[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Wandleranordnung für teil- oder vollimplantierbare
Hörgeräte zur direkten mechanischen Anregung des Mittel- oder Innenohres, versehen
mit einem am Implantationsort mit Bezug auf den Schädel fixierbaren Gehäuse und einem
mit Bezug auf das Gehäuse beweglichen, mechanisch steifen Koppelelement, wobei in
dem Gehäuse ein elektromechanischer Wandler untergebracht ist, mit dem sich das Koppelelement
in Schwingungen versetzen läßt, die nach erfolgter Implantation der Wandleranordnung
auf ein Mittelohr-Ossikel oder direkt auf das Innenohr übertragen werden.
[0002] Eine derartige Wandleranordnung ist aus EP 0 499 940 bekannt. Hierbei wird vorgeschlagen,
eine Wand des Gehäuses als schwingfähige Membran auszuführen, die mit einer auf der
Innenseite aufgebrachten piezoelektrischen Keramikscheibe ein elektromechanisch aktives
Heteromorph-Verbundelement darstellt. Obschon eine derart aufgebaute Hörgeräte-Wandleranordnung
problemlos implantiert werden kann und sich damit allgemein gute Ergebnisse erzielen
lassen, hat sich jedoch gezeigt, daß das über die piezoelektrisch Keramikscheibe angetriebene
Koppelelement bei niedrigen auf das Mittelohr-Ossikel oder direkt auf das Innenohr
zu übertragenden Frequenzen Auslenkungen bewirkt, die für einen adäquaten Lautstärkepegel
bei mittleren und größeren Hörverlusten unzureichend sein können. Dies gilt insbesondere
bei den für ein Implantat vorgegebenen, geringen elektrischen Spannungen.
[0003] Aus US 5 624 376 ist ein auf dem elektromagnetischen Prinzip beruhender Wandler für
teil- oder vollimplantierbare Hörgeräte bekannt, bei welchem ein Dauermagnet zusammen
mit zwei zugeordneten Polstücken in einem zylindrischen Gehäuse lose aufgehängt ist,
während eine mit dem Dauermagneten zusammenwirkende Induktionsspule in einem von den
Polstücken begrenzten zylindrischen Luftspalt sitzt und mit einer Gehäusewand fest
verbunden ist. Bei Beaufschlagung der Spule mit Wechselspannung wird die aus dem Dauermagneten
und den Polstücken bestehende Masse in Schwingungen versetzt. Diese Masse ist mit
dem Gehäuse mechanisch gekoppelt, und das Gehäuse ist seinerseits zur Anbringung an
einer schwingfähigen Struktur des Ohres ausgelegt. Wird die Masse in Schwingungen
versetzt, soll dies Trägheitsschwingungen des Gehäuses bewirken, um so die schwingfähigen
Struktur des Ohres zu stimulieren. Die bei dieser Anordnung vorgesehene Lagerung des
Gehäuses samt Wandler an einer schwingfähigen Struktur des Ohres, insbesondere auf
der Ossikelkette, bringt besondere chirurgische Probleme mit sich.
[0004] In Fredrickson et al.

Ongoing investigations into an implantable electromagnetic hearing aid for moderate
to severe sensorineural hearing loss", Otolaryngolic Clinics of North America, Vol.
28, Nr. 1, Febr. 1995, ist ein implantierbarer Mittelohrwandler erwähnt, bei dem es
sich um einen elektromagnetischen Motor handelt, der in einem hermetisch dichten Gehäuse
aus rostfreiem Stahl untergebracht ist und der eine biokompatible Sondenspitze antreibt.
Die Sondenspitze greift in eine mittels Laserstrahl ausgebildete Öffnung des Incus.
Es ist weder erkennbar, wie der elektromagnetische Motor aufgebaut ist, noch wie Schwingungen
von dem elektromagnetischen Motor auf die Sondenspitze übertragen werden.
[0005] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Hörgeräte-Wandleranordnung der eingangs
genannten Art zu schaffen, die auch relativ niederfrequente Schwingungen zur Übertragung
auf ein mit der Wandleranordnung direkt mechanisch gekoppeltes Mittelohr-Ossikel oder
direkt auf das Innenohr mit ausreichender Amplitude erzeugen kann, die gleichwohl
mit relativ geringer Energie auskommt und die sich chirurgisch problemlos implantieren
läßt.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einer Hörgeräte-Wandleranordnung der eingangs genannten Art
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der elektromechanische Wandler als Elelctromagnetanordnung
ausgebildet ist, die ein mit Bezug auf das Gehäuse fixiertes Bauteil sowie ein schwingfähiges
Bauteil aufweist, welches mit dem Koppelelement derart in Verbindung steht, daß Schwingungen
des schwingfähigen Bauteils auf das Koppelelement übertragen werden.
[0007] Die erfindungsgemäße Lösung hat den Vorteil, daß die Wandleranordnung entsprechend
einfach und problemlos wie der piezoelektrische Wandler gemäß EP 0 499 940 implantiert
werden kann, weil sich das Wandlergehäuse mit Bezug auf die Knochenstruktur des Schädels
fixieren läßt. Zugleich kann aber wegen der Nutzung des elektromagnetischen Wandlerprinzips
ein auch für niedrige Frequenzen des Hörbereichs besonders günstiger Frequenzgang
des Wandlers erreicht werden, so daß ein adäquater Höreindruck bei ausreichendem Lautstärkepegel
mit den bei einem Implantat notwendigerweise geringen elektrischen Spannungen ermöglicht
wird.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Insbesondere kann eine Wand des Gehäuses als schwingfähige Membran ausgeführt sein,
an deren Innenseite das schwingfähige Bauteil befestigt ist und mit deren Außenseite
das Koppelelement verbunden ist.
[0010] Das Gehäuse ist zweckmäßig als hermetisch dichtes und biokompatibles Gehäuse ausgeführt.
Es ist vorteilhaft zylindrisch ausgebildet, und weist eine Umfangswand sowie zwei
im wesentlichen parallel zueinander verlaufende, kreisförmige Stirnwände auf von denen
die eine die schwingfähige Membran bildet, während die andere mit der Umfangswand
des Gehäuses einstückig verbunden sein kann.
[0011] Vorzugsweise sind sowohl das schwingfähige Bauteil als auch das Koppelelement im
wesentlichen im Zentrum der die schwingfähige Membran bildenden Gehäusestirnfläche
befestigt.
[0012] Mit der Innenseite der Membran ist bevorzugt ein das schwingfähige Bauteil bildender
Dauermagnet verbunden, während eine elektromagnetische Spule in dem Gehäuse fest angebracht
ist, um den Dauermagneten in Schwingungen zu versetzen. Dabei ist vorteilhaft der
Dauermagnet als Magnetstift ausgebildet, und die Spule ist eine Ringspule mit einer
Mittelöffnung, in welche der Magnetstift eintaucht. Auf diese Weise wird eine Wandleranordnung
mit besonders kleiner bewegter Masse erhalten, die Änderungen des an die Magnetspule
angelegten elektrischen Signals rasch und getreu folgen kann. Grundsätzlich ist es
aber auch möglich, die Magnetspule an der schwingfähigen Membran zu befestigen und
den Magneten mit Bezug auf das Gehäuse zu fixieren.
[0013] Gegenstand der Erfindung ist ferner ein voll- oder teilimplantierbares Hörgerät,
das mit einer Wandleranordnung der vorliegend offenbarten Art versehen ist.
[0014] Bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung werden nachstehend unter
Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Schnittansicht eines erfindungsgemäßen Wandlers in einer ersten
Ausführungsform; und
- Fig. 2
- einen schematischen Schnitt durch ein menschliches Ohr mit einem implantierten Hörgerät,
das mit einem Wandler gemäß Fig. 1 ausgestattet ist.
[0015] In Fig. 1 ist eine implantierbare Wandleranordnung 10 eines Hörgeräts zur direkten
mechanischen Anregung des Mittel- oder Innenohrs dargestellt. Zur Schallaufnahme dient
gemäß Fig. 2 ein als Mikrofon 58 ausgebildeter Aufnehmer, der vorzugsweise ebenfalls
implantierbar ist. Die Wandleranordnung 10 ist mit einem hermetisch dichten, biokompatiblen,
zylindrischen Gehäuse 14, vorzugsweise aus Metall, beispielsweise Titan, Niob, Tantal,
Iridium oder deren Legierungen, versehen. Das Gehäuse 14 ist mit Inertgas 16 gefüllt.
Das Gehäuse 14 weist eine Umfangswand 11 und zwei zu der Umfangswand 11 senkrecht
verlaufende, kreisförmige Stirnwände 12 und 18 auf Die eine Stirnwand des Gehäuses
14 ist als dünne, schwingfähige Membran 18 ausgebildet, an deren Außenseite, vorzugsweise
im Zentrum der Außenseite, ein mechanisch steifes Koppelelement 20 zur mechanischen
Schwingungsankopplung an ein Mittelohr-Ossikel oder direkt an das Innenohr angebracht,
zum Beispiel angeschweißt oder angeklebt, ist. Die andere Stirnseite 12 ist mit der
Umfangswand 11 des Gehäuses einstückig verbunden
[0016] An der Innenseite der Membran 18 ist mittig, zum Beispiel mittels einer Klebeverbindung,
ein stiftförmiger Dauermagnet 30 befestigt, der in eine Mittelöffnung der Ringspule
32 eintaucht und darin verschiebbar ist. Die Spule 32 ist in nicht näher dargestellter
Weise mit dem Gehäuse 14 fest verbunden, beispielsweise mit diesem verklebt. In die
Stirnwand 12 ist eine elektrisch isolierende, hermetisch dichte Durchführung 26 eingesetzt.
Anschlußdrähte 34 der Spule 32 sind mit nach außen aus dem Gehäuse 14 herausgeführten
elektrischen Anschlüssen 36 verbunden.
[0017] Eine Erregung der Spule 32 durch Anlegen einer Wechselspannung an die Anschlüsse
36 bewirkt eine Verschiebung des Dauermagneten 30 relativ zu der gehäusefesten Spule
32 und damit eine Auslenkung der Membran 18. Diese Auslenkung wird über das Koppelelement
20 auf ein Mittelohr-Ossikel bzw. direkt auf des Innenohr übertragen. Das Koppelelement
20 kann insbesondere als Koppelstange ausgebildet und beispielsweise über einen dünnen
Draht- oder Hohldrahtbügel oder einen Bügel aus einem kohlefaserverstärkten Verbundwerkstoff
mit der Ossikelkette verbunden sein. Geeignete Anordnungen dieser Art sind in der
älteren DE-Patentanmeldung 197 38 587.7 näher erläutert.
[0018] Fig. 2 zeigt ein insgesamt mit 51 bezeichnetes implantiertes Hörgerät, das mit einer
Wandleranordnung 10 der vorstehend erläuterten Art ausgestattet ist.
[0019] Das Hörgerät 51 weist ferner eine Akkumulatoreinheit 53, eine Ladeempfangsspule 54
und ein Elektronikmodul 55 auf. Die Komponenten 53, 54 und 55 sind in einem hermetisch
dichten Gehäuse 56 untergebracht, das im Mastoid 57 implantiert und mit Bezug auf
den Schädel fixiert ist. An das Elektronikmodul 55 sind die Wandleranordnung 10 und
das Mikrofon 58 über Leitungen 59 beziehungsweise 60 angeschlossen. Das Koppelelement
20 ist mit der Ossikelkette 62 gekoppelt. Zu einer tragbaren Ladeeinheit 63 gehört
eine Ladesendespule 64, die zum transkutanen Laden der Akkumulatoreinheit 53 mit der
Ladeempfangsspule 54 induktiv gekoppelt werden kann. Eine Fernsteuereinheit ist bei
65 angedeutet. Ein solches Hörgerät ist beispielsweise aus US-PS 5,277,694 bekannt
und bedarf daher keiner näheren Beschreibung.
1. Wandleranordnung für teil- oder vollimplantierbare Hörgeräte zur direkten mechanischen
Anregung des Mittel- oder Innenohres, versehen mit einem am Implantationsort mit Bezug
auf den Schädel fixierbaren Gehäuse (14) und einem mit Bezug auf das Gehäuse beweglichen,
mechanisch steifen Koppelelement (20), wobei in dem Gehäuse ein elektromechanischer
Wandler (30, 32) untergebracht ist, mit dem sich das Koppelelement in Schwingungen
versetzen läßt, die nach erfolgter Implantation der Wandleranordnung auf ein Mittelohr-Ossikel
oder direkt auf das Innenohr übertragen werden, dadurch gekennzeichnet, daß der elektromechanische Wandler als Elektromagnetanordnung (30, 32) ausgebildet
ist, die ein mit Bezug auf das Gehäuse fixiertes Bauteil (32) sowie ein schwingfähiges
Bauteil (30) aufweist, welches mit dem Koppelelement (20) derart in Verbindung steht,
daß Schwingungen des schwingfähigen Bauteils auf das Koppelelement übertragen werden.
2. Wandleranordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Wand des Gehäuses
(14) als schwingfähige Membran (18) ausgeführt ist, an deren Innenseite das schwingfähige
Bauteil (30) befestigt ist und mit deren Außenseite das Koppelelement (20) verbunden
ist.
3. Wandleranordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gehäuse (14) als hermetisch dichtes und biokompatibles Gehäuse ausgeführt
ist.
4. Wandleranordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gehäuse (14) zylindrisch ausgebildet ist und eine Umfangswand (11) sowie zwei
im wesentlichen parallel zueinander verlaufende, kreisförmige Stirnwände (12, 18)
aufweist.
5. Wandleranordnung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die eine Stirnwand des
Gehäuses (14) die schwingfähige Membran (18) bildet.
6. Wandleranordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die andere Stirnwand
(12) des Gehäuses (14) mit der Umfangswand (11) des Gehäuses einstückig verbunden
ist.
7. Wandleranordnung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das
schwingfähige Bauteil (30) im wesentlichen im Zentrum der die schwingfähige Membran
(18) bildenden Gehäusestirnfläche befestigt ist.
8. Wandleranordnung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das
Koppelelement (20) im wesentlichen im Zentrum der die schwingfähige Membran (18) bildenden
Gehäusestirnfläche befestigt ist.
9. Wandleranordnung nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß mit
der Innenseite der Membran (18) ein das schwingfähige Bauteil bildender Dauermagnet
(30) verbunden ist, und eine elektromagnetische Spule (32) in dem Gehäuse (14) fest
angebracht ist, um den Dauermagneten in Schwingungen zu versetzen.
10. Wandleranordnung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Dauermagnet (30)
als Magnetstift ausgebildet ist und die Spule (32) eine Ringspule mit einer Mittelöffnung
(33) ist, in welche der Magnetstift eintaucht.
11. Voll- oder teilimplantierbares Hörgerät mit einer Wandleranordnung (10) nach einem
der vorhergehenden Ansprüche.