[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beizen von Edelstahl, wobei unter Edelstahl
die Qualitäten AlSl 200, 300 und 400 nach den US Normen verstanden werden.
[0002] Das Beizen von Normalstahl mit Salzsäure hat sich in den letzten Jahren weltweit
durchgesetzt und wird praktisch in allen Ländern und Stahlwerken benutzt. Beim Beizen
von Edelstahl gab es bisher jedoch das technischen Vorurteil, daß dies wegen der unterschiedlichen
Zunderausbildung nicht möglich ist. Es hat sich jedoch als überraschender Effekt gezeigt,
daß sehr wohl auch mit Salzsäure ein Beizeffekt erzielbar ist. Die notwendigen Beizzeiten
zum Erzielen einer zunderfreien Oberfläche sind jedoch im Verhältnis zum Normalstahl
extrem lang. So wird ein Stahlband der Qualität St 12 in maximal 30 sec. bei 80 °C
gebeizt, ein vergleichbares Band der Qualität AlSl 409 benötigt bei 90 °C bis zu 10
Minuten. Diese extrem langen Beizzeiten sind für den praktischen Betrieb unbrauchbar,
da die notwendigen Beizanlagen zu lange werden würden.
[0003] Als überraschender Effekt hat sich gezeigt, daß bei Zugabe eines Oxidationsmittels
zur verwendeten Salzsäure beim Beizen diese Beizzeit auf 50 % der vorhergehenden Zeit
verkürzt werden kann. Als Oxidationsmittel können dabei alle üblichen Oxidationsmittel
wie z. B. Salpetersäure, Chlor, Wasserstoffperoxid, Chlor - Sauerstoffverbindungen,
sauerstoffhaltige Gase, andere chlorhaltige Säuren wie Perchlorsäure, Chromsauerstoffverbindungen
wie CrO
3 und Ferrichlorid verwendet werden. Als Maß für die Zugabe wird dabei die Oxidation
des in der Beizsäure vorhandenen und durch den Beizangriff gelösten Eisens zu Ferrichlorid
verwendet.
[0004] Diese Konzentration muß nach der vorliegenden Erfindung mindestens ein Drittel, vorzugsweise
aber die Hälfte der durch den Beizangriff gelösten Metalle betragen um einen entsprechenden
Effekt in Bezug auf Beizzeit zu erzielen.
[0005] Die Erfindung ist daher dadurch gekennzeichnet, daß der Edelstahl in einer wäßrigen
Lösung von Salzsäure bei Temperaturen von mindestens 40 °C behandelt wird.
Eine günstige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß der Edelstahl
in einer wäßrigen Lösung von Salzsäure bei Temperaturen bis zu maximal dem Siedepunkt
einer azeotropen Salzsäure behandelt wird.
Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß ein
Oxidationsmittels der wäßrigen Salzsäure zugesetzt wird.
Eine günstige Weiterbildung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß als Oxidationsmittel
eine oder mehrere Substanzen aus folgenden Verbindungen Salpetersäure, Chlor, Wasserstoffperoxid,
Chlor - Sauerstoffverbindungen, andere chlorhaltige Säuren wie Perchlorsäure, Chromsauerstoffverbindungen
wie CrO
3 und Ferrichlorid verwendet wird.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die
Zugabe so erfolgt, daß mindestens ein Drittel, vorzugsweise die Hälfte der beim Beizangriff
gelösten Metalle in Form von Ferrichlorid vorliegt.
Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß der
Gehalt an Ferrichlorid in der Beizlösung durch Messung der Dichte, Leitfähigkeit,
Redoxpotential oder photometrisch sowie einer Kombination dieser Meßmethoden bestimmt
wird, wobei der Gehalt an Ferrichlorid auf Basis des Meßwertes eingestellt bzw. geregelt
werden kann.
Ausführungsbeispiele:
Beispiel 1
[0006] An einer Beizanlage, bestehend aus 3 Beizbottichen mit je 20 m Länge wurden mit einem
Edelstahlband der Qualität AlSl 409 Beizversuche durchgeführt. Die Betriebsbedingungen
für die Anlage waren:
1. Beizbottich 216 g Summe HCl, 85 g Eisen gelöst, davon 84 g als Fe 2+ und ca. 1 g Fe 3+ , 9 g Cr 3+ /l
2. Beizbottich 200 g Summe HCl, 60 g Eisen gelöst, davon 60 g als Fe 2+, 7 g Cr3+ /l
3. Beizbottich 195 g Summe HCl, 35 g Eisen gelöst, davon 33 g als Fe 2+, 2 g als Fe3+, 4 g Cr 3+ /l
Temperatur in allen Beizbottichen 80 °C ± 2 °C. Die Beizsäuren wurden dabei mit einer
Menge von 150 m
3/h aus den Beizbottichen zugeordneten Zirkulationstanks in den Beizbottich gepumpt
und diese Menge lief über die Abläufe wieder in den Zirkulationstank zurück.
[0007] Das erste Band wurde mit 30 m/min durch die Beizbottiche bewegt ( Beizzeit 120 sec.
) und war nach der Beize nahezu ungebeizt. Das gleiche Band wurde ein weiteres Mal
durch die Beizbottiche gezogen und war danach erst zu ca. 50 % entzundert. Erst nach
einem weiteren Transport durch die Beizbottiche, diesmal mit einer Geschwindigkeit
von 15 m/min war das Band zunderfrei. Die gesamte Beizzeit betrug daher 480 sec.
Beispiel 2
[0008] Vor dem nächsten Bund wurde durch Einleiten von gasförmigem Chlor in die Zirkulationstanks
bzw. in die Beizbottiche die Konzentration an Ferrichlorid in den Beizbottichen auf
folgende Werte eingestellt:
1. Beizbottich 216 g Summe HCl, 85 g Eisen gelöst, davon 54 g als Fe 2+ und ca. 31 g Fe 3+ ,9 g Cr3+ /l
2. Beizbottich 200 g Summe HCl, 60 g Eisen gelöst, davon 38 g als Fe 2+, 22 g Fe 3+, 7 g Cr 3+ /l
3. Beizbottich 195 g Summe HCl, 35 g Eisen gelöst, davon 22 g als Fe 2+, 13 g als Fe 3+, 4 g Cr 3+ /l
Temperatur in allen Beizbottichen 80 °C ± 2 °C
Auch bei der reduzierten Geschwindigkeit von 15 m/min mußte das Band zwei Mal durch
die Beizbottiche transportiert werden, um eine vollständig zunderfreie Oberfläche
zu erzielen. Die gesamte Beizzeit betrug daher unverändert 480 sec.
Beispiel 3
[0009] Die Konzentration an Ferrichlorid wurde daher vor dem nächsten Bund durch Zugabe
von Wasserstoffperoxid in die Saugleitungen der Kreislaufpumpen weiter erhöht und
auf folgende Werte eingestellt :
1. Beizbottich 216 g Summe HCl, 85 g Eisen gelöst, davon 38 g als Fe 2+ und ca. 47 g Fe 3+, 9 g Cr 3+ /l
2. Beizbottich 200 g Summe HCl, 60 g Eisen gelöst, davon 26 g als Fe 2+, 34 g Fe 3+, 7 g Cr3+ /l
3. Beizbottich 195 g Summe HCl, 35 g Eisen gelöst, davon 15 g als Fe 2+, 20 g als Fe 3+, 4 g Cr3+ /l
Temperatur in allen Beizbottichen 80 °C ± 2 °C
Bereits nach dem ersten Durchlauf durch die Beizbottiche war das Band bei einer Geschwindigkeit
von 15 m/min. zunderfrei. Die gesamte Beizzeit betrug bei diesem Versuch nur 240 sec.
Durch weitere Zugabe von Oxidationsmitteln, so daß alles Eisen in Form von Ferrichlorid
vorlag, konnte die Beizzeit nicht mehr wesentlich verkürzen. ( Beispiel 4 ) Das Diagramm
in Fig. 1 zeigt die Ergebnisse dieser Versuche mit der entsprechenden Beizzeitverkürzung
gemäß den Beispielen 1, 2, 3 und 4.
Durch eine Erhöhung der Beiztemperatur auf 90 °C konnte die Geschwindigkeit auf 18
m/min. bei den oben angegebenen Konzentrationen gesteigert werden, so daß die gesamte
Beizzeit im Beispiel 3 nur mehr 200 sec. betrug. Die Versuche wurden mit den Beizsäuren
wie in den Beispielen 1, 2, 3 und 4 angegeben gemacht, wobei die Temperatur auf 90
°C erhöht wurde. (Fig. 2)
Weitere Versuche mit Zugabe von anderen Oxidationsmitteln zeigten, daß mindestens
50 % der gelösten Metalle als Ferrichlorid vorliegen müssen, um eine entsprechende
Reduktion der Beizzeit zu erzielen. So ergab zum Beispiel der Zusatz von Perchlorsäure
zu den Beizbottichen in jeweils 10 Vol. % der vorhandenen Menge eine Reduktion der
Beizzeiten gemäß Fig. 3.
Als besonders vorteilhaft hat es sich auch bei den Versuchen herausgestellt, die Konzentrationen
laufend zu überwachen, um sicherzustellen, daß stets ausreichend Oxidationsmittel
dem Beizbad zugegeben wird.
[0010] Versuche mit anderen Edelstahlbändern der Qualitäten AlSl 304, 316 sowie
AlSl 430 ergaben ähnliche Reduzierungen der Beizzeiten unter den oben angeführten
Bedingungen. Die Ergebnisse sind in den Diagrammen in Fig. 4 und Fig. 5 zusammengefasst.
[0011] In einer weiteren Serie von Versuchen wurden zwischen den einzelnen Beizbottichen
Bürsten installiert, die die Oberfläche des Bandes vom lose anhaftenden Zunder befreiten.
Dadurch konnte generell bei allen Versuchen eine weitere Reduktion der Beizzeit von
5 - 10 % erreicht werden. Als besonders vorteilhaft haben sich dabei Bürsten erwiesen,
die in ihren Borsten abrasive Partikel wie Siliziumcarbid oder Aluminiumoxid eingebettet
hatten.
1. Verfahren zum Beizen von Edelstahl, dadurch gekennzeichnet, daß der Edelstahl in einer
wäßrigen Lösung von Salzsäure bei Temperaturen von mindestens 40 °C behandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Edelstahl in einer wäßrigen
Lösung von Salzsäure bei Temperaturen bis zu maximal dem Siedepunkt einer azeotropen
Salzsäure behandelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Oxidationsmittels
der wäßrigen Salzsäure zugesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Oxidationsmittel eine oder
mehrere Substanzen aus folgenden Verbindungen Salpetersäure, Chlor, Wasserstoffperoxid,
Chlor - Sauerstoffverbindungen, andere chlorhaltige Säuren wie Perchlorsäure, Chromsauerstofftverbindungen
wie CrO3 und Ferrichlorid verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zugabe so erfolgt,
daß mindestens ein Drittel, vorzugsweise die Hälfte der beim Beizangriff gelösten
Metalle in Form von Ferrichlorid vorliegt.
6. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt
an Ferrichlorid in der Beizlösung durch Messung der Dichte, Leitfähigkeit, Redoxpotential
oder photometrisch sowie einer Kombination dieser Meßmethoden bestimmt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an Ferrichlorid
auf Basis des Meßwertes eingestellt bzw. geregelt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Zugabe
des Oxidationsmittels proportional der durchgesetzten Bandoberfläche erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Zugabe
des Oxidationsmittels proportional den durch die Beizanlage durchgesetzten Tonnen
erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zugabe
des Oxidationsmittels in die Saugleitung der Umwälzpumpe jedes einzelnen Beizbottichs
erfolgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zugabe
des Oxidationsmittels in den jeden Beizbottich zugeordneten Zirkulationstank erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
den einzelnen Beizbottichen Bürsten installiert sind, die die Oberfläche des Bandes
mechanisch reinigen.