[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektrochemischen Oxidation
oder Reduktion organischer Substrate, wobei man diese Umsetzungen in einer Elektrolysezelle
durchführt, die aufgebaut ist aus
- einem Festkörperelektrolyten, der aus einer oder mehreren übereinander liegenden Schichten
einer Ionenaustauschermembran besteht,
- einer Kathode und einer Anode, die mit dem Festkörperelektrolyten in direkten Kontakt
stehen,
unter Verwendung einer Elektrolyseflüssigkeit, bei der es sich um eine im wesentlichen
Leitsalz-freie organische Lösung handelt, wobei man die Elektrolysezelle bei der Siedetemperatur
der Elektrolyseflüssigkeit oder einer Temperatur bis zu 5°C unterhalb ihres Siedepunktes
betreibt.
[0002] Es ist allgemein bekannt, die Solid-Polymer-Electrolyte Technology (SPE-Technologie)
(vgl. "Ionenaustauscher-Membranen in der Elektrolyse und elektroorganischen Synthese",
Dr.-Ing. Jakob Jörissen, Fortschritts Berichte VDI Reihe 3 Nr 442; Düsseldorf: VDI
Verlag 1996, Kapitel 4) für die elektro-organische Synthese verschiedenartiger organischer
Verbindungen einzusetzen. Bei dieser Technologie wirkt eine Ionenaustauscher-Membran
als Festkörperelektrolyten, so daß elektrolytische Zellen auch ohne leitfähige Flüssigkeiten
arbeiten können. Dieses Prinzip ermöglicht elektro-organische Synthesen an für die
Substrate durchlässigen Elektroden ohne Zusatz von Leitelektrolyten. Konkret wird
z.B. die Methoxylierung von Furan mit Methanol beschrieben (loc. cit. Kapitel 4.3.3).
Beim Einsatz einer weitgehend wasserfreien Lösung von Methanol und Furan als Elektrolyseflüssigkeit
wurde jedoch festgestellt, daß große Zellspannungen erforderlich sind.
[0003] Dieses Verfahren ist im Vergleich zu konventionellen Elektrolysetechniken vorteilhaft,
weil sich mit ihn besonders hohe Ausbeuten erzielen lassen und sich eine aufwendige
Aufarbeitung erübrigt, da auf die Mitverwendung von Leitelektrolyten verzichtet werden
kann.
[0004] Die Anwendung dieser Technologie wird jedoch noch dadurch wesentlich eingeschränkt,
daß derartige Elektrolysezellen nicht über einen längeren Zeitraum hinweg kontinuierlich
betrieben werden können. Um die Stromdichte und damit die Raum-Zeit-Ausbeute konstant
zu halten, muß die Zellspannung immer weiter erhöht werden. Eine relativ niedrige
Zellspannung ist nicht nur erwünscht, weil dies niedrige Energiekosten bedeutet, die
Erhöhung der Zellspannung ist zudem nur bis zu einem bestimmten Grenzwert möglich,
ohne Gefahr zu laufen, den Festkörperelektrolyten irreversibel zu schädigen. Beim
Erreichen dieses Grenzwertes muß deshalb die Reaktion unterbrochen werden und der
Festkörperelektrolyt der Zelle entnommen und aufgearbeitet oder durch einen frischen
ersetzt werden.
[0005] Es bestand deshalb die Aufgabe, die nach der Solid-Polymer-Electrolyte-Technologie
arbeitenden Elektrolyseverfahren im Hinblick auf eine höhere Wirtschaftlichkeit zu
verbessern. Insbesondere soll ein Verfahren bereitgestellt werden, bei dem die Stromdichte
über einen längeren Zeitraum hinweg konstant gehalten werden kann, ohne daß dies zu
einer Erhöhung der Zellspannung führt.
[0006] Demgemäß wurde das eingangs definierte Verfahren gefunden.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich grundsätzlich für die elektrochemische
Oxidation oder Reduktion aller Verbindungen, für die die SPE-Technologie in Betracht
kommt, wobei die anodischen Oxidationen bevorzugt sind.
[0008] Solche Umsetzungen sind beispielsweise
- die anodische Methoxylierung von Toluolderivaten
- die anodische Methoxylierung von gegegebenfalls N-alkylierten C3- bis C10-Carbonsäureamiden
- die anodische Methoxylierung von Ethern
- die anodische Dimerisierung von substituierten Benzolen, substituierten Toluolen und
substituierten oder unsubstituierten Naphthalinen
- die Oxidation von aliphatischen oder alicyclischen Alkoholen zu Aldehyden, Ketonen
oder Carbonsäuren
- die Oxidation von aliphatischen oder alicyclischen Ethern zu Aldehyden, Ketonen oder
Carbonsäuren
[0009] Besonders eignet sich das Verfahren zur Herstellung von methoxylierten Benzyl-, Benzal-
und Benzoylverbindungen der allgemeinen Formel (I)

mit folgender Bedeutung für R
1, A, B, m und n:
- R1:
- unabhängig voneinander Wasserstoff, C2- bis C4-Alkyl, C1- bis C4-Alkoxy oder Halogen
- A:
- unabhängig voneinander Methylen, Carbonyl oder -CH(OCH3)-
- B:
- unabhängig voneinander H oder O-CH3
- m:
- eine Zahl von 0 bis 3
- n:
- eine Zahl von 1 bis 3
wobei die Verbindungen der allgemeinen Formel (I) eine Oxidationszahl von 1 bis 9,
bevorzugt von 1 bis 5 aufweisen und sich die Oxidationszahlen der Verbindungen der
Formel I additiv aus den Oxidationszahlen der Gruppen A und B, die dabei entsprechend
ihrer Anzahl in der Formel (I) berücksichtigt werden, zusammensetzen, mit der Maßgabe,
daß
A = Methylen die Oxidationszahl 0,
A = -CH(OCH3)- Oxidationszahl 1
A = Carbonyl die Oxidationszahl 2,
B = H die Oxidationszahl 0
B = -OCH3 die Oxidationszahl 1
hat,
durch elektrochemische Oxidation von Verbindungen der allgemeinen Formel II

in der
- die Guppen R1, m und n die gleiche Bedeutung wie in Formel I haben,
- die Gruppen X die gleiche Bedeutung wie die Gruppen A in Formel I haben
- die Gruppen Y die gleiche Bedeutung wie die Gruppen B in Formel I haben
- die Gruppen X und Y jedoch im Unterschied zu den Gruppen A und B der Formel (I) so
ausgewählt sind, daß die Oxidationszahl der Verbindungen der Formel (II) wenigstens
um 1 niedriger ist als die der Verbindungen der Formel (I), wobei die Oxidationszahlen
der Verbindungen der Formeln (II) und Gruppen A und B analog zu denen Verbindungen
der Formeln (I) und Gruppen X und Y berechnet werden.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur Herstellung von Verbindungen
der allgemeinen Formel (I) mit Oxidationszahlen von 1 bis 9, bevorzugt von 1 bis 5.
Bei der Berechnung der Oxidationszahlen der Verbindungen der allgemeinen Formel (I)
werden die Oxidationszahlen jeder Gruppe A und jeder Gruppe B, die die Verbindungen
enthalten, aufaddiert. Dabei wird, je nach dem für welche chemische Struktur die Gruppen
A und B stehen, diesen Gruppen ein unterschiedlicher Zahlenwert zugeordnet.
A = Methylen die Oxidationszahl 0,
A = -CH(OCH3)- die Oxidationszahl 1
A = Carbonyl die Oxidationszahl 2,
B = H die Oxidationszahl 0
B = -OCH3 die Oxidationszahl 1
[0011] Nach diesem Berechnungsverfahren hätte also beispielsweise Benzaldehyddimethylacetal
die Oxidationszahl 2, da es eine Gruppe A, welcher die Oxidationszahl 1 zugeordnet
ist ( -CH(OCH
3)-) und eine Gruppe B, welcher ebenfalls die Oxidationszahl 1 zugeordnet ist (-OCH
3), enthält. Ein aromatischer Kern, der 2 Formylgruppen in Form ihres Methylacetals
trägt, hat entsprechend die Oxidationszahl 4.
[0012] Besonders einfach lassen sich solche Verbindungen der Formel (I) herstellen, bei
denen R
1 für Wasserstoff oder Methoxy und die Gruppe -A-B gemeinsam für das Dimethylacetal
der Formylgruppe steht. Besonders bevorzugt sind dabei solche Verbindungen, bei denen
n = 1 ist und die Gruppe -A-B in para-Postion zu einer Methoxygruppe steht. Bei solchen
Verbindungen, bei denen n = 2 ist, stehen diese beiden Gruppen bevorzugt in para-Position
und die R
1 bedeutet Wasserstoff. Bei solchen Verbindungen, bei denen n = 3 ist, stehen die Gruppen
-A-B in der 1, 3 und 5-Position am aromatischen Kern und R
1 bedeutet Wasserstoff.
[0013] Im allgemeinen geht man dabei von Verbindungen aus, in denen die Gruppe -X-Y für
Methyl steht, die Oxidationszahl also 0 beträgt.
[0014] Es ist jedoch gleichfalls möglich, von solchen Verbindungen der Formel (I) auszugehen,
in denen die Oxidationszahl höher als 0 ist, insbesondere von Methyl-benzylether und
den entspechenden Derivaten. Auf diese Weise kann das erfindungsgemäße Verfahren besonders
wirtschaftlich zur Herstellung von Verbindungen mit relativ hohen Oxidationszahlen
genutzt werden.
[0015] Im allgemeinen werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren Stoffmischungen mit unterschiedlichen
Oxidationszahlen gebildet. Falls in solchen Fällen Produkte der Formel (I) mit einer
realtiv niedrigen Oxidationszahl nicht gewünscht werden, ist es möglich, diese von
den mit der höhren Oxidationszahl durch konventionelle Methoden abzutrennen, und die
ersteren erneut nach dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung der gewünschten
Produkte einzusetzen. Beispielsweise ist es möglich, aus p-Methoxytoluol (Oxidationszahl
0) eine Mischung zu erzeugen, die neben dem hauptsächlich gewünschten Anisaldehyd-Dimethylacetal
(Oxidationszahl 2) noch p-Methoxybenzylmethylether (Oxidationszahl 1) enthält. Nach
Trennung der beiden Produkte kann man den p-Methoxybenzylmethylether als Ausgangsverbindung
erneut der Elektrolysezelle zuführen.
[0016] Weiterhin eignet sich das Verfahren insbesondere zur elektrochemischen Methoxylierung
von Methin-, Methylen- oder Methylgruppen aliphatischer oder alicyclischer Mono- oder
Diether bevorzugt mit 3 bis 6 Kohlenstoffatomen, die in α-Stellung zu einem Ether-Sauerstoffatom
stehen (Ausgangsether) unter Bildung von Verbindungen, bei denen mindestens ein H-Atom
der Methin-, Methylen- oder Methylgruppen der Ausgangsether durch eine Methoxygruppe
substituiert ist.
[0017] Als Ausgangsether eignen sich besonders 1,2-Dimethoxyethan, Tetrahydrofuran (THF),
Tetrahydropyran oder 1,4-Dioxan.
[0018] Elektrolysezellen, die mit einem Solid-Polymer-Elektrolyte (SPE) arbeiten, sind allgemein
bekannt (vgl. "Ionenaustauscher-Membranen in der Elektrolyse und elektroorganischen
Synthese", Dr.-Ing. Jakob Jörissen, Fortschritts Berichte VDI Reihe 3 Nr 442; Düsseldorf:
VDI Verlag 1996, Kapitel 4).
[0019] Als Ionenaustauschermembranen eignen sich besonders zu Folien verarbeitete Polymere
wie Polyethylen , Polyacrylate, Polysulfon und perfluorierte Polymere mit negativ
geladenen Gruppen wie Carboxylat- und Sulfonatgruppen (Kationenaustauschermembranen)
oder positiv geladenen Gruppen wie mit protonierten oder quaternierten Aminogruppen
(Anionenaustauschermembranen).
[0020] Geeignete Kationenaustauscherpolymere sind beispielsweise perfluorierte anionische
Polymere, bevorzugt solche der allgemeinen Formel (III)
u= 5 bis 13,5
w= 500 bis 1500
v= 1,2 oder 3
[0021] Solche Folien sind handelsüblich und beispielsweise unter den Handelsnamen Nafion
®, (Fa. E.I. Du Pont de Nemours and Company) und Gore Select ® (Fa. W.L. Gore & Associates,
Inc.) erhältlich.
[0022] Es hat sich teilweise als vorteilhaft herausgestellt, den Festkörperelektrolyten
in Form eines mit einem gegebenfalls N-alkylierten C
1- bis C
15-Carbonsäureamid gequollenen Gels einzusetzten, das erhältlich ist, indem man die
Kationenaustauschermembran in dem Carbonsäureamid solange quellen läßt, bis das entstandene
Gel das 1,2 bis 10 fache Gewicht der eingesetzten Kationenaustauschermembran aufweist.
Die Gewichtszunahme läßt sich ermitteln, indem man die Membran vor der Quellung wiegt,
unmittelbar nach der Herausnahme aus dem Quellmedium durch Abtupfen mit einem saugfähigen
Vlies von der es benetzenden Flüssigkeit befreit und direkt danach eine Differenzwägung
durchführt.
[0023] Besonders vorteilhaft führt man die Quellung mit N,N-Dimethylformamid durch. Die
Quellung wird zweckmäßigerweise bei einer Temperatur von 50 bis 120°C durchgeführt.
[0024] Bei dem Festkörperelektrolyten kann es sich um eine einzige Kationenaustauschermembran
oder um eine Schicht aus mehreren, bevorzugt 2 bis 10 Membranen übereinander handeln.
Der Festkörperelektrolyt weist günstigerweise eine Dicke von 0,025 bis 0,2 mm auf.
[0025] Als Anoden- oder Kathodenmaterialien, mit denen bevorzugt die gesamte Fläche des
Festkörperelektrolyten in Kontakt steht, kommen poröse, elektrisch leitfähige Materialien,
insbesondere Graphitfilzplatten, Kohlefilzplatten, oder textile Materialen, die an
der Kontaktfläche zum Festkörperelektrolyten mit Kohlenstoff bedeckt sind, in Betracht.
[0026] Die Elektrolyseflüssigkeit, die mit der Elektrode in Kontakt steht, stellt im allgemeinen
eine Lösung aus den Substraten, ggf. den Umsetzungsprodukten der Substrate und einem
Lösungsmittel dar. Falls die Substrate bei den definitionsgemäßen Betriebstemperaturen
der Elektrolysezellen, flüssig sind, kann auf die Mitverwendung von Lösungsmitteln
verzichtet werden.
[0027] Als Lösungsmittel sind inerte organische Lösungsmittel sowie Wasser geeignet. Derartige
organische Lösungsmittel, die unter den Verfahrensbedingungen praktisch keine Reaktion
eingehen sind beispielsweise ggf. N-alkylierte Carbonsäureamide mit 1 bis 15 C-Atomen
wie Formamid, N-Methylformamid, N,N,-Dimethylformamid, Acetamide, N-Methylpyrrolidon,
Pyrrolidon sowie Benzamid, N-alkylierte Harnstoffe mit 3 bis 15 C-Atomen wie N,N,N',N'-Tetramethyharnstoff,
Ether, Acetonitril, Benzonitril, Sulfolan, und Ester wie Essigsäuremethylester. Im
allgemeinen beträgt der Anteil von Wasser in der Elektrolyseflüssigkeit nicht mehr
als 10, bevorzugt 2 und ganz besonders bevorzugt nicht mehr als 0,5 Gew.-%.
[0028] Die Elektrolyseflüssigkeit enthält im wesentlichen keine der ansonsten in konventionellen
Zellen eingesetzten Leitelektrolyte wie Säuren, Laugen oder Leitelektrolyte, d.h.,
daß sie im allgemeinen weniger als 10 , besonders bevorzugt weniger als 1, ganz besonders
bevorzugt weniger als 0,1 Gew.% dieser Leitelektrolyte enthält.
[0029] Als Elektrolyseflüssigkeit bei der Herstellung der Verbindungen der allgemeinen Formel
(I) eignet sich vor allem organische Lösung, enthaltend
- 10 bis 90 Gew.-% Methanol,
- 1 bis 50 Gew.-% Verbindungen ausgewählt aus einer Gruppe von Verbindungen, bestehend
aus den Verbindungen der Formel I und II, wobei der Anteil an Verbindungen der Formel
II in der Elektrolyseflüssigkeit, bezogen auf den Anteil der Verbindungen dieser Gruppe,
mindestens 1 Mol-%
- 1 bis 50 Gew.-% eines ggf. N-alkylierten Carbonsäureamids mit 1 bis 15 C-Atomen oder
eines N-alkylierten Harnstoffs mit 3 bis 15 C-Atomen und
- 0 bis 30 Gew-% eines sonstigen inerten Lösungsmittels.
[0030] Die Methoxylierung von THF wird zweckmäßigerweise in Substanz durchgeführt, d.h.
die Elektrolyselösung enthält im wesentlichen nur THF und Methanol.
[0031] Die Temperatur der Elektrolyseflüssigkeit liegt am Siedepunkt oder bis 5, bevorzugt
bis 2°C unterhalb des Siedepunktes.
[0032] Einen besonders günstigen Effekt erzielt man, wenn die Elektrolyseflüssigkeit in
der Zelle gleichmäßig siedet. Dazu wird die Temperatur in der Zelle bevorzugt soweit
in die Nähe des Siedepunktes angehoben, daß das Reaktionsgemisch durch die Wärmeentwicklung
bei der Reaktion erst an der Membranoberfläche zum Sieden kommt. Dabei ist zwar eine
gewisse Gasblasenentwicklung durchaus erwünscht, jedoch muß ein heftiges Sieden mit
starker Gasblasenentwicklung vermieden werden. Die Flüssigkeit sollte insbesondere
nicht so stark sieden, daß mehr als 5 % der Elektrolysezelle von Gasblasen verdrängt
werden, da sonst der Stofftransport zur Membran nicht mehr gewährleistet ist und die
Membran zerstört wird. Dieser Effekt ist mit einem plötzlichen Spannungsanstieg verbunden.
Eine hierdurch hervorgerufene Zerstörung der Membran läßt sich zuverlässig verhindern,
indem durch eine automatische Spannungsüberwachung bei einer zu hohen Spannung der
elektrische Strom durch die Zelle abgeschaltet wird.
[0033] Zweckmäßigerweise führt man das erfindungsgemäße Verfahren so durch, daß die Elektrolyseflüssigkeit
die Anode parallel zur Grenzfläche Festkörperelektrolyt/Anode bevorzugt kontinuierlich
durchströmt. Geeignet sind Strömungsgeschwindigkeiten der Elektrolyseflüssigkeit relativ
zur Anode von 1 bis 10 cm/s.
[0034] Die Stromdichte beträgt im allgemeinen 0,1 bis 40, bevorzugt 1 bis 10 A/dm
2. Die Spannungen, die erforderlich sind, diese Stromdichten zu erreichen, betragen
im allgemeinen 2 bis 20, bevorzugt 3 bis 10 Volt. Bei höheren Spannungen besteht die
Gefahr der irreversiblen Schädigung des Festkörperektrolyten.
[0035] Meistens werden bei der erfindungsgemäßen elektrochemischen Oxidation organischer
Substrate an der Gegenelektrode (Kathode) üblicherweise Protonen zu Wasserstoff reduziert.
[0036] Die Zellen, in denen sich das Verfahren ausüben läßt, sind bekannt und beispielsweise
in loc. cit, Kapitel 4.2 sowie in der DE-A-19533773 beschrieben.
[0037] Für die Ausübung des Verfahrens im industriellen Maßstab eignen sich insbesondere
die in der DE-A-19533773 beschriebenen seriell geschalteten Plattenstapelzellen.
[0038] Diese Plattenstapelzellen sind aus miteinander in Kontakt stehenden, parallel zueinander
ausgerichteten Schichten aufgebaut, wobei sich die Schichten aus dem porösen, elektrisch
leitfähigen Materials und die aus dem Festkörperelektrolyten abwechseln. Der grundsätzliche
Aufbau von Plattenstapelzellen ist beispielsweise aus "Experiences with an Undivided
Cell", Franz Wenisch et al., AIChE Symposium Series No 185, Vol. 75, Seiten 14 bis
18 bekannt.
Experimenteller Teil
[0039] Tabelle 1 gibt die Bedingungen wieder, unter denen Beispiele und Vergleichsbeispiele
durchgeführt wurden.
Zum Versuch A
[0040] Der Versuch gliedert sich in einen Teil 1, der den Stand der Technik repräsentiert
(Laufzeit bis 650h) und einen sich anschließenden Teil 2, der erfindungsgemäß durchgeführt
wurde (Laufzeit bis 650h). In Teil 1, beim Betrieb der elektrochemischen Zelle mit
50 °C, ist ein langsamer, aber stetiger Anstieg der Zellspannung erkennbar, der bei
650 Stunden Betriebsdauer (27 Tage) zu einer Zellspannung von über 16 Volt führte.
Bei vergleichbaren vorangehenden Versuchen trat unter derartigen Bedingungen einige
Zeit nach der genannten Betriebsdauer eine Zerstörung der Membran auf.
[0041] Entsprechend der vorliegenden Erfindung wurde bei 650 Stunden Betriebszeit die Temperatur
bis zur Siedetemperatur der Flüssigkeit in der Zelle erhöht (in diesem Beispiel 68°C,
siehe Abb.1). Die Zellspannung sank dadurch sofort um etwa 5 Volt ab. Der entscheidende
Vorteil für die technische Anwendung ist vor allem, daß die Zellspannung keine steigende
Tendenz mehr aufwies.
Zu Versuch B
[0042] Die Abb. 2 zeigt die Anwendung der vorliegenden Erfindung, d.h. den Betrieb der SPE-Zellen
mit siedendem Zellinhalt, an acht Beispielen (Versuchsteile B1 bis B8) mit wechselnden
Betriebsbedingungen hinsichtlich der Konzentrationen und der Stromdichte (siehe Tabelle
1). Bei den moderaten Bedingungen zu Beginn der Laufzeit (1 und 2) ließ sich ein Spannungsanstieg
vollständig vermeiden. Bei 500 A/m
2 Stromdichte (3 und 6), einem für elektroorganische Synthesen relativ hohen Wert,
ergaben sich zunächst erheblich höhere Werte der Zellspannung, jedoch mit deutlich
abnehmender Tendenz. Nach 180 Stunden Laufzeit konnte auf einem erhöhten Niveau der
Zellspannung ein stabiler Betrieb erreicht werden, obwohl durch die zwischenzeitlich
hohe Stromdichte (3 und 6) eine Schädigung der Zellkomponenten nicht ausgeschlossen
werden kann. Die Bedingungen des Beispiels 8 lieferten ein besonders vorteilhaftes
Ergebnis mit einer akzeptabel hohen und vor allem stabilen Zellspannung und einer
günstigen Stromausbeute der Produkte: die Stromausbeute des hauptsächlich gewünschten
2-fach methoxylierten Produktes lag hoch, das in mäßigem Umfang gebildete 1-fach methoxylierte
Produkt kann, falls es nicht gewünscht wird, nach Abtrennung vom Hauptprodukt zurückgeführt
und weiter umgesetzt werden.

1. Verfahren zur elektrochemischen Umsetzung organischer Substrate in einer Elektrolysezelle,
die aufgebaut ist aus
- einem Festkörperelektrolyten, der aus einer oder mehreren übereinander liegenden
Schichten einer Ionenaustauschermembran besteht und
- einer Kathode und einer Anode, die mit dem Festkörperelektrolyten in direkten Kontakt
stehen,
unter Verwendung einer Elektrolyseflüssigkeit, bei der es sich um eine im wesentlichen
Leitsalz-freie organische Lösung handelt, wobei man die Elektrolysezelle bei der Siedetemperatur
der Elektrolyseflüssigkeit oder einer Temperatur bis zu 5°C unterhalb ihres Siedepunktes
betreibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei den Umsetzungen
um
- die anodische Methoxylierung von Toluolderivaten
- die anodische Methoxylierung von gegegebenfalls N-alkylierten C3- bis C10-Carbonsäureamiden
- die anodische Methoxylierung von Ethern
- die anodische Dimerisierung von substituierten Benzolen, substituierten Toluolen
und substituierten oder unsubstituierten Naphthalinen
- die Oxidation von aliphatischen oder alicyclischen Alkoholen zu Aldehyden, Ketonen
oder Carbonsäuren oder
- die Oxidation von aliphatischen oder alicyclischen Ethern zu Aldehyden, Ketonen
oder Carbonsäuren
handelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man Verbindungen der
allgemeinen Formel (I)

mit folgender Bedeutung für R
1, A, B, m und n:
R1: unabhängig voneinander Wasserstoff, C2- bis C4-Alkyl, C1-bis C4-Alkoxy oder Halogen
A: unabhängig voneinander Methylen, Carbonyl oder -CH(OCH3)-
B: unabhängig voneinander H oder O-CH3
m: eine Zahl von 0 bis 3
n: eine Zahl von 1 bis 3
wobei die Verbindungen der allgemeinen Formel (I) eine Oxidationszahl von 1 bis 5
aufweisen und sich die Oxidationszahlen der Verbindungen der Formel I additiv aus
den Oxidationszahlen der Gruppen A und B, die dabei entsprechend ihrer Anzahl in der
Formel (I) berücksichtigt werden, zusammensetzen, mit der Maßgabe, daß
A = Methylen die Oxidationszahl 0,
A = -CH(OCH3)- die Oxidationszahl 1
A = Carbonyl die Oxidationszahl 2,
B = H die Oxidationszahl 0
B = -OCH3 die Oxidationszahl 1
hat,
durch elektrochemische Oxidation von Verbindungen der allgemeinen Formel II

in der
- die Guppen R1, m und n die gleiche Bedeutung wie in Formel I haben,
- die Gruppen X die gleiche Bedeutung wie die Gruppen A in Formel I haben
- die Gruppen Y die gleiche Bedeutung wie die Gruppen B in Formel I haben
- die Gruppen X und Y jedoch im Unterschied zu den Gruppen A und B der Formel (I)
so ausgewählt sind, daß die Oxidationszahl der Verbindungen der Formel (II) wenigstens
um 1 niedriger ist als die der Verbindungen der Formel (I), wobei die Oxidationszahlen
der Verbindungen der Formeln (II) und Gruppen X und Y analog zu denen Verbindungen
der Formeln (I) und Gruppen A und B berechnet werden,
herstellt, wobei man als Elektrolyseflüssigkeit eine im wesentlichen Leitelektrolyt-freie
organische Lösung, enthaltend
- 10 bis 90 Gew.-% Methanol,
- 1 bis 50 Gew.-% Verbindungen ausgewählt aus einer Gruppe von Verbindungen, bestehend
aus den Verbindungen der Formel I und II, wobei der Anteil an Verbindungen der Formel
II in der Elektrolyseflüssigkeit, bezogen auf den Anteil der Verbindungen dieser Gruppe,
mindestens 1 Mol-% beträgt,
- 1 bis 50 Gew.-% eines ggf. N-alkylierten Carbonsäureamids mit 1 bis 15 C-Atomen
oder eines N-alkylierten Harnstoffs mit 3 bis 15 C-Atomen und
- 0 bis 30 Gew-% eines sonstigen inerten Lösungsmittels einsetzt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man Methin-, Methylen-
oder Methylgruppen aliphatischer oder alicyclischer Mono- oder Diether, die in α-Stellung
zu einem Ether-Sauerstoffatom stehen, elektrochemisch methoxyliert unter Bildung von
Verbindungen, bei denen mindestens ein H-Atom der Methin-, Methylen- oder Methylgruppen
der Ausgangsether durch eine Methoxygruppe substituiert ist.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Ionenaustauschermembran
in Form eines Gels vorliegt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man als Ionenaustauschermembran
perfluorierte anionische Polymere einsetzt.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet, daß man als Elektroden
Graphitfilzplatten, Kohlefilzplatten, oder textile Materialen, die an der Kontaktfläche
zum Festkörperelektrolyten mit Kohlenstoff bedeckt sind, einsetzt.