Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Turbinenstufe mit radialer Zuströmung und
axialer Abströmung, bei der eine Hauptströmung in einer Leitbeschaufelung radial zu
einer Maschinenachse hin gerichtet ist und eine Laufbeschaufelung in axialer Hauptströmungsrichtung
durchströmt wird, wobei eine gehäuseseitige Kanalwand und eine nabenseitige Kanalwand
einen Strömungskanal einschliessen, welcher Strömungskanal aus einem radial verlaufenden
Teil, einem in axialer Hauptrichtung verlaufenden Teil, und einer Radial-Axial-Strömungsumlenkung
besteht, welche Radial-Axial-Strömungsumlenkung eine radiale Hauptströmung in eine
axiale Hauptströmung umlenkt.
Stand der Technik
[0002] Die erste Stufe einer Dampfturbogruppe wird häufig in radial-axialer Bauart ausgeführt,
bei der die Leitbeschaufelung in radialer und die Laufbeschaufelung in axialer Hauptrichtung
durchströmt werden. Ein Hauptvorteil dieser Anordnung ist darin zu sehen, dass durch
eine einfach vorzunehmende Umstaffelung der Leitschaufeln eine Anpassung der Leistungs-
und Volumenstromklasse erfolgen kann. Die radial angeströmten Leitschaufeln können
in diesem Falle beidseitig am Gehäuse befestigt sein, so, dass hier keine Dichtung
gegenüber der rotierenden Welle eingebaut werden muss. Andererseits muss durch die
notwendige Radial-Axial-Strömungsumlenkung eine sehr inhomogene und verlustbehaftete
Anströmung des Laufrades in Kauf genommen werden. Aufgrund der Strömungsumlenkung
wird ein radialer Druckgradient im Strömungskanal induziert, dergestalt, dass der
Druck vom Gehäuse zur Nabe hin zunimmt. Insbesondere bei einem kleinen Abströmwinkel
des Leitgitters und einer daraus resultierenden drallarmen Strömung zwischen Leit-
und Laufgitter besteht darüber hinaus die Gefahr einer gehäuseseitigen Strömungsablösung
beim Übergang von der radialen zur axialen Hauptströmung. Beide Faktoren führen potentiell
zu schädlichen Sekundärströmungen im unmittelbar stromab gelegenen Laufrad.
[0003] Leckageströmungen, die etwa aus einer Dichtung zwischen einem Schubausgleichskolben
und dem Strömungskanal resultieren, können zu einer zusätzlichen Fehlanströmung des
Laufgitters in Nabennähe führen.
Darstellung der Erfindung
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, bei einer Turbinenstufe mit radialer Zuströmung
und axialer Abströmung, bei der eine Hauptströmung in einer Leitbeschaufelung radial
zu einer Maschinenachse hin gerichtet ist und eine Laufbeschaufelung in axialer Hauptströmungsrichtung
durchströmt wird, wobei eine gehäuseseitige Kanalwand und eine nabenseitige Kanalwand
einen Strömungskanal einschliessen, welcher Strömungskanal aus einem radial verlaufenden
Teil, einem in axialer Hauptrichtung verlaufenden Teil, und einer Radial-Axial-Strömungsumlenkung
besteht, welche Radial-Axial-Strömungsumlenkung eine radiale Hauptströmung in eine
axiale Hauptströmung umlenkt, eine möglichst homogene Anströmung des Laufgitters zu
schaffen.
[0005] Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass stromab der Radial-Axial-Strömungsumlenkung
der in axialer Hauptrichtung gerichtete Teil des Strömungskanals in einem ersten Abschnitt
von der Maschinenachse weg weist, und unmittelbar vor der Laufbeschaufelung in rein
axialer Richtung verläuft.. Durch die Krümmung der Hauptstromlinie entgegen der ursprünglichen
Umlenkung wird eine Homogenisierung der Axialgeschwindigkeit und des Druckes über
der Kanalhöhe erreicht.
[0006] Aufgrund der vergrösserten Länge des Zuströmkanals kann es abhängig von der Kanalgeometrie
zu einem unerwünscht starken Anwachsen der Grenzschichten kommen. Innerhalb der Grenzschicht
stellt sich, abhängig von der spezifischen Stufenkinematik, unter Umständen insbesondere
nabenseitig ein krasses Missverhältnis von Axial- und Umfangsgeschwindigkeit ein:
Zur Nabe hin nimmt aufgrund der Rotation der Welle die Umfangsgeschwindigkeit des
Arbeitsmediums weniger stark ab als die Axialkomponente. In der nabenseitigen Grenzschicht
wandert der Staupunkt der Anströmung einer Laufschaufel somit auf die Druckseite,
wodurch die akute Gefahr der saugseitigen Ablösung besteht. Die radiale Ausdehnung
des betroffenen Schaufelbereichs wird verkleinert, indem die Strömung unmittelbar
vor dem Laufradeintritt in Richtung der Maschinenachse beschleunigt, das heisst der
Querschnitt des Strömungskanals verkleinert, wird.
[0007] Unmittelbar stromab der Radial-Axial-Strömungsumlenkung hingegen ist eine Querschnittserweiterung
des Strömungskanals von Vorteil. Bei geringem Drall der Leitrad-Abströmung steigt
hierdurch einerseits die Ablösegefahr der Strömung auf der Gehäuseseite, jedoch werden
die nabenseitig vorliegenden ausgeprägten Geschwindigkeitsmaxima abgebaut, was ebenfalls
zu einer Vergleichmässigung des Axialgeschwindigkeitsprofils beiträgt. Die Querschnittserweiterung
ist, wie unten dargestellt, ebenso von Vorteil, wenn eine Leckageströmung zugemischt
werden muss.
[0008] Bei Maschinen der eingangs erwähnten Bauart ist häufig auf der Einströmseite ein
Schubausgleichskolben auf der Welle angeordnet. In diesem Fall muss eine Leckageströmung
aus der Abdichtung zwischen Welle und Gehäuse in den Überströmkanal zwischen Leit-
und Laufbeschaufelung eingebracht werden. Die Leckageströmung birgt jedoch ein zusätzliches
Potential zur Störung der Hauptströmung und der Fehlanströmung des Laufgitters. Dieser
Störeffekt kann durch mehrere, teilweise bereits vorweggenommene Massnahmen deutlich
reduziert werden. Hierzu wird der Austrittsspalt der Dichtung nabenseitig am stromab
gelegenen Ende der Radial-Axial-Strömungsumlenkung plaziert. Durch die Strömungsumlenkung
einerseits und die stromab gelegene Querschnittserweiterung des Strömungskanals besteht
somit an der Stelle, an der der Leckagestrom eingebracht wird, ein Gebiet hohen Druckes
im Überströmkanal, wodurch der Leckagemassenstrom bei gegebener Dichtungsgeometrie
reduziert wird. Zusätzlich kann der Austrittsspalt der Dichtung so ausgebildet werden,
dass die Leckage möglichst parallel zur Hauptströmung entlang der Nabe geführt wird,
wodurch potentielle schädliche Wechselwirkungen mit der Hauptströmung nochmals reduziert
werden.
[0009] Im folgenden wird ein Beispiel für die Ausführung der Erfindung anhand der Zeichnung
erläutert.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0010] Die einzige Figur zeigt ein Beispiel für die erfindungsgemässe Ausführung einer radial-axialen
Turbinenstufe.
[0011] Der Aussenradius der Strömungsumlenkung wird zwar durch das Gehäuse gebildet, aufgrund
der Funktion wird dennoch die Bezeichnung "nabenseitige Strömungsumlenkung" gebraucht.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0012] Bei der in der Abbildung dargestellten radial-axialen Turbinenstufe strömt das Arbeitsmedium
aus der asymmetrisch ausgebildeten Einströmspirale durch den Einströmkanal 40 in radialer
Richtung durch das Leitgitter Le in den Überströmkanal 50, und wird in der durch die
Kanalwände 25, 26 gebildete Radial-Axial-Strömungsumlenkung in axiale Richtung gelenkt.
Erfindungsgemäss werden die Kanalwände 27, 28 bis zum Eintritt in das Laufgitter La
so gestaltet, dass der Hauptstromlinie 51 unmittelbar stromab der Radial-Axial-Strömungsumlenkung
eine radial nach aussen gerichtete Komponente aufgeprägt wird, und die Hauptstromlinie
51 unmittelbar stromauf des Laufrades La wieder in rein axiale Richtung geführt wird.
Im Ausführungsbeispiel erhält die gehäuseseitige Wand 27 des Überströmkanals 50 hierzu
unmittelbar stromab der Umlenkung eine Knickstelle A, stromab derer sie von der Maschinenachse
10 divergent geführt wird. Ab der Gegenknickstelle B verläuft die gehäuseseitige Wand
27 wieder parallel zur Maschinenachse 10, oder auf diese zu. Ebenso wird die nabenseitige
Wand 28 stromab einer Knickstelle AA von der Maschinenachse 10 weg- und ab der Gegenknickstelle
BB wieder parallel geführt.
[0013] Mit Vorteil wird die Lage der nabenseitigen Knickstellen AA und BB eine Strecke stromab
der korrespondierenden gehäuseseitigen Knickstellen A und B gewählt. Hierdurch entsteht
ein divergent-konvergenter Verlauf des Strömungskanals 50 im wesentlich axial gerichteten
Teil des Strömungskanals 50 stromab der Radial-Axial-Strömungsumlenkung. Im divergenten
Teil wird das ausgeprägte Geschwindigkeitsmaximum, das sich an der nabenseitigen Umlenkung
26 ausbildet, abgebaut; weiterhin wird der aus dem DichtungsAustrittsspalt 30 zusätzlich
zugeführte Massenstrom der Hauptströmung unter weitgehender Vermeidung schädlicher
Wechselwirkungen zugeführt. Im konvergentenTeil des Strömungskanals 50 wird die Strömung
stromauf des Laufrades La in axialer Richtung beschleunigt, wodurch gegebenenfalls
auftretende Gebiete übermässiger Laufrad-Fehlanströmung insbesondere an der nabenseitigen
Kanalwand 28 signifikant verkleinert werden.
[0014] Die Lage des Dichtungs-Austrittsspaltes 30 wird mit Vorteil an einer Stelle möglichst
hohen Druckes im Strömungskanal gewählt, und dergestalt, dass durch die Zentrifugalkraft
der Hauptströmung die Eindringtiefe der Leckageströmung in den Strömungskanal begrenzt
wird. Letzteres kann weiterhin dadurch unterstützt werden, dass der Austriftsspalt
30 am Ende der Radial-Axial-Umlenkung plaziert wird, und der Austrittsspalt 30 durch
seine Gestaltung den Leckagestrom möglichst laminar und parallel zur nabenseitigen
Kanalwand 28 führt.
Bezugszeichenliste
[0015]
- 10
- Maschinenachse
- 20
- Gehäuse
- 21
- Nabe
- 25
- gehäuseseitige Strömungsbegrenzung der radial-axial-Umlenkung
- 26
- nabenseitige Strömungsbegrenzung der radial-axial-Umlenkung
- 27
- gehäuseseitige Kanalwand
- 28
- nabenseitige Kanalwand
- 30
- Leckagespalt einer berührungslosen Dichtung
- 40
- radiale Einlaufstrecke
- 41
- Einlaufspirale
- 50
- Überströmkanal vom Leitrad zum Laufrad
- 51
- Hauptstromlinie
- A
- gehäuseseitige Knickstelle
- B
- gehäuseseitige Gegenknickstelle
- AA
- nabenseitige Knickstelle
- BB
- nabenseitige Gegenknickstelle
- Le
- Leitgitter
- La
- Laufgitter
1. Turbinenstufe mit radialer Zuströmung und axialer Abströmung, bei der eine Hauptströmung
in einer Leitbeschaufelung (Le) radial zu einer Maschinenachse (10) hin gerichtet
ist und eine Laufbeschaufelung (La) in axialer Hauptströmungsrichtung durchströmt
wird, wobei eine gehäuseseitige Kanalwand (27) und eine nabenseitige Kanalwand (28)
einen Strömungskanal (50) einschliessen, welcher Strömungskanal aus einem radial verlaufenden
Teil, einem in axialer Hauptrichtung verlaufenden Teil, und einer Radial-Axial-Strömungsumlenkung
besteht, welche Radial-Axial-Strömungsumlenkung eine radiale Hauptströmung in eine
axiale Hauptströmung umlenkt , dadurch gekennzeichnet, dass stromab der Radial-Axial-Strömungsumlenkung
der in axialer Hauptrichtung gerichtete Teil des Strömungskanals (50) in einem ersten
Teil von der Maschinenachse (10) weg weist, und unmittelbar vor der Laufbeschaufelung
(La) in rein axiale Richtung geführt ist.
2. Turbinenstufe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Strömungskanal (50)
unmittelbar stromauf der Laufbeschaufelung (La) eine Abnahme des durchströmten Querschnitts
aufweist.
3. Turbinenstufe nach einem der Ansprüche 1 oder 2,dadurch gekennzeichnet, dass der Strömungskanal
(50) unmittelbar stromab der Radial-Axial-Strömungsumlenkung eine Querschnittserweiterung
aufweist.
4. Turbinenstufe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die gehäuseseitige
Kanalwand (27) zwischen der Radial-Axial-Strömungsumlenkung und dem Laufrad-Eintritt
mindestens eine Knickstelle (A) aufweist, stromab derer die gehäuseseitige Kanalwand
(27) in Hauptströmungsrichtung (51) von der Maschinenachse (10) weg weist, und, dass
stromab der Knickstelle (A) mindestens eine Gegenknickstelle (B) angeordnet ist.
5. Turbinenstufe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die nabenseitige
Kanalwand (28) zwischen der Radial-Axial-Strömungsumlenkung und dem Laufrad-Eintritt
mindestens eine Knickstelle (AA) aufweist, stromab derer die nabenseitige Kanalwand
(28) in Hauptströmungsrichtung (51) von der Maschinenachse (10) weg weist, und, dass
stromab der Knickstelle (AA) mindestens eine Gegenknickstelle (BB) angeordnet ist.
6. Turbinenstufe nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die nabenseitigen Knickstellen
(AA, BB) stromab der korrespondierenden gehäusesitigen Knickstellen (A, B)angeordnet
sind.
7. Turbinenstufe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei der ein Leckagestrom einer berührungslosen
Dichtung in die Hauptströmung einströmt, dadurch gekennzeichnet, dass ein Austrittsspalt
der berührungslosen Dichtung so angeordnet wird, dass der Leckagestrom an einer Stelle
höchsten Druckes im Strömungskanal eingebracht ist.
8. Turbinenstufe nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei der ein Leckagestrom einer berührungslosen
Dichtung in die Hauptströmung einströmt, dadurch gekennzeichnet, dass eine Leckageströmung
parallel zur Hauptströmung geführt ist.