der inneren Oberfläche von Kupferrohren
erzeugt wird.
[0009] Kerngedanke ist die oxidative Behandlung der Rohrinnenoberfläche mit Lösungen von
Oxidantien und carbonathaltigen Salzen bei erhöhten Temperaturen.
[0010] Vor dem Einbringen der Oxidationslösung wird die innere Oberfläche des Kupferrohrs
zweckmäßigerweise gereinigt. Dies dient insbesondere zur Entfettung. Das Entfetten
kann chemisch durch Behandlung mit handelsüblichen Entfettungsmitteln oder durch Beizen,
z.B. mit Schwefelsäure oder Salpetersäure erfolgen. Auch eine mechanische Behandlung
wie Sandstrahlen kann durchgeführt werden.
[0011] Das Rohr wird dann mit einer wässerigen Oxidationslösung befüllt. Die Oxidationslösung
verbleibt im Kupferrohr für einen Zeitraum zwischen 0,1 Stunden und 48 Stunden, wobei
eine Temperatur zwischen 10 °C und 95 °C gehalten wird. Im Anschluß daran wird das
Kupferrohr mit Wasser gespült und anschließend getrocknet. Zur Entfernung locker anhaftender
Kupfercarbonatpartikel kann das Rohr noch mit Druckluft ausgeblasen werden.
[0012] Bestandteil der Oxidationslösung sind Oxidantien und Salze der Kohlensäure sowie
wahlweise Salze anderer Säuren. Der pH-Wert der Oxidationslösung liegt im Bereich
zwischen 3 und 12. Die Oxidationslösung kann durch den Zusatz von Netzmitteln oder
Verdickern in ihrer Konsistenz verändert und auf die jeweiligen Einsatzbedingungen
abgestimmt werden. Hierbei kommen Netzmittel und/oder Verdicker bekannter Art zum
Einsatz. Sie werden der Oxidationslösung bis zu einem Anteil von je 50 g/l zugesetzt.
[0013] Gemäß der Maßnahme des Anspruchs 2 wird eine Oxidationslösung verwendet aus Oxidantien
wie Wasserstoffperoxid, Kaliumpermanganat, Kaliumchlorat, Natriumchlorit oder Mischungen
hiervon in einer Konzentration zwischen 5 g/l und 500 g/l und Salzen der Kohlensäure
wie Natriumcarbonat, Kaliumcarbonat, Ammoniumcarbonat, Kupfer(I)carbonat, Kupfer(II)carbonat,
Natriumhydrogencarbonat, Kaliumhydrogencarbonat, Ammoniumhydrogencarbonat oder Mischungen
hiervon in einer Konzentration zwischen 5 g/l und 500 g/l.
[0014] Die erfindungsgemäß hergestellte Schutzschicht verringert die Kupferionenabgabe,
insbesondere in kohlensäurereichen und/oder sauren Trinkwässern. Durch die werksseitige
Herstellung wird vor allem eine Kupferionenabgabe in den ersten Jahren nach Inbetriebnahme
einer neuen Kupferrohrinstallation gewährleistet.
[0015] Eine zweite Lösung der Aufgabe besteht nach Anspruch 6 in einem Verfahren, bei dem
die innere Oberfläche des Kupferrohrs mit einer Kupferammoniumchlorid-Lösung benetzt
und anschließend mit einem sauerstoffhaltigen Gas in Kontakt gebracht wird.
[0016] Hierdurch findet ein Oxidationsvorgang statt und es wird eine flächige gut haftende
Schutzschicht aus Kupferchlorid an der inneren Oberfläche eines Kupferrohrs erzeugt.
In einem Vorbehandlungsschritt sollte die innere Oberfläche des Kupferrohrs ebenfalls
zunächst gereinigt und entfettet werden.
[0017] Die Kupferammoniumchlorid-Lösung besteht vorzugsweise aus destilliertem Wasser, in
dem je Liter 80 g kupferammoniumchlorid gelöst sind. Zur Benetzung der inneren Oberfläche
des Kupferrohrs empfiehlt es sich, das Kupferrohr mit der Kupferammoniumchlorid-Lösung
zu spülen, wobei eine Kontaktzeit zwischen 1 sec und 10 sec, vorzugsweise zwischen
1 sec und 3 sec, ausreicht (Anspruch 7).
[0018] Als Reaktionsgas können Luft oder andere sauerstoffhaltige Gase verwendet werden.
Gemäß der Maßnahme des Anspruchs 8 wird die benetzte innere Oberfläche während eines
Zeitraums zwischen 10 min und 20 min bei einer Temperatur zwischen 15 °C und 70 °C
mit einem sauerstoffhaltigen Gas in Kontakt gebracht. Für die Praxis wird eine Kontaktzeit
von 15 min und eine Temperatur von 20 °C als besonders vorteilhaft angesehen.
[0019] Nach Abschluß der Behandlung läßt man die innere Oberfläche des Rohrs trocknen. Dies
kann durch heiße Luft beschleunigt werden (Anspruch 9), vorzugsweise mit einer Temperatur
von 65 °C, die mittels eines Gebläses durch die Kupferrohre geführt wird.
[0020] Nicht haftende Teilchen der Schutzschicht können zusätzlich mechanisch, insbesondere
durch Ausblasen mit Druckluft, abgereinigt werden.
[0021] Schließlich besteht eine weitere Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe in einem Verfahren
gemäß Anspruch 10.
[0022] Dieses sieht vor, die Schutzschicht nach der Reinigung der inneren Oberfläche des
Kupferrohrs elektrolytisch aus einer Elektrolyt-Lösung in Form von basischen Kupfercarbonaten
abzuscheiden, anschließend das Kupferrohr mit Wasser zu spülen und zu trocknen.
[0023] Vorzugsweise wird die Schutzschicht aus einer Elektrolyt-Lösung in Form einer Mischung
aus Wasser, Natriumhydrogencarbonat NaHCO
3 und Natriumsulfat Na
2SO
4 abgeschieden, wobei der Anteil von Natriumhydrogencarbonat 60 g und der Anteil von
Natriumsulfat 40 g je Liter Wasser ist.
[0024] Die elektrolytische Abscheidung kann unter Verwendung einer Innenelektrode, beispielsweise
in Form eines Drahts, erfolgen. Nach dem Befüllen des Kupferrohrs mit der Elektrolyt-Lösung
wird das Kupferrohr anodisch und die Innenelektrode kathodisch polarisiert. Möglich
ist es ferner, die Elektroden am Rohranfang bzw. -ende anzulegen.
[0025] Die aufgezeigten Lösungen der der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe ist der Gedanke
gemein, eine Schutzschicht auf der inneren Oberfläche eines Kupferrohrs werksseitig
zu erzeugen. Der technologische Zusammenhang besteht in einer werksseitig definiert
erzeugten Flächenkorrosion, welche zur Bildung von Schutzschichten aus Kupfer-Korrosionsprodukten
führt. Hierdurch wird eine zuverlässige Minimierung der Kupferionenabgabe an das Trinkwasser
realisiert.
1. Verfahren zur Erzeugung einer die Kupferlöslichkeit in Wasser begrenzenden Schutzschicht
auf der inneren Oberfläche eines Kupferrohrs, dadurch gekennzeichnet, daß das Kupferrohr mit einer wässerigen Oxidationslösung befüllt wird, welche bei
einer Temperatur zwischen 10 °C und 95 °C über einen Zeitraum zwischen 0,1 h und 48
h im Kupferrohr verbleibt, worauf das Kupferrohr mit Wasser gespült und anschließend
getrocknet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kupferrohr mit einer Oxidationslösung aus Oxidantien, wie Wasserstoffperoxid,
Kaliumpermanganat, Kaliumchlorat, Natriumchlorid oder Mischungen hiervon in einer
Konzentration zwischen 5 g/l und 500 g/l und Salzen der Kohlensäure, wie Natriumcarbonat,
Kaliumcarbonat, Ammoniumcarbonat, Kupfer(I)carbonat, Kupfer(II)-carbonat, Natriumhydrogencarbonat,
Kaliumhydrogencarbonat, Ammoniumhydrogencarbonat oder Mischungen hiervon in einer
Konzentration zwischen 5 g/l und 500 g/l befüllt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Oxidationslösung Salze anderer Säuren, wie Natriumchlorid, Ammoniumchlorid
oder Natriumsulfat zugesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Netzmittel bis zu einem Anteil von 50 g/l zugesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Verdicker bis zu einem Anteil von 50 g/l zugesetzt wird.
6. Verfahren zur Erzeugung einer die Kupferlöslichkeit in Wasser begrenzenden Schutzschicht
auf der inneren Oberfläche eines Kupferrohrs, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche des Kupferrohrs mit einer Kupferammoniumchlorid-Lösung benetzt
und anschließend mit einem sauerstoffhaltigen Gas in Kontakt gebracht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die innere Oberfläche des Kupferrohrs über einen Zeitraum von 1 sec bis 10 sec
mit der Kupferammoniumchlorid-Lösung benetzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die benetzte innere Oberfläche während eines Zeitraums zwischen 10 min und 20
min bei einer Temperatur zwischen 15 °C und 70 °C mit einem sauerstoffhaltigen Gas
in Kontakt gebracht wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Kupferrohr nach der Behandlung mit heißer Luft getrocknet wird.
10. Verfahren zur Erzeugung einer die Kupferlöslichkeit in Wasser begrenzenden Schutzschicht
auf der inneren Oberfläche eines Kupferrohrs, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzschicht elektrolytisch aus einer Elektrolytlösung in Form von basischen
Kupfercarbonaten abgeschieden wird, wonach das Kupferrohr mit Wasser gespült und getrocknet
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzschicht aus einer Elektrolytlösung in Form einer Mischung aus Wasser,
Natriumhydrogencarbonat NaHCO3 und Natriumsulfat Na2SO4 abgeschieden wird mit einem Anteil von 60 g NaHCO3 und 40 g Na2SO4 je Liter Wasser.