[0001] Die Erfindung betrifft eine aktive Geräuschunterdrückung für eine lärmabstrahlende
Fläche mit mindestens einem mit der Fläche verbundenen Schnellesensor und mindestens
einem durch das Signal des Schnellesensors ansteuerbaren, auf die Fläche wirkenden
Aktuator.
[0002] Ein derartiges System zur Reduktion der Schallabstrahlung einer ebenen Fläche wird
beispielsweise von M. E. Johnson und S. J. Elliott in Journal of Acoustic Society
of America,
98 (4), Oct. 1995 unter dem Titel

Active Control of Sound Radiation Using Volume Velocity Cancellation" beschrieben.
Hierbei kommt ein Schnellesensor zur Anwendung, der sich ebenso wie der Aktuator über
die gesamte Fläche erstreckt und nur ungeradzählige Schwingungsmoden, insbesondere
die Grundmode (1,1) erfaßt und diesen Schwingungen mittels des Aktuators entgegenwirkt.
Schwingt die lärmabstrahlende Fläche mit höheren Schwingungsmoden, bei denen auch
nur eine Komponente geradzahlig ist,also z. B. (1,2)-, (2,3)-, usw. -Moden, so liefert
ein derartiger flächenintegrierender Sensor kein Ausgangssignal mehr, da die Integration
über alle Schwingungsberge und -täler das Summensignal 0 ergibt. Es hat sich jedoch
gezeigt, daß sich bei steigender Anregungsfrequenz einer schwingenden Platte auch
der Abstrahlungsgrad von solchen Schwingungsmoden erhöht, welche zumindest eine ungeradzahlige
Komponente aufweisen, z. B. (1,2)-, (1,3)-, (21,3)-, (3,3)-,... usw. -Moden.
[0003] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Vorrichtung zur aktiven Geräuschunterdrückung
zu schaffen, mittels welcher Schwingungsmoden mit zumindest einer ungeradzahligen
Komponente erfaßt und unterdrückt werden können.
[0004] Diese Aufgabe wird durch eine aktive Geräuschunterdrückung mit den Merkmalen des
Patentanspruchs 1 gelöst.
[0005] Die Erfindung verwendet im Gegensatz zum Stand der Technik achsenselektiv integrierende
Schnellesensoren, welche im einfachsten Fall aus streifenförmigen Piezofolien hergestellt
sind. Sobald längs einer Achse einer mit einem derartigen Sensor belegten Fläche eine
Schwingungsmode mit einer ungeradzahligen Komponente auftritt, ist das Summensignal
an diesem Sensor nicht mehr 0, so daß ein entsprechend angesteuerter Aktuator dieser
Schwingungsmode entgegenwirken kann.
[0006] Die Erfindung wird im folgenden anhand der in den Figuren teilweise schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiele näher beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein aktives System zur Geräuschunterdrückung mit zwei achsenselektiven Schnellesensoren
- Fig. 2
- streifenförmige, achsenselektive Schnellesensoren auf einer Struktur
- Fig. 3
- matrixförmig angeordnete Schnellesensoren auf einer Struktur und
- Fig. 4a und 4b
- aktive Vorsatzelemente zur Geräuschunterdrückung.
[0007] Bei dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel sind auf einer Platte 1, die
beispielsweise ein Struktur- oder Karosserieteil sein kann und die durch eine Störquelle
2, z. B. ein Verbrennungsmotor, zu Schwingungen angeregt wird, zwei piezoelektrische
Folien 3 und 4 übereinander aufgebracht. Die piezoelektrischen Folien 3 und 4 bestehen
beispielsweise aus gerecktem PVDF, welche aufgrund ihres Herstellungsprozesses unidirektionale
piezoelektrische Eigenschaften haben. Die beiden Folien 3 und 4 sind so übereinander
angeordnet, daß ihre durch Pfeile dargestellten piezoelektrischen Vorzugsrichtungen
in der Plattenebene senkrecht zueinander orientiert sind. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel
ist somit die Folie 3 für Auslenkungen der Plattenoberfläche in x-Richtung empfindlich
und die Folie 4 für Auslenkungen in y-Richtung.
[0008] Die durch die Folien 3 und 4 erzeugten Spannungssignale werden einem Regler 5 zugeführt,
der die Signale nach bekannten Verfahren verarbeitet und einen Aktuator 6 ansteuert.
Der Aktuator 6 kann entweder punkt- oder flächenförmig auf die Platte 1 einwirken
und zwar derart, daß schwingungsbedingten Auslenkungen der Platte entgegengewirkt
wird. Für eine sogenannte

Feed Forward"-Regelung können auch die Schwingungssignale der Störquelle 2 erfaßt
und dem Regler zugeführt werden.
[0009] Aufgrund der achsenselektiven integrierenden Wirkung der beiden Folien 3 und 4 wird
nicht nur die Grundmode der schwingenden Platte erfaßt sondern auch solche Moden,
die entweder in der x- oder y-Richtung eine ungerade Modenzahl aufweisen. Nur bei
geraden Modenzahlen ist in der jeweiligen Richtung das Summensignal auf der dieser
Richtung zugeordneten Folie 0.
[0010] Anstelle von großflächigen, gereckten PVDF-Folien können die achsenselektiv integrierenden
Schnellesensoren auch aus streifenförmigen Folien gemäß Fig. 2 hergestellt sein. Dies
hat den Vorteil, daß auch stark gekrümmte Flächen problemlos belegt werden können.
Hierzu sind aufeiner Platte 21 zwei Schichten von piezoelektrischen Folienstreifen
kreuzweise übereinander aufgeklebt, wobei die Folienstreifen 23 der ersten Schicht
die Schnelle in x-Richtung erfassen und integrieren und die darüberliegenden Streifen
24 der zweiten Schicht der y-Richtung zugeordnet sind. Die Streifen 23 bzw. 24 jeweils
einer Schicht sind untereinander elektrisch verbunden, so daß an den jeweiligen Ausgangsleitungen
das Summensignal aller piezoelektrischer Streifen einer Schicht anliegt.
[0011] Bei dem im Fig. 3 dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Schnelle einer Platte
31 punktförmig mittels einzelner Sensoren 32 erfaßt, welche matrixförmig über die
Oberfläche der Platte 31 verteilt sind. Hierzu eignen sich auf der Oberfläche der
Platte 31 aufgeklebte Beschleunigungssensoren, welche zeilen- und spaltenweise untereinander
elektrisch verbunden sind. Die Sensoren der oberen Zeile liefern dann beispielsweise
ein erstes Summensignal S
1x, die der zweiten Zeile das Signal S
2x usw; entsprechend liefern die Sensoren der linken Spalte das Summensignal S
1y, die der nächsten Spalte das Summensignal S
2y usw. Da sich lokale Schnellewerte mit unterschiedlichen Vorzeichen im Summensignal
gegenseitig aufheben bzw. nur als Differenzwert in Erscheinung treten, liefert das
über alle Zeilen bzw. Spalten zusammengefaßte Summensignal S
x bzw S
y jeweils eine Aussage darüber, ob auf der Platte Schwingungsmoden aufgetreten sind,
die insgesamt eine lärmabstrahlende Wirkung haben. Der Zeilen- bzw. Spaltenabstand
des aus den Beschleunigungssensoren 32 aufgebauten Meßgitters muß an die Struktur
und an den Frequenzbereich angepaßt werden, in dem Schallreduktion erwünscht ist.
Um möglichst hohe Modenordnungen aufzulösen, sollte der Abstand d kleiner als ein
Viertel der Strukturwellenlänge λ der höchsten Mode betragen. Anstelle von Beschleunigungssensoren
können auch entsprechend kleindimensionierte Dehnmeßstreifen, Piezokeramiken oder
Piezofolien verwendet werden.
[0012] Das in den Figuren 4 a und b gezeigte Ausführungsbeispiel besteht aus einzelnen Vorsatzelementen
42, die aufeiner Platte 41 möglichst flächendeckend angeordnet sind. Jedes Vorsatzelement
besteht gemäß Fig. 4b aus einer harten Schale 42.1, welche mit Seitenwänden 42.2 versehen
ist, die ihrerseits auf der Platte 41 aufliegen und zusammen mit der Schale 42.1 einen
Hohlraum 43 bilden. Die Schale 42.1 ist entsprechend den Ausführungsbeispielen gemäß
Figuren 1, 2 oder 3 mit achsenselektiven Schnellesensoren 44 bzw. 45 belegt, deren
Signale einer Regelung 46 zugeführt werden. Diese steuert einen Aktuator 47, der zentral
aufdie Schale 42.1 einwirkt.
[0013] Derartige Vorsatzelemente eignen sich zur Geräuschunterdrückung insbesondere von
komplex schallabstrahlenden Strukturen, bei denen das Schwingungs- und Abstrahlverhalten
nur schwer bestimmt werden kann. In diesen Fällen werden die gezeigten Vorsatzelemente
durch die Schwingungen und den abgestrahlten Schall der eigentlich schwingenden Struktur
(Platte 41) ihrerseits angeregt. Das in den Vorsatzelementen integrierte aktive System
reduziert deren Lärmabstrahlung und somit die Schallabstrahlung der Struktur selbst.
1. Aktive Geräuschunterdrückung für eine lärmabstrahlende Fläche mit mindestens einem
mit der Fläche verbundenen Schnellesensor und mindestens einem, durch das Signal des
Schnellesensors ansteuerbaren, auf die Fläche wirkenden Aktuator, gekennzeichnet durch mindestens zwei achsenselektiv integrierende Schnellesensoren (3, 4), welche Schwingungen
der Fläche (1) in mindestens zwei, im wesentlichen orthogonale Richtungen (x, y) erfassen.
2. Aktive Geräuschunterdrückung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der achsenselektiv integrierende Schnellesensor (23, 24) mindestens ein streifenförmiges
Piezoelement aufweist.
3. Aktive Geräuschunterdrückung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der achsenselektiv integrierende Schnellesensor (23, 24) mehrere parallel nebeneinander
angeordnete und elektrisch parallel geschaltete streifenförmige Piezoelemente aufweist.
4. Aktive Geräuschunterdrückung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der achsenselektiv integrierende Schnellesensor mehrere punktförmige, matrixförmig
sowohl auf der Fläche (31) angeordnete, als auch elektrisch verschaltete Beschleunigungs-
oder Deformationsaufnehmer (32) aufweist, wobei zumindest für je eine Zeile und je
eine Spalte mittels der Beschleunigungs- oder Deformationsaufnehmer ein Summensignal
(S1x, S2x, ...; S1y, S2y, ...) gebildet wird.
5. Aktive Geräuschunterdrückung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schnellesensoren (44, 45) und der Aktuator (47) auf einer harten Schale (42.1)
angeordnet sind, welche über Seitenwände (42.2)unter Bildung eines Hohlraumes (43)
mit der lärmabstrahlenden Fläche (41) verbindbar ist.
6. Aktive Geräuschunterdrückung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere nebeneinander angeordnete Schalen (42.1) ein flächen deckendes Muster
bilden.