[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verzögerungselement, das die Wirkung des Gasdrucks,
der beim Abbrand einer pyrotechnischen Ladung entsteht, auf eine etwas längere Zeit
verteilt, insbesondere als Antrieb zur Verstellung von Nackenstützen im Falle eines
Unfalls.
[0002] In der Sicherheitstechnik von Kraftfahrzeugen wird in zunehmendem Maße Pyrotechnik
eingesetzt. Am häufigsten wird die Pyrotechnik zum Aufblasen von Air-Bags eingesetzt.
[0003] Mittlerweile wird sie aber auch zum Straffen von Sicherheitsgurten im Falle eines
Unfalles zunehmend verwendet. Dazu wird ein Kolben mit dem Gasdruck, der beim Abbrand
der pyrotechnischen Ladung entsteht, beaufschlagt. Dieser wird infolge des Gasdrucks
verschoben und zieht dadurch das Gurtschloß zurück, sodass sich der Gurt spannt. In
der zurückgezogenen Stellung wird das Gurtschloss dann arretiert.
[0004] Bei dieser Anwendung ist es ziemlich gleichgültig, wie schnell das Gurtschloss zurückgezogen
wird, es muss nur ausreichend schnell sein, damit der Gurt gestrafft ist, bevor die
Person, die vom Gurt gehalten werden soll, in den Gurt fällt.
[0005] Ein weiteres Anwendungsgebiet, wo Pyrotechnik zum Einsatz gelangen könnte, sind die
Nackenstützen. Nackenstützen befinden sich in der normalen Stellung in einigen Zentimetern
Abstand vom Kopf entfernt (üblich sind 6,5 cm). Dies hat Komfortgründe: würde die
Nackenstütze ständig am Kopf anliegen, so wäre dies unangenehm, außerdem würde dies
beim Rückwärtsfahren, wenn sich der Fahrer umdreht, die Sicht einschränken.
[0006] Es ist daher schon vorgeschlagen worden, die Nackenstützen im Falle eines Unfalls
um einige Zentimeter nach vorne zu bewegen. Am Markt ist ein mechanisches System:
wenn bei einem Heckaufprall die Person in den Sitz (gegen die Rückenlehne) gedrückt
wird, dann wird durch ein Hebelsystem in der Rückenlehne die Nackenstütze nach vorne
bewegt. Der wesentliche Nachteil dieses System besteht darin, dass die Bewegung der
Nackenstütze sehr spät erfolgt: wenn der Oberkörper der Person in den Sitz gedrückt
wird, bewegt sich auch schon deren Kopf in Richtung Nackenstütze. Dadurch ist der
Aufprall besonders stark. Es wäre besser, wenn die Nackenstütze vorwärts bewegt wird,
bevor sich der Kopf infolge des Aufpralls in Bewegung setzt.
[0007] Es ist daher auch schon vorgeschlagen worden, für eine derart schnelle Bewegung Pyrotechnik
einzusetzen (s. die EP 826 553 A). Versuche haben aber gezeigt, dass die Pyrotechnik
für diese Anwendung schneller als erwünscht ist: die Nackenstütze bewegt sich derartig
schnell nach vorne, dass sie - wenn die Person den Kopf zufällig gerade etwas weiter
hinten als vorgesehen hat - so schnell auf den Kopf schlägt, dass bereits dadurch
Verletzungen möglich sind.
[0008] Man kann zwar die Abbrandgeschwindigkeit pyrotechnischer Ladungen in gewissen Grenzen
durch chemische Zusätze verlangsamen, aber für die Anwendung bei Nackenstützen ist
diese Verzögerung nicht ausreichend.
[0009] Es ist somit Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verzögerungselement zu schaffen,
das die Wirkung des Gasdrucks, der beim Abbrand einer pyrotechnischen Ladung entsteht,
auf eine etwas längere Zeit verteilt, um eine Nackenstütze mit optimaler Geschwindigkeit
zu verstellen.
[0010] Diese Aufgabe wird durch ein Verzögerungselement der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass der Gasdruck auf einen ersten Kolben wirkt, der mit seiner gegenüberliegenden
Stirnfläche auf Hydrauliköl drückt, welches seinerseits auf einen zweiten Kolben wirkt,
wobei im Kanal des Hydrauliköls eine Verengung vorgesehen ist. Das Hydrauliköl kann
auf Grund seiner Zähigkeit und der Verengung nicht allzu schnell strömen; auf diese
Weise bewegen sich die beiden Kolben mit nahezu konstanter Geschwindigkeit, bis sie
den gesamten Verstellweg durchlaufen haben. Die Geschwindigkeit kann durch Einstellung
der Verengung variiert werden.
[0011] Es ist dabei zweckmäßig, wenn im ersten Kolben eine Bohrung vorgesehen ist, die als
Zylinderbohrung für den zweiten Kolben dient, sodass die beiden Kolben ineinander
liegen. Auf diese Weise ist der Platzbedarf für das Verzögerungselement minimal.
[0012] Eine weitere Lösung der Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass der
Gasdruck auf einen ersten Koben wirkt, auf dessen gegenüberliegende Stirnfläche sich
eine Druckfeder abstützt, die mit ihrem anderen Ende auf einen zweiten Kolben wirkt,
wobei dieser zweite Kolben in einem zweiten Zylinder luftdicht geführt ist und im
zweiten Zylinder eine Dämpfungsbohrung vorgesehen ist. Bei dieser Ausführungsform
können sich die beiden Kolben unterschiedlich schnell bewegen. Der erste Kolben bewegt
sich auf Grund des von der pyrotechnischen Ladung erzeugten Gasdrucks sehr schnell
und spannt dadurch die Feder. Der zweite Kolben bewegt sich nun auf Grund der Federkraft,
wird aber durch den Überdruck, der sich im zweiten Zylinder aufbaut, gedämpft. Der
Überdruck kann sich nur langsam durch die Dämpfungsbohrung abbauen, sodass auch hier
eine beliebig wählbare Verzögerung erzielt werden kann. (Die Verzögerung hängt von
der Größe der Dämpfungsbohrung ab.)
[0013] Anhand der beiliegenden Zeichnungen wird die vorliegende Erfindung näher erläutert.
Es zeigt: Fig. 1 eine hydraulische Ausführungsform und Fig. 2 eine mechanische Ausführungsform
mittels einer Feder.
[0014] Bei der hydraulischen Ausführungsform (s. Fig. 1) sind ein elektrischer Zünder 1
und eine Treibladung 2 in einem Gehäuse 2' untergebracht. Wird der elektrische Zünder
1 gezündet, dann brennt die Treibladung 2 ab. Die entstehenden Gase gelangen durch
eine Öffnung 3 im Gehäuse 2' auf die Stirnfläche eines ersten Kolbens 5, der in einem
ersten Zylinder 4 verschiebbar ist. Der Raum hinter dem ersten Kolben 5 ist mit Hydrauliköl
10 gefüllt. Durch den Gasdruck wird der erste Kolben 5 nach links verschoben und drückt
das Hydrauliköl 10 in einen Kanal 6. Der Kanal 6 steht mit einem zweiten Zylinder
8 in Verbindung, in dem ein zweiter Kolben 9 verschiebbar ist. Durch das Hydrauliköl
10 wird somit der zweite Kolben 9 nach rechts verschoben.
[0015] In den Kanal 6 ragt eine Schraube 7, die eine Verengung des Kanals 6 bewirkt. Durch
diese Verengung wird die Fließgeschwindigkeit des Hydrauliköls 10 reduziert, und durch
Verstellung der Schraube 7 lässt sich die Fließgeschwindigkeit einstellen. Durch die
begrenzte Fließgeschwindigkeit des Hydrauliköls 10 wird auch die Geschwindigkeit,
mit der sich die beiden Kolben 5 und 9 bewegen, entsprechend reduziert. Auch die Größe
der Öffnung 3 hat Einfluss auf diese Geschwindigkeit: je kleiner die Öffnung 3 ist,
umso langsamer strömt das Gas zum ersten Kolben 5 und umso langsamer ist die Bewegung
der beiden Kolben 5,9.
[0016] Der zweite Kolben 9 hat eine größere Querschnittsfläche als der erste Kolben 5. Dadurch
bewegt sich der zweite Kolben 9 langsamer als der erste Kolben 5, sodass eine zusätzliche
Verlangsamung der Bewegung erzielt wird.
[0017] Zur Verstellung von Nackenstützen kann man mit der Kolbenstange 11 des zweiten Kolbens
9 eine Kulisse verbinden, durch deren Verschiebung wird dann die Neigung der Nackenstützen
um eine waagrechte Achse, die sich im Inneren der Rückenlehne befindet, verändert.
Die Kulisse muss dabei waagrecht verschoben werden, d.h. die Anordnung des Verzögerungselements
erfolgt in der Rückenlehne so wie dargestellt. Die Gesamtlänge darf daher nicht zu
groß sein, aus diesem Grunde ist der Kanal 6 abgewinkelt ausgeführt, sodass die beiden
Zylinder 4 und 8 nebeneinander liegen. Eine noch Platz sparendere Ausführungsform
wäre, die beiden Kolben ineinander anzuordnen, d.h. der erste Kolben hätte dann eine
Mittelbohrung, die als Zylinder für den zweiten Kolben dient.
[0018] Bei der Ausführungsform mit Feder (s. Fig. 2) sind auch ein Zünder 1 und eine Treibladung
2 in einem Gehäuse 2' untergebracht. Die beim Abbrennen der Treibladung 2 entstehenden
Gase gelangen direkt (ohne Mitwirkung eines Hydrauliköls) durch einen Kanal 6 zur
Stirnfläche eines ersten Kolbens 5. Dieser ist in einem ersten Zylinder 4 verschiebbar.
An der gegenüberliegenden Stirnfläche des ersten Kolbens 5 greift eine Druckfeder
12 an, die sich mit ihrem anderen Ende an einem zweiten Kolben 9 abstützt. Dieser
zweite Kolben 9 ist in einem zweiten Zylinder 8 verschiebbar. In der dargestellten
Ausführungsform ist der zweite Zylinder 8 die unmittelbare Verlängerung des ersten
Zylinders 4; es ist aber auch möglich, ihn mit einem anderen Durchmesser auszubilden.
[0019] Durch den Gasdruck, der beim Abbrand der Treibladung 2 entsteht, wird der erste Kolben
5 nach rechts bewegt und dadurch die Druckfeder 12 gespannt. Es ist eine Klinke 13
vorgesehen, die den ersten Kolben 5 daran hindert, sich zurückzubewegen, sobald er
sich einmal ganz nach rechts bewegt hat. Der zweite Kolben 9 wird dann von der gespannten
Druckfeder 12 nach rechts bewegt. Er wird in seiner Bewegung dadurch gehindert, dass
er luftdicht im zweiten Zylinder 8 geführt ist, sodass sich rechts vom zweiten Kolben
9 ein Überdruck aufbaut. Die komprimierte Luft kann nur langsam durch eine Dämpfungsbohrung
14 entweichen. Die Abmessungen der Dämpfungsbohrung 14 bestimmen somit die Geschwindigkeit,
mit der sich die Kolbenstange 11 nach rechts bewegt. Da die Kolbenstange 11 die Nackenstütze
nach vorn verschiebt, wird damit auch die Geschwindigkeit der Verschiebung der Nackenstütze
festgelegt.
[0020] Erste Versuche mit solchen Verzögerungselementen lieferten sehr viel versprechende
Ergebnisse. Es ist möglich, die Geschwindigkeit der Bewegung der Nackenstütze präzise
so einzustellen, dass die Bewegung genau in dem Augenblick vollendet ist, in dem der
Kopf infolge des Heckaufpralls die Nackenstütze berührt. Es erfolgt dabei eine Bewegung
um 40 mm in 25 ms.
1. Verzögerungselement, das die Wirkung des Gasdrucks, der beim Abbrand einer pyrotechnischen
Ladung entsteht, auf eine etwas längere Zeit verteilt, insbesondere als Antrieb zur
Verstellung von Nackenstützen im Falle eines Unfalls, dadurch gekennzeichnet, dass der Gasdruck auf einen ersten Kolben (5) wirkt, der mit seiner gegenüberliegenden
Stirnfläche auf Hydrauliköl (10) drückt, welches seinerseits auf einen zweiten Kolben
(9) wirkt, wobei im Kanal (6) des Hydrauliköls (10) eine Verengung (7) vorgesehen
ist. (Fig. 1)
2. Verzögerungselement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im ersten Kolben eine Bohrung vorgesehen ist, die als Zylinderbohrung für den
zweiten Kolben dient, so-daß die beiden Kolben ineinander liegen.
3. Verzögerungselement, das die Wirkung des Gasdrucks, der beim Abbrand einer pyrotechnischen
Ladung entsteht, auf eine etwas längere Zeit verteilt, insbesondere als Antrieb zur
Verstellung von Nackenstützen im Falle eines Unfalls, dadurch gekennzeichnet, dass der Gasdruck auf einen ersten Koben (5) wirkt, auf dessen gegenüberliegende
Stirnfläche sich eine Druckfeder (12) abstützt; die mit ihrem anderen Ende auf einen
zweiten Kolben (9) wirkt, wobei dieser zweite Kolben (9) in einem zweiten Zylinder
(8) luftdicht geführt ist und im zweiten Zylinder (8) eine Dämpfungsbohrung (14) vorgesehen
ist. (Fig. 2)