[0001] Die Erfindung betrifft eine Wabenstruktur-Dichtung zwischen einem rotierenden Element
und einem Stator-Element einer Turbine, insbesondere für eine Gasturbine, mit einem
den Spitzen der Turbinen-Schaufeln zugewandten Anstreif-Abschnitt sowie mit einer
dem anderen Element der Turbine zugewandten Grundplatte. Insbesondere kann es sich
bei den besagten Turbinen-Schaufeln um die Rotorschaufeln handeln, so daß die Grundplatte
der Gehäusewand (=Stator-Element) der Turbine zugewandt ist, alternativ kann jedoch
die Grundplatte auch der rotierenden Turbinen-Welle zugewandt sein, so daß der besagte
Anstreif-Abschnitt den Spitzen der Turbinen-Statorschaufeln zugewandt ist. Zum technischen
Umfeld wird beispielshalber auf die DE 32 35 745 A1 verwiesen. Ferner sei ausdrücklich
darauf hingewiesen, daß der Begriff der

Wabenstruktur" allgemein zu verstehen ist, d.h. es muß sich hierbei nicht unbedingt
um die dem Fachmann geläufige Bienenwabenstruktur handeln. Vielmehr ist hierunter
eine beliebige Anordnung von einander benachbarten Hohlräumen beliebiger Geometrie
zu verstehen.
[0002] Anstreifdichtungen für die Rotorschaufeln bspw. von Gasturbinen, die an der Innenwand
des Turbinengehäuses angeordnet sind, werden unter anderem als Wabenstruktur-Dichtungen,
auch

Honeycomb-Dichtung" genannt, ausgebildet. Die Wabenstruktur wird dabei von einer Grundplatte
getragen, während die die Wabenstruktur bildenden Stegwände mit ihren freien Endabschnitten
den Spitzen der Rotorschaufeln zugewandt sind. Die von den Stegwänden begrenzten Wabenzellen
können dabei zumindest teilweise mit einem geeigneten Isolationsmaterial befüllt sein,
so wie dies in der o.g. Schrift beschrieben ist.
[0003] Anstreifdichtungen von Gasturbinen müssen zwei Hauptaufgaben erfüllen, nämlich das
Arbeitsgas möglichst wirkungsvoll von einer Umströmung der Rotorschaufelspitzen abzuhalten
und darüberhinaus das Turbinengehäuse zumindest abschnittsweise gegenüber dem heißen
Arbeitsgas zu isolieren. Diese Wärmeisolationswirkung soll dabei derart sein, daß
die thermische Gehäusedehnung simultan zur thermischen und der überlagerten, fliehkraftinduzierten
Dehnung der Rotor-Scheibe und der Rotorschaufeln verläuft, um das Spaltmaß zwischen
den Schaufelspitzen und dem Turbinengehäuse auch während instationärer Betriebszustände
(bspw. während der Aufheizphase) der Turbine zu minimieren. Eine Spaltmaßminimierung
über dem gesamten Arbeitszyklus einer Gasturbine, insbesondere Flug-Gasturbine ist
notwendig, da jede Vergrößerung des Spaltmaßes eine Schub- und Wirkungsgradverminderung
bedeutet.
[0004] Diese soeben beschriebenen Anforderungen werden mit den bestehenden Lösungen von
Wabenstruktur-Dichtungen zumindest teilweise nur unzureichend erfüllt. Entweder sind
gut dichtende, feinstrukturierte Honeycomb-Strukturen nicht hinreichend gut mit isolierendem
Material zu füllen, oder es weisen die gröberen, gut füllbaren Honeycomb-Strukturen
keine befriedigenden Dichteigenschaften auf. Die thermische Isolation des Turbinengehäuses
ist als Folge hiervon nicht ausreichend groß, darüberhinaus weisen Metall-Keramik
Verbindungen (wenn die Honeycomb- oder Waben-Struktur wie üblich metallisch und das
in die Waben eingebrachte isolierende Material keramisch ist) insbesondere bei thermozyklischer
Belastung eine eingeschränkte Lebensdauer auf. Weiterhin können die keramischen Füllstoffe
Beschädigungen an den dem Fachmann bekannten Einlaufstegen hervorrufen.
[0005] Eine Abhilfemaßnahme für diese geschilderte Problematik aufzuzeigen, ist Aufgabe
der vorliegenden Erfindung.
Die Lösung dieser Aufgabe ist gekennzeichnet durch einen mehrlagigen Aufbau der Wabenstruktur-Dichtung
derart, daß sich an die Grundplatte ein luftevakuierter und somit in Teilflächen durch
Vakuum isolierender Wabenstruktur-Abschnitt anschließt, der durch eine Zwischenplatte
abgedeckt ist, auf deren dem Wabenstruktur-Abschnitt abgewandten Seite der Anstreif-Abschnitt
angeordnet ist. Vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen sind Inhalt der Unteransprüche.
Dabei sei nochmals darauf hingewiesen, daß der sog. Wabenstruktur-Abschnitt als eine
Anordnung von mehreren Hohlräumen von im wesentlichen beliebiger Form nebeneinander
zu verstehen ist.
[0006] Näher erläutert wird die Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispieles,
wobei in der beigefügten einzigen Figur eine erfindungsgemäße Wabenstruktur-Dichtung
in perspektivischer Explosionsdarstellung gezeigt ist.
[0007] Mit der Bezugsziffer 1 ist eine Grundplatte bezeichnet, auf deren Oberfläche eine
bei Honeycomb-Dichtungen an sich übliche Wabenstruktur angeordnet ist. Diese der Grundplatte
1 benachbarte Wabenstruktur wird im weiteren als Wabenstruktur-Abschnift 2 der erfindungsgemäßen
Wabenstruktur-Dichtung bezeichnet.
[0008] Auf der der Grundplatte 1 gegenüberliegenden Seite schließt sich an den Wabenstruktur-Abschnitt
2 eine Zwischenplatte 3 an, d.h. der Wabenstruktur-Abschnitt 2 ist von der Zwischenplatte
3 abgedeckt. In diesem Zusammenhang sei nochmals darauf hingewiesen, daß es sich bei
der beigefügten Figur um eine Explosionsdarstellung handelt, d.h. in der Realität
ist der Wabenstruktur-Abschnitt 2 direkt zwischen der Grundplatte 1 einerseits und
der Zwischenplatte 3 andererseits eingebettet.
Auf der Zwischenplatte 3 ihrerseits, und zwar auf deren dem Wabenstruktur-Abschnitt
2 abgewandten Seite ist ein sogenannter Anstreif-Abschnitt 4 angeordnet. Auch dieser
Anstreif-Abschnitt 4 liegt wieder direkt auf der Zwischenplatte 3 auf.
[0009] Die gezeigte und insoweit beschriebene Wabenstruktur-Dichtung zeichnet sich somit
durch einen mehrlagigen Aufbau aus, bestehend aus der Grundplatte 1, dem Wabenstruktur-Abschnitt
2, der Zwischenplatte 3 und dem Anstreif-Abschnitt 4. Im Einbauzustand dieser Wabenstruktur-Dichtung
in einer Turbine, insbesondere einer Flug-Gasturbine, liegt dabei die Grundplatte
1 mit ihrer freien (hier unteren) Oberfläche an der Innenwand des nicht gezeigten
Turbinen-Gehäuses an, während die (in der Figurendarstellung obere) freie Oberfläche
des Anstreif-Abschnittes 4 den (ebenfalls nicht gezeigten) Schaufelspitzen der Turbinen-Rotorschaufeln
zugewandt ist.
[0010] Demzufolge ist der Anstreif-Abschnitt 4 im Hinblick auf die erforderliche Dichtwirkung,
d.h. auf die Abdichtung des Spaltes zwischen den nicht gezeigten Schaufelspitzen und
der Wabenstruktur-Dichtung hin ausgebildet. Bei diesem Anstreif-Abschnitt 4, an welchem
die Schaufelspitzen zur Erzielung einer optimalen Dichtwirkung tatsächlich anstreifen
können bzw. sollen, kann es sich somit um eine Bürstendichtung , um eine Plasmaspritzschicht,
um ein Metallfilz oder um eine dem Fachmann bekannte

Metco"-Schicht, oder auch um andere geeignete Dichtstrukturen handeln. Beim hier gezeigten
Ausführungsbeispiel ist dieser Anstreif-Abschnitt 4 selbst wieder in Form einer (an
sich üblichen) Wabendichtung ausgebildet, d.h. er besteht wie üblich aus einer Vielzahl
von hier bspw. bzw. bevorzugt bienenwaben-förmig angeordneten Stegwänden 5, die jeweils
sogenannte Wabenzellen 6 bilden. In die Wabenzellen 6 dieses als Wabendichtung ausgebildeten
Anstreif-Abschnittes 4 ist dabei kein thermisches Dichtmaterial eingebracht, da die
Funktion dieses Anstreif-Abschnittes 4 wie bereits erwähnt lediglich darin liegt,
den Spalt zwischen den Schaufelspitzen des Turbinen-Rotors und der gesamten Wabenstruktur-Dichtung
gegen eine Durchströmung mit Arbeitsgas so gut als möglich abzudichten.
[0011] Die - wie eingangs erläutert - daneben noch benötigte zweite thermische Dichtfunktion
der erfindungsgemäßen Wabenstrukturdichtung wird hingegen vom Wabenstruktur-Abschnitt
2 übernommen. Letzterer ist hierzu luftevakuiert, d.h. in den Teilflächen der einzelnen
Wabenzellen 6 des Wabenstruktur-Abschnittes 2 liegt eine durch Vakuum bedingte thermische
Isolation vor. Damit das in den Wabenzellen 6 zumindest im wesentlichen vorliegende
Vakuum erhalten bleibt, ist es selbstverständlich erforderlich, daß die Wabenzellen
6 (in der Figurendarstellung nach oben und nach unten hin) abgeschlossen sind, was
durch die Grundplatte 1 einerseits und durch die Zwischenplatte 3 andererseits gewährleistet
ist.
[0012] Hergestellt werden kann dabei zumindest der durch den Wabenstruktur-Abschnitt 2 sowie
die Grundplatte 1 und die Zwischenplatte 3 gebildete Abschnitt der Wabenstruktur-Dichtung
durch Hochtemperaturlöten unter Vakuumbedingungen. Dies bedeutet, daß auf den bereits
mit der Grundplatte 1 geeignet verbundenen Wabenstruktur-Abschnitt 2 im Vakuum (soweit
technisch erreichbar; ein absolutes Vakuum ist selbstverständlich nicht möglich) die
Zwischenplatte 3 aufgelötet wird. Im gleichen Fertigungsprozess kann dabei gleichzeitig
auch der Anstreif-Abschnitt 4 mit der Zwischenplatte 3 verbunden werden.
[0013] Die hier vorgeschlagene Wabenstruktur-Dichtung besteht somit aus zwei, durch eine
Zwischenplatte 3 voneinander getrennten Honeycomb-Strukturen, nämlich dem Wabenstruktur-Abschnitt
2 und dem Anstreif-Abschnitt 4. Diese beiden Honeycomb-Strukturen können handelsüblich
sein und bestehen bevorzugt aus dünnen, metallischen Hochtemperaturlegierungen. Der
(hier untere) Wabenstruktur-Abschnitt 3 übernimmt dabei die Funktion der Wärmedämmung;
demzufoge kann er konstruktiv durch Variation der Struktur-Größe und -Höhe der erforderlichen
Isoliercharakteristik angepasst werden. Da die gewünschte thermische Isolationswirkung
durch das in den Wabenzellen 6 herrschende (zumindest im wesentlichen) Vakuum erzielt
wird, sollten diese Wabenzellen 6 bevorzugt eine möglichst große Grund- bzw. Querschnittsfläche
aufweisen.
[0014] Demgegenüber ist die hier obere dichtende Honeycomb-Struktur, d.h. der Anstreif-Abschnitt
4 in ihrer/seiner Ausführung an die Erfordernisse der Dichtwirkung bezüglich des daran
vorbeistreichenden Turbinen-Arbeitsgases angepasst. Bei einer Ausbildung als Waben-
oder Honeycomb-Struktur ist die erzielbare Dichtwirkung wie bekannt umso besser, je
kleiner die Grund- bzw. Querschnittsflächen der Wabenzellen 6 dieser Wabenstruktur
sind. Demzufolge ist wie ersichtlich vorgesehen, daß die Wabenzellen 6 des als Wabendichtung
ausgebildeten Anstreif-Abschnittes 4 eine signifikant kleinere Teilfläche aufweisen
als die Wabenzellen 6 des Wabenstruktur-Abschnittes 2.
[0015] Insgesamt ist an einer erfindungsgemäßen Wabenstruktur-Dichtung durch Variation des
(hier unteren) luftevakuierten Wabenstruktur-Abschnittes 2 hinsichtlich Strukturgröße,
Strukturhöhe und Stegstärke in weiten Grenzen eine gewünschte Wärmedämmung (und auch
Wärmeleitung) erzielbar. Durch die kleineren und daher eine passierende Arbeitsgas-Strömung
besser behindernde und hierdurch besser abdichtende (hier obere) Wabenstruktur als
Anstreif-Abschnitt 4 wird die Umströmung der diesem Anstreif-Abschnitt 4 zugewandten
(nicht gezeigten) Schaufelspitzen vermindert. Da die Wärmedämmung vom hier unten liegenden
Wabenstruktur-Abschnitt 2 übernommen wird, ist eine Füllung der (hier oberen) Wabenzellen
6 des Anstreif-Abschnittes 4 nicht erforderlich, ggf. jedoch möglich. Abschließend
sei nochmals darauf hingewiesen, daß der vakuumisolierte
[0016] Wabenstruktur-Abschnitt 2 alternativ auch als isolierender Unterbau für einen anderen
als den gezeigten Anstreif-Abschnitt 4 nutzbar ist, d.h. für diesen Anstreif-Abschnitt
4 sind auch andere Dichtungssysteme einsetzbar, wie bspw. eine Bürstendichtung, METCO-Schichten,
Plasmaspritzschichten, Metallfilze oder ähnliches, die jeweils auf die beschriebene
Vakuumisolierstruktur appliziert werden können. Selbstverständlich können dabei eine
Vielzahl weiterer Details insbesondere konstruktiver Art durchaus abweichend vom gezeigten
Ausführungsbeispiel gestaltet sein, ohne den Inhalt der Patentansprüche zu verlassen.
Bezugszeichenliste:
[0017]
- 1
- Grundplatte
- 2
- Wabenstruktur-Abschnitt
- 3
- Zwischenplatte
- 4
- Anstreif-Abschnitt
- 5
- Stegwand einer Wabenstruktur
- 6
- Wabenzelle einer Wabenstruktur
1. Wabenstruktur-Dichtung zwischen einem rotierenden Element und einem Stator-Element
einer Turbine, insbesondere für eine Gasturbine, mit einem den Spitzen der Turbinen-Schaufeln
zugewandten Anstreif-Abschnitt (4) sowie mit einer dem anderen Element der Turbine
zugewandten Grundplatte (1),
gekennzeichnet durch einen mehrlagigen Aufbau derart, daß sich an die Grundplatte
(1) ein luftevakuierter und somit in Teilflächen durch Vakuum isolierender Wabenstruktur-Abschnitt
(2) anschließt, der durch eine Zwischenplatte (3) abgedeckt ist, auf deren der Wabenstruktur
(2) abgewandten Seite der Anstreif-Abschnitt (4) angeordnet ist.
2. Wabenstruktur-Dichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenplatte (3) mit dem Wabenstruktur-Abschnitt
(2) verlötet ist, wobei dieser Herstellungsprozess unter Vakuumbedingungen erfolgt.
3. Wabenstruktur-Dichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anstreifabschnitt (4) ebenfalls als Wabendichtung
ausgebildet ist.
4. Wabenstruktur-Dichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Wabenzellen (6) des als Wabendichtung ausgebildeten
Anstreif-Abschnittes (4) eine signifikant kleinere Teilfläche aufweisen als die Wabenzellen
(6) des Wabenstruktur-Abschnittes (2).