[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Abgabe eines Notrufs,
umfassend eine mobile Kommunikationseinheit, eine Positionserfassungseinrichtung und
einen manuell betätigkaren Alarmschalter.
[0002] Derartige Vorrichtungen sind in jüngster Zeit für die verschiedensten Anwendungsgebiete
bekannt geworden. Wesentlich begünstigt werden diese Entwicklungen durch sehr kleine
und preisgünstige GPS-Empfänger, die eine verhältnismäßig genaue Lokalisierung ermöglichen.
Dieser GPS-Empfänger wird dazu zusammen mit einer GSM-Einheit, die im Falle einer
aufgrund der Umgebung bzw. Witterung erfolgenden Abschaffung des GPS-Signals die Ortung
übernimmt, in einem Mobilfunktelefon integriert, über das im Notfall eine Alarmmeldung
mit einer Positionsangabe an eine Zentrale gesendet wird. Dazu wird eine Notrufnummer
gespeichert und einer bestimmten Notruftaste zugeordnet. Durch Betätigung dieser Notruftaste
wird die Notrufnummer automatisch gewählt und die Positionsangabe an die Zentrale
weitergeleitet. Je nach Anwendungsfall wird dann eine Kommunikationsverbindung aufgebaut
oder aber die Zentrale leitet Einsatzkommandos wie Polizei oder Feuerwehr zum Ort
des Notrufs. Bei einigen Anwendungsfällen, wie beispielsweise Seglern in Seenot ist
die Betätigung der Notruftaste unkritisch, da diese meist körperlich noch wohlauf
sind. Bei Personen mit einem hohen Gesundheitsrisiko wie Herzinfarktpatienten oder
Schlaganfallpatienten können diese im Notfall derart von einem Anfall überrascht werden,
daß diese keine Zeit mehr haben, einen Notruf abzusetzen.
[0003] Der Erfindung liegt daher das technische Problem zugrunde, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Abgabe eines Notrufs zu schaffen, mittels derer auch Personen mit
einer starken gesundheitlichen und/oder körperlichen Beeinträchtigung sicher und zuverlässig
einen Notruf absetzen können.
[0004] Die Lösung des Problems ergibt sich durch die Merkmale der Patentansprüche 1 und
8. Dabei ist der Notrufvorrichtung ein Sensor zugeordnet, der bestimmte Körperfunktionen
erfaßt und die erfaßten Daten mit in einem Speicher abgelegten Referenzdaten vergleicht.
Die Daten werden in einer Diagnoseeinheit miteinander verglichen und bei abnormen
Abweichungen wird automatisch ein entsprechender Norruf abgesetzt. Dies ermöglicht
insbesondere Personen mit einem hohen Gesundheitsrisiko, die jederzeit mit einem ohne
schnelle Hilfeleistung für sie lebensgefährlichen Anfall rechnen müssen, eine erhöhte
Mobilität, da diese auch ohne Begleitung beispielsweise Spaziergänge oder ähnliches
unternehmen können. Die Notrufvorrichtung ist des weiteren für die häusliche Nachsorge
nach Operationen oder für ein betreutes Wohnen von gebrechlichen Menschen geeignet.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0005] Der Sensor zur Erfassung von Körperfunktionen ist vorzugsweise als Lage-, Temperatur-,
Puls-, Blutdruck-, Blutzucker-, Blutsauerstoffkonzentrations- und /oder Schweißsensor
ausgebildet. Diese Sensoren sind bereits teilweise von Jogging- oder Fahrradcomputern
bekannt, wo diese in Form eines Armbandes um das Handgelenk angelegt werden. Ein Schweißsensor
läßt sich z.B. durch eine Messung des elektrischen Hautwiderstandes realisieren. Nichtinvasive
Blutzuckersensoren auf optischer Basis sind bereits in der Erprobung, weisen jedoch
für quantitative Messungen noch einige Probleme auf. Daher kann im Notfall auch auf
die bekannten invasiven Sensoren zurückgegriffen werden. Ähnliches gilt für die Blutsauerstoffkonzentrations-Sensoren.
Des weiteren können auch online EKG/EEG-Sensoren zur Anwendung kommen. Durch Kombination
dieser Sensoren lassen sich bereits sehr viele verschiedene gesundheitlich bedenkliche
Situationen erfassen.
[0006] Zur Erhöhung des Komfort und damit der Akzeptanz wird der Sensor als separate Einheit
ausgebildet, die dann drahtlos, beispielsweise per Infrarot mit der Kommunikationseinheit
kommunizieren kann.
[0007] Um die Kommunikationsverbindung auch aufbauen zu können, falls die Kommunikationseinheit
sich nicht unmittelbar bei der Person befindet, beispielsweise weil diese die Kommunikationseinheit
bei einem Sturz verloren hat, ist die Empfindlichkeit von Mikrofon und Lautsprecher
veränderbar.
[0008] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher
erläutert. Die einzige Figur zeigt ein schematisches Blockschaltbild einer Notrufvorrichtung.
[0009] Die Notrufvorrichtung 1 umfaßt eine mobile Kommunikationseinheit 2, mit mindestens
einem Sensor 3 zur Erfassung von Körperfunktionen, einen Speicher 4 mit Referenzdaten
für die Körperfunktionen, eine Diagnoseeinheit 5, eine Sprach-Ein- und Ausgabeeinheit
6, eine Positionserfassungseinheit 7, einen Controller 8 und ein Interface 9.
[0010] Die Notrufeinrichtung 1 wird individuell auf eine Person eingestellt. Hierzu werden
vorab von der Person Gesundheitsdaten von einem Arzt erstellt und in dem Speicher
4 abgelegt. Dies können beispielsweise EKG-, Blutdruck- und Pulsdaten sein. Der Sensor
3, der vorzugsweise als Armband ausgebildet ist, erfaßt die zu den Referenzdaten entsprechenden
aktuellen Gesundheitsdaten. Die durch den Sensor 3 erfaßten Daten werden in der Diagnoseeinheit
5 mit den Referenzdaten im Speicher 4 verglichen. Da aufgrund klimatischer Bedingungen
oder körperlicher Anstrengungen die Meßdaten schwanken, muß dies in der Diagnoseeinheit
5 durch entsprechende Schwellenwerte berücksichtigt werden. Überschreitet jedoch die
Differenz zwischen der erfaßten Daten und den Referenzdaten den oder die vorgegebenen
Schwellenwerte, so kann auf einen akuten Notfall geschlossen und Alarm ausgelöst werden.
Dazu werden dann die erfaßten Daten des Sensors 3 mit den aktuellen Positionsdaten
der Positionserfassungseinheit 7 im Controller 8 aufbereitet und über das Interface
9 an die Kommunikationseinheit 2 übertragen, von wo diese an eine Zentrale übermittelt
werden. Mit der Übermittlung an die Zentrale wird zwischen dieser und der Kommunikationseinheit
2 eine Kommunikationsverbindung aufgebaut. Über diese kann die Zentrale die in Not
geratene Person nach weiteren Einzelheiten wie Befinden oder Aufenthaltsort befragen
und die Person kann antworten. Die über die Sprach-Ein- und Ausgabeeinheit 6 eingegebenen
akustischen Signale werden dazu im Controller 8 mit den anderen Daten gemischt und
gemeinsam übertragen. Da die Kommunikationseinheit 2 vorzugsweise als handelsübliches
Mobilfunktelefon ausgebildet ist, können das vorhandene Mikrofon und der Lautsprecher
genutzt werden. Da jedoch nicht immer bei einem Unfall oder Anfall gewährleistet ist,
daß die Person das Mobilfunktelefon in unmittelbarer Reichweite hat, kann eine separate
Sprach-Ein- und Ausgabeeinheit 6 vorgesehen sein, die wie der Sensor 3 unmittelbar
an der Person angeordnet ist. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Empfindlichkeit
des Mikrofons und des Lautsprechers zu erhöhen. Im einfachsten Fall geschieht dies
automatisch bei jeder Alarmauslösung. Da dies jedoch eine normale Sprachübermittlung
stören würde, wird die Empfindlichkeit vorzugsweise nur situationsbedingt verändert.
Hierzu wiederum bieten sich zwei Möglichkeiten an. Entweder sendet die Zentrale ein
die Empfindlichkeit veränderndes Steuersignal, falls keine akustischen Signale empfangen
werden, oder aber das Mikrofon regelt sich selbst hoch, falls keine akustischen Signale
aufgenommen werden. Dadurch kann, falls die Person nicht bewußtlos ist, ein Sprechkontakt
aufrechterhalten werden, auch wenn die Kommunikationseinheit 2 sich nicht unmittelbar
bei der Person befindet. Des weitern kann die Empfindlichkeit des Mikrofons derart
erhöht werden, daß das Mikrofon wie ein Stethoskop beispielsweise Herztöne erfaßt.
[0011] Die Sensoren 3 zur Erfassung der Körperfunktionen sind vorzugsweise als nichtinvasive
Sensoren 3 ausgebildet, was für die zu überwachende Person angenehmer ist. Dabei kommen
vorzugsweise Druck-, Temperatur- und Lagesensoren, die als Unfall-Sensoren arbeiten,
der Mikrosystemtechnik zur Anwendung. Zur Erfassung der Schweißabsonderung können
neuartige chemische Sensoren oder Hautwiderstandsmessungen zum Einsatz kommen. Speziell
für Diabetes-Patienten kann jedoch auch ein invasiver Sensor verwendet werden, der
insbesondere bei einem Notfall die Blutzuckerkonzentration mißt und an die Zentrale
überträgt, so daß diese bereits die entsprechenden Vorbereitungen treffen kann. Welche
Sensoren 3 zum Einsatz kommen bzw. welche Körperfunktionen erfaßt werden, ist dabei
stets individuell an die jeweiligen Risikofaktoren der Person anzupassen.
[0012] Die Positionserfassungseinrichtung 7 ist vorzugsweise als GPS-Empfänger, GSM-Einheit
bzw. auf Basis nachfolgender Mobilfunk-Standards und/oder als Peilsender ausgebildet.
Die Positionserfassungseinheit 7 erfaßt periodisch die aktuelle Position der Person,
die dann kontinuierlich in einen Speicher geschrieben und temporär gespeichert wird.
Ist der Speicher voll, so werden sukszessive die ersten Positionsangaben überschrieben.
Dazu kann der Speicher beispielsweise als Schieberegister ausgebildet sein. Alternativ
kann auch ein RAM-Baustein zur Anwendung kommen, dessen selektierte Adresse kontinuierlich
durch einen Zähler erhöht und bei Erreichen der letzten Adresse der Zähler erneut
gestartet wird. Im Noffall wird dann der Speicherinhalt von der Kommunikationseinheit
2 an die Zentrale gesendet wird, so daß bei Ortungsschwierigkeiten im Notfall der
zurückgelegte Weg rekonstruierbar ist. Zur Sicherheit kann der Speicherinhalt auch
periodisch an die Zentrale gesendet werden, um bei einer Zerstörung der Vorrichtung
oder anderen technischen Problemen Anhaltspunkte für den letzten Aufenthalt der Person
zu haben. Gegebenenfalls können mit der periodisch gesendeten Positionsangabe auch
die jeweils aktuell ermittelten Körperfunktionsdaten mitübertragen werden. Nach Absezuzng
des Notrufs wird dann vorzugsweise der Peilsender aktiviert, um so den Rettungsmannschaften
eine weitere Lokalisierungshilfe zur Verfügung zu stellen.
[0013] Wie bereits ausgeführt, können der Sensor 3 und andere Komponenten als baulich separate
Einheit zur Kommunikationseinheit 2 ausgebildet sein. In diesen Fällen findet vorzugsweise
eine drahtlose Datenübertragung zum Controller 8 oder zum Interface 9 statt. Dies
kann beispielsweise mittels Infrarot- oder HF-Übertragungen realisiert werden.
[0014] Der Speicher 4 für die Referenzdaten ist vorzugsweise als E- oder EE-PROM mit Sockel
ausgebildet. Dies ermöglicht einerseits die Anpassung der Referenzdaten, falls diese
sich im Laufe der Zeit verändern und andererseits die Nutzung der Notrufvorrichtung
1 durch verschiedene Personen, wobei dann einfach die Speicher 4 ausgetauscht werden.
1. Notrufvorrichtung, umfassend eine mobile Kommunikationseinheit, eine Positionserfassungseinrichtung
und einen manuell betätigbaren Alarmschalter,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Notrufvorrichtung (1) mindestens einen Sensor (3) zur Erfassung von Körperfunktionen
und einen Speicher (4) mit Referenz-Körperfunktionsdaten umfaßt, die in einer Diagnoseeinheit
(5) vergleichbar sind, wobei bei Überschreitung vorgegebbarer Schwellenwerte ein automatischer
Notruf absetzbar ist.
2. Notrufvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sensor (3) als
Lage-, Temperatur-, Puls-, Blutdruck-, Blutzucker-, Blutsauerstoffkonzentrations-
und/oder Schweißsensor ausgebildet ist.
3. Notrufvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Sensor (3)
als separate Einheit ausgebildet ist, die über ein Interface drahtlos kommunizierbar
mit der Kommunikationseinheit (2) ausgebildet ist
4. Notrufvorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Empfindlichkeit der Mikrofons und des Lautsprechers der Kommunikationseinheit
(2) und/oder einer separaten Sprach-Ein- und Ausgabeeinheit (6) veränderbar sind.
5. Notrufvorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Positionserfassungseinrichtung (7) als GPS-Empfänger und GSM-Einheit ausgebildet
ist.
6. Notrufvorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Positionserfassungseinrichtung (7) ein Peilsender zugeordnet ist, der durch
die Absetzung eines Notrufs aktivierbar ist.
7. Notrufvorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Notrufvorrichtung (1) einen weiteren Speicher umfaßt, in dem die periodisch
erfaßten Positionsdaten zwischerspeicherbar sind.
8. Verfahren zur Abgabe eines Notrufes mittels einer Vorrichtung nach einem der vorangegangen
Ansprüche, umfassend folgende Verfahrensschritte:
a) kontinuierliches oder periodisches Erfassen von Körperfunktionen mittels des Sensors
(3),
b) periodisches Erfassen der jeweils aktuellen Position und Zwischenspeichern der
Positionsangabe in einem Speicher,
c) Vergleichen der gemäß Verfahrensschritt a) erzeugten Daten mit dem im Speicher
(4) abgelegten Referenzdaten und
d) Absetzen eines Notrufs, falls die erfaßten Daten eine abnorme Abweichung von den
Referenzdaten aufweisen, wobei mit dem Notruf die aktuelle Position, die zwischengespeicherten
Positionsangaben und die erfaßten Daten des Sensors (3) übertragen werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß nach Absetzung eines Notrufs
die Empfindlichkeit des Mikrofons und des Lautsprechers der Kommunikationseinheit
(2) und/oder der Sprach-Ein- und Ausgabeeinheit (6) erhöht werden.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß nach Absetzen des Notrufs
kontinuierlich die aktuellen Daten des Sensors (3) zu der Zentrale übertragen werden.