[0001] Die Erfindung betrifft eine Rotationsumformmaschine, insbesondere zum Umformen flächenhafter
Werkstücke.
[0002] Insbesondere zur Umformung von flächenhaften Werkstücken, wie Bänder, Bleche usw.,
aber auch zum Umformen anderer Werkstücke, können Rotationsumformmaschinen dienen,
bei denen das Werkstück zur Umformung zwischen zwei entsprechend profilierten Walzen
durchgeführt wird. Bspw. zum Ausstanzen von Löchern, zum Einbringen von Vertiefungen,
zum Freischneiden von Laschen und/oder zum Biegen einzelner Werkstückteile dienen
an wenigstens einer Walze vorgesehene Vorsprünge, die mit der Walze umlaufen. Im Gegensatz
mit hin- und hergehend angetriebenen Werkzeughälften ermöglichen walzenförmige Werkzeughälften
ein kontinuierliches Arbeiten mit geringeren mechanischen Belastungen und mit geringerer
Lärmentwicklung.
[0003] Bspw. ist aus der EP 0680793 A1 eine solche Rotationsumformmaschine bekannt. Zu der
Maschine gehören zwei Walzen, von denen eine an ihrem Umfang mit Vertiefungen versehen
ist und eine Matrize bildet. Die andere Walze ist an ihrem Umfang mit leistenartigen
Vorsprüngen versehen, die zu den Ausnehmungen der vorgenannten Walzen komplementär
ausgebildet sind. Sie bildet somit eine Patrize.
[0004] Die mit der Walze umlaufenden Leisten führen während sie mit dem Werkstück in Eingriff
sind infolge der Rotationsbewegung in Bezug auf das Werkstück eine Schwenkbewegung
aus. Diese Schwenkbewegung führt zu sich ändernden Eingriffsverhältnissen während
der Eingriffsphase von Leiste und Werkstück. Insbesondere beim Stanzen von Löchern
kann dies zu Verschleißerscheinungen an den Flanken entsprechender Stempel führen.
Diese dringen unter einem Winkel in das Werkstück ein, der von dem Winkel verschieden
ist, unter dem sie aus dem Werkstück herausgezogen werden.
[0005] Die US-PS 5.040.397 befasst sich mit diesem Problem. Zum Ausstanzen einer Reihe von
Löchern in einem durchlaufenden Blechband sind zwei Walzen vorgesehen, die sich parallel
zu ihrer jeweiligen Drehachse erstreckende rinnenförmige Ausnehmungen aufweisen. In
den Ausnehmungen sitzen bewegliche, etwa halbzylindrische Werkzeugteile, die um eine
von der rinnenförmigen Ausnehmung festgelegte Achse schwenkbar sind. Die halbzylindrischen
Werkzeugteile sind an ihrer jeweiligen nach außen weisenden Planfläche mit einem Stempel
bzw. einer zu dem Stempel passenden Ausnehmung versehen. Endseitig sind die Werkzeugteile
jeweils mit einem Zapfen versehen, der in einer entsprechend ausgebildeten ortsfesten
Kurvenbahn läuft. Die Kurvenbahn führt das Werkzeugteil mittels des Zapfens bei einer
Umdrehung der Walze so, dass sich die räumliche Orientierung des Stempels bzw. der
Ausnehmung wenigstens dann nicht ändert, wenn der Stempel mit dem Werkzeug in Eingriff
befindlich ist.
[0006] Es ergeben sich relativ aufwendige Werkzeuge. Sind die Stempel nicht als Leisten
oder Rippen über die gesamte Walzenbreite durchgehend ausgebildet und sollen bspw.
an einer Walze nebeneinander mehrere Stempelreihen angeordnet werden, die gegeneinander
um weniger als eine Stempelbreite versetzt sind, lässt sich dies mit dem Konzept nach
der US-PS 5040397 kaum realisieren.
[0007] Davon ausgehend ist es Aufgabe der Erfindung eine Rotationsumformmaschine zu schaffen,
die verbesserte Eingriffsverhältnisse zwischen Werkzeug und Werkstück sowie eine vereinfachte
Grundstruktur aufweist.
[0008] Diese Aufgabe wird mit der Rotationsumformmaschine gelöst, die die Merkmale des Patentanspruchs
1 aufweist.
[0009] Die erfindungsgemäße Rotationsumformmaschine weist wenigstens eine Walze auf, an
der Werkzeugteile vorgesehen sind, die in Radialrichtung verstellbar gelagert sind.
Außerdem ist eine Betätigungseinrichtung vorgesehen, die dem betreffenden Werkzeugteil
bei der Drehung der Walze in einem vorgegebenen Winkelbereich eine Radialbewegung
erteilt. Diese Radialbewegung überlagert sich der Rotationsbewegung, die dem Werkzeugteil
von der Walze mitgeteilt wird. Das Werkstück, bspw. ein Blechband, wird mit einer
Geschwindigkeit unter der Walze durchgeführt, die etwa der Umfangsgeschwindigkeit
der Walze entspricht. Abgebildet auf die Bewegung des Blechbands, durchläuft der Werkzeugteil
eine Zykloide, die durch die zusätzliche Bewegung des Werkzeugteils auf das Werkstück
hin und von diesem weg verformt wird. Die Verformung kann dabei so gewählt werden,
dass der Werkzeugteil kürzer mit dem Werkstück in Eingriff ist als es ohne zusätzliche
Bewegungskomponente der Fall wäre. Dadurch wird erreicht, dass der Schwenkwinkel,
den der Werkzeugteil, bspw. ein Lochstempel oder dgl. durchläuft, während er mit dem
Werkstück im Eingriff ist, verkleinert wird. Dadurch kann die Flankenreibung eines
Werkzeugteils, bspw. eines Lochstempels wesentlich reduziert werden, die an dem Werkstück
auftritt. Außerdem kann die Flankenreibung durch Ausnehmungen an den Flanken reduziert
werden. Dies gelingt, indem bspw. ein Lochstempel im Anschluss an seine Schneidkante
etwas verschlankt wird, so dass er in Radialrichtung von außen her gesehen im Anschluss
an die Schneidkante Hinterschneidungen aufweist.
[0010] Das beschleunigte Eindringen und insbesondere das beschleunigte Entfernen des Werkzeugteils,
bspw. des Lochstempels aus dem Werkstück, verkürzt den Winkelbereich in dem Werkzeugflanken
an dem Werkstück drücken können. Die zusätzliche Bewegungskomponente, mit der der
Werkzeugteil in dem vorgegebenen Winkelbereich an das Werkstück angenähert und von
diesem entfernt werden kann, ist eine Relativbewegungskomponente. Dies bedeutet, dass
es sowohl möglich ist, den Werkzeugteil in Bezug auf das Werkstück, als auch das Werkstück
in Bezug auf den Werkzeugteil zu bewegen. Bedarfsweise kann auch beides bewegt werden.
Darüberhinaus ist es möglich, nicht nur dem Werkzeugteil in Bezug auf die Walze und
das Werkstück, sondern die gesamte Walze in Bezug auf das Werkstück zu bewegen, wobei
die Werkzeugteile dann vorzugsweise fest, d.h. starr an der Walze gelagert sind.
[0011] Die Bewegungskomponente ist vorzugsweise im Wesentlichen rechtwinklig zu einer Vorschubbewegung
gerichtet, mit der das Werkstück transportiert wird.
[0012] Bei vielen Anwendungsfällen, insbesondere wenn die Walze relativ wenige und leichte
Werkzeugteile trägt, wird bevorzugt, die Werkzeugteile relativ zu der Walze zu bewegen.
Trägt die Walze jedoch sehr viele Werkzeugteile und ist das Gesamtgewicht der Walze
mit Werkzeugteilen nicht allzu groß, kann es jedoch auch vorteilhaft sein, die gesamte
Walze in Bezug auf das Werkstück zu bewegen. Die Betätigungseinrichtung ist in diesem
Fall mit der Walze verbunden, so dass die Walze zusätzlich zu ihrer Drehbewegung eine
Hubbewegung ausführt, mit der sie zu dem Werkstück hin und von dem Werkstück weg geführt
wird, wenn die betreffenden Werkzeugteile mit dem Werkstück in Eingriff sind. Dies
setzt allerdings voraus, dass die einzelnen Werkzeugteile hinsichtlich ihres Winkelbereichs,
in dem sie mit dem Werkstück in Eingriff stehen, nicht überschneident angeordnet sind.
Bei überschneidender Anordnung der Werkzeugteile ist es eher vorteilhaft, die Werkzeugteile
an der Walze einzeln beweglich zu lagern und zu betätigen.
[0013] Eine besonders einfache Möglichkeit, die Werkzeugteile in Bezug auf die Walze zu
bewegen, ist mit einem in der Walze angeordneten feststehenden Nocken oder einem anderweitigen,
eine Bewegungskurve vorgebenden Mittel gegeben, wobei jeder Werkzeugteil oder gleichzeitig
zu bewegende Werkzeugteile mit einem Kurvenfolgermittel versehen sind und die Kurve
abtasten. Dabei ist es sowohl möglich, die Werkzeugteile bspw. fehlerbelastet in einer
radial inneren Position zu halten, aus der sie zur Durchführung eines Arbeitshubs
von dem Kurvenfolgermittel oder einem anderweitigen Mittel nach außen getrieben werden.
Alternativ kann der Werkzeugteil mit einer nicht zu starken Feder oder einem anderweitigen
Krafterzeugungsmittel in einer radial äußeren Position gehalten werden, wobei der
Werkzeugteil nach Aufsetzen auf dem Werkstück von dem Werkstück zunächst radial nach
innen gedrückt wird. Sitzt der Werkzeugteil mit seiner gesamten Schneidkante oder
seinem anderweitigen Eingriffsbereich auf dem Werkstück auf, kann durch das Federmittel
und bedarfsweise unterstützend durch eine Betätigungseinrichtung eine radial nach
außen gerichtete Kraft erzeugt werden, die dann kurzzeitig die Umformung des Werkstücks
bewirkt.
[0014] In jedem Fall wird der Eingriffswinkel, d.h. der Winkelbereich der Walze in dem der
Werkzeugteil mit dem Werkstück in Eingriff steht, auf einen Betrag reduziert, der
geringer ist als ohne zusätzliche Bewegungskomponente. Diese Bewegungskomponente zeichnet
sich dadurch aus, dass sie den Abstand zwischen dem Werkzeugteil und dem Werkstück
während der Drehung des Werkzeugteils zusätzlich verändert.
[0015] Alternativ ist es möglich, das Werkzeug in Bezug auf die Walze oder den Werkzeugteil
zu bewegen. Dies kann sowohl durch Bewegung einer festen Werkstückunterlagen als auch
durch Bewegung einer zweiten Walze erfolgen. Das Werkstück wird dann zwischen den
beiden Walzen geführt, wobei die Walzen Vorsprünge und Vertiefungen aufweisen und
somit lokal Patrize und Matrize bilden.
[0016] Weitere Einzelheiten vorteilhafter Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand
von Unteransprüche, ergeben sich aus der Zeichnung und/oder der Beschreibung.
[0017] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung veranschaulicht. Es zeigen:
Fig. 1 eine Rotationsumformmaschine in einer aufs äußerste schematisierten Darstellung,
Fig. 2 eine Walze einer Rotationsumformaschine mit einem beweglich gelagerten Werkzeugteil
und einer Betätigungseinrichtung für diese, in schematisierter Darstellung,
Fig. 3 ein Walzenpaar einer Rotationsumformmaschine mit in Radialrichtung translatorisch
verstellbarem Schneidstempel, der durch einen feststehenden Nocken betätigt ist, in
einer schematisierten Seitenansicht,
Fig. 4 die Bewegungskurve des Schneidstempels des Walzenpaars nach Figur 3, in einer
vereinfachten graphischen Darstellung, abgebildet auf die Bewegung des Werkstücks,
Fig. 5 die Bewegungskurve des Schneidstempels des Walzenpaars nach Figur 3, in Bezug
auf den Drehwinkel der Walze, in schematisierter Darstellung,
Fig. 6 eine alternative Ausführungsform der Walze einer Rotationsumformmaschine in
Prinzipdarstellung,
Fig. 7 die Bewegungskurve des Schneidstempels nach Figur 6, in vereinfachter Darstellung,
Fig. 8 das Zusammenwirken einer Walze einer Rotationsumformmaschine mit einer ortsfesten
Gegenanlage, in schematisierter Seitenansicht, und
Fig. 9 ein Walzenpaar einer Rotationsumformmaschine mit bewegten Walzen, in schematisierter
Seitenansicht.
Beschreibung:
[0018] In Fig. 1 ist eine Rotationsumformmaschine 1 in schematisierter Darstellung veranschaulicht.
Die Rotationsumformmaschine 1 weist ein schematisch angedeutetes Grundgestell 2 auf,
in dem zwei Walzen 3, 4 drehbar gelagert sind. Die Walzen 3, 4 sind durch eine schematisch
angeordnete Antriebseinrichtung 5 in durch Pfeile 6, 7 bezeichneten Drehrichtungen
gegensinnig mit gleicher Drehzahl drehend angetrieben. Zwischen den Walzen 3, 4, die
zusammen ein Werkzeug 8 bilden ist ein Werkstück 9 geführt, das bspw. eine Blechtafel
oder ein Blechband ist. Das Werkstück 9 wird dabei durch die Einwirkung der Walzen
3, 4 oder durch gesonderte Transportwalzen 11, 12, 13, 14 in einer durch einen Pfeil
15 bezeichneten Transportrichtung gefördert. Die Walzen 11, 12 und die Walzen 13,
14 bilden jeweils ein Walzenpaar, das vor bzw. hinter dem Werkzeug 8 angeordnet ist.
Die Walzen 11, 12, 13, 14 sind drehend angetrieben und stehen mit dem Werkstück in
form- und/oder kraftschlüssigem Eingriff. Sie fördern das Werkstück 9 mit einer Geschwindigkeit,
die im Wesentlichen mit der Umfangsgeschwindigkeit der Walzen 3, 4 übereinstimmt.
An der Walze 3 sind mehrere Werkzeugteile 17, 18 angeordnet, die entlang des Umfangs
der Walze 3 verteilt sind. In Fig. 1 sind lediglich zwei Werkzeugteile beispielhaft
dargestellt. Die Werkzeugteile 17, 18 sowie weitere nicht dargestellte Werkzeugteile
können hinsichtlich Anordnung, Form und Größe in weiten Grenzen variieren. Sie können
sowohl dazu dienen Öffnungen in das Werkstück 9 einzubringen, d.h. geschlossene oder
nicht geschlossene Schnitte zu erzeugen, als auch lokal begrenzte Biege- oder Ziehvorgänge
durchzuführen.
[0019] In Fig. 2 ist die Walze 3 schematisiert und mit einem einzigen Werkzeugteil 17 veranschaulicht.
Die anderen Werkzeugteile stimmen mit dem Werkzeugteil 17 überein, das nachfolgend
stellvertretend für diese beschrieben wird.
[0020] Das Werkzeugteil 17 ist im vorliegenden Beispiel ein Lochstempel, der in einer Linearführung
21, wie durch einen Pfeil 22 angedeutet, bezüglich der Walze 3 radial verstellbar
angeordnet ist. Der Lochstempel 17 ist über ein Kraftübertragungsglied 23 mit einer
Betätigungseinrichtung 24 verbunden, die in der Walze 3 angeordnet ist. Die Betätigungseinrichtung
24 kann in ständiger oder zeitweiliger Wirkverbindung mit dem Lochstempel 17 stehen.
Wesentlich ist, dass der Lochstempel 17 in einem Winkelbereich β eine Bewegungskurve
25 durchläuft, die in Fig. 2 gestrichelt angedeutet ist. Innerhalb des Winkelbereichs
β, in dem der Lochstempel nahe bei dem Werkstück 9 ist, befindet sich der Lochstempel
17, wenn er den Winkelbereich β betritt zunächst in einer radial inneren Position,
wobei er etwa in der Mitte des Winkelbereichs β eine radial äußere Position einnimmt
und den Winkelbereich wieder in einer radial inneren Position verlässt. Außerhalb
des Winkelbereichs β ist die Radialposition des Lochstempels 17 von untergeordneter
Bedeutung, d.h. er kann sich, wie die Bewegungskurve 25 andeutet, sowohl radial innen
als auch radial außen befinden.
[0021] Eine technische Realisierung ist in Fig. 3 schematisch angedeutet. Die Betätigungseinrichtung
24 wird von einem feststehenden Nocken 31 gebildet, der etwa im Zentrum der Walze
3 angeordnet ist. Der Nocken weist einen vorstehenden Abschnitt 32 auf, der auf das
Werkstück 9 hin weist. An dem feststehenden Nocken 31 gleitet ein Nockenfolger 33,
der fest mit dem Lochstempel 17 verbunden ist. Der Nockenfolger 33 ist durch eine
Druckfeder 34 auf den Nocken 31 hin gespannt. Die Druckfeder 34 ist dabei konzentrisch
auf einen Stößel 35 aufgesetzt, der den Nockenfolger 33 mit dem Lochstempel 17 verbindet
und ein Kraftübertragungsglied bildet.
[0022] Unterhalb des Werkstücks 9 ist die Walze 4 angeordnet, die an einer dem Lochstempel
17 zugeordneten Stelle eine Öffnung 36 aufweist. Diese erweitert sich radial nach
innen kegelförmig, um eine ungestörte Abfuhr von Stanzabfällen zu ermöglichen.
[0023] Die insoweit beschriebene Rotationsumformmaschine arbeitet wie folgt:
[0024] Bei Betrieb der Maschine laufen die Walzen 3, 4 angetrieben von der Antriebseinrichtung
5 mit im Wesentlichen konstanter Drehzahl um. Das Werkstück 9 wird zwischen den Walzen
mit im Wesentlichen gleich bleibender Geschwindigkeit gefördert. Bei jeder Umdrehung
der Walzen 3, 4 treten ein oder mehrere Werkzeugteile 17, 18 periodisch mit dem Werkstück
9 in Wechselwirkung. Dabei wird der Lochstempel oder das Werkzeugteil 17 erst dann
radial nach außen bewegt, wenn es in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Werkstück
9 steht. Die Bewegungskurve ist in Fig. 4 wiedergegeben. In Bezug auf die in X-Richtung
erfolgende Bewegung des Werkstücks 9 ist die Bewegung des Lochstempels 17 in dazu
senkrechter Y-Richtung eine Zykloide 41. Diese ist in Fig. 4 für einen ausgewählten
Punkt der Schneidkante des Lochstempels 17 dargestellt.
[0025] Die Zykloide ist in einem Werkstückeingriffsbereich X
w wesentlich spitzer als eine Zykloide 42, die mit einem Lochstempel 17 durchlaufen
würde, der radial fix in vorgegebener Position steht. Die Zykloide 41 wird in weiten
Teilen mit radial innen befindlichem Stempel durchlaufen. Berührt der Lochstempel
17 das Werkstück, läuft das Kurvenfolgermittel 33 gleichzeitig auf den Vorsprung 32
des Nockens 31 auf und treibt den Lochstempel 17 radial nach außen. Dadurch wird in
der Zykloide 41 ein kurzer, nahezu linearer Abschnitt 43 erzeugt, bei dem der Lochstempel
17 eine schnelle Hubbewegung durchläuft. Der von dem Zykloidenabschnitt 43 eingeschlossene
Flächenbereich ist nahezu Null, jedenfalls aber wesentlich geringer als ein schraffiert
dargestellter, von der unverzerrten Zykloide 42 eingeschlossener Flächenbereich 44.
Abgebildet auf die Drehung der Walze in einem ruhenden Koordinatensystem durchläuft
ein ausgewählter Punkt des Lochstempels 17, wie in Fig. 5 dargestellt, eine Sinuskurve
46, wenn der Lochstempel radial nicht bewegt wird. Wird er jedoch radial bewegt und
betätigt, durchläuft er radial innenstehend eine Sinuskurve 47 mit geringerer Amplitude
(kleinerer Kreisdurchmesser), wie in Fig. 5 gestrichelt veranschaulicht ist. Im Bereich
seines unteren Totpunkts weicht der Lochstempel 17 von seiner Sinusbahn ab und weist
eine kurze, nach unten gerichtete Bewegungsspitze auf. In diesem Bereich kommt der
Lochstempel mit dem Werkstück 9 in Eingriff und stanzt bspw. eine Öffnung aus. Ein
auf den Drehwinkel der Walze 3 bezogener Stanzwinkel φs ist hier viel geringer als
ein Stanzwinkel φso bei radial nicht bewegtem Lochstempel 17. Die Stanzwinkel φs sind
durch eine Position Y0 bestimmt, bei der der Lochstempel 17 durch das Werkstück 9
zu dringen beginnt.
[0026] In Fig. 6 ist eine alternative Ausführungsform der Erfindung veranschaulicht. Im
Gegensatz zu dem vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiel belastet das Federmittel
34 den Lochstempel 17 nicht von dem Werkstück 9 weg, sondern auf dieses zu. Dementsprechend
ist anstelle eines Nockens 31 eine Führungsbahn 51 vorgesehen, die einen Kurvenfolger
52 beidseits zu einem die Werkstückbearbeitung bewirkenden Zentralbereich 53 von dem
Werkstück 9 weg führt. Diese Bewegung wird über ein Zugglied 54 auf den Lochstempel
17 übertragen. Die zum Bearbeiten des Werkstücks 9 erforderliche Kraft wird von den
Federmittel 34 aufgebracht.
[0027] Bei dieser Ausführungsform wird die Bewegungskurve nach Fig. 7 erhalten. Sie weist
die Grundform einer Zykloide 56 auf. In der Nähe ihrer Umkehrungsbereiche 57 ist sie
deformiert. Ist nur ein Federmittel 34 als Betätigungseinrichtung vorgesehen und auf
die Kurve 51 verzichtet wird der in durchgehender Linie eingezeichneter Bewegungsablauf
erzielt. Durch die Federung des Lochstempels wird das Eindringen desselben in das
Werkstück 9 verzögert, wodurch der Lochstempel 17 insgesamt nur einen verkürzten Zeitraum
mit dem Werkstück 9 in Eingriff steht. Ist zusätzlich die Kurve 51 mit dem Kurvenfolger
52 als Betätigungseinrichtung vorgesehen, wird der Lochstempel 17 auch beschleunigt
aus dem Werkstück 9 herausgeführt, was mit dem Kurvenabschnitt 58 in Fig. 7 gestrichelt
angedeutet ist.
[0028] Bei den vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispielen gehören zu dem Werkzeug 8
zwei Walzen 3, 4. Wie aus Figur 8 hervorgeht, kann in Einzelfällen jedoch auch eine
einzelne Walze 3 genügen. Diese weist bspw. Druckstempel 17 auf, mit denen Vertiefungen
in das Werkstück 9 gedrückt werden sollen. Die Druckstempel 17 sind mit einer der
vorstehend beschriebenen Betätigungseinrichtungen verbunden, so dass sie radial beweglich
sind. Dies ist in Figur 8 mit dem Pfeil 22 angedeutet.
[0029] Der Walze 3 ist ein ortsfest angeordnetes Druckelement 61 zugeordnet, das eine Vertiefung
62 zur Aufnahme von gebogenen Bereichen des Werkstücks 9 aufweist. Die Vertiefungen
62 setzen sich von einer Eingriffsstelle ausgehend in Transportrichtung 15 bis an
das stromabwärtige Ende der Auflage 61 fort. Das Werkstück 9 wird zwischen der Auflage
61 und der Walze 3 geführt, wobei es auf der Auflage 61 gleitet.
[0030] Bei den vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispielen ist eine zu der Drehung der
Walze 3 zusätzliche Relativbewegung zwischen dem Lochstempel 17 oder einem anderweitigen
Werkzeugteil und dem Werkstück 9 durch Radialbewegung des Werkzeugteils 17 bewirkt
worden. Alternativ ist es möglich, die Walze 3 im Ganzen nicht nur zu drehen, sondern
wie in Figur 9 mit einem Pfeil 64 angedeutet, auf das Werkstück 9 hin und von diesem
weg zu bewegen. Diese Hubbewegung ist dabei so auf die Drehung der Walze 3 abgestimmt,
das die Walze jeweils dann eine kurze Hubbewegung ausführt, wenn der jeweilige Werkzeugteil
17 in Eingriffsposition zu dem Werkstück 9 steht.
[0031] Ergänzend oder alternativ kann die untere Walze 4 oder die in Figur 8 veranschaulichte
Werkstückauflage 61 auf das Werkstück 9 hin, bzw. von diesem weg translatorisch bewegt
werden, wie in Figur 9 durch einen Pfeil 65 angedeutet ist.
[0032] Bei den vorstehenden Ausführungsbeispielen ist davon ausgegangen worden, dass die
Werkzeugteile 17 der Walze 3 eine Patrize und die Walze 4 oder die Werkstückauflage
61 eine Matrize bilden. Bedarfsweise können jedoch auch an beiden Walzen 3, 4 sowohl
als Patrizen fungierende Werkzeugteile 17 und als Matrize dienenden Ausnehmungen ausgebildet
sein. Dies gilt wenigstens für alle Auführungsformen mit zwei Walzen 3, 4.
[0033] Bei einer Rotationsumformmaschine enthält ein Werkzeug 8 wenigstens eine Walze 3
mit einem Werkzeugteil 17, der mit der Walze 3 umläuft. Um ein Werkstück 9 zu bearbeiten,
wird dieses an der Walze 3 entlang, vorzugsweise zwischen zwei Walzen 3, 4 geführt.
Zusätzlich zu der Drehbewegung der Walze 3 wird eine Relativbewegung zwischen dem
Werkzeugteil 17 und dem Werkstück 9 veranlasst, die in Bearbeitungsrichtung, d.h.
vorzugsweise quer zu dem Werkstück 9 gerichtet ist. Dadurch kann die Zeit, in der
der Werkzeugteil 17 mit dem Werkstück 9 in Eingriff steht deutlich verkürzt werden,
was den Verschleiß minimiert und das Bearbeitungsergebnis verbessert.
1. Rotationsumformmaschine (1), insbesondere zum Umformen flächenhafter Werkstücke (9),
mit wenigstens einer zu einem Werkzeug (8) gehörigen Walze (3), die in einem Grundgerüst
(2) drehbar gelagert und mit einer Antriebseinrichtung (5) verbunden ist,
mit wenigstens einem an der Walze (3) vorgesehenen Werkzeugteil (17), das der Umformung
des Werkstücks (9) eingerichtet ist, und
mit einer Betätigungseinrichtung (24), durch die zusätzlich zu der Drehbewegung der
Walze (3) eine Relativbewegungskomponente (22) zwischen dem Werkstück (9) und dem
Werkzeugteil (17) auf den Werkzeugteil (17) hin und von diesem weg erzeugbar ist.
2. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zusätzliche,
dem Werkzeugteil (17) erteilte Bewegungskomponente (22) im Wesentlichen rechtwinklig
zu der Richtung einer Vorschubbewegung (15) gerichtet ist, mit der das Werkstück (9)
in Bezug auf die Walze (3) bewegt wird.
3. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkzeugteil
(17) in Bezug auf die Walze (3) radial beweglich gelagert ist.
4. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungseinrichtung
(24) dem Werkzeugteil (17) eine Translationsbewegung erteilt, die auf einen Drehbereich
der Walze (3) beschränkt ist, in dem der Werkzeugteil (17) in Nachbarschaft des Werkstücks
(9) befindlich ist.
5. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungseinrichtung
(24) ein Führungsmittel enthält, durch das der Werkzeugteil (17) zwangsgeführt ist.
6. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungseinrichtung
(24) einen feststehenden Nocken (31) enthält, der in der Walze (3) angeordnet ist
und mit einem Nockenfolgermittel (32) in Anlage befindlich ist, das mit dem Werkzeugteil
(17) verbunden ist.
7. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkzeugteil
(17) von dem Werkstück (9) weg federnd vorgespannt ist.
8. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungseinrichtung
(24) durch ein Federmittel (34) gebildet ist, das den Werkzeugteil (17) von der Walze
(3) weg auf das Werkstück (9) hin vorspannt.
9. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Federkraft
und die Federkennlinie des Federmittels (34) derart festgelegt sind, dass die Federkraft
des Federmittels, spätestens wenn der Werkzeugteil (17) rechtwinklig zu dem Werkstück
(9) steht, die zur Umformung des Werkstücks (9) erforderliche Kraft übersteigt.
10. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass zu der Betätigungseinrichtung
(24) zusätzlich zu dem Federmittel (34) ein Antriebsmittel (51, 52) gehört, das den
Werkzeugteil (17) wenigstens kurzzeitig mit einer zusätzlichen, auf das Werkstück
(9) hin gerichteten Kraft beaufschlagt oder die Kraft des Federmittels (34) in freigibt.
11. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Antriebsmittel
(51, 52) eine Führungskurve (51) und ein Kurvenfolgermittel (52) ist.
12. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkzeugteil
(17) und die Walze (3) starr miteinander verbunden sind und dass die Betätigungseinrichtung
auf die Walze (3) wirkt, so dass die Relativbewegungskomponente zwischen dem Werkstück
(9) und dem Werkzeugteil (17) durch einen zusätzliche Hubbewegung der Walze (3) erzeugt
wird.
13. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das die Betätigungseinrichtung
auf das Werkstück (9) wirkt, so dass die Relativbewegungskomponente zwischen dem Werkstück
(9) und dem Werkzeugteil (17) durch einen zusätzliche Hubbewegung des Werkstücks (9)
erzeugt wird.
14. Rotationsumformmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Werkzeug
(8) durch ein Walzenpaar (3, 4) gebildet ist.