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EP 0 980 730 A1 |
(12) |
EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
(43) |
Veröffentlichungstag: |
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23.02.2000 Patentblatt 2000/08 |
(22) |
Anmeldetag: 15.07.1999 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE |
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Benannte Erstreckungsstaaten: |
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AL LT LV MK RO SI |
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Priorität: |
14.08.1998 DE 19836883
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Anmelder: Schuler Hydrap GmbH & Co. KG |
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73655 Plüderhausen (DE) |
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Erfinder: |
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- Fritz, Werner, Dr.
76139 Karlsruhe (DE)
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Vertreter: Dipl.-Ing. Heiner Lichti
Dipl.-Phys. Dr.rer.nat. Jost Lempert
Dipl.-Ing. Hartmut Lasch |
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Postfach 41 07 60 76207 Karlsruhe 76207 Karlsruhe (DE) |
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Verfahren zur Herstellung von Formteilen aus thixotropen Metall-Legierungen |
(57) Zur Herstellung von Formteilen aus thixotropen Metall-Legierungen wird die in die
thixotrope Struktur umgeschmolzene Legierung im Stranggießverfahren zu einem Stranggußprofil
und das Stranggußprofil zu plattenförmigem Walzgut geformt. Aus dem Walzgut werden
Rohlinge mit einer Konfiguration und einem Volumen ausgestanzt, die nahe demjenigen
des Formteile liegen. Der einzelne Rohling wird nach Aufwärmen auf eine Temperatur,
bei der der Festkörperanteil in der schmelzflüssigen Phase wenigstens 40% bis über
60% liegt, durch Preßschmieden in einer Form zum Formteil umgeformt wird, wobei gleichzeitig
der Schmelzeanteil erstarrt.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Formteilen aus thixotropen
Metall-Legierungen, indem die Legierung in die thixotrope Struktur umgeschmolzen,
die thixotrope Schmelze im Stranggießverfahren zu einem Strangguß geformt wird, aus
dem Stranggußprofil Rohlinge erzeugt werden und jeder Rohling auf die für das Umformen
notwendige Temperatur erwärmt und anschließend zum Formteil umgeformt wird.
[0002] Thixotrope Metall-Legierungen, insbesondere thixotrope Aluminium-Legierungen gewinnen
zunehmend an Bedeutung. Sie werden durch Erschmelzen des Metalls und eine definierte
Temperaturführung bei gleichzeitiger Agitation erhalten. Die thixotrope Struktur zeichnet
sich dadurch aus, daß in einem bestimmten Temperaturbereich in einer eutektischen
Schmelze globulare Körner vorliegen. Bei Erstarren einer solchen Schmelze bleibt die
globulare Struktur erhalten, wodurch sich gegenüber dem normal erschmolzenen und gegossenen
Metall erheblich höhere Festigkeiten ergeben. Hieraus resultiert die zunehmende Bedeutung
der thixotropen Aluminium-Legierungen. Die hieraus hergestellten Halbzeuge sind in
der Regel Strangusprofile.
[0003] Zur Herstellung von Formteilen aus dem Strangußprofil steht bisher im wesentlichen
nur ein Verfahren zur Verfügung, nämlich das Druckgießen. Aus dem Strangußprofil wird
ein Rohling abgelängt, der in einer Ofenanlage in einem gesteuerten Temperaturprozeß
langsam erwärmt wird. Am Ende der Erwärmungsphase muß eine Struktur erhalten werden,
die einen Festkörperanteil von 40% bis maximal 60% und einen entsprechenden Schmelzeanteil
aufweist. Dieser Rohling hat eine teigige Struktur, die gerade noch seine Handhabung
ermöglicht. Der teigige Rohling wird in eine Vorkammer eines Druckgießwerkzeugs eingelegt,
mit hohem Druck beaufschlagt und dabei die teigige Masse in die Form verdrängt. Um
eine einwandfreie Formfüllung zu erhalten, muß mit bedeutsamen Überschußmengen bei
gleichzeitigem Nachpressen gearbeitet werden. Die Überschußmengen werden in Überlaufsystemen
am Werkzeug aufgenommen.
[0004] Dieses bekannte Verfahren hat aufgrund der begrenzten Fließwege, die im wesentlichen
durch den Flüssiganteil bestimmt sind, relativ enge Grenzen in der Formteilgeometrie.
Ferner wird auch bei entsprechendem Nachpressen keine endgültig verfestigte Gefügequalität
erreicht.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Formteilen
aus thixotropen Metall-Legierungen, insbesondere Aluminium-Legierungen, vorzuschlagen,
das die Herstellung annähernd beliebiger Formteile bei einwandfreier Gefügequalität
gestattet.
[0006] Ausgehend von dem Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 wird diese Aufgabe
dadurch gelöst, daß das Stranggußprofil zu plattenförmigem Walzgut umgeformt, aus
dem Walzgut Rohlinge mit einer Konfiguration und einem Volumen ausgestanzt werden,
die nahe denjenigen des Formteils liegen, und daß der einzelne Rohling nach Aufwärmen
auf eine Temperatur, bei der sich der thixotrope Zustand einstellt, durch Preßschmieden
in einer Form zum Formteil umgeformt wird, wobei gleichzeitig der Schmelzeanteil erstarrt.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren braucht der Rohling nur auf eine solche Temperatur
erwärmt, die das anschließende Preßschmieden erlaubt. Während beim herkömmlichen Gießen
von Aluminium-Legierungen eine Schmelztemperatur von 750°C, beim Druckgießen einer
thixotropen Legierung eine solche von ca. 700°C notwendig ist, läßt sich eine thixotrope
Aluminiumlegierung schon bei 580°C durch Preßschmieden umformen. Entsprechend geringer
sind der Bedarf an Wärmeenergie und die an die Umgebung abgebenen Wärmeverluste. Ferner
zeigt das durch Preßschmieden hergestellte Formteil eine hohe Gefügefestigkeit. Die
Materialverluste können durch entsprechende Formgebung des gestanzten Rohlings minimiert
werden. Der Formteilgeometrie sind aufgrund der hohen Umformbarkeit nicht die engen
Grenzen gesetzt, die beim herkömmlichen Preßschmieden gegeben sind.
[0008] Der Rohling sollte auf eine Temperatur erwärmt werden, bei der in der schmelzflüssigen
Phase wenigstens ca. 40 bis 60% Festkörperanteil vorhanden sind. Das erfindungsgemäße
Verfahren gestattet insbesondere auch noch die Verarbeitung von Rohlingen mit einem
Festkörperanteil von größer 60%, so daß die Gefügeumwandlung beim Aufwärmen minimiert
wird.
[0009] In bevorzugter Ausführung des Verfahrens wird der Rohling zu Beginn des Einwirkens
der Preßkraft mit geringer, dann mit einer progessiv steigenden Umformgeschwindigkeit
bis zu größer 500mm/s und kurz vor Erreichen der Endform des Formteils mit stark degressiver
Umformgeschwindigkeit bei stark progressiver Preßkraft umgeformt, wobei die Preßkraft
bis zum Erstarren des Flüssiganteils gehalten wird.
[0010] Bei dem erfindungsgemäßen Umformverfahren ist zunächst wichtig, daß der Rohling zu
Beginn des Umformvorgangs nicht mit zu hohen Impulskräften beaufschlagt wird, um ein
Verdrängen Auswandern des Schmelzeanteils zu vermeiden. Anschließend muß aber die
Umformgeschwindigkeit stark progressiv ansteigen, um unter Wahrung der thixotropen
Struktur schnell die Endform zu erreichen. Vor Erreichen der Endform muß die Umformgeschwindigkeit
wiederum stark degressiv abgesenkt werden, um beim Schließen der Form und gleichzeitig
ansteigender Preßkraft überschwingende Druckspitzen zu vermeiden. Schließlich wird
die End-Preßkraft solange gehalten, bis der Flüssiganteil erstarrt ist.
[0011] Vorzugsweise beträgt die maximale Umformgeschwindigkeit mehr als 800mm/s. Die maximale
Preßkraft am Ende des Umformvorgangs wird von dem Formfüllungsgrad, dem Umformgrad
und der Bauteilgeometrie bestimmt. Sie kann bis zu etwa 5000 kN betragen.
[0012] Für die Erzeugung des platinenförmigen Rohlings aus dem Walzgut kommen alle herkömmlichen
Verfahren in Frage, wobei insbesondere das Schneiden, Stanzen oder Zerspanen zu nennen
sind.
1. Verfahren zur Herstellung von Formteilen aus thixotropen Metall-Legierungen, indem
die Legierung in die thixotrope Struktur umgeschmolzen, die thixotrope Schmelze im
Stranggießverfahren zu einem Stranggußprofil geformt, aus dem Stranggußprofil Rohlinge
erzeugt werden und jeder Rohling auf die für das Umformen notwendige Temperatur erwärmt
und anschließend zum Formteil umgeformt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Stranggußprofil
zu plattenförmigem Walzgut umgeformt, aus dem Walzgut Rohlinge mit einer Konfiguration
und einem Volumen hergestellt werden, die nahe demjenigen des Formteils liegen, und
daß der einzelne Rohling nach Aufwärmen auf eine Temperatur, bei der sich der thixotrope
Zustand einstellt, durch Preßschmieden in einer Form zum Formteil umgeformt wird,
wobei gleichzeitig der Flüssiganteil erstarrt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohling auf eine Temperatur
erwärmt wird, bei der in der schmelzflüssigen Phase ca. 40 bis über 60% Festkörperanteil
vorhanden ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohling auf eine
Temperatur erwärmt wird, bei der in der schmelzflüssigen Phase wenigstens 60% Festkörperanteil
vorhanden sind.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohling
zu Beginn des Einwirkens der Preßkraft mit geringer, dann mit einer progressiv steigenden
Umformgeschwindigkeit bis zu größer 500mm/s und kurz vor Erreichen der Endform des
Formteils mit stark degressiver Umformgeschwindigkeit bei stark progessiver Preßkraft
umgeformt wird, wobei die Preßkraft bis zum Erstarren des Flüssiganteils gehalten
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohling nach Einwirken
der Preßkraft mit einer Umformgeschwindigkeit von etwa 800mm/s umgeformt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Formteil bei Erreichen
der Endform mit einer Preßkraft, die für eine eventuelle Restumformung erforderlich
ist, beaufschlagt wird.

