[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum katalytischen Entfernen von Metallverbindungen
aus Schwerölen.
[0002] Ein großer Teil der bekannten Weltölreserven liegt in Form von sogenannten Schwerölen
vor; als Beispiel sei darauf hingewiesen, daß nur für Venezuela die Menge an gewinnbarem
Schweröl auf 270 Milliarden Barrel geschätzt wird.
[0003] Schweröle enthalten in der Regel Metallverbindungen, und zwar oft in großen Mengen,
und zwar insbesondere Vanadium und Nickel. Aufgrund dieser Metallverbindungen ist
die Verwertung von Schwerölen im allgemeinen auf den Einsatz als Brennstoff beschränkt.
[0004] Es gibt eine ganze Reihe von kommerziellen Verfahren zur Reduktion bzw. zum Aufkonzentrieren
von Metallen in Schwerölen. Diese Verfahren können unterteilt werden in thermische
Verfahren wie Visbreaking, Coking, delayed Coking zusammen mit mildem Hydrotreating
oder Überführung in Brenngase, und andererseits in katalytische Prozesse wie Hydrocracking
und katalytisches Cracking.
[0005] Bei thermischen Verfahren werden Temperaturen von mehr als 500°C benötigt; außerdem
führen diese Verfahren zur Produktion großer Mengen von Koks. Bei den thermischen
Verfahren werden die Metalle in dem sich bildenden Koks aufkonzentriert. In den katalytischen
Verfahren ist der Bedarf an Wasserstoff unter hohem Druck sehr groß und die Kosten
für die Anlagen sind daher ebenfalls hoch. Da die Metalle überwiegend auf den Katalysatoren
niedergeschlagen werden, ist auch der Verbrauch an Katalysatoren sehr groß.
[0006] Speziell zur Entfernung von Metallerbindungen aus Schwerölen werden Verfahren unter
Einsatz von superkritischem Wasser kommerziell durchgeführt, die darauf basieren,
daß in der Nähe des kritischen Punktes des Wassers (374,1°C; 218,3 atm) die Eigenschaften
des Wasser sich als Funktion von Temperatur und Druck sehr schnell ändern. Dieses

superkritische Wasser" hat völlig andere Lösungseigenschaften als normales Wasser;
besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß das Lösungsverhalten gegenüber nichtpolaren
organischen Verbindungen wie beispielsweise schweren Kohlenwasserstoffen stark ansteigt,
denn diese sind unter superkritischen Bedingungen in Wasser löslich. Dies ist für
chemische Reaktionen von großer Bedeutung, da bei den Reaktionen von Schwerölen in
Wasser nur eine Phase existiert. Es gibt bei der Behandlung von Schwerölen mit Wasser
allerdings einen begrenzenden Faktor, denn Schweröle enthalten Verbindungen, die sehr
schnell Koks bilden. Die Temperaturobergrenze muß daher in der Regel unter 440°C liegen,
um eine übermäßige Koksbildung zu verhindern, die zum Verstopfen der Reaktorsysteme
führen würde. Verfahren zum Entfernen bzw. Aufkonzentrieren von Metallverbindungen
aus Schwerölen in Gegenwart von Wasser nahe dem kritischen Punkt sind beispielsweise
in den US-Patenten 3983027, 3453206, 3733259, 3586621, 4446012 oder 4743357 beschrieben.
In diesen Verfahren finden sich die Metalle aus dem unbearbeiteten Schweröl nach der
Behandlung in nicht umgewandelter Form meist im schwersten Anteil des abfließenden
Ölproduktes. Dies läßt sich anhand der Brechungseigenschaften der Organometallverbindungen
feststellen.
[0007] Im US-Patent 4446012 wird beispielsweise ein nichtkatalytisches Verfahren beschrieben,
bei dem als Speisung Boscan Schweröl aus Venezuela bei einer Temperatur von 410°C
und einem Druck von 140 bar eingesetzt wurde, das eine Dichte (APl) von 10,3 und einen
Vanadium- und Nickelgehalt von 1500 bzw. 100 ppm aufwies. Nach der Behandlung mit
Wasser bei superkritischen Bedingungen wurde das abfließende Öl in zwei Fraktionen
getrennt, und zwar eine mit einem Siedepunkt unter 343°C und löslich in Pentan, die
64,6 Gew.% der Ausgangsfraktion ausmachte und die leichte Fraktion nach Umwandlung
darstellte, und eine zweite Fraktion mit einem Siedepunkt von über 343°C, unlöslich
in Pentan, die 22,2 Gew.-% Ausgangsfraktion darstellte und als Schwerfraktion bezeichnet
wurde. Das unbehandelte schwere Ausgangsöl enthielt ursprünglich etwa 15 Gew.-%, die
der Definition als leichte Fraktion entsprachen. Nach der Behandlung fanden sich in
der leichten Fraktion Vanadium- bzw. Nickelgehalte von 7,8 ppm bzw. 1,2 ppm, während
in der schweren Fraktion eine Aufkonzentrierung an Vanadium bzw. Nickel auf 5900 ppm
bzw. 600 ppm erfolgt war.
[0008] Es ist daher möglich und bekannt, Metallverbindungen in den schweren Fraktionen von
Schweröl aufzukonzentrieren, wenn das Öl mit Wasser in der Nähe des kritischen Punktes
behandelt wird.
[0009] Ein Nachteil dieser bekannten Verfahren besteht allerdings darin, daß eben der Großteil
der Metalle sich in der schweren Fraktion ansammelt, was bedeutet, daß diese Schwerfraktion
in spezieller und aufwendiger Weise weiter behandelt werden muß, bevor sie in irgendeiner
Weise kommerziell eingesetzt werden kann. Derartige mit Metallen angereicherte Fraktionen
stellen auch unter Aspekten des Umweltschutzes ein schwieriges Problem dar.
[0010] Es besteht daher noch ein Bedarf an Verfahren zum katalytischen Entfernen von Metallverbindungen
aus Schwerölen, das die Probleme der vorbekannten Verfahren vermeidet.
[0011] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren vorgeschlagen, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß ein Katalysator mit einem Gehalt an einem Metall der Gruppe IVB und mit einem
Metall aus der Gruppe IA des Periodensystems bei Temperaturen zwischen 300 bis 550°C
und einem Druck zwischen 100 bis 300 atm eingesetzt wird.
[0012] Völlig überraschend wurde jetzt festgestellt, daß sich Schwermetallverbindungen aus
Schwerölen mit hervorragenden Ausbeuten, einer wirksamen Verringerung der Metallgehalte
und unter Vermeidung des Übertritts der Metallverbindungen in die Schwerfraktion des
abfließenden Öls enternen lassen, wenn ein bestimmter Katalysatortyp eingesetzt wird.
[0013] Katalysatoren aus Verbindungen der Gruppe IVB und IA des Periodensystems sind an
sich aus der EP 0 402 405 bekannt, allerdings zur Verwendung in Gasifizierungsverfahren
für organische Stoffe. Als Verbindung aus der Gruppe IVB wird vorzugsweise Zirkonoxid
eingesetzt, das bei den relativ hohen Temperaturen stabil ist. Die bevorzugt eingesetzte
Verbindung aus der Gruppe IA ist Kaliumcarbonat, das aber durch andere Kaliumsalze
ersetzt werden kann. Ebenso lassen sich andere Metallverbindungen der Gruppe IA bzw.
Gruppe IVB verwenden, wobei das Verhältnis der Verbindungen der Gruppe IA zu der Gruppe
IVB etwa im Bereich von 0,01 : 1 bis 0,5 : 1 liegen sollte.
[0014] Die erfindungsgemäßen Verfahren werden vorzugsweise mit einem Festbettkatalysator
im Reaktor durchgeführt, und zwar in der Weise, daß mit Kaliumcarbonat imprägniertes
Zirkonoxid in Form von Granulat oder Tabletten eingesetzt wird.
[0015] Die Erfindung bietet den Vorteil, daß eine wirksame Metallentfernung stattfindet
und keine Anreicherung der Metallverbindungen in der Schwerfraktion des abfließenden
Öls erfolgt. Die separate Behandlung und Entsorgung dieser Schwerphase entfällt daher.
[0016] Die Erfindung wird nunmehr anhand von Beispielen näher erläutert:
Beispiel 1
[0017] In einen Reaktor mit einem Volumen von 0,5 l und mit einem Festbettkatalysator aus
Zirkonoxid, das mit Kaliumcarbonat imprägniert war, wurden Wasser und Schweröl im
Gewichtsverhältnis 2 : 1 eingebracht. Die Dichte des Schweröles (APl) betrug 10,8;
der Vanadium- bzw. Nickelgehalt lag bei 790 bzw. 85 ppm.
[0018] Die katalytische Demetallisierung erfolgte bei einem Druck von 225 bar und einer
Temperatur von 480°C während einer Zeitspanne von 30 Minuten, wobei die Öleinspeisung
(LHSV) 1000 ml/h betrug.
[0019] Die abfließende Ölfraktion wurde nicht aufgetrennt, sondern von dieser Gesamtfraktion
eine Metallanalyse durchgeführt, die einen Gehalt an Vanadium bzw. Nickel von 6 ppm
bzw. 2 ppm ergab.
[0020] Die Ausbeute betrug mehr als 99% in bezug auf Metallentfernung.
[0021] Die Vanadium- und Nickelbestimmungen erfolgten in an sich bekannter Weise durch Atomabsorbtionspektroskopie.
Beispiel 2
[0022] In einem Reaktor mit einem Volumen von 0,5 l und mit einem Festkatalysator aus Zirkonoxid,
das mit Kaliumcarbonat imprägniert war, wurde ein Rückstand aus einer Erdöldestillation
unter atmosphärischem Druck und Wasser im Gewichtsverhältnis 0,9 : 1 eingebracht.
Der Destillationsrückstand wies eine Dichte (APl) von 12,6 und einen Vanadingehalt
von 7,0 ppm und einen Nickelgehalt von 2,0 ppm auf. Die Demetallisierung erfolgte
bei einem Druck von 225 bar und einer Temperatur von 460°C während einer Zeitspanne
von 30 Minuten.
[0023] Die abfließende Fraktion wurde nicht in eine leichte und eine schwere Fraktion aufgetrennt,
sondern von der Gesamtfraktion eine Metallanalyse gemacht, die einen Gehalt an Vanadin
bzw. Nickel von 0,2 bzw. 0,1 ppm ergab.
[0024] Dieses Beispiel zeigt, daß auch Fraktionen mit einem relativ bescheidenen Gehalt
an Organo-Metallverbindungen erfindungsgemäß behandelt werden können, wobei eine praktisch
vollständige Entfernung der störenden Organo-Metallverbindungen, insbesondere Vanadin-
und Nickelverbindungen erfolgt.
[0025] Besonders ist hervorzuheben, daß bei Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
auch bei Verwendung unterschiedlicher Ausgangsfraktionen praktisch keine Koksbildung
erfolgt, während die Metallverbindungen in effizienter Weise abgetrennt werden.
1. Verfahren zur katalytischen Entfernung von Metallverbindungen aus Schwerölen, dadurch
gekennzeichnet, daß ein Katalysator mit einem Gehalt an einem Metall der Gruppe IVB
und einem Metall der Gruppe IA des Periodensystems bei Temperaturen zwischen 300 bis
550°C und einem Druck zwischen 100 bis 300 atm eingesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Metallverbindung der Gruppe
IVB des Periodensystems Zircondioxid eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Metallverbindung
der Gruppe IA des Periodensystems eine Kaliumverbindung verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kaliumverbindung
während der Reaktion kontinuierlich dem Einsatzöl zugeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Umsetzung bei Temperaturen
zwischen 400 bis 500°C und einem Druck zwischen 150 bis 250 atm erfolgt.