[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur effektiven Abkühlung von Behandlungsgut
nach einer Wärmebehandlung oder Wärmeeinwirkung in einem Ofen mittels Kühlgas in einer
eigenständigen Kühlkammer.
[0002] In einer Reihe von Wärmebehandlungsprozessen, beispielsweise Härtungs- und Präzisionslötprozessen,
sind schnelle Abkühl- bzw. Abschreckgeschwindigkeiten zur Erzielung des gewünschten
Ergebnisses erforderlich. Die diese Anforderung erfüllenden, unter dem Begriff Hochdruckgasabschreckung
zusammengefaßten Abkühlprozesse werden häufig in der Anlage durchgeführt, in der auch
die vorausgehende Wärmebehandlung erfolgt ist.
[0003] Beispielsweise ist aus der EP-PS 313 888 ein Härtungsprozeß bekannt, bei dem Behandlungsgut
in einem Vakuumofen nach der Hitzephase mittels eines Kühlgasstromes auf einem Druck
von mehr als 10 bar abgeschreckt wird, wobei als Kühlgas Helium, Wasserstoff, eine
Helium-Wasserstoffmischung oder eine Helium-Wasserstoffmischung mit bis zu 30% Inertgas
angewandt werden kann. Nachteilig ist, daß der gesamte Ofen auch als Druck- und Kühlapparat
ausgelegt werden muß.
[0004] Die Nachteile entfallen, wenn eine eigenständige Abkühlkammer vorgesehen wird. Damit
gehen jedoch ein Transportvorgang und die damit verbundene Erschütterung der Werkstücke
-insbesondere nachteilig bei Lötprozessen - der zeitweilige Verlust der Temperaturkontrolle
und eine Zeitverzögerung einher, sowie die Problematik, einen Transport ohne Zutritt
schädlicher Atmosphären zum Behandlungsgut zu gewährleisten.
[0005] Vorliegender Erfindung liegt daher die Aufgabenstellung zugrunde, eine Schnellabkühlung
von Behandlungsgut nach dem Zweikammerprinzip (Ofenkammer, Kühlkammer) zu gestalten,
die die genannten Nachteile bei vertretbarem Aufwand möglichst weitgehend vermeidet.
[0006] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe mit einem Verfahren gelöst, bei dem
- das Behandlungsgut bereits im Ofen mittels eines gerichteten Gasstroms oder Gasstrahls/Gasstrahlen
bis auf eine erste kritische Temperaturschwelle abgekühlt wird,
- das Behandlungsgut nach Erreichen dieser Temperaturschwelle ohne Kontakt zu schädlichen
Atmosphären in die Kühlkammer überführt wird,
- das Behandlungsgut in der Kühlkammer einer Abschreckung/Abkühlung unter strömendem
Gas unter Überdruck unterworfen wird.
[0007] Die Erfindung weist mit dem ersten Abkühlschritt im Ofen den Vorteil auf, daß das
Behandlungsgut zunächst in keiner Weise zu bewegen ist und damit Nachteile aus einer
Bewegung, wie unerwünschte Lotversetzungen, Verlust der Temperaturkontrolle, entfallen.
Andererseits ist dieser erste Abkühlschritt, der in seinem Ausmaß nur einen relativ
kleinen Temperaturbereich erfaßt, nämlich nur den bis zu einer ersten kritischen Temperaturschwelle
- Lotverfestigung, Gefügestabilisierung, z.B. Einfrieren des Austenitzustandes - mit
vergleichsweise einfachen Mitteln wie Gaszuleitungen und Gaseindüsvorrichtungen realisierbar.
Zudem wirkt sich im oberen Temperaturbereich auch der Umstand, daß alle umgebenden
Ofenteile auf einem ebensolchen Temperaturniveau sind, noch relativ wenig auf die
Abkühlrate aus.
[0008] Nach Unterschreiten der ersten, kritischen Temperaturschwelle wird dann - gemäß der
Erfindung - das Behandlungsgut aus dem Ofen heraus in die Kühlkammer hinein transportiert,
wobei dieser Transportvorgang nunmehr mit geringerer Vorsicht und Sensibilität bei
fortgesetzter Wärmeabfuhr erfolgen kann. Die Überführung in eine, speziell für den
Abkühlzweck gestaltete, nach dem Prinzip der Druckgasabkühlung arbeitende Kühlkammer
ergibt die Möglichkeit einer hocheffektiven Abkühlung, bei der das Behandlungsgut
keinem flüssigen Kühlmittel auszusetzen ist.
[0009] Erfindungsgemäß wird die Abkühlung speziell mit strömendem Überdruckgas bis zu 80
bar ausgeführt, bevorzugt wird jedoch im Bereich zwischen 5 und 50 bar und mit Strömungsgeschwindigkeiten
oberhalb 5 m/sec gearbeitet. Als Kühlgas können vor allem Stickstoff, Argon, Helium,
Wasserstoff oder Gemische daraus eingesetzt werden können. Erfindungsgemäß kommen
jedoch - für niedrige bis mittlere Abkühlgeschwindigkeiten - bevorzugt die klassischen
Inertgase Stickstoff und/oder Argon zur Anwendung, bei höheren Anforderungen hinsichtlich
der Abkühlgeschwindigkeiten werden vorzugsweise Helium oder Gemische mit wesentlichen
Anteilen Helium (>25%) mit Stickstoff oder Argon eingesetzt. Insbesondere werden dadurch
die, mit einer Wasserstoffanwendung einhergehenden, Sicherheitsanforderungen vermieden.
[0010] Im Grundsatz ist die erfindungsgemäße Hochdruckgasabkühlung mit jeder, hinsichtlich
Druckfestigkeit entsprechend gestalteten Kühlkammer möglich, etwa einer solchen entsprechend
der DE-PS 195 01 873.
[0011] Erfindungsgemäß wird jedoch eine Abkühleinrichtung vorgeschlagen, die insbesondere
- einen die Kammerzufuhröffnung umgebenden Anschlußflansch (3) geeignet zum Andocken
an einen Wärmebehandlungsofen,
- einen aus- und einfahrbaren, in ausgefahrenem Zustand aus der Einrichtung hinausragenden
Werkstücktransport (5) zur Einführung des Behandlungsguts in einen angedockten Wärmebehandlungsofen
sowie
- eine Absperreinrichtung (4) zur Abtrennung von Ofen- und Kühlkammer bei angedocktem
Wärmebehandlungsofen
aufweist. Mit der druckfesten Variante dieser Abkühleinrichtung können erfindungsgemäße
Abkühlprozesse besonders einfach und effizient an verschiedenen Wärmebehandlungs-
oder Lötanlagen durchgeführt werden. Der besondere Vorzug dieser Abkühleinrichtung
liegt darin, daß mit ihr das bei einem "Zweikammer-Verfahren" vorhandene Transportproblem
bereits gelöst ist. Das Behandlungsgut ist lediglich auf dem Werkstücktransport der
Abkühleinrichtung zu plazieren und diese an die jeweilige Wärmebehandlungseinrichtung
anzudocken. Bei geeignet ausgefahrener Transporteinrichtung ist das Werkstück dann
bereits im Wärmebehandlungsofen richtig plaziert. Im Anschluß - und unter der Voraussetzung,
daß z.B. im Wärmebehandlungsofen die für den ersten Abkühlschritt erforderlichen Gasdüsen
und/oder Gaszuleitungen vorhanden sind - kann der erfindungsgemäße Prozeß dann durchgeführt
werden, ohne daß weitere Modifikationen an vorhandenen Öfen oder zusätzliche Einrichtungen,
wie etwa ein eigenständiges Transportsystem, notwendig wären.
[0012] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Abkühleinrichtung ist ferner die Gaszuleitung
für den ersten Abkühlschritt (7) bereits an der Abkühleinrichtung, und zwar insbesondere
am Anschlußflansch (3) angeordnet, und zwar derart, daß bei ausgefahrenem Werkstücktransport
das Behandlungsgut im Ausströmungsbereich des über die Gaszuleitung zu fließenden
Gases angeordnet ist.
[0013] Eine vorteilhafte Variante der erfindungsgemäßen Abkühleinrichtung ist schließlich
dadurch gekennzeichnet, daß sie neben der, dem Anschluß an einen Wärmebehandlungsofen
dienenden Öffnung eine zusätzliche Öffnung zur andockunabhängigen Behandlungsgutzugabe
aufweist. Behandlungsgut kann in dieser Gestaltungsvariante also zugegeben werden,
ohne daß die Abkühleinrichtung vom jeweiligen Wärmebehandlungsofen abgetrennt werden
muß.
[0014] Anhand eines Ausführungsbeispiels wird die Erfindung im folgenden näher erläutert.
Hierzu dient auch die schematische Darstellung, die eine Ofen/Abkühlkammer-Kombination
gemäß der Erfindung zeigt.
Ein Vakuumofen 1 ist in der linken Bildhälfte dargestellt, während in der rechten
Bildhälfte eine erfindungsgemäße Abkühleinrichtung A mit Kühlkammer 6, Werkstücktransport
5, Abtrennschieber 4 sowie Anschlußflansch 3 gezeigt ist. Stirnseitig am Stirnteil
3b des Anschlußflansches 3 und senkrecht dazu orientiert ist eine Gaszuleitung 7 mit
frontseitigem Düsenstock 8 angeordnet, wobei das dort ausströmende Gas den Endbereich
des in ausgefahrenem Zustand befindlichen Werkstücktransports 5 beaufschlagt. Der
einen tunnelartigen Zugang zur Kühlkammer 6 bildende und mit dieser fest verbundene
Anschlußflansch 3 wird an seinem Fußende von dem Schieber 4 durchdrungen. Dieser kann
die Kühlkammer 6 bei eingefahrenem Werkstücktransport 5 gas- und druckdicht gegenüber
dem Vakuumofen 1 abschließen. Auf der Kühlkammer 6 ist eine, aus einer Gaszuleitung
10 und einem Gaszwischenspeicher 11 bestehende Kühlgasversorgung der Kammer angeordnet.
Zentral im Deckenbereich der Kühlkammer 6 ist ferner ein Umwälzventilator 12 plaziert.
[0015] Ein Prozeßablauf gemäß Erfindung ist wie folgt: In getrennter Stellung von Vakuumofen
1 und Abkühleinrichtung A wird auf den ausgefahrenen Werkstücktransport 5 ein Werkstück
2 aufgebracht, beispielsweise ein mit Lot versehenes, zu verlötendes Lamellenpaket.
Die Abkühleinrichtung wird im folgenden an den Vakuumofen 1 herangeführt und mittels
Anschlußflansch 3 und nicht gezeigten Anspannelementen vakuumdicht angekoppelt. Es
folgt der Evakuierungsprozeß mittels der im Vakuumofen vorhandenen Einrichtungen,
wobei sowohl im Ofeninnenraum als auch in der Kühlkammer 6 das gewünschte Vakuum hergestellt
wird. Parallel dazu oder nachgeordnet beginnt das Aufheizen des Werkstücks - im vorliegenden
Beispielfall auf die Löttemperatur von etwa 900°C. Nach Erreichen von Zieldruck und
Zieltemperatur ist der Temperaturausgleich im Werkstück sowie insbesondere die Lotverflüssigungs-
und -verteilungszeit abzuwarten, um im Anschluß daran den erfindungsgemäßen Abkühlprozeß
einzuleiten.
[0016] Dieser beginnt - nach Abschaltung der Heizeinrichtungen im Ofen 1 - mit der Einleitung
von etwa auf Umgebungstemperatur befindlichem Kühlgas in die Gaszuleitung 7 und den
Düsenstock 8. Dieser bildet Gasstrahlen aus, die auf das Werkstück 2 gerichtet sind.
Auf diese Weise ergibt sich eine erste Beschleunigung der Abkühlung des Werkstücks
2 auf dem in ausgefahrenem Zustand befindlichen, in dieser Phase statisch positionierten
Werkstücktranport 5. Als Kühlgas kommt Stickstoffgas zur Anwendung, womit nach kurzer
Zeit (einige Sekunden bis ca. 20 sec.) die Solidustemperatur des Lots erreicht wird.
Die exakt erforderliche Zeit für diesen ersten Kühlschritt ist - wie generell auch
- abhängig vom Werkstück (Form, Dicke) und Lot und kann gegebenenfalls durch Versuche
ermittelt werden oder ist mittels eines - unter Umständen im Vakuumofen ohnehin vorhandenen
- Temperaturmessers bestimmbar.
[0017] Nach Erreichen des Soliduszeitpunkts wird der Werkstücktransport 5, beispielsweise
eine über angetriebene Rollen und in Führungsschienen laufende Drahtgeflechtbahn,
in Betrieb gesetzt, und das Werkstück 2 ohne sensible Regelung der Transportbewegung
zügig in die Kühlkammer 6 befördert. Der erfindungsgemäße Transportvorgang beansprucht
lediglich einige, wenige Sekunden, während derer bereits die Flutung der Kühlkammer
6 aus dem Gas-Zwischenspeicher 11 eingeleitet wird, der Kühlkammerventilator 12 anläuft
und sich der Abtrennschieber 4 zu senken beginnt. Kurz nach dem Erreichen der Werkstückendposition
in der Kühlkammer 6 ist auch der druckdichte Verschluß der Kammer durch den Schieber
4 hergestellt, und es erfolgt dann bereits der Druckaufbau in der Kühlkammer aus dem
Gaszwischenspeicher 11 über entsprechende Gasregelglieder. Hierfür kann der Gaszwischenspeicher
11 mit bis zu 100 bar vorgespannt sein, wobei für seine Nachfüllung über die Zuleitung
10 eine hinsichtlich des gewünschten Vorspann- und Enddrucks passend gestaltete Gasversorgung
vorausgeschaltet sein muß (z.B. Gasflaschenbündel mit entsprechender Gasregeltechnik).
Aufgrund des Gaszwischenspeichers 11 kann ein schneller Druckaufbau in der Kühlkammer
6 erzielt und die Hauptkühlphase innerhalb weniger Sekunden eingeleitet werden. Mit
einem Druck von ca. 40 bar, wiederum Stickstoff als Kühlgas und einer Ventilatorleistung,
die Gasgeschwindigkeiten von ca. 10 m/sec gewährleistet, wird das zu behandelnde,
relativ voluminöse Lamellenpaket innerhalb eines Zeitraums in der Größenordnung von
einer Minute abgekühlt.
[0018] Mit der erfindungsgemäßen Kühlweise und insbesondere den leistungsfähigeren Kühlgasen
- Helium und Wasserstoff - können nahezu alle gewünschten Kühlabläufe bei Lötungen
ebenso wie bei diversen Wärmebehandlungen, insbesondere auch solche für anspruchsvolle
Härtungen, ausgeführt werden. Mit der gezeigten, speziellen Abkühleinrichtung ist
dies darüber hinaus in besonders vorteilhaftere Weise möglich, da im Regelfall keine
oder nur geringfügige Modifikationen an vorhandenen Wärmebehandlungsöfen vorzunehmen
sind und insbesondere der im Prozeß erforderliche Werkstücktransport bereits durch
die entsprechende Gestaltung der Abkühleinrichtung ermöglicht ist.
1. Verfahren zur effektiven Abkühlung von Behandlungsgut nach einer Wärmebehandlung oder
Wärmeeinwirkung in einem Ofen mittels strömendem Druckkühlgas in einer Kühlkammer,
bei dem
- das Behandlungsgut bereits im Ofen mittels eines gerichteten Gasstroms oder Gasstrahls/Gasstrahlen
bis auf eine erste kritische Temperaturschwelle abgekühlt wird,
- das Behandlungsgut nach Erreichen dieser Temperaturschwelle ohne Kontakt zu schädlichen
Atmosphären in die Kühlkammer überführt wird,
- das Behandlungsgut in der Kühlkammer einer Abschreckung/Abkühlung in strömendem
Gas unter Überdruck unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Kühlkammer mit Überdrucken zwischen 1 und 80 bar, vorzugsweise 5 und 50
bar, und mit Strömungsgeschwindigkeiten oberhalb 5 m/sec gearbeitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß für niedrige bis mittlere Abkühlgeschwindigkeiten klassische Inertgase wie Stickstoff
und/oder Argon als Kühlgas zur Anwendung kommen, und daß bei höheren Anforderungen
hinsichtlich der Abkühlgeschwindigkeiten Helium oder Gemische mit wesentlichen Anteilen
von Helium (>25 %) und ansonsten Stickstoff oder Argon eingesetzt werden.
4. Abkühleinrichtung mit einer Kühlkammer (6) mit Kühlgasversorgung (10, 11) und Kammerzutrittsöffnung
gekennzeichnet durch
- einen die Kammeröffnung (9) umgebenden Anschlußflansch (3) geeignet zum Andocken
an einen Wärmebehandlungsofen,
- einen aus- und einfahrbaren, in ausgefahrenem Zustand aus der Einrichtung hinausragenden
Werkstücktransport (5) zur Einführung des Behandlungsguts in einen angedockten Wärmebehandlungsofen
sowie
- eine Absperreinrichtung (4) zur Abtrennung von Ofen- und Kühlkammer bei angedocktem
Wärmebehandlungsofen.
5. Abkühleinrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlkammer (6)
druckfest ausgebildet ist.
6. Abkühleinrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine vorstehende
Gaszuleitung (7) am Anschlußflansch (3) angeordnet ist, und zwar derart, daß bei ausgefahrenem
Werkstücktransport (5) das auf dem Werkstücktransport (5) befindliche Behandlungsgut
im Ausströmungsbereich des über die Gaszuleitung (7) zufließenden Gases angeordnet
ist.
7. Abkühleinrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß sie neben der, dem Anschluß an einen Wärmebehandlungsofen dienenden Kammeröffnung
(9) eine zusätzliche Öffnung zur andockunabhängigen Behandlungsgutzugabe aufweist.