[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft das technische Gebiet der Gewinnung und Behandlung
von natürlichen Fasern aus faserhaltigen, natürlichen somit nachwachsenden Rohstoffen,
insbesondere aus Bambusmaterialien, die als Verstärkungsmaterialien in den derzeit
am häufigsten angewandten Matrixstoffen geeignet sein sollen.
[0002] Fasermaterial ist als anorganisches wie auch als organisches Material zur Verstärkung
verschiedenster Matrixstoffe hinlänglich bekannt, somit auch viele der aus diesen
Materialien darstellbaren Produkte, dazu z.B. DE 36 14 533 und DE 39 27 777 u.v.a.m.
Der Bestand und die Entwicklung der technischen Literatur auf diesem Fachgebiet läßt
erkennen, daß die Fachwelt bisher keine bzw. kaum Aufmerksamkeit der Gewinnung, Aufbereitung
und Weiterverarbeitung von Bambusfasern geschenkt hat. Die Technikentwicklung befaßte
sich bisher im Bereich der organischen Zusatz- und Verstärkungsmaterialien mit nach
überwiegend europäischem Verständnis traditionellen Faserstoffen.
[0003] Als eine der ersten Zusatz- bzw. Verstärkungsmaterialien wurden Papiere und Textilbestandteile,
ihrer Herkunft nach organische Materialien, eingesetzt. Da dies gleichermaßen für
Holzmehl zutrifft und diese Zusatzkomponenten zum Matrix-Material allgemein anerkannter
Wissensstand sind, bedarf es dazu keiner, dies belegender Nachweise. Der Einsatz dieser
Materialarten behob den zum Zeitpunkt des Entstehens der ersten Kunststoffe vorherrschenden
Mangel der nicht ausreichenden Festigkeit des eigentlichen Kunststoffes beim Gebrauch.
Im Bestreben der Kunststoff- und allgemeinen Technikentwicklung, Werkstoffe zu schaffen,
bei denen einerseits mit wertvollem Matrix-Material sehr rationell umgegangen wird,
andererseits aber die Produkteigenschaften dem jeweiligen Verwendungszweck möglichst
optimal angepaßt werden, z.B. durch Fasereinlagen aus sehr unterschiedlichen organischen
oder anorganischen Stoffen, hierzu wären beispielsweise DE 36 14 533 oder DE 39 27
777 zu benennen.
Verstärkungsfasern selbst, die Herstellung von Verstärkungsfasern, wie auch die Einarbeitung
in bzw. die Verarbeitung dieser Fasern mit Kunststoffen sind kostenaufwendig, teilweise
zeitaufwendig und kompliziert handhabbar, so z.B. die Verstärkung mit Kohlenstoffasern
oder Whyskern. Die Anwendung dieser vorgenannten Fasern, so aber auch die weitverbreitete
Glasfaserverstärkung, verbrauchen unwiederbringlich natürliche Ressourcen. Für bestimmte
Anwendungsfälle erscheinen die mit vorgenannten Verstärkungsmaterialien erreichbaren
Qualitäten und Eigenschaftswerte, insbesondere die physikalisch-mechanischen, unnötig
bzw. unangepaßt hoch. Mitunter ist es angebracht, organische Fasern synthetischer
Herkunft zur Verstärkung einzusetzen. Aber auch diese Fasergruppe verbraucht unwiederbringlich
Naturressourcen, sind bei ihrer Herstellung in der Regel mit schädigenden Belastungen
für Mensch und Umwelt verbunden und gleichfalls kosten- und zeitintensiv, meistenteils
auch energieintensiv in der Grundstoff- und Faserherstellung. Wenn bestimmte Eigenschaftswerte,
die vorgenannte Fasern als Verstärkungsmaterial bewirken, nicht unbedingt bis zur
Grenze ausgenutzt werden müssen, sondern Eigenschaftswerte im geringeren/niederen
Niveau durchaus zur Erfüllung des erforderlichen Gebrauchswertes ausreichen, kann
es auch angebracht erscheinen, organische Fasern natürlicher Herkunft als Verstärkung
einzusetzen. Diese aus der Natur stammenden Fasern, wie z.B. Hanf, Jute, Baumwolle,
Flachs (hierzu z.B. Flachs - eine nachwachsende Verstärkungsfaser für Kunststoffe
?, Th. Fölster und W. Michaeli, Kunstetsoffe 83, 1993, 9, Carl Hanser Verlag München),
Holz oder Wolle verbrauchen nicht irreversibel Naturressourcen, sondern wachsen ständig
nach. Sie stehen aber naturgemäß nur in beschränktem Maße zur Verfügung, da sie bis
zur Nutzbarkeit relativ lange Nachwachszeiträume bzw. längere Vegetationsperioden
erfordern. Für hohe Aufkommen müßten daher große Anbauflächen in den jeweils erforderlichen
Klimabereichen der Erde zur Verfügung stehen. Auch ergäben sich durch, dann monokulturelle
Bewirtschaftung des zur Verfügung stehenden Landes, gesellschaftliche wie auch klimatische
und ökologische Negativauswirkungen.
Da es im Bestreben der Technikentwicklung lag und liegt, Werkstoffe zu schaffen, bei
denen einerseits mit wertvollem Matrixmaterial sehr rationell umgegangen wird, andererseits
aber die Produkteigenschaften dem jeweiligen Verwendungszweck möglichst optimal angepaßt
werden, eben z.B. durch Fasereinlagen aus sehr unterschiedlichen organischen oder
anorganischen Stoffen, ist die Verwendung von festigkeitserhöhenden Zusatzmaterialien
für Verbundwerkstoffe insbesondere in der Kunststofftechnik und zunehmend im Bauwesen
als weit entwickelter Stand der Technik anzusehen, dazu Ehrenstein, G.W., "Faserverbund-Kunststoffe
Werkstoffe, Verarbeitung, Eigenschaften", Hanser-Verlag, München, 1992 und DBV-Merkblätter
Faserbeton mit Merkblatt "Technologie des Stahlfaserbetons ..." (Fassung 06/1992)
und Merkblatt "Bemessungsgrundlagen für Stahlfaserbeton ..." (Fassung 09/1992). Immer
häufiger werden dazu synthetische Fasern mit Faserdurchmessern d
F 5µm≤d
F≤50µm eingesetzt. Dabei verfolgt man je nach Faserlänge l
F unterschiedliche Ziele, z.B. Kurzglasfasern mit l
F/d
F≥10 für die Verstärkung von an sich sehr weichen Thermoplasten und Langglasfasern
mit l
F/d
F≥1000 bei der Verstärkung von spröden Duroplasten. Ebenso hat man mit synthetischen
Textil- oder Glasfasern bei vorzufertigenden dünnwandigen Betonerzeugnissen anstelle
früher eingesetzter Asbestfasern wichtige Gebrauchswerteigenschaften wie die mechanische
Festigkeit und Biegefestigkeit erheblich verbessern können, wobei z.B. Einstandskosten
mit 3,00 - 4,00 DM/kg für Kurzglasfasern bisher eine massenhafte Verwendung solcher
Materialien limitierten. Gleichfalls gilt der Einsatz von biegeschlaff eingebrachten
Stahldrahtverstärkungselementen für verschiedene Betonsorten als eingeführt. Der großtechnische
Einsatz von Naturfasern hoher Festigkeit, wie z.B. Bambusfasern ist bisher für solche
Verstärkungsaufgaben nicht bekannt geworden. Ebensowenig der Einsatz für Transport-
oder Spritzbeton.
Untersuchte (zerfaserte und weiterverarbeitete) Bambusproben (vorrangig Arundinaria)
bestanden im Durchschnitt aus ca. 40 Vol-% Fasern, bis zu 50 Vol-% Parenchymzellen
und >10 Vol-% Leitgefäßen, dazu Liese, W., Anatomy and Utilization of Bamboos, European
Bamboo Society Journal, May 6/1995, S. 5-12. Bambus übertrifft damit hinsichtlich
des Gesamtfaseranteiles mit technisch gewinnbaren Fasern von bis zu 80% der Halmbiomasse
alle einheimischen Faserpflanzen erheblich, wenn man unterstellt, daß solche Fasern
oder Faserbündel unterschiedlicher Länge und Dicke im Normalfall größer sein werden,
als die für die Weiterverarbeitung technologisch wichtigen verholzten Bambusfaserzellen
bei Abmessungen mit Durchmessern d
Z≤µm, Wandstärken s
Z≤6µm und Längen l
ges≤1.300-4.300µm. Im Vergleich zu einheimischen Hölzern ist die mechanische Belastbarkeit
bei vielen wirtschaftlich interessanten Bambusgattungen bzw. -arten wie Bambusa, Arundinaria,
Phyllostachys und Fargesia, insbesondere die aufnehmbare Biegebeanspruchung relativ
groß. Bei Bambus dominieren z.B. gegenüber Nadelhölzern die um bis zu 140 % höhere
Biegebelastbarkeit und die um bis zu 85 % höhere Zugbelastbarkeit. Analoges gilt für
den Vergleich von zugbeanspruchten Faserpflanzen, bei denen z.B. die mittleren Zugfestigkeitswerte
von Hanffasern um den Faktor 3 - 4 und von Flachsfasern um das 2 - 3 fache durch Bambusfaserbündel
übertroffen werden.
[0004] Für die schon o.a. Bedeutungslosigkeit der Bambusfasern, die sie in der Technikentwicklung,
einschließlich der ihr zugrunde liegenden Veröffentlichungspraxis, erfahren hat, ist
zu vermuten, daß die Ursachen dafür in der technologisch wesentlich einfacheren Holzzerfaserung,
in Befürchtungen über hohe Rohstoffpreise und in der breiten Orientierung auf andere
gegenüber Bambus geringwertigere (beim Anbau in Europa jedoch geförderte) Faserpflanzen
liegen.
Von den wenigen bekanntgewordenen Entwicklungen zur Be-/Verarbeitung von Bambus orientieren
Lo, M. P.; Tsai, C. M. in "Experiment on the manufactoring of bamboo particleboard",
Bull. of the Exp. Forest of National Taiwan University, 116, 1975, p. 527 - 544 auf
die Verwendung von Prall- und/oder Hammermühlen für die Zerkleinerung von Rohbambus,
wobei als Nachteil ein hoher Feinkornanteil im Mahlgut ebenso toleriert werden muß
wie relativ kurze Fasern bzw. Faserbündel, die durch das Zerbrechen des Aufgabegutes
in diesen Mühlen infolge stochastisch verteilter, aufeinander folgender Beanspruchungsvorgänge
beim technischen Zerkleinerungsprozeß während des Durchganges durch den Mahlraum entstehen.
Ein weiterer Nachteil ist der erhebliche Metalleintrag in das Mahlgut, entstehend
durch Reib- und Gleitverschleiß aus der Mahlgutbewegung an den in der Regel mit hoher
Umlaufgeschwindigkeit rotierenden Mahlwerkzeugen. Gleiche Bedenken müssen angemeldet
werden bei allen zur Zerfaserung einsetzbaren Zerkleinerungsmaschinen, bei denen das
vorzerkleinerte Aufgabegut Bambus z.B. in einem Mahlspalt zwischen rotierenden Scheiben
oder zwischen ebener Mahlbahn und darauf sich abwälzendem angedrückten Mahlkörper
durch unterschiedliche Anteile von Druck- und Scherbeanspruchung, ggf. überlagert
mit örtlicher Prall- oder Schlagbeanspruchung zerkleinert werden, dazu Höffl, K.,
"Untersuchung über die Zerkleinerung in Wälzmühlen", Dissertation Technische Universität
Dresden (Fakultät für Maschinenwesen), 1969, Eigenverlag. Mit diesen bisher bekannten
technischen Lösungen ist eine notwendige Zerkleinerung des Aufgabegutes entlang der
Strukturgrenzen, siehe Rauer, L., "Überlegungen zur Xylitseparation aus Rohbraunkohle",
Bergbautechnik 20, 1970, H. 7, S. 382 - 383, hier im Besonderen entlang der Zellgrenzen,
und eine damit angestrebte für die Weiterverarbeitung technologisch vorteilhafte (bei
Bambusfasern nadelförmige) Gestalt sowie Abmessungen des Fertiggutes mit Länge/Durchmesser-Verhältnissen
>100 nicht möglich. Dies kann nur dann erreicht werden, wenn die mit integrierten
Sichtersystemen der Mühlen verbundenen inneren Mahlgutumläufe beseitigt und damit
Übermahlungen ausgeschlossen werden, dazu Kolberg, L., "Beitrag zur Wälzzerkleinerung",
Freiberger Forschungshefte A, 554, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig,
1976. Darüber hinaus ist zu bedenken, daß durch die große Festigkeit aller Bambusarten
und die in die Pflanzenzellen eingebauten silikatischen Bestandteile die Anwendung
konventioneller Schneidtechnik stark eingeschränkt ist. Die bekannten Aufbereitungsverfahren
mit integrierten Verfahrensstufen für schneidende Zerkleinerungeschritte sind bei
allen Bambusarten sehr verschleißintensiv und somit mit erheblichen Mängeln behaftet.
Naheliegender Stand der Technik zu Gewinnungsverfahren oder Gewinnungsapparaturen/-anlagen
im Sinne v.g. Anforderungen und zur Beseitigung der Mängel konnte nicht ermittelt
werden.
[0005] Ausgehend von der oben dargestellten und mit hoher Sicherheit zu erwartenden künftigen
Bedeutung dieser Naturstoffe liegt der Erfindung die technische Aufgabe und das Ziel
zugrunde, ein Verfahren und eine Anordnung zu schaffen, die die gesamtheitliche technische
Lösung einer Zerkleinerung des Aufgabegutes entlang der Strukturgrenzen, hier der
Zellwände, mit einem hohen Anteil von Bestandteilen mit technologisch vorteilhafter,
bei Bambusfasern nadelförmiger Gestalt und Größe, insbesondere mit einem Länge-/Durchmesser-Verhältnis
≥100, im Austragungsgut bewirkt, wobei
- in diesen v.g. Bestandteilen die Stoffeigenschaften hohe Zug- und Biegebelastbarkeit,
hohe Schlagzähigkeit, niedrige Dichte und geringe Wärmeleitfähigkeit erhalten bleiben
sollen,
- die Abmessungen der Fasern bzw. Faserbündel durch Veränderungen von Verfahrensparametern
an die wechselnden Abnehmererfordernisse angepaßt werden können, ohne von Konstruktionsmerkmalen,
wie z.B. festgelegte Umlaufgeschwindigkeiten und Größe der Zerkleinerungswerkzeuge
abhängig zu sein,
- möglichst feinkornfreie und kostengünstige Fasermaterialien erhalten werden.
- die Bambusfasern/Bambusfaserbündel durch die Anwendung eines trockenen Verfahrens
so gewonnen werden, daß sie weitgehend frei sind von nichtfasrigen Bestandteilen und
nach dem Durchlauf durch die Aufbereitungslinie die für den jeweiligen Einsatzzweck
erforderlichen Eigenschaften, wie Restfeuchte, Faserlängen und -dickenverteilung aufweisen,
wobei die Möglichkeit, im trocken arbeitenden Aufbereitungsprozeß die Abmessungen
der Fasern bzw. Faserbündel durch Veränderung von Verarbeitungsparametern relativ
einfach wechselnden Abnehmeranforderungen anzupassen, gegeben sein muß.
[0006] Erfindungsgemäß wird die vorstehende Aufgaben- und Zielstellung durch die kennzeichnenden
Merkmale der Ansprüche 1 bis 16 gelöst.
Es sind an sich vom Grundsatz her bekannte Verfahrensweisen neu und verändert bestimmt
und diese wie auch vom Grundsatz her bekannte Maschinen auf neue Art und Weise miteinander
in Verbindung gebracht worden, so, daß beliebige, auf Rieselfähigkeit vorzerkleinerte
faserhaltige organische Materialien, insbesondere jedoch Bambus, einem ein- und/oder
mehrstufigen Behandlungsprozeß nach den Ansprüchen 1 bis 8 und 12 bis 15, bestehend
aus einer Waschstufe, einer Druckbedampfung, ersatzweise auch als Einweichstufe mit
oder ohne Materialwäsche ausgebildet, einem Zerkleinerungsvorgang und einer meist
mit einer Trocknungseinrichtung kombinierten Klassierstufe, unterzogen werden.
[0007] Die nachfolgenden Ausführungsbeispiele sollen die Erfindung an Hand von zwei sich
unterscheidenden Verfahrensweisen näher erläutern.
Fig. 1 zeigt eine Verfahrensweise nach Ausführungsbeispiel 1.
Fig. 2 zeigt eine Verfahrensweise nach Ausführungsbeispiel 2.
Fig. 3 zeigt eine beispielhafte Siebanalyse mit Faserlängenverteilungen für 3 unterschiedliche
Einstellungen bei der Gewinnung von Bambusfasern mit den erzielbaren qualitativen
und quantitativen Eigenschaften des faserförmigen Produktes, wobei Q(x) in % für Durchgangssummenverteilung
steht.
Durchgeführte Aufbereitungsversuche zur trockenen und nassen Gewinnung von Bambusfasern
und Faserbündeln haben bestätigt, daß für die Weiterverarbeitung wichtige granulometrische
Eigenschaften, wie durchschnittliche Abmessungen der Zerkleinerungsprodukte und Fasergrößenverteilungen,
in weiten Grenzen variierbar und damit die Anpaßbarkeit an nachfolgende Verarbeitungsschritte
gegeben sind. Die Faserlängenverteilungen lF in I, II, III stehen für die folgenden Verarbeitungsschritte/-bedingungen:
I - Trockene Aufmahlung der auf 20 mm vorzerkleinerten Rohbambusstücke in einer Kegelrollenwälzmühle
mit innerem Stabkorb-Windsichterkreislauf, ohne vorgeschaltete Plastifizierung durch
Dampfbehandlung,
II - Aufmahlung des feuchten, durch Dampfbehandlung (1,5 bar, 110°C, Verweilzeit<1,0
h) plastifizierten Rohbambus in einer Scheibenmühle mit enger Mahlspalteinstellung,
ohne inneren Sichterkreislauf,
III - Aufmahlung des feuchten, durch Dampfbehandlung (1,5 bar, 110°C, Verweilzeit<0,5
h) plastifizierten Rohbambus in einer Scheibenmühle mit grober Mahlspalteinstellung,
ohne inneren Sichterkreislauf.
Fig. 4 zeigt eine Verfahrensweise nach Ausführungsbeispiel 5.
Ausführungsbeispiel 1
[0008] Gemäß einer ersten Verfahrensweise wird der Rohbambus mit den Anlieferdimensionen
Länge 1<1,0 m und Durchmesser d<0,15 m der Vorzerkleinerung 1 zugeführt, die z.B.
als langsam laufendes im ziehenden Schnitt arbeitendes Schneidwerk mit einzugsverbessernden
vorgeschalteten Walzen gestaltet sein kann. Dort wird er in Stückgrößen von max. 5
cm zerlegt und anschließend der Aufgabegutwäsche 2 zugeführt. Diese Wäsche wird mit
Kreislaufwasser 3 aus der komplexen Wasserreinigung 5 und mit Rohwasser 6 aus der
mechanischen Wasserreinigung 7, z.B. im Verhältnis 1:1 beaufschlagt, zuzüglich erfolgt
eine angemessene Zuführung von Frischwasser 19. Die Aufgabegutwäsche 2 bewirkt das
Abtrennen der gegebenenfalls oberflächlich anhaftenden Verunreinigungen z.B. aus Pflanzenschutz-
und/oder Konservierungsmaßnahmen und verhindert eine eventuelle Chemikalienverschleppung
in den Fasergewinnungsprozeß. Des Abwasser 4 wird in die komplexe Wasserreinigung
5 zurückgeführt, die in an sich bekannter Weise anlagenseitig gestaltet und nach bekannten
Verfahren für die Schadstoffabtrennung aus belasteten Wässern zu betreiben ist. Das
gewaschene Aufgabegut gelangt danach in die der Grobzerfaserung 11 vorgeschaltete
mit Naßdampf/Sattdampf 8 beaufschlagte Plastifizierung 9, die als Durchlaufreaktor
ausgebildet ist und direkt in den Aufgabebereich des anschließenden Grobzerfaserungsaggregates
11 aufgibt. Im dargestellten Ausführungsbeispiel wird mit Rücksicht auf die beabsichtigte
Grobfasergewinnung aus Bambus eine geringe Plastifizierung und damit geringe Auflockerung
der gewachsenen Bambusstruktur durch das Einstellen einer sehr kurzen Verweilzeit
des vorzerkleinerten Bambus bei einem Prozeßraumdruck von 3 bar und einer Prozeßtemperatur
von ca. 130°C angestrebt. Das Kondensat 10 aus der Plastifizierung 9 gilt als mit
nichtfasrigen Bambusbestandteilen verschmutzt und wird nach der Feststoffabscheidung,
bei der zu entsorgende Reststoffe 12 anfallen und abgeführt werden, in einem an sich
bekannten Wasserfeinreinigungsgerät 7, z.B. als Lamellen- oder Schrägrohrklärer ausgebildet,
einem Wärmeüberträger zur Abwärmenutzung 13 zugeführt. Das gereinigte Rohwasser 6
wird wieder der Aufgabegutwäsche 2 zugeführt. Das von der Plastifizierung 9 direkt
in den Aufgabebereich der Grobzerfaserung 11, die vorzugsweise nach einem modifizierten
Extrusionsprinzip mit an sich bekannter Maschinenbauart arbeitet, aufgegebene feuchte
Material wird durch die Preßwirkung der Schnecken des Extruders auf Temperaturen >100
°C erwärmt, so daß das bis in die Pflanzenzellen eingedrungene Wasser zu sieden beginnt.
Durch den dadurch gewollt bewirkten Dampfdruckanstieg sowie infolge der durch das
Antriebssystem von außen auf das zwischen Schnecken- und Gehäusewand befindliche Material
aufgezwungenen Scherwirkung wird in diesem ein Aufschluß entlang der festeren Faserzellwände
hervorgerufen und damit ein Freilegen von Fasern und/oder Faserbündeln bewirkt. Die
Grobzerfaserungsstufe 11 führt zu einer Größenordnung in der erzielbaren Faserlänge
l
F von ca. 20 mm. Die Fasern mit l
F≤20 mm werden als Fertiggut 15 aus dem an sich bekanntem Stromtrockner 14 abgegeben.
Die in der Grobzerfaserungsstufe 11 entstandenen und aus dem Extruder austretenden
Überlängen mit l
F>20 mm werden im Stromtrockner z.B. durch einen darin vorgesehenen regelbaren Sichter,
abgeschieden und zur schonenden Nachzerkleinerung wieder dem Extruder aufgegeben 16.
Es ist grundsätzlich möglich und gegebenenfalls vorzusehen, die zu gewinnenden Fasern
einer zusätzlichen chemischen Behandlung wie z.B. mit Wasserglas oder Na0H zur Verbesserung
der Alkalibeständigkeit zu unterziehen. Vorteilhaft könnte dies durch Zugabe der entsprechenden
Substanzen auf das Grobgut vor der Zerfaserung, durch gesonderte Dosierung in den
Mahl- und Zerfaserungsbereich der Zerkleinerungsmaschinen, mittels Zumischung über
das den zerfaserten Bambus aus dem Mahlraum abtransportierende Blasrohr in der Grob-
und/oder Feinzerfaserung 11, 20 oder durch Zudosierung in einem der Trocknung 14 vorgelagerten
Zwangsmischer geschehen, in dem die zuzugebenden Reagenzien in das bewegte Fasermaterial
gesprüht werden, das dann anschließend dem Stromtrockner zugeführt wird.
Aus der parallel neben der Aufgabegutwäsche 2 angeordneten komplexen Wasserreinigung
5 werden die Wasserreinigungsrückstände 17 und das Abstoßwasser 18 abgeführt.
Ausführungebeispiel 2:
[0009] Gemäß einer zweiten Verfahrensweise zur Gewinnung von feinteiligerem Fertigprodukt
als nach Ausführungsbeispiel 1 in der Produktgrößenordnung l
F≤1,0 mm wird der Rohbambus ebenfalls mit den Anlieferdimensionen Länge ≤1,0 m und
Durchmesser ≤0,15 m der Vorzerkleinerung 1 zugeführt. Nach der prinzipiell gleichen
Aufgabegutwäsche wird eine weitergehende Plastifizierung und damit weitergehende Auflockerung
der gewachsenen Bambusstruktur bei einem Prozeßraumdruck von 6 bar und einer Prozeßtemperatur
von ca. 150° C vorgenommen. Der Grobzerfaserung nach Ausführungsbeispiel 1 mit ihrem
Ergebnis der Faserlänge l
F von ca. 20 mm folgt eine Feinzerfaserung 20. Diese Feinzerfaserung ist als schnellaufende
Scheibenmühle vorgesehen. Die Feinzerfaserungsstufe 20 führt zu einer Größenordnung
in der erzielbaren Faserlänge l
F von ca. 1 mm. Nach der Feinzerfaserungsstufe 20 gelangt der Stoffstrom in den Stromtrockner
14. Die Fasern mit l
F≤1mm werden als Fertiggut 15 ausgetragen. Fasern mit Überlänge l
F>1mm 16 werden im Stromtrockner abgeschieden und zur schonenden Nachzerkleinerung
wieder dem Extruder in der Feinzerfaserung 20 aufgegeben.
Ausführungsbeispiel 3:
[0010] Die Verfahrensweise in den jeweiligen Verfahrensstufen und deren Anordnung folgt
Ausführungsbeispiel 2. Anstelle der Feinzerfaserung mittels Scheibenmühle unter 20
und nachgeordnetem Stromtrockner 14 wird eine Kegelrollenwälzmühle mit innerem Stabkorb-Windsichterkreislauf
eingesetzt, indem für die behutsame Trocknung des Mahlgutes das aus der Brennstaubaufbereitung
der Braunkohlenkraftwerke bekannte Mahltrocknungsprinzip vorgesehen wird.
Ausführungsbeispiel 4:
[0011] Die Verfahrensweise in den jeweiligen Verfahrensstufen und deren Anordnung folgt
Ausführungsbeispiel 2. Anstelle der Druckbedampfung in der Plastifizierung unter 9
wird eine Einweichstufe mit Materialwäsche vorgesehen.
[0012] Die technische Ausgestaltung der trocken arbeitenden Verfahrensweise der Bambusfasergewinnung
ist in Figur 4 dargestellt.
[0013] Die durchgeführten Aufbereitungsversuche zur trockenen Gewinnung von Bambusfasern
und Faserbündeln haben bestätigt, daß für die Weiterverarbeitung wichtige granulometrische
Eigenschaften wie durchschnittliche Abmessungen der Zerkleinerungsprodukte und Längen-
sowie Dickenverteilungen der Fasern/Faserbündel in weiten Grenzen variierbar und damit
die Anpaßbarkeit an nachfolgende Verarbeitungstechnologien als machbar zu bewerten
sind. Dabei spielt es eine wesentliche Rolle, daß die einzusetzende Zerkleinerungs-,
Klassier- und Trockentechnik in der Lage ist und sein muß, auf wechselnde Rohstoffanlieferbedingungen
ebenso wie auf unterschiedliche Abnehmeranforderungen hinsichtlich der durch den Aufbereitungsprozeß
beeinflußbaren Eigenschaften der Fertigprodukte zu reagieren.
Ausführungsbeispiel 5:
[0014] Beim Vorzerkleinerungsprozeß sollen gut umschlagbare Hackschnitzel auf an sich bekannten
Maschinen, wie Schlagscheren oder Trommelhacker hergestellt werden. Maßgeblich ist,
daß bei der Vorzerkleinerung durch geeignete Vorrichtungen die Gewinnung vorzerkleinerter
Bambusstücke, im weiteren Hackschnitzel genannt, mit variablen Hackschnitzellängen
gewährleistet wird. Im nachfolgenden Aufbereitungsprozeß sollen daraus Bambusfasern/Bambusfaserbündel
mit durch die Faseranwendung vorgegebener maximaler Länge und variabler Faserbündellängenverteilung
gewonnen werden. Die bei Bedarf vor der Aufgabe in die Grobzerfaserung gewaschenen
Hackschnitzel werden einer an sich bekannten Schlag- oder Spanmühle dosiert aufgegeben,
in der Mühle durch einen starken Luftstrom erfaßt und gezielt gegen die tangential
im Luftstrom angeordneten, mit hoher Geschwindigkeit umlaufenden Messer geschleudert.
Dabei erfolgen eine oder mehrere aufeinanderfolgende Längsspaltungen, bevor der Luftstrom
die gespaltenen Teilchen erfaßt und durch am Umfang gleichmäßig verteilte Siebbleche
zieht. Übermaßige Teilchen (mit Abmessungen > Siebblechöffnungen) prallen von der
Siebfläche ab und werden erneut vom Luftstrom erfaßt. Aus dem Förderluftstrom werden
alle gröberen Teilchen (z.B. mit einer Einzellänge l
F ≥ 0,5 mm) abgeschieden und einer Mehrdecksiebmaschine zugeführt, welche die Abtrennung
von einzelnen Faserlängenklassen für unterschiedliche technologische Verwendungen
erreichen soll. Das Unterkorn, z.B. mit einem größten Durchmesser d
F ≤ 1 mm, gelangt danach in den Feingutbunker, das Überkorn, z.B. mit einem kleinsten
Durchmesser d
F ≥ 2 mm, wird der nachgeschalteten Feinzerfaserung zugeführt und das Fertiggut, z.B.
mit 1 mm ≤ d
F ≤ 2 mm, wird im Grobfaserbunker bis zur Versendung an die Faserabnehmer gestapelt.
Die nachgeschaltete trockene Feinzerfaserung der Überkornfraktion, z.B. mit d
F ≥ 2 mm, kann in Abhängigkeit vom herzustellenden Faserlängenspektrum mittels an sich
bekannter Ausrüstungen, wie z.B. eine Scheibenmühle, mit Hilfe eines Schneckenextruders
oder im Luftstrom einer Mikro-Wirbel-Mühle, realisiert werden, die ggf. mit einer
Feststoffabtrennung, einer Feinfaserklassiereinrichtung und einem zusätzlichen Feinfaserbunker
kombiniert werden.
Ausführungsbeispiel 5.1:
[0015] Dieses Ausführungsbeispiel bezieht sich auf die Ergebnisse der einstufigen Zerfaserung
von trockenen Bambushackschnitzeln in einer Spanmühle an sich bekannter Bauart (s.o.
) . Die als Tabelle 1 nachfolgende Übersicht zeigt die Faserlängenverteilung für 3
unterschiedliche Mühleneinstellungen (Variation der Siebblechgeometrie mit 10 mm x
10 mm, 30 mm x 3 mm und 80 mm x 8 mm) bei der Gewinnung von Bambusfasern und gibt
einen Ausschnitt aus der möglichen Variationsbreite der qualitativen und quantitativen
Eigenschaften der faserbündelförmigen Produkte.

[0016] Bei allen 3 Varianten werden vorgetrocknete Bambusstangen (Länge ≤ 2 m, Dicke ≤ 15
cm) in einer als Trommelhacker gestalteten Vorzerkleinerungseinrichtung auf Aufgabestückgröße
mit einer Länge ≤ 3 cm zerlegt. Anschließend gibt man die vorzerkleinerten trockenen
Bambusstücke, im weiteren Hackschnitzel genannt, dem mit unterschiedlichen Zerkleinerungswerkzeugen
und Klassiereinrichtungen ausgestatteten Zerfaserungsaggregat auf. Zu beachten ist,
daß die gewählte Form der Ergebnisbeschreibung mit Siebanalyse weder eine echte Korngrößen-
noch eine echte Faserlängenverteilung darstellt; es werden lediglich die nach langer
Siebzeit (t ≥ 10 min) sich einstellenden Gleichfälligkeitsklassen beschrieben.
Ausführungsbeispiel 5.2:
[0017] In diesem Ausführungsbeispiel wurde zur Zerfaserung feuchter Bambushackschnitzel
(l
ges ≤ 30 mm, Eingangsfeuchte φ ≤ 30 %) ein langsam laufender Doppelschneckenextruder
(Schneckendrehzahl ≤ 100 min
-1 , freier Austrittaquerschnitt ca. 50 %) eingesetzt und die dabei erreichten Ergebnisse
mit einer einstufigen Zerfaserung des gleichen Aufgabegutes in einer Spanmühle mit
Austragssieb 8 mm x 8 mm verglichen.
Die Gesamtzerfaserung der Bambushackschnitzel in einem Doppelschneckenextruder mit
an sich bekannter Maschinenbauart erfolgt so, daß durch die Preßwirkung der gegenläufigen
Schnecken das aufgegebene feuchte Material auf Temperaturen > 100 ° C erwärmt wird,
dabei das bis in den Pflanzenzellen enthaltene Wasser zu sieden beginnt und durch
den Dampfdruckanstieg sowie infolge der durch das Antriebssystem von außen aufgezwungenen
Scherwirkung auf das zwischen Schnecken- und Gehäusewand befindliche Material ein
Aufschluß entlang der festeren Faserzellwände im Sinne von Freilegung von Fasern und/oder
Faserbündeln erfolgt. Das Extruderaustragsgut wird zur Grobguttrennung einer Klassiereinrichtung,
vorzugsweise einem mit einer Trocknungseinrichtung verfahrenstechnisch gekoppelten
Schwingsieb zugeführt. Im erläuterten Ausführungsbeispiel wurden Faserlängen l
F ≤ 20 mm angestrebt, so daß aus dem Extruder ausgetragene Überlängen mit l
F ≥ 20 mm abgeschieden und zur schonenden Nachzerkleinerung wieder dem Extruder aufgegeben
werden müssen.
Die zu erreichenden Faseraufschlußergebnisse aus dem Extruder (ohne Grobgutrückführung)
und aus der Spanmühle mit Austragssieb 8 mm x 8 mm sind in Tabelle 2 gemeinsam mit
den Bedingungen der in beiden Fällen eingesetzten Bambushackschnitzel zusammengefaßt.
Bezüglich der Faseraufschlußergebnisse ist zu beachten, daß die Grobfaseranteile sich
ebenso wie die Feinfaseranteile sehr deutlich unterscheiden. Beim Extruder ist vor
allem ein hoher Anteil bei Fasern zu beachten, die im Bereich der Elementarfeserabmessungen
von Bambus liegen, während der Anteil von gröberen Faserbündeln relativ niedrig liegt.
Eine Ursache hierfür wird in konstruktiven Details des entsprechend ausgelegten und
betriebenen Aggregates gesehen. Bei den durchgeführten Extruderläufen praktizierte
Veränderungen konstruktiver Details, wie Wellendrehzahl, Schneckensteigung und freier
Austrittsquerschnitt, lassen erkennen, daß die für bestimmte Faseranwendungen erforderlichen
Verschiebungen der fasertechnischen Eigenschaften, wie Längen- und Dickenverteilung
der ausgebrachten Fasern, möglich sind.

Ausführungsbeispiel 5.3:
[0018] In diesem Ausführungsbeispiel findet sich die erfindungsgemäße Kombination der mechanischen
Faseraufbereitung mit der Fasertrocknung wieder. Dabei ist zu unterscheiden, daß es
einerseits zweckmäßig sein kann, den stangenförmigen Rohbambus bereits beim Erzeuger
aus lager- und transporttechnischen Gründen vor seiner Grobzerkleinerung auf Restfeuchtegehalte
von ca. 12 - 15 % vorzutrocknen. Andererseits ist es wegen der Staubentwicklung bei
der Zerkleinerung sowie wegen der geringeren Verschleißwirkung von feuchtem Rohbambus
in schneidend wirkenden Aufbereitungsmaschinen vorteilhaft, Eingangsfeuchtegehalte
> 20 % einzustellen. Solche Feuchtewerte sind wegen der damit verbundenen Agglomerationsneigung
vor allem de feineren Bambusfasern bei der anschließenden Klassierung, insbesondere
auf Schwingsieben unterschiedlichster Bauart, sehr nachteilig. Auch wird die Lager-
und Transportfähigkeit aller hergestellten Bambusprodukte durch solche Feuchtewerte
nachteilig beeinflußt. Damit ist auf jeden Fall der enge Zusammenhang von mechanischer
Bambusaufbereitung und Trocknung gegeben.
Ausführungsbeispiel 6:
[0019] Das stangenförmige, faserhaltige, organische Rohmaterial, vorzugsweise das vorstehend
bereits beschriebene Bambus, wird der übrigens in allen Verfahrensbeispielen technologisch
gleichen, hinsichtlich der Länge der zu gewinnenden Produkte jedoch verstellbaren
Vorzerkleinerung 1 aufgegeben. Dabei kann es vorteilhaft sein, die in anderen Beispielen
enthaltene Aufgabegutwäsche 2 als Befeuchtungsstrecke vor der Vorzerkleinerung 1 anzuordnen
(nicht in Fig. 4 enthalten).
Nach der Vorzerkleinerung 1 gelangt das zu zerfasernde Aufgabematerial in eine an
sich bekannte schnellaufende Grobzerfaserungsstufe 11 und wird nach Austrag aus dieser
einer nachgeordneten Klassierstufe 16.1, vorrangig als an sich bekanntes Mehrdecksieb
ausgebildet, aufgegeben. Hier erfolgen die Abtrennung des technologisch unerwünschten
überkorns 23 (z.B. d
F > 4 mm) und die Ausschleusung der Grobkornfraktion 22 als Fertiggut (z.B. mit Abmessungen
für d
F = 2 - 4 mm). Das weiterhin ausgetragene Feingut 21 (z.B. d
F < 2 mm) wird einer nachgeschalteten Klassierung 16.2 über die Trocknung 14 zur Aufteilung
in weitere Faserfraktionen (21.1; 21.2; 21.3) zugeführt. Beide Klassierstufe 16.1
und 16.2 sollten mit einer oder mehreren, jeweils mit Siebabreinigungseinrichtungen
wie Klopfböden ausgestatteten Mehrdecksiebmaschinen ausgerüstet werden.
Das Überkorn 23 wird einer vorzugsweise als Scheibenmühle mit bis auf ca. 0,2 mm verstellbarem
Mahlspalt ausgestalteten Feinzerfaserung 20 aufgegeben. Das bereits in der Grobzerfaserungsstufe
11 in Abhängigkeit von den dort eingebauten Zerkleinerungs- und Klassierwerkzeugen
anfallende Feingut 21 und das Austragsgut 24 der v.g. Feinzerfaserung 20 werden gemeinsam
(Gutzuführung aus 16.1 entsprechend der punktierten Pfeilrichtung vor Pos. 14) oder
getrennt der zuschaltbaren, nachfolgenden Trocknung 14 für Feingut zugeleitet. Die
Trocknerbauart als Strom- oder Schichttrockner ergibt sich aus dem Feinstkornmassenanteil
< 0,5 mm und soll insbesondere staubexplosionsgefährdete Betriebszustände ausschließen.
Die Zuschaltmöglichkeit eines für die Feinguttrocknung geeigneten an sich bekannten
Gerätes kann sehr sinnvoll sein, wenn zu hohe Aufgabegutfeuchtegehalte (z.B. Wassergehalt
> 15 %) die Siebklassierung durch Agglomerationseffekte des Siebgutes 21, 24 behindern.
Die in Fig. 4 dargestellte Variante mit wechselnder Aufgabe des Siebgutes 21, 24 auf
die Trocknung 14 oder 16.2 (Nachklassierung) hat den Vorteil, daß ggf. die Feinzerfaserung
20 der Überkornfraktion 23 entfallen und trotzdem die weitere Aufteilung des Feingutes
21 in feiner gestufte Feingutfraktionen, z.B. mit 21.1 (d
F < 0,5 mm), mit 21.2 (0,5 mm ≤ d
F < 1 mm) und mit 21.3 (1 mm ≤ d
F < 2 mm) erfolgen kann. In diesem Fall müßte die Überkornfraktion 23 dem Grobgut 22
zugeschlagen und gemeinsam mit ihm verwertet werden.
1. Verfahren zur Gewinnung von Naturfasern, insbesondere Bambusfasern, die den Zweck
der Verstärkungsfaser erfüllen, welches die für andere Stoffe hinreichend bekannten
Zerkleinerungsmethoden mitnutzt und der naß-trocken Verfahrensabfolge folgt,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Naturfasermaterial einer Vorzerkleinerung (1) zugeführt und in dieser in einen
rieselfähigen Zustand versetzt wird, danach entweder einem Waschvorgang (2) unterzogen
und nach dieser Aufgabegutwäsche (2) mittels einer strukturauflockernden Druckbedampfung
einer Plastifizierung (9) unterliegt oder nach der Vorzerkleinerung (1) direkt der
Plastifizierung unterliegt, danach einstufig, zweistufig oder gegebenenfalls mehrstufig
einer Zerfaserung (11, 20) unterworfen wird, dann eine Stromtrocknung und Klassierung
(14) erfolgt, wobei ein zu bestimmender Massestrom (16) als Produkt dieser Zerfaserungsstufen
(11, 20) aus der Stromtrocknung und Klassierung (14) heraus in eine oder mehrere davorliegende
Zerfaserungsstufen zurückgeführt wird, der andere Massestrom die Verfahrensabfolge
als Fertiggut (15) verläßt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die der Vorzerkleinerung (1) zugeführten Rohstoffstücke einer langsam laufenden und
im ziehenden Schnitt arbeitenden Zerkleinerung unterzogen werden und dabei in Stückgrößen
von max. 5 cm zerlegt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das aus der Vorzerkleinerung (1) kommende Aufgabegut gegebenfalls zur Abtrennung oberflächlich
anhaftender Verunreinigungen aus Pflanzenschutz- und/order Konservierungsmaßnahmen
der Aufgabegutwäsche (2) zugeführt und dort behandelt wird, in der insbesondere das
Rohwasser (6), welches aus der nichtfasrige Aufgabegutbestandteile abscheidenden mechanischen
Wasserreinigung (7) zugeführt wird, auf Temperaturen ≤50 °C erwärmt sein kann, daß
dieser Aufgabegutwäsche (2) im weiteren Kreislaufwasser (3) aus einer komplexen Wasserreinigung
(5) sowie Frischwasser (19) zugeführt wird und daß das Mengenverhältnis von Kreislaufwasser
zu Rohwasser zwischen 1:1 und 1:10 betragen soll.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das gewaschene Aufgabegut in der Plastifizierung (9) mit Naßdampf bei Drücken zwischen
1 und 10 bar und bei Temperaturen zwischen 100 und 180° C beaufschlagt wird und eine
Verweilzeit von bis zu 1 h vorgesehen ist, wobei zur Beeinflussung der erzielbaren
Faserlängen- und Faserdicken-Verteilungen der Naßdampfdruck, die Dampftemperatur und
die Verweilzeit des Aufgabegutes einzeln oder gemeinsam unter den vorgenannten Grenzwerten
eingeregelt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
alternativ zur Druckbedampfung (9) eine Einweichbehandlung mit oder ohne Materialwäsche
vorgenommen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das von der Plastifizierung (9) kommende feuchte Aufgabegut direkt in den Aufgabebereich
der nach dem Extrusionsprinzip arbeitenden Grobzerfaserung (11) mit ihrer Preß- und
Scherwirkung, so auch, wenn beabsichtigt, in die Feinzerfaserung (20), die mittels
an sich bekannter Scheiben- oder Wälzmühlen nach- oder parallelgeschaltete Quetsch-
und Scherbeanspruchung bewirkt, gegeben wird und dort so behandelt wird, daß die Zerfaserung
als Kombination von Grob- und Feinzerkleinerung durchgeführt wird, wobei das Fasergut
im Durchmesser- und Längenbereich 15µm<dF<30µm, 1mm<lF<6mm und die Faserbündel im Durchmesser- und Längenbereich 0,5mm<dF <1,5mm, 6mm<lF<15. . .20mm hergestellt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das entstandene Überkorn aus der Grob- (11) und/oder Feinzerfaserung (20) im Stromtrockner
mit Klassierung (14) neben dem Fertiggut (15), welches als solches ausgebracht wird,
gleichfalls gesichtet und abgeschieden und danach der der Teilchengröße entsprechenden
Zerfaserungsstufe zur schonenden Nachzerkleinerung wieder zugeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die zu gewinnenden Naturfasern mittels an sich bekannter Sprüh- und/oder Mischtechnik
einer zusätzlichen chemischen oder sonstigen Behandlung zur Verbesserung der Alkalibeständigkeit
und/oder für Modifizierungs- bzw. Vergütungszwecke unterzogen werden und dieses durch
Zugabe der entsprechenden Substanzen auf das Grobgut vor der Zerfaserung durch gesonderte
Dosierung in den Mahl- und Zerfaserungsbereich der Zerkleinerungsmaschinen, mittels
Zumischung über das den zerfaserten Bambus aus dem Mahlraum abtransportierende Blasrohr
in der Grob- und/oder Feinzerfaserung (11), (20) oder durch Zudosierung in einem der
Trocknung (14) vorgelagerten Zwangsmischer erfolgt.
9. Verfahren zur Gewinnung von Naturfasern, insbesondere Bambusfasern, die den Zweck
der Verstärkungsfaser erfüllen, welches die für andere Stoffe hinreichend bekannten
Zerkleinerungsmethoden mitnutzt und der ausschließlich trockenen Verfahrensabfolge
folgt,
dadurch gekennzeichnet, daß
die an sich bekannten Verfahrensschritte und die dazu benötigten vom Grundsatz her
bekannten Maschinen so miteinander arbeiten, daß vorzugsweise stangenförmige, faserhaltige,
organische Rohmaterialien, insbesondere jedoch Bambus, auf rieselfähige Hackschnitzel
variabler Länge vorzerkleinert (1) und danach in einem ein- oder mehrstufigen Behandlungsprozeß
zerfasernd, trocknend und klassierend bearbeitet werden, indem diese Materialien in
einem im Grobfaserbereich arbeitenden Zerkleinerungssystem/Grobzerfaserungsstufe (11)
grobzerfasert werden, danach in einer nachgeschalteten Klassierstufe (16.1) klassiert
werden, im Anschluß daran einer weiteren nachgeschalteten Feinzerfaserung (20) und
einer der Feinzerfaserung (20) zugeordneten Nachklassierung (16.2) über eine spezielle
ein- oder mehrstufigen Trocknung (14) zugeführt und dort dementsprechend bearbeitet
werden, um Bambusfasern/Bambusfaserbündel variabler Länge und Dicke vom Elementarfaserbereich
(mit dF ≤ 15 - 30 µm bei 1 mm ≤ lF ≤ 4 mm) bis zum Faserbündel (mit dF ≤ 0,5 - 1,5 mm und 8 mm ≤ lF ≤ 15 - 60 mm) für unterschiedlichste Verwendungen zu gewinnen.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine einstufige Zerfaserung als vorzugsweise spaltende Beanspruchung der aufzubereitenden
Bambushackschnitzel in einer an sich bekannten belüfteten Span- oder Schlagmühle erfolgt
und daß die Einstellung der gewünschten Faserbündellängen- und -dickenverteilungen
durch eine in der Mühle realisierte Kombination von mechanischer Beanspruchungsgeschwindigkeit,
Siebblechausstattung und pneumatischen Austragsbedingungen in Abstimmung mit einem
nachgeschalteten an sich bekannten, z.B. als Spiralschwingssieb ausgestalteten, Klassieraggregat
erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine einstufige Zerfaserung in einem an sich bekannten Schneckenextruder überwiegend
als Kombination von vorzugsweise scherenden Beanspruchungen der aufgegebenen Bambushackschnitzel
untereinander und mit den feststehenden Gehäusewandungen sowie der Oberfläche der
mindestens zwei im Extruder vorhandenen gegenläufig mit geringer Drehzahl von ≤ 100
min-1 relativ langsam bewegten Extruderschnecken mit in axialer Richtung konstanter oder
variabler Schneckensteigung bei einzustellendem Rückstau durch Drosselung des Austragsquerschnittes
des Extruders zwischen 10 und 50 % erfolgt und daß die an sich bekannten Wirkungen
des Aufsprengens von Werkstoffverbunden durch Wasserdampf aus der Verdampfung des
im Aufgabegut enthaltenen Wassers infolge des Druck- und Temperaturanstieges durch
die Verdichtungs- und Reibungserwärmung des Mahlgutes vor allem die Bildung von Feingutanteilen
bewirken.
12. Anordnung zur Gewinnung von Naturfasern, insbesondere Bambusfasern, die den Zweck
der Verstärkungsfaser erfüllen, welche die für andere Stoffe hinreichend bekannten
Zerkleinerungsmittel mitnutzt und der naß-trocken Verfahrensabfolge folgt,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Naturfasermaterial einer Vorzerkleinerungsanlage (1) zugeführt wird, daß dieser
Vorzerkleinerungsanlage (1) entweder eine Aufgabegutwäsche (2) oder eine Plastifizierung
(9) nachgeordnet ist, wobei die Aufgabegutwäsche (2) Zuläufe für Frischwasser (19),
Rohwasser (6) und Kreislaufwasser (3) aufweist und dieser Aufgabegutwäsche (2) eine
komplexe Wasserreinigung (5) mit Abgängen für Wasserreinigungsrückstände (17) und
Abstoßwasser (18) parallel zugeordnet ist, dabei der Abfluß des verunreinigten Abwassers
(4) aus der Aufgabegutwäsche (2) in den Zufluß zur komplexen Wasserreinigung (5) übergeht
und deren Abfluß das Kreislaufwasser (3) der Aufgabegutwäsche (2) wieder zuführt,
daß die der Aufgabegutwäsche (2) oder der Vorzerkleinerung (1) nachfolgende Plastizierung
(9) eine Zuführung für Sattdampf (8) aufweist und einen Abgang für verschmutztes Kondensat
(10) besitzt, welches in die mechanische Wasserreinigung mit Abwärmenutzungsanlage
(7) geleitet und nach dessen Reinigung und Wärmeabführung als Rohwasser (6) wieder
zurück in die Aufgabegutwäsche (2) geführt wird, daß die mechanische Wasserreinigung
mit Abwärmenutzungsanlage (7) Abgänge für die zu entsorgenden Reststoffe (12) und
die gewonnene Nutzwärme (13) aufweist, daß der Plastizierung (9) die Zerfaserung (11),
(20) in einer (11) oder mehreren (11, 20) Stufen nachgeordnet ist, die in der/den
jeweils erforderlichen Zerfasernsstufe/n einen oder mehrere Zugänge von der der Zerfaserung
(11, 20) wiederum nachgeordneten Stromtrocknung/Klassierung (14) zur Übergabe des
Überkorns aus der Klassierung (16) zur Nachzerfaserung des zu behandelnden Gutes aufweist
und daß die Stromtrocknung/Klassierung (14) mittels eines Abganges das fertig zerfaserte
Gut (15) in der vorgesehenen Größe abgibt.
13. Anordnung nach Anspruch 9 und 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
in der Vorzerkleinerung (1) langsam laufende, im ziehenden Schnitt arbeitende Schneidwerke
oder Scheibenhacker mit oder ohne einzugsverbessernden, vorgeschalteten Walzen angeordnet
sind.
14. Anordnung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Plastifizierung (9) als Durchlaufreaktor ausgebildet ist.
15. Anordnung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Plastifizierung (9) durch eine Einweichstufe mit oder ohne Materialwäsche ersetzt
sein kann.
16. Anordnung zur Gewinnung von Naturfasern, insbesondere Bambusfasern, die den Zweck
der Verstärkungsfaser erfüllen, welche die für andere Stoffe hinreichend bekannten
Zerkleinerungsmittel mitnutzt und der ausschließlich trocken Verfahrensabfolge folgt,
dadurch gekennzeichnet, daß
nach einer Vorzerkleinerungsstufe (1), bestehend aus Schlagscheren, Trommelhackern
oder ähnlich wirkenden Geräten, eine Grobzerfaserungsanlage (11), bestehend aus Schlag-
oder Spanmühlen bzw. ähnlch wirkenden Zerfaserungsgeräten, angeordnet ist, der die
Klassierstufe (16.1) mit dafür üblichen technischen Geräten folgt und die die Grobkornfraktion
(22) ausscheidet und die Feinkornfraktion (21) an die Trocknung (14) sowie die Überkornfraktion
(23) an eine nachgeschaltete Feinzerfaserung (20) weiterleitet, daß der Klassierstufe
(16.1) parallel eine Feinzerfaserungsstufe (20), mit beispielsweise Scheibenmühlen,
Schneckenextrudern oder Mikro-Wirbelmühlen, sowie eine Trocknung (14) aus beispielsweise
Strom- oder Schichttrocknern nachgeordnet ist, wobei die Feinzerfaserung (20) das
Überkorn (23) und die Trocknung (14) das Feinkorn (21) gemeinsam mit dem Austragsgut
(24) der Feinzerfaserung (20) aufnimmt, daß der Trocknung (14) eine Nachklassierstufe
(16.2) mit üblicher Gerätetechnik zur Austragung von differenzierten Feingutfraktionen
(21.1), (21.2) und (21.3) abschließend folgt.