[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines spritzgußfähigen
Zwischenprodukts aus trockenen, pastösen oder flüssigen Rohstoffen und mindestens
einem Bindemittel.
[0002] Es ist bekannt, spritzgußfähige Zwischenprodukte durch Kneten von Rohstoffen und
einem Bindemittel in einer Vorrichtung herzustellen.
[0003] Bei dem bekannten Verfahren werden die Rohstoffe zusammen mit dem Bindemittel innerhalb
der Vorrichtung (Kneter) mit Hilfe von Knetelementen behandelt, durch eine separate
Heizeinrichtung erwärmt und nach dem Aufschmelzen des Bindemittels zu einer Paste
verknetet. Anschließend kann die Paste der Vorrichtung entnommen werden, um aus dem
gewonnenen, als "Feedstock" bezeichneten Zwischenprodukt (Paste) einen herzustellenden
Gegenstand zu spritzen. Dieser noch mittels Brennprozessen oder Sintern auszuhärtende
Gegenstand wird "Grünling" genannt. Gegebenenfalls muß das Zwischenprodukt vor dem
Spritzgießen noch weiterbehandelt werden. Diese Weiterbehandlung kann in einer Granulation
oder einem Vermahlen der abgekühlten Paste bestehen.
[0004] Zur Herstellung des Zwischenprodukts müssen die Rohstoffe und das Bindemittel nachteiligerweise
zwischen 2 und 20 Stunden geknetet werden.
[0005] Aufgrund der geringen Mischwirkung des Kneters besitzt die hergestellte Paste nur
eine geringe Homogenität. Diese geringe bzw. fehlende Homogenität wirkt sich auch
auf den Recyclingprozeß bzw. die Verwendung von beim Spritzgießen entstehenden Abfallprodukten
aus, die erneut der Vorrichtung zugeführt werden. Es zeigt sich, daß ein starker Unterschied
im Fließverhalten zwischen reinen Rohstoffen und recycelten Produktabfällen vorliegt.
Die ungenügende Homogenität der Paste führt auch dazu, daß die Paste ggf. in einem
Extruder oder auf einem Walzenstuhl nachbehandelt werden muß.
[0006] Die Durchführung der Knetbehandlung einer Mischung aus Rohstoffen und mindestens
einem Bindemittel ist in Abhängigkeit von der verwendeten Mischung nur möglich, wenn
eine entsprechende Mischung gewählt wird. Nicht jede Bauart eines Kneters ist für
jede Mischung geeignet, so daß die Mischung unter Umständen geändert werden muß.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur möglichst effektiven
Herstellung eines qualitativ hochwertigen, spritzgußfähigen Zwischenprodukts zu entwickeln.
[0008] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gelöst, bei dem Rohstoffe und mindestens ein
Bindemittel in einem Mischbehälter mittels schnell rotierender Mischelemente zunächst
zu einer Pulvermischung verarbeitet und anschließend mit Hilfe der mechanischen Bearbeitung
der Pulvermischung durch die Mischelemente und/oder weiterer Einbauten (Aufschlußwerkzeuge,
stabförmige Elemente, Messer, etc.) erwärmt und zu dem Zwischenprodukt verarbeitet
werden.
[0009] Unter schnell rotierenden Mischelementen wird eine derartige Bewegung der Mischelemente
verstanden, daß innerhalb der Vorrichtung eine Mischtrombe oder ein umlaufender Mischgutring,
erzeugt werden kann. Die Mischelemente sollen eine Umfangsgeschwindigkeit > 20 m pro
Sekunde aufweisen.
[0010] Die Komponenten der Mischung werden entweder gleichzeitig oder nacheinander in den
Mischbehälter gegeben. Infolge der Bearbeitung der Mischkomponenten mit Hilfe der
Mischelemente entsteht Reibungswärme, die zum Aufheizen der Mischkomponenten benutzt
wird. Der Aufheizvorgang kann in Ausnahmefällen noch durch eine Wandbeheizung des
Mischbehälters unterstützt oder in Gang gesetzt werden. In diesem Verfahrensabschnitt
kommt es zu einer intensiven Vorvermischung der Rohstoffe untereinander und mit dem
Bindemittel. Es entsteht eine meist rieselfähige Pulvermischung hoher Mischgüte.
[0011] Aus der Pulvermischung kann in demselben Mischbehälter entweder ein Agglomerat oder
eine Paste als Zwischenprodukt entstehen, das in einer Form zu einem Gegenstand gespritzt
werden kann. Sowohl das Agglomerat als auch die Paste weisen eine große Homogenität
auf. Diese Mischgüte wirkt sich auch qualitätssteigernd auf das Endprodukt aus, das
aus dem Zwischenprodukt herstellbar ist.
[0012] Die an einer schnell drehenden Mischwelle angebrachten Mischelemente ermöglichen
es, die Verfahrensdauer in den meisten Fällen auf 10 bis 20 Minuten zu beschränken.
[0013] Die Bearbeitung der Rohstoffe und des Bindemittels in der Vorrichtung mit Hilfe der
schnell rotierenden Mischelemente kann unabhängig von der der Vorrichtung zugeführten
Mischung von Rohstoffen und Bindemittel durchgeführt werden. Eine auf die Mischung
angepaßte Drehzahl der Mischwelle kann durch eine Steuerung der Vorrichtung so eingestellt
werden, daß die gewünschte Vorvermischung und Aufheizung der Mischung eintritt. Die
Mischelemente können noch mit starren oder beweglichen Einbauten im Mischraum zusammenarbeiten,
damit die Misch- und/oder Aufschluß- und Erwärmungszeit verkürzt werden kann.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren führt vorteilhafterweise zu einer Senkung der Investitions-
und Betriebskosten und wirkt sich auch auf die Standzeiten des Betriebs einer Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens positiv aus.
[0015] Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird die Mischung aus den Rohstoffen und dem
mindestens einen Bindemittel durch mechanische Bearbeitung bis unterhalb des Bindemittelschmelzpunktes
erwärmt und agglomeriert. Durch die im Bereich der Mischelemente entstehende Friktionswärme
kommt es zu einem Anschmelzen der Oberfläche der Bindemittelteilchen, die dann an
den Rohstoffpartikeln anhaften können und die Entstehung der Agglomerate bewirken
können. Je nach Mischungsverhältnis kann das Agglomerat bereits als spritzgußfähiges
Zwischenprodukt der Vorrichtung entnommen werden.
[0016] Bei einer anderen Ausführungsform wird das Bindemittel durch die mechanische Bearbeitung
in dem Mischbehälter aufgeschmolzen, wobei aus der Mischung der Rohstoffe und des
mindestens einen Bindemittels eine Paste erzeugt wird. Die Rohstoffpartikel können
mit den Bindemittelteilchen eine zähflüssige Masse von teigiger Konsistenz bilden.
Die Verbindung der Rohstoffpartikel und Bindemittelteilchen führt zu einem fließfähigen
Zwischenprodukt. Die formbare Paste ist durch ihre Bearbeitung mittels der Mischelemente
ebenfalls hochgradig homogenisiert.
[0017] Die Paste kann abgekühlt und dabei wiederum agglomeriert werden, um ein Agglomerat
mit einer Spritzgußmaschine weiterzuverarbeiten.
[0018] Als Rohstoffe können schüttgutfähige, feste und auch fluide Rohstoffe unterschiedlichster
Art eingesetzt werden. Das Verfahren ist auch auf Metallpulver oder Keramikpulver
als Rohstoffe anwendbar. Daher kann das Verfahren zur Herstellung von Zwischenprodukten
verwendet werden, die für die Powder Injection Moulding (PIM) -Technologie geeignet
sind. Hierbei stellt eine modifizierte Kunststoff-Spritzgußmaschine aus einem Rohstoffpulver-Bindemittelgemisch
den sogenannten Grünling her. Der gespritzte und ausgehärtete Grünling kann dann anschließend
auf unterschiedliche Weise weiterverarbeitet werden.
[0019] Als mindestens ein Bindemittel kann vorzugsweise ein organisches Bindemittel eingesetzt
werden. Es kommen Bindemittel in Betracht, die mit den Rohstoffen reagieren und/oder
die Verbindung der Rohstoffpartikel untereinander beschleunigen können. Das organische
Bindemittel kann für eine ausreichende Fließfähigkeit in der Spritzgußmaschine sorgen
und dem gespritzten und ausgehärteten Rohling (Grünling) eine große Formstabilität
geben. Das Bindemittel kann aus dem Grünling durch Brennen oder Sintern entfernt werden.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren ist gleichermaßen für MIM (Metal Injection Moulding)
und CIM (Ceramic Injection Moulding) verwendbar.
[0021] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Zeichnung, die erfindungswesentliche
Einzelheiten zeigt, und aus den Ansprüchen. Die einzelnen Merkmale können je einzeln
für sich oder zu mehreren in beliebiger Kombination bei einer Ausführungsform der
Erfindung verwirklicht sein.
Die Figur zeigt eine Seitenansicht eines Mischbehälters mit schnell rotierenden Mischelementen
zur Herstellung eines spritzgußfähigen Zwischenprodukts.
[0022] Die Erfindung ist in der Figur schematisch dargestellt, so daß die wesentlichen Merkmale
der Erfindung gut zu erkennen sind. Die Darstellung ist nicht notwendigerweise maßstäblich
zu verstehen.
[0023] Eine Vorrichtung 1 weist zur Durchführung eines Verfahrens zur Herstellung eines
spritzgußfähigen Zwischenprodukts aus Rohstoffen und mindestens einem Bindemittel
einen vertikal angeordneten, eine Zuführrichtung 2 und eine Entnahmerichtung 3 aufweisenden
Mischbehälter 4 auf. In den Mischbehälter 4 können die Rohstoffe und das mindestens
eine Bindemittel in Zuführrichtung 2 eingeleitet werden. Das erzeugte Zwischenprodukt
kann den Mischbehälter 4 in Entnahmerichtung 3 verlassen. Die Rohstoffe können in
den Mischbehälter 4 vor Beginn der Bearbeitung eingelagert werden. Bei hohem Bindemittelanteil
wird ein Teil des Bindemittels nachchargiert. Ebenso können auch die Rohstoffe nachgefüllt
werden, um die Mischung aus Rohstoffen und Bindemittel zu beeinflussen.
[0024] Der Mischbehälter 4 weist einen Boden 5 und einen Deckel 6 auf. In dem Mischbehälter
4 ist eine rotierbare Welle 7 angeordnet, die ein Lager 8 im Bodenbereich durchdringt.
Das Lager 8 ist einerseits am Mischbehälter 4 und andererseits am Maschinengestell
9 angeflanscht. Der gas- und produktdicht verschließbare Deckel 6 ist in Pfeilrichtung
10 verschwenkbar. Am Deckel 6 ist ein Produkteintragsstutzen 11, ein Gasaustragsstutzen
12 und ein Flüssigkeitszugabestutzen 13 vorgesehen. Im Bereich des Bodens ist ein
Produktaustragsstutzen 14 ausgebildet. Der Mischbehälter 4 verfügt ferner über einen
Doppelmantel 15, der in Verbindung mit Stutzen 16, 17 steht und der Seitenwände des
Mischbehälters 4 umgibt. Der Doppelmantel 15 kann gegebenenfalls zur Temperierung
des Mischraums bzw. zur Kühlung des hergestellten Zwischenprodukts Verwendung finden,
indem Fluide über die Stutzen 16, 17 in den Doppelmantel 15 einströmen können.
[0025] An der Welle 6 sind Mischelemente 18 bis 18 ''' beispielhaft angebracht, um eine
sich in dem Mischbehälter 4 befindliche Mehrkomponentenmischung aus Rohstoffen und
Bindemitteln bearbeiten zu können.
[0026] Wenn die Welle 7 durch einen Motor 20, vorzugsweise einen Elektromotor, angetrieben
wird, wird die Mischung aus Rohstoffen und mindestens einem Bindemittel zunächst vorgemischt
und homogenisiert. Das im Mischbehälter 4 befindliche Gut wird bei Rotation der Welle
7 in Pfeilrichtung 19 zwangsbewegt. Die Welle 7 rotiert mit einer hohen Drehzahl,
so daß die Mischung innerhalb des Mischbehälters 4 eine Materialtrombe oder einen
Mischgutring ausbilden kann. Durch die schnelle Rotation der Welle 7 kann Reibungswärme
zwischen den Mischelementen 18 bis 18''' und Rohstoffpartikeln und/oder Bindemittelteilchen
übertragen werden. Oberflächen von Bindemittelteilchen können dabei angeschmolzen
werden, so daß sie zusammen mit den Rohstoffpartikeln ein Agglomerat bilden. Das Agglomerat
kann als spritzgußfähiges Zwischenprodukt dem Mischbehälter 4 entnommen werden.
[0027] Das Bindemittel kann in dem Mischbehälter 4 durch die Bearbeitung mit den Mischelementen
18 bis 18''' auch derart aufgeheizt werden, daß es zum Erreichen des Bindemittelschmelzpunktes
kommen kann. In diesem Fall entsteht in dem Mischbehälter 4 eine fließfähige Paste
durch eine innige Verbindung der Rohstoffpartikel untereinander und mit den Bindemittelteilchen.
Durch die Drehbewegung der Welle 7 kann ein Energiebetrag von 0,5 bis 1,5 [KW / (Kg
Mischgut)] übertragen werden. Die Drehzahl der Welle 7 läßt sich über eine Steuerung
des Motors 20 stufenlos regeln. Auch die hergestellte Paste kann über den Produktaustragsstutzen
14 in Entnahmerichtung 3 dem Mischbehälter 4 entnommen werden.
[0028] Die hergestellte Paste kann in dem Mischbehälter 4 aber auch mit Hilfe des als Kühlmantel
ausgebildeten Doppelmantels 15 abgekühlt werden, so daß aus der Paste wiederum ein
Agglomerat gewonnen werden kann. Das Agglomerat kann dann entsprechend dem Mischbehälter
4 entnommen und weiterverarbeitet werden.
[0029] Im oberen Bereich des Mischbehälters können weitere Einbauten vorgesehen sein, die
als zusätzliche Lüftungsstutzen, Zugabestutzen und/oder Einbauten genutzt werden können.
[0030] Ein Verfahren zur Herstellung eines spritzgußfähigen Zwischenprodukts aus trockenen,
pastösen oder flüssigen Rohstoffen und mindestens einem Bindemittel, ist in einem
Mischbehälter 4 durchführbar. Mittels schnell rotierender Mischelemente 18 bis 18'''
werden die Rohstoffe und das mindestens eine Bindemittel zunächst zu einer rieselfähigen
Pulvermischung verarbeitet, die anschließend mit Hilfe der mechanischen Bearbeitung
der Pulvermischung durch die Mischelemente 18 bis 18''' und/oder weitere Einbauten
erwärmt und zu dem Zwischenprodukt verarbeitet wird. Das Verfahren ermöglicht eine
möglichst effektive Herstellung eines qualitativ hochwertigen, spritzgußfähigen Zwischenprodukts
in einer erheblich verkürzten Arbeitszeit.
1. Verfahren zur Herstellung eines spritzgußfähigen Zwischenprodukts aus trockenen, pastösen
oder flüssigen Rohstoffen und mindestens einem Bindemittel,
die in einem Mischbehälter (4) mittels schnell rotierender Mischelemente (18, 18',
18'', 18''') zunächst zu einer Pulvermischung verarbeitet und
anschließend mit Hilfe der mechanischen Bearbeitung der Pulvermischung durch mindestens
die Mischelemente (18 bis 18''') erwärmt und zu dem Zwischenprodukt verarbeitet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung aus den Rohstoffen
und dem mindestens einen Bindemittel durch mechanische Bearbeitung bis unterhalb des
Bindemittelschmelzpunktes erwärmt und agglomeriert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel durch die mechanische
Bearbeitung in dem Mischbehälter (4) aufgeschmolzen wird, wobei aus der Mischung der
Rohstoffe und des mindestens einen Bindemittels eine Paste erzeugt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Paste in dem Mischbehälter
(4) abgekühlt und agglomeriert wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Rohstoffe Metallpulver oder Keramikpulver verwendet werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens
ein organisches Bindemittel verwendet wird.