[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verminderung der Anfälligkeit einer Aluminiumlegierungsschmelze
mit einem Gehalt von mindestens 2.5 Gew.-% Magnesium gegen Verkrätzung.
[0002] Bei einem Betriebsunterbruch in einer Giesserei, beispielsweise über Feiertage oder
über ein Wochenende, kann es vorkommen, dass eine an sich giessfertige Metallschmelze
während mehr als 50 h auf einer Schmelzetemperatur von beispielsweise 750°C gehalten
wird. Aluminium-Magnesium-Legierungen mit höherem Magnesiumgehalt neigen nach längeren
Abstehzeiten zur Verkrätzung. Die Anwesenheit von Magnesium in der Schmelze bewirkt,
dass die schützenden Oxidhaut, die eine Oxidation des Aluminiums im Normalfall verhindert,
durchlässig wird und die Reaktion des Aluminiums mit Sauerstoff ablaufen kann. Auf
der Schmelze bildet sich eine blumenkohlartige Krätze, die vorwiegend aus Spinell
(MgO · Al
2O
3) besteht. Durch Deckelheizungsöfen wird dieser Vorgang weiter verstärkt, da die Temperatur
der Metallbadoberfläche bedingt durch die Strahlungswärme der Heizstäbe im Deckel
sehr hoch ist und eine Konvektion im Metallbad durch Temperaturschichtung verhindert
wird. Aufgrund der Schwerkraftseigerung reichert sich Magnesium in der Nähe der Schmelzeoberfläche
an und führt zu einer zusätzlichen Verstärkung dieses Effektes. Die sich bildende
Krätze ist sehr hart, hat eine blumenkohlartige Morphologie und sinkt auf den Tiegelboden
ab, so dass der ganze Ofen kontaminiert werden kann, wenn nicht früh genug abgekrätzt
wird. Die Verkrätzung setzt umso früher ein, je höher die Schmelzetemperatur ist.
[0003] Es ist bekannt, dass die Verkrätzung von Aluminium-Magnesium-Legierungen durch Zulegieren
von Beryllium abgemildert wird, aber nicht ganz vermieden werden kann. Es wurde beobachtet,
dass der Berylliumgehalt in einer Aluminium-Magnesium-Legierung in der Schmelze mit
der Zeit abnimmt und offenbar beim Unterschreiten einer kritischen Berylliumkonzentration
eine rasche Krätzebildung auf der Schmelze einsetzt. Eine erhöhte Berylliumzugabe
zur Metallschmelze ist wegen der karzinogenen Eigenschaften von Beryllium unerwünscht
und sollte deshalb möglichst vermieden werden.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, durch legierungstechnische Massnahmen
einen höheren Verkrätzungswiderstand für Aluminium-Magnesium-Legierungen herbeizuführen
als dies mit einem Berylliumzusatz nach dem Stand der Technik möglich ist.
[0005] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass der Schmelze 0.02 bis 0.15
Gew.-% Vanadium und weniger als 60 ppm Beryllium zugegeben wird.
[0006] Überraschend hat sich gezeigt, dass durch Zulegieren von Vanadium die krätzevermindemde
Zugabe von Beryllium in erheblich kleinerer Menge erfolgen kann als ohne Vanadiumzugabe.
[0007] Bevorzugt wird der Schmelze 0.05 bis 0.13 Gew.-% Vanadium, insbesondere 0.07 bis
0.12 Gew.-% Vanadium zugegeben.
[0008] Bei einem Gehalt von mehr als 3.5 Gew.-% Magnesium genügt eine Zugabe von 25 bis
50 ppm Beryllium, vorzugsweise 25 bis 35 ppm Beryllium. Liegt der Gehalt von Magnesium
in der Schmelze tiefer als 3.5 Gew.-%, so sind weniger als 25 ppm Beryllium erforderlich,
um einen hohen Verkrätzungswiderstand zu erzielen. Bei geringeren Anforderungen an
die Verkrätzungsneigung kann sogar auf eine Berylliumzugabe verzichtet werden.
[0009] Eine bevorzugte Anwendung des erfindungsgemässen Verfahrens liegt in der Herstellung
von Gusslegierungen mit
2.5 bis 7 Gew.-% Magnesium
max. 2.5 Gew.-% Silizium
max. 1.6 Gew.-% Mangan
max. 0.2 Gew.-% Titan
max. 0.3 Gew.-% Eisen
max. 0.2 Gew.-% Kobalt
weniger als 60 ppm Beryllium
0.02 bis 0.15 Gew.-% Vanadium
sowie Aluminium als Rest und herstellungsbedingte Verunreinigungen, einzeln max.
0.05 Gew.-%, insgesamt max. 0.15 Gew.-%.
[0010] Besonders bevorzugt wird das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung von Druckgusslegierungen
eingesetzt.
[0011] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsbeispielen.
[0012] Je ca. 50 kg einer Aluminium-Magnesium-Legierung mit unterschiedlichem Beryllium-
und Vanadiumgehalt wurden in einem Tiegel im Induktionsofen aufgeschmolzen. Anschliessend
wurde der Tiegel in einen Widerstandsofen überführt und dort bei einer Temperatur
von 750°C gehalten. Die chemischen Analysen (in Gew.-%) der untersuchten Chargen sind
in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Chargen 1, 3 und 4 weisen einen erfindungsgemässen
Vanadiumgehalt auf, die Charge 2 liegt mit ihrem Vanadiumgehalt ausserhalb des erfindungsgemässen
Bereichs.
[0013] In bestimmten Zeitabständen wurden von den verschiedenen Chargen zur Bestimmung der
chemischen Zusammensetzung Proben genommen. Des weiteren wurde die Schmelzeoberfläche
in bestimmten Zeitabständen beobachtet, um den Zeitpunkt der verstärkten Krätzebildung
zu bestimmen. Tabelle 2 zeigt die Zeit bis zur Verkrätzung der Schmelze in Abhängigkeit
vom Beryllium- und Vanadiumgehalt der Legierung. Die Ergebnisse deuten daraufhin,
dass zumindest bei den untersuchten Aluminium-Magnesium-Legierungen mit hohem Magnesiumgehalt
eine geringe Menge Beryllium neben dem erfindungsgemässen Anteil an Vanadium in der
Schmelze vorhanden sein muss, damit ein hoher Verkrätzungwiderstand erzielt werden
kann. Andererseits genügt bei einer Zugabe von Vanadium im erfindungsgemässen Bereich
bereits ein Berylliumgehalt von etwa 25 ppm, um den Verkrätzungswiderstand erheblich
zu verbessern.
Tabelle 1
Charge |
Si |
Fe |
Cu |
Mn |
Mg |
Cr |
Zn |
Ti |
Be |
V |
1 |
2.36 |
0.08 |
0 |
0.78 |
5.31 |
0 |
0.002 |
0.13 |
0.0011 |
0.072 |
2 |
2.30 |
0.08 |
0 |
0.74 |
5.69 |
0 |
0.01 |
0.11 |
0.0043 |
0.0052 |
3 |
2.37 |
0.08 |
0 |
0.79 |
5.28 |
0 |
0.002 |
0.12 |
0.0026 |
0.080 |
4 |
2.38 |
0.08 |
0 |
0.78 |
5.27 |
0 |
0.002 |
0.08 |
0.0026 |
0.072 |
Tabelle 2
Charge |
Be-Gehalt [ppm] |
V-Gehalt [Gew.-%] |
Zeit bis zur Verkrätzung [h] |
1 |
11 |
0.072 |
68 |
2 |
43 |
0.005 |
63 |
3 |
26 |
0.080 |
158 |
4 |
26 |
0.072 |
139*) |
*) Nicht verkrätzt, Versuch abgebrochen |
1. Verfahren zur Verminderung der Anfälligkeit einer Aluminiumlegierungsschmelze mit
einem Gehalt von mindestens 2.5 Gew.-% Magnesium gegen Verkrätzung,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Schmelze 0.02 bis 0.15 Gew.-% Vanadium und weniger als 60 ppm Beryllium zugegeben
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Schmelze 0.05 bis 0.13
Gew.-% Vanadium, vorzugsweise 0.07 bis 0.12 Gew.-% Vanadium zugegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Schmelze bei einem
Gehalt von mehr als 3.5 Gew.-% Magnesium 25 bis 50 ppm Beryllium, vorzugsweise 25
bis 35 ppm Beryllium zugegeben wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Schmelze bei einem
Gehalt von weniger als 3.5 Gew.-% Magnesium weniger als 25 ppm Beryllium zugegeben
wird.
5. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 zur Herstellung von Gusslegierungen
mit
2.5 bis 7 Gew.-% Magnesium
max. 2.5 Gew.-% Sillizium
max. 1.6 Gew.-% Mangan
max. 0.2 Gew.-% Titan
max. 0.3 Gew.-% Eisen
max. 0.2 Gew.-% Kobalt
weniger als 60 ppm Beryllium
0.02 bis 0.15 Gew.-% Vanadium
sowie Aluminium als Rest und herstellungsbedingte Verunreinigungen, einzeln max.
0.05 Gew.-%, insgesamt max. 0.15 Gew.-%.
6. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 5 zur Herstellung von Druckgusslegierungen.