[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Strangabzugsverfahren für einen in einer Bogenstranggießanlage
gegossenen Metallstrang, insbesondere ein Stahlband, wobei der Metallstrang zunächst
aus einer Gießkokille senkrecht abgezogen wird, dem Metallstrang sodann in einem mit
einem Eingangsmoment angetriebenen Bogeneingangstreiber eine Bogenform aufgeprägt
wird und der Metallstrang schließlich nach Erreichen einer waagrechten Stranglaufrichtung
in einem mit einem Ausgangsmoment angetriebenen Bogenausgangstreiber geradegerichtet
wird.
[0002] Derartige Strangabzugsverfahren sind allgemein bekannt. Bei ihnen wird der gegossene
Metallstrang mittels eines angetriebenen Bogeneingangstreibers, auch Biegetreiber
genannt, aus der Senkrechten in eine Bogenform abgebogen. Nach Erreichen der Waagrechten
wird der Metallstrang dann mittels eines angetriebenen Bogenausgangstreibers, auch
Richttreiber genannt, wieder gerade gebogen, so daß er die Bogenstranggießanlage in
einer waagrechten Stranglaufrichtung verläßt.
[0003] Im optimalen Fall verläuft der Strang zwischen dem Bogeneingangs- und dem Bogenausgangstreiber
weitgehend kreisbogenförmig. Bereits geringfügige Geschwindigkeitsunterschiede zwischen
den Treibern führen aber dazu, daß der Metallstrang aus seiner Ideallinie ausgelenkt
wird. Der Metallstrang verläuft dann entweder sehnenförmig oder hängt sackartig durch.
Die Geschwindigkeitunterschiede können daher zu Betriebsstörungen bis hin zu einer
Unterbrechung des Gießbetriebes führen. Ferner wird in jedem Fall die Qualität des
gegossenen Metallstrangs negativ beeinflußt.
[0004] Aus dem Fachbuch
Stranggießen von Stahl - Einführung und Grundlagen" von Hans Schrewe, Verlag Stahleisen
mbH, Düsseldorf 1987, Seiten 13 und 46 bis 50 ist ein Strangabzugsverfahren für einen
in einer Bogenstranggießanlage gegossenen Metallstrang, insbesondere ein Stahlband,
bekannt, wobei der Metallstrang zunächst aus einer Gießkokille senkrecht abgezogen
wird, dem Metallstrang sodann in einem Bogeneingangstreiber eine Bogenform aufgeprägt
wird, der Metallstrang sodann in einem Vielrollenantrieb geführt wird und der Metallstrang
in mehreren Schriften gerade gerichtet wird, so daß er nach Erreichen einer waagrechten
Stranglaufrichtung aus der Bogenstranggießanlage ausläuft.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Strangabzugsverfahren zur
Verfügung zu stellen, mittels dessen ein Abweichen des gegossenen Metallstrangs von
seiner Ideallinie möglichst vermieden wird.
[0006] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß dem Bogeneingangstreiber eine Eingangs- und
dem Bogenausgangstreiber eine Ausgangsgeschwindigkeit vorgegeben werden, daß das Eingangs-
und das Ausgangsmoment erfaßt werden und daß die Ausgangsgeschwindigkeit derart eingestellt
wird, daß sowohl das Eingangs- als auch das Ausgangsmoment einen positiven Wert aufweisen.
[0007] Vorzugsweise wird die Ausgangsgeschwindigkeit erniedrigt, wenn der Quotient von Ausgangsmoment
zu Eingangsmoment einen Quotientensollwert übersteigt, und umgekehrt die Ausgangsgeschwindigkeit
erhöht, wenn der Quotient von Ausgangsmoment zu Eingangsmoment den Quotientensollwert
unterschreitet. Denn dadurch wird die Ideallinie noch besser eingehalten.
[0008] Vorzugsweise wird der Quotientensollwert erhöht, wenn nach einem Erniedrigen der
Ausgangsgeschwindigkeit die Summe von Ausgangsmoment und Eingangsmoment steigt und
umgekehrt der Quotientensollwert erniedrigt, wenn nach einem Erhöhen der Ausgangsgeschwindigkeit
die Summe von Ausgangsmoment und Eingangsmoment steigt. Denn dadurch stellt die Bogenstranggießanlage
selbsttätig einen optimalen Strangverlauf ein. Gleichzeitig wird sie mit minimalem
Energieaufwand betrieben.
[0009] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels. Dabei zeigen in Prinzipdarstellung
- Figur 1
- ein Blockschaltbild einer Bogenstranggießanlage und
- Figur 2
- ein Flußdiagramm zur Steuerung der Bogenstranggießanlage.
[0010] Gemäß Figur 1 weist eine Bogenstranggießanlage eine Gießkokille 1, einen darunter
angeordneten Kühlkörper 2, einen Bogeneingangstreiber 3 und einen Bogenausgangstreiber
4 auf. In der Gießkokille 1 wird flüssiges Metall, z.B. Stahl, zu einem Metallstrang
5, z.B. einem Vorband, gegossen. Das Metall erstarrt zunächst an seinen Außenseiten
und wird mit noch flüssigem Kern senkrecht aus der Gießkokille 1 abgezogen. Beim Durchlaufen
des Kühlkörpers 2 wird der Metallstrang 5 soweit abgekühlt, daß er auch in seinem
Kern durcherstarrt.
[0011] Nach dem Durcherstarren durchläuft der Metallstrang 5 den Bogeneingangstreiber 3.
Der Bogeneingangstreiber 3 weist angetriebene Eingangsrollen 6 auf. Die Eingangsrollen
6 werden mit einem Eingangsmoment F
e angetrieben. Mittels der Eingangsrollen 6 wird der Metallstrang 5 mit einer Gießgeschwindigkeit
v
G aus der Gießkokille 1 abgezogen. Ferner wird dem Metallstrang 5 mittels einer Biegerolle
6' eine Bogenform aufgeprägt, d.h. er wird aus der Senkrechten abgebogen.
[0012] Nach Durchlaufen des Bogeneingangstreibers 3 läuft der Metallstrang 5 frei bis zum
Bogenausgangstreiber 4. Nach dem Eintreten des Metallstrangs 5 in den Bogenausgangstreiber
4 erreicht der Metallstrang 5 eine waagrechte Stranglaufrichtung x. Der Bogenausgangstreiber 4 weist angetriebene Ausgangsrollen 7 auf. Die Ausgangsrollen
7 werden mit einem Ausgangsmoment F
a angetrieben. Mittels der Ausgangsrollen 7 wird der Metallstrang 5 weitergefördert.
Ferner wird der Metallstrang 5 mittels der Ausgangsrollen 6 wieder geradegerichtet,
d.h. er wird aus der Bogenform in die Waagrechte zurückgebogen.
[0013] Die Antriebe für den Bogeneingangstreiber 3 und den Bogenausgangstreiber 4 können
beliebiger Art sein. Meist werden Elektromotoren eingesetzt. Insbesondere bei Elektromotoren
sind die aufgebrachten Momente F
e, F
a leicht erfaßbar.
[0014] Der Bogeneingangstreiber 3 und der Bogenausgangstreiber 4 sind geschwindigkeitsgeregelt.
Ihnen werden also eine Eingangs- und eine Ausgangsgeschwindigkeit v
e, v
a vorgegeben. Die Eingangsgeschwindigkeit v
e ist dabei durch die Gießgeschwindigkeit v
G vorgegeben. Die Ausgangsgeschwindigkeit v
a hingegen steht als Regelparameter zur Verfügung. Anstelle der Geschwindigkeiten v
e, v
a können selbstverständlich auch die Drehzahlen der Rollen 6, 7 geregelt werden.
[0015] Zum Regeln der Ausgangsgeschwindigkeit v
a werden gemäß Figur 2 das Eingangs- und das Ausgangsmoment F
e, F
a erfaßt. Wenn das Eingangsmoment F
e einen negativen Wert aufweist, wird die Ausgangsgeschwindigkeit v
a erniedrigt, da dann der Metallstrang 5 vom Bogenausgangstreiber 4 zu schnell gefördert
wird. Wenn umgekehrt das Ausgangsmoment F
a einen negativen Wert aufweist wird die Ausgangsgeschwindigkeit v
a erhöht, da dann der Metallstrang 5 vom Bogenausgangstreiber 4 zu langsam gefördert
wird. Wenn sowohl das Eingangs- als auch das Ausgangsmoment F
e, F
a einen positiven Wert aufweisen, ist die Förderleistung auf beide Treiber 3, 4 verteilt,
was dem anzustrebenden Zustand entspricht. Im Ergebnis wird also die Ausgangsgeschwindigkeit
v
a derart eingestellt wird, daß sowohl das Eingangs- als auch das Ausgangsmoment F
e, F
a einen positiven Wert aufweisen.
[0016] Um eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Förderleistung auf beide Treiber 3,
4 zu gewährleisten, wird ein Quotientensollwert n festgelegt. Wenn der Quotient von
Ausgangsmoment F
a zu Eingangsmoment F
e den Quotientensollwert n übersteigt, wird die Ausgangsgeschwindigkeit v
a erniedrigt. Wenn umgekehrt der Quotient von Ausgangsmoment F
a zu Eingangsmoment F
e den Quotientensollwert n unterschreitet, wird die Ausgangsgeschwindigkeit v
a erhöht. Der Quotientensollwert n weist vorzugsweise einen Wert oberhalb von Eins
auf.
[0017] Das Erhöhen bzw. Erniedrigen der Ausgangsgeschwindigkeit v
a ist gemäß Figur 2 ein iterativer Prozeß. Bei jeder Iteration wird die Summe S von
Ausgangsmoment F
a und Eingangsmoment F
e gebildet und mit der Summe S' von Ausgangsmoment F
a' und Eingangsmoment F
e' der vorhergehenden Iteration verglichen. Wenn die Summe S von Ausgangsmoment F
a und Eingangsmoment F
e der aktuellen Iteration die Summe S' von Ausgangsmoment F
a' und Eingangsmoment F
e' der vorhergehenden Iteration nicht übersteigt, bleibt der Quotientensollwert n unverändert.
Wenn hingegen die Summe S von Ausgangsmoment F
a und Eingangsmoment F
e der aktuellen Iteration die Summe S' von Ausgangsmoment F
a' und Eingangsmoment F
e' der vorhergehenden Iteration übersteigt, ist dies ein Indiz dafür, daß die Bogenstranggießanlage
noch nicht optimal betrieben wird. In diesem Fall wird der Quotientensollwert n erhöht,
wenn zuvor die Ausgangsgeschwindigkeit v
a erniedrigt wurde. Umgekehrt wird der Quotientensollwert n erniedrigt, wenn zuvor
die Ausgangsgeschwindigkeit v
a erhöht wurde.
[0018] Mittels des erfindungsgemäßen Strangabzugsverfahrens stellt sich unabhängig von weiteren
Parametern wie z.B. der Strangtemperatur, der Strangbreite und - dicke, der Gießgeschwindigkeit
v
G, der Änderung der Rollendurchmesser durch Verschleiß und der gegossenen Metallart
und -qualität automatisch ein optimaler Betrieb der Bogenstranggießanlage ein. Dies
ist besonders bei Dünnbrammengießanlagen, mit denen Brammen mit Dicken zwischen 40
mm und 100 mm gegossen werden, von Bedeutung. Denn bei Dünnbrammengießanlagen ist
die Gießgeschwindigkeit v
G erheblich größer als bei konventionellen Brammenanlagen, so daß ohne korrigierende
Regelung schnell kritische Anlagenzustände erreicht werden. Darüber hinaus werden
mit dem erfindungsgemäßen Strangabzugsverfahren die Schwingungsneigung des Metallstranges
5 unterdrückt bzw. gedämpft und ein Durchrutschen des Metallstranges 5 verhindert.
Auch wird die Geometrie des Metallstranges 5 verbessert. Schließlich wird die Neigung
des Metallstranges 5 zum Schräglaufen reduziert, was unter anderem zu einem verbesserten
Einlaufverhalten in der Bogenstranggießanlage nachgeschaltete Einheiten führt.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- Gießkokille
- 2
- Kühlkörper
- 3
- Bogeneingangstreiber
- 4
- Bogenausgangstreiber
- 5
- Metallstrang
- 6
- Eingangsrollen
- 6'
- Biegerolle
- 7
- Ausgangsrollen
- Fa, Fa',
- Fe, Fe'
- Momente
- n
- Quotientensollwert
- S, S'
- Summen
- va, ve,
- vG
- Geschwindigkeiten
- x
- Stranglaufrichtung
1. Strangabzugsverfahren für einen in einer Bogenstranggießanlage gegossenen Metallstrang
(5), insbesondere ein Stahlband (5),
wobei der Metallstrang (5) zunächst aus einer Gießkokille (1) senkrecht abgezogen
wird,
wobei dem Metallstrang (5) sodann in einem mit einem Eingangsmoment (Fe) angetriebenen Bogeneingangstreiber (3) eine Bogenform aufgeprägt wird und
wobei der Metallstrang (5) schließlich nach Erreichen einer waagrechten Stranglaufrichtung
(x) in einem mit einem Ausgangsmoment (Fa) angetriebenen Bogenausgangstreiber (4) geradegerichtet wird,
wobei dem Bogeneingangstreiber (3) eine Eingangs- (ve) und dem Bogenausgangstreiber (4) eine Ausgangsgeschwindigkeit (va) vorgegeben werden,
wobei das Ausgangsmoment (Fa) erfaßt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß auch das Eingangsmoment (Fe) erfaßt wird und daß die Ausgangsgeschwindigkeit (va) derart eingestellt wird, daß sowohl das Eingangs- (Fe) als auch das Ausgangsmoment (Fa) einen positiven Wert aufweisen.
2. Strangabzugsverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ausgangsgeschwindigkeit (va) erniedrigt wird, wenn der Quotient von Ausgangsmoment (Fa) zu Eingangsmoment (Fe) einen Quotientensollwert (n) übersteigt, und
daß umgekehrt die Ausgangsgeschwindigkeit (va) erhöht wird, wenn der Quotient von Ausgangsmoment (Fa) zu Eingangsmoment (Fe) den Quotientensollwert (n) unterschreitet.
3. Strangabzugsverfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Quotientensollwert (n) erhöht wird, wenn nach einem Erniedrigen der Ausgangsgeschwindigkeit
(va) die Summe (S) von Ausgangsmoment (Fa) und Eingangsmoment (Fe) steigt und
daß umgekehrt der Quotientensollwert (n) erniedrigt wird, wenn nach einem Erhöhen
der Ausgangsgeschwindigkeit (va) die Summe (S) von Ausgangsmoment (Fa) und Eingangsmoment (Fe) steigt.