[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Werkstoff für Gleitelemente von Sportgeräten,
insbesondere für Gleitkanten von Wintersportgeräten wie beispielsweise Skier, Skibobs
und Schlitten.
[0002] Derartige Werkstoffe unterliegen einer außerordentlich vielfältigen Beanspruchung;
sie erfordern eine hohe Oberflächengüte, insbesondere eine hohe Gleiffähigkeit sowie
hohe Verschleißfestigkeit, Gesamtstabilität und Korrosionsbeständigkeit sowie eine
geringe Vibrationsneigung bzw. gute Dämpfungseigenschaften.
[0003] Eine hohe Verschleißfestigkeit und Korrosionsbeständigkeit verringert die Notwendigkeit,
die Kanten nachzuschleifen, während die Geradlinigkeit bzw. Verzugsfestigkeit von
entscheidender Bedeutung beim Anbringen der Kanten beispielsweise am Ski ist. Schließlich
erfordern Gleitelemente- und -kantenwerkstoffe eine gute Verarbeitbarkeit, insbesondere
ein gutes Umformverhalten, um sie durch Walzen oder Ziehen wirtschaftlich herstellen
zu können.
[0004] Zum Herstellen von Skikanten mit einem L-förmigen Querschnitt durch Walzen oder Ziehen
schlägt die deutsche Offenlegungsschrift 22 04 270 die Verwendung eines vergütbaren
Stahls vor, dessen Gebrauchseigenschaften im Anschluß an das Vergüten durch eine spezielle
Wärmebehandlung eingestellt werden. Diese Wärmebehandlung besteht in einem Perlitisieren
der in situ in den Korpus des Skis unterhalb der Lauffläche eingebetteten Flanke unter
Beibehaltung des martensitischen Kopfes. Um das zu erreichen, ist ein Erwärmen der
Flanke auf eine Temperatur oberhalb der Anlaßtemperatur und ein gleichzeitiges Kühlen
des Kopfes erforderlich. Auf diese Weise ergibt sich ein Skikantenkopf mit hoher Härte
und eine verhältnismäßig weiche Flanke, die einen entsprechend geringen Werkzeugverschleiß
beim nachfolgenden Ausstanzen von Ausnehmungen gewährleistet.
[0005] Mit dieser Wärmebehandlung ist jedoch der Nachteil verbunden, daß es als Folge des
einseitigen Erwärmens zu Krümmungen, d.h. zu sogenannten Säbelabweichungen kommt,
die auf eine Volumenkontraktion bei der Umwandlung des ursprünglich martensitischen
Gefüges der Profilflanke in den perlitischen Zustand zurückzuführen ist.
[0006] Um das Auftreten von Säbelabweichungen zu vermeiden, begrenzt die deutsche Offenlegungsschrift
42 18 099 die Abweichung in der Rockwell-Härte über den Querschnitt und über die Länge
des Skikantenprofils im gehärteten und angelassenen Zustand auf unter 2 HRC und schreibt
für das Perlitisieren ein gleichmäßiges Wärmeeinbringen sowie im Anschluß an das Perlitisieren
ein Biegeverformen des wärmebehandelten Kantenprofils vor. Durch das Biegeverformen
soll die Flanke gleichmäßig gereckt werden, um auf diese Weise die von der partiellen
Wärmebehandlung herrührenden Krümmungen zu beseitigen.
[0007] Das vorerwähnte Verfahren ist außerordentlich aufwendig und führt häufig nicht zu
dem gewünschten Erfolg, weil es äußerst schwierig ist, die geforderte Gleichmäßigkeit
der Härte über die Breite und die Länge des Profils sowie einen gleichmäßigen Biegereckgrad
über die Länge der Flanke zu erreichen. Hinzu kommt, daß die zur Verwendung kommenden
Vergütungsstähle nicht korrosionsbeständig sind und daher ein häufiges Nachschleifen
erfordern.
[0008] Bei einem aus der deutschen Offenlegungsschrift 40 00 744 bekannten Verfahren zum
Wärmebehandeln in situ wird die Skikante mit Hilfe eines Laserstrahls bei Temperaturen
über 700°C austenitisiert und der Austenit beim Abkühlen in Martensit umgewandelt.
Das In-situ-Erwärmen erfordert jedoch ein sorgfältiges Kühlen des zumeist aus Kunststoff
bestehenden geklebten, beispielsweise laminierten Korpus des Skis. Dazu dienen beim
Austenitisieren mitlaufende Kupferräder zum Abführen der Wärme im Bereich Kante/Korpus.
Auch dies ist mit Schwierigkeiten verbunden, weil es sich trotz der Wärmeabfuhr wegen
der verbleibenden Restwärmemengen nicht für jeden Kunst- oder Klebstoff zum Herstellen
von Skiern eignet. Hinzu kommen eine verhältnismäßig geringe Gefügestabilität und
innere Spannungen, die ursächlich für Kantenausbrüche bei seitlicher Schlagbeanspruchung
und Verzug sein können.
[0009] Des weiteren schlägt die schweizerische Patentschrift 902 946 die Verwendung eines
Drahts mit einer Nitrierschicht vor, die im Wege eines anschließenden Verformens auf
ein austenitisches Gefüge eingestellt und abschließend wärmebehandelt wird. Beim Umformen
des Drahts zum Kantenprofil nimmt die Dicke der Nitrierschicht ab und besteht die
Gefahr, daß die verbleibende Dicke zu gering ist und die Schicht lokal aufreißt.
[0010] Die bekannten Verfahren sind insgesamt sehr aufwendig und führen häufig auch nicht
zu reproduzierbaren Eigenschaften. Der Erfindung liegt daher das Problem zugrunde,
einen Werkstoff zu finden, der sich zum Herstellen von Gleitelementen, insbesondere
Ski- und Snow-Bord-Kanten eignet und eine vorteilhafte Kombination von Eigenschaften
besitzt.
[0011] Die Lösung dieses Problems besteht in einer Chrom-Stahllegierung mit
0,2 bis 0,65% Kohlenstoff
12,0 bis 20,0% Chrom
0,3 bis 5,0% Molybdän
0,02 bis 0,4% Stickstoff
bis 2% Mangan
bis 1,4% Silizium
bis 2% Nickel
bis 0,5% Kupfer
bis 0,2% Vanadium und/oder Niob
bis 0,1% Aluminium
Rest Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen.
[0012] Die erfindungsgemäße Stahllegierung besitzt nach einer Wärmebehandlung eine hohe
Härte und Verschleißfestigkeit sowie ein ausgezeichnetes Schwingungsverhalten mit
einem Wirkdämpfungsfaktor von η
300 < 0,5 bei hoher Korrosionsbeständigkeit insbesondere gegenüber Cloriden und Nitraten
auf. Ursächlich hierfür ist insbesondere die gleichzeitige Anwesenheit von Kohlenstoff,
Stickstoff und Molybdän. Dies gilt insbesondere für eine Chrom-Stahllegierung mit
0,30 bis 0,50% Kohlenstoff
15,0 bis 18,5% Chrom
0,5 bis 2,5% Molybdän
0,03 bis 0,15% Stickstoff
0,15 bis 1,60% Mangan
0,10 bis 0,90% Silizium
0,40 bis 1,30% Nickel
bis 0,3% Kupfer
bis 0,1% Vanadium und/oder Niob
bis 0,05% Aluminium
Rest einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen Eisen.
[0013] Vorzugsweise genügt die Zusammensetzung der erfindungsgemäßen Chrom-Stahllegierung
der folgenden Bedingung:

[0014] Die Wärmebehandlung besteht aus einem Erwärmen bei 1000 - 1100°C in einer vorzugsweise
kontinuierlichen Ofenanlage mit einem nachfolgenden Abkühlen bei gleichzeitiger Unterdrückung
von Vorkarbidausscheidungen. Die gewünschte Arbeitshärte wird durch eine nachfolgende
Wärmebehandlung im Temperaturbereich 200 - 600°C eingestellt und dient dazu, das Ausscheiden
von Vorkarbiden zu unterdrücken.
[0015] Die Erfindung basiert auf der Erkenntnis, daß sich bei bestimmten Chrom-Stahllegierungen
mit Hilfe von Molybdän und Stickstoff nicht nur eine bessere Härtbarkeit und Gefügehomogenität
erreichen läßt, sondern auch ein wesentlich besserer Wirkdämpffaktor η
300 Dieser ergibt sich aus der Abnahme der Hüllkurvenamplitude der Skikantenschwingung
nach einer Meßzeit von 300 ms entsprechend der Formel

in der γ
0 die Ausgangsamplitude bei Schwingungsbeginn ist.
[0016] Während die Wirkdämpfungsfaktoren herkömmlicher Skikanten-Werkstoffe bei 0,6 bis
0,7 liegen, verringern sie bei der erfindungsgemäßen Chrom-Stahllegierung auf unter
0,5. Ursächlich hierfür sind die Feinkörnigkeit und die homogene Verteilung der Karbide
und Karbonitride sowie die von den verhältnismäßig hohen Gehalten an Molybdän und
Stickstoff bestimmte Zusammensetzung des Grundgefüges.
[0017] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen des näheren erläutert.
[0018] Erfindungsgemäße Stahllegierungen A 2 bis A 5 wurden zu Skikantenprofilen ausgewalzt
und sodann durch die vorerwähnte Wärmebehandlung auf eine Härte von 40 bis 50 HRC
eingestellt. Herkömmliche Werkstoffe A 1 und B 1 bis B 3 wurden in gleicher Weise
gewalzt und wärmebehandelt; ihre Härte lag bei 45 bis 49 HRC.
[0019] Die in der Tabelle angegebene Verschleißfähigkeit 6 wurde mit Hilfe des Schleifrad-Verfahrens
ermittelt. In der Tabelle ist der gemessene Materialabtrag nach einem Schleifweg von
2000 m angegeben.

[0020] Die Daten der Tabelle zeigen, daß bei den Stahllegierungen A 2 bis A 5 die Härte,
der Verschleißwiderstand und die Schwingungsdämpfung als Folge der erfindungsgemäßen
Gehalte an Kohlenstoff, Stickstoff, Molybdän und Chrom im Vergleich zu den Stahllegierungen
B 1 bis B 3 wesentlich besser sind.
1. Chrom-Stahllegierung mit 0,2 bis 0,65% Kohlenstoff, 12,0 bis 20,0% Chrom, 0,3 bis
5,0% Molybdän, 0,02 bis 0,4% Stickstoff, bis 2% Mangan, bis 1,4% Silizium, bis 2%
Nickel, bis 0,5% Kupfer, bis 0,2% Vanadium und/oder Niob, bis 0,1% Aluminium, Rest
Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen.
2. Stahllegierung nach Anspruch 1 mit 0,30 bis 0,50% Kohlenstoff, 15,0 bis 18,5% Chrom,
0,5 bis 2,5% Molybdän, 0,03 bis 0,15% Stickstoff, 0,15 bis 1,60% Mangan, 0,10 bis
0,90% Silizium, 0,40 bis 1,30% Nickel, bis 0,3% Kupfer, bis 0,1% Vanadium und/oder
Niob, bis 0,05% Aluminium, Rest einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen
Eisen.
3. Stahllegierung nach Anspruch 1 oder 2, deren Gehalte an Kohlenstoff, Stickstoff, Molybdän
und Chrom der folgenden Bedingung genügen:
4. Verwendung einer Stahllegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3 als Werkstoff für
Gleitelemente von Sportgeräten.