[0001] Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Neigung eines über eine Federung auf
einem Fahrwerk abgestützten Wagenkastens eines Schienenfahrzeuges um eine Fahrzeuglängsachse,
die eine Wankstütze umfaßt.
[0002] Komfortverbesserungen für zu befördernde Fahrgäste und höhere Kurvengeschwindigkeiten
zum Zweck der Fahrzeitverkürzung sind Ziele einer aktiven Beeinflussung der Neigung
des Wagenkastens gegenüber dem zu befahrenden Gleis während Kurvenfahrten.
Parameter wie Krümmungsradius, Fahrzeuggeschwindigkeit und Gleisüberhöhung bilden
dabei die Basis für eine aktive Wagenkastenneigung.
[0003] Eine Vielzahl der bekannten Einrichtungen zur Neigung eines Wagenkastens, z. B. aus
der DE 28 39 904 A1 oder der EP 0 683 081 A1, schreibt durch ihre festgelegte Geometrie
(Pendel oder Rollbahn) eine feste und nicht immer optimale Drehpolbahn vor. Daraus
resultieren Nachteile im Bereich des Fahrkomforts sowie bei der Ausnutzung des Lichtraumprofiles
in Gleisbögen, so daß bei längeren Wagenkästen Einschränkungen in der Wagenkastenbreite
unvermeidlich sind. Nur durch eine rotatorische Bewegung um eine Längsachse, überlagert
durch eine translatorische Bewegung quer zur Fahrtrichtung, ist ein optimales Anpassen
des Wagenkastenquerschnittes an die kinematischen Begrenzungslinien möglich. Desweiteren
wird eine Umsetzung von vorhandenen Neigesystemen auf Einzelrad- / Einzelradsatzfahrwerken
sehr aufwendig und von Problemen durch zusätzliche Momente um die verbindende Radmittelpunktachse
begleitet, insbesondere, wenn niedrige Bauhöhen erreicht werden sollen.
[0004] Aus der DE 43 11 521 C1 ist es bekannt, die Verbindungselemente zwischen dem zu neigenden
Wagenkasten und dem Fahrwerk derart zu gestalten, daß eine Rückwirkung der aktiven
Neigung auf das Fahrwerk vermieden wird und das freie Auslenken der Fahrwerke gewährleistet
bleibt.
Ein sehr aufwendiges und in der Bauhöhe sehr anspruchsvolles Neigesystem ist aus der
EP 0 287 821 A1 bekannt. Es vereinigt ein Neigesystem basierend auf Pendel mit einer
Wankstütze des Torsionstyps und verwendet eine Zwischenwiege zur besseren Entkopplung
des Neigesystems vom Fahrwerk.
Aus der vorgenannten DE 43 11 521 C1 ist weiterhin eine Torsionswankstütze mit der
Option einer aktiven Querneigung bekannt. Auch wird vorgeschlagen, die aktive Neigesteuerung
bei Bedarf mit einer aktiven Querspielsteuerung zu kombinieren, d. h. ein gewisser
Leerlauf aus einer Mittelstellung des Wagenkastens soll in Querrichtung bis zum Wirksamwerden
der Querfederung variabel einstellbar sein, um so ein früheres oder späteres Ansprechen
der Querfederung zu erreichen und die Querund die Wankbewegungen besser zu koppeln.
Beim Einsatz dieser Einrichtung in Einzelrad-/Einzelradsatzfahrwerken mit im Fahrwerk
gelagerter Torsionsstabfeder ist ein zusätzliches Moment um die verbindende Radmittelpunktsachse
zu erwarten. Desweiteren ist eine um die Hochachse des Fahrwerks schwenkbare Lagerung
des Stützteiles (Torsionsstabfeder) erforderlich. Diese Schwenkbarkeit soll ein freies
Auslenken des Fahrwerks unter dem Wagenkasten ermöglichen. Es erweist sich als schwierig,
die Schwenkbarkeit des Stützteils zu realisieren, um die im Betrieb notwendigen Freiheitsgrade
des Fahrwerks gewährleisten zu können.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Einrichtung der vorgenannten
Art zur Neigung eines Wagenkastens gegenüber den Fahrwerken eines Schienenfahrzeugs,
insbesondere hinsichtlich der Wankstütze und der Wankstabilität zu verbessern.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch 1 gekennzeichnete Neigeeinrichtung
gelöst.
[0007] Durch die Verwendung eines im wesentlichen parallel zur Fahrwerkslängsachse des Fahrwerks
oder in der Vertikalen des Fahrwerks angeordneten Stützelementes mit gegenüberliegenden
Hebelarmen ist es möglich, unter Beibehaltung von geringen Bauhöhen, ein gerades Einfedern
des Wagenkastens über eine Sekundärfederung ungehindert sicherzustellen. Auch im geneigtem
Zustand des Wagenkastens wird ein ungehindertes Einfedern zugelassen, wobei Differenzbewegungen
in der Wagenkastenquerachse in Form von Wanken über das Stützelement aufgenommen und
verhindert werden. Somit bleibt in jedem Fahrzustand (ungeneigte Stellung oder Neigestellung)
der volle Fahrtkomfort vorhanden.
[0008] Zweckmäßige Weiterbildungen sind in den Ansprüchen 2 bis 9 angegeben.
[0009] Die Erfindung ist nachfolgend anhand zweier Ausführungsbeispiele mit Bezug auf die
Zeichnung näher erläutert.
[0010] Es zeigen
- Fig. 1
- ein Fahrwerk mit der erfindungsgemäßen Neigeeinrichtung mit Wankstütze in perspektivischer
Darstellung schräg von vorn;
- Fig. 2
- ein Fahrwerk mit der erfindungsgemäßen Neigeeinrichtung mit Wankstütze mit hydraulischem
Stellantrieb in ungeneigter Stellung des Wagenkastens im Querschnitt;
- Fig. 3
- die Anordnung gemäß Fig. 2 in geneigter Stellung des Wagenkastens im Querschnitt;
- Fig. 4
- ein Fahrwerk mit der erfindungsgemäßen Neigeeinrichtung mit Wankstütze mit elektrischem
Stellantrieb in ungeneigter Stellung des Wagenkastens im Querschnitt;
- Fig. 5
- die Anordnung gemäß Fig. 4 in geneigter Stellung des Wagenkastens im Querschnitt.
[0011] Die in den Figuren 1 bis 5 dargestellte, erfindungsgemäße Einrichtung zeigt das Fahrwerk
1 lediglich schematisch. Die Einrichtung kann bei Einzelrad- / Einzelradsatz- oder
Mehrradsatzfahrwerken Anwendung finden, ist aber besonders Vorteilhaft bei Einzelrad-
/ Einzelradsatzfahrwerken einsetzbar. Am Rahmen des Fahrwerks 1 sind an den Außenseiten
zwei Übertragungselemente, insbesondere Winkelhebel 4 gelenkig befestigt. Der Winkelhebel
4 weist einen ersten Hebel 4a und einen zweiten Hebel 4b auf. Die Lage der Winkelhebel
4 sollte bei Einzelrad- / Einzelradsatzfahrwerken in der Ebene der verbindenden Radmittelpunktsachse
fixiert sein, um keine zusätzlichen Momente um die Radmittelpunktsachse auf den Rahmen
des Fahrwerks 1 zu übertragen. Der Winkelhebel 4 verbindet ein an diesem gelenkig
gelagertes Stellglied 3, 11 mit einem am unteren Ende des Winkelhebels 4 am ersten
Hebelarm 4a gelenkig befestigtem Zug-Druckelement 5. Dabei sind die Stellglieder 3,
11 parallel zur Sekundärfederung 2 angeordnet und stellen eine Verbindung zwischen
den Winkelhebeln 4 und dem Wagenkasten 8 her.
Die Zug-Druckelemente 5 verbinden ihrerseits die Winkelhebel 4 mit einem Stützelement
6, welches in den Ausführungsbeispielen als Drehstabfeder ausgeführt ist, aber auch
in einer anderen Ausbildung denkbar ist. Für die Verbindung der Zug-Druckelemente
5 ist zum Zweck der Funktionalität der Einrichtung eine spiegelsymmetrische Anordnung
wichtig und kann dadurch realisiert werden, daß der Gelenkpunkt für den Winkelhebel
4, der mit dem tieferliegenden Zug-Druckelement 5 verbunden ist, um den Höhenversatz
der Kurbelarmanlenkpunkte vertikal versetzt angeordnet wird. Dieser Höhenunterschied
wird durch die unterschiedlich hohe Wagenkastenanbindung kompensiert. Das Stützelement
6 ist in den Ausführungsbeispielen im wesentlich längs zur Fahrtrichtung im Fahrwerk
1 oder im Wagenkasten 8 um die Fahrwerkslängssachse drehbar gelagert. Eine Anordnung
des Stützelementes 6 in der Vertikalen des Fahrwerks 1 ist gleichfalls möglich und
ermöglicht insbesondere eine flacherere Ausbildung der gesamten Einrichtung. Am Stützelement
6 sind zwei Hebelarme 6a mit Abstand zueinander befestigt, wobei die Hebelarme 6a
bezüglich der Drehachse des Stützelementes 6 einander gegenüberliegend angeordnet
sind. Die Hebelarme 6a sind vorteilhaft punktsymmetrisch bzw. spiegelsymmetrisch zur
Drehachse des Stützelementes 6 befestigt und stellen die Verbindung von den Zug-Druckelementen
5 zum Stützelement 6 her.
Mittig zwischen Wagenkasten 8 und Fahrwerk 1 ist mit Hilfe eines hydraulischen Stellantriebs
7 eine aktive Querverschiebung mit integrierter Querfederung realisiert (Fig. 3 und
Fig. 4). Dadurch soll eine möglichst optimale Drehpollage verwirklicht werden.
[0012] Notwendige Querbewegungen und das vertikale Einfedern des Wagenkastens 8 gegenüber
dem Fahrwerk 1 sind durch die vorliegende Kinematik der Einrichtung ungehindert möglich.
So wird eine Querbewegung durch ein gerades Gelenkviereck, gebildet aus den vertikal
gegenüberliegenden Stellelementen und den horizontal gegenüberliegenden Wagenkasten
8 und Fahrwerk 1, ermöglicht. Das vertikale Einfedern des Wagenkastens 8 überträgt
sich auf die Winkelhebel 4, die ihrerseits in den Gelenkpunkten mit in Längsrichtung
angeordneter Schwenkachse um die Fahrwerksaußenseiten gedreht werden und somit eine
Vertikalbewegung in eine teilweise horizontale Bewegung umwandeln. Die Zug-Druckelemente
5 nehmen diese gegenläufigen Bewegungen auf und übertragen diese über die als Kurbelwangen
ausgebildeten Hebelarme 6a auf das Stützelement 6. Auf Grund der punktsymmetrischen
Anordnung der Hebelarme 6a wird das Stützelement 6 in eine ungehinderte Drehung versetzt.
Ein selbständiges Wanken des Wagenkastens 8 wird im Gegensatz zum vertikalen Einfedern
verhindert. Dabei versucht der Wagenkasten 8 die Winkelhebel 4 parallel zur Wankrichtung
um ihre Gelenkpunkte zu verdrehen. Durch die gleiche Drehrichtung der Winkelhebel
4 wird über die Zug-Druckelemente 5 eine um die Achse des Stützelementes 6 entgegengesetzte
Verdrehung eingeleitet und abhängig von der Gesamtfedersteifigkeit ein möglichst geringer
Wankwinkel zugelassen.
Dieser der Wankbewegung entgegengerichtete Vorgang dient dem aktiven Neigen des Wagenkastens
8 als Stützebene für die seitlichen Stellglieder 3, 11.
[0013] In den Figuren 4 und 5 ist die erfindungsgemäße Einrichtung mit gleichartiger Wankstütze
unter Verwendung eines elektrischen Stellantriebes 10 dargestellt. Dabei ist der elektrische
Stellantrieb 10 im bzw. am Fahrwerk 1 befestigt und kann eine Querverschiebung des
Wagenkastens 8 parallel zu seiner aktiven Neigung erzeugen. Zur Übertragung der Stellbewegung
für die aktive Neigung dienen beispielsweise Zahnstangen. Diese Zahnstangen sind ebenfalls
im bzw. am Fahrwerk 1 gelagert und können translatorisch in Querrichtung zum Fahrzeug
bewegt werden. Zwei auf den Winkelhebeln 4 gelagerte Getriebe 9 beinhalten jeweils
ein auf einer Welle fest verbundenes Zahnradpaar. Mit dieser Anordnung soll eine Änderung
der Bewegungsrichtung sowie eine Wegübersetzung realisiert werden. Das heißt, daß
eine horizontale Bewegung einer ersten Zahnstange um einen Weg y in eine vertikale
Bewegung einer zweiten Zahnstange um einen Weg x umgewandelt werden soll. Das Wegverhältnis
x/y ist dabei von Parametern wie die max. erforderliche Stellkraft, der zur Verfügung
stehende Stellweg und der Stellkraft des elektrischen Stellantriebes 10 abhängig.
Nach einer Ermittlung der für den Einsatz der Neigeeinrichtung optimalen Drehpolbahn
kann eine entsprechende Abstimmung zwischen der translatorischen und rotatorischen
Querbewegung über die Getriebe 9 und der des elektrischen Stellantriebes 10 erfolgen.
[0014] Weiterhin kann im Mitnehmer 13 für den Wagenkasten 8 eine Querfeder integriert sein.
[0015] Das Gewicht des Wagenkastens 8 wird von der Sekundärfederung 2 aufgenommen und belastet
somit nicht die Elemente der Neigeeinrichtung. Für die Anordnung der Sekundärfederung
2 als Luftfeder ist eine eher mittige Dreipunktabstützung zu empfehlen, da bei voller
Neigung sehr hohe Vertikalwege an den Außenseiten des Wagenkastens durch die Luftfedern
kompensiert werden müßten. Die durch die mittige Anordnung resultierende höhere Wankneigung
wird durch die Wankstütze ausgeglichen und mittels einer noch näher zu erläuternden
Rückfallebene abgesichert.
[0016] Mit der Hilfe des Ist-Sollwertvergleiches wird der optimale, effektive Neigungswinkel
eingesteuert, wobei eine Wegmessung an der Stelleinrichtung vorgesehen werden kann
und somit eine direkte Rückmeldung der Istwerte erfolgt.
[0017] Die auf dieser Erfindung basierende Neigeeinrichtung ist weitgehend unabhängig von
einer möglichen Steuerung oder Regelung. Wobei Steuerung für Systeme steht, welche
auf der Basis der Kenntnis des Streckenverlaufs arbeiten. Sind dagegen Meßwerte aus
Beschleunigungen oder Positionsänderungen am Fahrzeug die Informationsbasis für die
erforderlichen Stelleinrichtungen, so ist damit eine Regelung gemeint.
[0018] Aus Gründen der Sicherheit fällt der Rückfallebene des Systems ein besonderes Gewicht
zu. Dies bedeutet, daß für einen Notbetrieb bei Ausfall des Arbeitskreises bzw. des
Steuer- oder Regelkreises besondere Einrichtungen zum Tragen kommen müssen. Für diese
Fälle ist vorzugsweise die Wagenkastenausgangsstellung mit einem Neigungswinkel von
0° anzustreben und zu fixieren. Hierfür eignen sich hydraulische Lösungen oder eine
mechanisch kraftschlüssige bzw. formschlüssige Verriegelung, wobei dann zur Erlangung
der Wagenkastenausgangsstellung die Sekundärfederung 2 aktiv zum Einsatz kommt und
danach eine Verriegelung erfolgt. Eine ständige Messung der Stellung der Antriebselemente
bzw. eine Kraft- oder Druckmessung läßt eine Unregelmäßigkeit in der Systemfunktion
erkennen und die notwendigen Maßnahmen zur Erlangung der Rückfallebene einleiten.
In der verriegelten Stellung beider Stellglieder 3, 11 kann das Fahrzeug ohne Bedenken
größere Strecken weiterfahren, weil die mechanische Wankstütze weiterhin voll funktionstüchtig
und unbeeinflußt vom Systemausfall arbeitet.
[0019] Die Neigung des Wagenkastens 8 basiert auf einer Abstützung der Stellglieder 3, 11
über die Verbindungselemente (Winkelhebel 4, Zug-Druckelement 5, Hebelarm 6a) auf
das Stützelement 6. Dabei muß beachtet werden, daß durch die Reihenschaltung vom Stellglied
3, 11 bis zum Stützelement 6 und der daraus resultierenden Summation der Einzelfedersteifigkeiten
die Gesamtfedersteifigkeit so ausgelegt wird, daß bei aktiver Längenänderung der Stellglieder
3, 11 nur eine vertretbare Neigungskompensation eintritt. Dabei ist die elastische
Verformung der Stütz- und Verbindungselemente nicht zu vernachlässigen. Die Größe
der sich ergebenen Gesamtfedersteifigkeit könnte dazu führen, daß die erforderliche
Federsteifigkeit des Stützelementes 6 sehr gering ausgelegt werden kann und somit
das Stützelement 6 im wesentlichen nur die Funktion eines Gelenkes mit Negationscharakteristik
übernimmt.
[0020] Eine gelenkige Verbindung zwischen den Hebelarmen 6a und den Zug-Druckelementen 5
gewährleistet die im Betrieb notwendigen Freiheitsgrade des Fahrwerkes 1 auch ohne
dem Stützelement 6 eine zusätzliche Schwenkbarkeit um die Hochachse des Fahrzeugs
zur Verfügung stellen zu müssen. Dies bedeutet in der Praxis eine wesentlich einfachere
Lagerung des Stützelementes 6, mit dem damit verbundenen einfacheren Einbau und den
daraus resultierenden Kostenvorteilen.
[0021] Die Zug-Druckelemente 5 müssen für eine korrekte Funktionalität der Kinematik im
gleichen Winkel zur Gleisebene spiegelsymmetrisch zueinander angeordnet sein und bilden
desweiteren eine gelenkige Einheit mit dem Winkelhebel 4. Bei entsprechender Anordnung
können die Zug-Druckelemente 5 mittels symmetrischer Kinematik der Einrichtung, durch
ihre Pendelstützcharakteristik mit einem konstanten Wirkungslinienverlauf auf die
Hebelarme 6a des Stützelementes 6 einwirken.
[0022] Eine Auslenkung des Fahrwerks 1 relativ zum Wagenkasten 8 wirkt sich insbesondere
an den Winkelhebeln 4 aus, da diese über die längenveränderlichen Verbindungselemente
3, 11 eine Verbindung zwischen Wagenkasten 8 und Fahrwerk 1 bewirken. Deshalb muß
die Abstützung des längenveränderlichen Verbindungselementes 3, 11 auf dem Winkelhebel
4 mit Gelenken, welche mindestens zwei Freiheitsgrade zulassen, realisiert werden.
Um eine momentenfreie Abstützung des Wagenkastens 8 um die verbindende Radmittelpunktsachse
bei Einzelrad- / Einzelradsatzfahrwerken zu gewährleisten, sollten die Berührungspunkte
vom Hebelarm 4b zum Rahmen des Fahrwerks 1 in der vertikal aufgespannten Ebene der
Radmittelpunktachse angeordnet sein.
[0023] Zur Realisierung der aktiven Wagenkastenbewegung sind unterschiedliche Arten von
Stellantrieben 7, 10 vorstellbar, wobei in Figur 2 und 3 eine Realisierung beider
Bewegungsarten (Translation und Rotation) über hydraulische Stellantriebe 7, und in
Figur 4 und 5 eine Realisierung über elektrische Stellantriebe 10 schematisch und
beispielhaft dargestellt ist.
[0024] Die seitlichen, längenveränderlichen Stellglieder 3, 11 bewirken die Neigebewegung
und stützen sich über die am Fahrwerk 1 drehbar gelagerten Winkelhebel 4 und den Zug-Druckelementen
5 über die Hebelarme 6a am Stützelement 6 ab. Dabei ändern die Winkelhebel 4 die Bewegungsrichtung
der seitlichen Stellglieder 3, 11 und übertragen somit die Kräfte und Bewegungen über
die Zug-Druckelemente 5 und die Hebelarme 6a auf das Stützelement 6.
[0025] Bei hydraulischen Stellantrieben 7 mit Hubzylindern muß jede Querkraftaufnahme vermieden
werden. Aus diesem Grund ist zu empfehlen, daß beispielsweise an der Kolbenstangenseite
ein Gelenkauge zur Befestigung am Wagenkasten 8 und ein Kugelgelenk zylinderseitig
zur Fixierung am Winkelhebel 4 verwendet wird. Dies gilt gleichermaßen für Einrichtungen
mit elektrischen Stellantrieben 10 und muß bei einer Realisierung entsprechende Berücksichtigung
finden.
[0026] Es ist auch eine Einrichtung mit einseitiger Ausbildung der Verstelleinrichtung möglich,
wobei weniger Bauelemente bei einer einfacheren Regelung verwendet werden können.
Die Belastung an dem Stellglied 3, 11 bleibt gleich, weil sich am Stützelement 6 ein
Momentengleichgewicht einstellen wird. Die Ausgangsposition wird durch die Mittelstellung
der Stellglieder 3, 11 beschrieben.
[0027] Nachteil dabei ist, daß doppelte Stellhübe für den gleichen Neigungswinkel einzustellen
sind. Für schnelles Neigen bei Verwendung von hydraulischen Doppelzylinder empfiehlt
sich die sog. Differential oder Eilgangschaltung.
Zur optimalen Einstellung des Wankpols muß der Neigebewegung eine translatorische
Bewegung quer zur Fahrtrichtung überlagert werden.
[0028] Da sich eine Querbewegung des Wagenkastens 8 auf die Lage des Drehpols während der
Neigung stark auf die Höhe des Drehpols auswirkt, ist eine aktive Querverstellung
des Wagenkastens 8 gegenüber dem Fahrwerk 1 zwingend, wenn für jeden Neigezustand
eine optimale Drehpunktlage, deutlich über dem Schwerpunkt des Wagenkastens 8 erreicht
werden soll. Durch die Zentrifugalkraft im zu durchfahrenden Gleisbogen, in Verbindung
mit einer günstigen Lage des Drehpols oberhalb des Schwerpunktes, wird das passive
Auslenken des Wagenkastens 8 gefördert, so daß die Stellglieder 3, 11 dann nur noch
unterstützend arbeiten müssen. Gleiches gilt für die Rückführung in die Ausgangsposition
des Wagenkastens 8.
[0029] Die vorliegende Erfindung ist geprägt durch eine Kombination einer Wankstütze mit
einer aktiven Querneigeeinrichtung in einem Schienenfahrzeug, mit einem im Wagenkasten
8 oder im Fahrwerk 1 gelagerten Stützelement 6, wobei sich der Wagenkasten 8 gegenüber
dem tragenden Fahrwerk 1 über wenigstens ein längenveränderliches, einstellbares Stellglied
3, 11 zum Zweck der Neigung abstützt.
[0030] Ausgehend von der ungeneigten Stellung des Wagenkastens 8 wird durch die aktive Änderung
der Länge von Stellgliedern 3, 11 der Wagenkasten 8 um eine einstellbare Drehachse
in Querrichtung zum einfahrenden Gleisbogen geneigt. Dieser Neigevorgang kann dabei
zur Einstellung der optimalen Drehpollage von einer aktiven Querverschiebung überlagert
werden.
Bezugsziffern
[0031]
- 1
- Fahrwerk
- 2
- Sekundärfederung
- 3
- Stellglied
- 4
- Winkelhebel
- 4a
- erster Hebelarm
- 4b
- zweiter Hebelarm
- 5
- Zug-Druckstange
- 6
- Stützelement
- 6a
- Hebelarm des Stützelements
- 7
- hydraulischer Stellantrieb
- 8
- Wagenkasten
- 9
- Getriebe
- 10
- elektrischer Stellantrieb
- 11
- Stellglied
- 13
- Mitnehmer
1. Einrichtung zur Neigung eines über eine Federung (2) auf einem Fahrwerk (1) abgestützten
Wagenkastens (8) eines Schienenfahrzeuges um eine Fahrzeuglängsachse, die eine Wankstütze
umfaßt, die mindestens ein im oder am Fahrwerk (1) oder Wagenkasten (8) gelagertes
Stützelement (6) aufweist, welches die Querbewegungen und das zur Hochachse des Wagenkastens
(8) parallele Einfedern des Wagenkastens (8) zuläßt, aber ein Wanken des Wagenkastens
(8) verhindert, wobei das Stützelement (6) zwei mit Abstand zueinander befestigte
Hebelarme (6a) aufweist, die mit einem ihnen zugeordneten, längenveränderlichen Stellglied
(3, 11) in Wirkverbindung stehen und das Fahrwerk (1) mit dem Wagenkasten (8) verbinden
und wobei eine ungehinderte Gerade vertikale Einfederung des Wagenkastens (8) gegenüber
dem Fahrwerk (1) bei Drehung des Stützelements (6) um seine eigene Achse ermöglicht,
dadurch gekennzeichnet, daß das Stützelement (6) im wesentlichen parallel zur Fahrwerkslängsachse in Fahrtrichtung
oder in der Vertikalen des Fahrwerks (1) angeordnet ist, dass am Stützelement (6)
die zwei Hebelarme (6a) in bezüglich der Drehachse des Stützelementes (6) gegenüberliegender
Anordnung zueinander befestigt sind, die jeweils mittels eines längenkonstanten Zug-Druckelementes
(5) in spiegelsymmetrischer Anordnung mit je einem, die Bewegungsrichtung ändernden
Übertragselements (Winkelhebel 4) derart miteinander in Verbindung stehen, daß die
Einrichtung ein zur Hochachse des Wagenkastens (8) paralleles Einfedern des Wagenkastens
(8) zuläßt, aber ein Wanken des Wagenkastens (8) verhindert wird und somit als Stützbasis
zum Zweck der Wagenkastenneigung geeignet ist.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Stützelement (6) als Drehstabfeder ausgebildet ist, auf deren Erstreckung
die Hebelarme (6a) in punktsymmetrischer Anordnung gegenüberliegend angeordnet sind.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Hebelarme (6a) des Stützelementes (6) jeweils gelenkig mit den längenkonstanten
Zug-Druckelementen (5) verbunden sind.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Übertragungselement als Winkelhebel (4) mit einem ersten Hebelarm (4a) und
einem zweiten Hebelarm (4b) ausgebildet ist.
5. Einrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Hebelarm (4a) in ungeneigter Lage des Wagenkastens (8) zur Gleisebene
gerichtet ist und der zweite Hebelarm (4b) zur senkrechten Fahrzeuglängsebene gerichtet
ist.
6. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die längenkonstanten, spiegelsymmetrisch angeordneten Zug-Druckelemente (5) gelenkig
mit den zur Gleisebene gerichteten ersten Hebelarmen (4a) des Winkelhebels (4) verbunden
sind.
7. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der zur Fahrzeuglängsebene weisenden zweiten Hebelarm (4b) des Winkelhebel (4)
gelenkig am Fahrwerk (1) und vorzugsweise in der Ebene der verbindende Radmittelpunktachse
bei Einzelrad- / Einzelradsatzfahrwerken, befestigt ist.
8. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das längenveränderliche Verbindungsglied (3, 11) im Schnittpunkt der Hebelarme
(4a und 4b) angreift und den Wagenkasten (8) mit dem Fahrwerk (1) verbindet.
9. Einrichtung nach einem Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß zum Zweck der Einstellung einer optimalen Drehpollage zwischen dem Wagenkasten
(8) und dem Fahrwerk (1) eine aktive Querverstelleinrichtung mit Stellantrieb (7,
10) angeordnet ist.