[0001] Die Erfindung betrifft einen Metallbolzen mit thixotropen Eigenschaften für die Weiterverarbeitung
im thixotropen Zustand. Im Rahmen der Erfindung liegt auch ein Verfahren zur Herstellung
von Metallbolzen sowie deren Verwendung.
[0002] Bolzen mit thixotropen Eigenschaften werden in bekannter Art durch vertikales oder
horizontales Stranggiessen einer Metallegierung hergestellt. Zur Erzeugung des für
das thixotrope Verhalten erforderlichen feinkörnigen Gefüges wird die Metallschmelze
im Erstarrungsbereich kräftig gerührt, wobei sich vor allem elektromagnetische Rühreinrichtungen
bewährt haben. Durch den Rührvorgang werden die sich bildenden Dendriten abgeschert
bzw. derart zurückentwickelt, dass diese primär erstarrenden Festteilchen eine im
wesentliche globulitische Gestalt annehmen. Solche als Vormaterial dienende Bolzen
zeigen nach deren Erwärmung auf eine zwischen Solidus- und Liquidustemperatur der
eingesetzten Metallegierung liegende Temperatur thixotrope Eigenschaften. Bei derart
erwärmten Bolzen enthält die Metallegierung im thixotropen Zustand die zurückentwickelten
dendritischen, primär erstarrten Partikel in einer diese umgebenden Matrix aus flüssigem
Metall.
[0003] Aus stranggegossenem Material hergestellte Bolzen, die für eine Weiterverarbeitung
im thixotropen Zustand vorgesehen sind, weisen nach dem Stand der Technik einen kreisrunden
Querschnitt auf Beim Aufheizen der Bolzen auf die für die Einstellung des thixotropen
Zustandes erforderliche Verarbeitungstemperatur ergibt sich infolge der begrenzten
Wärmeleitfähigkeit der Metallegierung zwischen der Bolzenoberfläche und dem Bolzenkern
ein Temperaturgefälle, welches um so ausgeprägter in Erscheinung tritt, je höher die
Aufheizgeschwindigkeit gewählt wird.
[0004] Zu Einhaltung eines hohen Qualitätsstandards bei Produkten, die durch Verarbeitung
von Werkstoffen im thixotropen Zustand gefertigt werden, ist von wesentlicher Bedeutung,
dass der Flüssigmetallanteil über dem Bolzenquerschnitt bei der Verarbeitungstemperatur
innerhalb von vorgegebenen Toleranzwerten liegt, beispielsweise zwischen 30 und 50%.
Insbesondere ist ein starker Anstieg des Flüssigmetallanteils im Bereich der Bolzenoberfläche
infolge einer zu hohen Temperatur unbedingt zu vermeiden. In der Praxis erfolgt daher
der Energieeintrag in den Bolzen im Bereich des Fest/Flüssig-Übergangs zwischen Solidus-
und Liquidustemperatur der Metallegierung so langsam, dass an der Bolzenoberfläche
die maximal zulässige Temperatur nicht überschritten wird und die Temperatur im Bolzenkern
nicht wesentlich tiefer ist, so dass der Flüssigmetallanteil über dem Bolzenquerschnitt
im vorgegebenen Toleranzbereich liegt. Hierbei ist zu beachten, dass mit zunehmender
Verweilzeit im Bereich zwischen Solidus- und Liquidustemperatur ein Kornwachstum der
primär erstarrten Festteilchen in der diese umgebenden Matrix aus flüssigem Metall
eintritt. Diese Teilchenvergröberung wirkt sich negativ auf die am Endprodukt gewünschte
feinkörnige Gefügestruktur aus. Eine lange Verweilzeit führt zu einer niedrigen Produktionsgeschwindigkeit
der für die Weiterverarbeitung aufgeheizten Bolzen. Die Produktionsgeschwindigkeit
kann zwar durch Vergrösserung der Anzahl Heizeinrichtungen erhöht werden, jedoch müssen
erhöhte Investitions- und Produktionskosten in Kauf genommen werden.
[0005] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, Metallbolzen der eingangs genannten
Art so auszugestalten, dass im Vergleich zu konventionellen Rundbolzen ein schnelleres
Aufheizen auf die für die Weiterverarbeitung im thixotropen Zustand erforderliche
Temperatur möglich ist.
[0006] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass der Bolzen einen von der kreisrunden
Form abweichenden Querschnitt aufweist, wobei beim Aufheizen des Bolzens zum thixotropen
Zustand die sich zwischen der tiefsten Temperatur im Kern und der höchsten Temperatur
an der Oberfläche des Bolzens einstellenden Temperaturdifferenz im Vergleich zu einem
Bolzen mit kreisrundem Querschnitt bei gleicher Querschnittsfläche unter gleichen
Aufheizbedingungen kleiner gehalten bzw. nach kürzerer Aufheizzeit erreicht wird.
[0007] Der wesentliche Kern der Erfindung liegt darin, dass bei Abweichung von der kreisrunden
Querschnittsform bei gleichbleibender Querschnittsfläche die Bolzenoberfläche vergrössert
und gleichzeitig der Abstand zwischen Bolzenoberfläche und Kern verkleinert wird.
Beide Massnahmen bewirken, dass sich beim Aufheizen eines erfindungsgemäss ausgestatteten
Bolzens im Vergleich zu einem Rundbolzen nach dem Stand der Technik mit gleicher Querschnittsfläche
unter gleichen Aufheizbedingungen kleinere Temperaturdifferenzen zwischen der Bolzenoberfläche
und dem Bolzenkern einstellen. Dies bedeutet andererseits, dass der zur Weiterverarbeitung
erforderliche thixotrope Zustand der Metallegierung mit erfindungsgemäss ausgestalteten
Bolzen in kürzerer Zeit erreicht werden kann, da die grössere Bolzenoberfläche beim
Aufheizen einen höheren Energieeintrag in den Bolzen erlaubt.
[0008] Grundsätzlich weist jeder Bolzen mit einem von der kreisrunden Form abweichenden
Querschnitt den vorstehend erwähnten Vorteil gegenüber Rundbolzen auf. Zusätzlich
kann die Bolzenform durch spezielle Querschnittsformen den beispielsweise durch Thixoformen
herzustellenden Formteilen besser angepasst werden. Mögliche Formen für eine Bolzenquerschnitt
sind beispielsweise oval oder elliptisch, hantel-, kreuz- oder sternförmig, H- oder
doppelkreuzförmig.
[0009] Zur Herstellung der erfindungsgemässen Metallbolzen sind alle im Stand der Technik
zur Herstellung von Metallbolzen mit thixotropen Eigenschaften für die Weiterverarbeitung
im thixotropen Zustand beschriebenen Verfahren geeignet, bei denen aus einer Metallschmelze
ein Strang mit einem thixotropen Gefüge gegossen, der gegossene Strang zu Bolzen abgelängt
und die Bolzen zur Einstellung des thixotropen Zustandes vor der Weiterverarbeitung
aufgeheizt werden. Erfindungsgemäss wird die Metallschmelze zu einem Strang mit einem
von der kreisrunden Form abweichenden Querschnitt gegossen und beim Aufheizen der
Bolzen zum thixotropen Zustand wird die sich zwischen der tiefsten Temperatur im Kern
und der höchsten Temperatur an der Oberfläche des Bolzens einstellende Temperaturdifferenz
im Vergleich zu einem Bolzen mit kreisrundem Querschnitt bei gleicher Querschnittsfläche
unter gleichen Aufheizbedingungen kleiner gehalten bzw. nach kürzerer Aufheizzeit
erreicht.
[0010] Die erfindungsgemässen Bolzen bzw. deren Herstellung ist nicht auf einen bestimmten
Werkstoff beschränkt. Bevorzugte Werkstoffe sind jedoch Aluminium, Magnesium, Kupfer,
Stahl sowie deren Legierungen, wobei sich insbesondere bei Leichtmetallen und ganz
besonders bevorzugt bei Aluminium- und Magnesiumlegierungen, die beispielsweise auch
faser- oder partikelverstärkt sein können, ausgezeichnete Ergebnisse erzielen lassen.
[0011] Die Bolzen werden bevorzugt auf einer Horizontalstranggussanlage mit einer im Bereich
der Kokille angeordneten elektromagnetischen Rühreinrichtung durchgeführt. Derartige
Anlagen zur Erzeugung eines Metallstranges mit thixotropen Eigenschaften sind im Stand
der Technik hinlänglich bekannt. Das Aufheizen der Bolzen zur Weiterverarbeitung im
thixotropen Zustand erfolgt üblicherweise induktiv. Grundsätzlich können jedoch auch
andere Heizverfahren bzw. -vorrichtungen eingesetzt werden, mit denen Bolzen rasch
und gleichmässig aufgeheizt werden können.
[0012] Ein besonders bevorzugtes Anwendungsgebiet für die erfindungsgemässen Metallbolzen
ist die Herstellung von Formteilen durch Thixoformen. Beim Thixoformen wird der durch
Aufheizen in den thixotropen Zustand überführte Metallbolzen in eine Füllkammer gegeben
und durch Druckbeaufschlagung mittels eines Kolbens in einen Formhohlraum eingebracht
bzw. eingeschossen, in welchem die thixotrope Metallegierung als Formteil erstarrt.
[0013] Ein weiteres bevorzugtes Anwendungsgebiet ist die Herstellung eines Profils durch
Thixoextrusion. Bei diesem Verfahren wird ein zum thixotropen Zustand aufgeheizter
Bolzen durch eine gekühlte Kokille zu einem Profilstrang verpresst.
[0014] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung; diese zeigt
schematisch in
- - Fig. 1
- den Flüssigmetallanteil einer Aluminiumlegierung als Funktion der Temperatur;
- - Fig. 2
- einen Temperatur-Zeitverlauf beim Aufheizen eines Metallbolzens aus einer Aluminiumlegierung
zum thixotropen Zustand;
- - Fig. 3
- das Temperaturgefälle über dem Querschnitt eines Metallbolzens aus einer Aluminiumlegierung
im thixotropen Zustand;
- - Fig. 4-9
- verschiedene Querschnittsformen von Metallbolzen.
[0015] Fig. 1 zeigt am Beispiel der Legierung AlSi7Mg, dass der Flüssigmetallanteil der
Legierung beim Aufheizen im Bereich des binären Eutektikums innerhalb eines schmalen
Temperaturbereichs von etwa 2°C von etwa 10 auf 50% ansteigt. Aus dem Diagramm ist
ohne weiteres ersichtlich, dass das Temperaturgefälle über dem Querschnitt eines Metallbolzens
im thixotropen Zustand zur Erzeugung eines innerhalb schmaler Toleranzgrenzen liegenden
Flüssigmetallanteils klein gehalten werden muss. Die in Fig. 2 und 3 gezeigten Diagramme
wurden an Rundbolzen von 60 mm Durchmesser aus der obenerwähnten Legierung ermittelt.
Die Bolzen wurden in zwei Stufen induktiv aufgeheizt. In einer ersten Stufe erfolgte
das Aufheizen mit 100% Heizleistung während 95 sec und anschliessend in einer zweiten
Stufe während einer Zeit von 200 bis 350 sec mit einer Heizleistung von 23,6%. Verwendet
wurde ein Induktionsofen mit einem Innendurchmesser von 80 mm, die Frequenz wurde
auf 1 KHz eingestellt. Die wesentlichen Ergebnisse der Fig. 3 sind in Tabelle 1 zusammengestellt.
Hierbei bedeuten T
o die Temperatur an der Bolzenoberfläche, T
K die Temperatur im Bolzenkern, fl
o der Flüssigmetallanteil an der Bolzenoberfläche, fl
K der Flüssigmetallanteil im Bolzenkern und t
2 die Aufheizzeit der zweiten Stufe.
Tabelle 1
t2[s] |
TK[°C] |
flK [%] |
To[°C] |
flo[%] |
200 |
569.2 |
26.1 |
571.5 |
52.0 |
250 |
569.5 |
31.7 |
572.3 |
53.0 |
300 |
569.8 |
40.3 |
574.1 |
53.9 |
350 |
570.1 |
51.2 |
575.8 |
55.1 |
[0016] Modellrechnungen an Metallbolzen mit von der kreisrunden Form abweichenden Querschnitten
haben gezeigt, dass die Aufheizzeiten zur Erzielung vergleichbarer Temperaturprofile
mit vergleichbaren Flüssigmetallanteilen bis zu 50% und mehr reduziert werden können.
[0017] Die Fig. 4 bis 9 zeigen beispielhaft mögliche Querschnittsformen von Metallbolzen.
Je nach Anwendungszweck kann sich eine bestimmte Querschnittsform als günstig erweisen.
Im wesentlichen ovale, hantel-, kreuz- oder sternförmige sowie H- oder doppelkreuzförmige
Bolzenquerschnitte gemäss den Fig. 4 bis 9 eignen sich beispielsweise für die gleichzeitige
Herstellung von mehreren Teilen aus einem Bolzen oder auch für grosse Teile. Insbesondere
in Kombination mit einem oder mehreren schlitzförmigen Anschnittquerschnitten lässt
sich die Palette der durch Thixoformen herzustellenden Teile erweitern. Schlitzförmige
Anschnittquerschnitte erhöhen die Scherrate und führen in der Folge zu einer geringeren
Presskraft und zu einem besseren Formfüllungsvermögen, was die Herstellung komplex
gestalteter Formteile erlaubt.
1. Metallbolzen mit thixotropen Eigenschaften für die Weiterverarbeitung im thixotropen
Zustand,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Bolzen einen von der kreisrunden Form abweichenden Querschnitt aufweist, wobei
der Bolzen beim Aufheizen zum thixotropen Zustand die sich zwischen der tiefsten Temperatur
(TK) im Kern und der höchsten Temperatur (To) an der Oberfläche des Bolzens einstellende Temperaturdifferenz im Vergleich zu einem
Bolzen mit kreisrundem Querschnitt bei gleicher Querschnittsfläche unter gleichen
Aufheizbedingungen kleiner gehalten bzw. nach kürzerer Aufheizzeit erreicht wird.
2. Metallbolzen nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen im wesentlichen ovalen oder
elliptischen Querschnitt.
3. Metallbolzen nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen im wesentlichen hantel-,
kreuz- oder sternförmigen Querschnitt.
4. Metallbolzen nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen im wesentlichen H- oder doppelkreuzförmigen
Querschnitt.
5. Verfahren zur Herstellung von Metallbolzen mit thixotropen Eigenschaften für die Weiterverarbeitung
im thixotropen Zustand, wobei aus einer Metallschmelze ein Strang mit einem thixotropen
Gefüge gegossen, der gegossene Strang zu Bolzen abgelängt und die Bolzen zur Einstellung
des thixotropen Zustandes vor der Weiterverarbeitung aufgeheizt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Metallschmelze zu einem Strang mit einem von der kreisrunden Form abweichenden
Querschnitt gegossen und beim Aufheizen der Bolzen zum thixotropen Zustand die sich
zwischen der tiefsten Temperatur (TK) im Kern und der höchsten Temperatur (To) an der Oberfläche des Bolzens einstellende Temperaturdifferenz im Vergleich zu einem
Bolzen mit kreisrundem Querschnitt bei gleicher Querschnittsfläche unter gleichen
Aufheizbedingungen kleiner gehalten bzw. nach kürzerer Aufheizzeit erreicht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Strang mit einem im wesentlichen
ovalen oder elliptischen Querschnitt gegossen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Strang mit einem im wesentlichen
kreuz- oder sternförmigen Querschnitt gegossen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Strang mit einem im wesentlichen
H- oder doppelkreuzförmigen Querschnitt gegossen wird.
9. Verwendung eines Metallbolzens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 oder Anwendung des
Verfahrens nach einem der Ansprüche 5 bis 8 zur Herstellung eines Formteils durch
Thixoformen.
10. Verwendung eines Metallbolzens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 oder Anwendung des
Verfahrens nach einem der Ansprüche 5 bis 8 zur Herstellung eines Profils durch Thixoextrusion.