[0001] Die Erfindung betrifft mehrschichtige Polstermaterialien gemäß dem Oberbegriff des
Anspruchs 1.
[0002] Ärzte und Orthopädiefachleute beobachten, daß die Zahl der Patienten, die aufgrund
ihres Krankheitsbildes kontinuierlich und teilweise in starkem Umfang Schweiß, Sekret
und/oder Blut absondern, ständig zunimmt. Ein erstes Beispiel sind Diabetiker und
Raucher, deren Füße und Beine aufgrund ihrer gestörten Durchblutung sehr druckempfindlich
sind und aus schwärenden Wunden Sekret und Blut absondern. Ein weiteres Beispiel sind
Rheumatiker, die aufgrund ihrer entzündlich erhöhten Körpertemperatur stark schwitzen,
wobei der Schweiß häufig größere Mengen von Salzen und anderen Mineralien enthält.
Diese Patienten sind überwiegend auf orthopädische Maßschuhe angewiesen, mit deren
Hilfe ihre Schmerzen und sonstigen Beschwerden gelindert werden können. Dabei dringen
die erwähnten Körperabsonderungen in das Schuhmaterial ein und verändern bzw. zerstören
dies. In nicht wenigen Fällen ist ein Paar der teuren orthopädischen Maßschuhe nach
wenigen Monaten unbrauchbar und muss ersetzt werden. In allen Fällen ergeben sich
hygienische Probleme. Dieser Zustand ist verständlicherweise unbefriedigend.
[0003] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Polstermaterial
der eingangs genannten Art anzugeben, mit dessen Hilfe die zerstörerischen Wirkungen
der Körperabsonderungen des Patienten verhindert werden können, ohne daß die medizinisch/orthopädischen
Eigenschaften darunter leiden.
[0004] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein orthopädisches Polstermaterial mit den Merkmalen
des Anspruchs 1.
[0005] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Polstermaterials sind eine ausreichend glatte
Oberfläche zum Körper, beispielsweise Fuß des Patienten, die Begrenzung des Ausdehnungsbereiches
der Körperabsonderungen auf die Oberschicht, die jedoch hydrophob sowie leicht abwasch-
bzw. desinfizierbar ist, die dadurch mögliche Verwendung von praktisch beliebigen
Polstermaterialien in jederfür die Versorgung des betreffenden Patienten erforderlichen
Dicke und Position, die Möglichkeit, das in den Körperabsonderungen enthaltene Wasser
trotzdem als Dampf entweichen zu lassen. Die orthopädischen Hilfsmittel, z. B. die
erwähnten orthopädischen Maßschuhe, behalten ihre normale Haltbarkeit bei.
[0006] Schuhe, auch Therapieschuhe für neuro-angiopathische geschädigte Füße, in denen feuchtigkeitsundurchlässige
jedoch dampfdurchlässige Membranen verarbeitet sind, sind bekannt, beispielsweise
aus der WO 97/14326 oder der DE 43 40 433 A1. Bei diesen Schuhen liegt die Membranfolie
jedoch lose zwischen dem Schuhobermaterial und dem Schuhinnenfutter. Sie ist lediglich
an ihrem Rand befestigt. Polsterschichten sind nicht vorgesehen. Bei dem erfindungsgemäßen
Polstermaterial dagegen sind alle Schichten flächig miteinander verbunden, wodurch
die Bearbeitung erheblich vereinfacht ist, Abnutzungserscheinungen durch die Relativbewegungen
der Schichten gegeneinander völlig entfallen und eine gute Formgebung möglich ist.
[0007] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung befindet sich auf der Rückseite der Polsterschicht
eine dritte Verbindungsschicht.
[0008] Gemäß einer ersten Variante hierzu ist die dritte Verbindungsschicht eine Selbstklebeschicht,
die mit einem Schutzpapier abgedeckt sein kann. Dank der Selbstklebeschicht lässt
sich das erfindungsgemäße Polstermaterial sehr einfach an den orthopädischen Hilfsmitteln
fixieren. Ein typischer Anwendungsfall sind Innensohlen und Fußbetten in orthopädischen
Schuhen.
[0009] Gemäß einer alternativen Ausgestaltung hierzu ist auf die dritte Verbindungsschicht
eine textile Rückschicht aufgebracht. Diese Rückschicht kann wie die Oberschicht ein
Gewirke, Gestrick, Gewebe oder Vlies sein, angepasst an die geforderte Elastizität
und Verformbarkeit Grundsätzlich kann die Rückschicht die gleichen Eigenschaften haben
wie die Oberschicht. Da die Rückschicht jedoch nicht von den Körperabsonderungen beaufschlagt
werden kann und keinen direkten Kontakt mit der Haut des Patienten hat, gibt es bei
der Auswahl des Material, aus dem die Rückschicht besteht, praktisch keine Begrenzung.
Hier kann deshalb auch Leder verwendet werden.
[0010] Vorteilhafterweise ist die Rückschicht abriebfest. In diesem Fall kann das erfindungsgemäße
Polstermaterial ohne weiteres benutzt werden, um Schuhe herzustellen, wie sie in der
DE 43 40 433 A beschrieben sind. Das erfindungsgemäße Polstermaterial mit abriebfester
Rückschicht kann jedoch auch bei allen anderen orthopädischen Hilfsmitteln wie Brücken,
Prothesen usw. verwendet werden, bei denen eine Relativbewegung zwischen Polstermaterial
und Prothese auftreten kann.
[0011] Die Verbindungsschicht, mit der die verschiedenen Materialien flächig miteinander
verbunden werden, muss möglichst dampfdurchlässig sein. Es empfiehlt sich daher, diese
Verbindungsschicht als punkt- oder linienförmige Klebefläche zu realisieren.
[0012] Falls die Schichten aus geeigneten Materialien, insbesondere thermoplastischen Kunststoffen
bestehen, lässt die Verbindungsschicht sich auch als Flammkaschierung realisieren.
[0013] Um die Trageigenschaften des erfindungsgemäßen Polstermaterials zu optimieren, empfiehlt
es sich, die Oberschicht schnell trocknend und/oder abriebfest auszuführen.
[0014] Als Polsterschicht eignen sich die bekannten offenporigen Schäume aus Kunststoff.
[0015] Es hat sich herausgestellt, daß die Membran sich leichter verarbeiten lässt, wenn
sie sich auf einem textilen Träger befindet.
[0016] Für besondere medizinisch-hygienische Anwendungen ist die Membran undurchlässig für
Bakterien und/oder Viren.
[0017] Das erfindungsgemäße Polstermaterial lässt sich wie schon erwähnt bevorzugt verwenden
als Innenfutter bzw. Innensohle in einem orthopädischen Schuh oder auch als Polster
auf einer Prothese.
[0018] Anhand der Zeichnung soll die Erfindung in Form von Ausführungsbeispielen näher erläutert
werden. Es zeigen jeweils rein schematisch
- Fig. 1
- ausschnittsweise einen Querschnitt durch einen orthopädischen Schuh im Bereich des
Oberleders und
- Fig. 2
- einen Querschnitt durch ein alternatives Polstermaterial.
[0019] Fig. 1 zeigt rein schematisch einen Ausschnitt durch einen orthopädischen Schuh im
Bereich des Oberleders. Man erkennt zunächst angedeutet einen menschlichen Fuß 1 mit
einer Wunde 2, die Sekret und Blut absondert. Der Fuß 1, 2 befindet sich in einem
orthopädischen Maßschuh, von dem nur ein Stück des Oberleders 3 dargestellt ist.
[0020] Zwischen Fuß 1, 2 und Oberleder 3 befindet sich ein mehrschichtiges Polstermaterial
10. Die dem Fuß 1, 2 zugewandte Oberschicht 11 besteht je nach Bedarf aus einem mehr
oder weniger elastischen Gewirke, Gestrick, Gewebe oder Vlies. Sie ist luft- und dampfdurchlässig,
hydrophob, abwaschbar, desinfizierbar, nach Möglichkeit schnell trocknend und auch
ausreichend abriebfest. Außerdem besteht die Oberschicht 11 aus einem hautfreundlichen
Material. Sie nimmt Flüssigkeit auf, beispielsweise die Absonderungen der Wunde 2,
jedoch ohne diese zu speichern. Aus diesem Grunde scheiden beispielsweise Wolle und
Baumwolle aus. Geeignet sind vielmehr Kunstfasern, insbesondere thermoplastische Kunstfasern.
[0021] Auf die Rückseite der Oberschicht 11 ist mit Hilfe einer dampfdurchlässigen Kleberschicht
12 eine feuchtigkeitsundurchlässige, jedoch dampfdurchlässige Membran 13 ganzflächig
aufgeklebt. Diese Membran 13 ist ebenso flexibel wie die Oberschicht 11. Aufgrund
ihrer Undurchlässigkeit für Flüssigkeit begrenzt sie den Ausbreitungsbereich der von
der Wunde 2 abgesonderten Flüssigkeiten auf die Oberschicht 11.
[0022] Auf die Rückseite der Membran 13 ist mit Hilfe einer zweiten ebenfalls dampfdurchlässigen
Kleberschicht 14 eine Polsterschicht 15 geklebt. Diese Polsterschicht 15 kann aus
beliebigen Materialien bestehen. Sie muss lediglich den durch die Membran 13 hindurchgehenden
Dampf weiterleiten. Aus diesem Grunde eignen sich besonders offenporige Schäume aus
Kunststoffen. Die Dicke der Polsterschicht 15 kann so gewählt werden, daß sich für
den kranken Fuß 1,2 die optimale Entlastung ergibt.
[0023] Auf die Rückseite der Polsterschicht 15 ist mit Hilfe einer dritten dampfdurchlässigen
Kleberschicht 16 eine textile Rückschicht 17 ganzflächig aufgeklebt. Die Rückschicht
17 kann ebenfalls aus beliebigen Materialien bestehen, sie muss lediglich dampfdurchlässig
sein. Sie hat die Aufgabe, die Polsterschicht 15 zu schützen, so daß diese bei Relativbewegungen
gegenüber dem Oberleder 3 des orthopädischen Schuhs nicht beschädigt wird.
[0024] Die drei Kleberschichten 12, 14, 16 sind im vorliegenden Ausführungsbeispiel punkt-
oder linienförmig ausgeführt, um die Dampfdurchlässigkeit zu gewährleisten.
[0025] Falls die Schichten 11, 13, 15, 17 des Polstermaterial 10 aus geeigneten thermoplastischen
Materialien bestehen, können die Verbindungsschichten 12, 14, 16 auch als Flammkaschierung
realisiert werden.
[0026] Fig. 2 zeigt ein alternatives Polstermaterial 10'. Vorhanden sind die Oberschicht
11, die Membran 13 und die Polsterschicht 15 sowie die diese untereinander verbindenden
dampfdurchlässigen Kleberschichten 12, 14. Diese Schichten 11 ... 15 sind für die
hervorragenden Eigenschaften des erfindungsgemäßen Polstermaterial 10' wesentlich.
[0027] Die Membran 13 befindet sich hier auf einem textilen Träger 19, wodurch die Verarbeitung
der an sich extrem dünnen Membran 13 vereinfacht wird.
[0028] Auf der Rückseite der Polsterschicht 15 ist als dritte Verbindungsschicht eine Selbstklebeschicht
16' aufgebracht, die von einem Schutzpapier 18 abgedeckt ist. Dadurch kann das Polstermaterial
10' nach dem Zuschneiden und Abziehen des Schutzpapiers 18 auf das orthopädische Hilfsmittel,
entwederauf die Innenseite des Oberleders 3 bzw. der Sohle des orthopädischen Schuhs
der Fig. 1 oder auf eine Krücke oder Prothese aufgeklebt werden. Das geht sehr schnell.
Auch ist bei Auswahl des richtigen Klebers 16' die Verbindung zu dem orthopädischen
Hilfsmittel sehr dauerhaft.
[0029] Dank der ganzflächigen Verbindung der Schichten 11, 13, 15, 16' bzw. 17 der Polstermaterialien
10, 10' ergibt sich eine große Haltbarkeit und eine gute Formbeständigkeit, verbunden
mit einem optimalen Polstereffekt.
1. Mehrschichtiges Polstermaterial (10, 10') zum Abpolstern der Oberflächen von orthopädischen
Hilfsmitteln für Patienten, die aufgrund ihres Krankheitsbildes Blut, Sekret und/oder
Schweiß absondern, im wesentlichen umfassend
- eine elastische, wasserdampfdurchlässige Membran (13)
- und eine elastische, textile Oberschicht (11),
gekennzeichnet durch die Merkmale:
- die textile Oberschicht (11) ist
-- luft- und dampfdurchlässig,
-- hydrophob,
-- und abwasch- bzw. desinfizierbar,
- zwischen Oberschicht (11) und Membran (13) befindet sich eine erste Verbindungsschicht
(12),
-- diese besitzt im wesentlichen die gleichen Eigenschaften wie die Oberschicht (11),
- hinter der Membran (13) befindet sich eine Polsterschicht (15),
- zwischen Membran (13) und Polsterschicht (15) befindet sich eine zweite Verbindungsschicht
(14),
- die Verbindungsschichten (12,14) sind wasserdampfdurchlässig.
2. Polstermaterial nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- auf der Rückseite der Polsterschicht (15) befindet sich eine dritte Verbindungsschicht
(16, 16').
3. Polstermaterial nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- auf der Rückseite der Polsterschicht (15) bzw. der dritten Verbindungsschicht (16)
befindet sich eine textile Rückschicht (17).
4. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Verbindungsschicht (12, 14, 16) ist als punkt- oder linienförmige Klebefläche
realisiert.
5. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Verbindungsschicht (12, 14, 16) ist als Flammkaschierung realisiert.
6. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Oberschicht (11) ist schnell trocknend.
7. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Oberschicht (11) ist abriebfest.
8. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Oberschicht (11) ist ein Element aus der Gruppe der Gewirke, Gestricke, Gewebe
oder Vliese.
9. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 3 bis 8, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Rückschicht (17) ist abriebfest.
10. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 3 bis 9, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Rückschicht (17) ist ein Element aus der Gruppe der Gewirke, Gestricke, Gewebe,
Vliese oder Leder.
11. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 10, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Polsterschicht (15) ist ein offenporiger Schaum aus Kunststoff.
12. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 10, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Polsterschicht (15) ist ein Abstandsgewirke.
13. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 2 bis 12, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die dritte Verbindungsschicht (16') ist ein selbstklebendes Material, abgedeckt
mit einem Schutzpapier (18).
14. Polstermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 13, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Membran (13) befindet sich auf einem textilen Träger (19).
15. Polstermaterial nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch das Merkmal:
- die Membran (13) ist undurchlässig für Bakterien und/oder Viren.
16. Verwendung des mehrschichtigen Polstermaterials (10, 10') nach den Ansprüchen 1 bis
13 als Innenfutter bzw. Innensohle bzw. Fußbett in einem orthopädischen Schuh (3).
17. Verwendung des mehrschichtigen Polstermaterials (10, 10') nach den Ansprüchen 1 bis
13 als Polster auf einer Prothese.