[0001] Die Erfindung betrifft ein Vorwindsegel mit einem am Mast zu befestigenden oberen
Bereich, und einem an einem Baum und einer Schot oder am Stag oder an einem zweiten
Baum oder an einem Stag und einer Schot zu befestigenden unteren Bereich.
[0002] Beim Segeln vor dem Wind setzt das Vorwindsegel, beispielsweise ein Spinnaker dem
Luftstrom einen Widerstand entgegen, wodurch die Luftströmung abgebremst und dadurch
der Vortrieb des Schiffes erreicht wird. Die dabei erzielbare Vorschubkraft und somit
die Geschwindigkeit des Schiffes ist einerseits von der Größe der Fläche des Segels
und andererseits vom Einfallwinkel des Windes auf das Segel abhängig. Spinnaker sollen
daher so viel Wind als möglich einfangen und den dabei entstehenden Wind- oder Staudruck
über das Rigg auf den Rumpf des Schiffes übertragen. Das Profil des Spinnakers spielt
im aerodynamischen Sinn dabei keine oder allenfalls eine sehr untergeordnete Rolle,
sodaß bei diesen Segeln die stärkste von der Luftstömung ableitbare Kraft, nämlich
die aerodynamische Kraft ungenutzt bleibt. Damit ist die Anwendung von Spinnakern
im wesentlichen auf das Segeln im Vor-Wind-Bereich beschränkt.
[0003] Wird außerhalb des Vor-Wind-Bereiches, beispielsweise im Am-Wind-Bereich gesegelt,
so werden die Luftmassen nicht mehr abgebremst, sondern durch ein flaches, als aerodynamisches
Profil ausgebildetes Segel abgelenkt. Dabei wird die Luftmasse an der dem Wind zugekehrten
Seite des Segels (Luv) verzögert und an der dem Wind abgekehrten Seite des Segels
(Lee) beschleunigt. Dadurch entsteht in Luv ein Überdruck und in Lee durch die Beschleunigung
der Luftströmung ein erheblich größerer Unterdruck. Beide Kräfte wirken als Gesamtkraft
in die gleiche Richtung, nämlich nahezu senkrecht zur Richtung des einfallenden Windes.
Das Segel arbeitet daher nach dem selben Prinzip wie die Tragfläche eines Flugzeuges.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Vorwindsegel, insbesondere ein Spinnacker
derart weiter zu bilden, daß zusätzlich zum Staudruck auch die aerodynamische Kraft
der Luftströmung zum Vorwärtstrieb des Schiffes nutzbar ist.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einem gattungsgemäßen Vorwindsegel, insbesondere
einem Spinnaker dadurch gelöst, daß zwischen seinem oberen und seinem unteren Bereich
mindestens eine sich bei gesetztem Segel in im wesentlichen horizontaler Richtung
erstreckende Öffnung vorgesehen ist und innerhalb der Öffnung mindestens ein sich
quer zum Segel erstreckender Auftriebsteil mit einem aerodynamischen Profil derart
angeordnet ist, daß sowohl oberhalb als auch unterhalb des Auftriebsteils eine Durchströmöffnung
für die dieses umströmende Luftmasse vorhanden ist.
[0006] Eine weitere Lösung dieser Aufgabe kann bei einem gattungsgemäßen Vorwindsegel, insbesondere
einem Spinnaker dadurch erzielt werden, daß zwischen dem oberen und dem unteren Bereich
des Segels mindestens eine sich bei gesetztem Segel in im wesentlichen horizontaler
Richtung erstreckende und als Durchströmöffnung für die Luftmasse dienende Öffnung
vorgesehen ist, wobei der untere Bereich als Vortriebsteil dient und der obere Bereich
als Auftriebsteil mit einem aerodynamischen Profil ausgebildet ist, dessen dünnes
Ende der Öffnung benachbart ist.
[0007] Bei beiden Lösungen wirkt das Auftriebsteil tragflügelähnlich, wobei die aerodynamische
Kraft der das Auftriebsteil umströmenden Luftmasse zur Erzielung eines im wesentlichen
nach vorn und nach oben gerichteten Auftriebes ausgenutzt und hierdurch die Wirkungsweise
des Spinnakers insoweit unterstützt wird, als hierdurch der Rumpf und das Rigg durch
den Auftrieb entlastet werden. Die Reibung des Schiffes wird hierdurch reduziert,
sodaß dieses leichter ins Gleiten kommt und sich seine Geschwindigkeit hierdurch erhöht.
[0008] Das erfindungsgemäße Vorwindsegel stellt eine Kombination eines Auftriebs- und eines
Vortriebssegels dar, dessen Einsatzmöglichkeit vom Vorwind- bis zum Halbwindkurs reicht.
[0009] Bei achterlichen Winden reduziert der durch das Auftriebsteil bewirkte Auftrieb die
vom Wasser benetzte Rumpffläche des Schiffes. Dabei erfolgt die Kraftübertragung des
Auftriebes auf den Rumpf vorzugsweise über zwei Bäume.
[0010] Wandert der Windeinfallswinkel mehr in den Raum- oder Halbwindbereich, so liegt der
Vorteil der Erfindung zunehmend im aufrichtenden Moment des Schiffes, wodurch die
Abtrifft reduziert und die Geschwindigkeit erhöht wird. Dabei kann bei zunehmend halbem
Wind dann auf den zweiten Baum verzichtet werden, wenn die Schot über einen Holepunkt
an Deck geführt ist, oder wenn der Hals am Vorstag befestigt ist.
[0011] Bei der ersten Lösung kann eine besonders große Steigerung der Vortriebskraft des
Schiffes dadurch erreicht werden, daß mehrere in vertikalem Abstand zueinander angeordnete
und im wesentlichen parallel zueinander gerichtete Öffnungen vorgesehen sind und jeder
der Öffnungen ein Auftriebsteil zugeordnet ist.
[0012] Eine kostengünstige Lösung hierfür ergibt sich dadurch, daß der obere und der untere
Bereich mit die Öffnung überbrückenden Bändern oder Leinen miteinander verbunden sind
und das Auftriebsteil an diesen befestigt ist. Dabei ist es vorteilhaft, wenn die
die Bänder oder Leinen mittels sich quer zu ihrer Längsrichtung erstreckenden weiteren
Bändern miteinander verbunden sind.
[0013] Die gleichen Vorteile können auch dadurch erreicht werden, wenn der obere und der
untere Bereich mittels eines die Öffnung überbrückenden Netzes miteinander verbunden
sind und das Auftriebsteil an diesen befestigt ist.
[0014] Zur Erzielung des aerodynamischen Profils der Auftriebsteile können diese als Hohlkörper,
die vorzugsweise in Kammern unterteilt sind, ausgebildet sein und jeweils eine Eintrittsöffnung
für die Luftmasse aufweisen. Damit stellt sich bei entsprechendem Zuschnitt des Auftriebsteiles
dessen aerodynamisches Pofil durch die Luftströmung bzw den entstehenden Überdruck
in den Kammern jeweils selbsttätig ein.
[0015] Auch können die Auftriebsteile als geschlossene Hohlkörper ausgebildet und mit einem
Gas, vorzugsweise mit Luft befüllbar sein.
[0016] Um die Relativlage des Auftriebsteils zum Segel an den Windeinfallswinkel einstellbar
zu machen, sind Leinen vorgesehen, die einerends am freien Ende des Auftriebsteils
und andererends am Se-gel befestigbar sind.
[0017] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsformen.
[0018] Es zeigt:
- Fig. 1 a:
- Eine Prinzipdarstellung einer ersten Ausführungsform der Erfindung;
- Fig. 1 b:
- Eine Prinzipdarstellung einer zweiten Ausführungsform der Erfindung ;
- Fig. 1 c:
- Eine Prinzipdarstellung einer dritten Ausführungsform der Erfindung ;
- Fig. 2:
- Eine schaubildliche Darstellung der ersten Ausführführungsform der Erfindung in Backbord-Blickrichtung;
- Fig. 3:
- Eine schaubildliche Darstellung der zweiten Ausführführungsform der Erfindung in Backbord-Blickrichtung;
- Fig. 4:
- Eine schaubildliche Darstellung der ersten Ausführführungsform in Ansicht von Achtern;
[0019] In der Zeichnung ist mit 1 der Rumpf eines (angedeuteten) Schiffes bezeichnet, an
dem in an sich bekannter Weise ein zur Aufnahme eines Segels dienender Mast 2 befestigt
ist.
[0020] Bei der ersten Ausführungsform der Erfindung gemäß den Fig. 1a, 2 und 4 weist das
Segel 3, das beispielsweise als Spinnaker ausgebildet ist, einen unteren Bereich 4
und einen oberen Bereich 5 auf. Dabei ist der untere Bereich 4 des Spinnakers mittels
eines Baumes 6, dem ein Baumniederholer zugeordnet ist, am Mast 2 und an einer Schot
7 am Rumpf 1 befestigt. Die Schot 7 kann dabei auch durch einen zweiten Baum ersetzt
sein, der am Mast 2 befestigt ist. Der obere Bereich 5 des Segels 3 ist in an sich
bekannter Weise am Mast 2 befestigt.
[0021] Beide Bereiche 4 und 5 des Segels 3 wirken als Vortriebsteil. Zwischen beiden Bereichen
4,5 ist eine Öffnung 8 vorgesehen, die sich bis nahezu in die seitlichen Randzonen
der beiden Bereiche 4,5 erstreckt und als Durchströmöffnung für die Luftmasse dient.
Beide Bereiche 4,5 sind mit die Öffnung 8 überspanndenden Bändern 9 miteinander verbunden.
Anstelle der Bänder 9 kann auch ein die Öffnung 8 überspannendes Netz dienen.
[0022] Innerhalb der Öffnung 8 ist ein Auftriebsteil 10 vorgesehen, das als Hohlkörper ausgebildet
und in mehrere Kammern unter-teilt sein kann. Das Auftriebsteil 10 kann an seinem
segelseitigen Ende offen oder auch hier verschlossen sein. Sofern das Auftriebs-teil
10 offen ist, wird es durch den Wind aufgeblasen; ist das Auftriebsteil 10 als geschlossener
Hohlkörper ausgebildet, so wird es mit einem Ventil versehen, um es mit Luft oder
einem anderen Gas befüllen zu können. Der Zuschnitt des Auftriebsteiles 10, das aus
einem für Segel üblicher Weise verwendeten Material besteht, ist dabei so gewählt,
daß das Auftriebsteil in seinem Wirkzustand ein aerodynamisches Profil aufweist. Die
Größe dieses Profiles ist dabei in Bezug auf die Größe der Öffnung 8 so bemessen,
daß die Luftmasse das Auftriebsteil 10 sowohl an seiner Unterseite als auch an seiner
Oberseite umströmt und dieses dadurch tragflügelhaft wirkt.
[0023] Hierdurch wird die aerodynamische Kraft der das Auftriebsteil umströmenden Luftmasse
zur Erzielung eines im wesentlichen nach vorn und nach oben gerichteten Auftriebes
ausgenutzt und hierbei die Wirkungsweise des Spinnakers insoweit unterstützt, als
hierdurch der Rumpf und das Rigg durch den Auftrieb entlastet werden. Die Reibung
des Schiffes wird hierdurch reduziert, sodaß dieses leichter ins Gleiten kommt und
sich seine Geschwindigkeit hierdurch erhöht.
[0024] Da die Größe der aerodynamischen Kraft von den Umströmverhältnissen des Auftriebsteiles
10 und damit vom Einfallswinkel der Luftmasse abhängt, ist die Lage des Auftriebsteiles
10 und damit seine Relativlage zum Segel 3 durch Leinen 11 einstellbar. Diese sind
einerends am Auftriebsteil 10 und andererends am Segel 3 befestigt, wobei ihre wirksame
Länge entsprechend verlängert oder verkürzt werden kann.
[0025] Aufbau und Wirkungsweise der in den Fig. 1b und 3 dargestellten zweiten Ausführungsform
der Erfindung entsprechen dem vorbeschriebenen Aufbau und der Wirkungsweise der ersten
Ausführungsform derselben.
[0026] Ein Unterschied besteht nur insoweit, als hier zwei Auftriebsteile 10 im Abstand
übereinander angeordnet sind. Dabei ist die Öffnung 8 so groß gewählt, daß die Luftmasse
beide Auftriebsteile 10 jeweils sowohl an ihrer Ober- als auch an ihrer Unterseite
zu umströmen vermag. Selbstverständlich ist es auch möglich, zwei entsprechend kleiner
gestaltete Öffnungen 8 im Abstand zueinander anzuordnen. Wichtig ist lediglich, daß
die Luftmasse beide Auftriebsteile 10 sowohl an ihrer jeweiligen Ober- als auch an
ihrer Unterseite zu umströmen vermag. Um die Lage beider Auftriebsteile 10 relativ
einfach an den Einfallswinkei der Luftmasse anpassen zu können, sind die freien Enden
der Auftriebsteile 10 mittels Leinen 12 miteinander verbunden, sodaß die Lage beider
Auftriebsteile 10 durch Verlängern oder Verkürzen der wirksamen Länge der Leinen 11
gleichzeitig verändert werden kann.
[0027] Auch die in Fig. 1c dargestellte dritte Ausführungsform der Erfindung arbeitet entsprechend
den beiden vorbeschriebenen Ausführungsformen.
Hier ist das Auftriebsteil 10 nicht von einem an das eigentliche Segel 3 zusätzlich
angebrachten Teil gebildet. Vielmehr ist der obere Bereich 5 des Segels 3 selbst als
Auftriebsteil 10 ausgestaltet und weist, wie das jeweilige Auftriebsteil 10 der beiden
anderen Ausführungsformen, ebenfalls ein aerodynamisches Profil auf, das sowohl an
seiner Ober- als auch an seiner Unterseite von der Luftmasse umströmt wird, wobei
diese ebenfalls durch eine Öffnung 8 strömt.
1. Vorwindsegel mit einem am Mast zu befestigenden oberen Bereich und einem an einem
Baum und einer Schot oder am Stag oder an einem zweiten Baum oder an einem Stag und
einer Schot zu befestigenden unteren Bereich,
dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen dem unteren und dem oberen Bereich (4 bzw 5) mindestens eine sich bei gesetztem
Segel (3) in im wesentlichen horizontaler Richtung erstreckende Öffnung (8) vorgesehen
ist und innerhalb der Öffnung (8) mindestens ein sich quer zum Segel (3) erstreckendes
Auftriebsteil (10) mit einem aerodynamischen Profil derart angeordnet ist, daß sowohl
oberhalb als auch unterhalb des Auftriebsteiles (10) eine Durchströmöffnung für die
dieses umströmende Luftmasse vorhanden ist.
2. Vorwindsegel mit einem am Mast zu befestigenden oberen Bereich und einem an einem
Baum und einer Schot oder am Stag oder an einem zweiten Baum oder an einem Stag und
einer Schot zu befestigenden unteren Bereich,
dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen dem unteren und dem oberen Bereich (4 bzw 5) mindestens eine sich bei gesetztem
Segel in im wesentlichen horizontaler Richtung erstreckende und als Durchströmöffnung
für die Luftmasse dienende Öffnung (5) vorgesehen ist, wobei der untere Bereich (4)
als Vortriebsteil dient und der obere Bereich (5) als Auftriebsteil (10) mit einem
aerodynamischen Profil ausgebildet ist, dessen dünnes Ende der Öffnung (8) benachbart
ist.
3. Vorwindsegel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
mehrere in vertikalem Abstand zueinander angeordnete und im wesentlichen parallel
zueinander gerichtete Öffnungen (8) vorgesehen sind und jeder der Öffnungen (8) ein
Auftriebsteil (10) zugeordnet ist.
4. Vorwindsegel nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß
der untere und der obere Bereich (4 bzw 5) mit die Öffnung (8) überbrückenden Bändern
(9) miteinander verbunden sind und das Auftriebsteil (10) an diesen befetigt ist.
5. Vorwindsegel nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß
die Bänder (9) mittels sich quer zu ihrer Längsrichtung erstreckenden weiteren Bändern
miteinander verbunden sind.
6. Vorwindsegel nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß
der untere und der obere Bereich (4 bzw 5) mittels eines die Öffnung (8) überbrückenden
Netzes miteinander verbunden sind und das Auftriebsteil (10) an diesen befestigt ist.
7. Vorwindsegel nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß
die Auftriebsteile (10) als Hohlkörper ausgebildet sind und jeweils eine Eintrittsöffnung
für die Luftmasse aufweisen.
8. Vorwindsegel nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß
die Auftriebsteile (10) als geschlossene Hohlkörper ausgebildet sind und mit Gas,
vorzugsweise mit Luft, befüllbar sind.
9. Vorwindsegel nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß
daß die Relativlage des Auftriebsteils (10) zum Segel (3) durch Leinen (11) einstellbar
ist, die einerends am freien Ende des Auftriebsteils (10) und andererends am Segel
(3) befestigbar sind.