[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Walzverfahren für stabförmiges Walzgut, insbesondere
Stabstahl oder Draht, in einem Walzgerüst mit zwei relativ zueinander in einer Anstellrichtung
anstellbaren Arbeitswalzen, die zusammen ein Walzkaliber mit einem Ist-Walzspalt bilden,
so daß das Walzgut aus dem Walzgerüst mit einer Ist-Höhe und einer Ist-Breite mit
einer Walzgeschwindigkeit ausläuft, wobei das Walzgut mit einer Ist-Walzkraft gewalzt
wird.
[0002] Derartige Walzverfahren sind bekannt. Sie arbeiten bspw. auf der Basis einer sogenannten
Monitorregelung. Hierzu werden Abweichungen in der Höhe und der Breite des stabförmigen
Walzguts erfaßt und auf der Basis einer elektromechanischen oder hydromechanischen
Anstellung ausgeregelt. Solche Systeme haben den Nachteil, daß sowohl die Monitorregelung
selbst als auch die Anstellung sehr langsam wirken. Hinzu kommt noch die Zeitverzögerung
durch die Messung hinter dem letzten geregelten Gerüst. In der Folge ergibt sich eine
Reaktionszeit von ca. 3 Sekunden, so daß nur Störungen mit einer niedrigen Frequenz
ausregelbar sind. Kurzzeitige Störungen, z.B. durch sogenannte Skidmarks, sind nicht
ausregelbar, was unter Umständen zu Toleranzüberschreitungen führt. Das gleiche Problem
stellt sich auch bei Störungen, die am Walzgutanfang oder am Walzgutende durch Temperatur-
und Dickeschwankungen verursacht werden.
[0003] Die vorliegende Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, ein Walzverfahren für stabförmiges
Walzgut zu schaffen, welches erheblich schneller arbeitet und mit dem so auch kurzfristige
Störungen ausregelbar sind.
[0004] Die Aufgabe wird dadurch gelöst,
- daß die Arbeitswalzen über eine Hydraulikzylindereinheit anstellbar sind,
- daß die Ist-Walzkraft erfaßt wird,
- daß anhand der Ist-Walzkraft eine walzkraftbedingte Walzspaltauffederung bestimmt
wird,
- daß anhand der walzkraftbedingten Walzspaltauffederung und einem Soll-Walzspalt ein
Walzenanstellungs-Korrekturwert derart bestimmt wird, daß der Ist-Walzspalt dem Soll-Walzspalt
angenähert wird, und
- daß eine Walzenanstellung innerhalb einer Gerüstregelzeit um den Walzenanstellungs-Korrekturwert
geändert wird.
[0005] Derartige Verfahren sind für das Walzen von Bändern seit Jahren bekannt. Sie sind
hochentwickelt. Sie sorgen unabhängig von der Walzkraft für einen dem Soll-Walzspalt
entsprechenden Ist-Walzspalt. Die Verfahren wurden aber für das Walzen von stabförmigem
Walzgut als nicht anwendbar erachtet. Der Grund hierfür ist, daß beim Walzen vom Band
die Breite des Walzguts von vorneherein konstant ist. Bei stabförmigem walzgut hingegen
wird durch das Walzen automatisch auch die Breite des Walzguts verändert. Eine einfache
Übertragung der für das Walzen von Band bekannten Verfahren hätte also unzulässige
Breitentoleranzen zur Folge. Bei der vorliegenden Erfindung hingegen wird das Verfahren
dazu benutzt, die Differenz zwischen einem durch übergeordnete Regelverfahren ermittelten
Soll-Walzspalt und einem Ist-Walzspalt möglichst schnell zu minimieren. Hierdurch
wird die Anwendung der an sich bekannten Dickenregelungen für Stabstahl- und Drahtstraßen
ermöglicht.
[0006] Wenn das Walzgut in das Walzgerüst mit einem im wesentlichen konstanten Zug einläuft,
ergibt sich eine noch größere Breiten- und Höhenkonstanz des stabförmigen Walzgutes.
[0007] Zum Konstanthalten des Zuges ist vorgesehen, daß das Walzgut vor dem Walzgerüst einer
Zugregelung unterworfen wird. Die Zugregelung kann insbesondere als Minimalzugregelung
ausgebildet werden.
[0008] Die Zugregelung kann z. B. dadurch realisiert werden, daß das Walzgut vor dem Walzgerüst
einer Schlingenregelung unterworfen wird.
[0009] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß die Differenz zwischen dem Ist-Walzspalt und
dem Soll-Walzspalt durch den Walzenanstellungskorrekturwert zu einem Teil kompensiert
wird. Denn hierdurch werden Querschnittsschwankungen des einlaufenden Walzguts gleichmäßiger
auf die Ist-Höhe und die Ist-Breite des auslaufenden Walzguts verteilt. Vorzugsweise
ist der Teil walzkraft- und/oder frequenzabhängig.
[0010] Der Regelaufwand wird minimiert, wenn
- die Arbeitswalzen des Walzgerüsts mit einer Betriebsdrehzahl rotieren,
- die Ist-Walzkraft gemäß dem Abtast-Theorem mindestens zweimal pro Umdrehung der Arbeitswalzen
des Walzgerüsts erfaßt wird,
- der Walzenanstellungs-Korrekturwert dem Walzgerüst als Summe von Frequenzkomponenten
zugeführt wird,
- die mit der Betriebsdrehzahl korrespondierende Frequenzkomponente dem Walzgerüst nach
einer Filterzeit zugeführt wird und
- die Arbeitswalzen des Walzgerüsts während der Summe von Gerüstregelzeit und Filterzeit
in etwa ein ungeradzahliges Vielfaches einer halben Umdrehung zurücklegen.
[0011] Stabförmiges Walzgut wird in vielgerüstigen Walzstraßen gewalzt. Die Erfindung betrifft
daher insbesondere auch ein Walzverfahren, bei dem ein stabförmiges Walzgut, insbesondere
Stabstahl oder Draht, zunächst ein vorderes und sodann ein hinteres Walzgerüst durchläuft,
wobei sowohl das vordere als auch das hintere Walzgerüst mit einem der obenstehend
beschrieben Walzverfahren betrieben werden und wobei die Anstellrichtungen der Arbeitswalzen
der Walzgerüste senkrecht aufeinander stehen.
[0012] Das Walzverfahren kann dadurch noch verbessert werden,
- daß die Ist-Höhe und die Ist-Breite des Walzguts an einer Erfassungsstelle hinter
dem hinteren Walzgerüst erfaßt werden und
- daß aus der Ist-Höhe und der Ist-Breite aus einem Walzplan die Soll-Walzspalte für
die Walzgerüste derart bestimmt werden, daß die Differenz zwischen der Ist-Höhe und
einer Soll-Höhe und die Differenz zwischen der Ist-Breite und einer Soll-Breite gegen
Null gehen.
[0013] Vorzugsweise sollten hierbei die Ist-Höhe und die Ist-Breite gleichzeitig erfaßt
werden.
[0014] Das Walzverfahren arbeitet noch genauer, wenn die Soll-Walzspalte den Walzgerüsten
um eine Wartezeit zeitversetzt zugeführt werden, wobei die Wartezeit durch den Quotienten
zwischen einer zwischen dem hinteren und dem vorderen Walzgerüst befindlichen Walzgutlänge
und der Walzgeschwindigkeit des vorderen Walzgerüsts bestimmt ist.
[0015] Die Regeldynamik des obigen Walzverfahrens ist durch die zwischen dem vorderen Walzgerüst
und der Erfassungsstelle für die Ist-Höhe und die Ist-Breite des Walzguts befindliche
Walzgutlänge begrenzt. Die Regeldynamik kann daher dadurch noch verbessert werden,
daß für das hintere Walzgerüst ein Zusatz-Soll-Walzspalt derart bestimmt wird, daß
das Verhältnis der relativen Fehler in der Höhe und der Breite möglichst konstant
bleibt, wobei der relative Fehler in der Höhe durch die Differenz von Ist-Höhe und
Soll-Höhe, dividiert durch die Soll-Höhe, und der relative Fehler in der Breite durch
die Differenz von Ist-Breite und Soll-Breite, dividiert durch die Soll-Breite, gegeben
ist.
[0016] Bei der Ermittlung für die Soll-Walzspalte für die Walzgerüste muß dabei selbstverständlich
der Einfluß des Zusatz-Soll-Walzspalts auf die Ist-Höhe und die Ist-Breite des Walzguts
berücksichtigt werden.
[0017] Solange das Walzgut die Erfassungsstelle noch nicht durchlaufen hat, ist der Regelkreis
zur Ermittlung der Soll-Walzspalte nicht geschlossen. Vorzugsweise werden daher während
des Walzens von Walzgut aus der Ist-Höhe, der Soll-Höhe, der Ist-Breite und der Soll-Breite
Voranstellungen für die Walzgerüste ermittelt. Mit diesen Voranstellungen als Steuerwerten
kann dann ein nachfolgendes Walzgut gewalzt werden, bis die Spitze des nachfolgenden
Walzguts die Erfassungsstelle durchläuft und so den Regelkreis schließt. Die Walzgerüste
können auch nach dem Schließen des Regelkreises noch mit den Voranstellungen als Vorsteuerwerten
beaufschlagt werden.
[0018] Die Dynamik und auch die Regelgenauigkeit der Walzgerüste ist in vollem Umfang nur
dann gegeben, wenn die Walzenanstellungen der Walzengerüste sich innerhalb eines vorgegebenen
Anstellungsbereichs bewegen. Vorzugsweise wird daher aus den Walzenanstellungen der
Walzgerüste für mindestens ein dem vorderen Walzgerüst vorgelagertes Walzgerüst ein
Soll-Walzspalt bestimmt. Dadurch kann gewährleistet werden, daß sich die Walzenanstellungen
der beiden Walzgerüste innerhalb des günstigsten Anstellungsbereichs bewegen.
[0019] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels. Dabei zeigen in Prinzipdarstellung:
- Figur 1
- einen Teil einer mehrgerüstigen Drahtwalzstraße,
- Figur 2
- ein Vertikalgerüst,
- Figur 3
- ein Kraft-Walzspaltdiagramm und
- Figur 4
- ein Horizontalgerüst.
[0020] Eine Walzstraße für stabförmiges Walzgut, z. B. Stabstahl oder Draht, besteht in
der Regel aus einer Vielzahl von Walzgerüsten. In Fig. 1 sind vier dieser Walzgerüste
dargestellt und mit den Bezugszeichen 1-4 versehen. Ein stabförmiges Walzgut 5, gemäß
Ausführungsbeispiel Vormaterial 5 für Draht, aus Stahl durchläuft in einer Transportrichtung
z nacheinander zuerst das Walzgerüst 4, dann das Walzgerüst 3, dann das Walzgerüst
2 und schließlich das Walzgerüst 1. Hinter dem Walzgerüst 1 ist an einer Erfassungsstelle
6 ein Dickenmeßgerät 7 angeordnet. Zwischen dem Walzgerüst 1 und der Erfassungsstelle
6 bzw. dem Walzgerüst 2 befinden sich Walzgutlängen l
0, l
1 des Walzguts 5.
[0021] Die Walzgerüste 1 und 3 sind Vertikalgerüste. Bei ihnen sind ihre beiden Arbeitswalzen
8 vertikal angeordnet. Die Arbeitswalzen 8 sind somit relativ zueinander in einer
Anstellrichtung x anstellbar. Die Anstellrichtung x verläuft horizontal. Die Walzgerüste
2 und 4 hingegen sind Horizontalgerüste. Bei ihnen sind ihre beiden Arbeitswalzen
8 in einer Anstellrichtung y anstellbar, welche senkrecht verläuft.
[0022] Die Anstellrichtungen x, y bilden zusammen mit der Transportrichtung z des Walzguts
5 ein rechtshändiges, rechtwinkliges Koordinatensystem (x, y, z).
[0023] Das Walzgut 5 läuft in das Walzgerüst 4 mit einer Walzgeschwindigkeit v
4 ein, wobei es vor dem Walzen im Walzgerüst 4 eine Abmessung x
4 in x-Richtung und y
4 in y-Richtung aufweist.
[0024] Das Walzgut 5 wird im Walzgerüst 4 gewalzt, wobei die Arbeitswalzen 8 des Walzgerüsts
4 mit einer Betriebsdrehzahl n
4 rotieren. Nach dem Walzen läuft das Walzgut 5 aus dem Walzgerüst 4 mit einer Walzgeschwindigkeit
v
3 aus. Zu diesem Zeitpunkt weist das Walzgut 5 Abmessungen x
3 und y
3 in x-Richtung bzw. y-Richtung auf. Mit diesen Werten läuft es in das Walzgerüst 3
ein.
[0025] In analoger Weise weist das Walzgut zwischen den Walzgerüsten 3 und 2 eine Walzgeschwindigkeit
v
2 und Abmessungen x
2, y
2 in x-Richtung bzw. y-Richtung auf. Ebenso weist das Walzgut 5 zwischen den Walzgerüsten
2 und 1 eine Walzgeschwindigkeit v
1 und Abmessungen x
1, y
1 auf. Aus dem Walzgerüst 1 läuft das Walzgut dann mit einer Walzgeschwindigkeit v
0 und Abmessungen x
0, y
0 aus.
[0026] Wie bereits erwähnt sind die Walzgerüste 2 und 4 Horizontalgerüste. Bei ihnen entspricht
die Abmessung y
1, y
3 des auslaufenden Walzguts 5 in y-Richtung somit der Ist-Höhe. Die Abmessung x
1, x
3 des auslaufenden Walzguts 5 entspricht der Ist-Breite. Bei den Walzgerüsten 1 und
3 ist dies umgekehrt. Hier entspricht die Abmessung x
0, x
2 der Ist-Höhe hinter dem jeweiligen Walzgerüst 1 bzw. 3, die Abmessung y
0, y
2 der Ist-Breite.
[0027] Die je zwei Arbeitswalzen 8 der Walzgerüste 1-4 bilden je ein Walzkaliber mit einem
Ist-Walzspalt s
1 bis s
4. Die Ist-Walzspalte s
1 bis s
4 sind durch eine entsprechende Anstellung a
1 bis a
4 des jeweiligen Walzgerüsts 1-4 auf einen korrespondierenden Soll-Walzspalt s
1∗-s
4∗ einstellbar. Die Arbeitswalzen 8 der Walzgerüste 1 und 2 sind dabei über Hydraulikzylindereinheiten
12 relativ zueinander anstellbar. Die Walzgerüste 3 und 4 können ebenfalls über Hydraulikzylindereinheiten
anstellbar sein. Alternativ ist es bei den Walzgerüsten 3 und 4 aber auch möglich,
diese über einen Elektro- oder Hydromotor mit nachgeschaltetem Getriebe anzustellen.
[0028] Wenn der Anfang des Walzguts 5 in die Walzgerüste 1-4 einläuft, können in der Erfassungsstelle
6 noch keine Ist-Werte des Walzguts 5 erfaßt werden. Die Walzgerüste 1-4 werden daher
zunächst im gesteuerten Betrieb mit Soll-Walzspalten s
1∗-s
4∗ betrieben. Sobald der Anfang des Walzguts 5 aber die Erfassungsstelle 6 durchläuft,
werden über das Dickenmeßgerät 7 gleichzeitig die Ist-Höhe

und die Ist-Breite

des Walzguts 5 erfaßt. Die Werte h
0, b
0 werden an einen Walzplanrechner 9 gemeldet, der daraus anhand eines Walzplans die
Soll-Walzspalte s
1∗, s
2∗ für die Walzgerüste 1 und 2 bestimmt. Die Berechnung der Sollwerte s
1∗, s
2∗ berücksichtigt dabei selbstverständlich die Verkopplung von Längen-, Höhen- und
Breitenänderungen in den Walzgerüsten 1 und 2. Die Sollwerte s
1∗, s
2∗ werden derart bestimmt, daß die Differenz zwischen der Ist-Höhe h
0 und einer Soll-Höhe h
0∗ sowie die Differenz zwischen der Ist-Breite b
0 und einer Soll-Breite b
0∗ gegen Null gehen.
[0029] Zwischen den Walzgerüsten 1 und 2 befindet sich die Walzgutlänge l
1. Eine Stelle des Walzguts 5, die zu einem beliebigen Zeitpunkt vom Walzgerüst 2 gewalzt
wird, benötigt somit eine Laufzeit

, um zum Walzgerüst 1 zu gelangen. Damit die ermittelten Soll-Walzspalte s
1∗ und s
2∗ auf gleiche Stelle des Walzguts 5 angewendet werden, müssen die Soll-Walzspalte
s
1∗, s
2∗ den Walzgerüsten 1, 2 somit um eine Wartezeit zeitversetzt zugeführt werden, die
identisch mit der Laufzeit t ist. Der Soll-Walzspalt s
2* wird also dem Walzgerüst 2 um die Laufzeit t eher zugeführt als der Soll-Walzspalt
s
1* dem Walzgerüst 1.
[0030] Das Walzgut 5 wird in den Walzgerüsten 1-4 mit Ist-Walzkräften F
1 bis F
4 gewalzt. Aufgrund der Ist-Walzkräfte F
1 bis F
4 federn die Ist-Walzspalte s
1 - s
4 der Walzgerüste 1-4 auf. Die Ist-Walzspalte s
1 bis s
4 ergeben sich somit als Summe einer Anstellung a
4 bis a
1 des jeweiligen Walzgerüsts 1-4 und der jeweiligen Gerüstauffederung C
1F
1 bis C
4F
4. C
1 bis C
4 sind dabei die Federkonstanten der Walzgerüste 1-4.
[0031] Um den Ist-Walzspalt s
1 des Walzgerüsts 1 auf seinem Soll-Walzspalt s
1∗ zu halten, wird gemäß Fig. 2 die Ist-Walzkraft F
1 erfaßt und einem Frequenzfilter 10 zugeführt. Der Frequenzfilter 10 filtert die Walzkraft
F
1 und leitet den gefilterten Wert an einen Gerüstregler 11 weiter. Der Gerüstregler
11 bestimmt gemäß Fig. 3 anhand der gefilterten Ist-Walzkraft F
1 eine walzkraftbedingte Walzspaltauffederung δs
1. Anhand dieser walzkraftbedingten Walzspaltauffederung δs
1 und dem Soll-Walzspalt s
1∗ ermittelt der Gerüstregler 11 dann einen Walzenanstellungs-Korrekturwert δa
1 für die Walzenanstellung a
1, so daß der Ist-Walzspalt s
1 dem Soll-Walzspalt s
1∗ angenähert wird. Der Gerüstregler 11 gibt die Summe von bisheriger Soll-Anstellung
a
1∗ und Walzenanstellungs-Korrekturwert δa
1 als neue Soll-Anstellung a
1' dann an Hydraulikzylindereinheiten 12 aus, mittels derer die Walzenanstellung a
1 um den Walzenanstellungs-Korrekturwert δa
1 geändert wird. Die Änderung der Walzenanstellung a
1 erfolgt dabei innerhalb einer Gerüstregelzeit T von ca. 30 ms. Nach der Gerüstregelzeit
T ist dann der Ist-Walzspalt s
1 wieder auf den Soll-Walzspalt s
1∗ eingestellt, so daß das Walzgut 5 wieder mit der Soll-Höhe h
0∗ und der Soll-Breite b∗ aus dem Walzgerüst 1 ausläuft.
[0032] Höhe h
0 und Breite b
0 des Walzguts 5 hängen nicht nur von der Walzkraft F
1 und der Anstellung a
1 des Walzgerüsts 1 ab, sondern auch von dem Zug, mit dem das Walzgut 5 in das Walzgerüst
1 ein- bzw. aus dem Walzgerüst 1 ausläuft. Um Zugschwankungen, welche Höhen- und Breitenschwankungen
zur Folge hätten, auszuschließen, wird das Walzgut 5 vor dem Walzgerüst 1 einer Zugregelung
unterworfen. Die Zugregelung ist vorzugsweise als Minimalzugregelung ausgebildet.
Sie kann beispielsweise mittels einer Schlingenregelung realisiert sein. Mittels der
Zugregelung wird erreicht, daß das Walzgut 5 in das Walzgerüst 1 mit einem im wesentlichen
konstanten Zug einläuft.
[0033] Die maximal zulässigen Zugschwankungen liegen bei 5 MPa. Noch besser ist es, wenn
die Zugschwankungen auf 2 MPa beschränkt sind.
[0034] Mit dem obenstehend beschriebenen Verfahren kann bei einem vollen Durchgriff der
Walzspaltregelung der Ist-Walzspalt s
1 stets auf seinem Soll-Walzspalt s
1∗ gehalten werden. Die Walzkraft F
1 ist aber u.a. auch von der Temperatur und dem Querschnitt des einlaufenden Walzguts
abhängig. Wenn der Gerüstregler 11 den Ist-Walzspalt s
1 stets auf seinen Soll-Walzspalt s
1∗ regeln würde, wäre zwar stets die Ist-Höhe h
0 gleich der Soll-Höhe h
0∗. Die Ist-Breite b
0 würde aber stark schwanken. Es ist daher im Regelfall günstiger, wenn die Differenz
zwischen dem Ist-Walzspalt s
1 und dem Soll-Walzspalt s
1∗ von dem Gerüstregler 11 mittels des Walzenanstellungs-Korrekturwerts δa
1 nur zu einem Teil kompensiert wird. Der Teil beträgt in der Regel zwischen 20 und
90 Prozent der vollen Korrektur. Er kann insbesondere walzkraft- und frequenzabhängig
sein. Mit einer derartigen nur teilweisen Korrektur wird der Walzfehler gleichmäßiger
auf beide Abmessungen h
0, b
0 verteilt.
[0035] Die Walzgeschwindigkeit v
4 bis v
0 nimmt vom Walzgerüst 4 zum Walzgerüst 1 stetig zu. Die Durchmesser der Arbeitswalzen
8 hingegen bleiben entweder gleich oder nehmen vom Walzgerüst 4 zum Walzgerüst 1 hin
ab. In der Folge rotieren die Arbeitswalzen 8 des Walzgerüsts 1 am schnellsten. Durch
etwaige Exzentrizitäten der Arbeitswalzen 8 verursachte periodische Fehler können
daher maximal eine Frequenz aufweisen, welche mit der Drehzahl n
1 des Walzgerüsts 1 korrespondiert. Gemäß dem Abtast-Theorem wird daher die Ist-Walzkraft
F
1 des Walzgerüsts 1 mindestens zweimal pro Umdrehung der Arbeitswalzen 8 des Walzgerüsts
1 erfaßt. Der Walzenanstellungs-Korrekturwert δa
1 wird entsprechend den bekannten, mit den Drehzahlen n
1 bis n
4 korrespondierenden Frequenzen im Gerüstregler 11 frequenzgefiltert. Erst der frequenzgefilterte
Walzenanstellungs-Korrekturwert δa
1 wird dann dem Walzgerüst 1 zugeführt.
[0036] Die Ausregelung der Exzentrizitäten ist dann besonders wirksam, wenn der Walzenanstellungs-Korrekturwert
δa
1 dem Walzgerüst 1 als Summe von Frequenzkomponenten zugeführt wird. Die mit der Betriebsdrehzahl
n
1 des Walzgerüsts 1 korrespondierende Frequenzkomponente wird dem Walzgerüst 1 dabei
nach einer Filterzeit T' zugeführt. Diese Frequenzkomponente kann ggf. mit einem eigenen
Verstärkungsfaktor zwischen 0,15 und 10,0 relativ zu den anderen Frequenzkomponenten
gewichtet werden. Die Filterzeit T' ist derart gewählt, daß die Arbeitswalzen 8 des
Walzgerüsts 1 während der Summe von Gerüstregelzeit T und Filterzeit T' zwischen 0,4
und 0,55 Umdrehungen, also in etwa eine halbe Umdrehung, ggf. zuzüglich einer beliebigen
Anzahl ganzer Umdrehungen, zurücklegen.
[0037] Das Walzgerüst 2 wird gemäß Fig. 4 auf die gleiche Weise geregelt wie das Walzgerüst
1.
[0038] Zwischen den Walzgerüsten 1 und 2 befindet sich die Walzgutlänge l
1. zwischen dem Walzgerüst 1 und der Erfassungsstelle 6 befindet sich die Walzgutlänge
l
0. Die Dynamik der Monitorregelung ist somit durch die Summe von l
1:v
1 + l
0:v
0 begrenzt. Schnellere Störungen lassen sich mittels des obenstehend beschriebenen
Verfahrens nicht ausregeln.
[0039] Wenn hingegen nur das Walzgerüst 1 geregelt würde, wäre die maximale Regeldynamik
der Monitorregelung durch l
0:v
0 gegeben. Die Regeldynamik wäre also höher. Dies kann dadurch ausgenützt werden, daß
für das Walzgerüst 1 ein Zusatz-Soll-Walzspalt δs ∗ bestimmt wird. Dieser Wert wird
derart bestimmt, daß das Verhältnis der relativen Fehler δh, δb in der Höhe und der
Breite des Walzguts 5 möglichst konstant bleibt, in jedem Fall innerhalb einer vorwählbaren
Schranke. Der relative Fehler δh in der Höhe ist dabei durch die Differenz von Ist-Höhe
h
0 und Soll-Höhe h
0∗, dividiert durch die Soll-Höhe h
0∗, gegeben. Der relative Fehler δb in der Breite ist in analoger Weise durch die Differenz
von Ist-Breite b
0 und Soll-Breite b
0∗, dividiert durch die Soll-Breite b
0∗, gegeben. Der Einfluß des Zusatz-Soll-Walzspalts δs
1∗ auf die Ist-Höhe h
0 und die Ist-Breite b
0 muß selbstverständlich bei der Ermittlung der Soll-Walzspalte s
1∗, s
2∗ für die Walzgerüste 1 und 2 berücksichtigt werden.
[0040] Das obenstehend beschriebene Verfahren zur Einstellung der Soll-Walzspalte s
1∗, s
2∗ kann selbstverständlich nur dann durchgeführt werden, wenn der Anfang des Walzguts
5 bereits die Erfassungsstelle 6 erreicht bzw. passiert hat, die Monitorregelung also
geschlossen ist. Vor diesem Zeitpunkt ist der Regelkreis offen. Die Walzgerüste 1,
2 müssen daher während dieses Zeitraums im gesteuerten Betrieb betrieben werden. Aus
Messungen der Ist-Höhe h
0, der Ist-Breite b
0 und den korrespondierenden Soll-Werten h
0∗, b
0∗ lassen sich jedoch anhand eines Walzmodells im Walzplanrechner 9 Soll-Walzspalte
s
1∗, s
2∗ ermitteln, bei denen die gewünschten Ist-Werte h
0, b
0 zu erwarten sind. Mit diesen Werten für die Soll-Walzspalte s
1∗, s
2∗ werden die Walzgerüste 1, 2 dann betrieben, solange der Regelkreis der Monitorregelung
offen ist.
[0041] Die Walzgerüste 1, 2 sind nur innerhalb eines vorbestimmten Anstellungsbereichs optimal
betreibbar. Um stets zu gewährleisten, daß sich die Ist-Anstellungen a
1, a
2 der Walzgerüste 1, 2 innerhalb dieses Bereichs bewegen, werden die Ist-Anstellungen
a
1, a
2 der Walzgerüste 1, 2 an den Walzplanrechner 9 übermittelt. Sobald die Ist-Anstellungen
a
1, a
2 an die Grenzen ihrer zulässigen Bereiche kommen, werden die Soll-Walzspalte s
3∗, s
4∗ der Walzgerüste 3, 4 derart verändert, daß die Ist-Anstellungen a
1, a
2 der Walzgerüste 1, 2 wieder mehr in die Mitte ihres zulässigen dynamischen Bereichs
verschoben werden. Es werden also aus den Walzenanstellungen a
1, a
2 der Walzgerüste 1, 2 für die vorgelagerten Walzgerüste 3, 4 neue Soll-Walzspalte
s
3∗, s
4∗ bestimmt.
[0042] Mit dem erfindungsgemäßen Walzverfahren lassen sich für Draht- und Stabstahlstraßen
bisher unerreichte Genauigkeiten erzielen. Insbesondere kann die Ovalität des Walzguts
5 am Ausgang der Walzstraße auf ein Viertel des durch die ASTM-A29 zulässigen Wertes
reduziert werden.
Bezugszeichenliste
[0043]
- 1-4
- Walzgerüste
- 5
- Walzgut
- 6
- Erfassungsstelle
- 7
- Dickenmeßgerät
- 8
- Arbeitswalzen
- 9
- Walzplanrechner
- 10
- Frequenzfilter
- 11
- Gerüstregler
- 12
- Hydraulikzylindereinheiten
- a1-a4
- Ist-Anstellungen
- a1∗-a4∗, a1
- ' Soll-Anstellungen
- b0,b0∗
- Breiten
- C1-C4
- Federkonstanten
- F1-F4
- Walzkräfte
- h0,h0∗
- Höhen
- l0,l1
- Walzgutlängen
- n1-n4
- Drehzahlen
- s1-s4
- Ist-Walzspalte
- s1∗-s4∗
- Soll-Walzspalte
- t,T,T'
- Zeiten
- v0-v4
- Walzgeschwindigkeiten
- x0-x4,
- y0-y4
- Abmessungen
- x, y
- Anstellrichtungen
- z
- Transportrichtung
- δa1
- Walzenanstellungs-Korrekturwert
- δb,δh
- relative Fehler
- δs1
- Walzspaltauffederung
- δs1∗
- Zusatz-Soll-Walzspalt
1. Walzverfahren für stabförmiges Walzgut (5) insbesondere Stabstahl oder Draht (5),
in einem Walzgerüst (1) mit zwei über eine Hydraulikzylindereinheit (12) relativ zueinander
in einer Anstellrichtung (x) anstellbaren Arbeitswalzen (8), die zusammen ein Walzkaliber
mit einem Ist-Walzspalt (s
1) bilden, so daß das Walzgut (5) aus dem Walzgerüst (1) mit einer Ist-Höhe (h
0) und einer Ist-Breite (b
0) mit einer Walzgeschwindigkeit (v
0) ausläuft,
- wobei das Walzgut (5) mit einer Ist-Walzkraft (F1) gewalzt wird,
- wobei die Ist-Walzkraft (F1) erfaßt wird,
- wobei anhand der Ist-Walzkraft (F1) eine walzkraftbedingte Walzspaltauffederung (δs1) bestimmt wird,
- wobei anhand der walzkraftbedingten Walzspaltauffederung (δs1) und einem Soll-Walzspalt (s1∗) ein Walzenanstellungs-Korrekturwert (δa1) derart bestimmt wird, daß der Ist-Walzspalt (s1) dem Soll-Walzspalt (s1∗) angenähert wird, und
- wobei eine Walzenanstellung (a1) innerhalb einer Gerüstregelzeit (T) um den Walzenanstellungs-Korrekturwert (δa1) geändert wird.
2. Walzverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Walzgut (5) in das Walzgerüst (1) mit einem im wesentlichen konstanten Zug
einläuft.
3. Walzverfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Walzgut (5) vor dem Walzgerüst (1) einer Zugregelung unterworfen wird.
4. Walzverfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugregelung als Minimalzugregelung ausgebildet ist.
5. Walzverfahren nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Walzgut (5) vor dem Walzgerüst (1) einer Schlingenregelung unterworfen wird.
6. Walzverfahren nach einem der obigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Differenz zwischen dem Ist-Walzspalt (s1) und dem Soll-Walzspalt (s1∗) durch den Walzenanstellungs-Korrekturwert (δa1) zu einem Teil kompensiert wird.
7. Walzverfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Teil walzkraft- und/oder frequenzabhängig ist.
8. Walzverfahren nach einem der obigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
- daß die Arbeitswalzen (8) des Walzgerüsts (1) mit einer Betriebsdrehzahl (n1) rotieren,
- daß die Ist-Walzkraft (F1) mindestens zweimal pro Umdrehung der Arbeitswalzen (8) des Walzgerüsts (1) erfaßt
wird,
- daß der Walzenanstellungs-Korrekturwert (δa1) dem Walzgerüst (1) als Summe von Frequenzkomponenten zugeführt wird,
- daß die mit der Betriebsdrehzahl (n1) korrespondierende Frequenzkomponente dem Walzgerüst (1) nach einer Filterzeit (T')
zugeführt wird und
- daß die Arbeitswalzen (8) des Walzgerüsts (1) während der Summe von Gerüstregelzeit
(T) und Filterzeit (T') in etwa ein ungeradzahliges Vielfaches einer halben Umdrehung
zurücklegen.
9. Walzverfahren, bei dem ein stabförmiges Walzgut (5), insbesondere Stabstahl oder Draht
(5), zunächst ein vorderes und sodann ein hinteres Walzgerüst (2, 1) durchläuft,
dadurch gekennzeichnet,
daß sowohl das vordere als auch das hintere Walzgerüst (2, 1) mit einem Walzverfahren
nach einem der obigen Ansprüche betrieben werden und daß die Anstellrichtungen (y,
x) der Arbeitswalzen (8) der Walzgerüste (2, 1) senkrecht aufeinander stehen.
10. Walzverfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
- daß die Ist-Höhe (h0) und die Ist-Breite (b0) des Walzguts (5) an einer Erfassungsstelle (6) hinter dem hinteren Walzgerüst (1)
erfaßt werden und
- daß aus der Ist-Höhe (h0) und der Ist-Breite (b0) aus einem Walzplan die Soll-Walzspalte s1∗,( s2∗) für die Walzgerüste (1, 2) derart bestimmt werden, daß die Differenz zwischen der
Ist-Höhe (h0) und einer Soll-Höhe (h0∗) und die Differenz zwischen der Ist-Breite (b0) und einer Soll-Breite (b0∗) gegen Null gehen.
11. Walzverfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ist-Höhe (h0) und die Ist-Breite (b0) gleichzeitig erfaßt werden.
12. Walzverfahren nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Soll-Walzspalte (s1∗, s2∗) den Walzgerüsten (1, 2) um eine Wartezeit (t) zeitversetzt zugeführt werden, wobei
die Wartezeit (t) durch den Quotienten zwischen einer zwischen dem hinteren und dem
vorderen Walzgerüst (2, 1) befindlichen Walzgutlänge (l1) und der Walzgeschwindigkeit (v1) des vorderen Walzgerüsts (2) bestimmt ist.
13. Walzverfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß für das hintere Walzgerüst (1) ein Zusatz-Soll-Walzspalt (δs1∗) derart bestimmt wird, daß das Verhältnis der relativen Fehler (δh, δb) in der Höhe
und der Breite möglichst konstant bleibt, wobei der relative Fehler (δh) in der Höhe
durch die Differenz von Ist-Höhe (h0) und Soll-Höhe (h0∗), dividiert durch die Soll-Höhe (h0∗), und der relative Fehler (δb) in der Breite durch die Differenz von Ist-Breite
(b0) und Soll-Breite (b0∗), dividiert durch die Soll-Breite (b0∗), gegeben ist.
14. Walzverfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß aus der Ist-Höhe (h0), der Soll-Höhe (h0∗), der Ist-Breite (b0) und der Soll-Breite (b0∗) Soll-Walzspalte (s1∗, s2∗) für die Walzgerüste (1, 2) im gesteuerten Betrieb ermittelt werden.
15. Walzverfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß aus den Walzenanstellungen (a1, a2) der Walzgerüste (1, 2) für mindestens ein dem vorderen Walzgerüst (2) vorgelagertes
Walzgerüst (3, 4) ein Soll-Walzspalt (s3∗, s4∗) bestimmt wird.