[0001] Die Erfindung betrifft eine Meßvorrichtung zum Bestimmen der Ausrichtung und des
Verlaufs eines Bohrgestänges.
[0002] In der Praxis kommt es relativ häufig vor, daß Bohrgestänge beim Vortrieb durch Hindernisse
im Baugrund abgelenkt werden, so daß Abweichungen zwischen dem Sollverlauf des Bohrgestänges
und seinem tatsächlichen Verlauf im Baugrund auftreten. Diese Abweichungen wirken
sich in der Regel qualitätsmindernd auf das mit der Bohrung bezweckte Ergebnis aus.
[0003] Dies wird nachfolgend am Beispiel der Sohlenherstellung im Hochdruckinjektions (HDI)
- Verfahren erläutert. Die Sohle wird hier durch flächige Aneinanderreihung von Verpreßkörpern
in einer vorgegebenen Tiefe im Baugrund realisiert. Dazu wird ein HDI-Gestänge bis
auf die Solltiefe der zu erstellenden Sohle abgeteuft. Dort wird der Baugrund dann
durch Hochdruckinjektion aufgeschnitten, und der dabei entstehende Hohlraum wird mit
einer selbstabbindenden Verpreßmasse verpreßt. Die Größe des so entstehenden Verpreßkörpers
hängt von der Reichweite des HDI-Strahls im Baugrund ab. Geschlossene Sohlen werden
durch überlappende Anordnung von benachbarten Verpreßkörpern erzeugt, da sich Fehlstellen
in der Sohle nur auf diese Weise wirkungsvoll vermeiden lassen. Ablenkungen des HDI-Gestänges
beim Vortrieb in den Baugrund und dadurch bedingte Abweichungen der tatsächlichen
Lage des HDI-Gestänges von seiner jeweiligen Sollage können nun dazu führen, daß sich
benachbarte Verpreßkörper nicht hinreichend überlappen, was im Ergebnis zu Fehlstellen
in der Sohle führen kann.
[0004] Um dies zu vermeiden, überwacht man in der Praxis die Lage, d. h. die Ausrichtung
und den Verlauf, eines HDI-Gestänges beim Abteufen oder bestimmt dessen Lage im abgeteuften
Zustand. Dazu wird eine Inklinometersonde in den Hochdruckkanal des HDI-Gestänges
eingeführt und in diesem abgesenkt. In festgelegten Abständen werden dann nach dem
Bohren Messungen mit der Inklinometersonde vorgenommen.
[0005] Dieses bekannte Verfahren erweist sich in der Praxis jedoch aus mehreren Gründen
als problematisch. Um die Inklinometersonde in den Hochdruckkanal des HDI-Gestänges
einführen zu können, muß das HDI-Gestänge geöffnet werden, was immer mit einer Unterbrechung
des operativen Prozesses und Verzögerungen verbunden ist. Außerdem besteht beim Öffnen
des HDI-Gestänges immer die Gefahr, daß die Medienrohre verschmutzt werden und Suspension
aufgrund des Ausgleichs des hydrostatischen Drucks bei offenem Bohrrohr in den Luftkanal
eintritt. Bei dem bekannten Verfahren erfolgt die Positionierung und Ausrichtung der
Inklinometersonde in dem Hochdruckkanal des HDI-Gestänges manuell. Die Ergebnisse
dieser manuellen Messungen sind immer mit dem systematischen Fehler des Bedieners
behaftet, bedingt durch Fehler bei der Ausrichtung der Meßachsen, die Toleranzbreite
der Meßintervalle, ein stets vorhandenes Meßwertrauschen etc.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, eine Meßvorrichtung anzugeben, mit
der sich ohne nennenswerte Störung des operativen Prozesses die Ausrichtung und der
Verlauf eines Bohrgestänges mit großer Genauigkeit bestimmen lassen.
[0007] Die voranstehende Aufgabe wird durch eine Meßvorrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 löst. Die dort angegebene Meßvorrichtung zum Bestimmen der Ausrichtung und des Verlaufs
eines Bohrgerätes umfaßt mehrere Inklinometersensoren, die über die Länge des Bohrgestänges
verteilt, an definierten Positionen des Bohrgestänges angeordnet sind, eine Auswerteeinheit
für die von den Inklinometersensoren erfaßten Meßdaten und Mittel zum Übertragen der
Meßdaten zu der Auswerteeinheit.
[0008] Erfindungsgemäß ist erkannt worden, daß sich eine Reihe von Fehlerquellen bei der
Bestimmung der Ausrichtung und des Verlaufs eines Bohrgestänges mit Hilfe von Inklinometersensoren
ausschalten lassen, wenn die Inklinometersensoren an definierten Positionen des Bohrgestänges
angeordnet sind und nicht - wie aus der Praxis bekannt - manuell in bestimmte Meßpositionen
verbracht werden. Des weiteren ist erkannt worden, daß der Meßvorgang erheblich vereinfacht
und verkürzt werden kann, wenn mehrere Inklinometersensoren vorgesehen sind, die über
die Länge des Bohrgestänges verteilt an definierten Meßpositionen angeordnet sind.
Auf diese Weise können nämlich die Neigungen des Bohrgestänges an verschiedenen Positionen
des Bohrgestänges gleichzeitig erfaßt werden. Die Ausrichtung und der Verlauf des
Bohrgestänges insgesamt können dann einfach mit Hilfe einer Auswerteeinheit ermittelt
werden, der die gleichzeitig erfaßten Meßdaten sämtlicher am Bohrgestänge angeordneten
Inklinometersensoren zugeleitet werden. Im Ergebnis ermöglicht der Einsatz der erfindungsgemäß
vorgeschlagenen Meßvorrichtung eine weitgehende Automatisierung des Meßvorgangs, bei
dem sich die Ausrichtung und der Verlauf eines Bohrgestänges mit nur sehr geringem
Zeitaufwand und relativ hoher Genauigkeit ermitteln lassen. Außerdem muß der Bohrvorgang
für Messungen mit der erfindungsgemäßen Meßvorrichtung nicht mehr unterbrochen werden;
die Messungen lassen sich nun mit nur minimaler Unterbrechung des operativen Prozesses
durchführen.
[0009] Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Anordnung der Inklinometersensoren
an definierten Positionen des Bohrgestänges, was nicht zuletzt auch von der Konstruktion
des Bohrgestänges selbst abhängt. In einer besonders vorteilhaften Variante der erfindungsgemäßen
Meßvorrichtung sind die Inklinometersensoren in einem eigens dafür vorgesehenen Meßkanal
des Bohrgestänges angeordnet. Ein solcher Meßkanal bietet zum einen einen gewissen
mechanischen Schutz für die Inklinometersensoren, zum anderen ermöglicht er eine einfache
Wartung bzw. einen einfachen Austausch der Inklinometersensoren ohne Beeinträchtigung
der Funktionsfähigkeit des Bohrgestänges selbst.
[0010] Grundsätzlich ist es zwar möglich, Bohrgestänge lediglich für bestimmte Baumaßnahmen
mit einer erfindungsgemäßen Meßvorrichtung auszurüsten, in der Regel wird man die
Inklinometersensoren der erfindungsgemäßen Meßvorrichtung jedoch fest an einem Bohrgestänge
installieren, da jeder Inklinometersensor in Bezug auf die übrigen Inklinometersensoren
der Meßvorrichtung und das Bohrgestänge genau ausgerichtet werden muß.
[0011] Während der Bohrmaßnahme dreht sich das Bohrgestänge und mit ihm auch die Inklinometersensoren.
Für die Auswertung der von den Inklinometersensoren erfaßten Meßwerte sollte die Orientierung
der Inklinometersensoren bzw. des Bohrgestänges möglichst genau bekannt sein. In einer
vorteilhaften Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind deshalb zusätzlich Mittel
zum Erkennen der Orientierung des Bohrgestänges vorgesehen. Dabei kann es sich beispielsweise
um eine Markierung am Bohrgestänge handeln oder auch um einen an geeigneter Stelle
angeordneten Fortsatz.
[0012] Besonders Vorteilhaft ist es, wenn die Inklinometersensoren jeweils paarweise angeordnet
sind und ein einachsiges Inklinometerpaar bilden. In diesem Falle läßt sich mit jedem
Sensorpaar die Tangentensteigung am Ort des Sensorpaars erfassen, so daß der Verlauf
des Bohrgestänges durch Näherungsintegration der Tangentensteigungen an den Orten
aller Sensorpaare ermittelt werden kann.
[0013] Im Baustellenbetrieb erweist es sich als vorteilhaft, die Auswerteeinheit der erfindungsgemäßen
Meßvorrichtung abgesetzt von den Inklinometersensoren zu betreiben, d. h. vom Bohrgestänge
getrennt an einem geschützten und gut zugänglichen Ort anzuordnen. In diesem Falle
ist es zweckmäßig die von den Inklinometersensoren erfaßten Meßdaten drahtlos zur
Auswerteeinheit zu übertragen. Dies kann beispielsweise per Funk oder per Infrarot
erfolgen.
[0014] Wie bereits erwähnt, wird der Verlauf des Bohrgestänges erfindungsgemäß mit Hilfe
der Auswerteeinheit anhand der von den Inklinometersensoren erfaßten Meßdaten bestimmt.
Da die Durchführung einer Baumaßnahme in der Regel protokolliert wird, ist es von
Vorteil, neben der Auswerteeinheit auch Mittel zum Abspeichern der Meßdaten und/oder
der Meßergebnisse in Form der ausgewerteten Meßdaten vorzusehen. In Verbindung mit
der Überwachung einer Bohrmaßnahme ist es außerdem von Vorteil, wenn auch Mittel zum
tabellarischen und/oder graphischen Visualisieren der Meßergebnisse vorgesehen sind.
[0015] Die voranstehend ganz allgemein beschriebene erfindungsgemäße Meßvorrichtung erweist
sich insbesondere zum Bestimmen der Ausrichtung und des Verlaufs eines Düsenstrahl-Gestänges,
wie z.B. eines HDI-Gestänges, als vorteilhaft. Diese Art des Bohrgestänges kommt bei
verschiedensten Baumaßnahmen zum Einsatz, da sich im Düsenstrahl-Verfahren Verpreßkörper
für unterschiedlichste Zwecke im Baugrund erstellen lassen. In der Regel ist es erforderlich,
die Verpreßkörper genau zu positionieren , d. h. in einer definierten Tiefe und mit
definierter Lage herzustellen, wozu die Ausrichtung und der Verlauf des Düsenstrahl-Gestänges
bestimmt werden müssen.
[0016] Nachfolgend werden die Wirkungsweise und vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen
Meßvorrichtung in Verbindung mit einem HDI-Gestänge anhand der einzigen Figur näher
erläutert.
[0017] Die einzige Figur zeigt ein Bohrgerät 1, das auf der Bodenoberfläche 2 neben einem
Bohrloch 3 angeordnet ist. Am Bohrgerät 1 ist ein HDI-Gestänge 4 befestigt, das bereits
zu einem großen Teil in den Baugrund 5 abgeteuft ist. Die einzige Figur verdeutlicht,
daß die Ausrichtung des HDI-Gestänges 4 im Baugrund 5 von der Vertikalen abweicht,
obwohl das HDI-Gestänge 4 senkrecht in den Baugrund 5 vorgetrieben worden ist. Diese
Abweichung könnte bspw. auf Hindernisse im Baugrund 5 zurückzuführen sein.
[0018] Zur Bestimmung der tatsächlichen Ausrichtung und des tatsächlichen Verlaufs des abgeteuften
HDI-Gestänges 4 ist dieses HDI-Gestänge 4 mit einer Meßvorrichtung ausgestattet, die
vier Inklinometersonden mit jeweils einem Inklinometersensorpaar umfaßt, welche über
die Länge des HDI-Gestänges 4 verteilt, an definierten Positionen des HDI-Gestänges
4 angeordnet sind. Im vorliegenden Falle sind die Inklinometersensoren 6 in einem
eigens dafür vorgesehenen Meßkanal bzw. Meßrohr angeordnet, welches in das HDI-Gestänge
4 integriert ist. Die Inklinometersensoren 6 sind in festen, hier gleichen Intervallen
im Meßrohr angeordnet. Jede Inklinometersonde umfaßt ein einachsiges Inklinometersensorpaar,
das die Tangentensteigung in einem diskreten Meßpunkt, nämlich am Ort des Inklinometersensorpaars,
erfaßt.
[0019] Die Auswertung der als Meßdaten erfaßten Tangentensteigungen in den die Meßpunkte
bildenden Positionen der Inklinometersensoren 6 erfolgt mit Hilfe einer Auswerteeinheit,
die abgesetzt von den Inklinometersensoren 6 betrieben wird und sich im vorliegenden
Fall bspw. in dem Bohrgerät 1 befinden könnte. Dort könnten zusätzlich auch noch Mittel
zum Abspeichern der Meßdaten und/oder Meßergebnisse und Mittel zum Visualisieren der
Meßergebnisse angeordnet sein, so daß das Bedienungspersonal den Bohrvorgang vom Bohrgerät
aus nicht nur überwachen und steuern könnte sondern auch protokollieren könnte. Bei
der Auswerteeinheit kann es sich um ein Laptop, einen Hand-PC, ein IPC-System oder
ähnliches handeln. Der Verlauf des HDI-Gestänges 4 wird durch Näherungsintegration
der als Meßdaten erfaßten Tangentensteigungen unter Berücksichtigung der Orientierung
des HDI-Gestänges ermittelt. Daraus läßt sich dann die Abweichung des tatsächlichen
Bohrverlaufs von dem Sollverlauf des HDI-Gestänges 4 ermitteln.
[0020] Wie bereits erwähnt, wird die Auswerteeinheit abgesetzt von den Inklinometersensoren
6 betrieben. Dafür werden die Meßdaten der Inklinometersensoren 6 über eine Infrarot-Schnittstelle
unterhalb des Spülkopfes des HDI-Gestänges 4 an die Auswerteeinheit übertragen.
[0021] Abschließend sei nochmals daraufhingewiesen, daß sich mit Hilfe der erfindungsgemäßen
Meßvorrichtung die Ausrichtung und der Verlauf eines Bohrgestänges bestimmen lassen,
ohne daß dazu der Vortrieb des Bohrgestänges langfristig unterbrochen werden muß.
Der Meßprozeß hat also nur geringe Auswirkungen auf den zeitlichen Ablauf der Bohrmaßnahme.
1. Meßvorrichtung zum Bestimmen der Ausrichtung und des Verlaufs eines Bohrgestänges
(4),
umfassend:
mehrere Inklinometersensoren (6), die über die Länge des Bohrgestänges (4) verteilt,
an definierten Positionen des Bohrgestänges (4) angeordnet sind, eine Auswerteeinheit
für die von den Inklinometersensoren (6) erfaßten Meßdaten und Mittel zum Übertragen
der Meßdaten zu der Auswerteeinheit.
2. Meßvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Inklinometersensoren
(6) in einem eigens dafür vorgesehenen Meßkanal des Bohrgestänges (4) angeordnet sind.
3. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Inklinometersensoren (6) fest installiert sind.
4. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel
zum Erkennen der Orientierung des Bohrgestänges vorgesehen sind.
5. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Inklinometersensoren
jeweils paarweise angeordnet sind, so daß sich mit jedem dieser Sensorpaare die Tangentensteigung
am Ort des Sensorpaars erfassen läßt und der Verlauf des Bohrgestänges durch Näherungsintegration
der Tangentensteigungen an den Orten aller Sensorpaare ermitteln läßt.
6. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Auswerteeinheit
abgesetzt von den Inklinometersensoren (6) betrieben wird und daß die Mittel zum Übertragen
der Meßdaten zu der Auswerteeinheit eine drahtlose Datenübertragung vorsehen.
7. Meßvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßdaten per Funk
oder per Infrarot übertragen werden.
8. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel
zum Abspeichern der Meßdaten und/oder der Meßergebnisse in Form der ausgewerteten
Meßdaten vorgesehen sind.
9. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel
zum Visualisieren der Meßergebnisse vorgesehen sind.
10. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9 zum Bestimmen der Ausrichtung und
des Verlaufs eines Düsenstrahl - Gestänges (4).
11. Meßvorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß unterhalb des Spülkopfes
des Düsenstrahl-Gestänges (4) eine Schnittstelle angeordnet ist, über die die Meßdaten
an die Auswerteeinheit übertragen werden.