[0001] Die Erfindung betrifft ein Ionentriebwerk, insbesondere für Satelliten und Raumflugkörper,
mit einer Ionisationseinrichtung für ein Treibstoffgas, wenigstens einer Beschleunigungseinrichtung
für die Treibstoffionen sowie einer mit einer gasdurchströmten Hohlkathode und einer
Anode ausgestatteten Elektronenquelle, deren Strahl zur Neutralisation in den Treibstoffionenstrahl
einkoppelbar ist.
[0002] Bei den elektrostatischen Triebwerken der eingangs genannten Art werden die aus einem
mitgeführten Vorratsbehälter austretenden Atome eines Treibstoffgases zunächst ionisiert
und anschließend werden die dann positiv geladenen Treibstoffionen in einem elektrostatischen
Hochspannungsfeld beschleunigt. Zur Aufrechterhaltung einer konstanten Antriebsleistung
ist es dabei unbedingt erforderlich, den austretenden, positiv geladenen Treibstoffionenstrahl
durch geeignete Maßnahmen zu neutralisieren. Als Neutralisator für diesen Zweck dient
vorzugsweise eine Gasentladungsanordnung, die als Elektronenquelle genutzt wird. So
stellt es eine bereits bekannte Maßnahme dar, aus einer Hohlgaskathodenentladung zwischen
einem mit einem Gas durchströmten Kathodenrohr und einer als Keeper bezeichneten Anode
freie Elektronen zu extrahieren und sie auf geeignete Weise in den Strahl der austretenden
Treibstoffionen einzukoppeln.
[0003] Um bei einer solchen Anordnung die Gasentladung zwischen der Anode und der Kathode
zu starten, muß die Kathode vergleichsweise stark aufgeheizt werden, damit die austretenden
Elektronen aufgrund der angelegten Anodenspannung das durchströmende Gas zu ionisieren
vermögen und so den Entladungsvorgang einleiten. Typischerweise muß eine solche Kathode,
die in der Regel aus einem Material mit hoher Elektronenmissionsfähigkeit, beispielsweise
imprägniertes Wolfram, besteht, auf eine Temperatur von etwa 1200° Celsius gebracht
werden. Dies aber erfordert nicht nur einen erheblichen Energieaufwand, sondern die
hohe Kathodentemperatur führt gleichzeitig auch zu einer starken Materialbelastung
und zu frühzeitiger Materialermüdung. Außerdem ist eine vergleichsweise aufwendige
thermisch und mechanisch stabile Auslegung der gesamten Anordnung erforderlich. Schließlich
benötigt diese bekannte Vorrichtung hohe Gasdurchsätze, um die Zündung herbeizuführen.
[0004] Ein gattungsgemäßes elektrostatisches Triebwerk als Ionentriebwerk für Satelliten
und Raumflugkörper ist aus der US 4,838,021 und der US 5,146,742 A bekannt. Hierbei
ist eine lonisationseinrichtung für ein Treibstoffgas vorgesehen, wobei bekannt ist,
daß eine Beschleunigungseinrichtung für die Treibstoffionen angeordnet ist sowie eine
mit einer gasdurchströmten Hohlkathode und einer Anode ausgestatteten Elektronenquelle,
deren Strahl zur Neutralisation in den Treibstoffstrahl einkoppelbar ist.
[0005] Auch aus der US 5,465,023 ist ein Ionentriebwerk mit einer Ionisationseinrichtung
für ein Treibgas, einer Beschleunigungseinrichtung für die Treibstoffionen sowie einer
mit einer Kathode und einer Anode ausgestatteten Elektronenquelle bekannt. Die Ionisationseinrichtung
weist eine gasdurchströmte beheizte Hohlkathode auf und vor der Hohlkathode ist eine
zusätzliche Elektrode zum Starten der Entladung angeordnet.
[0006] Ferner zeigt die US 5,369,953 ein Ionentriebwerk für Satelliten und Raumflugkörper
entsprechend dem vorgenannten Stand der Technik, wobei vor der Kathode der Elektronenquelle
eine Starterelektrode angeordnet ist, zwischen der sowie der Kathode eine Entladung
gezündet wird. Hierbei ist auch vor der Kathode eines Neutralisators eine Starterelektrode
angeordnet.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Triebwerk der eingangs genannten Art so auszubilden,
daß es eine möglichst geringe Materialbeanspruchung und damit eine hohe Zuverlässigkeit
aufweist und daß eine Auslegung ermöglicht wird, die möglichst nahe am stationären
Betriebszustand, nach erfolgter Zündung, orientiert ist.
[0008] Die Erfindung löst diese Aufgabe, indem sie bei einem derartigen Triebwerk vorsieht,
daß im Bereich der Kathode eine Zusatzelektrode angeordnet ist, zwischen der sowie
der Kathode eine Impulsentladung zur Zündung der Gasentladung zwischen Anode und Kathode
initiierbar ist.
[0009] In der bevorzugten Ausführungsform des Triebwerks nach der Erfindung besteht die
Zusatzelektrode aus einem zylindrischen Stift, der in der Längsachse der Hohlkathode
angeordnet ist. Die Vorteile des erfindungsgemäßen Triebwerks bestehen vor allem darin,
daß die für die Zündung benötigte Kathodentemperatur wegen des wesentlich geringeren
erforderlichen Elektronenstromes erheblich unter derjenigen herkömmlicher Triebwerke
dieser Art liegen kann. Daraus wiederum resultiert wegen der niedrigeren Heiztemperatur
auch eine geringere Heizenergie, die für die Zündung aufgewandt werden muß. Zugleich
kann auch der für diesem Vorgang benötigte Gasdurchsatz durch die Hohlkathode wesentlich
gesenkt werden.
[0010] Nachfolgend soll das Triebwerk nach der Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- den prinzipiellen Aufbau eines Ionentriebwerkes und
- Fig. 2
- eine Schnittdarstellung einer Elektronenquelle für ein elektrostatisches Triebwerk.
[0011] Bei dem in Fig. 1 dargestellten Ionentriebwerk tritt aus einem Vorratsbehälter 1
über eine Fritte 2 ein mitgeführtes Gas, im Fall des hier beschriebenen Ausführungsbeispiels
XENON, in eine als Ionisator ausgebildete Kammer ein. Diese Kammer 3 ist von einem
Permanentmagneten 4 und einer mit einem Schwingkreis 5 gekoppelten spulenförmigen
Induktionskathode 6 umgeben. Im Inneren der Kammer 3 ist ferner eine Extraktionsanode
7 angeordnet.
[0012] Das dem Gaseintritt abgewandte Ende der Kammer 3 ist mit Austrittsöffnungen versehen,
vor denen eine Extraktionskathode 8 und, im Abstand zu dieser, eine Brems- oder Abschirmelektrode
9 angeordnet sind. Ferner ist in diesem Bereich ein Neutralisator 10 in Form einer
Elektronenquelle angeordnet, dessen Aufbau anhand von Fig. 2 näher erläutert wird.
[0013] Das Ionentriebwerk ist auf die übliche Art beschaltet, d.h., daß an der Extraktionsanode
7 eine positive Spannung von beispielsweise 4.5 kV anliegt, während an der Extraktionselektrode
8 eine Beschleunigungsspannung von -2 kV anliegt, die Bremselektrode 9 befindet sich
auf Nullpotential. Aufgrund dieser Schaltungsanordnung und der die Kammer 3 umgebenden
Induktionseinrichtung 4,5,6 wird das aus dem Vorratsbehälter in die Kammer 3 eintretende
Gas ionisiert, wobei die Elektronen von der Extraktionsanode 7 abgesaugt werden und
die positiv geladenen Gasionen unter der Wirkung des zwischen der Extraktionsanode
7 und -kathode 8 bestehenden Beschleunigungsfeldes die Kammer 3 mit hoher Energie
über die Austrittsöffnungen verlassen, wo sie mittels des von der Elektronenquelle
10 gelieferten Elektronenstrahles neutralisiert werden.
[0014] Bei dieser Elektronenquelle 10 ist im Inneren einer als Gehäuse 11 ausgebildeten
Anode, auch als Keeper bezeichnet, ein Kathodenrohr 12 angeordnet, dessen im Gehäuse
11 befindlicher Austrittsbereich von der eigentlichen Kathode 13 begrenzt wird und
von einer Heizwendel 14 umgeben ist. Im Inneren des Kathodenrohres 12, im Bereich
seiner Längsache, ist eine stiftförmige Zuatzelektrode 15 an einer Halterung 16 angebracht,
die über einen Isolationseinsatz 17 im Kathodenrohr 12 elektrisch isoliert ist. Die
Eintrittsöffnung des Kathodenrohres 12 wird schließlich, in der Figur durch einen
massiven Pfeil angedeutet, von einem Gas, im Fall des hier beschriebenen Ausführungsbeispiels
XENON, beaufschlagt, das das Kathodenrohr 12 durchströmt und durch eine zentrische
Bohrung der Kathode 13 in das als Kammer ausgebildete Anoden-Gehäuse 11 eintritt.
[0015] Anode 11, Kathode 12 und Zusatzelektrode 15 sind, wie in der Figur angedeutet, durch
eine elektrische Schaltung 18 miteinander verbunden, bei der zwischen der Anode 11
und dem Kathodenrohr 12, und damit auch an der elektrisch leitend mit letzterem verbundenen
Kathode 13, die Betriebsspannung U
ke anliegt. Zur Zündung der Anordnung wird nach dem erfolgten Aufheizen der Kathode
13 und Gasbeaufschlagung kurzzeitig zwischen der dann als eine Art Hilfsanode fungierenden
Zusatzelektrode 15 und dem Kathodenrohr 12 eine Impulsentladung Us/Is ausgelöst. Hierdurch
wird zwischen der Anode 11 und der Kathode 13 die Gasentladung gezündet.
[0016] Im Inneren der Anode 11, vor der Kathode 13, bildet sich ein in Fig. 2 als schattierter
Bereich angedeutetes Plasma 19, aus dem heraus Elektronen è über eine Austrittsöffnung
20 der Anode 11 in den durch einen offenen Pfeil angedeuteten Ionenstrahl 21 eindringen
und die darin befindlichen Ionen neutralisieren.
1. Ionentriebwerk, insbesondere für Satelliten und Raumflugkörper, mit einer Ionisationseinrichtung
für ein Treibstoffgas, wenigstens einer Beschleunigungseinrichtung für die Treibstoffionen
sowie einer mit einer gasdurchströmten Hohlkathode und einer Anode ausgestatteten
Elektronenquelle, deren Strahl zur Neutralisation in den Treibstoffionenstrahl einkoppelbar
ist, dadurch gekennzeichnet, daß im Innenraum der Kathode (12,13) eine Zusatzelektrode
(15) angeordnet ist, zwischen der sowie der Kathode (12,13) eine Impulsentladung zur
Zündung einer Gasentladung zwischen der Anode (11) und der Kathode (12,13) initiierbar
ist.
2. Triebwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzelektrode (15) im
Inneren der als Kathodenrohr ausgebildeten Hohlkathode (12) angeordnet ist.
3. Triebwerk nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzelektrode (15) als
in der Längsache des Kathodenrohres (12) gehalterter zylindrischer Stift ausgebildet
ist.
4. Triebwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Hohlkathode
(12) von z. B. XENON durchströmt ist.