[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine kontinuierliche Feinstahl- oder Drahtstraße,
umfassend, hinter dem Zwischenwalzabschnitt der Straße angeordnete Fertigwalz- und
Maßwalzeinheiten, vor, zwischen und hinter diesen angeordnete Kühlstrecken und Temperaturausgleichsstrecken
sowie, diesen nachgeordnete Walzgutsammeleinrichtungen.
[0002] Drahtstraßen dieser Bauart stellen die anlagetechnische Voraussetzung für ein temperaturkontrolliertes
Walzen dar, mit dem die mechanischen Eigenschaften des Walzgutes verbessert (thermomechanisches
Walzen), dem Walzprozess nachgeschaltete Wärmebehandlungsprozesse eingespart und kontrollierte
Temperaturprofile innerhalb der Walzlinie eingestellt werden können.
[0003] Dieses thermomechanische Walzen stellt wegen der hohen Endwalzgeschwindigkeit beim
Fertigwalzen in den Block-Fertigwalzeinheiten mit kurzen Gerüstabständen und der Aufheizung
des Walzgutes beim Walzen besonders hohe Anforderungen an die Temperaturführung, die
in der Regel eine Temperaturabsenkung auf bestimmte Werte bereits vor dem Fertigwalzen
erfordert.
[0004] Bei einer bekannten Walzstraße (Stahl und Eisen 108, Seiten 75 - 80) wird hinter
dem letzten Gerüst der Zwischenstraße in einer gradlinigen Walzlinie innerhalb einer
verhältnismäßig langen Temperaturausgleichsstrecke, vor der Fertigwalzeinheit, etwa
mittig eine Kühlstrecke vorgesehen, hinter dieser Fertigwalzeinheit eine weitere Kühlstrecke,
dann eine Maßwalzeinheit, an die sich bis zur Walzgutsammeleinrichtung mehrere hintereinander
angeordnete Kühlstrecken anschließen.
[0005] Diese Ausbildungsform erlaubt zwar die Einhaltung, Modifizierung und Kontrolle des
gewünschten Temperaturprofils, erfordert aber wegen der langen Temperaturausgleichsstrecken
und der übrigen Kühlstrecken sehr viel Raum.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße kontinuierliche Feinstahl-
oder Drahtstraße zu schaffen, die ein temperaturkontrolliertes Walzen unter erheblich
geringerem Raumbedarf, ausgehend von einer bekannten Ausbildung einer solchen Walzstraße
(EP 0 571 789 A1), bei der zwischen dem Pilot-Gerüst und der Zwischengerüstgruppe
eine erste Ausgleichsstrecke mit einer, durch einen ersten horizontalen Schlingenbildner
geführten 180°-Schlinge des Walzgutes und zwischen der Zwischengerüst- und der Fertiggerüstgruppe
eine zweite Ausgleichsstrecke mit einer, durch einen zweiten horizontalen Schlingenbildner
geführten 180°-Schlinge des Walzgutes angeordnet ist, wird diese Aufgabe dadurch gelöst,
daß die Fertigwalzeinheit zwei, selbständige Fertigwalzeinheiten aufweist, von denen
die eine Fertigwalzeinheit in einer, hinter dem Zwischenwalzabschnitt über eine Weiche
von einer zweiten Walzlinie abgezweigten, ersten Walzlinie angeordnet ist, die hinter
dieser eine horizontale Umführung und eine, zwischen dieser, an der Fertigwalzeinheit
vorbeiverlaufende Temperaturausgleichsstrecke mit Kühlstrecke sowie eine weitere,
an diese anschließende Umführung aufweist, dem eine, vor der ersten Fertigwalzeinheit
in die zweite Walzlinie führende Weiche nachgeordnet ist, und daß die andere Fertigwalzeinheit
in der, parallel zu dieser ersten Walzlinie verlaufenden zweiten Walzlinie angeordnet
ist. Dabei können, wie die Erfindung weiter vorschlägt, in der zweiten Walzlinie,
hinter der Weiche und vor der Fertigwalzeinheit und der Maßwalzeinheit eine, und hinter
diesen, zwei Kühlstrecken angeordnet werden. Weiter können in der ersten Walzlinie,
unmittelbar hinter der Fertigwalzeinheit und vor der ersten Umführung je eine und
hinter dieser, vor einer Temperaturausgleichsstrecke, eine weitere Kühlstrecke angeordnet
werden. Es empfiehlt sich auch, in den beiden Walzlinien jeweils, unmittelbar vor
der jeweiligen Fertigwalzeinheit Scheren anzuordnen.
[0007] Die so ausgebildete Drahtstraße kann, wie die Erfindung vorschlägt, so betrieben
werden, daß der aus dem Zwischenwalzabschnitt kommende Walzdrahtstrang zunächst über
die Weiche in die erste Walzlinie und dort in die Fertigwalzeinheit eingebracht, über
die Umführungen und die Weiche in die zweite Walzlinie geführt und in der Fertigwalzeinheit
und Maßwalzeinheit fertiggewalzt wird. Der aus dem Zwischenwalzabschnitt kommende
Walzdrahtstrang kann aber auch entweder im geradlinigen Durchlauf in die zweite Walzlinie
eingebracht und in der Fertigwalzeinheit und Maßwalzeinheit oder über die Weiche in
die erste Walzlinie eingebracht, dort in der Fertigwalzeinheit querschnittsverringert,
anschließend über die Umführungen und die Weiche in die zweite Walzlinie geführt,
nach Leerdurchgang durch die Fertigwalzeinheit in der Maßwalzeinheit fertiggewalzt
werden.
[0008] Diese erfindungsgemäße Ausbildungsform der Walzstraße verringert wegen der erheblichen
Verkürzung der Gesamtanlage nicht nur den Aufwand für Fundamente und Hallen, sondern
erlaubt es, die größte Temperaturabsenkung nicht schon vor der Fertigwalzeinheit,
sondern in einer Temperaturausgleichsstrecke durch zwei Umführungen erheblich verlängert
mit der Einsatzmöglichkeit von Kühletrecken zwischen den Fertigwalzeinheiten vorzunehmen.
Die, dadurch weiter reduzierte Temperatur des Walzgutes beim Durchgang durch die Fertigwalzeinheit
und die Maßwalzeinheit erlaubt es, die Kühlstrecke zwischen diesen und der Walzgutsammeleinrichtung
kürzer zu halten. Weiter können, anders als bei den bekannten gattungsgemäßen Walzstraßen
dicke Walzgutabmessungen geradlinig in der zweiten Walzlinie in deren Fertigwalzeinheit
mit oder ohne Einsatz der Maßwalzeinheit fertig gewalzt werden, ohne daß es dazu gleichzeitig
eines Leerdurchlaufs durch die andere Fertigwalzeinheit in der ersten Walzlinie bedarf.
Diese Fertigwalzeinheit läßt sich aber auch vorab mit nachfolgendem Fertigwalzen in
der Maßwalzeinheit der zweiten Walzlinie einsetzen.
[0009] Die Erfindung wird anhand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Die Zeichnung gibt eine erfindungsgemäße Walzwerksanlage in der Draufsicht,
in schematischer Darstellung wieder.
[0010] Hinter dem letzten Gerüst 1 des nicht dargestellten Zwischenwalzabschnitts ist eine
Weiche 2 angeordnet, hinter der die durch einen Pfeil angedeutete Walzlinie W gradlinig
in die Walzlinie W2 übergeht. In dieser Walzlinie W2 sind, hinter der Weiche 2 eine
Kühlstrecke 3, eine Schere 4 und hinter dieser, unmittelbar hintereinander die Fertigwalzeinheit
5 und die Maßwalzeinheit 6 angeordnet. Es folgen dann bis zur Walzgutsammeleinrichtung
7 eine Temperaturausgleichsstrecke 8, hier mit zwei Kühlstrecken 9 und 10.
[0011] Die erste Walzlinie W1 zweigt hinter der Weiche 2 mit einer Temperaturausgleichsstrecke
11 ab, an deren Anfang eine Kühlstrecke 12 vorgesehen ist. Die Walzlinie W1 verläuft
dann parallel zur Walzlinie W2, und am Ende der Temperaturausgleichsstrecke 11 ist
in ihr die Fertigwalzeinheit 13 unmittelbar neben der Fertigwalzeinheit 5, mit vorgeordneter
Schere 14 angeordnet. Die Walzlinie W1 führt dann unter Nachordnung einer Kühlstrecke
15 noch weiter parallel zur Walzlinie W2 verlaufend in die Umführung 16, an deren
Ausgang eine Kühlstrecke 17 vorgesehen ist, als Temperaturausgleichsstrecke 20 im
Winkel zur Walzlinie W2 zurück in die weitere Umführung 18, an deren Ende die Walzlinie
über eine Weiche 19, hinter der Weiche 2 und vor der ersten Fertigwalzeinheit 5 wieder
in die zweite Walzlinie 2 mündet.
Bezugszeichenverzeichnis
[0012]
- 1
- Zwischenwalzabschnitt
- 2
- Weiche
- 3
- Kühlstrecke
- 4
- Schere
- 5
- Fertigwalzeinheit
- 6
- Maßwalzeinheit
- 6'
- Maßwalzeinheit
- 7
- Walzgutsammeleinrichtung
- 8
- Temperaturausgleichsstrecke
- 9
- Kühlstrecke
- 10
- Kühlstrecke
- 11
- Temperaturausgleichsstrecke
- 12
- Kühlstrecke
- 13
- Fertigwalzeinheit
- 14
- Schere
- 15
- Kühlstrecke
- 16
- Umführung
- 17
- Kühlstrecke
- 18
- Umführung
- 19
- Weiche
1. Kontinuierliche Feinstahl- oder Drahtstraße, umfassend, hinter dem Zwischenwalzabschnitt
der Straße angeordnete Fertigwalz- und Maßwalzeinheiten, vor, zwischen und hinter
diesen angeordnete Kühlstrecken und Temperaturausgleichstrecken sowie, diesen nachgeordnete
Walzgutsammeleinrichtungen,
dadurch gekenzeichnet,
daß die Fertigwalzeinheit zwei selbständige Fertigwalzeinheiten (5; 13) aufweist,
von denen die eine Fertigwalzeinheit (13) in einer,hinter dem Zwischenwalzabschnitt(1)
über eine Weiche (2), von einer zweiten Walzlinie (W2) abgezweigten ersten Walzlinie
(W1)angeordnet ist, die hinter dieser eine horizontale Umführung (16) und eine, zwischen
dieser, an der Fertigwalzeinheit (13) vorbeilaufende Temperaturausgleichsstrecke (20)
mit Kühlstrecke (17), sowie eine weitere, an diese anschließende Umführung (18) aufweist,
der eine, vor der Fertigwalzeinheit (5) in die zweite Walzlinie (W2) führende Weiche
(19) nachgeordnet ist, und daß die andere Fertigwalzeinheit (5), zusammen mit einer
Maßwalzeinheit (6) in der, parallel zu dieser ersten Walzlinie (W1) verlaufenden zweiten
Walzlinie (W2) angeordnet ist.
2. Drahtstraße nach Anspruch 1,
gekenzeichnet durch
eine, in der zweiten Walzlinie (W2), hinter der Weiche (2) und vor der Fertigwalzeinheit
(5) und der Maßwalzeinheit (6) angeordnete Kühlstrecke (3) und, zwei, diesen nachgeordnete
Kühlstrecken (9, 10).
3. Drahtstraße nach den Ansprüchen 1 und/oder 2,
gekenzeichnet durch,
in der ersten Walzlinie (W1), unmittelbar hinter der Fertigwalzeinheit (13) und vor
der ersten Umführung (16) und, hinter dieser, vor der Temperaturausgleichsstrecke
(20) angeordnete Kühlstrecken (15, 17).
4. Drahtstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
gekenzeichnet durch
in beiden Walzlinien (W1, W2) jeweils unmittelbar vor der jeweiligen Fertigwalzeinheit
(5; 13) angeordnete Scheren (4; 14).
5. Arbeitsverfahren zum Betreiben der Drahtstraße nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der aus dem Zwischenwalzabschnitt (1) kommende Walzdrahtstrang zunächst über die
Weiche (2) in die erste Walzlinie (W1) und dort in die Fertigwalzeinheit (13) eingebracht,
über die Umführungen (16, 18) und die Weiche (19) in die zweite Walzlinie (W2) geführt,
in der Fertigwalzeinheit (5) und Maßwalzeinheit (6) fertiggewalzt wird.
6. Arbeitsverfahren zum Betreiben der Drahtstraße nach den Ansprüchen 1 bis 4,
zum Walzen dicker Walzdrahtabmessungen,
dadurch gekennzeichnet,
daß der, aus dem Zwischenwalzabschnitt (1) kommende Walzdrahtstrang entweder im geradlinigen
Durchlauf durch die zweite Walzlinie (W2) eingebracht und in der Fertigwalzeinheit
(5) und der Maßwalzeinheit (6) bzw. über die Weiche (2) in die erste Walzlinie (W1
eingebracht, dort in der Fertigwalzeinheit (13) querschnittsverringernd gewalzt, anschließend
über die Umführungen (16, 18) in die Weiche (19) in die zweite Walzlinie (W2) geführt,
nach Leerdurchgang durch die Fertigwalzeinheit (5) in der Maßwalzeinheit (6) fertiggewalzt
wird.