[0001] Die Erfindung betrifft Großgebinde für hochdisperse, hochlufthaltige Feststoffe und
ein Verfahren zu deren Befüllung.
[0002] Der Umgang mit schüttfähigen, hochdispersen und hochlufthaltigen Feststoffen mit
extrem niedriger Schüttdichte, wie beispielsweise hochdisperse Kieselsäure (HDK) bereitet
in verschiedener Hinsicht Probleme. Sowohl die Hersteller als auch die Endverbraucher
sind damit konfrontiert, daß solche Stoffe schon bei geringster Luftkonvektion Staub
aufwirbeln. Die Staubentwicklung muß vermieden werden, um Personal, das mit dem Gut
umgehen muß, vor eventuell auftretenden gesundheitlichen Schäden durch Einatmen des
Staubs zu bewahren. Darüber hinaus verursacht die geringe Schüttdichte erhöhte Transportkosten,
weil das Verhältnis Gebindegewicht zu Füllgewicht groß ist und entsprechend viel Verpackungsmaterial
benötigt wird.
[0003] HDK ist aufgrund ihrer räumlichen, dreidimensionalen Ast-Struktur ein Produkt, das
eine äußerst geringe Stampfdichte von etwa 40 bis 50 g/l aufweist. Weiterhin ist zwischen
der Betriebsschüttdichte und dem Stampfdichtewert nach DIN ISO 787/11 zu unterscheiden.
Durch seine Feinstruktur ist HDK in der Lage sehr viel Gas, beispielsweise Luft zu
binden, wodurch das Produkt in einen quasi-fluiden Zustand mit etwa 20 bis 30 g/l
versetzt wird. Dieser entfernbare Luftanteil entweicht freiwillig nur sehr langsam
und nicht vollständig. In diesem fluiden Zustand ist auch die Staubproblematik erhöht,
da die Beweglichkeit der HDK-Agglommerate extrem hoch ist.
[0004] In der Produktion bedeutet das, daß durch jeden Fördervorgang die HDK in diesen fluiden
Zustand versetzt wird, der dann zwangsläufig das Abfüllen in Gebinde erschwert, da
sich der spezifische Zeitaufwand pro Gebinde erhöht, was wiederum kapazitätsmindernd
ist.
[0005] Schüttfähige, hochdisperse und hochlufthaltige Feststoffe mit extrem niedriger Schüttdichte,
wie beispielsweise HDK, werden deshalb überwiegend mit Hilfe von einem außen angelegten
Vakuum in luftdurchlässige Säcke eingebracht. Die Fülldauer steigt dabei mit zunehmender
Lufthaltigkeit an. Die Säcke bestehen dabei aus 3 bis 4 Lagen Papier, wobei zusätzlich
eine Lage des Papiers zur Sperrung von eindringender Feuchtigkeit mit Polyethylen
(PE) kaschiert sein kann. Um die gewünschte Luftdurchlässigkeit beim Befüllen zu erreichen,
sind alle Schichten mikroperforiert. Dies hat den Vorteil, daß das Gut beim Einbringen
in den Sack komprimiert wird und seine Fülldichte gegenüber der natürlichen Schüttdichte
ansteigt. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit durch spezielle Preßwalzen eine
Vorentlüftung durchzuführen, wobei aber damit immer eine Strukturschädigung der HDK
erfolgt, die die Verdickungseigenschaft, d.h. die Thixotropieeigenschaft, der pyrogenen
Kieselsäure verringert.
[0006] Durch den höheren Anteil des Gutes am Gebindegewicht verringern sich die Transportkosten.
Allerdings stehen dieser Kostenersparnis ein Mehraufwand für die Beschaffung der speziellen
Säcke und der dazu benötigten Befüllanlage gegenüber.
[0007] Die beschriebene Vakuumabfüllung in mehrlagige, zum Teil PE-kaschierte Papiersäcke
ist heute allgemeiner Verpackungsstandard für sogenannte "fumed silica". Bei diesem
Verfahren sind die Probleme hinsichtlich Luftdurchlässigkeit, Staubdichtigkeit, Gebindestabilität
und Feuchtesperreigenschaften befriedigend gelöst. Bedingt durch ihre Beschaffenheit
sind diese Papiersäcke nicht für große Füllmengen geeignet. Gängige Füllmengen für
derartige Gebinde sind üblicherweise 10-20 kg.
[0008] Aus EP-A 0 773 159 (US-A 5682929) ist ein Verfahren und ein Behältnis zum mehrmaligen
Befüllen und Entleeren mit schüttfähigem Gut mit geringer Schüttdichte bekannt. Der
darin beschriebene Gewebekontainer, der sogenannte Big-Bag oder auch Super-Bag, besitzt
dabei eine Füllkapazität von 90 bis 350 kg. Der Gewebecontainer besteht aus flexiblem,
luftdurchlässigem Gewebe, bevorzugt ein ein- oder mehrlagiges Kunststoffgewebe, mit
mindestens einer Zugangsöffnung. Die Befüllung dieser Gewebecontainer erfolgt ebenfalls
mittels Vakuumabfüllsystemen. Dabei wird der Gewebecontainer mit Unterdruck beaufschlagt
und das Gut durch die geöffnete Zugangsöffnung in den Gewebecontainer gesaugt, bis
ein vorbestimmtes Füllgewicht erreicht ist. Das Gas tritt dabei verteilt über die
gesamte Oberfläche des Gewebecontainers aus. Beim Befüllen wird das Gut, ähnlich wie
beim Abfüllen in Säcken, reversibel verdichtet, ohne das seine Struktur dabei zerstört
wird.
[0009] Die genannten Gebinde weisen jedoch eine Reihe von Nachteilen auf. Bei flexiblen
Großgebinden kann nicht auf Papiersäcke zurückgegriffen werden, da diese einerseits
nicht die erforderliche Festigkeit und Transportsicherheit erfüllen, und andererseits
eine Mehrfachnutzung nicht möglich ist. Weiterhin stehen auch keine Fertigungsanlagen
und Befüllvorrichtungen für diese Papiersackgrößen zur Verfügung.
[0010] Bei der Verwendung der marktüblichen flexiblen Großgebinde, beispielsweise aus Polypropylengewebe,
können diese nur für den Transport von feuchtigkeitsunempfindlichen Füllstoffen verwendet
werden, da die Feuchtesperreigenschaft der verwendeten Gewebe nicht ausreicht, um
eine unzulässige Erhöhung des Feuchtegehalts der HDK zu verhindern.
[0011] Die Feuchtesperreigenschaft ist eine der Hauptvoraussetzungen für den breiten Einsatz
dieser flexiblen Großgebinde bei allen HDK-Typen und HDK-Awendungsgebieten.
[0012] Es bestand somit die Aufgabe flexible und mehrfach befüllbare Großgebinde bereitzustellen,
die den geforderten Ansprüchen entsprechen. Dabei standen verschiedene Anforderungen
im Vordergrund. Zum einen soll eine hohe Luftdurchlässigkeit gegeben sein, um eine
hohe Füllgeschwindigkeit zu erreichen.
[0013] Weiterhin wird eine große Gebindestabilität und eine Staubdichtheit, während der
Abfüllung, beim Transport und bei der Entleerung, verlangt. Zum anderen soll der flexible
Großcontainer feuchtesperrend sein, d.h. es ist nur ein geringer Feuchteanstieg des
Füllguts bei der Abfüllung und der Lagerung zulässig. Mit den bekannten Sackverpackungen
und flexiblen Großgebinden, oder einer Kombination derer waren die genannten Vorgaben
nicht befriedigend zu vereinen.
[0014] Es wurde nun gefunden, daß durch die Kombination einer speziellen Ausführung des
flexiblen Containers, der die Staubdichtheit und die Feuchtesperreigenschaft sicherstellt,
und eines Verfahrens zur Vorentlüftung des hochdispersen, hochlufthaltigen Füllguts,
was die für den Füllvorgang erforderliche Gasdurchlässigkeit des Gebindes bei gleichbleibender
Abfüllkapazität minimiert, die oben erwähnten Vorzüge in sich vereint werden konnten.
[0015] Gegenstand der Erfindung ist ein flexibles Gebinde, dadurch gekennzeichnet, daß es
aus mindestens zwei übereinander liegenden Lagen besteht, wobei eine innere Lage aus
unbeschichteten, luftdurchlässigem Gewebe besteht, eine äußere Lage staubdicht und
feuchtesperrend beschichtet ist und diese Lagen durch eine spezielle Nahtausführung
so miteinander verbunden sind, daß die Entlüftung des Gebindes nur durch diese möglich
ist.
[0016] Da bei dem erfindungsgemäßen Gebinde die Entlüftung nur über die speziellen Nähte
geschehen kann, und der Luftdurchsatz bei angelegtem Vakuum, wie er beispielsweise
beim Befüllen auftritt, geringer ist als bei den bereits bekannten flexiblen Gebinden,
wird das hochdisperse, hochlufthaltige Füllgut vor der Abfüllung noch mittels eines
erfindungsgemäßen Verfahrens vorentlüftet. Diese Vorentlüftung hat zur Folge, daß
die Betriebsschüttdichte des Füllguts vor dem Einfüllen in den erfindungsgemäßen flexiblen
Container reduziert wird, ohne dabei einen relevanten Einfluß auf dessen räumliche
Struktur zu nehmen.
[0017] Dieses Verfahren eignet sich besonders gut zum Verpacken von hochdispersen hochlufthaltigen
Materialien mit äußerst geringer Schüttdichte von 20 bis 150 g/l, wie beispielsweise
den verschiedenen Modifikationen der HDK. Besonders bevorzugt sind dabei Modifikationen
von HDK die leicht Feuchtigkeit aus ihrer Umgebung aufnehmen können. Es ist besonders
bevorzugt, Gewebecontainer mit einer Kapazität von 90 bis 350 kg Füllgewicht zu verwenden.
[0018] Unmittelbar nach der Befüllung des Vorlagesilos der Großcontainer-Füllanlage ist
die HDK noch lufthaltig. Unter diesen Bedingungen sind die Betriebsschüttdichte und
der Agglomerationsgrad gering. Durch den Vorentlüftungsschritt wird die Betriebsschüttdichte
und damit der Agglomerationsgrad auf dem Weg vom Vorlagesilo in die Abfüllvorlage
erhöht. In diesem Zustand läßt sich der Füllvorgang das Containers deutlich verkürzen,
da nicht die gesamte Entlüftung des Füllmaterials während der Befüllung über die erfindungsgemäßen
Nahtausführungen des Gebindes erfolgen muß.
[0019] Durch die Erhöhung des Agglomerationsgrades bei der Vorentlüftung verringert sich
auch die Staubproblematik, da die entstandenen Agglomerate nicht mehr durch die Poren
des Gewebematerials hindurch passen.
[0020] Bei der Vorentlüftung wird über luftdurchlässige Trennwände aus porösem Material,
vorzugsweise Sintermetall, Gewebe oder Sinterkunststoffe, Gas über ein angelegtes
Vakuum aus dem Produkt abgesaugt. Durch diesen Absaugvorgang bildet sich eine Produktschicht
auf dem Filtermedium, die den Absaugvorgang mit zunehmender Schichtdicke oder Produktdicke
zum Erliegen bringen würde. Um dies zu vermeiden, wird diese Produktschicht durch
Druckimpulse wieder abgelöst. Die Druckimpulse zum Lösen dieser Schicht tragen dabei
deutlich weniger Gas in das System ein, als abgesaugt wird, so daß die Gas-Gesamtbilanz
zu einer Entlüftung führt.
[0021] Die Erfindung wird nachfolgend mit Hilfe von Figuren in schematischer Darstellung
näher erläutert.
[0022] Figur 1 zeigt die schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Vorentlüftung. Die
Absaugfläche im erfindungsgemäßen Verfahren wird in verschiedene Segmente unterteilt,
damit eine gezieltes Entlüften eingestellt werden kann. Über das Vakuumventil (3)
wird das Gas aus dem Siloboden und dem Rohrbereich über luftdurchlässige Trennwände
(6 und 7) aus porösem Material abgesaugt. Die Impulsabreinigung erfolgt über die Druckluftreservoirs
(1) mittels der Impuls-Abreinigungsventile (2). Die Abreinigung mittels Druckimpuls
kann dabei unter Vakuum oder auch unter Normaldruck erfolgen. Im letzteren Fall wird
das Vakuumventil (3) geschlossen und nach dem Erreichen des Atmosphärendrucks erfolgt
die Abreinigung.
[0023] Durch intervallmäßiges, wechselseitiges Ansaugen und Abwerfen der verdichteten Produktschicht
wird der Produkttransport vom Silo (4), in dem die HDK noch hochlufthaltig ist, in
die Abfüllvorlage (5) für entlüftete HDK bewerkstelligt. Durch die räumliche Struktur
der HDK bleibt ein einmal erreichter Verdichtungsgrad zu einem hohen Grad erhalten,
sofern keine erneute mechanische Dispergierung erfolgt. Der Füllvorgang wird dadurch
erheblich beschleunigt.
[0024] Das vorentlüftete Material wird anschließend in die erfindungsgemäßen flexiblen Großcontainer
mittels bekannter Vakuumbefüllanlage abgefüllt.
[0025] Der schematische Aufbau der erfindungsgemäßen flexiblen Großgebinde ist in Figur
2 zur besseren Anschaulichkeit dargestellt.
[0026] Die Gebinde bestehen aus mindestens zwei Lagen, vorzugsweise aus flexiblen Gewebe.
Eine innere Lage (8) besteht dabei aus einem unbeschichtetem, luftdurchlässigem Gewebe.
Eine äußere Lage (9) ist staubdicht und feuchtesperrend beschichtet, vorzugsweise
mit Polypropylen und/oder Polyethylen. Im Gegensatz zu den bekannten Großgebinden,
bei denen die Entlüftung während des Befüllvorgangs über die gesamte Oberfläche stattfindet,
kann diese bei den erfindungsgemäßen Gebinden nur über die spezielle Nahtausführung
(10) der unterschiedlichen Schichten erfolgen.
[0027] Der Aufbau der speziellen Nahtausführung ist in Figur 3 schematisch dargestellt.
[0028] Bei der Befüllung der erfindungsgemäßen Gebinde wird die vorentlüftete HDK während
der Vakuumbefüllung an einer inneren unbeschichteten Lage (8) abgeschieden. Durch
die bereits erwähnte Erhöhung des Agglomerationsgrades durch die Vorentlüftung und
den niedrigen Differenzdruck ist ein möglicher Staubdurchtritt in den Zwischenraum
der unbeschichteten, luftdurchlässigen Lage und einer äußeren, beschichteten und damit
dichten Lage (9), gering. Das abgesaugte Gas wird nun zwischen einer inneren und äußeren
Lage zu den speziellen Nähten geleitet und dort abgesaugt.
[0029] Die Lagen des flexiblen Gebindes sind dabei so miteinander verbunden, daß zwischen
den einzelnen Lagen jeweils ein Streifen aus luftdurchlässigem, filterartigem Material
(11) eingearbeitet wird. Durch diese eingearbeiteten Streifen, kann zum einen das
Gas abgesaugt werden und zum anderen werden Staubpartikel zurückgehalten, die durch
eine innere unbeschichtete Lage (8) entweichen konnten. Als Filterstreifen können
dabei alle bekannten flexiblen Filtermaterialien, wie beispielsweise Filzstreifen
aus Natur- oder Kunsstofffasern, Polyester- oder Teflonmodellfilze, Papierfilter und/oder
Polypropylen-Dochte zum Einsatz kommen.
[0030] Die erfindungsgemäße Begrenzung der luftdurchlässigen Bereiche auf die Nähte stellt
eine ausreichende Feuchtesperre zur Umgebungsluft dar.
1. Flexibles Großgebinde für hochdisperse, hochlufthaltige Feststoffe, zur mehrmaligen
Befüllung und Entleerung durch Vakuumabfüllanlagen, dadurch gekennzeichnet, daß es
aus mindestens zwei übereinander liegenden Lagen besteht, wobei eine innere Lage aus
unbeschichteten, luftdurchlässigem Gewebe besteht, eine äußere Lage staubdicht und
feuchtesperrend beschichtet ist und diese Lagen durch eine spezielle Nahtausführung
so miteinander verbunden sind, daß die Entlüftung des Gebindes nur durch diese möglich
ist.
2. Flexibles Großgebinde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine äußere Lage
mit Polyethylen oder Polypropylen beschichtet ist.
3. Flexibles Großgebinde nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß in der speziellen
Nahtausführung ein luftdurchlässiges, staubzurückhaltendes Filtermaterial, vorzugsweise
ein Filzstreifen oder ein Docht aus Polpropylen, eingearbeitet ist.
4. Verfahren zur Befüllung von flexiblen Großgebinden, dadurch gekennzeichnet, daß das
Füllmaterial vor der Abfüllung vorentlüftet wird und beim Befüllen eine weitere Entlüftung
über die Nähte des Gebindes vorgenommen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorentlüftung mittels Vakuum
über luftdurchlässige Trennwände aus porösem Material, vorzugsweise Sintermetall,
Gewebe oder Sinterkunststoffe erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigung der porösen
Trennwände und der damit verbundene Produkttransport durch intervallmäßiges, wechselseitiges
Ansaugen und Abwerfen der verdichteten Produktschicht, vorzugsweise mittels Preßluft,
geschieht.
7. Verfahren nach Anspruch 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Intervall-Steuerung
des Vakuums und der Preßluft mittels rechnergesteuerten Ventilen erfolgt.
8. Verfahren nach Anspruch 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Füllgut eine Schüttdichte
von 20 bis 150 g/l aufweist und das Füllgewicht 90 bis 350 kg beträgt.
9. Verfahren nach Anspruch 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Füllgut pyrogen erzeugte
Kieselsäure oder eine Modifikation davon ist.